Titel: | Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf 1902. |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 301 |
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Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf 1902Ueber Lageplan und Gruppeneinteilung siehe D. p. J.
1901 316 629 ff..
Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf 1902.
Nach mehrjährigem wohldurchdachtem und planmässigem, aber auch angestrengtem
Schaffen der Ausstellungsleitung und ihrer Arbeitsausschüsse, in denen die
hervorragendsten Vertreter der rheinisch-westfälischen Weltindustrie sitzen, ist am
1. Mai die Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung in Düsseldorf in Gegenwart des
deutschen Kronprinzen, der auf Wunsch seines Vaters, des Kaisers, den Ehrenvorsitz
übernommen hat, eröffnet worden.
Infolge der Geschäftslage war es möglich, die Ausstellung vollständig fertig zu
stellen, während im Jahre 1900 in Paris noch mehrere Monate nach der Eröffnung
dieser Zustand nicht eingetreten war.
Düsseldorf ist diejenige Stadt, in welcher die Pulse des grossgewerblichen Lebens von
Rheinland-Westfalen, der zwei betriebs- und erzeugungsreichsten Eisenbaubezirke
unseres deutschen Vaterlandes, am kräftigsten gefühlt Werden. Hier wird über
wichtige Fragen der Eisenerzeugung und seiner Verarbeitung in eingehender Beratung
die endgültige Entscheidung getroffen. Hier fand vor 50 Jahren – 1852 – die erste
Provinzial-Gewerbeausstellung von einiger Bedeutung statt, sowie im Jahre 1880 die
erste Ausstellung, die von einem sittlichen und klingenden Erfolg gekrönt wurde. –
Der Ueberschuss betrug 1500000 M., welcher zum Bau des Gewerbemuseums verwendet
wurde.
Auch die günstige Lage im Weltverkehr kommt in Betracht. Düsseldorf kann in 12
Stunden Eisenbahnfahrt von 60 Millionen Menschen erreicht werden, wogegen man von
Buffalo – der Stadt, in welcher 1901 die Panamerikanische Ausstellung stattfand –
rühmte, dass in dem gleichen Zeitabschnitt 45 Millionen Menschen herbeiströmen
könnten.
In weniger als 1 Stunde Eisenbahnfahrt sind zu erziehen: Barmen (45 Min.), Duisburg
(20 Min.), Elberfeld (35 Min.), Essen (45 Min.), Köln (35 Min.), Krefeld (40 Min.).
In wenigen Stunden erreicht man Aachen, Frankfurt a. M., Hannover, Kassel und Mainz,
in 9 Stunden Berlin, in 1. Stunde Hollands Grenze, in 2 Stunden diejenige Beizens,
in 10 Stunden erreicht man die Schweiz, in der gleichen Zeit Paris, Brüssel in 5
Stunden und London in 12 Stunden.
Düsseldorf zeichnet sich aber auch durch herrliche Naturschöne aus und mancher, der
nach des Lebens geschäftlichen Mühen sich in der Musse seines Alters behaglich
fühlen will, zieht sich hierher zurück.
Wie keine andere Stadt dürfte sich darum Düsseldorf als Ausstellungsstadt eignen.
Das Ausstellungsgelände – die dem Ueberschwemmungsgebiet abgewonnene, früher aus
Sumpf- und Wiesenland bestehende Golzheimer Insel – erhebt sich in malerischer Weise
stufenweise vom Rheinufer – in einer Höhe + 4 m Düsseldorfer Pegel – bis zur Höhe
des übrigen Geländes – und zwar liegt die Kunsthalle auf + 10,5 m, die
Maschinenhalle auf + 11 m Höhe.
Die Fläche der Gesamtausstellung beträgt 530000 qm, von welchen 127000 qm mit 168
Gebäuden überbaut sind. Dazu kommen noch 53000 qm, welche durch Ausstellung im
Freien beansprucht werden. Die Gesamtzahl der Aussteller, welche diese 180000 qm zur
Vorführung ihrer Erzeugnisse und ihrer Leistungsfähigkeit benutzen, beläuft sich auf
etwa 2300.
Von den Gebäuden sind auf Kosten der Ausstellung erbaut:
die Kunsthalle mit
7965
qm
die Maschinenhalle 280 × 51,9 mit
14532
„
das Kesselhaus 23 × 60,5 mit
1391,5
„
das Pumpenhaus für Dampfniederschlagung 16 × 20 mit
320
„
das Pumpenhaus mit Saugschacht am Rhein 20 × 13 mit
260
„
die Hauptindustriehalle mit Nebenbauten mit
37415
„
das Hauptwirtschaftsgebäude, 1200 Sitzplätze, mit
2800
qm
die Weinwirtschaft, 700 Sitzplätze, mit
1900
„
Zu diesen acht Gebäuden mit zusammen 66583,5 qm überbauter Fläche kommen dann noch
das Post- und Telephonamt, sowie mehrere kleinere Gebäude.
Von den übrigen Sonderhallen dienen allein 12 ausschliesslich den Ausstellungen der
Ingenieurthätigkeit.
Ueber das an der Ausstellung beteiligte Gebiet sind 12 Bezirksvereine des Vereins deutscher Ingenieure mit 4000 Mitgliedern
verteilt.
Im Jahre 1880 betrug die gesamte Ausstellungsfläche 174000 qm, von denen 32000 qm
überbaut waren.
Damals besass Düsseldorf 95190 Einwohner, Rheinland und Westfalen 6000000, heute sind
diese Zahlen auf 220000 bezw. 9000000 angewachsen.
Es dürfte übrigens angebracht sein, hier eine Zusammenstellung früherer
AusstellungenZum grössten Teil nach Stahl und
Eisen. einzufügen.
Jahr
Gesamt-fläche
UeberbauteFläche
qm
qm
Weltausstellung Paris
1855
–
123360
„ „
1867
690000
149000
„ Wien
1873
1160000
190000
„ Paris
1878
840000
404000
Ausstellung Düsseldorf
1880
174000
32000
Weltausstellung Paris
1889
960000
605000
Ausstellung Berlin
1896
1100000
74934
„ Nürnberg
1896
204000
44600
„ Leipzig
1897
400000
60000
Weltausstellung Paris
1900
2227946
650000
Ausstellung Glasgow
1901
227000
43760
„ Düsseldorf
1902
530000
180000
In die Ausstellung führen sechs Eingangsthore. Am Nordwestthor liegt der mit einem
Kostenaufwand von 2000000 M. erbaute Ausstellungsbahnhof der königl.
Staatseisenbahn; derselbe ist doppelgeleisig an das Hauptgeleise angeschlossen und
soll mit Umgehung des Hauptbahnhofes und des Bahnhofes Düsseldorf-Derendorf den
Strom der auswärtigen Besucher unmittelbar zur Ausstellung führen.
Die übrigen Eingänge sind – von Nordwest um die Ausstellung herumgehend –: das Thor
an der Kaiserswertherstrasse, das Thor bei der Maschinenhalle an der
Krefelderstrasse, das Thor an der Inselstrasse, das Hofgartenthor, das
Rheinthor.
Namentlich die beiden letzten Thore werden einen Hauptstrom der von Düsseldorf
herkommenden Besucher zu bewältigen haben, während sie dieselben zugleich in ein
Stück der in die Ausstellung eingeschlossenen Schönheit, welche Natur und
Menschenhand gemeinsam schufen, hineinführen.
Zur Ausstellung selbst übergehend, ist es vor allem der Riesenbau der
Hauptindustriehalle mit seinem mächtig wirkenden Mittelbau, der die Aufmerksamkeit
des Besuchers in Anspruch nimmt; derselbe ist früherVgl. D. p. J. 1901 316 629 ff. an dieser Stelle eingehend besprochen,
worauf hier nochmals verwiesen wird. In seinem Innern finden wir die einzelnen
Ausstellungsgegenstände nach ihrer Gleichartigkeit in Gruppen übersichtlich
geordnet, in den Sonderhallen dagegen ordnen natürlich die einzelnen Werke ihre
Erzeugnisse nach den besonderen Eigenschaften; übrigens hat sich auch in der
Haupthalle die Gruppenordnung nicht überall streng durchführen lassen.
In Gruppe I „Bergbau und Salinenwesen“ haben 31 Werke auf einem Flächenraum von
10817 qm ausgestellt.
Von hervorragender Bedeutung in dieser Gruppe ist die ebenfalls bereits früher
eingehend besprochene Sonderhalle des bergbaulichen Vereins für den
Oberbergamtsbezirk
Dortmund, dessen Herstellungskosten sich sogar auf 1000000 M. erhöhten.
Die hier vorgeführte vollständige Schachtanlage über Tage mit dem dazu gehörigen
Fördergerüst, ist für eine Gesamtförderhöhe von 50 m ausgeführt; die Fördermaschine
leistet 800 PS.
Die ferner ausgestellte liegende Wasserhaltungsmaschine für 25 cbm minutlicher
Wassermenge auf 500 m Höhe entspricht einer Leistung von 3600 PS.
Ferner ist ausgestellt eine Luftverdichtungsanlage mit einem Ansaugevermögen von 4000
cbm Luft minutlich, eine Gebläsemaschine mit einer Leistung von 8000 bis 9000 cbm,
letztere Anlage mit elektrischem Antrieb. Alle diese bis jetzt erwähnten Maschinen
sind für den Dienst im Kohlenbergwerk auf Bestellung gebaut und sehen ihrer
sofortigen Aufstellung nach Beendigung der Ausstellung entgegen.
Desgleichen ist noch eine Fördermaschinenanlage mit elektrischem Antrieb von 1200
Kilo-Watt Leistungsfähigkeit – der grössten bis jetzt in Europa gebauten Anlage –
ausgestellt.
Ferner finden wir hier alle anderen beim heutigen Bergbaubetrieb zur Anwendung
kommenden Arbeitsmaschinen zum Teil in Thätigkeit vorgeführt, so z.B.
Schrämmaschinen und Gesteinbohrmaschinen mit Luftdruckbetrieb u.s.w.
Aller Dampf, welcher von den in dieser Halle des Bergbaulichen Vereins aufgestellten Dampfmaschinen verbraucht wird, wird
in einer Hauptniederschlagung mit Oberflächenkühlung, System Weiss, gesammelt, welche für eine stündliche Leistung von 12500 kg
berechnet ist; von hier aus wird derselbe durch eine Filteranlage geführt und unter
Zusatz von Kühlwasser wiederum zur Kesselspeisung verwendet. Das Kühlwasser wird auf
eine Rückkühlanlage gedrückt, von welcher es zu neuer Verwendung dem Saugbehälter
der Umlaufwasserpumpe wieder zufliesst.
Weitere besondere Erwähnung verdienende Aussteller in dieser Gruppe sind: Die Gutehoffnungshütte, die Sammelausstellung der Vereinigte Steinkohlenwerke des Aachener Bezirks, die
Rheinische Braunkohlen Vereinigung, sowie die Kgl. Bergwerksdirektion Saarbrücken.
Gruppe II, Hüttenwesen, bietet ein umfassend klares Bild
über die Eisenverarbeitung in Rheinland und Westfalen; wir finden hier 60
Aussteller, darunter die meisten grossen Werke, vertreten. Ausser der
Ausstellungsfläche von 5700 qm in der Haupthalle sind noch 9000 qm mit acht
Sonderhallen überbaut, die Sammelausstellung des Siegener Bezirks nimmt allein 1800
qm ein. Zur Ausstellung gelangen die verschiedenen Sorten Roheisen, Eisen und
Stahlformguss; in der Haupthalle selbst finden wir auf diesem Gebiete Einzelgewichte
bis zu 35 t. Hier findet sich der Stahl in seinen verschiedenen Güteverhältnissen,
von der schwersten Schiffswelle und der Kanone grössten Kalibers bis zum feinsten
Werkzeugstahl, ferner von der feinsten Blechplatte bis zur schwersten Panzerplatte
und zum Nickelstahl – Kesselblech von 100 qm Fläche, geschweisste, sowie kalt und
warm gepresste Blechformstücke, die Handelseisen der Walzwerke u.s.w.
Von den Sonderhallen dieser Gruppe ist diejenige des Bochumer
Vereins mit einer Bodenfläche von 2450 qm und ihrem Glockenturm – angebaut
für das im Werk erstellte Gussstahlglockengeläute – bereits früher beschrieben. Im
Inneren sind die verschiedenartigsten Erzeugnisse der Stahlverarbeitung,
Schiffsteile, Schienen, Schwellen, Eisenbahnbedarf u.s.w. ausgestellt.
Der Hörder Bergwerks- und Hüttenverein hat eine Halle
erbaut, welche in ihrer äusseren Erscheinung eine angenehme Wirkung ausübt, sie hat
1000 qm Bodenfläche. Zur Ausstellung gelangten die Stahlkurbelwelle eines
Ozeandampfers im Gewicht von 16 t, andere Wellen 12, 11 und 9,3 t schwer, Rahme und
Schmiedeteile für Lokomotiven, Eisenbahnräder und Schienen, Walzeisen, darunter
Träger von 20 m Länge bei 0,5 m Höhe, Bleche, sowie schwere Gussstahlstücke und
anderes mehr.
In Gruppe III, „Metallindustrie“, sind eingeordnet: a) Eisen- und Stahlwaren, b)
Waffen aller Art, c) Waren aus unedlem Metall, d) Waren aus edlem Metall.
Zu a) zählen alle kleineren Gegenstände, welche zu ihrer Herstellung einen grösseren
Arbeitsaufwand, wie die in Gruppe II aufgestellten Waren erfordern; es gehören
hierher also die Erzeugnisse der sogen. „Kleineisenindustrie“, die mit 160 Ausstellern auf 3700 qm
Bodenfläche vertreten ist, soweit sie nicht auf besonderen Wunsch bereits zum Teil
in Gruppe II in der Siegener Sammelausstellung Platz; fanden. Auch hier finden sie
sich zu Sammelausstellungen vereinigt, wie diejenigen von Cronenberg, Hagen,
Remscheid, Solingen und Velbert, und haben vor allem den Vorteil für sich, dass dem
künstlerischen Schmuck mehr einheitlich und in wirksamer Weise Genüge gethan werden
konnte. Hier ist vertreten die Schmiedekunst des Enneper und Volme Thales, der
Wagenbau im allgemeinen, sowie im besonderen derjenige für Eisenbahnen und
Strassenbahnen, ferner auch die Geräte der Landwirtschaft.
Die „Bergischen Lande“ sind mit den Gegenständen vertreten, welche ihren
Namen und Ruhm weit in alle Welt hinausgetragen haben und dem „made in Germany“ zu Recht und Ehren verhalfen.
Da sind die Werkzeuge für die Holzbearbeitung, Sägen, Kreissägen, Hobel,
Bohrwerkzeuge, sowie Hämmer, Meissel, Feilen, Gewindschneider und Kluppen der
Hagener und Remscheider Bezirke.
Unter b), Waffen aller Art, finden wir ausser der
Solinger Sammelausstellung nur eine Sammlung von Jagdgewehren, alles übrige findet
sich in den grossen Sonderhallen von Krupp und der Rheinischen Metallindustrie.
Bei c), Waren aus unedlen Metallen, sind 60 Aussteller
auf 900 qm Bodenfläche und 800 qm Wandfläche vertreten. Hier erscheinen Kupfer,
Nickel, Zink und Zinn nicht nur rein, sondern vornehmlich in Verschmelzungen und
ihren verschiedenartigsten Verarbeitungen.
Vor allem fallen ins Auge grossartige und mächtige Gegenstände für den Schiffbau,
Steven, Kolbenstangen Schiffsschrauben u.s.w., sodann die verschiedenartigsten
Bedarfsteile des Maschinenbaus und des Beleuchtungswesens, des Kunst- und
Baugewerbes, der Haus- und Landwirtschaft. Zu nennen ist hier in erster Linie der
Bezirk Iserlohn. In dieser Gruppe wird auch ein ganz neues Verfahren zur Herstellung
von Kupferröhren jeder Abmessung auf elektrolytischem Wege vorgeführt.
Im ganzen sind in Gruppe III 264, nach anderer Lesart 275 Aussteller vertreten.
Von den Sonderhallen sind hierher zu rechnen diejenigen von Krupp und der Rheinischen Metallwaren- und Maschinenfabrik Düsseldorf. Wenn auch
beide Werke in den Gruppen II, III und IV Bedeutendes leisten, verdanken sie doch
ihren Weltruf der Waffentechnik.
Die Sonderhalle der Krupp'schen Werke bedeckt eine
Bodenfläche von 4180 qm und ist von massigen, eindrucksvollen Formen; mit seiner
Längsachse von 136 m Länge liegt es in der Richtung Nord-Süd und kehrt sein mit
einem Panzerturm abschliessendes Südende dem durch die Haupteingänge vom
Hofgartenthor und Rheinthor – also von der Stadt her – nahenden Besucher entgegen;
überragt wird der Turm dann sofort von einem 50 m hohen Gefechtsmast mit
Geschossaufzug, welcher für elektrisch Scheinwerferzwecke Verwendung finden
wird.
In diesem Ausstellungspalast gelangen die Erzeugnisse der Krupp'schen Werke: Gussstahlwerk in Essen,
Stahlwerk Annen i/W., Gruson-Werk in Buckau-Magdeburg, Germania-Werk und zwar Maschinen und Kessel Tegel-Berlin, Schiffbau in
Kiel-Gaarden, in einem Umfange zur Vorführung, der über die Thätigkeit und
Leistungsfähigkeit der Gesamtwerke einen vollkommenen Ueberblick liefert.
Die Geschütze sind in ihren, den verschiedenartigen Verwendungen entsprechenden
Abweichungen, einschliesslich von Ausführung der Einzelteile gezeigt, ebenso Modelle
von Küstenbatterien, sowie ein Hartgusspanzerturm des Gruson-Werkes.
Ueber die Entwickelung der Panzerplattenerzeugung belehren uns die verschiedenartigen
beschossenen Platten, die Compoundplatten, die Platten aus weichem Nickelstahl, aus
ölgehärtetem Stahl, aus einseitig gehärtetem Nickelstahl, gewalzte Platten für
Panzerdecks und gegossene gehärtetem Nickelstahl bestehende Panzerteile, im ganzen
etwa 25 schwere Panzerstücke. Darunter befindet sich eine Platte von 13,15 m Länge,
3,40 m Breite und 0,30 m
Dicke, deren Gewicht 116 t beträgt, das Gewicht der unbearbeiteten Platte
betrug 130 t, es ist also zum Fertiggewicht ein Verschnitt von 22,7 v. H.
hinzuzurechnen.
Eine hohle geschmiedete Nickelstahlwelle – ohne Verwendung – von 45 m Länge bei etwa
540 mm äusserem Durchmesser und 120 mm Bohrung soll den Fortschritt seit 1893
zeigen, in welchem Jahre in Chicago eine hohle Welle aus gleichem Rohstoff, 25 m
lang, Aufsehen erregte. Damals betrug das Gewicht 12 t, heute 50 t.
Neben diesem lediglich als Schaustück dienenden Gegenstand erregt dann eine
vollständig zusammengebaute Welle samt Schraube für den Schnelldampfer „Kaiser
Wilhelm II.“, der zur Zeit für den Norddeutschen
Lloyd auf der Vulkan-Werft in Stettin in Bau
begriffen ist, die Bewunderung des Beschauers. Dieser Wellenstrang hat eine Länge
von 71 m und wiegt 226200 kg.
Vom Stahlwerk Annen und Gruson-Werk sind dann noch die Vor- und Hintersteven, sowie Ruderrahmen
eines Linienschiffes der „H“-Klasse, sowie ein zweiteiliges Dynamogestell von
4,8 m Durchmesser ausgestellt, aber auch weniger gewichte Formstücke, doch alle
gleich lehrreich und beachtenswert.
Eine Platte von 26,80 m Länge und 3,65 m Breite bei 38,5 mm Dicke, im Gewicht 29,5 t,
wohl das grösste bis heute abgewalzte Blech, zeigt die Leistungsfähigkeit auch auf
diesem Gebiet. Daneben erscheinen Gegenstände auch aus besonders geformtem
Stahlblech, zum Teil durch Ziehen, Pressen oder Gesenkschmiedung hergestellt,
darunter ein gepresster Torpedobootsteven.
Eisenbahnbedarf für Voll- und Feldbahn, wie Wagen, Radsätze, Radreifen und
Lokomotivteile, lässt in die Vielseitigkeit auf den Krupp'schen Werken einen Einblick gewinnen. Vor allem fällt hier ein aus
einzelnen Pressteilen zusammengebauter Eisenbahnwagen im Gewicht von 40 t auf.
Das Gruson-Werk stellt dann noch Hartguss- und
Weichguss-, sowie Stahlformgussstücke aus, ferner ganze maschinelle Geräte und
Einrichtungen, z.B. magnetische Erzscheider, eine hydraulische Kabelpresse, ein
Bleiplattenwalzwerk, einen Linoleumkalander, eine Erzaufbereitungsanlage, ein
Pochwerk für Golderze u. dgl. m.
Die Germania-Werft zeigt eine Anzahl Modelle
ausgeführter Schiffe und Schiffsmaschinen, ausserdem stellt sie eine
Dampfkesselanlage, Patent Schulz, aus, welche den Dampf
zum Betrieb der Dynamomaschinen erzeugt, von Welcher aus die Motoren der
Turmlafetten mit elektrischer Kraft versehen werden.
Umfangreiche Vorführung von Zeichnungen, Modellen u.s.w. im oberen Stockwerk des
nördlichen Turmes zeugen von der Bedeutung der Wohlfahrtseinrichtungen auf den Krupp'schen Werken.
Hier ist vor allem die zweckmässige, leicht zugängliche Anordnung des Stoffes,
gehoben durch reichen Bilderschmuck zu erwähnen, durch welche dem Besucher der
Ueberblick erleichtert ist.
Die Halle der Rheinischen Metallwaren- und Maschinenfabrik
Düsseldorf (Ehrhardt), ein sehr vornehmer und
fein gegliederter Bau von 1000 qm Bodenfläche – mit ihren zwei Ecktürmen und ihren
reizvollen äusseren, Treppenaufgängen eine Hauptzierde der Ausstellung –, beherbergt
im Inneren vor allem die Schnellfeuergeschütze nebst Geschossen, welche dem Werk
einen so weltbekannten Namen schufen, sodann wird daselbst die Art der Erzeugung
durch das Ehrhardt'sche Pressverfahren vorgeführt,
ferner Kohlensäureflaschen – nahtlose Spiralrohre bis zu 0,62 m Durchmesser und 22 m
Länge –, eine Sammlung nahtloser Rohre mit Formfehlern in Gestalt eines Baumes,
Röhrenkessel nach Thornycroft-Dürr- und dem
Lokomotivsystem, sowie anderes mehr.
In Gruppe IV und V, Maschinenwesea und Elektrotechnik,
finden sich naturgemäss die grossartigsten Leistungen und Fortschritte der heutigen
Ingenieurarbeit, soweit le nicht in den ersten drei Gruppen ihren Platz fanden,
vereinigt.
Auch hier ist ein gut Teil der Ausstellungsgegenstände in der Haupthalle
untergebracht. Dem ganz besonderen Dienste dieser Gruppe ist jedoch die Maschinenhalle geweiht, ein Bau, welcher in seinen
Abmessungen sofort nach der Haupthalle zu ordnen ist.
Da auf der Ausstellung die Verwendung der Elektrizität im weitesten Umfange
durchgeführt ist, so ist in der Maschinenhalle vor allem die elektrische Hauptanlage
für Erzeugung von Kraft und Licht vorgesehen. Der Antrieb von Geräten und Maschinen
erfordert allein an Kraftstrom 6000 PS und weiter sind 40000 Glühlampen und 1000
Bogenlampen für Zwecke der Beleuchtung der Ausstellungsräume erforderlich, welche
ebenfalls den Aufwand von 6000 PS bedingen. Für die Beleuchtung der Wasserkunst samt
Rheinbrücke, sowie der übrigen Anlagen und Gebäude sind allein 10000 Glühlampen
vorgesehen.
In der elektrischen Hauptanlage sind daher im Gesamt 26 Dampfmaschinen mit einer
Gesamtleistung von 13450 PS aufgestellt und zwar:
A. Liegende Maschinen.
I. Acht Tandemverbundmaschinen, welche von folgenden Werken
gebaut wurden:
1. eine zu 800 PS von Hohenzollern
in Düsseldorf-Grafenberg,
2. eine zu 500 PS von Union in
Essen,
3. eine zu 400 PS von Humboldt in
Kalk bei Köln,
4. eine zu 400 PS von Sundwiger
Eisenhütte in Sundwig,
5. eine zu 350 PS von O. Rücke in
Rheydt,
6. eine zu 300 PS von Schüchtermann und
Kremer in Dortmund,
7. eine zu 250 PS von L. Soest und
Co. in Düsseldorf-Reisholz,
8. eine zu 180 PS von Friedr. Spiess
Söhne in Barmen.
II. Drei Verbundmaschinen von folgenden Werken:
9. eine zu 900 PS von Haniel und
Lueg in Düsseldorf,
10. eine zu 225 PS von Dietrich und
Bracksieck in Bielefeld,
11. eine zu 150 PS von Kirberg und
Hüls in Hilden bei Düsseldorf.
III. Eine Tandemzwillingsmaschine:
12. zu 2000 PS von Maschinenfabrik
Grevenbroich.
IV. Vier liegende Eincylindermaschinen:
13 bis 16 je eine zu 85, 60, 45 und 30 PS von Dingler'sche Maschinenfabrik in Zweibrücken.
B. Hammermaschinen.
I. Dreifache Verbundmaschinen:
17. eine zu 3500 PS von Gutehoffnungshütte, Abteilung Sterkrade.
II. Verbundmaschinen:
18. eine zu 500 PS von R. Spiess in
Barmen,
19. eine zu 500 PS von Dingler'sche
Maschinenfabrik in Zweibrücken,
20. eine zu 350 PS von Gebr. Meer in
München-Gladbach,
21. eine zu 340 PS von Ehrhardt und
Schmer in Schleifmühle,
22. eine zu 330 PS von K. und Th.
Möller in Brackwede,
23. eine zu 200 PS von Sundwiger
Eisenhütte in Sundwig,
24. eine zu 130 PS von Neumanj und
Esser in Aachen.
C. Dampfmaschinen anderer
Bauart:
25. eine Dampfturbine zu 100 PS von Humboldt in Kalk bei Köln,
26. eine umlaufende Verbundmaschine nach dem Patent von A. Patschke zu 25 PS von H.
Wilhelmi in Mülheim a. Ruhr.
Diesen Dampfmaschinen gesellen sich noch zwei Gasmotoren von 250 bezw. 50 PS hinzu,
so dass für die an die elektrische Kraft- und Lichtanlage gestellten Anforderungen
insgesamt 13750 PS in 28 Bewegungserregern zur Verfügung stehen.
Die Aufstellung dieser Maschinen beginnt gleich am Westende hinter der
Eintrittshalle.
Hinsichtlich der Dampfverteilung sei erwähnt, dass Union,
Hohenzollern, Kirberg und Hüls dieselbe nach der Anordnung Kaufhold ausführen, Gutehoffnungshütte hat Steuerung nach Prof Gutermuth's Anordnung, Humboldt-Werke
Steuerung nach Prof. Stumpfs Patent, Gebr. Meer Steuerung nach Lentze's Patent, Schüchtermann und Kremer
Steuerung nach Kollmann's Anordnung, Sundwiger. Eisenwerke Steuerung nach Proells' Anordnung.
Fast alle Maschinen sind unmittelbar mit den Dynamos gekuppelt. Eine Besprechung der
einzelnen Maschinen wird später folgen.
Für die Uebertragung des Stromes an die Verbrauchsstelle sind 17 km Kabel
unterirdisch verlegt, deren Querschnitt so bemessen ist, dass er den weitgehendsten
Anforderungen entspricht; immerhin ist aber davon ausgegangen, dass der volle
Kraftbedarf für Kraft- und Lichtzwecke nie gleichzeitig eintritt.
Der von diesen sämtlichen Maschinen verbrauchte Dampf wird zwei Niederschlagungen mit
Oberflächenkühlung nach der Gegenstromanordnung zugeführt, die beide mit Rückkühlung
versehen sind. Jede Anlage ist im stände stündlich 30000 bis 35000 kg Dampf
niederzuschlagen und genügt also allein dem gewöhnlichen Betrieb. Der Raum für die
Niederschlagungen – zwei getrennte Anlagen bestehend aus je einer Compoundmaschine
mit Luft- und Wassergänge – schliesst sich an die Maschinenhalle an.
Die Wasserpumpen saugen das Wasser aus den Sammelbehältern unterhalb des Gebäudes und
heben es durch die Oberflächenniederschlagung hindurch auf zwei Kühltürme von je
1200 cbm Rückkühlwasser stündlicher Leistung. Der eine dieser Türme ist aus Holz,
der andere aus Eisen hergestellt. Das rückgekühlte Wasser fliesst von den Türmen
wieder in die Sammelbehälter, um von dort zu neuer Arbeit angesaugt zu werden.
Zum Zwecke des unmittelbaren Auspuffes sind die Vakuumleitungen mit zwei
Auspuffsicherheitsventilen versehen.
Anschliessend an die elektrische Hauptanlage folgen in der Maschinenhalle sechs Werke
mit Maschinen für Herstellung und Bearbeitung für Gummi, Leder und Papier; dann auf
4000 qm Bodenfläche 31 Aussteller von Werkzeugmaschinen einschliesslich der
Schmirgel-, Schleif- und Poliermaschinen. Hier finden sich Werkzeuge von der
kleinsten und feinsten Präzisionsmaschine bis zur grössten Drehbank und
Hobelmaschine, wie sie für die schwersten Panzerplatten in Gebrauch ist.
Holzbearbeitungsmaschinen sind von zwei Ausstellern vorgeführt.
Jetzt folgen drei Aussteller mit Walzenzugmaschinen, sowie ein vollständiges
Universalwalzwerk. Die Luftkompressoren sind von fünf Ausstellern, Dampf- und
Lufthämmer von vier, sowie Wellenleitungen von fünf Ausstellern vorgeführt.
Vier Werke bringen dann Pumpen- und Wasserhaltungsanlagen; eine dieser Anlagen mit
einer Leistung von 1000 PSi hat elektrischen
Antrieb.
In der nun folgenden Gasmotorenabteilung sind sechs Werke vertreten und zwar fünf mit
eigenen Kraftgasanlagen, doch sind die Motoren meistens für Hochofengasbetrieb
gebaut, darunter zwei Stück von 600 PS. – Die Gutehoffnungshütte im Verein mit dem Deutzer
Gasmotorenwerk stellt ein 1200 PS Gaskraftgebläse in ihrer eigenen Halle
aus. – Sodann ist eine Walzenzugmaschine mit Gaskraftbetrieb von 800 PS vorhanden,
mit welcher ein Walzwerk für Gruben schienen betrieben wird; ausserdem sind noch
weitere Gasmotoren ausgestellt.
An die Maschinenhalle bezw. den oben beschriebenen Pumpenraum schliesst sich die
Hauptkesselanlage an.
Die Gesamtkesselanlage musste den örtlichen Verhältnissen und den Anforderungen
entsprechend in drei Abteilungen gegliedert werden.
Am Westende liegt die für die elektrische Hauptanlage bestimmte Hauptkesselanlage;
dieselbe umfasst 16 Dampfkessel verschiedener Bauart mit 3554 qm Heizfläche, davon
290 qm Ueberhitzerfläche – und 75 qm Rostfläche.
Von diesen Kesseln sind elf Stück Wasserrohrkessel mit zusammen 2517 qm Heizfläche,
vier Stück sind Flammrohrkessel mit zusammen 544 qm Heizfläche und ein Kessel ist
ein Flammrohrkessel, verbunden mit Röhrenkessel von 203 qm Heizfläche.
Die 16 Kessel verteilen sich wie folgt auf die Aussteller.
Aussteller
Anzahld. Kessel
Kessel-gattung
Heizfläche
desKessels
desUeber-hitzers
gesamt
qm
qm
Deutsche Babcock u. Wilcox- Dampfkesselwerke, Ober- hausen
11
Wasser-rohrkessel
370,0190,0
42,0–
412,0190,0
Düsseldorf-Ratinger Röhren- kesselfabrik vorm. Dürr und Co., Ratingen
2
„
196,7
30,5
454,4
Petry-Dereux, Düren
1
„
300,3
55,0
355,3
Rather Dampfkesselfabrik vorm. M. Gehre, Rath
1
„
236,3
31,06
267,36
Rheinische Röhrendampf- kesselfabrik Büttner und Co., Uerdingen
2
„
172,0
–
344,0
Stahl und Eisen Akt.-Ges., Hoerde i. W.
1
„
285,0
55,0
340,0
Walther und Co., Kalk bei Köln
1
„
150,0
30,0
180,0
E. Willmann, Dortmund
1
„
248,4
46,5
294,9
Maschinenbau-Anstalt Hum- boldt, Kalk bei Köln
1
Weinlig
203,0
–
203,0
L. Koch, Sieghütte-Siegen
1
Flammrohr
85,0
–
85,0
Kölnische Maschinenbau- A.-G-., Bayenthal
1
„
91,0
–
91,0
J. Piedboeuf, Düsseldorf
1
„
268,0
–
268,0
Rather Dampfkesselfabrik Rath
1
„
100,0
–
100,0
Es kommen die verschiedensten Rostausführungen zur Verwendung: Planrost, Kettenrost
u.s.w., und sollen dieselben mit Bezug auf günstige Rauchverbrennung geprüft werden.
In einem Fall – an dem von Humboldt ausgestellten
Weinlig-Kessel – hat die Düsseldorfer
Sparfeuerungsgesellschaft einen Wanderrost mit selbstthätiger
Kohlenbeschickung vorgeführt. Das Verhähtnis der Heizfläche zur Rostfläche ist
verschieden und liegt zwischen 30 : 1 bis 60 : 1; dasjenige der Ueberhitzerfläche
zur Rostfläche zwischen 3 : 1 bis 10 : 1.
Für die Fälle, wo der Dampf auf 375° C. zu überhitzen ist, ist ein besonderer
Ueberhitzer vorgesehen, welcher die ihm nötigen Ueberhitzungsgase aus den
Flammrohren absaugt und nach Durchziehen des Ueberhitzers dahin zurückkehren
lässt.
Wie bei Anordnung der Maschinen, so war es auch bei Anordnung der Kessel für die
Leitung der Ausstellung eine sehr schwierige Aufgabe, allen Anforderungen seitens
der Aussteller an Hand der örtlichen Verhältnisse gerecht zu werden und es ist
unzweifelhaft ein grosses Verdienst von Emil Dücker,
der die Leitung in der Maschinenhalle übernommen hatte, wenn alles so harmonisch der
Vollendung entgegengeführt worden ist.
Da fast alle Kessel eine andere Bauart aufwiesen, so blieb bei den gegebenen
Raumabmessungen nichts übrig, als die kürzeren Röhren- und Verbundkessel in zwei
Reihen aufzustellen und die längeren Walzenkessel in einer Reihe anzuordnen.
Für diese Hauptanlage sind zwei Schornsteine von je 58 m Höhe und 2,5 m l. W.
vorhanden.
Das Speisewasser wird der Hauptniederschlagung unter Zusatz von Umlaufwasser
entnommen und durchläuft vor seiner Wiederbenutzung zwecks Entfettung zwei
Filteranlagen verschiedener Bauart, deren Güte und Vorzüglichkeit durch
entsprechende Anordnung zu prüfen ist. Es sind vier Speisepumpen von je 35 cbm
stündlicher Höchstleistung und für einen Kesseldruck von 12 kg/qcm berechnet,
vorhanden.
Zwei dieser Pumpen saugen aus den Filteranlagen und drücken in einen
Aufnahmebehälter, von dem aus Kessel gespeist werden.
Der Speisewasserverbrauch wird durch zwei Kolbenwassermesser, welche in die
Druckleitung eingeschaltet sind, selbstthätig vermerkt.
Der in den Kesseln erzeugte Dampf sammelt sich in drei über den Kesseln hinlaufenden
Dampfsammlern und sind die Anschlussrohre derart geführt, dass besondere
Ausdehnungsstücke fortfallen. Zwei Rohre von 200 mm bezw. 150 mm l. W. führen den
Dampf von 12 kg/qcm
$$$Ueberdruck den Hauptverteilungsleitungen in der Maschinenhalle zu, wo die
wichtigsten Maschinen an beide, die minder wichtigen nur an eine Leitung
angeschlossen sind, um so bei allenfallsigem Rohrbruch durch Umschalten der Ventile
vor Betriebsstörungen gesichert zu sein.
Passrohre und Rohre von besonderer Form sind aus Gussstahl, Dehnungsenden aus
gebogenen Röhren hergestellt, weil sich die gewöhnlichen für die
Ausdehnungsverbindungen bei derartig hohen Dampfspannungen, wie sie hier vorkommen
und bei Anlagen von der vorliegenden örtlichen Ausdehnung als nicht genügend
zuverlässig erwiesen.
Die zweite Dampfkesselanlage ist für den Betrieb der Walzwerke, Luftkompressoren und
Dampfhämmer, welche im Ostende der Maschinenhalle aufgestellt sind, vorgesehen, und
bildet eine Ausstellung der Rheinischen
Braunkohlen-Vereinigung; sie schliesst sich, um der Dampfverbrauchsstelle
entsprechend nahe zu sein, dem östlichen Ende der Maschinenhalle an.
Zur Aufstellung gelangten drei Walzenkessel von je 100 qm, zusammen 300 qm Heizfläche
und 8 kg/qcm
Spannung.
Die Kohlenbeschickung sowie die Aschenentfernung geschieht bei diesen Kesseln
selbstthätig nach einer später näher zu beschreibenden Anordnung.
Der Schornstein dieser Anlage hat eine Höhe von 43 m bei 1,5 m oberer l. W. Zur
Vermeidung der bei Braunkohlenverfeuerung so gerne aus dem Schornstein austretenden
Flugasche und Funken, ist im unteren Teil des Schornsteins nach Angabe des
Ingenieurs Hadeln eine Vorrichtung zur Vermeidung
dieses Uebelstandes eingebaut, die aber, wenn in mangelhaftem Zustand, durch einen
Schieber ausgeschaltet werden kann.
Eine Niederschlagung des Dampfes findet hier nicht statt; denn, da die fraglichen
Maschinen täglich nur für kurze Zeit in Thätigkeit vorgeführt werden, arbeiten
dieselben sämtlich mit Auspuff.
Die dritte Dampfkesselanlage befindet sich in einem Anbau am Hauptgebäude des Bergbaulichen Vereins, den wir vorne auf S. 302
besprochen haben und umfasst eine Gesamtheizfläche von 1000 qm bei 12 kg/qcm
Ueberdruck.
Die Kessel in dieser Anlage vereinigen die Vorteile des Walzenkessels mit denen der
Röhrenkessel. Die Kohlenbeschickung erfolgt hier selbstthätig mit mechanisch
bewegter Wurfvorrichtung.
Der Schornstein für diese Anlage hat eine Höhe von 50 m und eine obere lichte Weite
von 2 m.
Ausserdem sind auf der ersten Geländestufe am Rheinufer drei Hallen errichtet, in
welchen fünf Kessel ohne Einmauerung aufgestellt sind, um Bauart und
Ausführungsarbeit desto besser erkennen zu lassen. Zu nennen ist hier die Halle der
Düsseldorf-Ratinger Röhrenkesselfabrik vormals
Dürr, welche ihre Kessel so erfolgreich für die Verwendung für den
Schiffsdienst durchgebaut hat, ein Erfolg, der sich auch in der Bauart der Halle
kundgibt, deren einer Längsflügel das Vorderende eines Schiffes darstellt, während
ein Gefechtsmast mit angefügtem Flaggenmast das ganze Gebäude überragt.
Der im Inneren ausgestellte Wasserrohrschiffskessel, „System Dürr“, besitzt 328 qm Heizfläche bei 7,49 qm
Rostfläche und ist für 14,25 kg/qcm Arbeitsdruck gebaut. S. M. grosser Kreuzer
„Ersatz König Wilhelm“ erhält zur Zeit 14 solcher Kessel mit zusammen
18000 PSi Leistungsfähigkeit.
Zwei weitere Sonderhallen sind hier noch anzuführen.
Die Gutehoffnungshütte erstellte im Verein mit der Gasmotoren-Fabrik Deutz eine Doppelhalle, welche 3000
qm Bodenfläche einnimmt, sich aber trotz der riesigen Abmessungen als ein
architektonisch schön gegliederter Bau darstallt.
Bemerkenswert sind vor allem die 45 m hohen Türme, welche als unbekleidetes
Eisengerüst am Mittelbau aufstreben und als Ausstellungsgegenstände einen sehr
vorteilhaften Eindruck machen.
Beim Eintritt durch das Thor in die Mittelhalle des Gebäudes, an welche sich rechts
und links die Seitenhallen anschliessen, findet man dem Eingang gegenüber auf einer
erhöhten Bühne eine Gesamtansicht der Gutehoffnungshütte aus der Vogelschau mit der Eisenhütte Oberhausen, in
der Mitte rechts davon das Walzwerk Neu-Oberhausen, links davon Walzwerk
Oberhausen, im Hintergrunde links Abteilung Sterkrade, ausserdem noch die Zechen
Schacht Oberhausen ganz rechts, Schacht Osterfeld im mittleren Hintergrund, Schacht
Sterkrade und Schacht Hugo beide hinter der Abteilung Sterkrade. Darunter
veranschaulichen elf weitere Bilder die Entwickelung der Hütte zwischen den Jahren
1834 bis 1859, während an den Seitenwänden Lagepläne und Photographien über den
augenblicklichen Betrieb weitere Aufschlüsse geben.
In der rechten Seitenhalle sind Erzeugnisse des Bergbaus und der Hochofenanlage,
sowie der Stahl- und Walzwerke mit zugehörigen Zeichnungen ausgestellt, eine
Ausnahme macht nur eine ebenfalls hierher gestellte Riedler-Expresspumpe; in der
linken Seitenhalle finden sich Erzeugnisse der Eisen- und Stahlgiesserei mit 11
bezw. 19 Nummern, der Hammer- und Kesselschmiede mit 18 bezw. 8 Nummern, sowie des
Maschinenbaus ausgestellt, darunter: ein Hochofengebläse unmittelbar gekuppelt mit
einem Deutzer Gasmotor für Hochofengas von 1200 PS, in der Ausstellung mit Kraftgas
gespeist. In der Mittelhalle hat eine Zwillingstandemfördermaschine mit
Ventilkulissensteuerung und besonderer Dampfumsteuervorrichtung, für eine Nutzlast
von 4400 kg aus einer Teufe von 750 m, mit einer mittleren Geschwindigkeit von 12 m
in derdSekunde Aufstellung gefunden, während selbstverständlich die in der rechten
Seitenhalle stehende Riedler-Expresspumpe, zur Ausstellung der Maschinenbauabteilung
gehört. Letztere fördert 2,5 cbm Wasser minutlich auf 600 m Höhe und ist mit einem
Drehstrommotor der Elektrizitäts-A.-G. Helios in
Köln-Ehrenfeld unmittelbar gekuppelt, der bei 200 Umdrehungen minutlich und einer
Spannung von 2000 Volt an seiner Achse 450 PS abgibt. Zum Füllen der Windkessel ist
eine Luftkompressionspumpe von Ph. Hölscher in Berlin
mit Drehstrommotorantrieb vorgesehen, die ebenfalls von Helios geliefert, bei 1800 minutlichen Umdrehungen und 110 Volt Spannung 8
PS verbraucht.
Ferner ist hier ein Laufkran von 40 t Tragfähigkeit und 16 m Spannweite
ausgestellt.
Eine Anzahl Zeichnungen über ausgeführte Anlagen vervollständigt die Ausstellung
dieser Abteilung.
Unter den Stahlformgüssen und Schmiedestücken fällt besonders auf ein Satz
Schraubenwellen für einen Zwillingsschraubendampfer des Norddeutschen Lloyd, eine hohle Welle aus gepresstem Stahl von 32 m Länge
in einem Stücke, ein Vordersteven aus Stahlguss.
Auch die Halle selbst, sowie die an der Ausstellung gelegene schöne Rheinbrücke
Düsseldorfs mit einer Spannweite der Hauptöffnungen von 181,25 m und einem
Gesamtgewicht der Eisenteile von 5124000 kg bilden Ausstellungsgegenstände von
empfehlendster Natur.
In der Maschinenhalle hat die Gutehoffnungshütte in der
elektrischen Hauptanlage eine liegende 3000 PSi
Tandemmaschine in Verbindung mit einem Dreiphasen-Drehstrommotor ausgestellt; diese
Anlage kommt später im Elektrizitätswerk Essen zur
Aufstellung, für welche sie gebaut ist.
Die Maschinenbaugesellschaft Humboldt in Kalk hat
ebenfalls eine eigene Halle errichtet, in welcher neben anderem eine vollständige
Erzaufbereitungsanlage ausgestellt ist. Die übrigen Ausstellungsgegenstände dieses
Werkes sind sehr verteilt, so findet sich eine 500 PSi Tandemmaschine in der elektrischen Hauptanlage zum Antrieb einer
Wechselstromdynamo, ebenso eine 100 PSi
Laval-Dampfturbine mit unmittelbar gekuppelter Gleichstromdynamo, im Ostbau der
Maschinenhalle ist eine Riedler-Expresspumpenanlage
sowie Luftkompressoranlagen und ein Fördergerüst in der bergbaulichen Ausstellung;
ein Röhrenkessel von 200 qm Heizfläche in der Hauptkesselanlage und drei
Lokomotiven, darunter eine 100 PSi Tendermaschine,
in der Lokomotiv- und Wagenhalle.
In einer Sonderhalle hat auch die Eismaschinenanlage Aufstellung gefunden, welche,
mit vier verschiedenen Systemen arbeitend, alles für die Ausstellung erforderliche
Eis in Höhe von 1500 kg stündlich liefern wird.
Die gesamten zur Ausstellung gebrachten Dampfmaschinen stellen eine Kraft von 30000
PS dar und verteilen sich auf 30 der bedeutendsten Werke der ausstellenden
Bezirke, welche zum Teil die Ehre des deutschen Namens und den Ruf deutscher
Arbeit weit in alle Welt hinausgetragen haben.
Die Gruppe VI, Transportmittel, ist teilweise gesammelt
in der Wagenhalle, sonst aber überall verteilt. In der Maschinenhalle kommen zur
Vorführung elf Laufkräne, davon drei Stück im Mittelbau von je 30000 kg
Tragfähigkeit, die Laufschiene liegt hier 11 m über Fussboden; in den Seitenhallen
fanden je vier Stück Verwendung, deren Laufschiene 6,7 m über Fussboden liegt, die
Tragfähigkeit ist hier zwischen 10000 kg und 15000 kg verschieden. Alle elf Krane
sind elektrisch nach der Einmotorbauart betrieben. Es werden also alle drei
Bewegungen: Heben, Quer- und Längsfahren von demselben Motor bewirkt. Die
Stromzuführung erfolgt durch ein Kupferkabel. Der Bedienungsstand befindet sich in
einem Korb unterhalb des Krans.
In Gruppe VII, Chemische Industrie, treten uns die
ungeheuren Fortschritte der letzten Jahre, die namentlich in Deutschland auf diesem
Gebiete gemacht sind und für den Volkswohlstand von solch grosser, nicht zu
unterschätzender Bedeutung sind, entgegen.
Da ist Teer- und Holzdestillation, Alizarin- und Anilinfarbenherstellung, auch die
Leimherstellung und von ganz besonderer Bedeutung die Herstellung von Sprengstoffen
– mit einer Beteiligung von zehn grossen Werken auf 200 qm Bodenfläche –, ferner die
Herstellung und Verarbeitung von Lack, Firnis, Oel, Harz, Fett, Seife, Kerzen und
wohlriechenden Stoffen, schliesslich ist hier noch anzuführen die Herstellung von
Metallsalzen, wie z.B. des Metallplatina.
Gruppe VIII, Nahrungs- und Genussmittel und Apparate zu ihrer
Herstellung, bringt für den Ingenieur die maschinellen Einrichtungen der
Fruchtpresserei, der Brennerei, der Molkerei, der Stärkebereitung, der
Tabakverarbeitung, der Malzbereitung und des Darrens von Obst und Gemüse, der
Bäckerei u.s.w.
Während die Gruppen IX, X und XI dem Ingenieur kaum etwas vorführen, als Erzeugnisse
fleissiger Menschenhand, die unter Beihilfe von Maschinen, welche er mit entworfen
und erstellt hat, entstanden sind, rufen in Gruppe XII, Textilindustrie, sofort wieder die Spinn- und Webmaschinen, die Rauh- und
Färbereimaschinen mit ihren Fortschritten und Verbesserungen seine ganze
Aufmerksamkeit wach. Auch die deutsche Nähmaschine verlangt hier ihr Recht. In
dieser Gruppe konnten Antragsteller auf 200 qm Bodenfläche nicht mehr befriedigt
werden, so gross war der Andrang.
Für Gruppe XIV und XV, Leder-, Gummi- und Asbestwaren bezw.
Papierindustrie, stellen sechs Werke in der Maschinenhalle aus, wie bereits
oben erwähnt, auch die Schreibmaschine macht hier ihre Erscheinung in
verschiedenartiger Ausführung.
Bei den Instrumenten in der Gruppe XVII, Wissenschaftliche
Instrumente, dürfte die Vervollkommnung der chemisch-technischen Geräte,
der Vermessungswerkzeuge, kurz aller der Gegenstände, welche heute zur Ausstattung
der chemisch-technischen Arbeitsräume und Laboratorien gehören, besondere Beachtung
verlangen.
In den Gruppen XIX und XXI, Wasser- und Hochbau,
Gesundheitspflege und Wohlfahrtseinrichtungen, tritt nochmals die
gebietende und umwälzende Thätigkeit der Ingenieurarbeit in ihrer ganzen Bedeutung
zu Tage. Da treten in geschlossenen Körperschaften selbst die städtischen
Verwaltungen miteinander in friedlichen Wettbewerb hinsichtlich des besten Erfolges
in der Thätigkeit ihrer Ingenieurstäbe.
Aber auch der Regierungsingenieur hat hier seinen Platz zugewiesen erhalten. Die Kgl. Rheinstrombauverwaltung bringt die
Stromregulierung zur Darstellung, sowie die für den Strombau nötigen Einrichtungen –
Baggerungen u.s.w. –, ferner Hafenanlagen im Rheingebiet. Die Kgl. Eisenbahndirektion Elberfeld zeigt in einer
Sonderhalle ihren Eisenbahnbau und Eisenbahnbedarf.
Vor allem aber verdient die Ausstellung des Betonbaus in Verbindung mit den
Portlandcementwerken, die sich auf eine Fläche von 8500 qm verteilt, die
ungeteilteste Aufmerksamkeit. Es ist hier gelungen, einen Prachtbau an das Ufer des
Rheins zu zaubern, an welchem die Verwendbarkeit des vorgeführten Baustoffes –
des Betons – in der mannigfachsten und überzeugendsten Weise gezeigt ist. In dem
hallenartigen Erdgeschoss des vorerwähnten Baues ist eine Sammlung von Modellen und
Zeichnungen untergebracht, während im mittleren Teile sich grosse Wirtschaftsräume
befinden. Ein besonderer Bau rechts an der Hauptstrasse dient den wissenschaftlichen
Untersuchungen u.s.w. von Beton und Cement.
Weitere monumentale Verschönerungen, zu welchen ebenfalls der Beton als Baustoff
verwendet wurde, erhöhen noch die Wirkung des malerischen Geländes. Gleich im
Vordergrund überwölbt eine Brücke von 30 m Spannweite den grossen Weiher, welcher
die breite durch die Anlagen führende Strasse unterbricht. Reiche Wasserkünste sowie
die Kunst des Gartenbaus vollenden den einheitlich schönen Gesamteindruck.
Hiermit sind wir schon in die Naturschönheit dieser Ausstellung am Rheinstrom
hinausgetreten und es erübrigt nur noch einige für die Allgemeinheit getroffene
Einrichtungen zu besprechen: 1. Die Verkehrsmittel innerhalb des
Ausstellungsgeländes, 2. die Beleuchtung, 3. die Wasserversorgung.
Für den Verkehr ist eine elektrische Rundbahn mit Akkumulatorenbetrieb eingerichtet,
welche die 3,5 km lange Strecke mit 12 km Stundengeschwindigkeit befährt; es sind
zehn Haltestellen mit selbstthätiger Kartenausgabe vorgesehen und ist folgender
Fahrplan festgelegt:
10 Uhr morgens bis 2 Uhr nachmittags 5 Minutenbetrieb ohne
Anhängewagen
2 Uhr nachmittags bis 5 Uhr nachmittags 2½ Minutenbetrieb ohne
Anhängewagen
5 Uhr nachmittags bis 8 Uhr abends 2½ Minutenbetrieb mit
Anhängewagen
8 Uhr abends bis 10 Uhr abends 5 Minutenbetrieb ohne
Anhängewagen.
Ein Motorwagen fasst 40, ein Anhängewagen 30 Besucher. Die bei dem angenommenen
Betrieb mögliche Beförderung von 10000 Besuchern innerhalb 12 Stunden kann
selbstverständlich wesentlich gesteigert werden. Die Rundfahrt kostet 20 Pf.
Auf dem Rhein sind von verschiedenen Motorgesellschaften Rund- und Gondelfahrten
beabsichtigt, und namentlich hat auch die Gasmotoren-Fabrik
Deutz eine ganze Anzahl Motorboote zu diesem Zweck auf dem Strom bereit
liegen, auch für Dampfschiffahrten sind besondere Anlegestellen mit zwei
Brückenköpfen vorgesehen.
Für die Beleuchtung kommen ausser 40000 Glühlampen und 1000 Bogenlampen noch
Spiritusglühlicht, gewöhnliches Gas, Pressgas, sowie sogen. Washington-Licht
(Petroleum) zur Verwendung. Ausser dem für die Abend- und Nachtbeleuchtung in den
Anlagen einschliesslich der Brücke 10000 Glühlampen und der Wasserkunst die
vorerwähnten.
Von grosser Wichtigkeit war die Beschaffung genügender Wassermengen. Trinkwasser and
Wasser für den Fall eines Brandes liefert der Anschluss an die städtischen
Wasserwerke und kommt hierfür nur das Netz der Verteilungsrohre in Betracht.
Für die Kesselanlagen aber ist trotz der Niederschlagung und Rückkühlung, die für den
grössten Teil des Betriebes, wie oben beschrieben, durchgeführt ist, eine
beträchtliche Wassermenge zum Ersatz nötig, zu welcher noch die für die Wasserkünste
benötigte Menge sowie weitere Verbrauchswasser hinzutreten.
Im ganzen ist für diese letzteren Zwecke ein Verbrauch von 2100 cbm stündlich oder 35
cbm minutlich herausgerechnet.
Für Beschaffung dieser Wassermenge ist am Rheinufer eine Pumpanlage geschaffen, in
welcher vier Kreiselpumpen aufgestellt sind, von denen zwei Stück je 30 bezw. 20
cbm, die zwei weiteren je 10 cbm minutlich leisten.
Die Pumpen selbst sind, um dem stark wechselnden Wasserstand des Rheines Rechnung zu
tragen, tiefgestellt, um unter allen Umständen leicht ansaugen zu können. Der
Antrieb der Pumpen erfolgt mit Rücksicht auf Raum und Anlagekosten auf elektrischem
Wege durch Gleichstrommotoren, welche gegen Feuchtigkeit in entsprechender Weise
geschützt sind und deren Umlaufzahl sich entsprechend der wechselnden Saughöhe
ändern lässt.
Die einzelnen Saugrohre dieser Pumpen sind an einen Hauptsaugrohrstrang
angeschlossen, der gegen die Einwirkung des Treibsandes durch eine Spundwand
geschützt ist. Saug- und Druckrohre sind von Gusseisen und letztere sind bei einer
Länge von 1000 m teilweise 1 bis 1,5 m tief verlegt.
Mit diesen Pumpen kann jederzeit 10 bis 20 cbm Wasser minutlich auf die Kühltürme an
der Maschinenhalle sowie 20 bis 30 cbm in die Behälter, welche sich in der.
Ausstellung der bergbaulichen Abteilung befinden, geliefert werden. Aber auch andere
Behälter sind zu füllen, ebenso muss Wasser in den Schacht geliefert werden, aus
welchem die grosse von Haniel und Lueg ausgestellte
Wasserhaltungsanlage – die oben erwähnt ist und 3600 PS leistet – fördert.
Zum Ersatz bei Brüchen u.s.w. sind elektrische und mit Dampf betriebene Pumpen
vorhanden, auch soll die Wasserkunst selbständig gespeist werden können.
Die Wasserkünste bilden für grosse Menschenansammlungen im Inlande, wie solche bei
besuchten Ausstellungen vorkommen, eine nicht zu umgehende gesundheitliche
Einrichtung, indem sie die Luftschichten in Bewegung setzen und anfeuchten. Im
vorliegenden Fall übernimmt zwar der nahe Strom diese Aufgabe, aber trotzdem kann
aus anderen Gründen, wie die der Belebung des landschaftlichen Reizes u.s.w. eine
Ausstellung derselben nicht entraten.
Vor allem sollte mit den neuesten und packendsten Wasser- und Beleuchtungswirkungen
ein Zugmittel ersten Ranges geschaffen werden. Zu diesem Ende sind dann folgende
Einrichtungen getroffen: ein Hauptstrahl springt 20 m hoch und braucht für sich
allein 12 cbm Wasser minutlich, während zwei kleinere Seiten strahlen die Höhe von
12 m erreichen und je 4 cbm Wasser verbrauchen; bei abendlicher Beleuchtung erfahren
die Strahlenbildungen einen vierfachen Wechsel, während die elektrische
Durchleuchtung einen fünffachen Farbenwechsel (rot, orange, blau, grün und weiss)
erfährt.
Das Wasser der drei oben beschriebenen Strahlen sammelt sich in einem Becken, von
welchem aus es durch 16 wasserspeiende Löwenköpfe in ein zweites Becken von 120 m
Länge und 65 m Breite 1½ m hoch herabstürzt; auch diese Wassermassen werden beim
Herabstürzen aus den Löwenköpfen durch die Wechselfarben durchleuchtet. Im unteren
Becken steigen ausserdem 13 kleinere Wasserstrahlen 6 m hoch empor, welche zusammen
5 cbm Wasser minutlich benötigen. Wenn die Wasserkunst in Thätigkeit ist, wird das
Wasser aus 310 Mundstücken ausgespieen, welche nach Bauart Beckmann zum gleichzeitigen Ansaugen von Luft und Wasser eingerichtet
sind; die hierdurch gegenüber einer gewöhnlichen Anlage erzielte Wasserersparnis
beträgt 25 v. H.
Man denke sich jetzt an einem herrlichen Abend auf einer Gondelfahrt zwischen
zahlreichen anderen Fahrzeugen auf dem Rhein, dem Vater der
Ströme, wie ihn der Deutsche ja so gerne nennt, während das vom Ufer
ansteigende Gelände – verschönt mit allen Mitteln, welche die heutige Technik und
Kunst bieten – auf mehr wie 2 km Länge von den aber Tausenden von Lampen –
10000 an der Rheinbrücke – in künstlerischer und malerisch verteilter Weise
beleuchtet ist – namentlich werden hier die 30 verschiedenen Wirtschaftshallen das
ihre zur Gesamtwirkung beitragen – dazu die mächtige, in solcher Grösse bisher noch
nicht ausgeführte Wasserkunst in Thätigkeit, welche unter der Zauberbeleuchtung des
elektrischen Lichts in jeder Sekunde fast einen halben Kubikmeter Wasser zum
grössten Teil bis 30 m über den Rheinspiegel in purpurnen und goldenen Strahlen in
die Luft wirft, dann eines jener 20 geplanten grossartigen Feuerwerke ebenfalls hoch
in die Luft aufsteigend, und verschliesse sich dem Zauber – wenn man kann!
Aber nicht der zauberhafte Eindruck allein räumt dieser Schilderung hier einen Platz
ein, sondern die Bedeutung, welche dieses Zusammenwirken aller der einzelnen Kräfte
für den Fortschritt auf dem Gebiete der Beleuchtungstechnik kennzeichnet. Mancher
ältere Mann wird sich noch sehr wohl der Zustände vor der Einführung des Gas- und
des Petroleumlichts erinnern können, und im stände sein, für sich selbst einen
Vergleich zu ziehen. Hier an dieser Stelle mag zum Vergleich von sonst und jetzt die
elektrische Beleuchtung auf der Ausstellung in Düsseldorf im Jahre 1880 angeführt
sein, auf welcher sie mit „zwölf elektrischen Lampen und einem grossen Zentrallicht“ – wie es
im Ausstellungswerk heisst – vertreten war.
Die elektrische Kraftübertragung vertrat damals eine kleine 100 m lange Bahn mit
Miniaturwägelchen.
Zum Schluss dieses ersten Ausstellungsberichtes sollen hier noch die verschiedenen
Zusammenkünfte, welche in diesem Jahre in Düsseldorf stattfinden, erwähnt werden,
von denen bereits über 100 angemeldet sind.
Die hauptsächlichsten darunter sind:
1. Die Hauptversammlung Deutscher Ingenieure in den
Tagen des 16. bis 19. Juni.
2. Die Hauptversammlung der Deutschen Schiffbautechnischen
Gesellschaft unter Teilnahme der englischen Institution of Naval Architects, der französischen Association Technique Maritime, sowie der amerikanischen Society of Navel Engineers in den Tagen des 2. bis 5.
Juni.
3. Der internationale Binnenschiffahrtskongress in den Tagen des 29. Juni bis 5.
Juli.
4. Die Versammlung des Vereins deutscher Chemiker in den
Tagen vom 21. bis 24. Mai.
5. Die Jahresversammlung des Verbandes deutscher
Elektrotechniker.
6. Der internationale Kongress für soziale Arbeiterversicherung.
7. Der internationale Kongress für die Wohnungsfrage.
8. Die Jahresversammlung der Unfallberufsgenossenschaften.
Auf allen diesen Versammlungen werden einschneidende Fragen der Ingenieurthätigkeit
verhandelt, und wird die Bedeutung derselben auf allen Gebieten des täglichen Lebens
für Gegenwart und Zukunft nicht nur zur Geltung kommen, sondern auch wachsen und
zunehmen.