Titel: | Feuersichere Baukonstruktionen. |
Autor: | Gustav Rauter |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 207 |
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Feuersichere Baukonstruktionen.
Von Dr. Gustav Rauter.
(Fortsetzung von S. 190 d. Bd.)
Feuersichere Baukonstruktionen.
Um nunmehr die Konstruktionen zu erwähnen, bei denen die Steine auf
Eiseneinlagen reiten, so ist hier zunächst zu nennen die Beny'sche Decke (Fig. 52) (D. R. G. M.
Nr. 43830 und 82857). Sie kann auch aus Hohlsteinen gemauert werden, ferner wird sie
mitunter auch so ausgeführt, dass die Bandeisen, ähnlich wie die Drahtnetzstreifen,
in einem Stück hin und her laufend genommen werden. Natürlich verteuert dies die
Decke sehr, ohne indessen viel Zweck zu haben.
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Fig. 52. Beny'sche Decke.Fig. 53. Steindecke System Ackermann.
Die horizontale Steindecke System Ackermann (Fig. 53) besteht aus porösen oder dichten Steinen mit
profilierten Längsseiten und unten ausgesparter, tief eingreifender Nut, mit deren
Hilfe sie auf einem flusseisernen Hohlträger reiten. Um ein gleichmässiges Aufsitzen
der einzelnen Deckensteine zu ermöglichen, befinden sich in den Nuten noch besondere
Auflageleisten, die einen genauen Anschlag gewährleisten sollen. Nach dem Einsetzen
der Decke werden die Hohlträger und alle Fugen gut mit Cementmörtel ausgegossen. In
der Form der Träger erinnert sie einigermassen an Fig. 26
(Germaniadecke).
Die Decke nach Dabbert und Hütten (Fig. 54 und 55) ist
eigentlich keine Steindecke mit Eiseneinlage mehr, vielmehr eine ausgemauerte
Blechdecke. Auf einer ½ mm starken, gestanzten Blechtafel, die auf den Flanschen der
Träger aufruht, und die mit Eisenstäben von 8 mm Durchmesser armiert ist, wird eine
Schicht Ziegel mit Cementmörtel verlegt. Die Unteransicht der Decke wird jedenfalls
sehr sorgfältig mittels einer anderen, dazu geeigneten Konstruktion zu
verputzen sein, wenn man diese Decke als feuersicher betrachten soll.
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Decke nach Dabbert und Hütten.
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Fig. 56. Koenen'sche Rippendecke.
Wenn wir nun zunächst zu den Betondecken übergehen, so
ist zu bemerken, dass Cement ein Stoff ist, der das Eisen sehr gut vor Rosten
schützt, und der sich schon deshalb zur gleichzeitigen Verwendung mit Eisen
besonders eignet. Zunächst sind hier die einfachen Betondecken zwischen ⌶-Trägern zu erwähnen (Fig.
4 bis 7). Da diese keine Eiseneinlagen
haben, so können sie natürlich nicht mit sehr grossen Spannweiten ausgeführt werden.
Ein Beispiel einer solchen Decke ist auch die Koenen'sche Rippendecke (Fig. 56), bei der zwischen 8 cm hohen, 25 cm voneinander entfernten
Trägern Beton gewölbeartig, über die Träger weggehend, eingestampft wurde. Sie ist
ein Vorläufer der gleich zu erwähnenden Koenen'schen
Plandecke.
Ferner gehören hierher die Böcklen'schen Cementplatten,
von denen das wegen der Spannweiten Gesagte besonders, namentlich da sie überdies
noch an bestimmte Spannweiten gebunden sind, gilt. Sie scheinen keine ausgedehnte
Anwendung gefunden zu haben. Näheres über sie findet sich in D. p. J. 1901 316 583.
Jedoch viel weiter verbreitet ist die Verwendung von Cement oder Beton mit
Eiseneinlage. Hierbei nimmt bekanntlich
der Cement oder Beton die Druckspannungen, das Eisen dagegen die Zugspannungen
auf. Derartige Anordnungen werden vielfach, obwohl nicht ganz mit Recht, unter dem
Namen der Bauweise nach Monier zusammengefasst.
Ursprünglich bettete man hierbei ein Gitter aus starkem Eisendraht in den Cement
ein. Bei der weiteren Ausbildung dieser Konstruktionen – man nennt sie auch
Bauweisen in armiertem Cement – hat die Eiseneinlage
die verschiedensten Formen und Gestaltungen angenommen; sie wird aus Bandeisen,
Rundeisen, einfachem und verdrehtem Quadrateisen, wie aus den verschiedensten
Façoneisen angefertigt.
Was die Zumischungen anbetrifft, die man hierbei zu dem Cement macht, um Beton zu
erhalten, so sind diese sehr verschieden. Am besten ist natürlich guter Kies; aber
auch Schlacken werden sehr viel genommen. Vor letzteren ist indessen in der
Beziehung zu warnen, dass man sie nicht in Verbindung mit Eisen bringen soll, denn
die Schlacken, mögen es nun Hochofenschlacken oder Feuerungsschlacken sein,
enthalten fast immer einen grossen Gehalt an schädlichen Stoffen, namentlich an
Schwefel, wodurch sie das damit in Berührung kommende Eisen zu zerstören geeignet
sind. Man kann Schlackenbeton deshalb nur als Füllstoff über einer Lage von
Kiesbeton verwenden, wobei eine Berührung mit Eisen durchaus ausgeschlossen ist.
Sonst ist eben der Beton nichts, das der Erhaltung des Eisens förderlich ist,
sondern vielmehr etwas, das seine Zerstörung herbeiführt. Besonders leicht im
Gewicht ist eine Zumischung von Bimssand zu dem Beton, die sich für manche Zwecke
eignen dürfte. Als Gewichte von verschiedenen Betonarten rechnet man 2000 bis 2400
kg, dagegen von solchem mit Bimskies nur 1200 kg auf das Kubikmeter.
Von derartigen Beton-Eisendecken erwähnen wir zunächst Stolte's Stegcementdielen (D. R. P. Nr. 71351) (Fig. 57). Diese bestehen
aus quer von einem ⌶-Träger zum anderen reichenden
Platten, die eine Reihe von Hohlräumen und dazwischen, in etwa ein Drittel ihrer
Höhe, Einlagen von Bandeisen besitzen. Sie greifen mit Nut und Feder ineinander ein.
Früher wurden sie auch nach dem System der Schrägverlegung (Fig. 12) verlegt, jedoch scheint man sie neuerdings wohl nur noch
senkrecht zu den Trägern anzuordnen.
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Fig. 57. Stolte's StegcementdielenFig. 58. Cementplatte System Siegwart.
Eine andere, neuerdings empfohlene Cementplatte, ist die nach System Siegwart (Fig. 58), das aus
Cementröhren mit Eiseneinlagen, letztere nach Art der noch zu erwähnenden Bauweise
nach Hennebique (vgl. Fig. 87 und 88) bestellt.
System Siegwart. Die Cementröhren sind vierkantig; sie sind an beiden Enden
verschlossen, so dass der Hohlraum unzugänglich ist. Ob sie indessen einen Vorzug
vor den Cementdielen nach Stolte haben, ist jedenfalls
fraglich, da bei letzteren die Verteilung der Hohlräume und Eiseneinlagen doch wohl
günstiger sein dürfte.
Cementplatten amerikanischen Ursprunges sind die nach dem System Mc Cabe (Fig. 59 und 60). Hierbei
sind die Eiseneinlagen nicht in die Cementplatten selbst eingelegt, sondern je zwei
aneinander grenzende Platten ruhen gemeinsam auf einem kleinen umgekehrten ⊤-Eisen auf, ähnlich wie bei den Ziegeldecken nach Donath und nach Czarnikow.
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Cementplatten System Mc Cabe.
Wenn wir jetzt zu den Decken übergehen, die nicht aus einzelnen Platten
zusammengesetzt sind, sondern gänzlich erst an Ort und Stelle hergestellt werden, so
haben wir zunächst die von der Aktiengesellschaft für Beton-
und Monierbau in Berlin ausgeführten Konstruktionen der Koenen'schen Gewölbedecke
(Voutenplatte) und der Koenen'schen ebenen Decke
(Plandecke). Erstere (Fig. 61) enthält
zwischen den Hauptträgern senkrecht zu diesen angeordnete, auf ihren oberen
Flanschen aufliegende und dort verankerte, nach der Mitte zu durchgesenkte
Eisenstäbe. Dadurch, dass sie innerhalb des ebenen Teiles der Platten ungefähr in
der Kettenlinie angeordnet sind, ermöglichen sie eine grosse Spannweite dieser
Konstruktion. Sie wird vielfach so ausgeführt, dass die Unterflanschen der Träger
ungeschützt bleiben; jedoch ist auch hier eine thatsächliche Feuersicherheit nur zu
erreichen, wenn dieser Unterflansch ebenfalls mit Cement oder einem sonstigen
Feuerschutz umkleidet wird.
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Fig. 61. Koenen'sche Gewölbedecke.Fig. 62–64. Koenen'sche ebene Decke.
Letzteres zu ermöglichen ist die Koenen'sche ebene Decke
(Fig. 62
bis 64)
besser geeignet. Sie ist eine mit Rippen und Hohlräumen versehene Betoneisendecke,
die mit einer, unterhalb der Träger durchgehenden, ebenen Decke verbunden ist. Unter
den Rippen werden für gewöhnlich freitragende oder aufgehängte Holzleisten
angeordnet (Fig.
63), wodurch eine bequeme Befestigung der ebenen Unterdecke erzielt wird.
Besser ist es, die Holzleisten wegfallen zu lassen und die Unterdecke statt dessen
an Haltern aus verzinktem Eisendraht zu befestigen, die in dem Rippenkörper fest
einbetoniert sind (Fig. 64). In die Rippen der Tragplatten sind Eisenstäbe möglichst tief
eingebettet, damit sie im Widerstandsmoment der Platte möglichst wirksam werden. Die
hierdurch verringerte Druckbeanspruchung des Betons gestattet es, die obere Platte
in leichterem Kies oder Bimskieselbeton auszuführen, während die das Eisen
umhüllende Rippe in dichterer Mischung hergestellt wird. Die ebene Unterdecke ist
von der eigentlichen Betondecke übrigens fast ganz unabhängig, insbesondere wird ein
Reissen, den Trägern entlang, durch diese Konstruktion nicht hervorgerufen.
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Spanneisendecke von Paul Zöllner und Co.
Bei der Spanneisendecke von Paul
Zöllner und Co. (D. R. P. Nr. 119651) (Fig. 65 und 66) befinden
sich schräg liegende Eiseneinlagen in der im allgemeinen ähnlich konstruierten
Decke, Der wesentliche Unterschied von der Koenen'schen
Gewölbedecke besteht darin, dass bei der Spanneisendecke den zu den Einlagen
verwendeten Rundeisenstäben ein grosser Teil ihres Dehnungsvermögens durch
Vorbeanspruchung auf Zug vorweggenommen wird. Diese Erzeugung einer Anfangsspannung
erfolgt dadurch, dass die Stäbe erst in senkrechter Lage an den Trägeroberflanschen
oder, beim Anstossen an Wände, an darin verankerten Flachschienen angehakt, hierauf
dann erst in die endgültige Schräglage gerückt werden. Die Stangen sind demgemäss
auch nicht durchhängend, sondern ganz eben gespannt.
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Spanndecke nach Wayss.
Die Spanndecke nach Wayss
(Fig. 67
und 68) (D.
R. P. Nr. 109964) hat statt durchgehender Eiseneinlagen ein System von gegliederten,
an Querbolzen angehakten, und so miteinander verbundenen Eisenstäben angeordnet.
Bei der Betondecke nach System Holzer (D. R. P. Nr.
78498) (Fig.
69 und 70) sind zwischen den Haupt-⌶-Trägern kleinere
⌶-Träger angeordnet, die auf dem unteren
Trägerflansche ersterer aufliegen oder über deren obere Flanschen weggehen, oder
sonstwie dazwischen angeordnet sind. Unten sind Schilfrohrmatten angehängt, die
einerseits den Cementkiesbeton tragen, andererseits von unten verputzt werden. Da
der Deckenputz hierbei von den Trägern unabhängig ist, so wird das Durchscheinen der
Hauptträger und das Auftreten von Rissen ihnen entlang vermieden. Das Rohrgewebe
erlaubt es, die Decke ganz ohne Schalung herzustellen. Die Art und Weise, wie
gegebenenfalls die Stege und Unterflanschen der Träger mit Betonformstücken
bekleidet werden, ermöglicht die Bildung von Raum und Material sparenden
Kassettendecken.
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Fig. 69 u. 70. Betondecke nach System Holzer.Fig. 71. Decke nach System Columbian.
Aehnlich dieser letzteren ist in gewisser Beziehung auch die amerikanische Decke nach
System Columbian (Fig. 71). Hierbei sind
die Einlageeisen an den oberen Flanschen der Deckenträger aufgehängt. Erstere haben
im Querschnitt die Form eines Kreuzes mit zwei Querbalken. Die unteren Flanschen der
⌶-Träger werden durch besonders geformte, an ihnen
aufgehängte Betonstücke geschützt; die Aufhängeeisen sind in letztere eingegossen.
Ausserdem ist die ganze, Konstruktion noch von unten sorgfältig verputzt.
Die Eisenfederdecke nach Johannes Müller (D. R. G. M. Nr. 17 230) (Fig. 72 bis 76) enthält
zwischen den ⌶-Trägern hochkant gestellte
Flacheisenstäbe, Tragestäbe genannt, mit dazwischen zickzackförmig angeordneten
Eisenbändern, sogen. Zickzackfedern, die ebenfalls aus hochkant stehenden Bandeisen
hergestellt sind. In dies Eisengerippe wird auf einer etwa 2 cm darunter
befindlichen Schalung der Beton fest eingestampft. Die Tragestäbe werden entweder
auf die Unterflanschen der Träger eben oder nach oben gewölbt aufgelegt, oder sie
werden über deren Oberflanschen glatt weggelegt, oder nach Art der Koenen'schen Gewölbedecken mit Einsenkung angebracht,
im letzteren Falle auf den Flanschen verdreht aufgehakt. Die ganze Eisenkonstruktion
wirkt wie eine federnde Matratze und ist jedenfalls für grosse Spannweiten sehr gut
geeignet.
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Fig. 72–76. Eisenfederdecke nach Müller.Fig. 77 und 78. Donath'sche Diagonaleisendecke.
Aehnlich ist die Konstruktion der Donath'schen
Diagonaleisendecke (Fig. 77 und 78). Hierbei
werden senkrecht zu den eisernen Trägern ⌶-, ∟- oder umgekehrte ⊤-Eisen je
2 bis 3 cm hoch in Abständen bis zu 50 cm verlegt Diese Eisen erhalten unter sich
eine Diagonalversteifung durch Bandeisen. Unten wird ein Rohr- oder Drahtgewebe
befestigt, das zur Aufnahme der ersten Mörtelschicht bestimmt ist. Hierauf wird dann
schichtenweise Beton aufgebracht und eingestampft.
Bei der einfachen Beton-Eisendecke nach Jul. Donath (Fig. 79 und 80) dagegen
besteht die Einlage zwischen den Trägern nur aus Band- oder S-Eisen ohne gegenseitige Versteifung.
Die sogen. Spiral-Eisen-Betondecke, erfunden von
Architekt Franz Habrich in Hagen (Fig. 81 und 82), besteht
aus Beton mit Einlage von schraubenförmig verdrehtem Bandeisen, die ähnlich wie die
Einlage in Fig.
73 bis 76 auf den unteren oder oberen Trägerflanschen, eben oder gewölbt verlegt
wird. Die Unverschiebbarkeit der Eiseneinlage in sich selbst wird hier nicht durch
Aneinanderfügen verschieden gerichteter Eisenteile, sondern durch die Verdrehung des
Eisens bewirkt.
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Fig. 79 und 80. Beton-Eisendecke nach Donath.Fig. 81 und 82. Spiral-Eisen-Betondecke von Habrich.Fig. 83 und 84. Decke nach Golding.Fig. 85. Decke nach Feketehazy.Fig. 86. Decke System Gutzeit.
Die Decke nach Golding (D. R. P. Nr. 89516) (Fig. 83 und
84) ist
eigentlich mehr auf Brückenbauten u. dgl. als auf den Hochbau berechnet. Sie ist
gekennzeichnet durch die Einspannung von Bögen aus breitem ⋃-Eisen zwischen die Widerlager. Auf diese Bögen wird eine Betonfüllung
aufgebracht, die im Verein damit einen Träger bildet. Hierdurch entsteht in
Gemeinschaft mit den ursprünglichen Widerlagern ein ringsum umschlossenes, die
eigentliche Decke tragendes Feld.
Eigentümlich ist die Decke nach Feketehazy (D. R. P. Nr.
104290) (Fig.
85). Sie besteht aus mit Eiseneinlagen armierten Kragträgern aus Beton,
die zwischen sich mit ebenen Platten überdeckte Zwischenräume haben, durch die nach
der Fertigstellung die Lehrbögen herausgenommen werden sollen. Die drehend auf die
Deckenträger wirkenden Kräfte sollen durch die zugfest ausgebildete untere
Deckenfläche aufgenommen werden. Von einer Einführung dieser Decke in das Bauwesen
hat nichts verlautet; auch ist die ganze Anordnung wenig dazu einladend.
Das System Gutzeit (D. R. P. Nr. 82853) (Fig. 86) enthält
zwischen den Hauptträgern gerade oder gekrümmte, stangenartige Zwischenträger, die
aus einem Eisenkern bestehen, um den herum durchlochte Körper beliebigen
Querschnitts aufgereiht sind, etwa nach Art einer Perlschnur. Darüber wird dann
Beton aufgebracht. Ob dies System weitere Anwendung gefunden hat, ist fraglich,
zumal das Patent auch schon erloschen ist.
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Bauweise Hennebique.
Die Bauweise Hennebique (Fig. 87 und 88) beruht
auf der Bildung von ⊤-Formen, in deren Schenkel Rundeisen
eingebettet liegen, die miteinander durch Haken von Bandeisen verbunden sind. Es
will überhaupt die Anwendung von ⊤-Trägern vermeiden und
diese durch Träger aus in der besprochenen Weise armiertem Cement ersetzen. Auch
sogar die Pfeiler sollen durch Cementsäulen gebildet werden, in die Rundeisen
eingebettet sind. Gerade diese Bauweise bedarf bei ihrem verhältnismässig nur sehr
schwachen Eisengerüst äusserst sorgfältiger Berechnung
und ganz besonders gewissenhafter Ausführung, so dass sie in Deutschland nur
wenig, in Berlin z.B. noch gar nicht ausgeführt ist. In der Schweiz hat sie jedoch
eine grössere Anzahl von Ausführungen zu verzeichnen, aber doch auch dort in letzter
Zeit, anlässlich eines grösseren Bauunfalles, zu erneuerten Erwägungen über ihre
Sicherheit Veranlassung gegeben. Ihr ähnlich sind die in Frankreich gebräuchlichen
Systeme Bernard und Cottacin.
Die Möller'sche Trägerdecke
(Fig. 89) hat ebenfalls Träger, die wesentlich
aus Beton bestehen, und zwar in Fischbauchform. Ihre zu Tage liegenden eisernen, aus
Flacheisen bestehenden Zuguntergurte sind durch kurze aufgenietete Quer--Eisen mit ihnen verankert. Wegen ihrer unvorteilhaften
Unteransicht finden sie im Hochbau nur wenig Verwendung. Die ganze Anordnung ähnelt
der bereits besprochenen Konstruktion nach Golding,
welch letztere aber wohl den Vorzug zu verdienen scheint. Beide haben aber
jedenfalls den Nachteil, dass das die Querträger zusammenhaltende Eisen offen
daliegt.
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Fig. 89. Möller'sche Trägerdecke.
Die Deckenkonstruktion nach Deumling (D. R. P. Nr.
82931), auch Hängedecke genannt (Fig. 90), besteht aus
zwei oder mehreren übereinander ausgespannten Drahtnetzen, die durch
Aussteifungsglieder in gleichen Abständen voneinander gehalten und schliesslich mit
Beton umgössen sind. Es wird indessen bei dieser Konstruktion ein ziemlicher Zug auf
die Umfassungswände ausgeübt werden, so dass die Ausführung wohl nur in bestimmten
Fällen rätlich sein wird.
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Fig. 90. Deumling's Hängedecke.Fig. 91. Decke aus Wellblech.Fig. 92. Bombierte Wellblechdecken.
Decken aus Wellblech (Fig. 91), die das
Wellblech unten frei zeigen, oben aber mit Beton ausgegossen sind, trifft man häufig
an. Da indessen das Blech in seiner ganzen Fläche frei liegt, so könnte im
Ernstfalle nur die Betonkonstruktion allein tragfähig bleiben, was indessen um so
weniger zu erwarten ist, als man sie einmal mit Rücksicht auf das Wellblech
natürlich recht schwach nimmt, und da zweitens auch noch in diesen Fällen die
Unterflanschen der ⌶-Träger unverkleidet zu bleiben pflegen. Das Gleiche, wie von
den geraden gilt auch von den bombierten
Wellblechdecken (Fig. 92).
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Fig. 93. Konstruktion nach Baley.
Dagegen vermeidet die in Amerika übliche Konstruktion nach Baley (Fig. 93) den Uebelstand der
gewöhnlichen Wellblechdecken, indem sie Stahlblech mit schwalbenschwanzförmiger
Faltung benutzt, so dass auch der unten anzubringende
Putz einen genügenden Halt findet, und das Blech der Einwirkung des Feuers entzogen
wird.
Gleichfalls amerikanischen Ursprungs ist das Streckmetall
nach Golding (Fig. 94 bis 96), das
neuerdings aber auch in Deutschland in grossen Mengen hergestellt wird, und zwar
nach D. R. P. Nr. 84345. Fig. 94 zeigt ein Stück
dieses Streckmetalls. Die Anfertigung geschieht in der Weise, dass eine Blechtafel
gleichzeitig mit Schlitzen versehen und auseinander gezerrt wird, ohne jedoch dabei
an Breite einzubüssen. Hierdurch kann man aus einer Blechtafel eine bedeutend
grössere Länge an Streckmetall herstellen. Da dessen Oberfläche keine Ebene mehr
bildet, sondern etwa treppenförmig gebrochen ist, so bietet es für den Verputz von
Decken, für Wandkonstruktionen u.s.w. einen sehr guten Halt. Fig. 95 und 96 zeigen
zwei mit diesem Metall hergestellte Deckenkonstruktionen, deren sich noch eine ganze
Reihe aufführen liessen.
Textabbildung Bd. 317, S. 209
Fig. 94. Streckmetall nach Golding.
Ein Zwischending zwischen diesem und dem gewöhnlichen Wellblech ist das sogen. gezerrte Wellblech (Fig. 97 und 98), das als
Träger von Betonkonstruktionen jedenfalls vor dem gewöhnlichen Wellblech seine
Vorzüge hat.
Textabbildung Bd. 317, S. 209
Metalldeckenkonstruktionen.
Die Konstruktion, die unter dem Namen Terrast bekannt
ist (D. R. P. Nr. 100914 und 100730) (Fig. 99),
besteht in ihrer hier interessierenden Ausführungsform aus einem über die Träger mit
ein Zehntel Durchhängung gespannten, verzinkten Drahtgewebe von grösserer
Maschenweite, über das man festes Papier legt. Hierauf wird Beton aufgebracht. Die
Eigentümlichkeit dieses Verfahrens liegt in der Anwendung des Papiers, das dazu
dient, den Beton vor dem Durchfallen durch das Drahtnetz zu sichern, ihm aber die
Bildung von Ausbuckelungen zu gestatten, wodurch eine Verschiebung verhindert wird.
Das Drahtnetz wird auf diese Weise die Zugspannungen aufnehmen. Die Decke kann durch
diese Herstellungsweise ohne Verschalung aufgebracht werden. Unter die Träger wird
dann noch eine beliebige andere feuersichere Decke, etwa ein verputztes Drahtnetz,
untergebracht.
Textabbildung Bd. 317, S. 209
Gezerrte Wellblechdecke.
Textabbildung Bd. 317, S. 209
Fig. 99. Terrastdecke.
Selbstverständlich ist gerade bei allen Konstruktionen aus Eisen und Beton eine
durchaus sorgfältige Herstellung Hauptbedingung für ihre Haltbarkeit, Tragfähigkeit
und Feuersicherheit. Lässt man sie ohne genügende Aufsicht durch irgend einen
beliebigen Maurermeister oder Unternehmer herstellen, so ist es nicht zu verwundern,
wenn man nicht mit ihnen zufrieden ist. Auch hier heisst es, dass nichts geschehen
soll, nur damit etwas geschehen sei, sondern nur, um einen bestimmten Zweck auch
wirklich zu erreichen.
(Schluss folgt.)