Titel: | Heizwert und Verdampfungsfähigkeit der Kohle. |
Autor: | A. Dosch |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 142 |
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Heizwert und Verdampfungsfähigkeit der Kohle.
Von A. Dosch, Köln.
(Schluss von S. 117 d. Bd.)
Heizwert und Verdampfungsfähigkeit der Kohle.
II.
Wenn im Abschnitt I kurzweg vom Heizwert die Rede war, so war darunter stets der theoretische Heizwert verstanden, welcher für die
Praxis niemals nutzbar zu erhalten ist. Derselbe ist deshalb von grösstem Werte,
weil man durch ihn in der Lage ist, sowohl den Wirkungsgrad einer Feuerungsanlage,
als auch denjenigen des gesamten Kessels zu ermitteln, d.h. festzustellen, wie viel
von dem in einer bestimmten Kohlensorte enthaltenen, kalorimetrischen Heizwert an
das Kesselwasser übertragen wurde. Hierbei ist das zur Erzeugung eines bestimmten
Dampfquantums aufgewendete Kohlenquantum im allgemeinen sehr verschieden.
Derjenige Wert, welcher für die Praxis zur Beurteilung der Güte und Verwendbarkeit
eines Materials dient, ist die Verdampfungsziffer, d.h.
diejenige Anzahl Kilogramm Dampf von einer bestimmten Spannung, welche durch
Verbrennung von 1 kg Brennstoff erzeugt wurden; man nennt diesen Wert auch die Bruttoverdampfung des Materials, zum Unterschiede von
der Netto Verdampfung, welch letztere zur Beurteilung dieser Verhältnisse keine
Bedeutung hat. Es soll daher hier nur von der ersteren die Rede sein.
Würde der Gesamtwirkungsgrad einer bestimmten Kesselanlage für alle Brennmaterialien
der gleiche sein, so würden auf die Höhe der Verdampfungsziffer alle diejenigen
Verhältnisse einwirken – und zwar in gleicher Weise –, welche auf die Höhe des
Heizwertes einen Einfluss haben, d.h. theoretisch würde dasjenige Material die
höchste Verdampfung liefern, welches den höchsten Heizwert aufweist, und die
Verdampfungsziffer müsste mit dem Heizwerte proportional fallen oder steigen; es
müssten daher Brennstoffe von gleichem Heizwerte und sonst ganz verschiedener
Zusammetzung stets gleiche Verdampfung ergeben.
Wenn dies nicht immer eintritt, so kann es, wenn für alle Fälle der Wirkungsgrad
eines Kessels an sich als gleich angenommen wird, nur darauf zurückzuführen sein,
dass sich eine und dieselbe Feuerungsanlage nicht in gleich guter Weise für
verschiedene Brennstoffe eignet, bezw. dass ein und dieselbe Kohle für Feuerungen
verschiedener Konstruktion nicht in gleich guter Weise zu verwenden ist; denn die
soeben gemachte Annahme, dass der Wirkungsgrad des Dampferzeugers als solcher für
alle Brennstoffe derselbe bleibt, muss doch für Materialien von nahezu gleich hohem
Heizwerte als ziemlich sicher geltenFür Materialien sehr verschiedener Zusammensetzung und daher sehr
verschiedenen Heizwertes braucht ein gleicher Wirkungsgrad der Kesselfläche
nicht einzutreten; selbstverständlich ein und denselben Kessel
vorausgesetzt..
Wenn zunächst angenommen wird, dass ein gleicher Prozentgehalt der in verschiedenen
Kohlensorten enthaltenen Wärmemenge in der Feuerung und mithin für den Kesseldampf
nutzbar gemacht wurde, so wird die Verdampfungsziffer mit zu- oder abnehmendem
Heizwerte des Brennstoffes ebenfalls steigen oder fallen.
Dasjenige Element, welches infolge des Vorhandenseins in stärkstem Verhältnis den
grössten Einfluss auf den Heizwert der Kohle gewinnt, ist der Kohlenstoff, und so
wird die Höhe der Verdampfungsziffer in erster Linie von dem Gehalt des Brennmittels
an Kohlenstoff abhängen; der Einfluss desselben auf die Verdampfungsziffer würde
also der gleiche sein, wie auf den Heizwert, wie er in Tabelle 1 zum Ausdruck
kommt.
Hierbei war bis jetzt immer vorausgesetzt, dass der Wirkungsgrad der Feuerung der
gleiche sei, bezw. dass die Verhältnisse so gewählt waren, dass sie sich für die Art
des verwendeten Brennstoffes am besten eigneten, in welchem Falle gleiche
Ausnutzung in der Feuerung zugegeben sein mag. Dieser Fall wird jedoch bei weitem
nicht immer in der Praxis vorhanden sein.
Bei einer ökonomischen Kesselanlage ist man so gut wie an gewisse obere, auch an
gewisse untere Grenzen hinsichtlich des pro 1 qm Rostfläche und Stunde zu
verbrennenden Brennstoffquantums gebunden. Wird diese Menge zu gross, so wird nicht
mehr genug Verbrennungsluft durch die Rostspalten zugeführt werden können, es werden
unverbrannte Gase aus der Feuerung entweichen, und mithin kann, trotzdem der
Kohlensäuregehalt der Gase sich normal bestimmen wird, die Verdampfung wesentlich
geringer ausfallen, als bei normaler Rostbeschickung. Wird diese letztere zu klein,
so nimmt einerseits die Verdampfungsziffer mit abnehmender Rostbeanspruchung nur bis
zu einer gewissen Grenze hin zu – je nach der Art des Brennstoffes –, darüber hinaus
aber, da jetzt im Verhältnis zur verbrannten Kohlenmenge zu viel kalte Luft durch
die Rostspalten tritt, wieder ab; andererseits aber ist zu berücksichtigen, dass mit
abnehmender Rostbeschickung die gesamte auf dem Roste erzeugte Wärmemenge geringer
wird, welcher Umstand, in Verbindung mit dem ersterwähnten, die normale
Dampfproduktion des Kessels wesentlich herabmindern wird, so dass die Anlage neben
einer wenig ökonomischen Verdampfung noch an Dampfmangel leidet.
Die Rostbeanspruchung B1, d.h. diejenige Gewichtsmenge an Brennstoff, welche für eine gegebene
Zugstärke auf 1 qm Rostfläche in einer Stunde verbrannt werden kann – wohl auch Brenngeschwindigkeit genannt –, ist für verschiedene
Brennstoffe im allgemeinen sehr verschieden und hängt von der Art des Brennstoffes,
bezw. seiner Zusammensetzung, sowie seiner Beschaffenheit ab, d.h. davon, in welcher
Stückgrösse die Kohle zur Verwendung gelangt.
Nimmt man diese Beschaffenheit für alle Kohlensorten zunächst gleich und für die
Verbrennung am zweckmässigsten und vorteilhaftesten – Stückgrösse von etwa 50 mm
Durchmesser – an, so lässt sich im allgemeinen sagen, dass die Brenngeschwindigkeit
um so geringer wird, je weniger flüchtige Bestandteile die Kohle – normalen
Wassergehalt vorausgesetzt – enthält, wobei jedoch hier, was ausdrücklich
hervorgehoben werden mag, den flüchtigen Bestandteilen auch der Gehalt an
hygroskopischem Wasser zugezählt werden mussDa Steinkohlen selten über 5 % Wasser enthalten, so wird für diese die Menge
der vergasbaren Bestandteile einen Massstab für die Brenngeschwindigkeit
bilden, derart, dass letztere mit der Menge der vergasbaren Bestandteile ab-
bezw. zunimmt, wenn das geologische Alter der Kohle abnimmt.. Da
jedoch die Differenz des untersuchten Brennstoffquantums und der hier bezeichneten
Summe flüchtiger Bestandteile, die Koksausbeute, darstellt, so lässt sich auch
schliessen, dass die Brenngeschwindigkeit für eine bestimmte Zugstärke um so
geringer ist, je grösser die Koksausbeute wird und umgekehrt. Hierbei muss jedoch
darauf hingewiesen werden, dass dies nur für lufttrockene Kohle zutreffend sein
kann. Es würde demnach folgende Tabelle 8 entstehen, welche für eine mittlere
Zugstärke von 7 mm Wassersäule über dem Rost, entsprechend einer mittleren
Zuggeschwindigkeit von etwa 15 mm am Rauchschieber, gilt.
Wie die Tabelle zeigt, ist es möglich, bei Verwendung einer beliebigen Kohlensorte in
Stückgrösse, ohne Grusbeimengung, und unter Voraussetzung einer normalen Zugstärke,
auf 1 qm Rostfläche annähernd das gleiche Dampfquantum zu erreichen, welches etwa
750 bis 800 kg beträgt. Zutreffend ist dies selbstverständlich nur dann, wenn auch
alle übrigen Verhältnisse der verschiedenen Brennstoffe, wie Wassergehalt,
Aschengehalt u.s.w., innerhalb normaler, zulässiger Grenzen bleiben.
Tabelle 8Unter Benutzung von: Vergleichende Versuche
verschiedener Steinkohlen, Presskohlen und Koks zu Wilhelmshaven u.s.w.;
Bunte: Zur Beurteilung der Leistung von Dampfkesseln u.s.w., Zeitschrift
des Vereins deutscher Ingenieure, u.a. Versuchen..
Bezeichnung der Kohle
VergasbareBestandteilev. H.
Wassergehalt(Mittel)v. H.
FlüchtigeBestandteileinsgesamtv. H.
Koksausbeutev. H.
Rost-beanspruchungB1 = kg
HeizwertKalorien(Mittel)
Verdampfungzbfür η= 0,7
KoksDie Brenngeschwindigkeit von Koks ist infolge seiner Struktur
grösser, als ihm nach der Menge der flüchtigen Bestandteile
zukommt.
bis 3,0
2,0
5,0
94,0 bis 98,0
75
6900
7,58
Reiner Anthracit
5,0 „ 10,0
0,5
5,5 bis 10,5
89,5 „ 94,5
60
8400
9,28
Gasarme Sinterkohle
10,0 „ 15,5
0,8
10,8 „ 16,3
83,7 „ 89,2
75
8200
9,06
„ Backkohle
15,5 „ 33,5
2,0
17,5 „ 35,5
64,5 „ 82,5
90
7800
8,57
Gasreiche Backkohle
33,5 „ 40,0
3,0
36,5 „ 48,0
57,0 „ 63,5
100
7000
7,69
„ Sinterkohle
40,0 „ 45,5
4,0
44,0 „ 49,5
50,5 „ 56,0
120
6000
6,59
„ Sandkohle
45,5 „ 50,0
5,0
50,0 „ 55,0
45,0 „ 50,0
140
5000
5,49
Braunkohle
30,0 „ 35,0
20 bis 30
50,0 „ 60,0
40,0 „ 50,0
170
4000
4,39
Erdige Braunkohle
35,0 „ 45,0
25 „ 40
60,0 „ 75,0
25,0 „ 40,0
225
3000
3,29
Da die Dampfproduktion eines Kessels für eine bestimmte Rostgrösse einerseits von der
Brenngeschwindigkeit, andererseits von der Verdampfungsziffer abhängt, denn es
ist
D'R = B1 . zb,
so wird sich die auf 1 qm Rostfläche und mithin die im Kessel
überhaupt erzeugte Dampfmenge mit Aenderung eines der beiden Werte B1 und zb ebenfalls ändern,
und es wird das auf 1 qm Rostfläche erzeugte Dampfquantum um so unterschiedlichere
Werte aufweisen, je mehr die im wirklichen Betrieb sich ergebenden Werte von den in
der Tabelle angegebenen abweichen.
Setzt man zunächst die Brenngeschwindigkeit bezw. das auf 1 qm Rostfläche in der
Stunde verbrannte Brennstoffquantum eines bestimmten Brennstoffes als konstant
voraus, so wird nur noch die Verdampfungsziffer für die Verdampfung massgebend sein
und mit ihr fallen und steigen. Auf die Verdampfungsziffer werden wiederum, wie
bereits oben bemerkt, in erster Linie alle diejenigen Umstände einwirken, welche
einen Einfluss auf den Heizwert des Brennstoffes hatten, d.h. sie wird mit
zunehmendem Kohlen- und Wasserstoffgehalt und mit abnehmendem Sauerstoff-, Aschen-
und Wassergehalt steigen und in umgekehrter Weise fallen. Während nun die Elemente
Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff die Verdampfungsziffer insofern
beeinflussen, als das Vorhandensein derselben in grösserer oder geringerer Menge auf
den Heizwert zurückwirkt, stellen sich bei einem abnormen Wasser- und Aschengehalt
ausser der Reduktion des Heizwertes noch andere Beeinflussungen ein.
Solange der in jeder Kohle vorhandene Gehalt an hygroskopischem Wasser die für die
einzelne Kohlensorte zulässige Grenze nicht überschreitet, wird dieser Wassergehalt
auf die Güte der Verbrennung keinen Einfluss haben. Je grösser jedoch der
Wassergehalt wird, um so mehr Wärme muss dem Feuerraum zur Verdampfung dieses
Wassers entzogen werden, die Temperatur im Feuer nimmt ab, da nicht anzunehmen ist,
dass sich ein grösserer Teil dieses im Brennstoff enthaltenen Wassers zersetzt und
so wenigstens die Temperaturverteilung auf bezw. über dem Roste zu einer besseren
gestaltete. Die Folge der Temperaturabnahme ist aber, dass die beim Aufgeben
frischen Brennstoffes entweichenden, brennbaren Gase nicht mehr die
Entzündungstemperatur vorfinden und demnach entweder unverbrannt in den Schornstein
entweichen oder, sich in einem toten Raum fangend, beim kurz darauf folgenden
Aufbrechen des Feuers zu Gasexplosionen Veranlassung geben. Es wird jedoch stets ein
Verlust an Wärme bezw. ein Zurückgehen der Verdampfungsziffer damit verbunden sein
und da ausserdem der Heizwert des betreffenden Brennstoffes durch den Wassergehalt
einen kleineren Wert erhalten hat, so wird die Verdampfungsziffer ganz wesentlich
zurückgehen und dieselbe wird kleiner ausfallen, als ihr nach dem Heizwerte zukommt.
Manche Kohlensorten feuchtet man zwar mit Absicht vor dem Verfeuern etwas an; man
erreicht aber hierdurch nur den Zweck, dass die einzelnen Teile des
Brennstoffes einesteils etwas fester aneinander haften – backen –, ohne deshalb fest
aufeinander zu liegen, sondern im Gegenteile die ganze Lagerung lockerer und dadurch
die Brenngeschwindigkeit günstig beeinflusst wirdAus ähnlichem Grunde ist es z.B. möglich, Anthracitgrus mit Lehm vermischt
verbrennen zu können, ohne eines aussergewöhnlich starken Zuges zu bedürfen;
diese Art der Ausnutzung wird allerdings wegen der Umständlichkeit des
Verfahrens und der geringen Oekonomie nicht von Belang sein.,
andererseits will man bei sehr feinkörnigem Material verhindern, dass viele der
kleinen Teile mit in die Züge gelangen. In keinem Falle wird aber die
Verdampfungsziffer erhöht werden, da die Vorteile, welche durch den Wassergehalt für
die hier in Betracht kommenden Kohlensorten eintreten, durch oben erörterte
Nachteile, wenigstens hinsichtlich der Verdampfungsziffer, wieder aufgehoben werden,
während z.B. für Braunkohlen ein hoher Wassergehalt stets nachteilig wirken
wird.
Aehnlich liegen die Verhältnisse bei nicht normalem Gehalte an unverbrennlichen
Bestandteilen. Zunächst wird mit zunehmendem Aschen- und Schlackengehalte die
Verdampfung insofern kleiner, als ein grösserer Gehalt an Unverbrennlichem den
Heizwert des Brennstoffs herabdrückt, die Schlacke kann jedoch auch noch in anderer
Weise schädlich wirken und es wird bei sehr schlackenreichen Kohlen die
Beschaffenheit der sich bildenden Schlacke von grösster Bedeutung werden können.
In manchen Fällen, und zwar in der Regel, wenn die Kohle flüssige oder weiche
Schlacke liefert, wird sich die letztere auf den Rosten festsetzen und dieselben
angreifen, indem sie förmlich mit dem Roststabmaterial verschmilzt; es wird hier
also ein starker Roststabverbrauch und hiermit, je nach Umständen, eine nicht
unwesentliche Verteuerung des Betriebes eintreten. Ferner ist hier zu bemerken, dass
ein derartig verschlackter Rost mit nicht geringen Schwierigkeiten und Mühen zu
reinigen ist. Während der ganzen Zeit des Reinigens muss die Feuerthüre offen
gehalten werden und es ist daher nicht zu vermeiden, selbst wenn der Rauchschieber
vorschriftsmässig geschlossen wird, dass viel kalte Luft unter den Kessel gelangt,
also hierdurch die Verdampfung zurückgeht, ganz abgesehen von den
Unannehmlichkeiten, welche für den Heizer entstehen.
Bei einer Beschaffenheit der Schlacke wie vorerwähnt kommt weiter noch hinzu, dass
durch Ansetzen von Schlacke an die einzelnen Roststäbe die freie Rostfläche
wesentlich eingeschränkt werden kann, so dass, wenn die Verschlackung des Rostes bis
zu einem gewissen Grade vorgeschritten ist, die Möglichkeit nicht mehr vorhanden
ist, dass genug Verbrennungsluft durch die Rostspalten hindurchtritt. Die
entstehenden Gase finden nicht mehr genügend Sauerstoff im Verbrennungsraum vor, die
Ausnutzung des Brennmaterials erfolgt ungünstig und hierdurch wird die
Verdampfungsziffer herabgedrückt. Schliesslich darf nicht unerwähnt bleiben, dass
flüssige oder weiche Schlacken einzelne kleinere Brennstoffteile einhüllen und
hiermit der Verbrennung entziehen.
In letzter, aber nicht unwesentlicher Linie ist für stark schlackenhaltende
Kohlensorten, mag die entstehende Schlacke nun einen bösartigen Charakter aufweisen,
wie vorstehend angenommen, oder nicht, zu bedenken, dass die
Schlacke in der Regel noch glühend, also mit einer Temperatur von 700 bis 800°
aus dem Feuer gezogen werden muss, und dass mit dieser Schlacke dem Kessel eine
gewisse Wärmemenge entführt wird. Dieser Wert wird einerseits mit zunehmendem
Aschengehalt, andererseits mit abnehmendem Heizwerte bei demselben Schlackengehalt
im Verhältnis zu der von der Kohle überhaupt entwickelten Wärmemenge steigen, und
wenn auch dieser Verlust 1,2 %, selbst bei schlackenreichem und geringen Heizwert
aufweisendem Materiale – etwa Koksgriess schlechterer Sorte –, nicht übersteigen
wird, so ist doch immerhin zu berücksichtigen, dass der Rost um so öfter gereinigt
werden muss, also der Wärmeverlust durch Ausstrahlung und Abkühlung um so grösser
wirdSchon aus diesem Grunde werden daher Schrägroste, bei welchen der Schlacke am
unteren Rostende Gelegenheit geboten ist, die in ihr enthaltene Wärmemenge
noch abzugeben, vorteilhafter arbeiten als Planroste..
Da die Verdampfungsziffer einer gewissen Kohlensorte ohne weiteres die Menge
bestimmt, welche von dieser zur Erzeugung eines gewissen Dampfquantums aufgewendet
werden musste, so muss sich ein Material, um gleiche Oekonomie zu gewährleisten, um
so billiger im Einkauf stellen, je geringer die Verdampfungsziffer sich ergibt,
wobei es, wie das Vorstehende zeigt, nicht immer allein auf den theoretischen
Heizwert ankommt. Kennt man die praktische Verdampfung, welche ein bestimmtes
Material liefert, so ist es selbstverständlich sehr einfach, die Höhe des Preises,
welchen dasselbe höchstens aufweisen darf, zu bestimmen, um nicht gegenüber einem
anderen unökonomischer zu arbeitenVgl. Verfassers Aufsatz S. 203 u. ff. v. Bd..
Ist diese Verdampfung nicht bekannt, so würde allerdings die Zusammensetzung oder, da
diese abhängt von dem geologischen Alter der Kohle, dieses einigen Anhalt zur
ungefähren Ermittelung der Verdampfungsziffer bieten, wenn dieselbe hierdurch auch
keineswegs genau bestimmt werden könnte (vgl. Tabelle 8).
Bisher war vorausgesetzt gewesen, die Brenngeschwindigkeit einer gewissen Kohlensorte
bliebe unverändert – etwa so, wie in Tabelle 8 angegeben –, gleichviel, welcher
Beschaffenheit die betreffende Kohle sei, so dass die Dampferzeugung eines Kessels
nur von der Verdampfungsfähigkeit beeinflusst würde. Dies ist jedoch nicht
zutreffend, und der Zustand eines Brennstoffes wird im allgemeinen ganz wesentlich
auf dessen Brenngeschwindigkeit einwirken, derart, dass dieselbe um so geringer
wird, je feineres Korn die Kohlensorte aufweist. Mit abnehmender
Brenngeschwindigkeit wird nun aber auch, selbst wenn die Verdampfungsfähigkeit
dieselbe geblieben ist, die gesamte Dampfproduktion des Kessels zurückgehen, und
wenn es auch möglich ist, durch Halten einer grösseren Schichthöhe pro 1 qm
Rostfläche etwas mehr Brennstoff zu verbrennen, so wird dies einerseits keineswegs
zur Verbesserung der Oekonomie beitragen, andererseits wird man mit diesem Mittel
bald an eine Grenze gelangen, über die hinaus eine ordnungsmässige Verbrennung auf
dem Rost nicht mehr möglich ist.
So lange der Schornstein einen guten Kesselzug aufweist, hat der Heizer durch
Verstellen des Zugschiebers ein Mittel in der Hand, die Zugstärke bezw. den Zutritt
der erforderlichen Verbrennungsluft zu regeln. Aber auch hier wird man – zunächst
für denselben Brennstoff – nicht über eine Grenze kommen, selbst wenn der
Schornstein ein guter ist, und um so weniger ist dies möglich bei einer schlechteren
Zugstärke. Da nun ausserdem die Brenngeschwindigkeit verschieden zusammengesetzter
Brennstoffe schon bei Stückgrösse sehr verschieden und vor allem für magere
Steinkohlen sehr gering ist, so wird es, da man in den meistej Fällen die
vorliegenden Verhältnisse als gegeben findet und dieselben dem Brennmateriale nicht
ohje weiteres anpassen kann, nicht immer möglich sein, trotz eines an sich
hochwertigen Brennstoffes – etwa magerer Gruskohle – genügend Dampf zu erzeugen
(Anthracitstaub allein bei natürlichem Kesselzug zu verbrennen ist überhaupt nicht
möglich). Ständen gasreichere Kohlen zur Verfügung, so könnte es vielleicht ein
leichtes sein, den nötigen Dampf zu halten.
Immerhin kann der Fall eintreten, dass man bei Verwendung einer Feinkohle oder
Gruskohle wesentlich billiger zurecht kommt, als bei Stückkohle, wenn auch jene
infolge höheren Aschen- und Schlackengehaltes eine wesentlich niedrigere Brutto
Verdampfung aufweist als diese, so dass es sich also lohnen wird, die Verhältnisse
entsprechend umzuändern und die Mehrkosten hierfür nicht zu scheuen. Insbesondere
sind es, neben den Abfällen gasreicherer Sorten, die Fein- und Gruskohlen gasarmer
Steinkohlen, welche hier in Frage kommen, und es wird sich hier darum handeln, auf
den neuen Einrichtungen genügende Mengen davon mit möglichst grosser Oekonomie zu
verbrennen.
So lange es sich um Verwertung von Kohlen mit einem grösseren Prozentsatz flüchtiger
Bestandteile handelt, wird man natürlichen Luftzug beibehalten können, nicht aber
bei anthracitischen und überhaupt mageren Kohlen.
Für jede der beiden Kohlensorten stehen für deren Ausnutzung zwei Wege offen und zwar
für erstere (fette):
1. Vergrösserung der Rostfläche (im Verhältnis zur Heizfläche), welche gestattet,
dass die auf 1 qm Rostfläche und Stunde verbrannte Brennstoffmenge, unter
Zugrundelegung der zu erwartenden Verdampfungsziffer, das für die ökonomische
Ausnutzung des Brennmittels zulässige Mass nicht überschreitet.
2. Vergrösserung der Heizfläche (unter Beibehaltung desselben Verhältnisses von
Rostfläche zur Heizfläche) auf ein solches Mass, dass der Rost die entsprechende
Grösse erhält. Am einfachsten lässt sich dies bei Neuanlagen ausführen und man wird
hier unter Umständen zwar etwas teuere, aber recht ökonomisch arbeitende
Dampfanlagen erhalten. Wenn die Kessel durch Einbauen neuer Elemente erst
vergrössert werden sollen, wird dieser Weg wohl seltener eingeschlagen.
Ferner für gasarme Kohlen:
1. Mischung der mageren Kohlen mit gasreicheren Sorten gleicher Beschaffenheit,
entweder – bei Verwendung sehr guten natürlichen Zuges – in kleinem oder – unter
Anwendung künstlichen Zuges – in grösserem Prozentsatze.
2. Verwendung magerer Abfallkohlen allein, unter Anwendung von Unterwindfeuerungen,
doch wird sich Verbrennung, vor allem anthracitischer Staubkohlen allein, ohne
Beimischung anderer Kohlensorten nicht empfehlen. Vergrösserung des Rostes allein
hat bei Verwendung von Magerkohlen wenig Wert, da dieselben eine solche Zugstärke
bedingen, dass die kleineren Teile halb schwebend gehalten werden, was bei
gewöhnlichem Schornsteinzug nicht zu erreichen ist.
Was die Vergrösserung der Rostflächen bei Verwendung gasreicherer Steinkohlen
betrifft, so wird man mit derselben, wenigstens bei gewissen Kesselarten, bald an
eine gewisse Grenze gelangen, über die hinauszugehen sich durchaus nicht empfehlen
wird. Einerseits will man eine grössere Kesselleistung im allgemeinen nicht auf
Kosten des Wirkungsgrades erzwingen, man wird also die Gase mit nicht zu hoher
Temperatur abziehen lassen; andererseits muss man darauf Bedacht nehmen, die
Bedienung des Rostes, da man in der Breite gewöhnlich an enge Grenzen gebunden, die
Vergrösserung also nur in der Länge vornehmen kann, nicht zu schwierig zu gestalten.
Kann man daher die gewünschte Rostgrösse im Kessel nicht unterbringen, so wird man
auch hier den Zug künstlich etwas verstärken müssen, was am besten dadurch
geschieht, dass man vor dem Schornstein, im Fuchs, einen Ventilator aufstellt
(Strahlgebläse brauchen diesem gegenüber wesentlich mehr Kraft zu ihrem Betriebe),
der die Rauchgase vom Kessel absaugt und weiterdrückt; freilich kann es bei dieser
Anordnung leicht vorkommen – vor allem bei schlecht verfugten Kesseln –, dass viel
kalte (falsche) Luft durch die Fugen des Kesselmauerwerks in die Rauchgase
übertritt, wodurch der Wirkungsgrad bezw. die Verdampfungsziffer ungünstig
beeinflusst wird, von welch letzteren im übrigen noch, um den praktisch nutzbaren
Wert zu erhalten, der entsprechende Betrag der Betriebskraft für den Ventilator in
Abzug zu bringen ist.
Wird die Fettfeinkohle nach der unter 2 angegebenen Möglichkeit verfeuert, so kann
sowohl die Oekonomie, als
der WirkungsgradWirkungsgrad und Oekonomie brauchen hier nicht ohne weiteres Hand in Hand zu
gehen; selbstverständlich steigt aber auch hier die Oekonomie mit dem
Wirkungsgrad. ein recht guter sein und man hat hier – was wegen
der Vollständigkeit erwähnt sein mag – nur nötig, den Rost richtig zu wählen, d.h.
demselben, bei einer grossen freien Rostfläche, enge Spalten zu geben, wofür sich
Trio-Polygon, Sparstäbe u.a. eignen.
Was ferner die Verwendung magerer Kohlen anlangt, so erfolgt deren vorteilhafteste
Verbrennung, wie unter 1 angegeben, durch Mischung mit gasreicheren Sorten; man
kommt hier, wenn man den Prozentsatz der beigemischten Magerkohlen gering hält –
etwa 30 % –, mit gutem Schornsteinzug zunächst aus, wenn nur darauf Rücksicht
genommen wird – wie dies übrigens auch bei gasreicherer Staubkohle der Fall sein
muss –, die Schütthöhe nicht zu hoch zu halten und den Brennstoff möglichst
gleichmassig auf dem Roste zu verteilen und einen der Korngrösse des Materials
entsprechenden Rost anzuwenden.
Vergrössert man die beigemischte Menge der Magerkohle auf etwa 50 %, so wird der
natürliche Kesselzug nicht mehr genügen, diese Mischung in ökonomischer Weise zu
verbrennen, und man wird daher Unterwindfeuerungen anlegen müssen, welche bei sehr
feinen Luftspalten – allerdings auf Kosten der freien Rostfläche – einen kräftigen
Zug – bis zu 30 mm Wassersäule und mehr – entwickeln. Die Verwendung einer solchen
Mischung wird, ausser dass durch dieselbe wesentliche Ersparnisse eintreten können,
noch den Vorteil rauchfreier Verbrennung bieten, wie zahlreiche Anlagen, welche mit
solchem Materiale arbeiten, beweisen.
Es gelingt nun allerdings auch, Magerkohlen von kleinster Korngrösse auf
Unterwindfeuerung bei entsprechender Zugstärke und unter Anwendung einer Schütthöhe
von etwa 75 bis 100 mm zu verbrennen, doch wird man in der Regel auf Verbrennung von
Anthracit- und Magerfeinkohle, ohne jede Beimischung, verzichten, da die alleinige
Verwendung dieser Kohlensorten wegen des, hier bedingten, starken Kesselzuges
gewisse Nachteile mit sich bringt.
Stellen sich schon bei Verwendung von gasreichen Kohlensorten sehr kleiner
Korngrössen Unannehmlichkeiten dadurch ein, dass kleine Brennmaterial- und
Aschenteile mit in die Züge gelangen, so wird dies, da dieser Uebelstand um so
grösser wird, je kräftigeren Zug man anwendet, bei Verbrennung von Magerfeinkohlen
um so mehr der Fall sein.
Diese in die Züge gelangten Brennstoff- und Aschenteilchen lagern sich zu einem Teile
– je nach Anordnung und Lage der Kesselzüge – auf den Heizflächen ab und
beeinträchtigen so den Wärmeübergang und mithin die Verdampfungsziffer, ganz
abgesehen von dem Verluste, welchen die in den Kessel gelangten unverbrannten
Kohlenteilchen durch die in ihnen enthaltene Wärme mit sich bringen.
Um wenigstens die Beeinträchtigung der Wirksamkeit der Heizflächen durch sich
ablagernde Teile möglichst einzuschränken, wird man vorteilhaft Flugaschengruben im
Kessel anordnen, welche ein Ansammeln und leichtes Entfernen der Asche
gestatten.
Die Ansammlung grösserer Mengen Flugasche im Innern des Kessels und vor allem auf
Heizflächen ist auch der Hauptgrund, warum Verwendung von mageren Feinkohlen allein
nicht zu empfehlen ist, da dieses Material Unterwindfeuerungen bedingt, welche
ausser dem starken Zug den Nachteil besitzen, dass meist der ganze AschenfallMan unterscheidet Unterwindfeuerungen mit offenem und geschlossenem
Aschenfall; vgl. des Verfassers Aufsatz hierüber: Zeitschrift für Elektrotechnik und Maschinenbau, 1900 S. 336 u.
ff. unter Druck steht, so dass der grösste Teil der sich
bildenden Asche nicht in den Aschenfall gelangen kann, sondern von dem Rost
weggeblasen und in den Kessel mitgeführt wird. Man wird jedoch immerhin, wenn dieser
Uebelstand andere Vorteile nicht aufwiegt, denselben unter gewissen Verhältnissen
gerne mit in Kauf nehmen.
Tabelle 9.Die Wirkungsgrade und Verdampfungsziffern gelten für mittlere
Kesselanstrengung. Die Werte der Tabelle sind auf Grund von
Verdampfungsversuchen meist deutscher Dampfkessel-Ueberwachungsvereine,
sowie zum Teil auch eigener Versuche zusammengestellt. Die mit Fragezeichen
versehenen Werte sind nur Schätzungen.
Textabbildung Bd. 317, S. 145
Kohlen- Art; Zustand; Praktisch günstige Zugstärke; über d. Rost mm Wasser; am Schieber mm Wasser; Rostbeanspruchung; Wirkungsgrad;
Heizwert (Mittel); Verdampfung; Bemerkungen; Anthracit u. ganz magere Kohlen; Halbmagere Esskohlen; Fettkohlen; Gaskohlen;
Eigentliche (böhm.) Braunkohle; Erdige Braunkohle; Steinkohlenkoks; Stück; Grus; Staub; Förderkohle; Kleinkoks; Unterwindfeuerung
od. künstl. Zug; Bei den Brennmaterialien, welche künstlichen Zuges bedürfen, ist an der Verdampfungsziffer der entsprechende
Betrag der Kraft zur Erzeugung desselben in Abzug zu bringen
Wie aus Vorstehendem hervorgeht, bedingt jede Kohlensorte, je nach ihrer
Zusammensetzung und Beschaffenheit, zu ihrer vollkommensten Verbrennung eine
bestimmte Zugstärke und sobald letztere von diesem Werte abweicht, wird die
Verbrennung weniger ökonomisch ausfallen. Wird die Zugkraft zu klein, so brennt die
Kohle nicht mehr richtig durch, es entsteht mehr Schlacke, als die Kohle wirklich
enthält, ausserdem nimmt die Brenngeschwindigkeit ab und die ganze Kesselleistung
geht zurück; wird die Zuggeschwindigkeit dagegen zu gross, so brennt zwar die Kohle
gut durch, es gelangen aber zu viel Brennmaterial- und Aschenteile in die
Kesselzüge, die zugeführte Luftmenge kann zur verbrannten Kohlenmenge zu gross sein
und auch die Abgangstemperatur der Gase kann eine unzulässige Höhe erreichen.
Es ist daher von grösster Wichtigkeit, die dem Materiale am besten entsprechende
Zuggeschwindigkeit zu kennen bezw. die Verhältnisse hiernach zu wählen; beistehende
Tabelle soll hierfür einigen Anhalt bieten. Die in dieser angegebenen Werte
können allerdings nur als Mittelwerte gelten, da sowohl der Heizwert und die
Verdampfungsziffer, als auch die Brenngeschwindigkeit zu sehr durch Schlackengehalt,
Wassergehalt u.s.w. beeinflusst werden, wie in Vorstehendem näher ausgeführt; ebenso
hängt auch der Wirkungsgrad nicht allein vom Brennmateriale, sondern auch vom
Kesselsysteme, der Bedienungsart und anderem ab.
Insbesondere bezüglich der Bedienungsart ist zu bemerken, dass dieselbe von recht
wesentlicher Bedeutung für die Ausnutzung eines Brennstoffes werden kann, wiesen
doch verschiedentlich angestellte WettheizversucheWettheizversuche zu Magdeburg 1885 etwa 44 %, zu Frankfurt a. M. 1892 etwa 13
% Unterschied, Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1886 S. 123 bezw. das. 1893 S. 475 u. ff.
Unterschiede bis zu etwa 40 % nach. Sieht man hier von unrichtiger Handhabung des
Rauchschiebers beim Schüren und Aufwerfen frischen Brennstoffes ganz ab, so ist
nicht ausser acht zu lassen, dass jeder Brennstoff eine, seiner Zusammensetzung
entsprechende, Behandlung seitens des Heizers verlangt, insofern gasarme Kohle eine
niedrigere Schütthöhe bedingt, als gasreichere, bei letzterer mehr auf dem vorderen
Teil des Planrostes frischer Brennstoff aufgegeben werden darf und auf dem hinteren
Teil desselben ein helles Teuer zu halten ist, während bei gasarmen Kohlen der
Brennstoff möglichst gleichmässig auf den Rost aufzuwerfen und zu verteilen ist.
Ferner ist zu beachten, dass bei backenden Kohlen die Brennstoffschicht zur
richtigen Zeit aufzubrechen ist, während bei nicht backenden Kohlen möglichst wenig
im Feuer gerührt werden soll. Nichtbeachtung der Eigenschaften einer Kohle bringen
stets Verluste mit sich.
Es erübrigt hier noch, auf den Charakter bezw. die Verwendbarkeit von
Kohlenmischungen hinzuweisen. Es kann natürlich nur dann ein Vorteil durch Mischung
zweier Kohlensorten zu erwarten sein, wenn das Verhalten der einzelnen, zu
mischenden Sorten auf dem Roste wesentlich verschieden ist, so dass die Nachteile,
welche die einzelne Verwendung der beiden Qualitäten zeigt, sich gegenseitig
aufheben. Aus diesem Grunde wird daher die Mischung zweier Fettkohlen oder zweier
Magerkohlen Vorteile nicht mit sich bringen können, da in diesem Falle die
Nachteile, welche die einzelnen Kohlensorten, einzeln verwendet, aufweisen, in
verstärktem Masse eintreten können.
Der Vorteil einer Verwendung von Kohlenmischungen liegt vielmehr, wie oben
erwähnt, darin begründet, dass die Nachteile der einzelnen Kohlensorten sich
gegenseitig zum grössten Teile kompensieren, dass also z.B. eine, bei alleiniger
Verwendung bösartige, die Roste angreifende, Schlacken absondernde Kohlensorte in
Mischung mit magerer diesen Uebelstand nicht oder nur in geringem Masse aufweist,
während andererseits die Magerkohle in Mischung mit Fettkohle zusammenbackt. In
beiden Fällen wird aber hiermit sowohl eine leichtere Bedienung des Rostes und, zum
Teil hieraus, zum anderen Teil aus der besseren Ausnutzung und dem besseren
Durchbrennen folgend, eine höhere Verdampfungsziffer verbunden sein. Zu einem
gewissen Teil kann diese letztere auch dadurch herbeigeführt sein, dass die beim
Aufwerfen frischer Kohlen, bei alleiniger Verwendung von Fettkohlen sich bildenden
brennbaren Gase jetzt nicht mehr unverbrannt in den Schornstein entweichen, sondern
bis zu einem verschwindenden Teile verbrannt werden. Hierdurch hat man aber auf die
einfachste Art eine nahezu vollständige Rauchlosigkeit des Schornsteins erzielt,
welcher Vorteil für manche Fälle nicht zu unterschätzen ist.
Zahlreiche und vor allem einwandfreie und erschöpfende Versuche über die hier in Rede
stehende Frage sind allerdings nicht ausgeführt; aus dem zur Verfügung stehenden
Material folgt jedoch, dass die Mischung immer mindestens gleich gute, in den
meisten Fällen jedoch höhere Verdampfungsziffern aufweist – bei gleicher Wahl der
übrigen Verhältnisse, wie Kesselanstrengung, Rostbeschickung–, als das aus den
Einzelsorten berechnete Mittel. Unerwähnt darf jedoch nicht bleiben, dass ein
Vorteil bei Verwendung von Kohlenmischungen nur dann zu erwarten ist, wenn die
Bestandteile der Mischungen Kohlen von annähernd gleichem Heizwerte sind. Mischungen
z.B. zwischen Braunkohlen und hochwertigeren Steinkohlen werden Vorteile kaum mit
sich bringen können; denn es darf nicht vergessen werden, dass dieselben nicht etwa
dadurch erreicht werden, dass die Mischung einen höheren Heizwert aufweist, als das
aus den Bestandteilen berechnete Mittel – greifbare Gründe hierfür sind nicht
ersichtlich –, sondern dass sich die Mischung für die gewöhnlich vorliegenden
Betriebsverhältnisse besser eignet, als die Einzelkohlen, die Kohle an sich also
eine bessere Ausnutzung in Mischung erfährt. Hierzu kommt noch, dass manche
Kohlensorten, allein verfeuert, überhaupt nur unter Zuhilfenahme von künstlichem Zug
ausgenutzt werden können.