Titel: | Kinematische Ermittelung der Einflussflächen eines Fachwerkbogens mit eingespannten Kämpfern. |
Autor: | G. Ramisch |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 229 |
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Kinematische Ermittelung der Einflussflächen eines Fachwerkbogens mit eingespannten Kämpfern.
Von Prof. G. Ramisch in Breslau.
Kinematische Ermittelung der Einflussflächen eines Fachwerkbogens mit eingespannten Kämpfern.
I.
Der in Fig. 1 dargestellte Fachwerkbogen mit
eingespannten Kämpfern hat A und B zu festen Auflagern und die Knotenpunkte Ja und Jb sind durch die
elastischen Stäbe Ja Ga bezw. Jb Gb mit
dem Fundamente in den Punkten Ga bezw. Gb gelenkartig verbunden. Der Träger ist dreifach statisch
unbestimmt, und man kann aus ihm einen statisch bestimmten Träger machen, wenn man
die beiden Stäbe Ja Ga und Jb Gb
entfernt und den Punkt B in irgend welcher Richtung
beweglich macht. Der Träger soll nur von parallelen
Lasten beansprucht werden und es soll weiter die Bewegungsrichtung von B senkrecht zu den Lasten, also parallel zu \overline{m\,n}
geschehen. Die Auflagerdrücke, welche von den Lasten hervorgerufen werden, sind
deshalb parallel zu denselben; wir nennen die Entfernung der Auflagerdrücke l und bezeichnen sie mit Spannweite des Fachwerkbogens. Indem also so der Fachwerkbogen statisch
bestimmt gemacht worden ist, möge einzig und allein der
Stab UV elastisch seinl während alle übrigen Stäbe
starr sein sollen. Letztere bilden zwei Gruppen von Stäben, welche man als starre Scheiben ansehen kann, und zwar ist die eine
Scheibe ACxU und die
andere Scheibe BCxV.
Beide Scheiben haben den Punkt Cx gemeinsam, welchen wir gemeinschaftlichen Pol nennen wollen. – So erhält man stets zwei Scheiben,
welche einen gemeinschaftlichen Pol haben, wenn man irgend einen anderen Stab als
elastisch und alle übrigen als starr annimmt; auch dann, wenn ein Wandglied als
elastisch angenommen wird. Ist z.B. UCx das elastische Wandglied, so ist der
Schnittpunkt V von VU und
WCx der
gemeinschaftliche Pol der übrig bleibenden Scheiben, er ist ein sogen. gedachtes
Gelenk, es dürfen jedoch die Stäbe VU und WCx den Scheiben nicht zugezählt werden, weil sie mit ihnen in starrer
Verbindung nicht stehen.
Gehen wir wieder darauf zurück, dass UV allein elastisch
ist, so füge man die Stäbe Ja Ga und Jb Gb
zunächst wieder ein und belaste den Träger nur mit P.
Diese Last soll vom linken und rechten Auflager bezw. die Entfernungen pa und pb haben. Die Last P setzt, weil ja die eingefügten Stäbe auch elastisch
sind, die beiden Scheiben in Bewegung und zwar dreht sich die linke Scheibe um A und die rechte Scheibe, wenn auch nur augenblicklich,
um den Schnittpunkt Bx
von ACx mit dem Lote
von B auf \overline{m\,n}. Wir nennen dα und dβ die unendlich
kleinen Drehwinkel um A bezw. Bx und dγ
die unendlich kleine Veränderung des Winkels UCxV, so finden folgende Beziehungen
statt:
ABx . dα = BxCx . dγ
und
ABx .
dβ = ACx . dγ.
Dieselben sind unabhängig von P, sowie von irgend welcher anderen Belastung des Trägers. Wir nennen ux und vx die Entfernungen des
Punktes Cx vom linken
bezw. rechten Auflager, so ist:
ACx : CxBx : ABx = ux : vx : l,
so dass aus den beiden vorhergehenden Gleichungen sich
ergibt:
l . dα =
vx . dγ . . . . . . q)
und
l . dβ = ux
. dγ . . . . . . 2)
Diese beiden Gleichungen genügen, um die gebräuchlichen statisch unbestimmten Systeme
untersuchen zu können, wir machen davon Anwendung auf den Fachwerkbogen mit
eingespannten Kämpfern.
Textabbildung Bd. 317, S. 229
Fig. 1.
II.
Der Fachwerkbogen möge noch im Punkte B mit einer Kraft
H parallel zu \overline{m\,n} und in Richtung von m nach n beansprucht sein.
P und H bewirken, dass
sich die linke Scheibe im Sinne des Zeigers einer Uhr, dagegen die rechte Scheibe im
entgegengesetzten Sinne des Zeigers einer Uhr drehen. Hierdurch verkleinert sich der
spitze Winkel UCxV,
also auch die Entfernung der Punkte U und V, d.h. der Stab UV wird
auf Druck beansprucht. Wenn dagegen der Stab U'V' allein elastisch ist, also Cy gemeinschaftlicher Pol der
betreffenden Scheibe ist, so wird infolge der Kräfte H
und P der Winkel U'CyV', also auch die Entfernung der Punkte
U' und V' vergrössert,
d.h. der Stab U'V' wird auf Zug beansprucht. Auf diese Weise findet man, dass alle Obergurtstäbe gedrückt und alle Untergurtstäbe gezogen werden; was aber die Wandglieder anbetrifft, so
können sie auf Zug, Druck oder gar nicht beansprucht werden. Doch ist diese
Bestimmung
für unsere Zwecke vorläufig ohne Belang. Wichtiger ist folgendes. Ist UV elastisch, so dreht sich B als Punkt der rechten Scheibe um Bx und bewegt sich in Richtung von m nach n, und ist U' V' elastisch, so dreht sich der Punkt B als Punkt der betreffenden rechten Scheibe um By und bewegt sich
ebenfalls in Richtung von m nach n. So kann man zeigen, dass sich B stets in Richtung von m
nach n bewegt, wenn auf die angegebene Weise irgend ein
Ober- oder ein Untergurtstab elastisch ist, und die übrigen Stäbe starre Scheiben
bilden. Was jedoch die Wandglieder anbelangt, so kann die Bewegung auch umgekehrt
von n nach m geschehen. Es
ist aber üblich, den Einfluss der Wandglieder als sehr klein zu vernachlässigen, so
dass wir darauf hier nicht näher eingehen wollen. Was wir eben über die Gurtstäbe
ausgesagt haben, gilt aber nur dann, wenn der Träger sichelförmig ist. Ist er nämlich linsenförmig gestaltet, so werden die
Obergurtstäbe wiederum gedrückt und die Untergurtstäbe gezogen, jedoch ist die
Bewegung des Punktes B, wenn ein Obergurtstab elastisch
ist, von n nach m
gerichtet; ist jedoch ein Untergurtstab elastisch, so ist sie wiederum von m nach n gerichtet, wie
man sich leicht überzeugen kann.
Fällt der Untergurt z.B. mit AB zusammen, so wird, wenn
ein Obergurtstab elastisch ist, keine Bewegung des Punktes B hervorgerufen, ist dagegen ein Untergurtstab elastisch, so kann die
Bewegung des Punktes B von m nach n oder auch umgekehrt geschehen, je
nachdem der Obergurt über oder unter dem Untergurt zu liegen kommt. In letzterem
Falle wird man die Bezeichnungen Untergurt mit Obergurt vertauschen müssen. Hierauf
soll am Schluss dieses Aufsatzes noch näher eingegangen werden.
III.
Wenn UV elastisch ist, gehört P der rechten Scheibe an; derselben gehört auch H an. Nennen wir bx den Abstand des Punktes Bx vom Stabe JbGb, setzen
die Strecke BxB = h,
den Abstand des Punktes A vom Stabe JaGa = a und den Abstand des Punktes Cx von UV = rx, so werden von
P, H, den Spannungen Sb, Sa und
S in den bezüglichen Stäben Jb Gb, Ja Ga und
UV gleichzeitig die momentanen Arbeiten
geleistet:
P . pb . dβ, H . h . dβ,
Sb . bx .
dβ, Sa . a . dα
und S . rx
. dγ.
Es muss nun sein:
P . pb . dβ + H . h . dβ =
Sb . bx . dβ
+ Sa . a . dα + S . rx . dy.
Mit Rücksicht auf die Gleichungen 1) und 2) entsteht hieraus:
P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u_x}{l}+H\,\cdot\,h\,\cdot\,\frac{u_x}{l}=S_b\,\cdot\,b_x\,\cdot\,\frac{u_x}{l}+S_a\,\cdot\,a\,\cdot\,\frac{v_x}{l}+S\,\cdot\,r_x.
Man zeichne weiter AB, lege durch Cx zu den
Auflagerdrücken die Parallele, welche AB in Dx trifft und setze Cx DX = tx, so
ist auch:
t_x=h\,\cdot\,\frac{u_x}{l} . . . . . 3)
wie sich leicht geometrisch ableiten lässt.
Hierdurch entsteht aus der vorigen Gleichung weiter:
P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u_x}{l}+H\,\cdot\,t_x=S_b\,\cdot\,b_x\,\cdot\,\frac{u_x}{l}+S_a\,\cdot\,a\,\cdot\,\frac{v_x}{l}+S\,\cdot\,r_x 4)
Wir nennen b den Abstand des Punktes B von Jb Gb und
M den Schnittpunkt letzterer Geraden mit Bx B, so ist:
M\,R=\frac{b}{sin\,\alpha},
also entsteht dann:
B_x\,M=h-\frac{b}{sin\,\alpha}
und
b_x=\left(h-\frac{b}{sin\,\alpha}\right)\,\cdot\,sin\,\alpha=h\,\cdot\,sin\,\alpha-b.
Daher ist mit Rücksicht auf die Gleichung 3)
b_x=\frac{l\,\cdot\,t_x}{u_x}\,\cdot\,sin\,\alpha-b . . . . . 5)
woraus sich bx
jedesmal berechnen lässt, wenn man nach und nach alle Ober- und Untergurtstäbe als
elastisch nimmt. Wir müssen also nach Gleichung 5) bx stets als bekannt annehmen.
In Jb Gb wirkt die Spannung Sb, nennen wir Fb, Sb und Eb bezüglich den Querschnitt, die Länge und
den Elastizitätsmodul des Stabes, so ist nach dem Hooke'schen Gesetz:
S_b=\frac{b_x\,\cdot\,d\,\beta}{S_b}\,\cdot\,E_b\,\cdot\,F_b.
Weiter wirkt im Stabe Ja Ga die Spannung Sa. Wir nennen Fa, sa und
Ea bezüglich den
Querschnitt; die Länge und den Elastizitätsmodul des Stabes, so ist auch nach dem
Hooke'schen Gesetz:
S_a=\frac{a\,\cdot\,d\,\alpha}{S_a}\,\cdot\,E_a\,\cdot\,F_a.
Endlich wirkt im Stabe UV die Spannung S. Wir nennen Fx, sx und
Ex bezüglich den
Querschnitt, die Länge und den Elastizitätsmodul dieses Stabes, so ist nach dem Hooke'schen Gesetz:
S=\frac{r_x\,\cdot\,d\,\gamma}{s_x}\,\cdot\,E_x\,\cdot\,F_x.
Aus den drei letzten Gleichungen folgt:
\frac{S_b}{S}=\frac{\frac{b_x}{S_b}\,d\,\beta\,\cdot\,E_b\,\cdot\,F_b}{\frac{r_x}{s_x}\,\cdot\,d\,\gamma\,\cdot\,E_x\,F_x}
und
\frac{S_a}{S}=\frac{\frac{a\,\cdot\,d\,\alpha}{S_a}}{\frac{r_x}{s_x}\,\cdot\,d\,\gamma\,\cdot\,E_x\,\cdot\,F_x}.
Mittels der Gleichungen 1) und 2) erhält man hieraus:
S_b=S\,\cdot\,\frac{u_x}{l}\,\cdot\,\frac{\frac{b_x}{s_b}}{\frac{r_x}{s_x}}\,\cdot\,\frac{E_b\,\cdot\,F_b}{E_x\,\cdot\,F_x} . . . . 6)
und
S_a=S\,\cdot\,\frac{v_x}{l}\,\cdot\,\frac{\frac{a}{s_a}}{\frac{r_x}{s_x}}\,\cdot\,\frac{E_a\,\cdot\,F_a}{E_x\,\cdot\,F_x} . . . . 7)
Aus der Gleichung 4) erhält man jetzt:
P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u_x}{l}+H\,\cdot\,t_x=S\,\cdot\,\left[\frac{{b_x}^2\,\cdot\,{u_x}^2}{l^2\,\cdot\,S_b}\,\cdot\,\frac{s_x}{r_x}\,\cdot\,\frac{E_b\,\cdot\,F_b}{E_x\,\cdot\,F_x}+\frac{a^2\,\cdot\,{v_x}^2}{l^2\,\cdot\,s_a}\,\cdot\,\frac{s_x}{r_x}\,\cdot\,\frac{E_a\,\cdot\,F_a}{E_x\,\cdot\,F_x}+r_x\right]
oder auch:
P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u_x}{l}+H\,\cdot\,f_x=S\,\cdot\,\frac{s_x}{r_x}\,\cdot\,\frac{1}{E_x\,\cdot\,F_x\,\cdot\,l^2}
\cdot\,\left[{b_x}^2\,\cdot\,{u_x}^2\,\cdot\,\frac{E_b\,\cdot\,F_b}{s_b}+a^2\,{v_x}^2\,\cdot\,\frac{E_a\,\cdot\,F_a}{s_a}+\frac{{r_x}^2\,\cdot\,l^2}{s_x}\,\cdot\,E_x\,\cdot\,F_x\right].
Hierin setzen wir:
\left{{\frac{s_x}{r_x}\,\cdot\,\frac{1}{E_x\,\cdot\,F_x}\,\cdot\,\frac{1}{l^2}\,\left[\frac{{l_x}^2\,\cdot\,{u_x}^2}{s_b}\,\cdot\,E_b\,\cdot\,F_b\right}\atop{\left+\frac{a^2\,\cdot\,v_x}{s_a}\,E_a\,\cdot\,F_a+\frac{{r_x}^2\,\cdot\,l^2}{s_x}\,E_x\,\cdot\,F_x\right]=w'_x}}\right\}\
8)
so dass man nunmehr erhält:
P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u_x}{l}+H\,\cdot\,t_x=S\,\cdot\,w'_x . . . 8a)
Dabei wird vom Punkte B der Weg dσx = h .
dβ zurückgelegt. Mit Rücksicht auf die Gleichung 2) entsteht hieraus:
d\,\sigma_a=h\,\cdot\,\frac{u_x}{l}\,\cdot\,d\,\gamma
d.h. nach Gleichung 3):
dσx = tx . dγ.
Da jedoch:
S=\frac{r_x\,\cdot\,d\,\gamma}{s_x}\,\cdot\,E_x\,\cdot\,F_x
ist, so hat man auch:
S=\frac{r_x}{s_x}\,\cdot\,E_x\,\cdot\,F_x\,\cdot\,\frac{d\,\sigma_x}{t\,x}.
Also ist:
P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u_x}{l}+H\,\cdot\,t_x=\,\cdot\,\frac{r_x}{s_x}\,\cdot\,E_x\,\cdot\,F_x\,\cdot\,\frac{d\,\sigma_x}{t_x}\,\cdot\,w'_x.
Setzen wir hierin den Wert von w' ein, so ergibt
sich:
P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u_x}{l}+H\,\cdot\,t_x=\frac{d\,\sigma_x}{t_x}
\cdot\,\frac{1}{l^2}\,\left[\frac{{b_x}^2\,\cdot\,{u_x}^2}{s_b}\,\cdot\,E_b\,\cdot\,F_b+\frac{a^2\,\cdot\,{v_x}^2}{s_a}\,\cdot\,E_a\,\cdot\,F_a+\frac{{r_x}^2\,\cdot\,l^2}{s_x}\,\cdot\,E_x\,\cdot\,F_x\right].
Nunmehr setzen wir:
\left{{\frac{1}{l^2}\,\cdot\,\left[\frac{{b_x}^2\,\cdot\,{u_x}^2}{s_b}\,\cdot\,E_b\,\cdot\,F_b+\frac{a^2\,\cdot\,{v_x}^2}{s_a}\,\cdot\,E_a\,\cdot\,F_a\right}\atop{\left\frac{{r_x}^2\,l^2}{s_x}\,\cdot\,E_x\,\cdot\,F_x\right]=w_x}}\right\}\
.\ 9)
so dass weiter ist:
P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u_x}{l}+H\,\cdot\,t_x=\frac{d\,\sigma_x}{t_x}\,\cdot\,w_x,
worin wx als ein Kraftmoment aufzufassen ist.
Also ist:
d\,\sigma_x=P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u_x}{l}\,\cdot\,\frac{t_x}{w_x}+H\,\cdot\,\frac{{t_x}^2}{w_x} . . . 10)
IV.
Jetzt möge nur der Stab U'V' des Fachwerkträgers allein
elastisch sein. Es entstehen dann die beiden Scheiben ACyU' und BCyV' mit Cy als gemeinschaftlicher Pol. Man lege
durch ihn zu den Auflagerdrücken die Parallele bis zum Schnittpunkte Dy mit AB und man setze Cy Dy gleich
ty. Die linke
Scheibe dreht sich um A und die rechte um den
Schnittpunkt By von ACy mit BBx. Wir setzen hier
BBy = h und den
Abstand des Punktes By
vom Stabe Jb Gb gleich by. Sind uy und vy die Entfernungen des Punktes Gy vom linken und rechten Auflager, so findet man
entsprechend der Gleichung 5)
b_y=\frac{l\,\cdot\,t_y}{w_y}\,\cdot\,sin\,\alpha-b . . . . 11)
woraus sich by stets berechnen lässt, also als bekannt
gelten muss. Man beachte, dass hier P der linken
Scheibe angehört und wir haben jetzt die Gleichung:
P . pa . dα + H . h .
dβ
= Sb . by . dβ + Sa . a
. dα + S . ry . dγ.
Hierin sind Sb, Sa und S die
bezüglichen Spannkräfte in Jb Gb, Ja Ga und U'V'; ry ist
der Abstand des Punktes Cy vom Stab U'V'.
Mit Rücksicht auf Gleichungen, welche den Gleichungen 1) und 2) entsprechen, hat man
nun:
P\,\cdot\,p_a\,\cdot\,\frac{v_y}{l}+H\,\cdot\,h\,\cdot\,\frac{u_y}{l}=S_b\,\cdot\,b_y\,\cdot\,\frac{u_y}{l}+S_a\,\cdot\,a\,\cdot\,\frac{v_y}{l}+S\,\cdot\,r_y,
worin noch
t_y=h\,\cdot\,\frac{u_y}{l} . . . . . 12)
ist. Wir erhalten also:
P\,\cdot\,p_a\,\cdot\,\frac{v_y}{l}+H\,\cdot\,t_y=S_b\,\cdot\,b_y\,\cdot\,\frac{u_y}{l}+S_a\,\cdot\,a\,\frac{v_y}{l}+S\,\cdot\,r_y 13)
Hierin ist by noch
vorher aus der Formel 11) zu bestimmen, falls man die Strecke nicht direkt abmessen
will.
Dann erhalten wir, genau so wie vorhin, wenn wir mit Ey, Fy und sy Elastizitätsmodul, Querschnitt und Länge
des Stabes U'V' bezeichnen:
S_b=S\,\cdot\,\frac{u_y}{l}\,\cdot\,\frac{\frac{b_y}{s_b}\,\cdot\,E_b\,\cdot\,F_b}{\frac{r_y}{s_y}\,\cdot\,E_y\,\cdot\,F_y} . . . 14)
und
S_a=S\,\cdot\,\frac{v_y}{l}\,\cdot\,\frac{\frac{a}{s_a}\,\cdot\,E_a\,\cdot\,F_a}{\frac{r_y}{s_y}\,\cdot\,E_y\,\cdot\,F_y} . . . 15)
Daher entsteht aus der Gleichung 13) folgende:
P\,\cdot\,p_a\,\cdot\,\frac{v_y}{l}+H\,\cdot\,t_y
=S\,\cdot\,\left[\frac{{b_y}^2\,\cdot\,{u_y}^2}{l^2\,\cdot\,s_b}\,\cdot\,\frac{s_y}{r_y}\,\cdot\,\frac{E_b\,\cdot\,F_b}{E_y\,\cdot\,F_y}+\frac{a^2\,{v_y}^2}{l^2\,\cdot\,s_a}\,\cdot\,\frac{s_y}{r_y}\,\cdot\,\frac{E_a\,\cdot\,F_a}{E_y\,\cdot\,F_y}+r_y\right]
oder auch:
P\,\cdot\,p_a\,\cdot\,\frac{v_y}{l}+H\,\cdot\,t_y=S\,\cdot\,\frac{s_y}{r_y}\,\cdot\,\frac{1}{E_y\,F_y\,\cdot\,l^2}
\cdot\,\left[{b_y}^2\,\cdot\,{u_y}^2\,\cdot\,\frac{E_b\,\cdot\,F_b}{s_b}+a^2\,{v_y}^2\,\cdot\,\frac{E_a\,F_a}{s_a}+\frac{{r_y}^2\,\cdot\,l^2}{s_y}\,E_y\,F_y\right],
und hierin setzen wir:
\frac{s_y}{r_y}\,\cdot\,\frac{1}{E_y\,\cdot\,F_y\,\cdot\,l^2}
\cdot\,\left[{b_y}^2\,\cdot\,{u_y}^2\,\cdot\,\frac{E_b\,\cdot\,F_b}{s_b}+a^2\,\cdot\,{v_y}^2\,\cdot\,\frac{E_a\,\cdot\,F_a}{s_a}+\frac{{r_y}^2\,\cdot\,l^2}{s_y}\,\cdot\,E_y\,\cdot\,F_y\right]=w'_y,
so dass man nunmehr hat:
P\,\cdot\,p_a\,\cdot\,\frac{v_y}{l}+H\,\cdot\,t_y=S\,\cdot\,w'_y . . . 15a)
Es wird dabei vom Punkte B der Weg – dσy = h . dβ
zurückgelegt. Mit Rücksicht auf einen der Gleichung 2) entsprechenden entsteht
hieraus:
d\,\sigma_y=h\,\cdot\,\frac{u_y}{l}\,\cdot\,d\,\gamma
oder auch mit Rücksicht auf Gleichung 12)
dσy =
ty . dγ.
Da jedoch:
S=\frac{r_y\,\cdot\,d\,\gamma}{s_y}\,\cdot\,E_y\,\cdot\,F_y
nach dem Hooke'schen Gesetze ist,
so hat man auch:
S=\frac{r_y}{s_y}\,\cdot\,E_y\,\cdot\,F_y\,\cdot\,\frac{d\,\sigma_y}{t_y}.
Also ist:
P\,\cdot\,p_a\,\cdot\,\frac{v_y}{l}+H\,\cdot\,t_y=\frac{r_y}{s_y}\,\cdot\,E_y\,\cdot\,F_y\,\cdot\,\frac{d\,\sigma_y}{t_y}\,\cdot\,w'_y.
Mit Berücksichtigung des Wertes für tv hat man nun:
P\,\cdot\,p_a\,\cdot\,\frac{v_y}{l}+H\,\cdot\,t_y=\frac{d\,\sigma_y}{t_y}
\cdot\,\frac{1}{l^2}\,\left[\frac{{b_y}^2\,\cdot\,{u_y}^2}{s_y}\,\cdot\,E_b\,\cdot\,F_b+\frac{a^2\,\cdot\,{v_y}^2}{s_a}\,\cdot\,E_a\,F_a+\frac{{r_y}^2\,l^2}{s_y}\,E_y\,\cdot\,F_y\right],
worin wir wiederum
\frac{1}{l^2}\,\cdot\,\left[\frac{{b_y}^2\,\cdot\,{u_y}^2}{s_y}\,\cdot\,E_b\,\cdot\,F_b+\frac{a^2\,\cdot\,{v_y}^2}{s_a}\,\cdot\,E_a\,F_a+\frac{{r_y}^2\,\cdot\,l^2}{s_y}\,\cdot\,E_y\,\cdot\,F_y\right]=w_y
entsprechend der Gleichung 9) setzen. Es entsteht dann der
Gleichung 10) entsprechend:
d\,\sigma_y=P\,\cdot\,p_a\,\cdot\,\frac{v_y}{l}\,\cdot\,\frac{t_y}{w_y}+H\,\cdot\,\frac{{t_y}^2}{w_y} . . . 16)
Wie bei jedem statisch unbestimmten Systeme müssen wir hier die Elastizitätsmodel,
die Querschnitte und Längen aller Stäbe als bekannt
voraussetzen, also lässt sich für jeden Stab links und rechts von Pwx bezw. wy von vorn herein
berechnen. Also setzen wir in Zukunft diese Grössen für jeden Stab als gegeben, also bekannt voraus. Beide sind, wie wir
bereits wissen, als Kraftmomente aufzufassen. Aber auch \frac{t_y}{w_y} und \frac{t_x}{w_x}
sind von vorn herein bekannt und jeder dieser Ausdrücke ist als eine reziproke Last
aufzufassen. Wir setzen:
K\,\cdot\,\frac{t_x}{w_x}=k_x . . . . . . I)
und
K\,\cdot\,\frac{t_y}{w_y}=k_y . . . . . . II)
wobei K eine beliebig grosse
Kraft bedeuten soll, dann sind kx und ky Zahlen, und diese müssen wir auch als bekannt annehmen, und es
nehmen jetzt die Gleichungen 10) und 16) folgende Formen an:
d\,\sigma_x=P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u_x}{l}\,\cdot\,\frac{k_x}{K}+H\,\cdot\,\frac{t_x\,\cdot\,k_x}{K} . . III)
und
d\,\sigma_b=P\,\cdot\,p_a\,\cdot\,\frac{v_y}{l}\,\cdot\,\frac{k_y}{K}+H\,\cdot\,\frac{t_y\,\cdot\,k_y}{K} . . IV)
V.
In Fig. 2
mögen nur die Stäbe s1
bis s6 elastisch sein,
wir bezeichnen die gemeinschaftlichen Pole der betreffenden Scheiben, welche
jedesmal von den übrigen Stäben gebildet werden, bezüglich C1 bis C6.
Links von P liegen die Stäbe s1, s2 und s3 und rechts davon die drei übrigen elastischen
Stäbe s4, s5 und s6. P hat vom linken und rechten Auflager die Entfernungen
pa bezw. pb. Man bilde k1 bis k6 und die Produkte t1
k1 bis t6
k6. Es entstehen dann
nach den Formeln III und IV des vorigen Abschnittes:
d\,\sigma_1=P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u_1}{l}\,\cdot\,\frac{k_1}{K}+H\,\cdot\,\frac{t_1\,\cdot\,k_1}{K}
d\,\sigma_2=P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u_2}{l}\,\cdot\,\frac{k_2}{K}+H\,\cdot\,\frac{t_2\,\cdot\,k_2}{K}
d\,\sigma_3=P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u_3}{l}\,\cdot\,\frac{k_3}{K}+H\,\cdot\,\frac{t_3\,\cdot\,k_3}{K}.
Textabbildung Bd. 317, S. 232
Ferner:
d\,\sigma_4=P\,\cdot\,p_a\,\cdot\,\frac{v_4}{l}\,\cdot\,\frac{k_4}{K}+H\,\cdot\,\frac{t_4\,\cdot\,k_4}{K}
d\,\sigma_5=P\,\cdot\,p_a\,\cdot\,\frac{v_5}{l}\,\cdot\,\frac{k_5}{K}+H\,\cdot\,\frac{t_5\,\cdot\,k_5}{K}
und
d\,\sigma_6=P\,\cdot\,p_a\,\cdot\,\frac{v_6}{l}\,\cdot\,\frac{k_6}{K}+H\,\cdot\,\frac{t_6\,\cdot\,k_6}{K}.
Diese sämtlichen dσ haben bei dem sichelförmigen Träger die
Bewegungsrichtung von m nach n, man kann sie deshalb addieren und wir nennen die Summe davon ∑dσ. Aus den Gleichungen entsteht daher:
\left{{K\,\cdot\,\Sigma\,d\,\sigma=P\,\cdot\,\left\{\frac{p_b}{l}\,\cdot\,[u_1\,\cdot\,k_1+u_2\,\cdot\,k_2+u_3\,\cdot\,k_3]\right}\atop{\left+\frac{p_a}{l}\,\cdot\,[v_4\,\cdot\,k_4+v_5\,\cdot\,k_5+v_6\,\cdot\,k_6]\right\}+H\,\cdot\,\Sigma\,t\,\cdot\,k}}\right\}
wobei
Σt · k = t1 · k1 + t2 · k2 + t3 · k3 + t4 · k4 + t5 · k5 + t6 · k6
ist.
Soll nun das Auflager B unbeweglich sein, so muss
∑dσ gleich Null sein. Es entsteht dann
H=-\frac{\frac{P_b}{l}\,\left\{u_1\,\cdot\,k_1+u_2\,\cdot\,k_2+u_3\,\cdot\,k_3\right\}+\frac{p_a}{l}\,\cdot\,\left\{v_4\,\cdot\,k_4+v_5\,\cdot\,k_5+v_6\,\cdot\,k_6\right\}}{\Sigma\,t\,\cdot\,k}\,\cdot\,P.
Des Minuszeichens wegen hat H die umgekehrte Richtung
als in der Abbildung angegeben worden ist.
Man zeichne einen horizontalen Balken a0
b0 hin und belaste ihn
unter C1, C2,
C3 u.s.w. bezw. mit k1, k2,
k3 u.s.w. Obgleich k1, k2,
k3 u.s.w. Zahlen sind,
so sehen wir sie dennoch als Gewichte an und nennen sie elastische Gewichte. Das Biegungsmoment des Balkens a0
b0 für den Punkt C, welcher sich unter P
befindet, ist nun:
M=\frac{p_b}{l}\,(u_1\,\cdot\,k_1+u_2\,\cdot\,k_2+u_3\,\cdot\,k_3)
+\frac{p_a}{l}\,(v_4\,\cdot\,k_4+v_5\,\cdot\,k_5+v_6\,\cdot\,k_6),
also ergibt sich endlich:
H=-\frac{M}{\Sigma\,t\,\cdot\,k}\,\cdot\,P.
Zeichnet man mit einem beliebigen Polabstande d, welcher
als Zahl aufzufassen ist, die Momentenfläche des
Balkens und nennt p die Ordinaten unter P, so ist:
M = d . p,
so dass auch entsteht:
H=-\frac{d}{\Sigma\,t\,\cdot\,k}\,\cdot\,P\,\cdot\,p,
worin der Nenner ∑t . k eine Strecke ist.
Ist also der Fachwerkträger mit P1,
P2,
P3 u.s.w. belastet, und
sind die entsprechenden Ordinaten in der Momentenfläche dazu p1, p2, p3 u.s.w., so
ergibt sich folgender Wert für H:
H=-\frac{d}{\Sigma\,t\,\cdot\,k}\,[P_1\,\cdot\,p_1+P_2\,\cdot\,p_2+P_3\,\cdot\,p_3...].
Hieraus folgt, dass die Momentenfläche Einflussfläche
und das Seileck Einflusslinie für die Kraft H ist. Der Multiplikator für diese Einflussfläche
ist:
\frac{d}{\Sigma\,t\,\cdot\,k}
und zwar eine reziproke Strecke.
Dieselbe muss mit demselben Masse als die Ordinaten p1, p2, p3 u.s.w. der
Einflussfläche gemessen werden.
Ist F der Inhalt der Einflussfläche und g die Belastung für die Längeneinheit, so erhält man dafür:
H=-\frac{d}{\Sigma\,t\,\cdot\,k}\,\cdot\,g\,\cdot\,F.
Bei beweglichen Lasten wird man danach sehen müssen, dass P1
p1 + P2
p2 + P3
p3 ... den Maximalwert
erhält. Hierdurch erhält man den grössten Wert von H
und kann dann das Festliegen des Auflagers B
bewirken.
VI.
Wir gehen dazu über, die Einflussfläche irgend eines Gurtstabes, z.B. des Stabes von
der Länge s2 in Fig. 2 zu
zeichnen. Die von den übrigen Stäben gebildeten Scheiben haben den Punkt C2 zum
gemeinschaftlichen Pol. Es befindet sich die Last P
allein auf dem Träger und zwar im besonderen auf der rechten Scheibe. Der Gleichung
8 a) entsprechend haben wir:
P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u_2}{l}+H\,\cdot\,t_2=S\,\cdot\,w'_2,
worin nach dem vorigen Abschnitte
H=-\frac{d}{\Sigma\,t\,\cdot\,k}\,\cdot\,P\,\cdot\,p
ist. Daher entsteht:
S_2\,\cdot\,w'_2=P\,\cdot\,p_b\,\cdot\,\frac{u^2}{l}-\frac{d\,\cdot\,t_2}{\Sigma_t\,\cdot\,k}\,P\,\cdot\,p
oder auch:
S_2\,\cdot\,w'_2=\frac{d\,\cdot\,t_2}{\Sigma\,t\,\cdot\,k}\,\cdot\,\left[p_b\,\cdot\,\frac{u_2}{l}\,\cdot\,\frac{\Sigma\,t\,\cdot\,k}{d\,\cdot\,t_2}-p\right]\,\cdot\,P.
Man zeichne in der Fig. 3 eine Horizontale a1
b1 zwischen den
Auflagern und mache auf der Kraftlinie des linken Auflagers die Strecke \overline{a_1\,c_1}=f=u_2\,\cdot\,\frac{\Sigma\,t\,\cdot\,k}{d\,\cdot\,t_2},
und ziehe \overline{c_1\,b_1}. Letztere Gerade wird von der Kraftlinie von P in e2 und die Gerade \overline{a_1\,b_1} davon in e1 getroffen. Es ist
dann:
\frac{e_1\,e_2}{f}=\frac{p\,b}{l},
d.h.
\overline{e_1\,e_2}=f\,\cdot\,\frac{p_b}{l}=\frac{u_2}{l}\,\cdot\,\frac{\Sigma\,t\,\cdot\,k}{d\,\cdot\,t_2}\,\cdot\,p_b,
daher entsteht jetzt:
S'_2\,\cdot\,w'_2=\frac{d\,\cdot\,t_2}{\Sigma\,t\,\cdot\,k}\,\cdot\,[\overline{e_1\,e_2}-p]\,\cdot\,P.
Man zeichne weiter unten \overline{a_1\,b_1} die Einflusslinie für die Kraft H hin, welche von \overline{e_1\,e_2} in e3 getroffen wird, so ist:
e_1\,e_2-p=\overline{e_2\,e_3},
so dass nunmehr:
S_2=\frac{d\,\cdot\,t_2}{w'_2\,\cdot\,\Sigma\,t\,\cdot\,k}\,\cdot\,\overline{e_2\,e_3}\,\cdot\,P
ist. Wir erkennen daraus, dass zwischen dem Punkte C2 und dem rechten
Auflager die Fläche, welche von der Strecke auf c1
b1 und dem betreffenden
Teile der Einflusslinie der Kraft H begrenzt wird,
Einflussfläche für die Spannkraft S2 im Gurtstabe s2 ist. Um die Einflussfläche zwischen C2 und dem linken
Auflager zu ermitteln, sei die linke Scheibe nur mit P1 belastet. Wir nennen hier π1 den Abstand der
Kraft P1 vom linken
Auflager; dann entsteht der Gleichung 15a) entsprechend:
P_1\,\cdot\,\pi_1\,\cdot\,\frac{v_2}{l}+H\,\cdot\,t_2=S\,\cdot\,w'_2.
Setzen wir hierin den Wert für H ein, so ergibt sich
weiter:
P_1\,\cdot\,\pi_1\,\cdot\,\frac{v_2}{l}-\frac{d\,\cdot\,t_2}{\Sigma\,t\,\cdot\,k}\,\cdot\,P_1\,\cdot\,p_1=S_2\,\cdot\,w'_2,
d.h.
S_2\,\cdot\,w'_2=P_1\,\cdot\,\frac{d\,\cdot\,t_2}{\Sigma\,t\,\cdot\,k}\,\cdot\,\left[\pi_1\,\cdot\,\frac{v_2}{l}\,\cdot\,\frac{\Sigma\,t\,\cdot\,k}{d\,\cdot\,t_2}-p_1\right].
Man lege durch C2 zu den
Auflagern die Parallele, welche \overline{a_1\,b_1} in d1 und \overline{c_1\,b_1} in d2 trifft. Es ist dann:
\frac{\overline{d_1\,d_2}}{v_2}=\frac{f}{l},
d.h. mit Rücksicht auf die Weite von f ergibt sich:
\overline{d_1\,d_2}=\frac{v_2}{l}\,\cdot\,u_2\,\cdot\,\frac{\Sigma\,t\,\cdot\,k}{d\,\cdot\,t_2},
d.h.
\frac{v_2}{l}\,\cdot\,\frac{\Sigma\,t\,\cdot\,k}{d\,\cdot\,t_2}=\frac{\overline{d_1\,d_2}}{u_2},
also haben wir weiter:
S_2\,\cdot\,w'_2=P_1\,\cdot\,\frac{d\,t_2}{\Sigma\,t\,k}\,\cdot\,\left[\pi\,\cdot\,\frac{\overline{d_1\,d_2}}{u_2}-p_1\right].
Die Kraftlinie von P1
schneidet \overline{a_1\,b_1} und \overline{b_1\,c_1} in den bezüglichen Punkten g1 und g2. Es ist dann:
\frac{\overline{g_1\,g_2}}{\overline{d_1\,d_2}}=\frac{\pi_1}{u_2},
also:
\overline{g_1\,g_2}=\frac{\overline{d_1\,d_2}}{u_2}\,\cdot\,\pi_1,
so dass nunmehr entsteht:
S_2\,\cdot\,w'_2=P_1\,\cdot\,\frac{d\,\cdot\,t_2}{\Sigma\,t\,\cdot\,k}\,\cdot\,[g_1\,g_2-p_1].
Die Linie \overline{g_1\,g_2} schneidet noch die Einflusslinie für die Kraft H in der Fig. 3 im Punkte g3, so ist bekanntlich
p_1=\overline{g_1\,g_3}, daher erhält man endlich:
S_2\,\cdot\,w'_2=P_1\,\cdot\,\frac{d\,\cdot\,t_2}{\Sigma\,t\,\cdot\,k}\,\cdot\,\overline{g_1\,g_3}.
Hieraus erkennt man, dass der Teil der Einflussfläche für den Stab s2 zwischen C2 und dem linken
Auflager von dem betreffenden Stücke der Einflusslinie für die Kraft H und der Geraden \overline{a_1\,d_2} begrenzt wird. Die ganze
Einflussfläche wird also von der Einflusslinie für die Kraft H, ferner von den Geraden \overline{a_1\,d_2} und \overline{d_2\,b_1} begrenzt. Ihr
Multiplikator ist:
\frac{d\,\cdot\,t_2}{w'_2\,\cdot\,\Sigma\,t\,\cdot\,k}
und bedeutet eine reziproke Strecke.
Im allgemeinen sind die Ordinaten der Einflussfläche teils positiv, teils negativ, so
dass darüber noch Näheres mitgeteilt werden muss.
Ist H allein die Belastung des Fachwerkbogens, so wird
jeder Obergurtstab gedrückt und jeder Untergurtstab gezogen; daher ist für jeden Obergurtstab die
Einflussfläche für H negativ und für jeden
Untergurtstab positiv. Dort in τ, wo die Einflusslinie der Kraft H von
\overline{b_1\,c_1} getroffen wird, findet die Scheidung in Bezug auf die Vorzeichen der
Einflussfläche des Stabes s2 statt. Da nun s2 ein Obergurtstab ist, so ist der linke Teil der Einflussfläche positiv und der rechte Teil derselben negativ.
Je nachdem also der Fachwerkträger links oder rechts von τ belastet ist, wird der Stab s2 gezogen oder gedrückt. Befindet sich die Last über
r, so wird der Stab s2
gar nicht beansprucht. Wäre jedoch s2 ein Untergurtstab, so würde der linke Teil der
Einflussfläche negativ und der rechte Teil positiv sein, wie man sich ähnlich
ableiten kann.
Die gefundene Einflussfläche gilt nur dann, wenn der Stab s2 selbst nicht belastet ist. Ist er nämlich auch belastet, so wird er auch auf
Biegung beansprucht; da jedoch die Einflussflächen nur für gezogene und gedrückte
Stäbe darstellbar sind, so ist es nicht möglich, für einen belasteten Stab eine
Einflussfläche zu zeichnen. Befindet sich jedoch die Last auf einem Träger, welcher
auf den Endpunkten H1
und J1 des Stabes ruht,
aber so, dass das eine Auflager fest und das andere horizontal beweglich ist, oder
auch, dass beide Auflager horizontal beweglich sind, so findet man folgendermassen
die Einflusslinie für diesen Träger: Man lege durch H1 und J1 Parallele zu den Auflagern, welche \overline{a_1\,d_2} und
\overline{b_1\,d_2} bezw. in h2
und i2 treffen und
ziehe die Verbindungslinie \overline{h_2\,i_2}, so ist diese die verlangte Einflusslinie; es
wird also das Dreieck h2
d2
i2 weggeschnitten. Der
Multiplikator bleibt dabei derselbe, wie vorhin. Die Richtigkeit dafür lässt sich
leicht nachweisen, indem man die Last in die Seitenkräfte, die in H1 und J1 wirken, zerlegt und
dabei beachtet, dass die eine der linken und die andere der rechten Scheibe
angehört.
In einem künftigen Aufsatze wollen wir die Einflussfläche eines Wandgliedes und die
Spannkräfte, welche in Jb
Gb und Ja Ga
wirken, bestimmen. Als Litteraturangabe sei bemerkt, dass sich dieser Träger in dem
Handbuche der Ingenieurwissenschaft, II. 4. Abt. S.
124, sowie in der Graph. Statik der Baukonstruktionen
von Müller-Breslau, II. Bd., und vom Verfasser S. 595
bis 598 in Nr. 36 der Zeitschrift des Oesterreichischen
Ingenieur- und Architekten-Vereins, LIII. Jahrg., jedoch in letzterem
Aufsatze ohne Einflussflächen, behandelt befindet.