Titel: | Gruppierung der bekanntesten Selbstschlussventile auf Grund ihrer Eigenschaften. |
Autor: | Hermann Haedicke |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 202 |
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Gruppierung der bekanntesten Selbstschlussventile auf Grund ihrer Eigenschaften.
Von Hermann Haedicke in Siegen.
(Schluss von S. 186 d. Bd.)
Gruppierung der bekanntesten Selbstschlussventile auf Grund ihrer Eigenschaften.
XII. Losenhausen (Fig. 15).
Der in einem Gehäuse der üblichen Form befindliche Kegel V schliesst in der Richtung des Dampfstromes, ist unten und oben durch
Flügel geführt und wird durch eine Spindel S bethätigt,
welche dem Kegel einen gewissen Spielraum gestattet. Der Kegel ist durchbohrt und
wird von unten her ebenfalls in der Richtung des Dampfstromes durch ein kleines
Ventil u verschlossen, welches auf dem unteren Ende der
Ventilspindel läuft. Die Endstellungen der Spindel sind mit I und III markiert und an einem Zeiger z zu erkennen. Auch ungefähr in der Mitte dieser
Stellungen befindet sich eine Marke II.
Wird die Spindel ganz nach oben gedreht – Marke I –, so
hebt sie mit Hilfe ihres unteren Bundes zunächst den
kleinen Ventilkegel u an, welcher sich an seinen
Sitz legt und nunmehr den Hauptkegel V mitnimmt, bis
auch dieser seinen Sitz gefunden hat. Das Ventil ist dann geschlossen. Dieser
Zustand wird vom Dampf erhalten, auch wenn die Spindel etwas heruntergedreht wird,
da beide Ventile durch den Dampf nach oben gepresst werden. Wird nunmehr die Spindel
etwas heruntergedreht, so wird der kleine Kegel u frei,
bleibt jedoch vermöge des Dampfdruckes geschlossen. Bei noch weiterem
Niederschrauben der Spindel setzt sich das Ende derselben auf das kleine Ventil und
öffnet dasselbe, so dass Dampf in die Leitung strömt. Alsdann legt sich der Körper
V auf den Rand auf, während u noch eben in Berührung bleiben mag. Es ist dies die Mittelstellung II. In dieser Stellung wirkt der Apparat als
Selbstschlussventil: Bei zu grosser Strömung reisst der Dampf beide Ventilkörper
nach oben und schliesst den weiteren Durchgang ab. Der Maschinist kann nun entweder
den Abschluss vollständig sichern, indem er die Spindel auf I stellt – nach oben schraubt – oder die Selbstschlussstellung wieder
herstellen, indem er das kleine Ventil durch Niederschrauben öffnet, worauf sich die
Leitung von neuem füllt; alsbald fällt der Körper V ab
und ist zum abermaligen Selbstschluss bereit.
Textabbildung Bd. 317, S. 203
Fig. 15. Selbstschlussventil von Losenhausen.
Wird die Spindel ganz heruntergeschraubt – auf III
gestellt –, so setzt sich der obere Bund derselben auf den oberen Rand des
Ventilkörpers Fund hält denselben in seiner unteren Lage fest, während ü zwar noch etwas Spiel behält, jedoch ebenfalls ausser
Thätigkeit gesetzt ist. In dieser Lage ist das Ventil als gewöhnliches Absperrventil
geöffnet.
Die Konstruktion erfüllt die unter 3, 4 und 7 angeführten Bedingungen.
XIII. Luckenheimer Company, Cincinnati (Fig. 16).
Das Gehäuse setzt sich in der Richtung der Ventilachse zu einem Cylinder fort, in
welchem sich ein fest mit dem Ventil V verbundener
Kolben bewegt. Die Verbindung dieser beiden Körper ist als Rohr ausgeführt, welches
einen Verkehr zwischen dem Raum E unter dem Ventil und
dem Raum C über dem Kolben herstellt, also als Umlauf
wirkt. Zum Verschluss desselben dient ein Ventilkörper u, welcher sich auf der durchgehenden Stange
a befindet, und von unten her durch eine Feder f bezw. den Dampf angedrückt und von oben her durch
einen Hebel bethätigt wird.
Textabbildung Bd. 317, S. 203
Fig. 16. Selbstschlussventil der Luckenheimer Company.
Das Ventil wirkt zunächst als selbstthätiges Abschlussventil, da es durch den Dampf
geschlossen gehalten wird. Durch Anziehen des Hebels h
wird das Umlaufventil u geöffnet und es füllt sich der
Raum C mit Dampf, welcher, da die Kolbenfläche grösser
ist als die Ventilfläche, beide Körper nach unten drückt und das Ventil öffnet.
Sobald der Raum A bezw. die Dampfleitung mit einer
entsprechenden Spannung versehen ist, welche der in dem Raum C herrschenden das Gleichgewicht hält, wird das Ventil schweben bezw. von
der Feder getragen werden und sich den in A wechselnden
Spannungen gemäss leicht auf und nieder bewegen.
Der Hebel h muss angezogen bleiben. Die Spannung in
C ergänzt sich in dieser Zeit durch die
Nachströmung, welche die Undichtheit des Kolbens gestattet. Bei starker
Dampfentnahme kämpft die Stromwirkung des Dampfes gegen die Spannungsdifferenz auf
den Kolben K und das Ventil setzt sich auf, wenn
erstere überwiegt. Nun muss aber auch der Hebel h frei
gelassen werden, weil sich sonst der Raum C wieder mit
Dampf füllt, der den Kolben niederdrückt, also das Ventil wieder öffnet.
Der Schluss des Ventils kann jederzeit erfolgen, wenn der Hebel h losgelassen wird.
Die Anordnung entspricht den Bedingungen 4, 5, 6, 7.
XIV. Louis Blanc, Paris (Fig. 17).
Der Apparat, durch das Ventil b vom Kessel absperrbar,
besteht aus zwei getrennt angeordneten Gehäusen, welche durch Rohrleitungen
miteinander verbunden sind: dem Fühler P und dem
Schliesser Q. Der Fühler P
ist auf die Rohr,eitung gesetzt und besteht aus einem cylindrischen Gehäuse mit zwei
gleich grossen miteinander verbundenen Kolben k und k1, deren nach oben
verlängerte Stange eine in ihrer Spannung regulierbare Feder r0 trägt. Diese Feder sucht die Kolben
nach unten zu treiben, wird aber durch den in der Leitung befindlichen Dampfdruck
zusammengepresst. Der untere Kolben h verschliesst
alsdann die Oeffnung einer Rohrleitung l2-
l, welche durch das Ventil m nach dem Dampfkessel führt, während der Raum zwischen den Kolben durch
eine Leitung l1 bezw.
das Ventil m mit dem oberen Raum des Sperrers Q und gleichzeitig durch die Oeffnungen j mit dem Freien verbunden ist.
Textabbildung Bd. 317, S. 203
Fig. 17. Selbstschlussventil von Blanc.
Der Sperrer Q ist ein Ventil, dessen Körper oben zwei in
abgestuften Cylindern laufende Kolben enthält, von deren Zwischenraum ein
Ablassröhrchen t ins Freie führt. In den oberen Raum
mündet das bereits besprochene Rohr l1. Die Kolbenstange geht durch den Ventildeckel und
trägt einen Handgriff.
Zwischen dem Sperrer Q und dem Kessel befindet sich ein
gewöhnliches Absperrventil b.
Der in der Hauptleitung a befindliche Dampf hält mittels
des Kolbens k die Feder r0 in Spannung und ersteren in einer
solchen Lage, dass er die zum Ventil m bezw. zur
Leitung l führende Oeffnung verschliesst.
Nimmt die Spannung in der Leitung a ab, so bewegen sich
beide Kolben nach unten. Der obere verschliesst die ins Freie führenden Oeffnungen
j und der untere öffnet, wenn das Ventil m geöffnet ist, dem Dampf den Eintritt in den über ihm
befindlichen Raum. Ist nun auch das linke Ventil geöffnet, so kann der Dampf durch
die Leitung l1 über den
Kolben des Sperrers Q gelangen und denselben mit einer
der Flächendifferenz der Kolben entsprechenden Kraft nach unten treiben, wodurch das
Ventil, unterstützt vom Dampfstrom, zum Schluss gelangt.
Der unter dem oberen Kolben befindliche Ablauf f dient
zum Leerhalten des betreffenden Raumes, so dass der untere Kolben stets bereit zum
Oeffnen, der obere zum Schliessen bleibt.
Der Maschinist hat beim Anlassen zuerst das Ventil Q in die Höhe zu ziehen und dann erst Dampf zu geben. Da der untere Kolben
die Grösse des Ventilkegels hat, so findet eine selbstthätige Oeffnung nicht statt.
Indessen ist hierdurch ein Zwang für den Maschinisten geschaffen, die Teile des
Ventils Q zu bewegen, welches sich, stets offen,
festsetzen und im geeigneten Moment versagen könnte. Die Ventile links und rechts
von k sind stets offen zu halten. Der Fühler P hält sich durch die Thätigkeit der Feder r0 in ihrem Kampfe
gegen den Dampf in der Leitung a stets selbst in
Ordnung.
Der Fernschluss könnte leicht durch eine Leitung bewerkstelligt werden, welche Dampf
in die Leitung l lässt, also eventuell durch
Bethätigung des Ventils r1, ist aber als solcher nicht vorgesehen.
Durch die vorliegende Konstruktion werden die unter 1, 2, 3, 4 (6), 8 und (9)
angegebenen Bedingungen erfüllt.
XV. Lincke I (D. R. P. Nr. 197346, Fig. 18).
Das Ventil ist als Gegenstromapparat eingerichtet und hat die Form einer gewissen
Gattung der Speiseventile. Die durch den Deckel des Gehäuses gehende Ventilstange
a greift mit ihrem Kopf h an einen sich um die Schwinge l drehenden
Hebel mn, dessen anderes Ende einen Kolben K trägt. Der letztere läuft in einem Stutzen, der sich
auf das Dampfleitungsrohr A setzt. Eine regulierbare
Feder f zieht den Kolben K, dem Druck des Leitungsdampfes entgegen, nach unten. Die beiden Räume E (frischer Dampf) und A
(Leitungsdampf) sind durch ein kleines Umlaufventil u
verbunden. Das Ventilgehäuse trägt oben eine Spindel S
mit Handrad, welche jedoch nicht mit dem Hebel mn oder
dem Kopf h der Ventilstange in Verbindung steht,
sondern sich nur lose auf letztere aufsetzt.
Textabbildung Bd. 317, S. 204
Fig. 18. Selbstschlussventil von Lincke I.
Das Ventil wird durch direkten Kesseldampf stets geschlossen gehalten und ist nicht
ohne weiteres zu öffnen, da, wie bemerkt, die Spindel S
nicht mit der Ventilspindel a verbunden, sondern nur
zum Niederschrauben derselben zu verwenden ist. Der Maschinist muss also zuerst das
Umlaufventil u öffnen, worauf sich die Leitung mit
Dampf füllt und den Kolben A nach oben drückt; dadurch
hebt sich der Kegel V von seinem Sitz und stellt die
volle Verbindung zur Leitung her. Nun erst wird das Umlaufventil geschlossen.
Während des weiteren bleibt der Kegel V stets in Ruhe,
da der Kopf h der Stange a
durch den Kolben K gegen die Spindel S gepresst bleibt, bis die Spannung in A eine bestimmte Grenze unterschreitet.
Diese Grenze lässt sich mit Hilfe der Schraube s,
welche ein für allemal eingestellt ist, regulieren. Sinkt indessen die Spannung
unter das zulässige Mass, wie etwa bei einem Rohrbruch, so wirkt der Apparat in
doppelter Weise. Zunächst reisst der Dampf den mit besonderer Vorsicht in seinen
Strom gelegten Ventilkegel V nach unten, wobei er durch
das Gewicht des eingeschliffenen und sehr leicht gehenden Kolbens nebst Hebels
unterstützt wird. Ausserdem tritt die Feder f in
Wirkung, welche nicht mehr durch den Dampfdruck der Leitung vermöge des Kolbens K gespannt wird.
Das Anstellen dieses Ventils unterscheidet sich also von dem eines gewöhnlichen
Absperrventils durch nichts als durch die unumgänglich erforderliche Bethätigung des
Umlaufventils u, ohne welche ein Anlassen nicht möglich
ist. Sollte der Maschinist vergessen, dies Ventil zu schliessen, so hat das nur den
Erfolg, dass nach dem Selbstschluss noch eine Dampfmenge, dem geringen Querschnitt
des Umlaufventils entsprechend, ausströmt, was etwa der aus einem Ablasshahn
entströmenden Dampfmenge gleichen, also völlig harmlos sein würde. Alle gangbaren
Teile des Apparates treten bei jedem Anlassen und Abschliessen in Thätigkeit,
bleiben also sicher läufig und liegen stets unter Augen. Die Notwendigkeit endlich,
erst Dampf in die Leitung zu lassen und ruhig abzuwarten, bis sich das Ventil
öffnet, sichert gegen die Gefahren des zu schnellen Oeffnens, wodurch oft,
namentlich nach den Pausen bei stationären Maschinen, Explosionen hervorgerufen
worden sind.
Um zu jeder Zeit einen Schluss bewirken zu können, ist der Hebel mn bei n mit einem Auge
versehen, an welchen eine Zugschnur greift.
Der Apparat erfüllt die unter 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 und 8 angegebenen Bedingungen.
Ueber die Wirkung dieses seit längerer Zeit in Thätigkeit befindlichen Apparates
liegt folgender amtlicher Bericht des Ingenieurs eines Kesselrevisionsvereins
vor:
„Auf Veranlassung des Herrn... wohnte der Unterzeichnete am 11. August d. J.
Versuchen bei, die mit einem von Herrn... konstruierten Selbstschlussventil zur
Verhütung von Verbrühungen bei Dampfleitungsbrüchen ausgeführt wurden. Das
Selbstschlussventil war auf dem. Betriebskessel montiert und diente für den
täglichen Gebrauch als Absperrventil der Dampfleitung der Betriebsdampfmaschine.
In die Dampfleitung hinter dem Ventil war eine Vorrichtung eingeschaltet, die
gestattete, durch Abziehen eines Verschlusses ein plötzliches Ausströmen des
Dampfes aus der Leitung zu veranlassen. Die Versuche wurden bei einem Dampfdruck
im Kessel von 2,8, 3,2 und 5 at ausgeführt. Bei allen drei Versuchen strömte aus
der geschaffenen Oeffnung nur so viel Dampf aus, als der Füllung der
Dampfleitung entsprach; das Selbstschlussventil trat demnach sofort nach Oeffnen
des Verschlusses in Thätigkeit und stellte einen dichten Abschluss gegen den
Dampfkessel her.“
XVI. Lincke II (D. R. P. Nr. 197346, Fig. 19 und 20).
Die die Stromwirkung des Dampfes unterstützende Federkraft der vorigen Konstruktion
(XV) ist durch Dampfkraft ersetzt worden. Der Cylinder ist oben abgeschlossen und
durch ein Rohr l mit dem stets frischen Kesseldampf
enthaltenden oberen Raum des Ventilgehäuses verbunden. Der Kohben K unterliegt also von unten her dem Druck des Dampfes
in der Leitung, welcher auf seine volle Fläche presst, und von oben her der des
frischen Kesseldampfes, dem er nur die Ringfläche darbietet; er wird also stets nach
oben getrieben werden, so lange die Spannung in der Leitung über einer gewissen
Grenze bleibt. Dieselbe kann reguliert werden, wenn auch hier eine Feder eingesetzt
wird, wie in Fig. 18 angegeben.
Wird, wie bei einem Rohrbruch, die Leitungsspannung zu gering, so presst der in dem
Raum r befindliche Dampf, eventuell im Verein mit der
Feder f, den Kolben und damit das Ventil nach
unten.
Auch diese Anordnung ist ausgeführt worden, worüber der nachfolgende amtliche Bericht
eines Regierungsbaumeisters und langjährigen früheren Eisenbahningenieurs Auskunft
gibt.
„Am 29. September d. J. nahm ich in der Werkstatt ...
Versuche mit einem Selbstschlussventil vor, das dem Zweck! dient, beim
Bruche des Dampfleitungsrohrs im Betriebe den Kessel sofort selbstthätig
abzustellen.
Das Ventil ist auf dem Betriebskessel der Werkstatt angebracht und so
eingerichtet, dass vom Heizerstande aus die Wirkung eines Rohrbruches
hervorgebracht und daher jederzeit auf seine Dienstbereitschaft geprüft werden
kann.
Ich nahm vier Versuche bei Dampfspannungen von 2,7, 3,9, 4,3 und 6 at vor und
stets wirkte das Ventil in unmittelbarster und schnellster Weise. Dabei ist die
Bauart des Ventils einfach und zweckmassig. Die Wirkung erfolgt mit Hilfe eines
Differentialkolbens mittels des Dampfdruckes ohne Feder u. dgl., so dass im
Falle der Gefahr ein Versagen als völlig ausgeschlossen erscheint.“
Textabbildung Bd. 317, S. 205
Selbstschlussventil von Lincke II.
Die Versuche über die Empfindlichkeit des Apparates ergaben, dass der Selbstschluss
bei einer Oeffnung von 15 % des Rohr Querschnittes nicht mehr von selbst mit
Sicherheit eintritt, jedoch dazu nur eines ganz leichten Anstosses mit der Hand
bedarf. Bei etwa 50 % durfte das Umlaufventil offen sein, ohne den Abschluss zu
stören. Durch Vergrösserung des ziemlich klein ausgeführten Kolbens K lässt sich die Empfindlichkeit nach Belieben erhöhen
(vgl. Zeile 10 der Tabelle S. 206).
Endlich liegt noch das folgende Zeugnis eines königl. Gewerbeinspektors vor:
„Vor einigen Tagen fand ich Gelegenheit, das Rohrbruchventil in der ....'schen
Fabrik in Augenschein zu nehmen. Die Absperrung des Kesseldampfes durch das
Ventil erfolgte jedesmal unmittelbar beim Ziehen an dem Hebel des davor
angebrachten Auslassventils und war die Wirkung, soweit ein Rohrbruch auf diese
Weise überhaupt nachgeahmt werden kann, jedenfalls eine völlig
befriedigende.“ –
Auch mit Auslösung lässt sich das Ventil leicht versehen.
Der Kolben K (Fig. 20) erhält eine
Mulde m, welche über einen nach oben führenden Kanal
läuft und, wenn unten stehend, denselben mit einer Oeffnung verbindet, welche zum
frischen Dampf führt.
Bei einer die durch die Feder f regulierbare Grenze
überschreitenden Spannungsabnahme in der Leitung verbindet die Mulde den Raum über
dem Kolben mit dem Dampfraum. Der frische Dampf wirkt, wie bei der Anordnung Fig. 19, auf
die obere ringförmige Kolbenfläche, treibt den Kolben nach unten und bringt damit
das Ventil zum Schluss.
XVII. Vereinigung mehrerer Kessel und zentrale Absperrung derselben (Fig. 21).
Werden mehrere zusammenarbeitende Kessel, unmittelbar vor ihrem Anschluss, je mit
einem gut arbeitenden Selbstschlussventil versehen, so werden bei einem Rohrbruch
alle diejenigen Kessel automatisch abgesperrt werden, deren Leitung die plötzliche
Spannungsdifferenz genügend empfindet. Es hängt also von der Einstellung der Ventile
ab, ob eine beträchtliche und dem Personal gefährliche Ausströmung stattfinden
kann. Immerhin ist der Fall denkbar, dass der Maschinist von seinem Stand aus die
Leitung schleunigst abzusperren wünscht. Es handelt sich alsdann um eine Verbindung
des Führerstandes oder auch zugleich mehrerer anderen Punkte mit den genannten
Abzügen der Selbstschlussventile.
Es lässt sich dies bei verschiedenen Ventilen, so auch bei D. R. P. Nr. 197346 in
einfacher Weise auf verschiedenen Wegen erreichen: elektrisch, durch Zugleinen,
leichte Wellenleitungen, Pressluft, Dampf u.s.w.
Fig. 21 stellt eine Anlage mit Dampfdruck dar.
Das Ventilgehäuse erhält in der Verlängerung des zum Kolben K gehörenden Cylinders einen nicht dicht gehenden oder etwas
durchlöcherten Kolben k, dessen Stange mit dem Kolben
K verbunden ist. Der darunter befindliche Raum D steht durch eine Rohrleitung w mit einem Ventil R in Verbindung, welches
sich am Maschinistenstand befindet und durch einen Griff leicht und schnell zu
öffnen ist. In diese Leitung w werden die betreffenden
Ableitungen der sämtlichen anderen Kessel geführt.
Nach dem Oeffnen des Umlaufventils U wird sich der Raum
D unter dem Kolben k
bald mit Dampf bezw. Kondenswasser füllen, so dass der letztere entlastet wird und
keinerlei Wirkung auszuüben im stände ist. Wird indessen das Ventil am
Maschinistenstand oder ein anderes gleichwertiges geöffnet, so schwindet der Druck
in der Leitung w, der Kolben k tritt in Thätigkeit und reisst das Selbstschlussventil zu.
Es ist, wie soeben angedeutet, nichts im Wege, mehrere solcher Aufreissventile bezw.
Sperrhebel 1, 2 u.s.w. einzuschalten, und zwar an
beliebigen Stellen der Leitung w, welche, z.B. bei
Dampfschiffen, von dem Heizraum aus und auch von Deck her bethätigt werden
können.
Textabbildung Bd. 317, S. 205
Fig. 21. Vereinigung mehrerer Kessel und zentrale Absperrung derselben.
Die Leitung w kann entweder stets m-t frischem Dampf
erhalten werden, in welchem Falle sie mit einem Kondenstopf versehen werden muss,
oder auch mit Kondenswasser gefüllt bleiben. Sie muss dann etwas weiter gehalten
werden, damit sich der wenn auch kleine Raum D schnell
entleert.
Auf diese Weise ist man in der Lage, ganz abgesehen von dem Selbstschluss, jederzeit
den Abschluss sämtlicher Kessel von gewissen den Verhältnissen entsprechend
gewählten Punkten aus zu bewirken. –
Die nachstehende Zusammenstellung gibt Aufschluss darüber, wie die verschiedenen
Systeme die oben gestellten Anforderungen erfüllen.
C. Vergleichende Zusammenstellung der besprochenen Ventile.
Textabbildung Bd. 317, S. 206
Nummer der Besprechungen; Seite der Beschreibung; Einrichtung der Apparate.; Gleichstrom; Gegenstrom; Stromschluss; Kolbenschluss;
Auslösung; Eigenschaften der Apparate.; Unempfindlichkeit gegen zulässige Schwankungen der Spannung; Einstellbarkeit für verschiedene
Spannungen; Möglichkeit der Prüfung der laufenden Teile von aussen her auf ihre Beweglichkeit; Sicherheit gegen Vernachlässigung,
wie Festsetzen u.s.w.; Unabhängigkeit vom Willen des Bedienungspersonals; Möglichkeit, den Schluss zu jeder Zeit von fernher
zu bewirken; Verwendungsfähigkeit als Absperrventil; Unabhängigkeit von Schwankungen (Seedampfer); Möglichkeit, die Apparate
verschiedener zusammen arbeitenden Kessel von einer Zentrale aus zu bethätigen; Ungefähres Verhältnis des Umfanges der angewendeten
Hilfsdichtungen zu dem des Ventils; Das Zutreffende ist mit einem + bezeichnet worden.