Titel: | Zur Bestimmung und Beurteilung des Ventilerhebungsverlaufes und der Kraftwirkungen in Ventilsteuerungen. |
Autor: | W. Schenker |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 357 |
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Zur Bestimmung und Beurteilung des Ventilerhebungsverlaufes und der Kraftwirkungen in Ventilsteuerungen.
Von W. Schenker, Ingenieur in Karlsruhe.
Zur Bestimmung und Beurteilung des Ventilerhebungsverlaufes und der Kraftwirkungen in Ventilsteuerungen.
Die einfache Abschätzung der während des Ganges auftretenden Kräfte, wie sie
beim Entwerfen langsam laufender Ventilsteuerungen meist üblich ist und auch, im
Hinblick darauf, dass hier die Massenwirkungen noch geringe Bedeutung besitzen, wohl
gerechtfertigt erscheint, genügt für die Konstruktion schnelllaufender Maschinen
nicht mehr, wenn die ganz erheblichen Schwierigkeiten, welche bei hohen
Geschwindigkeiten bekanntlich zu Tage treten, mit etwelcher Sicherheit überwunden
werden sollen. Es wird also zur Notwendigkeit, rechnerisch vorzugehen.
Ebenso genügt es bei Schnellläufern nicht mehr, wenn Einfach eine beliebige Ventilwegkurve – damit soll im folgenden die
Darstellung der Ventilerhebung in Funktion der Zeit
bezeichnet werden – angenommen und jetzt nur dafür Sorge getragen wird, dass die zur
Vollführung dieser Ventilwegkurve notwendigen Kräfte zur Verfügung stehen (z.B.
genügender Ventilfederdruck), vielmehr besteht hier eine sehr wichtige Aufgabe
darin, diese Kräfte durch richtige Wahl oder Beeinflussung der Ventilwegkurve auf
das wirtschaftlich günstigste Mass zu bringen, was wieder allein durch rechnerische
Untersuchung erreicht werden kann.
Von einer Wahl der Ventilwegkurve kann beispielsweise
bei der Formgebung von Nockenscheiben gesprochen werden. Hier hat man es in der
Hand, sehr rasche Anhub- bezw. Schlussbewegungen herbeizuführen, um damit vielleicht
eine Kleinigkeit am Dampfverbrauch der betreffenden Maschine verbessern zu können,
wogegen die Kräfte zur Bewegung der Steuerungsmassen erheblich Werden und Dauer,
Gangart und Betriebssicherheit ungünstig beeinflussen. Wenn auch bei vielen
Steuerungskauarten (z.B. Wälzhebelantrieben) nicht gerade die Möglichkeit einer Wahl
der Wegkurve vorliegt, so kann doch wenigstens in den meisten Fällen eine
verbessernde Beinflussung erfolgen.
Im folgenden soll es nun unternommen werden, den Gang rechnerischer Untersuchungen
bei Ventilsteuerungen Vorzuführen und es werde zu diesem Zwecke zunächst ein
graphisch-analytisches Verfahren in Erinnerung gebracht, Reiches in einfacher Weise
gestattet, zu in Funktion der Zeit gegebenen einzelnen dynamischen Verhältnissen die
zugehörigen übrigen, teils direkt, teils indirekt (Flächenmessung) zu bestimmen. An
Hand dieses Verfahrens fassen sich sodann die wichtigsten Eigentümlichkeiten einer
Ventilwegkurve auffinden und beurteilen. Die Annahme starrer Systeme mag für das
Konstruktionsbureau hinreichend genaue Ergebnisse liefern, handelt es sich doch
meist in der Hauptsache um die Festlegung des Ventilfederdruckes. Die
Berücksichtigung der Elastizität wird aus diesem Grunde hier nur für einen
Sonderfall erfolgen, nämlich für den Nachweis von Schwingungen in der wirklichen Ventilwegkurve. Von Interesse dürfte
namentlich der Vergleich der beiden, heute fast ausschliesslich in Anwendung
stehenden Puffersysteme bei Freifallsteuerungen, nämlich Luftpufferung und
Flüssigkeitspufferung sein, wobei allerdings zugegeben werden muss, dass angesichts
des Mangels eines geeigneten Versuchsmaterials das Resultat als nicht ganz
einwandsfrei angesehen werden muss.
Schliesslich darf hervorgehoben werden, dass das Verfahren der Rückwärtskonstruktion
der Nockenscheiben nach einer unter Einhaltung bestimmter
Beschleunigungsverhältnisse aufgestellten Ventilwegkurve vom Verfasser zum erstenmal
bei einer schnelllaufenden Ventilsteuerung angewendet worden ist und zwar bei ganz
ausserordentlich ungünstigen Verhältnissen (Dauer des Ventilspiels 0,17 bis 0,14
Sekunden, Ventilhub 60 mm, Massen ∾ 3 m/Sek.–2).
Es wurden nach dem genannten Verfahren etwa acht verschiedene Nockenscheiben
konstruiert (Verkürzung oder Verlängerung der Ventilspieldauer zwecks Erreichung
bestimmter Gaseintritts Verhältnisse – es handelt sich um eine Gasmaschine). Der
Federdruck war hierbei vorgeschrieben und musste für alle Fälle gleich bleiben. Mit
sämtlichen Scheiben wurde durchaus ruhiger Gang erzielt, auch war ein Abspringen der
Rollen nie wahrnehmbar.
Erwähnt sei noch, dass die einschlägige Litteratur – so viel wir uns vergewissern
konnten – bis heute nur ganz vereinzelt den vorliegenden verwandte Erörterungen
aufweistIn „Leist: Die Steuerungen der
Dampfmaschinen, 4. Aufl. 1900“, S. 460, ist ein Verfahren
beschrieben zur Bestimmung der Geschwindigkeitsverhältnisse bei unrunden Scheiben, welches indessen für
einigermassen genaue Untersuchungen nicht in Frage kommen kann. Dort wird
übrigens bereits auf die endliche Geschwindigkeit im Anhubpunkte
hingewiesen, sowie die Rückwärtskonstruktion der Nockenscheiben nach
angenommenen Beschleunigungsverhältnissen in Vorschlag gebracht, jedoch ohne
dabei irgend welche bestimmte Anhaltspunkte zu geben. Nach dem angezogenen
Verfahren wäre die Rückwärtskonstruktion überhaupt nicht ausführbar.In Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
1898 S. 1162, „Trinks: Berechnung der Federn für die Ventile von Dampfmaschinen und
Kompressoren“ wird eine Berechnungsweise des
Ventilfederdruckes angegeben, welche allerdings sehr einfach erscheint,
indem vom Gesetz des freien Falles ausgegangen wird. Es ist indessen leicht
einzusehen, dass insbesondere für zwangläufige Steuerungen jene Rechnung
keine zuverlässigen Ergebnisse zu liefern vermag, selbst wenn man die von
Trinks betonte Verstellbarkeit der Federn
in Rücksicht zieht..
1. Die Ableitung der Geschwindigkeits- und Beschleunigungskurven für eine gegebene Ventilwegkurve.
In Fig. 1 stellt der Linienzug ABC den Verlauf einer Ventilerhebung in Funktion der Zeit dar. Die Zeiten
t sind als Abscissen, die Ventilhübe s als Ordinaten eingetragen. Diese Darstellung soll im
folgenden als Ventilwegkurve oder kurz als s-Kurve bezeichnet werden. Für
irgend einen Wegpunkt findet sich nun die zugehörige Geschwindigkeit
v=\frac{d\,s}{d\,t}=tg\,\alpha,
indem man durch diesen Punkt die Tangente an die s-Kurve legt. Diese Tangente bildet mit der t-Achse einen Winkel α,
dessen trigonometrische Tangente gleich der gesuchten Geschwindigkeit ist. Hat man
beispielsweise für Punkt c gefunden:
ac = 0,0215 m, ab = 0,031
Sek.,
so ist
v=tg\,\alpha=\frac{a\,c}{a\,b}=\frac{0,0215}{0,031}=0,694\mbox{ m/Sek.}^{-1}.
Textabbildung Bd. 317, S. 358
Fig. 1.
Man ermittelt auf diese Weise eine genügende Anzahl Werte von v, trägt sie unter Wahl eines günstigen Massstabes als Ordinaten in das
Diagramm ein und erhält so durch Verbinden die v-Kurve.
In gleicher Weise findet sich z.B. für einen Punkt c'
der Geschwindigkeitskurve die zugehörige Beschleunigung
p=\frac{d\,v}{d\,t}=tg\,\beta.
Man legt durch c' die Tangente an die v-Kurve. Hat man dann gefunden: ad = 0,0385 Sek., so berechnet sich, da ac'
bereits zu 0,694 m/Sek.–1 bestimmt worden:
p=\frac{a\,c'}{a\,d}=\frac{0,694}{0,0385}=18,03\mbox{ m/Sek.}^{-2}.
Zu beachten ist, dass bei fallenden Kurven die Differentialquotienten,
\frac{d\,s}{d\,t} bezw. \frac{d\,v}{d\,t} negativ werden, somit auch die Werte für v bezw. p. Ist die
Tangente parallel zur t-Achse, so ist der
Differentialquotient gleich Null. v bezw. p erreichen Maximalwerte bei grösstem Winkel a bezw. β. Man vevfährt am
besten so, dass man zuerst die Maximalwerte der gesuchten Kurven ermittelt, dann die
Durchgangspunkte durch die t-Achse feststellt und
schliesslich eine Anzahl Zwischenpunkte bestimmt. Sehr schnell geht die Aufzeichnung
der Kurven folgendermassen vor sich: Ist z.B. die Beschleunigungskurve zu bestimmen,
so lege man durch irgend einen Punkt der v-Kurve,
beispielsweise
C, die Tangente. In einem beliebig gewählten Abstand
ε von deren Achsenschnittpunkt (welcher hier
zufälligerweise gerade mit C zusammenfällt) errichte
man eine Senkrechte zur t-Achse, so stellt die Strecke
ef direkt die Beschleunigung dar, welche nun
einfach auf die zu C gehörige Ordinate projiziert
werden kann. Hat man durch einen anderen Punkt, z.B. O,
die Tangente gelegt, so braucht man jetzt nur im Abstande ε von deren Schnittpunkt mit der t-Achse eine
Senkrechte zu dieser zu errichten, um im gleichen Massstab, wie vorher für Punkt C, die Beschleunigung dargestellt zu erhalten. Auf
diese Weise ermittelt man eine genügende Anzahl Punkte und berechnet zum Schluss
noch den zugehörigen Massstab.
Für genaue Untersuchungen kann die Richtigkeit der Kurven geprüft werden. Es ist ∫ vdt = s und ∫ pdt =
v.
So stellt beispielsweise die Fläche ADE c'a direkt den
Weg ac dar. Aus der Fläche FGHJ bestimmt sich das negative Geschwindigkeitsmaximum. Die
Geschwindigkeitszunahme von O bis P wird durch KLMN
angegeben. Es können also umgekehrt, wenn der Verlauf der Beschleunigung gegeben
ist, v- und s-Kurve
bestimmt werden.
An Hand dieser Kurven ist es nun möglich, den Einfluss zu besprechen, welchen die
Form der Wegkurve auf Art und Grösse der Kraftwirkungen ausübt.
2. Zur Beurteilung der Form der Ventilwegkurve.
Um nicht allfällige Zweifel über die Allgemeingültigkeit des Nachstehenden aufkommen
zu lassen, sei vorausbemerkt, dass im folgenden zur Untersuchung deshalb eine
Nockensteuerung herangezogen wird, weil man dadurch nicht an eine Symmetrie der
Bewegungsvorgänge im Auf- und Niedergang des Ventils gebunden ist, wie dies z.B. bei
den ebenfalls sehr gebräuchlichen Exzenterwälzhebelantrieben notwendig geworden
wäre, und weil übrigens die Wahl der Kurvenform bei unrunden Scheiben viel eher zu
ungünstigen Kraftverhältnissen führen kann, als z.B. beim Wälzhebel, wo durch die
Exzenterbewegung Formfehler sehr stark gemildert werden.
In Fig. 2 ist die s-Kurve A bis G der in Fig.
3 schematisch angedeuteten Auslassnockensteuerung dargestellt. Der
Ventilhub s beträgt 20 mm, der tote Gang s' der Steuerung, den wir für die vorliegenden
Betrachtungen als ursprünglich im Angriffspunkt des Ventilhebels an der Ventilstange
liegend denken wollen, sei 0,6 mm. Es muss somit der Nockenhub bei einem
Uebersetzungsverhältnis 1 : 1 des Ventilhebels betragen:
s + s' = 0,02 + 0,0006 =
0,0206 m.
Der Winkel γ (Fig. 3),
welchen die Tangierungspunkte der Kurvenbahn an der Nockenscheibe einschliessen,
beträgt 160°. Bei einer Umdrehungszahl der Maschine n =
240 in der Minute ist die Zeit t', welche die Rolle zu
einem Auf- und Niedergang benötigt
t'=\frac{60\,\cdot\,160}{240\,\cdot\,360}=0,111\mbox{ Sek.}
Nach der Figur ist
t' = t1' + t + t2' ,
d.h. die Rolle legt zuerst in der Zeit t1' den Weg s' zurück, bevor das Ventil den Anhub beginnt und muss denselben Weg s' nach Ventilschluss in der Zeit t
2' ablaufen.
Die Kurve A'A .... GG' stellt also die Wegkurve der
Rolle dar. Hervorgehoben sei hier, dass diese Rollenwegkurve nicht etwa identisch
mit der Abwickelung der Nockenscheibe ist. Der Fall wäre dies für den Rollenradius
r = 0, wenn vom Einfluss der Lenkerlänge cb (Fig. 3) abgesehen
wird.
Textabbildung Bd. 317, S. 359
Fig. 2.
Zeichnen wir nun die Geschwindigkeits- und Beschleunigungskurven nach dem oben
angegebenen Verfahren ein, so fällt zunächst folgendes auf: Entsprechend den Punkten
A und G der
Rollenwegkurve finden sich bestimmte endliche Werte v1 und v2 der Geschwindigkeit. Die nämlichen Punkte gehören
aber ebenfalls der s-Kurve des Ventils an, somit müsste
auch dieses in den betreffenden Punkten die Geschwindigkeiten v1 bezw. v2 besitzen. In der
Zeit dt vor dem Punkt A
hat aber das Ventil noch die Geschwindigkeit Null. Demnach ist
p_1=\frac{v_1}{d\,t}=+\infty.
Die Beschleunigung ist also im Punkte A unendlich gross.
Desgleichen ist um das Zeitelement dt nach G die Geschwindigkeit des Ventils Null. Daher
p_2=\frac{v_2}{d\,t}=+\infty.
Diese letztere Beschleunigung wird vom Ventilsitz aufgebracht und ist ebenfalls
positiv, weil die Geschwindigkeitsänderung positiv ist. Nun ist für Punkt A:
v=1\int_0^{t'_1}\,p\,d\,t=A'\,O\,P_a=p_1\,d\,t=\infty\,d\,t.
Da wir es aber nicht mit starren, sondern mit elastischen Massen zu thun haben, eine
unendliche Beschleunigung in A also undenkbar ist,
somit auch p1
dt = 0, so lässt sich darauf schliessen – da doch das
Aequivalent von v1
unzweifelhaft nachgeholt werden muss –, dass die theoretische Beschleunigungsfläche
von P ab sich auf irgend eine Weise um die Fläche A' OPa vergrössern wird. Dazu ist aber eine
Vergrösserung der p-Werte erforderlich, mit anderen
Worten, es werden von P ab Stosswirkungen auftreten,
wie sie im folgenden Abschnitt noch einer näheren Untersuchung unterzogen werden
sollen. Für den Schlusspunkt G gilt ganz ähnliches, mit
dem Unterschiede zwar, dass die fehlende Fläche ∫ pdt = g
WZG' vom Ventilsitz zu liefern ist.
Die genannten theoretischen Geschwindigkeiten sind nun nicht etwa bloss der
Nockensteuerung eigen, sondern sie finden sich in mehr oder weniger starkem Masse
bei allen Steuerungsbauarten, da zur Gewährleistung eines sicheren Ventilschlusses
ein kleiner toter Gang stets vorhanden sein muss. Bei Wälzhebelsteuerungen kann zwar
von einem toten Gang in dem Sinne, wie dies im vorstehenden gemeint ist, nicht
gesprochen werden. Es lässt sich aber leicht nachweisen, dass auch hier diese
Geschwindigkeiten auftreten müssen. Im Augenblick des Anhubes bezw. Schlusses
besitzt die Exzenperstange eine gewisse Geschwindigkeit (gewöhnlich gerade die
grösste), das Uebersetzungsverhältnis des Wälzhebels ist aber schon ein endliches,
somit muss auch die theoretische Geschwindigkeit des Angriffspunktes an der
Ventilstange eine endliche sein. Thatsächlich ergibt die Untersuchung des
Wälzhebelantriebes gebräuchlicher Konstruktion in dieser Hinsicht sogar recht
ungünstige Verhältnisse im Gegensatz zu dem im übrigen sonst sehr ruhigen Verlauf
der Beschleunigung. In besonders starkem Masse aber findet sich der in Rede stehende
Uebelstand bei den Auslösesteuerungen, als Folge des unvermeidlichen Ueberhubes der
Klinke. Eine Nachrechnung der Kräfte, welche hierdurch hervorgerufen werden, dürfte
denn auch für viele
Bauarten die Unmöglichkeit der Erreichung hoher Umlaufszahlen voraussehen
lassen.
Der s-Kurve sind nun absichtlich besondere
Eigentümlichkeiten beigegeben worden: BC ist ein
langsamer Uebergang der Kurven AB und CD. DE ist eine Gerade, also an der Nockenscheibe ein
Kreisbogenstück. Im Punkte F findet der unmittelbare
Uebergang der Kurven EF und FG statt.
Textabbildung Bd. 317, S. 360
Fig. 3.
In den v- und p-Kurven
zeigen sich nun folgende Merkmale: Die Geschwindigkeit erreicht ein positives
Maximum v = 0,82 m/Sek.–1
im Punkte J, also entsprechend dem Wendepunkt der
Uebergangskurve BC. Im Punkte K (entsprechend D) geht sie in Null über,
beginnt in L negativ zu wachsen bis zum negativen
Maximum
v = – 1,27 m/Sek.–1
in M und ändert hier ganz
plötzlich die Richtung. Dies hat seinen Grund in folgendem: In der Figur sind als
Kurvenstücke EF und FG
Kreisbogen gewählt mit den Mittelpunkten o1 und o2. Der Punkt F
(Wendepunkt) liegt also auf der Verbindungslinie o1
o2. Es ist leicht
einzusehen, dass, wenn Bogen EF über F hinaus sich fortsetzen würde, die
Geschwindigkeitskurve auch über M hinaus, wie
punktiert, weiterschreiten müsste. Ebenso würde, wenn Bogen FG über F hinaus verlängert wäre, die
Geschwindigkeitskurve NM über M hinaus ihren Charakter beibehalten. Folglich muss die v-Kurve in M eine Spitze
haben, d.h. die Geschwindigkeitsänderung ist eine plötzliche.
Die Beschleunigung würde, falls kein toter Gang vorhanden wäre, mit endlichem Wert
beginnen. Sie erfährt selbst durch die verhältnismässig schlanke Uebergangskurve BC eine rascherfolgende Aenderung. In S verschwindet sie plötzlich, um ebenso unvermittelt in
T wieder zu erscheinen. In U erreicht sie das negative Maximum p = – 117
m/Sek.–2, um im gleichen Augenblick in ihr positives
Maximum p = + 159 m/Sek.–2
überzugehen.
Aus Vorstehendem ist zu entnehmen, dass die s-Kurve am
empfindlichsten in der Nähe der beiden Wendepunkte ist, dass also zur Herbeiführung
günstiger Kraftverhältnisse ganz besonders darauf hingestrebt werden muss, bei
diesen Stellen möglichst schlanke Uebergangskurven zu erzielen.
3. Die Art der Stosswirkungen im Ventilanhub.
Bei der Beurteilung der Ventil wegkurve war auffällig, dass das Ventil im Augenblick
des Anhubes theoretisch schon eine sehr grosse Geschwindigkeit haben sollte. Das hat
uns damals die Wahrscheinlichkeit aussprechen lassen, dass sich im weiteren
Verlauf des Anhubes Stosswirkungen bemerkbar machen müssen. Wenn nun die
nachfolgenden Untersuchungen diese Vermutung bestätigen, indem sich herausstellt,
dass der Ventilanhub nicht nach der vorgeschriebenen Wegkurve erfolgt, sondern sich
aus lauter Schwingungen zusammensetzt, deren Knotenpunkte alle in gleicher
Entfernung von der vorgeschriebenen Bahn sich befinden, so muss dazu aufmerksam
gemacht werden, dass diese Vorgänge nicht allein als eine Folge der früher
besprochenen Geschwindigkeit betrachtet werden dürfen, dass sie auch eintreten
müssten, selbst wenn die besagte Geschwindigkeit Null wäre, selbst auch, wenn der
auf die Ventilstange wirkende Widerstand W nicht
vorhanden wäre, dass sie einzig durch das Hinzutreten dieser besonderen Umstände
verstärkt, sich bemerkbar machen müssen.
Stellt die in Fig. 4 mit S bezeichnete Kurve den Weg des Gestängeangriffspunktes an der Steuerwelle
dar (z.B. Rollenweg) und denken wir uns der Einfachheit halber sämtliche Massen als
in der Ventilstange liegend, so lassen sich die Vorgänge, welche beim Anhub
auftreten, ungefähr folgendermassen beschreiben: Von dem Augenblick an, in welchem
der gesamte tote Gang s' der Steuerung überwunden ist
(Punkt A, Fig. 4), wird
das Gestänge zusammengedrückt und zwar vorerst bis auf eine Spannung, welche gleich
ist dem auf die Ventilstange wirkenden Widerstand W0 (Federdruck, Reibung, Ueberdruck auf Ventil und
Ventilstange, Gewichte). Die hierbei verstrichene Zeit ist im Diagramm mit t0, der zugehörige Weg
des Gestängeangriffspunktes mit S0 bezeichnet. Von jetzt an (Punkt B) wächst die Spannung im Gestänge weiter, der
Ueberschuss dieser Spannung über den Widerstand W dient
zur Beschleunigung der Ventilmasse. Das Ventil beginnt also sich zu heben, seine
Geschwindigkeit wächst fortwährend. Gleichzeitig bewegt sich aber auch das Gestänge
nach und sucht die Spannung aufrecht zu erhalten. Hierbei wird bald die
Geschwindigkeit des Ventils grösser als die des Gestänges. Im Punkte C ist die Spannung im Gestänge wieder gleich dem
Ventilwiderstand, die Geschwindigkeitszunahme hört hier auf, dagegen tritt schon im
nächsten Augenblick eine Verzögerung ein, welche gleich ist dem Ventilwiderstand,
vermindert um die Gestängespannung. Im Punkte D löst
sich das Ventil vom Gestänge, es wirkt von hier ab der ganze Widerstand verzögernd,
aber auch nicht mehr, denn negative Spannung im Gestänge könnte nur eintreten, wenn
dasselbe in fester Verbindung mit Ventil und Steuerwelle wäre und dann zwar erst,
nachdem der tote Gang überwunden. Das Ventil hat in E
wieder Berührung mit dem Gestänge, drückt dasselbe zusammen, wird von F ab wieder positiv beschleunigt u.s.w. Das nämliche
Spiel kann sich nun noch mehrere Male wiederholen, so dass die ganze Anhubkurve als
aus lauter Schwingungen zusammengesetzt erscheint.
Es ist einzusehen, dass diese Schwingungen auch eintreten müssten (wie bereits
hervorgehoben wurde), selbst wenn die S-Kurve im Punkte
A keine endliche Geschwindigkeit ergeben würde und
der Widerstand W gar nicht bestände, und zwar aus dem
Grunde, weil das ganze Gestängesystem im Punkte A als
im spannungslosen Zustand befindlich aufgefasst werden muss, welcher Zustand doch
bei der kleinsten Beschleunigung, die zur Bewegung Ventilmasse erforderlich ist, in
einen solchen der Spannung übergehen wird. Uebrigens lassen sich solche Schwingungen
ebenfalls im weiteren Verlauf der Ventilerbebung nachweisen als Folgen der
unvermeidlichen raschen Beschleunigungsänderungen.
Zum Nachweis der besprochenen Vorgänge soll erste Teil der in Fig. 2 dargestellten s-Kurve, welche der Nockensteuerung (Fig. 3)
angehört, untersucht werden. Vorausgeschickt sei, dass diesbezügliche Berechnungen
der ungleichen Massen- und Elastizitätsverteilung wegen nur unter Annahme
wesentlicher Vereinfachungen durchführbar sind und daher, wie auch die nachstehenden
nie als ganz einwandsfrei gelten können.
Allein es handelt sich hier weniger um eine genaue Bestimmung der Vorgänge als
vielmehr darum, die Art der Stosswirkungen allgemein zu ergründen, zu welchem Zweck
auch die nachstehend gegebene Rechnungsweise als genügend zuverlässig betrachtet
werden darf.
Es ist angenommen, sämtliche bewegten Massen seien im Punkte f (Fig. 3) konzentriert.
Diese Massen betragen M = 2,9 kg. In Berücksichtigung
des Umstandes, dass Rolle, Lenker cb und überhaupt die
bei b liegenden Teile des Gestänges nur wenig von der
Elastizität beeinflusst werden, soll für die unter der \left(S-\frac{W}{k}\right)-Kurve (Fig. 4) befindlichen Schwingungen der Anteil der
Ventilfedermasse vernachlässigt werden. Beträgt dieser Anteil 0,3 kg, so ist
M1 = 2,9 – 0,3 = 2,6
kg.
Bei geschlossenem Ventil betrage die Federspannung:
F0 = 260 kg,
Dampfdruck auf Ventilstange und Ventil:
Ds + Dv = 90 kg.
Textabbildung Bd. 317, S. 361
Fig. 4.
Die übrigen Widerstände (vgl. 4. Abschnitt) betragen zusammen 35 kg. Demnach ist der
Gesamtdruck auf die Ventilstange
W0 = 260 + 90 + 35 =
385 kg.
Beim Oeffnen des Ventils nimmt die Federspannung zu, (Ds + Dv)
hingegen ab. Wir begehen keinen grossen Fehler, wenn wir annehmen:
W = W0
= konstant.
Denkt man sich am Ventilhebel bei f eine Kraft P abwärts wirkend, so wird: 1. Der Ventilhebel def durchgebogen. 2. Drehpunkt e zugleich mit dem Ventilbügel nach abwärts gedrückt. 3. Stange da, Rolle und Nockenscheibe zusammengedrückt. 4. Die
Steuerwelle in der. Richtung da durchgebogen. Sei der
Weg, den hierbei Punkt f zurücklegt, mit ΔS bezeichnet, so ist unter der Annahme, die
Zusammendrückung sei proportional dem Druck:
P = kΔS.
k ist also eine Konstante, welche sich beispielsweise
für einen achsial gedrückten prismatischen Stab von der Länge l in m, dem Querschnitt q
in cm2 und dem Elastizitätsmodul E folgend!rmassen ableitet:
\begin{array}{rcl}\Delta\,s&=&\frac{P\,\cdot\,l}{q\,E}=\frac{P}{k}\\k&=&\frac{q\,\cdot\,E}{l}. \end{array}
Hieraus ergibt sich Δs in Metern.
Für unseren Fall sei k = 1800000.
Dann wäre z.B. für Δs = 1 mm
P = 0,001 . 1800000 = 1800 kg.
In Fig. 4 ist der Anfang der Rollenwegkurve in sehr
grossem Massstab wiedergegeben und als S-Kurve
bezeichnet. Die Rolle sei in A angelangt, das Gestänge
wird zusammengedrückt, bis
S_0=\frac{W}{k}=\frac{385}{1800000}=0,000214\mbox{ m.}
Aus dem Diagramm entnehmen wir
t0 = 0,00085 Sek.
Von hier ab wird eine Beschleunigung
p=\frac{k}{M_1}\,\left(S-\frac{W}{k}-s\right)
auf das Ventil einwirken. Mit s
ist der Ventilweg, mit S der Rollenweg bezeichnet.
Seien s1 v1
p1
t1 bekannt, t2 gegeben und s2
v2 p2 gesucht, so ist angenähert für s2
s'_2=s_1+v_1\,(t_2-t_1)+\frac{p_1}{2}\,(t_2-t_1)^2.
Für s2' beträgt aber die
Kraft der Zusammendrückung des Gestänges:
P=k\,\left(S_2-\frac{W}{k}-s'_2\right),
da \frac{W}{k}=S_0, so wird
p'_2=\frac{k}{M_1}\,(S_2-S_0-s'_2).
Der Weg, welcher der Beschleunigungszu- bezw. Abnahme p2' – p1 entspricht, ist
s_2-s'_2=\int_0^{t_2-t_1}\,d\,t\,\int\,p\,d\,t=\int_0^{t_2-t_1}\,d\,t\,\int\,\frac{p'_2-p_1}{t_2-t_1}\,t\,d\,t
s_2-s'_2=\frac{p'_2-p_1}{6}\,(t_2-t_1)^2.
Da
p_1=\frac{k}{M_1}\,(S_1-S_0-s_1)
so ist:
p'_2-p_1=\frac{k}{M_1}\,\left[S_2-S_1-v_1\,(t_2-t_1)-\frac{p_1}{2}\,(t_2-t_1)^2\right].
Einen besseren Wert als s2' ergibt also:
s_2=s_1+v_1\,(t_2-t_1)+\frac{(t_2-t_1)^2}{2}\,\left[p_1+\frac{k}{3\,M_1}\,\left(S_2-S_1-v_1\,(t_2-t_1)-\frac{p_1}{2}\,(t_2-t_1)^2\right)\right].
Ferner ist
p_2=\frac{k}{M_1}\,(S_2-S_0-s_2)
v_2=v_1+\frac{p_1+p_2}{2}\,(t_2-t_1).
Die Werte für S werden aus dem Diagramm abgemessen. Vom
Punkt C bis F muss M statt M1 eingesetzt werden, da hier die lebendige Arbeit
des ganzen Systems in Betracht kommt. Für s > S wird
nur W verzögernd wirken, da in unserem Falle negative
Zusammendrückung ausgeschlossen ist. Für eine Anzahl Ordinaten, welche in der Figur
numeriert sind, wurden nun die Werte für s, v und p ausgerechnet, s und v sind in das Diagramm eingetragen worden, p wird durch die schraffierte Fläche dargestellt.
Aus der Figur ergibt sich für die Schwingungen eine grösste Abweichung von der
\left(S-\frac{W}{k}\right)-Kurve von 0,37 mm. Die Geschwindigkeit erreicht entsprechend dem
Knotenpunkt C einen Maximalwert
v = 0,795 m/Sek.–1,
sinkt dann bis auf 0,475 m/Sek.–1, um von da an wieder anzusteigen. Die Beschleunigung hat in der Nähe der
vierten Ordinate ein Maximum p = 292 m/Sek.–2. Von D bis E ist
p=\frac{W}{M}=\frac{385}{2,9}=133\mbox{ m/Sek.}^{-2}.
Ein Bild über die Grösse der Kraftwirkungen, welche in Ventilsteuerungen auftreten
können, gibt die Kurve des Buchdruckes auf die
Steuerwelle mit einem grössten Wert
W + pM1 = 385 + 292 .
2,6 = 1145 kg.
Von D bis E findet gar kein
Rückdruck statt.
Mit zunehmender Elastizität des Gestänges werden auch die Schwingungen grösser, die
Kraftwirkungen nehmen dabei ab, während umgekehrt bei geringerer Elastizität die
Schwingungen kürzer werden müssen, die Kraftwirkungen hingegen verstärkt. Eine
gewisse Elastizität muss also als Notwendigkeit bezeichnet werden, und nötigenfalls,
wenn in zu geringem Masse vorhanden, durch Anwendung besonderer Mittel geschaffen
werden.
Zu gefährlichen Stellen für die Schwingungen können die Wendepunkte der S-Kurve werden, sowohl auch wie bei ihnen die
Schwingungen plötzlich verschwinden können. Fällt nämlich der einer unteren Schwingung folgende Knotenpunkt gerade unter
den Wendepunkt der Anhubkurve, so muss – relativ zur S-Kurve – die darauf folgende obere Schwingung grösser erscheinen, als wenn
dieser Knotenpunkt auf irgend eine andere Stelle in der Nähe des Wendepunktes
gefallen wäre. Tritt dieser Fall ein, so wird für den übrigen Teil des Anhubes die
grösstmögliche Verstärkung der Schwingungen zu erwarten sein. Umgekehrt, fällt der
einer oberen Schwingung folgende Knotenpunkt an die
besagte Stelle, so kann unter Umständen das Schwingen plötzlich aufgehoben sein. Für
die Ablaufkurve gilt bezüglich der Knotenpunkte das Entgegengesetzte.
Bei Wälzhebelsteuerungen wird der grösste Teil der Elastizität im Wälzhebel liegen,
während die Exzenterstange nur sehr wenig Einfluss besitzt. Einmal ist die
Kraft in der Exzenterstange im Verhältnis der jeweiligen Uebersetzung kleiner
als die in der Ventilstange, und dann wird die entsprechend klein ausfallende
Längenänderung erst noch einmal in demselben Verhältnis reduziert sich beim Ventil
bemerkbar machen. Die Kraftwirkungen werden hier namentlich mittelbar durch eine
starke Abnutzung der inneren Wälzflächen wahrzunehmen sein.
4. Der Ventilfederdruck.
Die negative Beschleunigung, welche zum grössten Teil von der Ventilfeder aufgebracht
werden muss, hat die Aufgabe:
1. Die Steuerungsmassen, welche im ersten Teil des Ventilaufganges eine bestimmte
Geschwindigkeit erlangt haben, während des zweiten Teils der Aufwärtsbewegung so zu
verzögern, dass die Geschwindigkeit Null wird.
2. Die Massen im ersten Teil des Ventilniederganges zu beschleunigen.
Bei der Berechnung der Federn gilt es nun, den grössten erforderlichen Druck
ausfindig zu machen. Da dieser sowohl im ersten der besagten Punkte, als auch im
zweiten notwendig sein kann, so ist es erforderlich, an Hand des
Beschleunigungsdiagrammes beide zu untersuchen.
Für das Beispiel einer Federdruckberechnung sei die in Fig.
3 dargestellte Steuerung gewählt, deren Diagramm bereits besprochen worden
ist. Die Masse des Ventils, vermehrt um den Anteil des Gestänges, der Feder u.s.w.
ist.
M = 2,9 kg.
Die Stopfbüchsenreibung beträgt
R = 15 kg.
Die Dampfspannung im Cylinder sei während des Ueberströmens 4 at Ueberdruck. Bei
einem Ventilstangenquerschnitt in der Stopfbüchse von 9 cm2 beträgt also der Dampfdruck auf die
Ventilstange
Ds = 4 . 9 = 36 kg.
Der Druck des strömenden Dampfes auf das Ventil sei angesetzt zu
Dv = 10 kg.
Das Gewicht des Gestänges hebt einen Teil des Ventilgewichtes auf. Das Uebergewicht
an der Ventilstange betrage
Gu = 12 kg.
Das Federgewicht sei schätzungsweise angenommen zu
Gt = 8 kg.
Aus dem Diagramm (Fig. 2) entnehmen wir für Punkt R einen grössten negativen Beschleunigungswert in der
Anhubperiode von
p1 = – 35 m/Sek.
–2.
Die Gleichgewichtsbedingung für diese Stelle lautet:
F1 + R + Ds + Dv + Gu +
Gf = p
1 . M.
Hieraus
F1 = 35 . 2,9 – 15 – 36 – 10 – 12 – 8
F1
= 21 kg.
Für die Schlussperiode beträgt laut Diagramm die grösste negative Beschleunigung
p2= – 117 m/Sek.–2.
Die Reibung ändert hier das Vorzeichen, da die Bewegung in entgegengesetzter Richtung
der vorigen erfolgt.
F2– R + Ds + Dv + Gu + Gf = p2
. M
F2
= 117 . 2,9 + 15 – 36 – 10 – 12 – 8
F2
= 288 kg.
Dieser Druck würde ungefähr dem mittleren erforderlichen Federdruck entsprechen.
Wäre umgekehrt G der Anhub- und A der Schlusspunkt der Wegkurve, so ergäbe sich
F2' =
117 . 2,9 – 15 – 36 – 10 – 12 – 8 = 258 kg
F1' =
35 . 2,9 + 15 – 36 – 10 – 12 – 8 = 51 kg.
Zur Erzielung eines ruhigen und t möglichst
reibungsfreien Ganges einer Steuerung ist nun sehr wichtig die notwendigen Kräfte
thunlichst klein werden zu lassen, und die vorhandenen möglichst gut auszunützen.
Diesem Grundsatz
ist augenscheinlich in unserem Beispiel bei der Wahl der Ventilwegkurve nicht
nachgekommen worden, denn in einem Falle sind in der Anlaufkurve 288 – 21 = 267 kg überschüssigen, also schädlichen Druckes
vorhanden, im anderen Falle, d.h. bei Umkehr der Bewegungsrichtung, in der Ablaufkurve 258 – 51 = 207 kg.
Wie sich aus Vorstehendem leicht ableiten lässt, wäre der Federdruck am besten
ausgenutzt, wenn
p_2-p_1=\frac{2\,R}{M}.
Dann wäre der notwendige maximale Federdruck für Anhub und Ablauf gleich. Es müsste
also die s-Kurve so geformt werden, dass die
Anlaufseite eine um \frac{2\,R}{M} grössere Beschleunigung als die Ablaufseite ergäbe.
Diese Bedingung ist für gewöhnliche Nockensteuerungen zulässig, für
Exzenterwälzhebel- und Exzenterschwingkurvenantriebe jedoch nicht, weil hier
An- und Ablaufkurve nur symmetrisch sein können.
Bei Einlasssteuerungen wirkt Ds dem Federdruck entgegen, es ist also
F1 + R – Ds + Dv+ Gu +
Gf = p1
M.
F2 – R – Ds + Dv+ Gu +
Gf = p2
M.
Für F1
= F2, ergibt sich
2R = (p1 – p2) M.
Somit gilt auch hier das vorstehend Gesagte.
Wird die Ventilfeder zu schwach bemessen, so kann das Ventil der vorgeschriebenen s-Kurve nicht mehr folgen, sondern verlässt diese in
dem Augenblick, in welchem die lieferbare negative Beschleunigung von der der s-Kurve entsprechenden übertroffen wird. Ist das Ventil
z.B. im Anhub von der Bahn abgesprungen und erreicht es dann diese wieder vor
Eintritt der theoretisch grössten Beschleunigung im Ablauf, so kann unter Umständen
ein nochmaliges Abspringen erfolgen.
(Schluss folgt.)