Titel: | Vergleichende Untersuchungen über die hydraulischen Eigenschaften der Ueberdruckturbinen. |
Autor: | Enno Heidebroek |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 1 |
Download: | XML |
Vergleichende Untersuchungen über die hydraulischen Eigenschaften der UeberdruckturbinenAuszug aus der bei der Königl. Technischen Hochschule
Hannover zur Prüfung als
„Doktor-Ingenieur“ eingereichten und genehmigten
Abhandlung..
Von Enno Heidebroek, Assistent an der Königl. Technischen Hochschule Charlottenburg.
Vergleichende Untersuchungen über die hydraulischen Eigenschaften der Ueberdruckturbinen.
Der belebende Einfluss, den die Fortschritte in der Ausnutzung natürlicher
Wasserkräfte für elektrische Kraftübertragung auf den gesamten Turbinenbau ausgeübt
haben, äusserte sich vor allem darin, dass in die Reihe der bisher üblichen
Turbinensysteme, wie sie seit einer Reihe von Jahren je von der einen oder anderen
Turbinenfirma als Spezialität gebaut wurden, sich eine Anzahl neuer Konstruktionen
eindrängte, welche den gesteigerten Anforderungen der Stromerzeuger in Bezug auf
hohe Umlaufszahl und leichte Regulierbarkeit unter gleichzeitiger bester Ausnutzung
der vorhandenen Energie besser als bisher genügten. Während für hohe Gefälle und
geringe Wassermengen die partiell beaufschlagte Freistrahlturbine sich in ihren
äussersten Konsequenzen bis zum Pelton-Motor und den sogen. Löffelturbinen
entwickelte, eroberten sich für grössere Wassermengen die radialen
Ueberdruckturbinen, die mit Hilfe des Saugrohres auch kleine veränderliche Gefälle
vorteilhaft auszunutzen gestatteten, immer mehr das Feld; unter ihnen wieder vor
allem die mit äusserer Beaufschlagung versehenen, die sogen. Francis-Turbinen in
ihren verschiedenen Ausführungsformen. Auf der Pariser Weltausstellung liessen die
Ausstellungen der grossen Schweizer Firmen diese beiden, hier gekennzeichneten
Richtungen des modernen Turbinenbaues besonders ausgeprägt erscheinen (vgl. Reichel, Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1900; Turbinen auf der Weltausstellung in Paris).
Die Vorzüge des Francis-Systems, vor allem für elektrische Kraftübertragung, sind in
der Fachlitteratur der letzten Jahre bereits häufiger hervorgehoben; verkennen lässt
sich aber nicht, dass es, namentlich in Verbindung mit selbstthätigen Regulier
Vorrichtungen, zu teueren Konstruktionen führt, die sich zwar da bezahlt machen, wo
eben jene hohen Anforderungen vorliegen, aber in vielen anderen Fällen aus Gründen
der Wirtschaftlichkeit einfacheren Ausführungen weichen müssen. So erhalten sich
insbesondere da, wo Wasser in Hülle und Fülle vorhanden ist, wie z.B. in Norwegen,
die älteren Formen der Achsialturbinen mit ihren zwar theoretisch ungünstigen, aber
leicht zu bedienenden und wenig kostspieligen Regulierungen und geringen
Umlaufszahlen.
Ueberhaupt steht gerade im Turbinenbau die unendliche Mannigfaltigkeit der
vorliegenden natürlichen Verhältnisse einer Schematisierung der Konstruktionen im
Wege und erschwert ihre Ausführung als Massenartikel. Die massgebenden Faktoren der
Turbine, Wassermenge und Gefälle, sind fast immer auch noch für jeden einzelnen Fall
zeitlich veränderlich und ausserdem mit den verschiedensten Anforderungen bezüglich
Umlaufszahl und Leistung in Einklang zu bringen. Den hierdurch gegebenen Bedingungen
hat der ausführende Konstrukteur je nach der Lage der Dinge in der einen oder
anderen Weise, unter vorwiegender Berücksichtigung des einen oder anderen Umstandes
gerecht zu werden.
Die theoretische Betrachtung, soweit sie in der Fachlitteratur der letzten Jahre zu
Tage tritt, bietet über die Abhängigkeit der Turbine von eben jener Veränderlichkeit
wenig zusammenhängende Untersuchungen, wohl nicht zum mindesten aus dem Grunde, weil
genaue Bremsversuche und Wassermessungen, namentlich bei grösseren Anlacen,
bedeutenden Schwierigkeiten begegnen. Bei dem dadurch bedingten Mangel an
Erfahrungswerten müssen auch in den bekannten Lehrbüchern über die Theorie der Turbinen die genauen theoretischen
Berechnungen, welche besonders den verwickelten Vorgängen beim Uebergang des Wassers
vom Leitrad in das Laufrad auf den Grund zu gehen suchen, zu ihrer Korrektur auf
mancherlei Koeffizienten von sehr unsicherem Werte zurückgreifen.
Die vorliegenden Untersuchungen haben, ohne auf diese speziellen Fragen näher
einzugehen, den Zweck, mittels einer angenäherten Methode und an der Hand eines
bestimmten Beispieles vergleichsweise festzustellen, welchen Einfluss bei den
Ueberdruckturbinen Veränderungen in den massgebenden Faktoren der Turbine:
Wassermenge, Gefälle, Umlaufszahl auf die hydraulischen Verhältnisse im Lauf- und
Leitrade ausüben, die entstehenden wesentlichen hydraulischen Verluste zu bestimmen,
und vor allem die daraus resultierenden Drehmomente und Leistungen in ihrer
Abhängigkeit von eben jenen Veränderungen zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen in
Schaulinien dargestellt werden, um ihre Gesetzmässigkeit, soweit sie vorhanden ist,
und die daraus zu ziehenden Schlüsse erkennen zu lassen.
(Auf die Zweckmässigkeit solcher Schaulinien weist auch Zeuner in seinem inzwischen erschienenen Buch: Vorlesungen über Theorie der Turbinen hin. Er leitet dabei ganz allgemein
die zur Aufstellung einzelner solcher Diagramme führenden Gesetze aus Gleichungen
her, die unter strenger Berücksichtigung aller Umstände den Gegenstand genauer
umfassen, als es in der vorliegenden Arbeit beabsichtigt war.)
Während im allgemeinen die Berechnung einer Turbine für die günstigste Umlaufszahl,
d.h. stossfreien Eintritt des Wassers in das Laufrad und senkrechten Austritt
erfolgt, wird dieser Zustand im Betriebe selbst häufig nicht eingehalten werden
können; es sollen deshalb auch hier die rechnerischen Grundlagen ganz allgemein
abgeleitet werden.
Folgende Gleichungen, welche die hydraulischen Vorgänge vom Oberwasserspiegel bis
Unterwasserspiegel verfolgen, seien dabei zu Grunde gelegt:
Es bezeichne:
H das gesamte zur Verfügung stehende Gefälle in m,
Q die Wassermenge in cbm/Sek.,
H0 den Abstand des
Oberwasserspiegels vom Eintrittsumfange des Laufrades,
Hu den Abstand des
Austrittsumfanges des Laufrades vom Unterwasserspiegel,
HL die achsial
gemessene Höhe, welche das Wasser im Laufrade durchfällt,
h, h1, h2 die hydraulischen
Ueberdruckhöhen im Spalt, im Eintritts- und Austrittsumfange des Laufrades,
h_1-h_2=\frakfamily{h}_s das sogen. Ueberdruckgefälle des
Laufrades,
α den Winkel des absoluten Wasserweges mit der
Eintrittskante des Laufrades,
β, y die Winkel der Schaufelenden, d.h. des relativen
Wasserweges mit der Eintritts- bezw. Austrittskante des Laufrades,
ce die absolute
Geschwindigkeit vor dem Laufrade,
we die relative
Eintrittsgeschwindigkeit am Laufrade,
we' die zur
Schaufelrichtung im Laufradeintritt parallele Komponente von we im Laufrade,
wα die relative
Austrittsgeschwindigkeit im Laufrade,
cα die absolute
Austrittsgeschwindigkeit,
cα' die senkrecht zum
Austrittsumfange gerichtete Komponente von cα, welche zugleich die Geschwindigkeit im
Saugrohre sein soll,
vo die
Umfangsgeschwindigkeit des Laufrades am Eintritt,
va die
Umfangsgeschwindigkeit des Laufrades am Austritt,
ρ1H die mit der Bewegung des Wassers bis zum
Leitradaustritt verbundene Widerstandshöhe,
ρ2' H Widerstandshöhe für den Uebergang zwischen Leit- und
Laufrad,
ρ3H Widerstandshöhe für die Bewegung im Laufrade,
ρ4H Widerstandshöhe für die Bewegung vom Laufradaustritt
bis zum Unterwasserspiegel.
Die Geschwindigkeiten im Ober- und Unterwasserspiegel sind vernachlässigt.
Die eingeführten Geschwindigkeiten gelten für den mittleren Wasserfaden; als mittlere
Geschwindigkeiten sollen sie sich auf die ganze Breite der Turbine beziehen.
Für die vier bekannten Bewegungsabschnitte des Wassers gelten dann die
Gleichungen:
h+\frac{{c_e}^2}{2\,g}=H-H_u-H_L-\varrho_1\,H
h_1+\frac{(w'_e)^2}{2\,g}=h+\frac{w_e^2}{2\,g}-\varrho'_2\,H
\begin{array}{rcl}H_2+\frac{{w_a}^2}{2\,g} &=& h_1+\frac{(w'_e)^2}{2\,g}+H_L+\frac{{v_a}^2-{v_e}^2}{2\,g}-\varrho_3\,H\\ O&=&h_2+\frac{{c_a}^2}{2\,g}+H_u-\varrho_4\,H.
\end{array}
Hierin hat we' als
relative Eintrittsgeschwindigkeit nach erfolgtem
Eintritt des Wassers in das Laufrad eigentlich nicht mehr die Bedeutung, wie vorher
angegeben. Wird die letztere beibehalten, so liegt hierin eine Annäherung, welche
durch die Bewertung der Widerstandskoeffizienten ausgeglichen werden kann, zu der
man aber wegen der zweifelhaften Grösse dieser Koeffizienten, namentlich bei
Berücksichtigung der Schaufeldicken, gezwungen ist, um überhaupt rechnen zu können.
Aus der letzten Gleichung folgt, da der Gefällsverlust ρ4 H im wesentlichen =\frac{{c_a}^2}{2\,g} zu
setzen ist:
O = h2
+ Hu.
Wird dies berücksichtigt, und in der zweiten Gleichung h
nach der ersten eingeführt, so entsteht:
h_1-h_2=\frakfamily{h}_s=H-H_L-\frac{{c_e}^2}{2\,g}
+\frac{{w_e}^2}{2\,g}-\frac{(w'_e)^2}{2\,g}-(\varrho_1+\varrho'_2)\,H.
In dem Ausdruck ρ2' H ist für den Fall, dass die Turbine nicht mit der
günstigsten Geschwindigkeit läuft, der Stossverlust
\frac{{w_e}^2}{2\,g}-\frac{(w'_e)^2}{2\,g} (vgl. Fig. 1)
mit enthalten, so dass man etwa setzen kann
\varrho'_2\,H=\varrho_2\,H+\left[\frac{{w_e}^2}{2\,g}-\frac{(w'_e)^2}{2\,g}\right].
Darin stellt ρ2
H den Druckhöhenverlust dar, welcher unter allen
Umständen, d.h. auch bei der günstigsten Umlaufszahl der Turbine mit der Bewegung
des Wassers aus dem Spalt in das Laufrad verknüpft ist, während
\frac{{w_e}^2-(w'_e)^2}{2\,g}
nur dann auftritt, wenn die Umlaufszahl von der günstigsten
abweicht.
Setzt man den Wert für ρ2
H in die vorhergehende Gleichung ein, so erhält
man:
h_1-h_2=\frakfamily{h}_s=H-H_L-\frac{{c_e}^2}{2\,g}-(\varrho_1+\varrho_2)\,H.
Das Ueberdruckgefälle erscheint also unabhängig von dem Stossverlust. Dagegen wird
dieser bei der Bestimmung der Leistung der Turbine als Verlust berücksichtigt.
Aus der Gleichung
h_2+\frac{{w_a}^2}{2\,g}=h_1+\frac{(w'_e)^2}{2\,g}+H_L+\frac{{v_a}^2-{v_e}^2}{2\,g}-\varrho_3\,H
folgt:
h_1-h_2=\frakfamily{h}_s=\frac{{w_a}^2}{2\,g}-\frac{(w'_e)^2}{2\,g}-H_L+\frac{{v_e}^2-{v_a}^2}{2\,g}+\varrho_3\,H
Die Höhe HL, welche bei
Radialturbinen entweder = O oder doch sehr klein wird,
werde gegen H überhaupt vernachlässigt; auf den Wert
von ce ist sie ohnehin
von keinem Einfluss.
Setzt man dann:
(\varrho_1+\varrho_2)\,H=(\varphi_1+\varphi_2)\,\frac{{c_e}^2}{2\,g};
ferner
\varrho_3\,H=\varphi_3\,\frac{{w_a}^2}{2\,g}
so entsteht:
\frakfamily{h}_s=H-(1+\varphi_1+\varphi_2)\,\frac{{c_e}^2}{2\,g} . . . 1)
\frakfamily{h}_s=(1+\varphi_3)\,\frac{{w_a}^2}{2\,g}-\frac{(w'_e)^2}{2\,g}+\frac{{v_e}^2-{v_a}^2}{2\,g} . . . 2)
Der Winkel β werde hier, als bei Ueberdruckturbinen,
allgemein = 90° genommen, so dass
we' = cesin α . . . . . . 1a)
Der gesamte Eintrittsquerschnitt des Laufrades senkrecht zur Richtung von we' sei f_{e_r}; der
Austrittsquerschnitt senkrecht wa sei f_{e_r}; dann gilt für ein bestimmtes Laufrad:
w_e\cdot f_{e_r}=w_a\cdot f_{a_r}
oder 3)
\frac{w'_e}{w_a}=\frac{f_{a_r}}{f_{e_r}}=\mbox{Konst.};
und aus Gleichung 2) und 3) entsteht, da
w_a=\frac{w'_e}{a}
ist:
\frakfamily{h}_s=(1+\varphi_3)\,\frac{(w'_e)^2}{a^2\,2\,g}-\frac{(w'_e)^2}{2\,g}+\frac{{v_e}^2-{v_a}^2}{2\,g} 4)
Es war aber we' = ce sin α, also wird
\frakfamily{h}_s=\frac{(1+\varphi_3)\,sin^2\,\alpha}{a^2}\cdot \frac{{c_e}^2}{2\,g}-\frac{{c_e}^2\,sin^2\,\alpha}{2\,g}+\frac{v^2-{v_a}^2}{2\,g}
oder
\frakfamily{h}_s=\frac{{c_e}^2}{2\,g}\,\left[\left(\frac{1+\varphi_3}{a^2}-1\right)\,sin^2\,\alpha\right]+\frac{{v_e}^2-{v_a}^2}{2\,g}
\frakfamily{h}_s=\frac{{c_e}^2}{2\,g}\,\left[\frac{(1+\varphi_3-a^2)\,sin^2\,\alpha}{a^2}\right]+\frac{v^2-{v_a}^2}{2\,g} 4a)
Aus 1) und 4a) folgt nunmehr:
\left{{\frac{{c_e}^2}{2\,g}=\frac{H-\frac{{v_e}^2-{v_a}^2}{2\,g}}{\frac{sin^2\,\alpha}{a^2}\,(1+\varphi_3-a^2)+(1+\varphi_1+\varphi_2)}}\atop{=\frac{H-\frac{{v_e}^2-{v_a}^2}{2\,g}}{b}}}\right\}\
.\ 5)
Für Achsialturbinen würde ve
= va, also einfach
\frac{{c_e}^2}{2\,g}=\frac{H}{b}=\mbox{Konst.}\,\cdot\,H . . . . 5a)
Folgende hydraulische Verluste sollen nunmehr, vom Oberwassergraben bis
Unterwasserspiegel, bei der Bewegung des Wassers in Rechnung gezogen werden (von den
mechanischen Verlusten sei ganz abgesehen):
1) \frac{(\varphi_1+\varphi_2)\,{c_e}^2}{2\,g}
2) \frac{\varphi_3\,{w_a}^2}{2\,g}=\varphi_3\,H
3) Stossverlust beim Eintritt des Wassers in das Laufrad =\frac{{c_n}^2}{2\,g}, soweit derselbe
nicht bereits in \varphi_2\,\frac{{c_e}^2}{2\,g} enthalten ist.
Textabbildung Bd. 317, S. 3
Fig. 1.
In Fig. 1 ist w_e=\overline{a\,b} die aus ve und ce konstruierte
Relativgeschwindigkeit des Wassers; für die relative Bewegung durch das –
feststehend gedachte – Laufrad kann aber nur die Projektion von we auf die
Laufradrichtung, d.h. we' ausgenutzt werden. Da nun im Dreieck (a\,b\,c)\,:\,(\overline{b\,c})^2=(\overline{a\,b})^2-(\overline{a\,c})^2 ist, so bedeutet
\frac{{c_n}^2}{2\,g}=\frac{(\overline{b\,c}^2)}{2\,g}
den durch Stoss zerstörten Teil der Geschwindigkeitshöhe des
Wassers am Eintritt in das Laufrad.
4) Verlust durch die absolute Austrittsgeschwindigkeit des Wassers: \frac{{c_a}^2}{2\,g}.
Die Summe aller dieser Verluste „ΣV“. ist von H abzuziehen; der Rest, als Bruchteil von H ausgedrückt, ergibt den hydraulischen Wirkungsgrad
der ηh Turbine.
Bezeichne ich die in einem beliebigen Falle von der Turbine geschluckte Wassermenge
allgemein mit Q, im Gegensatz zu der Wassermasse Q0, welche für den
normalen Gang vorausgesetzt ist, so ergibt
N_h=\frac{1000\,\eta_k\,Q\,H}{75}
die Leistung der Turbine in PS.
Das von der Turbine geleistete Drehmoment ergibt sich zu
M_d=716,2\,\frac{N_k}{n}\mbox{ mkg}
oder, wenn De der
Durchmesser des Laufrades am Eintritt ist:
M_d=\frac{716,2\,N_h\,D_e\,\pi}{60\,v_e}.
Um die Uebersichtlichkeit der folgenden Rechnungen nicht allzu sehr zu erschweren,
sind bei der Ermittelung von ηh kleine Verluste unberücksichtigt gelassen, die bei einer
genaueren Berechnung in Betracht zu ziehen wären. So wurde der Spalt zwischen Lauf-
und Leitrad als unendlich schmal angenommen, und der durch Ausspritzen des Wassers
aus demselben entstehende Verlust an Wassermenge vernachlässigt; desgleichen ist auf
den Stoss des Wassers infolge der Schaufelköpfe keine besondere Rücksicht genommen.
Diese Vernachlässigung erscheint aber gerechtfertigt im Hinblick auf die oben
bereits erwähnte Unsicherheit der eingeführten Koeffizienten überhaupt, deren Grösse
hier als ganz unmassgeblich angenommen werden soll; allenfalls wäre nur zum Schluss
das errechnete ηh
entsprechend zu korrigieren. Weiterhin ist angenommen worden, dass die absolute
Austrittsgeschwindigkeit ce zugleich die Geschwindigkeit im Saugrohre darstellt, und nach
dessen unterem Ende hin dieselbe bleibt. Bekanntlich lässt sich dieser Verlust
\frac{{c_e}^2}{2\,g} aber zum Teil noch dadurch wieder gewinnen, dass man das Saugrohr nach
unten erweitert und dadurch die Geschwindigkeit des Wassers im Saugrohr nach unten
hin verkleinert; denn nur die am Austritt des Saugrohres herrschende
Geschwindigkeitshöhe ist für die Turbine verloren.
Textabbildung Bd. 317, S. 3
Fig. 2.
Als Beispiel, an welchem die Rechnungen durchgeführt sind, wurde eine Francis-Turbine
gewählt, welche für H = 3,24 m und Q0 = 2,58 cbm/Sek.
thatsächlich ausgeführt
ist. Die Anordnung derselben, welche aus Fig. 2
hervorgeht, ist die normale mit stehender Welle und an das Laufrad anschliessendem
Saugrohr.
Das Laufrad besitzt die gewöhnliche Form bei einem äusseren Durchmesser Da = 1500 mm, einem
inneren Di = 1022 mm,
gemessen am „mittleren Wasserfaden“. Die Zahl der Laufradschaufeln ist 28,
die der drehbaren Leitradschaufeln 32, die Breite des Laufrades 335 mm.
Textabbildung Bd. 317, S. 4
Fig. 3.
Für den Fall des günstigsten Laufes, also stossfreien Eintritt des Wassers und
senkrechten Austritt war dabei angesetzt:
ve = m/Sek. = 2,9 √√H (entsprechend n =
66)
\begin{array}{rcl}v_a&=&b_1\,v_e=\frac{1022}{1500}\,c_e=0,682\,v_e\\ &=&3,53\mbox{ m/Sek.}=1,97\,\sqrt{H}\end{array}
∢ β = 90°; ∢ γ = 29° 30; ca ⊥ va
und ca = va tgγ
ca' =ca =1,115 √H =
2,04 m/Sek ;
\frac{{c_a}^2}{2\,g}=0,06\,H..
Für eben jenen oben genommenen Fall des günstigen Ganges ergab die Stellung der
Leitradschaufel einen
∢ a = 21° 50'.
Ferner war berechnet
w_a=\frac{v_a}{cos\,\gamma}=4,08\mbox{ m/Sek.}=2,27\,\sqrt{H}
we' = we = ve tga = 5,21 . 0,401 =
2,12 m/Sek. = 1,18
√H also (Gleichung 3)
\frac{w'_e}{w_a}=\frac{f_{a_r}}{f_{e_r}}=a=0,523..
Der Querschnitt fe des
Leitrades, senkrecht ce
gemessen, ergab sich zu fe = 0,459 qm.
Textabbildung Bd. 317, S. 4
Fig. 4.
Die angegebenen Geschwindigkeiten ca und wa beziehen sich auf den „mittleren Wasserfaden“ des Laufrades,
den wir uns etwa durch die Mitte der Austrittskante geführt denken; in Wirklichkeit
ändert sich die Grösse von wa über den Austrittsbogen, während sie hier als gleichmässig über
dessen ganze Länge verteilt angenommen ist. Die aufgestellten Beziehungen gelten in
dieser Form aber auch ganz allgemein für eine gewöhnliche Radialturbine äusserer
Beaufschlagung mit Schaufeln konstanter Breite bei Einhaltung der gegebenen
Messe (vgl. Fig. 4).
Dazu soll ferner zunächst der ∢ α nicht als veränderlich
angesehen werden, sondern soll die angegebene Grösse von 21° 50' als unverändert
beibehalten werden, wie das bei einer jeden Turbine mit feststehenden
Leitradschaufeln der Fall ist.
Unter Zugrundelegung der obigen Abmessungen soll nunmehr zunächst festgestellt
werden, welchen Einfluss eine Veränderung in der Umlaufszahl der Turbine auf die bezüglichen Geschwindigkeiten u.s.w. im
Laufrade, und damit auf die Leistung und das ausgeübte Drehmoment bewirkt. Eine
derartige Veränderung tritt im Betriebe bei jeder Ent- oder Belastung der Turbine
auf; eine Entlastung, d.h. eine Verkleinerung des von der Turbine zu überwindenden
Drehmomentes, bewirkt jedesmal, wie bekannt, eine Erhöhung der Umlaufszahl, während
eine Belastung, d.h. eine Vergrösserung des zu überwindenden Drehmomentes eine
Verringerung der Umlaufszahl zur Folge hat. Die eventuell vorhandene
Reguliervorrichtung hat diese Geschwindigkeitsänderungen auszugleichen.
Das nutzbare Gefälle H der Turbine werde als konstant
angesehen; dann galt nach der oben entwickelten Gleichung 5)
\frac{{c_e}^2}{2\,g}=\frac{H-\frac{{v_e}^2-{v_a}^2}{2\,g}}{\frac{sin^2\,\alpha}{a^2}\,(1+\varphi_3-a^2)+(1+\varphi_1+\varphi_2)}
=\frac{H-\frac{{v_e}^2-{}v_a^2}{2\,g}}{b}
Ich setze nunmehr ve =
a1
√H, worin a1 veränderlich. (Ebenso wie ve mögen alle Grössen, der Einfachheit
der Rechnung wegen, als entsprechende Vielfache von √H
ausgedrückt werden.) So ist
ve2 = a1 √H; ve2 = a12 H; va=b1 ve – b1 a1 √H
va2 = a12 b12 H; ve2 – va2 = aa2 (1 – b12) H
oder, da.
b_1=\frac{D_a}{D_e}=0,628;\ \frac{{v_e}^2-{v_a}^2}{2\,g}=0,027\,{a_1}^2\,H=a_2\,H.
In dem Ausdruck „b“ der Gleichung 5) sind für den
vorliegenden Fall die Koeffizienten φ1 + φ2 = 0,12; φ3 = 0,08 (nach Angaben von Prof. Reichet) angenommen und zwar als konstant für die
verschiedenen Geschwindigkeiten; eine Annahme, die der Wirklichkeit nicht ganz
entsprechen wird.
Dafür wird: b= 1,525 und
6) \frac{{c_e}^2}{2\,g}=\frac{H=a_2\,H}{b}=\frac{H\,(1-a_2)}{b}=\frac{H\,(1-a_2)}{1,525}.
Daraus findet man
7) c_e=\sqrt{\frac{2\,g}{b}}\,\sqrt{1-a_2}\,\sqrt{H}=3,59\,\sqrt{1-a_2}\,\sqrt{H}
und 8) Q = cefe als die jeweilig von der
Turbine geschluckte Wassermenge.
Nach Gleichung 1a) ist weiter
we1 = ce sin α = 0,372 ce.
Die Grösse von we selbst ist danach leicht zeichnerisch zu
ermitteln aus ve, ce und ∢ α
damit auch die Grösse cn, welche den Stossverlust beim Eintritt bestimmt (vgl. Fig. 1). Weiter ist nach Gleichung 3): w_a=\frac{w'_e}{a}=\frac{w'_e}{0,523}
bestimmt, und aus dem bekannten Wert va = b1
ve und wa und ∢ γ lässt sich nunmehr auch ca leicht zeichnerisch feststellen. Damit
ist man in der Lage, die oben angegebenen hydraulischen Verluste sämtlich
auszurechnen, also auch ηh und es wird sodann
N_h=\frac{\eta_h\,Q\,H\,1000}{75}
Bezeichnet ferner A die Arbeit in mkg, ω die Winkelgeschwindigkeit der Turbine, so ist
bekanntlich
A=M_d\,\omega;\ M_d=\frac{A}{\omega}=\frac{A\,D_e}{2\,v_e},
also sind
M_d=\frac{A\,1,5}{2\,a_1\,\sqrt{H}}=\frac{0,417\,A}{a_1\,\sqrt{H}}.
Denke ich nunmehr ve =
a1
√Hverändert von O√H bis
6√H, entsprechend einer Aenderung der Umlaufszahlen
von n = 0 bis w = 137, so
ergibt die nach obigen Angaben durchgeführte Rechnung die in den folgenden Tabellen
1 bis 6 enthaltenen Werte.
Tabelle 1.
Nr.
a
1
a
1
2
a2 = 0,027 a2
1 – a2
1
0,0
0,0
0,0
1,0
2
0,5
0,25
0,0068
0,9932
3
1,0
1,0
0,0272
0,9728
4
1,5
2,25
0,0612
0,9388
5
2,0
4,0
0,109
0,8910
6
2,5
6,25
0,17
0,8300
7
3,0
9,0
0,244
0,7560
8
3,5
12,25
0,333
0,6670
9
4,0
16,0
0,435
0,5650
10
4,5
20,25
0,55
0,4500
11
5,0
25,0
0,68
0,3200
12
5,5
30,25
0,824
0,1760
13
6,0
36,0
0,980
0,0200
Tabelle 2.
Nr.
\frac{{c_e}^2}{2\,g}=\frac{(1-a_2)\,H}{1,525}
\sqrt{1-a_2}
ce
Q = 0,459 ce
n
1
0,656 H
1,0
3,59 √H
1,65 √H
0,0
2
0,652 „
0,996
3,58 „
1,65 „
11,4
3
0,638 „
0,986
3,53 „
1,62 „
22,8
4
0,617 „
0,969
3,48 „
1,60 „
34,3
5
0,585 „
0,943
3,38 „
1,55 „
45,6
6
0,545 „
0,912
3,27 „
1,50 „
57,2
7
0,496 „
0,870
3,12 „
1,43 „
68,4
8
0,437 „
0,817
2,93 „
1,35 „
80,0
9
0,371 „
0,753
2,70 „
1,24 „
91,5
10
0,296 „
0,671
2,41 „
1,11 „
103,0
11
0,210 „
0,566
2,03 „
0,935 „
114,0
12
0,116 „
0,419
1,51 „
0,694 „
126,0
13
0,0131 „
0,1145
0,411 „
0,189 „
137,0
Tabelle 3.
Nr.
\frakfamily{h}_s
we' = ce sin α
we(graph. best.)
1
0,265 H
1,335 √H
3,59 √H
2
0,270 „
1,33 „
3,12 „
3
0,286 „
1,31 „
2,63 „
4
0,309 „
1,29 „
2,16 „
5
0,344 „
1,255 „
1,87 „
6
0,390 „
1,215 „
1,33 „
7
0,445 „
1,16 „
1,17 „
8
0,511 „
1,09 „
1,33 „
9
0,583 „
1,00 „
1,81 „
10
0,669 „
0,895 „
2,45 „
11
0,765 „
0,755 „
3,20 „
12
0,873 „
0,561 „
4,13 „
13
0,985 „
0,153 „
5,62 „
Tabelle 4.
Nr.
w_a=\frac{w'_e}{a}
ca' = wa' sin γ
ca(graph. best.)
\frac{{c_a}^2}{2\,g}
1
2,55 √H
1,255 √H
2,55 √H
0,331 H
2
2,54 „
1,25 „
2,24 „
0,256 „
3
2,51 „
1,23 „
1,92 „
0,187 „
4
2,47 „
1,215 „
1,64 „
0,137 „
5
2,40 „
1,18 „
1,39 „
0,098 „
6
2,325 „
1,145 „
1,19 „
0,072 „
7
2,22 „
1,095 „
1,10 „
0,062 „
8
2,08 „
1,025 „
1,17 „
0,070 „
9
1,91 „
0,94 „
1,42 „
0,103 „
10
1,71 „
0,843 „
1,78 „
0,161 „
11
1,48 „
0,728 „
2,24 „
0,264 „
12
1,07 „
0,527 „
2,86 „
0,416 „
13
0,293 „
0,144 „
3,83 „
0,746 „
Tabelle 5.
Nr.
\frac{{c_n}^2}{2\,g}
(\varphi_1+\varphi_2)\,\frac{{c_e}^2}{2\,g}
\varphi_3\,\frac{{w_a}^2}{2\,g}
ΣV
1
0,565 H
0,079 H
0,027 H
1,002 H
2
0,408 „
0,078 „
0,026 „
0,768 „
3
0,264 „
0,076 „
0,026 „
0,553 „
4
0,154 „
0,074 „
0,025 „
0,390 „
5
0,067 „
0,0702 „
0,023 „
0,2582 „
6
0,015 „
0,0654 „
0,022 „
0,1744 „
7
0,007 „
0,0595 „
0,020 „
0,144 „
8
0,030 „
0,0525 „
0,018 „
0,1705 „
9
0,115 „
0,0445 „
0,015 „
0,277 „
10
0,263 „
0,0355 „
0,012 „
0,471 „
11
0,492 „
0,0260 „
0,009 „
0,791 „
12
0,855 „
0,0135 „
0,005 „
1,289 „
13
0,608 „
0,0016 „
0,000 „
2,355 „
Tabelle 6.
Nr.
ηh
Wirklich ver-brauchtesQ
Am/kg
Nh
Md
1
0,0
1,65 √H
0 H3/2 = 0 m/kg
0,0
–
2
0,232
1,65 „
383 „ = 2230 „
29,6
1860
3
0,447
1,62 „
724 „ = 4210 „
56,1
1764
4
0,610
1,60 „
975 „ = 5680 „
76,0
1580
5
0,742
1,55 „
1148 „ = 6690 „
89,5
1392
6
0,825
1,50 „
1235 „ = 7200 „
96,1
1200
7
0,856
1,43 „
1220 „ = 7110 „
94,9
985
8
0,830
1,35 „
1120 „ = 6530 „
87,1
767
9
0,723
1,24 „
894 „ = 5200 „
69,5
543
10
0,529
1,11 „
588 „ = 3430 „
45,8
318
11
0,209
0,935 „
196 „ = 1140 „
16,0
95
12
– 0,289
0,694 „
201 „ = 1170 „
– 15,6
– 91
13
1,355
0,189 „
256 „ = 1490 „
– 19,9
– 104
Die Resultate der Rechnung sind veranschaulicht in den umstehenden Diagrammfig. 5 bis
8.
Auf Fig. 5 sind zunächst die errechneten hydraulischen
Wirkungsgrade aufgetragen; die Kurve derselben zeigt die bekannte parabolische Form.
Ganz ähnlich ist die Leistungskurve, nur etwas nach dem Nullpunkt verschoben, so
dass das Maximum der Leistung nicht mit dem Minimum des Wirkungsgrades genau
zusammenfällt.
Das bekannte Gesetz, dass die Turbine beim Leerlauf, d.h. einem hydraulischen
Wirkungsgrad ηh = 0
doppelt so schnell läuft, als bei maximalem Wirkungsgrad, findet sich durch die
Kurve fast genau bestätigt. Dem gegenüber zeigt die Kurve des Drehmomentes eine
ausgesprochen geradlinige Form, deren kurze, scharfe Krümmung nahe dem Nullpunkt
wohl nur auf die bei den kleinen Zahlenwerten auftretenden Ungenauigkeiten der
Rechnung zurückzuführen ist, die aber im übrigen die Veränderung des Momentes in den
Grenzen, in denen gewöhnlich die Umlaufszahl der Turbine im Betriebe sich bewegt,
als umgekehrt proportional der Umlaufszahl anzunehmen gestattet.
In Fig. 7 ist die Konstruktion der verschiedenen Werte
von we und cn bezw. wa und ca aus ve, ce und H bezw.
va, wa und ∢ γ
durchgeführt; man erkennt, wie sich die Richtungen von we und ca in weiten Grenzen ändern. In Fig. 8 sind die zugehörigen Kurven aufgezeichnet;
ebenso die für \frakfamily{h}_8 und \frac{{c_e}^2}{2\,g}\cdot (1+\varphi_1+\varphi_2).
Auf Fig. 6 sind die einzelnen Werte von Q und ce als Ordinaten von ve aufgetragen; die sich ergebende
Kurve für Q zeigt, welche Wassermenge bei einem einmal
gegebenen Turbinenquerschnitt einer jeden Umlaufszahl notwendig zugehört. Diese
Wassermenge vergrössert sich mit abnehmender Umlaufszahl immer weniger; gegenüber
der normalen Umlaufszahl im ganzen nur noch um etwa 10 %. Vorausgesetzt ist dabei
natürlich, dass der Oberlauf eine derartige Erhöhung des Wasserverbrauches zulässt,
was wohl in den meisten Fällen, wenigstens für geringere Zeitdauer anzunehmen ist
(nur in diesem Fall gilt die hier festgestellte Gesetzmässigkeit zwischen
Wasserverbrauch, Umlaufszahl und ausgeübtem Drehmoment). Greift eine Regulierung
nicht ein, so wird sich also die Turbine bei einem gewissen von ihr zu überwindenden
Drehmoment selbstthätig auf eine ganz bestimmte Umlaufszahl einstellen; dabei
verbraucht sie die dieser entsprechende Wassermenge und liefert auch eine bestimmte
Leistung
und einen bestimmten Wirkungsgrad.
Textabbildung Bd. 317, S. 6
Fig. 5. Radialturbine. Veränderl. v; H konst.
Textabbildung Bd. 317, S. 6
Fig. 6. Radialturbine. Veränderl. v; H konst.
Diese Thatsache ist von Wichtigkeit für Turbinenbremsungen,
wie sie z.B. bei Abnahmeversuchen stattfinden. Dabei wird gewöhnlich für eine
bestimmte, als normal bezeichnete Beaufschlagung und Umlaufszahl ein bestimmter
Wirkungsgrad verlangt bezw. garantiert. Um diesen nun richtig zu ermitteln, müssen
die Wassermessungen im Obergraben, falls sie nicht gleichzeitig mit den
Bremsversuchen ausgeführt werden können, erfolgen, während die Turbine genau unter
jenen Bedingungen läuft; nur dann, läuft in beiden Fällen auch die gleiche
Wassermenge hindurch und wird sich bei gleicher Belastung der Bremse derselbe
Wirkungsgrad ergeben. In dieser Weise muss auch für jede andere Umlaufszahl die
Wassermenge genau ermittelt werden, um richtige Werte von Nh zu finden; dabei wäre zugleich
festzustellen, ob nicht bei einer anderen, als der vorgesehenen normalen Umlaufszahl
die Turbine einen besseren Wirkungsgrad zeigt oder eine grössere Leistung, d.h. ob
sie nicht insofern schlecht konstruiert ist, als sie bei jener normalen Umlaufszahl
einen Teil der vorhandenen Wassermenge zurückhält, was nicht immer ohne weiteres am
Stand des Obergrabens zu erkennen wäre. Soll nun, wie das auch oft geschehen mag,
eine bestimmte Leistung herausgebremst werden, so ist ebenfalls zu untersuchen, in
welcher Beziehung diese zu dem Nutzeffekte steht. Nur im Zusammenhang der drei
massgebenden Faktoren: Wirkungsgrad, Leistung und Umlaufszahl mit der verbrauchten
Wassermenge, wie ihn die hier aufgestellten Kurven erkennen lassen, lässt sich die
Turbine genau beurteilen; da aber obendrein genaue Wassermessungen an sich bereits
in vielen Fällen erhebliche Schwierigkeiten verursachen, liegt es auf der Hand, dass
derartige Turbinenbremsungen mit grosser Sorgfalt ausgeführt werden müssen, falls
die Resultate Anspruch auf wissenschaftliche Zuverlässigkeit haben sollen.
Textabbildung Bd. 317, S. 6
Fig. 7. Radialturbine. Veränderl. v: H konst.
Von besonderer Wichtigkeit ist das hier besprochene Verhältnis zwischen Drehmoment,
Umlaufszahl und Wassermenge auch für das Eingreifen selbstthätiger
Regulierungen.
Wenn eine Turbine, die mit normaler Winkelgeschwindigkeit
ω0 läuft, ent- oder
belastet wird, so bedeutet das, dass das von ihr zu überwindende Lastmoment Md0 in einen Wert Md1 übergeht, der
kleiner bezw. grösser ist als Md0, und nach unserem Diagramm einer ganz bestimmten
Winkelgeschwindigkeit w1 entspricht, wobei w1≷ w0. Es sei z.B. durch plötzliche Entlastung
Md1 < Md0;
dann wird ein Moment (Md0 – Md1) =
Mr frei, welches
der Turbine eine Winkelbeschleunigung \varepsilon=\frac{M_r}{J} erteilt, wenn J das Trägheitsmoment der mit der Turbinenwelle
verbundenen Schwungmassen ist. Diese Winkelbeschleunigung würde in t1 Sekunden der Turbine
die dem Moment Md1
entsprechende Winkelgeschwindigkeit ω1 erteilen, und es bestimmt sich demnach t1 aus
\varepsilon\,t_1=(\omega_1-\omega_0) zu t_1=\frac{\omega_1-\omega_0}{\varepsilon}.
Textabbildung Bd. 317, S. 7
Fig. 8. Radialturbine. Veränderl. v; H konst.
Das Gesetz der Winkelgeschwindigkeiten ergibt die Fig.
9.
Der Regulierungsvorgang ist nun allgemein so zu denken, dass nach t2 Sekunden der
Schwungkugelregulator ausschlägt; hat dabei die Turbine bereits eine
Winkelgeschwindigkeit ω2 erreicht, so bedeute das einen Unempfindlichkeitsgrad des Regulators
U_2=\frac{\omega_2-\omega_0}{\omega_0}, wobei t_2=\frac{\omega_2-\omega_0}{\varepsilon}=\frac{u_2\,\omega_0}{\varepsilon}.
Das von dem Regulator bethätigte mechanische oder hydraulische Relais wird erst
nach weiteren t3
Sekunden den eigentlichen Reguliermechanismus der Turbine bethätigen, hat also
selbst einen Unempfindlichkeitsgrad u_3=\frac{\oemga_3-\omega_2}{\omega_0}.
Der gesamte Reguliermechanismus besitzt also eine Unempfindlichkeit U_t=u_2+u_3=\frac{\omega_3-\omega_0}{\omega_0},
welche ihn nach t=\frac{\omega_3-\omega_0}{\varepsilon} Sekunden eingreifen lässt, während welcher die Turbine
bereits eine Winkelgeschwindigkeit ω3 erreicht hat. Es ist also
U_t=\frac{\omega_3-\omega_0}{\omega_0}=\frac{t\cdot \varepsilon}{\omega_0}=\frac{t\,(M_{d_0}-M_{d_1})}{J}.
Textabbildung Bd. 317, S. 7
Fig. 9.
Wird für t wie gewöhnlich nach Erfahrungen über
vorliegende Konstruktionen ein bestimmter Wert angenommen (z.B. 2 bis 4 Sekunden),
so zeigt sich hier, wie der Unempfindlichkeitsgrad der gesamten Reguliervorrichtung
abhängig ist einmal von den angenommenen äussersten Grenzen der Entlastung,
andererseits von den an der Turbine hängenden Schwungmassen; durch Vergrösserung von
J, d.h. der Schwungmassen, kann U verkleinert werden und umgekehrt. Näheres Eingehen
auf diese Vorgänge würde eine genauere Erörterung einzelner Konstruktionen erfordern
und daher hier zu weit führen, die Aufstellung der hier angegebenen Diagramme
gestattet aber, um das nur hervorzuheben, von vornherein genauere rechnerische
Grundlagen für die zu ermittelnde Regulierung aufzustellen.
(Fortsetzung folgt.)