Titel: | Parsons' Dampfturbine und ihre weitere Einführung in den Betrieb. |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 251 |
Download: | XML |
Parsons' Dampfturbine und ihre weitere Einführung in den Betrieb.
(Schluss von S. 237 d. Bd.)
Parsons' Dampfturbine und ihre weitere Einführung in den Betrieb.
Hat die Dampfturbine somit ihren Vorrang im elektrischen Betrieb bewiesen, so
ist sie auf dem Gebiet, wo man sich von ihr vor allem umwälzende Wirkung versprach,
dem Schiffsantrieb, trotz der Misserfolge mit den Torpedojägern „Viper“ und „Cobra“, die übrigens in keiner Weise durch die Bewegungserreger
verschuldet wurden„Viper“ lief auf und ging verloren. „Cobra“ brach infolge zu leichter Bauart bei Seegang in der
Mitte durch., nicht müssig stehen geblieben.
Das Schiffs- und Schiffsmaschinenbauwerk von Denny Bros.
in Dumbarton a. Clyde, ein Haus stets im Vorkampf, wo es sich darum handelt, die
wissenschaftliche Seite des Schiffs- und Schiffsmaschinenbaues zu fördern und in
Wirklichkeit umzusetzen, hat es unternommen, für den Clydeverkehr ein Turbinenschiff
zu bauen. Die Eigentümerin dieses Schiffes ist ein Syndikat, vertreten durch Kapitän
John Williamson in Glasgow als Berater und
Sachverständiger.
Das Schiff folgt in seinen Abmessungen dem besten Raddampf boot auf der Clyde, der
„Duchess of Hamilton“, welche 18 Knoten oder 33,36 km
Geschwindigkeit pro Stunde besitzt.
Dem Küstenverkehr dienen auf der Clyde innerhalb Loch-Ryan z. Z. 37 Dampfboote, von
denen 27 den dortigen Eisenbahngesellschaften gehören.
Die Länge des Schiffes beträgt 76,2 m bei 9,14 m Breite über Spanten und einer Tiefe
im Raum von 5,36 m bis auf Promenadendeck und 3,2 m bis auf Hauptdeck; vorhanden
sind drei Decks, Zwischendeck, Hauptdeck und Promenadendeck, letzteres von vorn bis
hinten ganz durchlaufend.
Der Hauptsaal für die Fahrgäste I. Klasse liegt hinten im Hauptdeck, ebenso das
Ruhezimmer und Theezimmer, ein Esssaal für 90 Gedecke ist im Zwischendeck
angeordnet. Im Vorschiff sind die gleichen Räume für die Fahrgäste II. Klasse
angeordnet.
Auf dem Promenadendeck ist zwischen den beiden Schornsteinen des doppelendigen
Walzenkessels eine Fahrkartenausgabe angebracht; das Schutzdeck für den Verkehr an
der Kasse nach beiden Seiten, bis an Bord erbreitert, dient zugleich als Bootsdeck.
In gleicher Höhe mit dem letzteren befindet sich vor dem vorderen Schornstein die
Kommandobrücke. Nach den Bestimmungen des englischen Board
of trade (Handelskammer) darf das Schiff gleichzeitig 2000 Fahrgäste
befördern.
Der Kessel für die Dampferzeugung ist, wie oben schon erwähnt, ein doppelendiger
Walzenkessel mit vier Feuerrohren an jedem Ende. Von jeder Umkehrkammer führt ein
besonderer Schornstein die Rauchgase ab, eine Anordnung, welche zwar nicht durch die
Grösse der Kesselanlage, wohl aber durch Raumtiefe und den Charakter des Schiffes
bedingt ist. Der Betrieb ist für künstlichen Zug eingerichtet und der Schürraum
daher abgeschlossen.
Die Turbinenmaschine ist dreigliedrig mit drei Wellensträngen ausgeführt, in der
Mitte befindet sich die Hochdruckturbine; auf der von ihr betriebenen Welle ist eine Schraube aufgekeilt, während zu beiden Seiten,
links und rechts, zwei Niederdruckturbinen die seitlichen Wellenstränge mit je zwei aufgekeilten Schrauben bethätigen: im ganzen
besitzt das Schiff also fünf Schrauben, angeordnet auf
drei Wellen.
Der Anschaulichkeit halber folgt hier in Fig. 6 bis
8 die
Anordnung einer Dampfturbine von 7000 PSi; die
gestrichelten Linien zeigen die Raumerfordernisse einer entsprechend grossen
dreicylindrigen Kolbenmaschine.
Bei regelrechtem Vorwärtsgang tritt der Dampf vom Kessel in die Hochdruckturbine, wo
er eine fünffache Ausdehnung durchmacht. tritt dann in die beiden seitlichen
Niederdruckturbinen über, in welchen er nochmals einer 25fachen Ausdehnung
unterworfen wird, um schliesslich als Niederschlag von der Luftpumpe entfernt zu
werden.
Im ganzen erfährt also der Dampf im vorliegenden Fall eine 125fache Ausdehnung.
Für das Drehen und Wenden
im verkehrreichen Fahrwasser, sowie beim Anlegen wird
die Hochdruckturbine vom Kessel durch sein Einlassventil abgeschlossen, bei welchem
Vorgang dann gleichzeitig und selbstthätig ihre Verbindung mit den beiden
Seitenturbinen unterbrochen wird – für diese Verbindung sind Rückschlagventile
zwischengebaut –, während der Kesseldampf mit einer in geeigneter Weise
durchgeführten Druckverminderung unmittelbar in letztere einströmt; dieselben haben
also jetzt die Bedienung des Schiffes allein zu versehen, und arbeiten mit grösserer
Eintrittsspannung.
Textabbildung Bd. 317, S. 251
Fig. 6. Anordnung einer Schiffsdampfturbine von 7000 PSi.
Schnitt bei Spant 48 nach vorne gesehen; Schnitt bei Spant 61 nach hinten gesehen; Schnitt bei A; Schnitt bei B; A Niederschlagraum.
B Hochdruckturbine. C Niederdruckturbine. D Oelpumpen. E Oelbehälter. F Luftpumpe. G Seeventil. H Umlaufpumpe (Kreiselpumpe).
J Speisepumpen.
Für den Rückwärtsgang sind innerhalb der Auspuffkammern
der Seitenturbinen besondere Turbinen angeordnet, die ebenfalls bei ausgeschalteter
Hochdruckturbine in Thätigkeit treten – und, da jede Seite für sich nach Bedarf vor-
oder rückwärts laufen kann – für das Drehen und Wenden verfügbar gemacht werden
können. Auch diese Turbinen erhalten ihren Betriebsdampf unmittelbar vom Kessel
durch ein entsprechend angebrachtes Umschaltventil zwischen Vorwärts- und
Rückwärtsgangturbinen. Während der Arbeit der letzteren laufen die auf derselben
Welle sitzenden Vorwärtsturbinen in der Luftleere und umgekehrt. Soweit nicht das
Steuerruder des Schiffes allein diese Arbeit verrichtet, geschieht der ganze Vorgang
durch eine sehr einfach gestaltete Handhabung von Ventilen, die alle vom
Maschinistenstand bedient werden.
Die Speisepumpen, sowie die Kreiselpumpen, ebenso das Windgebläse für den künstlichen
Zug des Kessels werden jede für sich durch eigenen Dampfbetrieben.
Die Hauptluftpumpen werden von den Seitenturbinen durch Schneckengetriebe bethätigt,
es sind jedoch Hilfsluftpumpen vorhanden, welche ihren Antrieb von der Dampfmaschine
der Kreiselpumpen entnehmen und in Thätigkeit treten, um den niedergeschlagenen
Dampf zu entfernen, sobald die Hauptmaschinen stille stehen.
Ein Vorwärmer für Speisewasser ist vorgesehen und kann sowohl den Auspuffdampf
verbrauchen als auch nötigenfalls Dampf von einer in der Turbine selbst gelegenen
Stelle entnehmen; ferner ist ein Oelfilter, sowie andere für diese Schiffsgattung
nötige maschinelle Einrichtungen vorhanden.
Am 24. Mai 1901 wurde das Schiff zu Wasser gelassen und erhielt den Namen „King Edward“, am 26. Juni 1901 fand auf der Clyde bei klarem Wetter
mit leichtem Wind die Probefahrt statt, und wurde eine Geschwindigkeit von 20,48
Knoten oder 37,32 km erreicht, die mittlere Kesselspannung betrug bei dieser
Leistung 10,546 kg/qcm, die Luftleere 66,65 cm, die Anzahl der minutlichen Umdrehungen 740,
die Turbinen sind übrigens für 1000 minutliche Umdrehungen gebaut; die Leistung der
drei Turbinen wird auf 3500 PSi
geschätzt, da Indikatorversuche, wie bei
Kolbenmaschinen, hier nicht möglich sind. Der Kohlenverbrauch ist zwar nicht genau
festgestellt, doch soll er sich in befriedigenden Grenzen bewegt haben, ja Kapitän
Williamson war von dem, was er gesehen, vollständig
überzeugt, dass dieses Schiff weniger Kohlen braucht, wie irgend ein anderes dieser
Schiffsgattung, über welche er ein durchaus endgültiges Urteil abgeben kann.
Textabbildung Bd. 317, S. 252
Anordnung einer Schiffsdampfturbine von 7000 PSi.Vergrösserter Schnitt bei Spant 61; Vergrösserter Schnitt durch den Maschinenraum.
Die erzielte hohe Schiffsgeschwindigkeit ist jedenfalls mit vollem Recht den schön
und nach Heck und Bug hin scharf verlaufenden Schiffslinien zuzuschreiben, die sich
wiederum aus einer Reihe Vorversuchen, welchen das Modell in dem Versuchsbassin zu
Dumbarton seitens der Erbauer unterworfen wurde, als die endgültig brauchbarsten
ergaben.
Für die Erreichung der scharfen Schiffslinien kommt aber auch das geringe Gewicht der
eigentlichen Schiffsmaschine in Betracht; es wiegen nämlich die Turbinen
einschliesslich derjenigen für Rückwärtsgang, die Kreisel- und Luftpumpen mit
Wasser, die Dampfrohre, die Hilfsmaschinen, soweit sie zur Bewegungsvorrichtung des
Schiffes gehören, sowie die drei Wellenstränge mit den fünf Schiffsschrauben u.ds.
w., zusammen 67 t, das gibt \frac{67000\mbox{ kg}}{3500\mbox{ PS}_\mbox{i}} oder 18,7 kg für 1 PSi. Ausserdem kommt noch hinzu der Wegfall des Gewichts für die zwei
Radkästen samt Galerien.
Die gedrungene Form der Turbinenmaschinerie ermöglichte es ferner, dieselbe
vollständig unter Hauptdeck anzuordnen und auch hier konnten noch wieder zwei ganze
Spantentfernungen in der Länge gespart werden, gegenüber einer gleich kräftigen
Rädermaschine mit Kolbenantrieb, welche etwa das doppelte Gewicht gehabt hätte.
Dadurch wurde für die Bequemlichkeit der Fahrgäste viel Platz gewonnen, namentlich da
auch der Maschinenschacht im Hauptdeck nicht viel Platz wegnimmt.
Den Hauptvorteil aber für diese mit der Beförderung von Fahrgästen sich befassende
Schiffsgattung bietet bei Verwendung der Turbine die vollständige Abwesenheit von
Erschütterungen in der eigentlichen Bewegungsmaschine, selbst die auf die Turbine
gelegte Hand soll nicht im stände sein zu beurteilen, ob die Maschine sich in
Thätigkeit befindet oder stille steht.
Die einzig fühlbare Erschütterung wird durch die Schiffsschrauben verursacht und
dürfte sich auch kaum ganz beseitigen lassen, obwohl eingehende Versuche auf diesem
Gebiete seit den ersten Erfahrungen mit der „Turbinia“
Bei den ersten Versuchen mit der „Turbinia“ schlugen anfangs die Schiffsschrauben in einen
hohlen Wasserraum und erst als man mit der minutlichen Umlaufszahl auf 2000
zurückgegangen war und auch zweckentsprechend ausgeführte Schrauben
angeordnet hatte, erlangte dieses Boot seine bewundernswerte Geschwindigkeit
von 34½ Knoten oder 63,93 km. mit grösserem Eifer betrieben
werden, unter anderem auch mit der Thornycroft'schen
Turbinenschraube.
Die Erschütterung am Bug im Vorschiff dagegen ist nicht stärker, als bei einer
schnellen Segeljacht, und dürfte es sich jedenfalls empfehlen, die Räume für die
Fahrgäste I. Klasse in Zukunft hierher zu verlegen.
Es wurde befürchtet, dass es schwierig sein werde, das Schiff längsseits der
Landungsbrücke zu bringen, entsprechend der Erfahrung, die mit Torpedojägern gemacht
waren. Solche Schwierigkeit muss jedenfalls stets mehr oder weniger bei leicht
gebauten Schiffen mit geringer Aufkimmung, geringem seitlichen Widerstand und
reichlich hohem Aufbau in Kauf genommen werden.
Die scharfen Linien des „King Edward“ dagegen ergeben an ihren Enden ein gut
Teil fast senkrecht auf- und niederstehender Flächen, denen jedenfalls die
ausgezeichnete Lenkbarkeit des Schiffes beim Anlegen zu gute zu rechnen ist. Auf der
ersten regelrechten Fahrt nahm das Schiff die schwierigste Landungsstelle, Rothsay,
welche hinten in der Biegung einer engen Bucht gelegen ist, trotzdem in derselben
eine ganze Anzahl Jachten in einer die Fahrstrasse beengenden Weise vor Anker lagen,
mit grösster Leichtigkeit.
Ins Gewicht fällt unbedingt, und namentlich bei so scharf gebauten Schiffen, die
tiefe Lage des Schwerpunkts der Maschinengewichte, die an sich schon eine gute
Stabilität gewährleisten.
Die bei Besprechung dieses Schiffes zu Tage getretenen Vorteile sind:
1. Geringeres Raumbedürfnis und dadurch bedingt
2. grössere Raumausnutzung für Fahrgäste und Güter.
3. Kleineres Maschinengewicht und dadurch bedingt
4. grössere Tragfähigkeit bezw. schärfere Linien bezw. geringer Tiefgang.
5. Grössere Schiffsgeschwindigkeit, durch die Möglichkeit höhere Umdrehungszahlen zu
erreichen.
6. Kleinere Abmessung der Bewegungsvorrichtung und dadurch ermöglicht die
Tieferlegung derselben.
7. Abwesenheit aller Erschütterungen.
8. Tiefe Lage der ganzen Maschinenanlage.
9. Tiefe Lage des Schwerpunktes bezw. grössere Stabilität.
Ausserdem darf wohl aus der Betrachtung des Betriebes an Land geschlossen
werden, dass als weitere Vorteile in Betracht kommen
10. die grössere Wirtschaftlichkeit durch:
a) Geringere Anschaffungskosten.
b) Die Möglichkeit der besseren Ausnutzung des Dampfes im
Arbeitsverlauf, also auch geringerer Kohlen verbrauch infolge Wegfalls der
vielen Lager- und Gelenkbewegungen.
c) Geringere Schmierung.
d) Einfachere Bedienung.
e) Geringeren Verschleiss und geringere Kosten für die
Wiederherstellung.
Der unter 10a angeführte Vorteil wird noch wachsen mit dem Absatz und der Verteilung
der bis jetzt für Versuche aufgewandten Werte auf eine grössere Anzahl Ausführungen,
sodann aber auch im Wettbewerb mit anderen Turbinen, von denen schon mehrere
Ausführungen, angespornt durch Parsons' Erfolg,
hervorgetreten sind, ohne jedoch heute schon in Betracht kommen zu können.
Sämtliche aufgeführten Vorteile sind namentlich für die Kriegsmarine von
weittragender Bedeutung, sei es, dass dadurch die Möglichkeit zur Erweiterung der
Bewegungsfreiheit gegeben ist, die namentlich bei den deutschen Kriegsschiffen noch
sehr eng begrenzt ist, sei es, dass man die geschütztere Lage der Maschinenanlagen
erwägt, oder die grössere Stabilität, welche bei der hohen Lagerung der schweren
Panzergürtel, der Panzertürme, Barbette- und Kassemattpanzerungen und des stets
wachsenden Gewichts der ungeheuren Schiffsgeschütze nicht hoch genug gewertet werden
kann.
Als Nachteil mag gelten, dass die Wirtschaftlichkeit erst zum vollen Ausdruck kommt
bei langen Reisen mit gleichbleibender Geschwindigkeit – dem Fall der Handelsmarine
–, während bei verminderter Geschwindigkeit der sich ziemlich gleich bleibende
Dampfverlust schwerer in die Wage fällt.
Auch der Antrieb der Schiffsschrauben durch Kraftmotoren ist von einigen Seiten als
nicht geradezu unwirtschaftlich behandelt, und sind bei solcher Anlage folgende
Gewichte für 1 PSi in die Rechnung eingestellt:
Dampfturbine
6,8
kg
Kesselraumgewichte
13,6
kg
zus.
20,4
kg
Generator
18,2
„
Motor
22,8
„
„
40,0
„
Akkumulatorenbatterie
90,6
„
––––––––––
151,0
kg.
Das Gewicht der Gesamtanlage für 1 PSi mit 151,0 kg
liegt dabei im Rahmender wirtschaftlich günstigen Gewichte. Die
Akkumulatorenbatterie braucht dabei nicht gross zu sein, da sie in erster Linie nur
den Ausgleich zwischen Kraftzufuhr und -verbrauch herzustellen hat, sie soll jedoch
im stände sein, das Schiff im Hafen jederzeit bewegungsbereit zu halten – Verlegen
von Kai zu Kai in den Strom u. dgl. Bewegungen –, soll aber auch, bevor allenfalls
neuer Dynamostrom zur Verfügung steht, den Lösch- und Ladezwecken dienen.
Aber der erstrebte Zweck – geeignete Umdrehungszahlen, wirtschaftliche
Kraftverminderung, Kraftausgleich und -überschuss – dürfte in anderer Weise leichter
erreicht werden.
Während übrigens die Ansichten hinsichtlich des Antriebs der Schiffsschraube durch
die Dampfturbine noch geteilt sindEs sei an dieser Stelle auf den Beitrag eines unserer Mitarbeiter auf S. 178
d. Bd. verwiesen, in welchem eine Anzahl abfälliger Urteile aufgeführt sind.
Diese stützen sich erstens auf die Erschütterungen
durch die Schraube – denn wohl verstanden, die Turbine verursacht
keine Erschütterungen – welche aber naturgemäss „desto mehr“
hervortreten, als sie die einzig wahrnehmbaren sind, gerade wie in der
Stille der Natur (nachts, morgens, in der Einsamkeit) ein einzelnes Geräusch
viel wahrnehmbarer ist, als wenn es sich aus einer Anzahl mittönender
Geräusche abheben muss. Genauere Versuchsergebnisse an Hand von Schaulinien
liegen hierüber zur Zeit nicht vor; jedenfalls aber ist hier dem Ingenieur
noch die Lösung einer ganzen Anzahl von Aufgaben vorbehalten.Sodann wird die Schwierigkeit der Umsteuerung
ins Feld geführt; sie sei zu langsam – möglicherweise Schuld am Verlust
der „Viper“. – Marinechefingenieur Melville ist natürlich vollständig berechtigt, diese Mutmassung auszusprechen, aber dies
zugestanden, darf jedenfalls gerade von ihm das Gegenzugeständnis erwartet
werden, dass überhaupt die Rückwärtsbewegung zu spät eintritt und dass die
Gefahr, die in diesem „Zu spät“ liegt,
mit der Bewegungsgrösse, welche in den rückwärts zu bewegenden Massen
aufgespeichert ist, wächst, also mit der Grösse der Schiffe und der
gesteigerten Fahrgeschwindigkeit. Wir haben daher die Zusammenstösse der
Eisenbahnzüge auf dem Lande trotz der Anwendung der empfindlichsten
Bremsvorrichtungen, wie solche der Schiffe auf dem Wasser, wo die Sicherheit
des Bremsens vollständig fehlt.Beim Verkehr mit verringerter Geschwindigkeit in beengtem Fahrwasser dürfte
unbedingt die Turbine, soweit die rasche Einleitung der Rückwärtsbewegung in
Frage kommt, gegenüber der Kolbenmaschine im Vorteil sein, auch mit Bezug
auf die in dieser Richtung verfügbaren Kraft, dürfte heute die Einbauung
einer besonderen Kolbenmaschine gar nicht mehr in Frage kommen.Im übrigen zeigt die Gründung der Deutschen Parsons'
Marine-Aktiengesellschaft „Turbinia“, dass auch in
Deutschland Vertrauen in die Güte der Sache und der Wille vorhanden ist, zur
weiteren Ausbildung derselben beizutragen. 1nd sich infolge der
hohen Umlaufzahlen erst allmählich zu Grünsten der Turbine klären werden, ist
eins unbestritten anerkannt – ihre Vorzüglichkeit als
Erregermaschine für den Elektromotorbetrieb der vielen Hilfsmaschinen.
Kleine Dampfmaschinen sind als Kohlenfresser bekannt und nach Emerson verbrauchen die Hilfsmaschinen in der Kriegsmarine der Vereinigten
Staaten für 1 PSe 54 bis 35,3 kg Dampf, ohne dass
man hoffen darf, letztere Ziffer zu unterschreiten. Wie sehr diese Zahlen ins
Gewicht fallen, zeigen folgende Angaben:
Ein grosser Kreuzer brauchte für seine Hilfsmaschinen 40 v. H. seiner Kohlen.
Ein Schlachtschiff brauchte täglich 17 t Kohlen für seine Hilfsmaschinen, während ein
bekanntes wirtschaftliches Handelsschiff mit 6800 t Ladung mit 19 t Kohlen 9 Knoten
läuft.
Ein anderer Kreuzer lief mit dem Abdampf seiner Hilfsmaschinen 6 Knoten
stündlich.
Dazu kommen dann der grosse Verschleiss und die damit verbundenen Betriebsstörungen,
die Bedienung u.s.w. Mit Turbinenerreger dürfte sich der Gesamtbetrieb aller
Hilfsmaschinen auf 5 bis 7 kg Dampf für 1 PS/Std. bringen lassen und zwar bei ganz erheblich
geringerem Gewicht sowie geringerem und weniger kostspieligem Verschleiss.
Ueber die Grösse der Gewichts- und Raumersparnisse mögen noch folgende Zahlen, welche
die auf S. 251 dargestellte Schiffsmaschinenanlage von 7000 PSi vergleichen, einen Anhalt bieten:
Zusammenstellung XI.
Benennung
7000 PSiKolbenmasch.
7000 PSiTurbinen-maschine
Ersparnisin v. H.
Gesamtgewicht im Ma- schinenraum und Tunnel
274 t
193 t
29,5
Bodenfläche im Ma- schinenraum
84,64 qm
84,64 qm
–
Raumbedürfnis
408,4 cbm
297,2 cbm
24,8
Gewicht für 1 PSi
40 kg
28 kg
Zum weiteren Vergleiche seien hier noch folgende Gewichte angeführt.
Es wiegen Maschinen und Kesselraumausrüstung für jede PSi:
bei
Handelsdampfer für Ozeanverkehr
156
bis
230
kg
„
Kriegsschiffen
75
„
90
„
„
neuerer Maschinenanlage von 3400
PSi
162
„
„
„ „ „ 26000
„
148
„
„
„Turbinia“, 30,5 m lang
13,6
„
Für die Beurteilung des Dampfverbrauchs geeignete Vergleichsangaben gibt Harrington Emerson ebenfalls.
Zusammenstellung XII.
Maschinengattung
Leistung
Dampf-verbrauch für1 PSi/Std.
1. Landmaschinen.
PSi
kg
Beste Lokomotive
–
10,90
Willans Zweifach-Verbund
–
6,68
Worthington-Pumpmaschine
260
6,40
Willans Dreifach-Verbund
–
5,92
Sulzer
615
5,40
Allis-Pumpmaschine
574
5,32
2. Zweifach-Verbundschiffsmaschine.
Ville de Douvres
2977
9,50
Tusiyama
–
9,60
Colchester
–
9,80
3. Dreifach-Verbundschiffsmaschine
Tartur
–
9,00
Meteor
1994
6,80
Jona
645
6,18
Wirtschaftlichste Kolbenmaschine
1440
5,00
Turbinia mit Parsons-Turbine
–
6,25
Inchmona, vierfache Verbundmaschine, aus 9mo- natlichem Vergleich erhaltener Mittelwert
–
4,75
Dampfturbine von Parsons, gebaut von der in Amerika bauberechtigten Westinghouse-Gesell- schaft
400
4,53
Als Mittelwerte aus Leistungsversuchen mit besten Maschinen hönnen gelten für
PSi
PSe
Kohlenverbrauch
0,68 kg
0,798 kg
Dampfverbrauch
6,2 „
7,18 „
So hat sich denn zum Ruhme ihrer Eigner und ihrer Erbauer die Turbinenmaschine auch
weiter als Schiffsmaschine auf dem ersten eigentlichen Handelsschiff (zur
Unterscheidung von Kriegsschiff) bestens bewährt und bereits zu weiteren Aufträgen
Veranlassung gegeben; denn da der „King Edward“ in richtiger Voraussicht und
im vollen Vertrauen auf seine Tüchtigkeit und Brauchbarkeit in einer so hohen Klasse
gebaut wurde, dass er zum Dienst im Aermelkanal befähigt ist, so kommt er südlich
der Themse zur Verwendung und zwar zum Verkehr mit Seebadeplätzen des Festlandes,
jedenfalls um auch letzterem die Vorzüge seiner Einrichtung vor Augen zu führen.
Für den Verkehr auf der Clyde ist ein grösseres Schiff mit ähnlicher Einrichtung in
Auftrag gegeben.
Es scheint nicht ausgeschlossen, dass mit diesem Erfolg im Jahre 1901, als dem ersten
dieses Jahrhunderts, ein neuer Zeitabschnitt für die Schiffsbewegung seinen
Markstein erhielt.
Während der Zeit von der ersten Fahrt sind genaue Buchungen über den Kohlenverbrauch
gemacht, und ist aus denselben nachfolgender Vergleich mit dem Raddampfer „Duchess of Hamilton“ entstanden.
Zusammenstellung XIII.
„Duchess of Hamilton“
„King Edward“
Gesamtkohlenver- brauch
1786,830 t
1452,626 t
Durchlaufene Kilo- meter
25110
19500
Kilometer auf 1 t
14,05
13,42
Anzahl der Dienst- tage
111
79
Mittlerer täglicher Kohlenverbrauch
16,1 t
18,39 t
Mittlere Fahrtge- schwindigkeit
16½ Kn. = 30,577 km
18½ Kn. = 34,284 km
Es hat sich also bewahrheitet, dass „King Edward“ entsprechend seiner grösseren Geschwindigkeit, das bei
weitem günstigere Ergebnis hinsichtlich des Kohlenverbrauchs zu verzeichnen hat.
Die Gesellschaft hat ausserdem auf ihren Werken in Walesend-on-Tyne noch
Turbinenmaschinen für weitere drei schnelle Jachten in Arbeit. Die erste ist ein
Boot von 700 t, deren Schiffskörper und Kessel von Alexander Stephen und Sons in Linthouse-Glasgow nach Lloyd's Register geliefert werden; die Turbinen sollen
1500 PS leisten.
Die zweite ist ein Boot von 1400 t, Schiffskörper und Kessel kommen von Ramage und Ferguson in Leith. Die Länge des Boots ist
79,5 m zwischen den Perpendikeln und 77,17 m in der ungeladenen Wasserlinie. Die
Breite über Spanten beträgt 10,67 m, die Turbinen sollen 3500 PS leisten.
Gebaut wird das Boot nach Lloyd's Register für A. L. Barber in New York.
Für die dritte Jacht, welche das Parlamentsmitglied Hauptmann Mc Calmont bestellt hat, werden Schiffskörper und Kessel bei Yarrow und Co. in Poplar-London nach Art der
Torpedoboote gebaut, und es darf von vornherein als feststehend angenommen werden,
dass alles gethan wird, um die Turbine von ihrer besten Seite zu zeigen.
Die Länge in der Wasserlinie bezw. zwischen den Perpendikeln wird 46,5 m betragen bei
einer Breite über Spanten von 4,65 m und 170 t Verdrängung. Die Geschwindigkeit ist
auf 24 Knoten gleich 44,47 km festgesetzt.
Zu derselben Zeit erhalten auch zwei weitere Jachten Turbinenmaschinen, und zwar ist
die eine derselben Eigentum von Christopher Furness,
einem Genie auf dem Gebiete modernen Schiffbaus, wie
ihn Engineering nennt.
Auch ein Torpedojäger etwas grösser wie die „Viper“ und für grössere Leistungsfähigkeit hinsichtlich
Kohlenverbrauch beim Kreuzen und Geschwindigkeit im allgemeinen gebaut, ist nahezu
vollendet.
Es ist alles gethan, um diesen Torpedojäger, der nicht für die englische Marine
gebaut wird, leistungsfähiger zu machen, wie irgend ein Jäger mit 30 Knoten gleich
55,6 km Geschwindigkeit in letzterer ist.
Es ist augenscheinlich, dass man darauf aus ist, das Vorurteil, welches sich nach den
Verlusten der „Viper“ und der „Cobra“ regierungsseitig gezeigt hat, durch Steigerung der bisher
schon bedeutenden Leistungen zu überwinden, und es ist wohl mit Recht zu erwarten,
dass dies bei Lage der Sache gelingt.
Abgesehen von den allerfrühesten Vorläufern der Dampfturbine – dem Herons-Ball und
der um 1629 n. Chr. erstmals ausgeführten Branka-Turbine wird uns die Dampfturbine
durch den Franzosen Tournaire erstmals im Jahre 1853 in
klarer Weise vorgeführt. Er sagtComptes rendus de l'Academie des Sciences, March
28 1853; Transact. A. S. M. E., 1901 Bd.
XXII.:
„Das elastische Fluidum erlangt unter dem Einfluss eines schwachen Drucks
ungeheure Geschwindigkeiten. Um diese Geschwindigkeiten in geeigneter Weise
nutzbar zu machen und zwar mit einfachen Rädern, wie in der hydraulischen
Turbine, muss eine ungewöhnlich hohe Umdrehungszahl genommen werden. Die
Ausströmöffnung des Dampfes aber – selbst für grosse Mengen desselben – müssen
klein sein. Diese Schwierigkeiten lassen sich vermeiden, wenn das Gas oder der
Dampf fortlaufend und allmählich oder auch in stufenweisen Absätzen seine
Spannung verliert und mehrfach auf Turbinenschaufeln wirken muss, die in
geeigneter Weise angeordnet sind.“ Ferner beschreibt er eine Serienturbine
der achsialen Ausführung, in welcher der Dampf durch eine Reihenfolge von Leit- und
Laufschaufeln abwechselnd immer von der Hochdruck- nach der Niederdruckseite
hindurchstreicht. Er empfiehlt aber auch, wo es die Grösse des Drucks gestattet, die
Verwendung von Serien solcher Vielfachturbinen; jede dieser Turbinen gibt seinen
Dampf an der Grenze der gewünschten Ausdehnung in die nächstfolgende ab, welche von
gleicher Bauart, aber sonst von der vorhergehenden vollständig unabhängig arbeitet,
gerade wie bei Kolbenmaschinen, fortgesetzt bis zur Niederschlagung oder bis zum
Austritt des Dampfes in die Luft.
Weiter behandelt Tournaire dann auch schon die Ursachen
der Verluste, welche den guten Wirkungsgrad herabzuziehen bestrebt sind, als da
sind: Undichtheiten, unregelmässiger Dampfstrom, Erschütterungen, Wirbel am Eintritt
in die Leit- und Laufräder, Flüssigkeitsreibung in den Kanälen, welche wohl geeignet
sind, einen sehr
bemerkbaren Teil der theoretischen Arbeit zu zerstören. Grosse Sorgfalt und
Genauigkeit muss beim Bau einer Turbine beobachtet werden, die "ür ein Gemisch von
hoher Spannung und geringer Dichte bestimmt ist – und die Linien der Kanäle sind mit
viel Ueberlegung zu bestimmen. Tournaire's Idee ist
Idee geblieben, bis sie 30 Jahre später Parsons fast
Schritt für Schritt in Wirklichkeit umsetzte.
Seit 20 Jahren ist jetzt die Dampfturbine von Parsons zu
einer immer gesteigerten Vollendung geführt. Manche Wandlungen sind durchgemacht und
viele weitere werden folgen. Den anfänglichen Uebelständen mit dem nassen Dampf
wurde durch Ueberhitzung abgeholfen. Wohl haben Versuche erwiesen, dass der
Wirkungsgrad der adiabatischen Ausdehnung des Dampfes thermodynamisch von der
Dampfnässe unbeeinflusst bleibt, dagegen spielt die Flüssigkeitsreibung eine bereits
oben nach Prof. Thurston angedeutete grosse Rolle.
Textabbildung Bd. 317, S. 255
Fig. 9. Anordnung der Turbinenreihen in drei Abstufungen der Durchmesser.
Wie weit aber andererseits die Ueberhitzung vorteilhaft zu steigern ist, darüber
müssen jedenfalls eingehende Versuche Klarheit schaffen, bis jetzt geht die mit
überhitztem Dampf im Turbinenbetrieb gesammelte Erfahrung dahin, dass der Nutzen der
Ueberhitzung oberhalb 55° C. rasch abnimmt und dass diejenige Ueberhitzung die
richtige ist, welche dem Dampf auf seinem ganzen Wege durch die Turbine die Nässe
bis an die Grenze dessen, was möglich ist, benimmt, zusätzlich der Wärme, die durch
Leitung und Strahlung verloren geht. Dem steht freilich andererseits die Ansicht
gegenüber, dass bei der Abwesenheit aller zu schmierenden inneren Teile, bei der Turbine die Ueberhitzung erst da aufhören brauche,
wo sie die inneren Wandungen zerstörend angreife. Die Grenze dürfte wohl die
gasförmige Dichte bilden, welche nötig ist, damit zwischen dem Kesseldruck auf dem
einen Ende und der Luftleere auf dem anderen Ende, der Dampf mit möglichst grosser
Arbeitsverrichtung die Turbine durcheilt, bei zu nassem Dampf entsteht zu viel
Reibung zwischen den sich drehenden und ruhenden Wandungen, bei zu grosser
Ueberhitzung dürften vielleicht ungleichmässige Ausdehnungen Reibungsverluste mit
sich bringen.
Die nächste Aufgabe, die bis zu einem gewissen Grade gelöst ist, war die
Herabminderung der Umlaufzahl. Die erste Maschine – 1884 vollendet und 6 elektrische
PS leistend – lief mit 18000 minutlichen Umdrehungen, die zweite, für die
Lichtanlage des Dampfers „Percy“ mit 10000 minutlichen Umdrehungen, spätere Ausführungen für
50 elektrische PS in den Jahren 1888/89 nur noch mit 6500 minutlichen Umdrehungen.
Die Turbine für Elektrizitätswerk Elberfeld bei einer
Leistung von 1400 Kilo-Watt läuft mit 1500 minutlichen Umdrehungen.
Die Schiffsturbinenanlage auf „King Edward“ vom Jahre 1901 – Verbundsystem mit einer Hochdruck-
und zwei Niederdruckturbinen mit einer auf 3500 PSi
gewerteten Leistung – macht 740 minutliche Umdrehungen.
Als Mittel zum Zweck diente Parsons in erster Linie
die Dampfteilung der Gefälle durch Anordnung von Zwillingsturbinen auf einer
gemeinsamen Welle, welche den Dampf aus einem zwischen ihnen gelegenen, beiden
gemeinsamen Dampf kästen erhielten, eine Anordnung, die zugleich den Lagerdrücken zu
gute kam, sodann die Reihenanordnung der Turbinen und zwar hatten alle Turbinen
gleichen Durchmesser. Obgleich nun Prof. Ewing gleich
bei seinen ersten Versuchen in CambridgeZeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1895 S. 1194; Klein, Theorie der
Dampfturbine. durch den Indikator fand, dass mehrere Reihen
ohne entsprechende Druckabnahme bezw. Arbeitsleistung mitliefen, scheint diese
Anordnung doch auf Grund anderer Erfahrungen und guter Erfolge lange beibehalten zu
sein; dagegen ging man 1894 an Hand der bisher gemachten Erfahrungen von der
Zwillings- zur einfachen Turbine und, wo es angebracht war, zum Verbundsystem
über.
Fig. 9 zeigt die Anordnung der Turbinenreihen in drei
Abstufungen der Durchmesser, wie sie in der heute üblichen Ausführung gebräuchlich
ist.
Die Verluste durch Undichtheit wurden durch ein reibungsloses, aber ungemein genaues
Zusammenpassen der einzelnen Teile – mit nur 0,001 Zoll engl. = 0,025 mm Luft –
möglichst vermindert.
Auch diese Anordnung scheint bei den gesteigerten Anforderungen an die Leistungen
sowie den hohen Dampfdrücken, für deren Ausnutzung sich die Turbine ganz besonders
eignet, nicht mehr genügt zu haben, und so zeigt ein neuerdings, namentlich für die
Umsteuerung herausgenommenes Patent (Fig. 10 und 11) eine
Reihenturbine mit nach den Enden zu stufenweise anwachsendem Durchmesser.
Dabei ist eine Umsteuerturbine der Hauptturbine gegenüber auf derselben Welle
angeordnet. Der Auspuffdampf der Umsteuerturbine b
strömt dabei durch das Innere der sich drehenden Hauptturbine a. c und d sind die
äusseren Gehäuse, an welchem die festen Leitschaufeln sitzen. s und t sind die Trommeln,
welche vermittelst der Arme und mit der Welle f
verkeilt sind; diese Trommeln tragen die Laufschaufeln und sind in geeigneter Weise
durch den Stufenring v miteinander verbunden.
Textabbildung Bd. 317, S. 255
Reihenturbine.
Die Hauptturbine erhält ihren Dampf durch das Rohr w und
den Kanal x, die Umsteuerturbine durch das Rohr y und den Kanal z; beide
Turbinen puffen in den Niederschlagraum k mit dem
Gehäuse d aus. Die Abdichtung zwischen den Kanälen x und y besorgen die
Dichtungsringe 2 und 3.
Eine Frage der Zukunft bleibt vorerst die Umsteuerung,
immerhin, obwohl sie genau wie bei Lokomotiven und Schiffsmaschinen, für
durchführbar zu erachten ist.
Die Verwendung der Kugellager, sowie die Durchbildung der Turbine zur Benutzung von
Gasen – Generator-, Petroleum- oder Benzingas, mit welchen zur Zeit mehrfache
Versuche im Gange sind, so z.B. in Amerika unter Prof. Thurston's Leitung an der Sibley-Hochschule, welche zwar bis jetzt nicht
gerade zufriedenstellende Ergebnisse erzielten, ist ebenfalls noch der Zukunft
vorbehalten.
Trotzdem dürfte aber gerade bei diesem Bewegungserreger an dem endlichen Erfolg nicht
zu zweifeln sein.
Um die Bedeutung dieses Fortschritts zu ermessen, sei auf folgendes hingewiesen.
In Russland werden jetzt schon nach abgeschlossenen Vorversuchen für Lokomotiven und
auf Kriegsschiffen Naphthafeuerungen eingeführt. Es
bedarf also nur noch der Durchbildung der Turbine für hochgespannte Gase einerseits,
sowie der Möglichkeit der Herstellung eines so reinen Naphthagases, dass es sich für derart genau passende Maschinen, wie es die
Turbinen sind, eignet, um mit einem Schlage dieser politischen Macht auf dem Meere eine Ueberlegenheit zu sichern, die andere
Mächte zur unweigerlichen Nachfolge zwingt. Man denke sich nur Fortfall aller für
die Kesselanlage benötigten Gewichte an Eisen und Wasser, die Möglichkeit, das
Brenn- bezw. Vergasungsmaterial in bis jetzt unbenutzbare Räume des Schiffes (im
Doppelboden u.s.w.) zu lagern und dadurch die Sicherheit des Schiffes durch Senkung
des Systemschwergewichts zu erhöhen, während Bunker und Kesselraum für andere Zwecke
verfügbar würden.
Uebrigens noch schwerwiegender fallen die Vorteile für die Handelsschiffe,
namentlich aber für die Schnellschiffe ins Gewicht, bei denen heute Maschinen-,
Kessel- und Bunkeranlage so ungeheuren Raum, und noch dazu den besten einnehmen.
Abgesehen von diesen Zukunftsaufgaben, zeigt die Turbine aber auch heute schon eine
grosse Bedeutung für jeden Fabrikbetrieb, in welchem
man über lang oder kurz zum elektrischen Gruppenbetrieb wegen seiner grösseren
Reinlichkeit, Gefahrlosigkeit und Wirtschaftlichkeit übergehen muss.
Der letztere stellt sich an Wartung, Schmierung und Kosten für Unterhaltung und
Instandsetzung des Verschleisses überall am billigsten, und hat vor allem noch den
Vorteil des Kraftbezuges an beliebiger Stelle im Werk.
Für die Hauptkraftstelle aber eignet sich als Erregermaschine die Turbine wegen aller
schon aufgeführten Vorzüge ganz besonders, dazu kommt, dass auch Maschinenhaus samt
Montagekran und Grundmauerwerk bedeutend billiger kommen. Die Generatordynamo kann
mit höherer Umlaufzahl beschafft werden, was ihre Anschaffungskosten ebenfalls
herabmindert. Dabei ist die Turbine so übersichtlich und einfach zu bedienen, wie
die Kolbenmaschine im Bau verwickelt und unübersichtlich ist.
So ist jedenfalls von der Turbine, die mit Beginn dieses Jahrhunderts erst so recht
auf dem Plan erscheint, unter der vereinigten Mitwirkung aller Ingenieurkräfte,
soweit sie sich der Vervollkommnung derselben bereits widmeten oder widmen werden,
das Höchste zu erwarten.