Titel: | Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung. |
Autor: | Georg v. Hanffstengel, W. Pickersgill |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 622 |
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Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung.
Von Georg v. Hanffstengel, Ingenieur in Stuttgart.
(Fortsetzung von S. 585 d. Bd.)
Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung.
Freistehender hydraulischer Drehkran für 5000 kg Tragkraft von dem Neusser Eisenwerk vorm. Rud. Daelen in Heerdt bei Neuss, ausgestellt in der Maschinenhalle.
Der hydraulische Betrieb von Hebezeugen, der noch vor kurzer Zeit in den Hüttenwerken
vorherrschend war, hat, wie bekannt, neuerdings durchweg der Elektrotechnik Weichen
müssen. Der Umschwung ist hier wohl noch rascher vor sich gegangen als in anderen
Betrieben. Das dürfte seinen Grund in erster Linie darin haben, dass die
Hüttenwerksmaschinen bei der starken und dauernden Beanspruchung häufig ersetzt
werden müssen, und ferner, dass in diesen Werken mit so bedeutenden Summen gerechnet
wird, dass die Anschaffung einer neuen Maschine gegenüber den sonstigen
Produktionskosten nicht sehr ins Gewicht fällt und sich meist rentieren wird, sobald
der Betrieb sich rationeller gestaltet. Infolgedessen sind die Hütten-Werke
vielleicht am wenigsten konservativ, zumal in letzter Zeit der amerikanische
Einfluss zu ganz neuen Anschauungen über zweckmässige und billige Arbeitsweise
geführt hat. Die Ausbreitung des elektrischen Antriebs ist endlich noch begünstigt
worden durch die Einführung der Gichtgasmaschinen, und man ist daher fast
überrascht, einem hydraulischen Stahlwerkskran in der Ausstellung zu begegnen.
Der in Rede stehende Blockkran (Fig. 113 bis 114) dreht
sich um eine geschmiedete Stahlsäule, die in eine gusseiserne, im Boden verankerte
Fussplatte eingelassen ist. Das Krangerüst zeigt einfachste Konstruktion. Es besteht
aus zwei vertikalen und zwei an Zugstangen aufgehängten horizontalen ⌶-Eisen, die nach beiden Seiten hin auskragen und auf der
einen Seite die Fahrbahn für die Laufkatze bilden, auf der anderen das
Gegengewicht aufnehmen. Der Kran stützt sich unten auf ein Kugellager, das aber
nicht den vollen Druck zu übertragen hat, sondern durch eine Vorrichtung am oberen
Zapfen der Säule hydraulisch entlastet wird, so dass der Schwenkwiderstand sehr
gering sein dürfte. Das Druckwasser wird durch die durchbohrte Säule dem Kran
zugeleitet.
Zum Heben dienen die drei an der Vorderseite der Gerüstsäule befestigten Cylinder ghi. Der mittlere Kolben hebt 1500 kg, die beiden
äusseren je 1750 kg, so dass Lastabstufungen von 1500, 3500 und bei gleichzeitiger
Benutzung aller Cylinder von 5000 kg möglich sind. Die drei Kolben sind in einem
gemeinsamen Kopfstück vereinigt und durch zwei daran anschliessende ⊏-Eisen r nach oben hin
verlängert. Diese nehmen die Rolle d auf, über die das
Hubseil geführt ist. Der Weg der Last ist bei dieser Anordnung doppelt so gross als
der des Kolbens, so dass eine Hubhöhe von 3,2 m erreicht wird.
Ein schweres Gewicht beschleunigt den Niedergang des unbelasteten Hakens. Es ist bei
hydraulischem Betrieb nicht zu entbehren, erfüllt aber meist auch bei erheblicher
Grösse seinen Zweck nicht vollkommen, da es sehr lange dauert, bis die Reibung der
Ruhe in den Stopfbüchsen überwunden ist und damit der Haken in schnellere Bewegung
kommt. Während beim Heben eine ganz beliebige, feine Regulierung der Geschwindigkeit
bei genügender Grösse der Kolben leicht zu erreichen ist, bieten nur sehr wenige
Konstruktionen eine glückliche Lösung für die Aufgabe, den leeren Haken schnell
abwärts zu führen, da der Niedergang im allgemeinen nicht durch Druckwasser
unterstützt werden kann. Der elektrische
Betrieb, der Kraftäusserung in beiden Richtungen bezw. Abkuppeln des Motors
gestattet, ist in dieser Beziehung bedeutend im Vorteil.
Textabbildung Bd. 317, S. 622
Hydraulischer Drehkran für 5000 kg Tragkraft vom Neusser Eisenwerk.
Die Leitrolle e für das Lastseil ist auf einer Katze
gelagert, die durch zwei auf dem Ausleger befestigte horizontale Cylinder a verschoben wird. Die Katze läuft mit kleinen Rollen
auf den Fahrbahnträgern und besteht aus einer langen, aus Quadranteisen genieteten
Säule, an deren vorderem Ende Bleche für die Aufnahme der Leitrollenachse befestigt
sind, an welcher auch die Kolben angreifen. Am hinteren Ende der Katze bei e ist das Hubseil festgemacht, das infolgedessen bei
Verschiebung der Katze keine Verlängerung oder Verkürzung erleidet, sich aber dabei
um die Leitrollen bc und die Hubrolle d biegen muss.
Die Schwenkcylinder sind seitlich hinten an der Säule in vertikaler Lage angebracht.
Das am Punkte k befestigte Seil des einen Cylinders
läuft zunächst über die in dem Kolbenkopf gelagerpe Rolle n, dann nach oben auf die feste Rolle o und
endlich über die Leitrolle p zu der Seilscheibe, die
mit der Fussplatte verschraubt ist. Wird der Kolben durch den Wasserdruck
herausgetrieben, so sucht sich das Seil von der Scheibe abzuwickeln und dreht auf
diese Weise den Kran, während gleichzeitig auf der anderen Seite das Seil sich
aufwickelt und dadurch den zweiten Kolben hereintreibt. Die Steuerung ist daher so
einzurichten, dass zugleich mit dem Wassereintritt des augenblicklich arbeitenden
Kolbens der Wasserauslass des anderen geöffnet wird. Da die Kolben nach unten
hängen, so ist keine Gefahr vorhanden, dass bei Wasserverlust das Seil schlaff wird,
da es durch das Eigengewicht der Kolben immer gespannt bleibt. Die Rillenzahl der
Seilscheibe ist so gewählt, dass 5/4 Umdrehungen ausgeführt werden können.
Häufig wird auch bei derartigen Kranen Kette statt Seil für die Drehvorrichtung
benutzt, doch dürfte letzteres im allgemeinen vorzuziehen sein, da es infolge seiner
Elastizität leichter die beim Schwenken auftretenden lebendigen Kräfte aufnimmt, die
im anderen Falle zu Kettenbrüchen Veranlassung geben können.
Auf einer seitlich am Krangerüst angeordneten, durch eine Treppe zugänglichen
Bedienungsbühne sind die Handhebel für sämtliche Steuerapparate untergebracht.
Elektrisch betriebener Aufzug für 300 kg Tragkraft und 10,13 m Hubhöhe von der Düsseldorfer Maschinenbau-A.-G. vorm. J. Losenhausen, ausgestellt in der Maschinenhalle.
Der Aufzug befindet sich am Nordgiebel der Maschinenhalle und dient dazu, den Verkehr
vom Boden der Halle nach der Galerie zu vermitteln. Er soll die Type eines Personen-
und Warenaufzugs für Geschäftshäuser, Fabrikgebäude u. dgl. darstellen.
Textabbildung Bd. 317, S. 622
Fahrstuhl zum Aufzug von Losenhausen.
Da durch den Windverband der Galerie der Platz eingeengt war,
musste die Plattformgrösse des Fahrkorbes auf 1100 × 1100 und die Anzahl der
mitfahrenden Personen einschliesslich des Führers auf vier beschränkt werden,
entsprechend einer Tragfähigkeit
von 300 kg. Das Fahrstuhlgewicht und die Hälfte der Nutzlast sind durch das
Gegengewicht ausgeglichen, so dass die Winde ausser den Reibungswiderständen eine
Zugkraft von 150 kg zu überwinden hat. Die normale Fahrgeschwindigkeit beträgt 0,54
m pro Sekunde, die Stärke des Nebenschlussmotors 3 PS bei 800 Umdrehungen.
Die Steuerung geschieht mittels eines endlosen Seiles, das durch den Fahrstuhl läuft
und nur an der Stelle aus dem Gerüst nach aussen geführt ist, wo es die auf der
Welle des Umkehranlassers sitzende Rolle umschlingt. Die Winde steht unten neben dem
Aufzuggerüst auf einem gemauerten Fundament. Sämtliche Seile sind innerhalb des
Förderschachtes geführt, der eine lichte Weite von 1450 × 1550 mm besitzt.
Textabbildung Bd. 317, S. 623
Aufzugwinde für 300 kg Zugkraft von Losenhausen.
Da das Gerüst nichts besonders Bemerkenswertes bietet, ist es hier nicht dargestellt.
Es besteht aus vier miteinander verkreuzten Eckwinkeln 60 × 60 × 8 und ist an beiden
Einsteigestellen durch engmaschiges Drahtgeflecht abgeschlossen. Schiebethüren
machen den Fahrschacht zugänglich. Dieselben sind mit Sicherheitsverriegelungen
versehen, die ein Oeffnen der Thür nur gestatten, wenn der Fahrstuhl an der
betreffenden Stelle angelangt ist und mittels einer kleinen Gleitbahn die
Verriegelung ausgelöst hat. Das Ingangsetzen des Aufzugs bei geöffneter Thür wird
verhindert durch eine elektrische Sperrvorrichtung, die Drehen der Steuerseilrolle
am Anlasser verhindert. Sie wird bethätigt durch einen an der Thür angebrachten
Kontakt, der zugleich mit der Thür geöffnet wird und in der Nebenschlussleitung des
Motors liegt. In denselben Stromkreis ist ein Solenoid eingeschaltet, dessen
Eisenkern bei unterbrochenem Strom in eine Aussparung der Steuerseilrolle einfällt
und ihre Drehung unmöglich macht. Die Thür des Förderkorbes ist mit einer
entsprechenden Vorrichtung versehen, welcher der Strom durch Schleifkontakte und
blanke Leitungen innerhalb des Gerüstes zugeführt wird, so dass der Aufzug
nicht in Betrieb gesetzt werden kann, so lange nicht sämtliche Thüren geschlossen
sind.
Die Fig. 115
bis 118
geben den Fahrstuhl wieder, der mit einer hier nicht eingezeichneten Verkleidung
versehen ist, die bis zur Höhe von 1 m aus glattem Blech, darüber aus engmaschigem
Drahtgeflecht besteht. Auch der Fahrstuhl hat eine auf Rollen laufende, seitlich
verschiebbare Thür mit der schon erwähnten Kontakt Vorrichtung. Beachtenswert ist
die Fangvorrichtung, die nicht durch Federwirkung, sondern durch Seilzug in
Thätigkeit gesetzt wird. Der Fahrstuhl hängt, wie aus Fig. 116 hervorgeht, an
zwei Seilen, die an einem dreieckförmigen Hebel a
angreifen, der seinerseits durch zwei Ketten auf die Fanghebel b und c wirkt. Sobald z.B.
das rechte Seil reisst oder sich übermässig dehnt, wird die Kette rechts angespannt,
während die andere schlaff wird, und dreht den Hebel c.
Da beide Fanghebel über der Mitte des Fahrstuhls durch einen Bolzen in länglichen
Löchern verbunden sind, so muss Hebel b die Bewegung
mitmachen. An den Endpunkten der Hebel greifen Zugstangen an, die nun das
keilförmige Klemmstück d in die Führung hineinziehen
und so den Fahrstuhl abfangen.
Nur für den Fall, dass beide Seile gleichzeitig reissen sollten, was bei normalem
Betriebe wohl nie vorkommt, ist eine Spiralfeder e
vorgesehen, die jetzt die beiden Hebel bethätigen würde.
Die in Fig.
119 bis 122 abgebildete Aufzugwinde schliesst sich in der Gesamtanordnung der
üblichen Ausführungsweise an. Der Motor arbeitet auf ein Schneckengetriebe mit
zweigängiger Schnecke, das ohne weiteres Stirnradvorgelege die Trommel antreibt. Der
Anker des in der eigenen Werkstatt hergestellten Motors sitzt fliegend auf der
verlängerten Schneckenwelle, während das Gussstahlgehäuse des Motors an das des
Schneckengetriebes angeschraubt und hinten durch einen Deckel dicht geschlossen ist.
Dadurch ergibt sich sehr gedrängter Bau der
ganzen Winde, sowie einfachste Montage. Die Schneckenwelle läuft in einem
Kaminlager.
Der Motor wird durch einen Umkehranlasser von der Allgemeinen
Elektrizitätsgesellschaft in Berlin gesteuert, dessen Widerstände nach
Einleitung der Schaltung durch das Steuerseil automatisch abgeschaltet werden, so
dass besondere Geschicklichkeit für die Bedienung des Aufzugs nicht erforderlich
ist. Von der Steuerseilrolle aus wird gleichzeitig die Bremse bethätigt, und zwar
wird mit Hilfe einer Kettenübertragung beim Anlassen des Motors zugleich das auf der
verlängerten Trommelwelle drehbare Kettenrad k und die
unrunde Scheibe l gedreht, die, wie aus Fig. 122 hervorgeht,
den Bremshebel nach oben drückt und so die auf der Schneckenwelle angebrachte
Backenbremse löst. In der gezeichneten Stellung ist dieselbe durch das Gewicht des
Hebels festgezogen.
Die Abstellung der Winde geschieht im allgemeinen durch den Fahrstuhl selbst, der
kurz vor der höchsten oder tiefsten Stellung gegen einen auf dem Steuerseil
festgeklemmten Knaggen stösst und, indem er das Seil mitnimmt, den Motor ausschaltet
und die Bremse zum Einfallen bringt. Für den Fall, dass diese Vorrichtung versagen
sollte, tritt eine Notausrückung in Funktion, die auf der Trommelwelle angebracht
ist und aus einer mit dem Kettenrad verschraubten Hülse mit länglichem Schlitz und
einer Mutter besteht, die sich auf dem mit Gewinde versehenen Wellenende bei Drehung
der Trommel hin und her schraubt, bis sie gegen eine der beiden auf der Trommelwelle
festgestellten Muttern stösst, sich mit dieser kuppelt und nun samt Hülse und
Kettenrad mitgenommen wird. Diese Vorrichtung wird bei Aufzugwinden sehr häufig
angewandt.
Ferner ist eine Schutzvorrichtung gegen Hängeseil vorhanden, welche die Winde
abstellt, sobald die Seile infolge Festhängens des niedergehenden Fahrstuhls schlaff
werden. Zu dem Zwecke sind die Seile durch an Hebeln befestigte Laufrollen o belastet, die bei schlaffem Seil niedersinken. Der
Hebel hat seinen Drehpunkt auf der Trommelachse und legt sich mit einer Rolle p am anderen Ende gegen den Hebel q, der eine Gleitbahn für die Rolle eines durch
Federzug gespannten Hebels r trägt. Wenn die Rolle o zu tief niedersinkt, so wird Hebel r frei und muss dem Zuge der Feder nachgeben. Dabei
rückt er eine Kuppelung ein, welche das Kettenrad der Steuerung mit der Trommelwelle
verbindet, so dass das Rad mitgenommen wird und den Motor ausschaltet.
An der Winde ist noch eine Zeigervorrichtung angebracht, bestehend aus einem von der
Trommelwelle angetriebenen Zahnradvorgelege mit Trommel, die einen Zeiger an beiden
Schachtzugängen auf und nieder bewegt und so den Stand des Fahrstuhls erkennen
lässt.
Um zu schnelles Abwärtsgehen des Korbes zu verhüten, ist weiter ein als
Schleuderbremse konstruierter Geschwindigkeitsregulator auf dem Leitrollengerüst
angebracht. Ein innerhalb des Schachtes geführtes endloses Seil läuft oben und unten
über eine Leitrolle. Die untere Rolle ist durch ein in ⌜-Eisen geführtes Gewicht belastet und hält so die Seilleitung gespannt,
während auf die obere Rolle der Geschwindigkeitsregulator wirkt. Das Seil ist in
einen in Fig.
118 punktiert angedeuteten Hebel f
eingehängt, der auf der Welle des Fanghebels c sitzt
und bei normalem Betriebe das Seil mitzieht. Wird indessen die höchste
zulässige Geschwindigkeit von 1,5 m pro Sekunde überschritten, so beginnt infolge zu
rascher Drehung der oberen Leitrolle die Schleuderbremse zu wirken und hält das Seil
zurück. Dadurch wird der Hebel f angezogen, der seine
Bewegung dem Hebel c mitteilt und so die
Fangvorrichtung einrückt.
Damit der Führer des Aufzugs im Falle, dass eine Unregelmässigkeit vorkommen sollte,
in der Lage ist, sich nach aussen hin bemerkbar zu machen, ist neben dem
Schachtgerüst ein elektrischer Läuteapparat angebracht, der durch einen Druckknopf
vom Förderkorbe aus in Thätigkeit gesetzt wird.
Ausleger-Speicheraufzug mit Riemenbetrieb für 1000 kg Tragkraft von der Düsseldorfer Maschinenbau-A.-G. vorm. J. Losenhausen.
Der im Pavillon der Firma ausgestellte Aufzug soll dazu dienen, Lasten an der
Aussenseite von Speichergebäuden zu heben und sie in den Lagerraum hineinzuziehen.
Der Lasthaken ist mit loser Rolle an einer Katze aufgehängt, die durch auf beiden
Seiten angreifende Seile von der Winde aus hin und her bewegt wird. Das eine Ende
des Lastseils ist an dem vorderen Ende des Auslegers befestigt, das andere läuft zur
Hubtrommel der Winde.
Diese ist in bekannter Weise als Friktionswinde mit Keilrädern ausgeführt. Die Achsen
beider Trommeln sind in Exzentern gelagert und werden durch ein Hebelwerk vom Führer
nach der einen oder anderen Seite bewegt. Das Hubtrommelrad wird zum Aufziehen der
Last gegen das kleine Keilrad gepresst, das auf der Hauptantriebswelle sitzt, und
bei entgegengesetzter Hebelbewegung in einen hölzernen Bremsklotz gedrückt. Lässt
der Führer den Handhebel los, so bringt ein Gewicht die Trommelwelle in die
Bremsstellung. Durch geringes Anheben des Gewichtes kann der Führer die Last bezw.
den leeren Haken senken. Im vorliegenden Falle reguliert eine Schleuderbremse auf
der Trommelwelle die Senkgeschwindigkeit.
Für die Fahrbewegung der Katze ist eine zweite Trommel vorhanden, auf welche die
beiden Fahrseile sich in verschiedenem Sinne aufwickeln. Das Trommelrad wird durch
Drehung des Exzenters gegen die Antriebskeilräder gepresst, von denen das eine auf
der Hauptantriebswelle, das andere auf einer durch gekreuzten Riemen getriebenen
Hilfswelle auf der anderen Trommelseite angeordnet ist. Je nach Benutzung des einen
oder des anderen Triebes wird die Katze nach innen oder nach aussen gefahren.
Die Winde soll von dem Standpunkt des bedienenden Arbeiters neben der Luke gesteuert
werden, und zwar zum Heben und Senken durch Ziehen an einer aus Hanfseil oder
schwachem Drahtseil gebildeten Steuerleine, zum Katzenfahren durch Drehen einer
vertikalen Steuerstange mittels Handgriff. Wenn gewünscht, können die Winden mit
Schraubenausrückung versehen werden, entsprechend der Vorrichtung an der Winde des
Personenaufzugs, und zwar sowohl zum Schutz gegen zu hohes Aufziehen des Hakens, wie
auch gegen Ueberfahren der Endstellungen der Laufkatze.
(Schluss folgt.)
Zuschriften an die Redaktion.
(Unter Verantwortlichkeit der Einsender.)
In Heft 23 und 24 des laufenden Jahrgangs Ihrer Zeitschrift gibt Herr W. Schenker u.a. ein Verfahren, um bei unrunden
Scheiben aus den Wegen der Rolle auf die Grösse der auftretenden Geschwindigkeiten
und Beschleunigungen zu schliessen oder andererseits nach Annahme eines bestimmten
Verlaufes der Beschleunigungen rückwärts die zugehörige „Ventilkurve“ zu
ermitteln. Er bedient sich bei diesem Verfahren der graphischen Differentiation bezw. Integration.
Herr Schenker nimmt hierbei in einer Fussnote (S. 357)
auf mein Buch Die Steuerungen der Dampfmaschinen,
S. 460, Bezug und sagt, das dort zur Bestimmung der Geschwindigkeitsverhältnisse bei
unrunden Scheiben gegebene Verfahren könne für einigermassen genaue Untersuchungen
nicht in Frage kommen, sowie ferner, nach diesem Verfahren sei die dort ebenfalls,
doch ohne nähere Anleitung vorgeschlagene Rückwärtskonstruktion nach angenommenen
Beschleunigungsverhältnissen überhaupt nicht ausführbar.
Von beiden Behauptungen ist das Gegenteil der Fall. Was
zunächst die Frage der Genauigkeit anbelangt, so
lässt sich freilich bei dem von Herrn Schenker
empfohlenen Verfahren der Betrag von tang α mit
beliebiger Genauigkeit abmessen, wenn der Neigungswinkel α der Tangente an die s-Kurve feststeht (s.
z.B. die Tangente b – c in Fig. 1 S. 358). Aber das Einzeichnen dieser Tangente selbst ist ein
Vorgang, der zu starken Ungenauigkeitsfehlern Anlass gibt. Das Ziehen einer Tangente
ist denn doch gleichbedeutend mit der Fixierung zweier benachbarter Punkte auf der
Kurve, deren Verbindungslinie dann verzeichnet wird. Die Richtung der Tangente kann
daher höchstens mit demjenigen Grade der Sicherheit gefunden werden, mit Welchem die
beiden Punkte getroffen werden. Das von mir empfohlene Verfahren, welches jedoch
unmittelbar an der für die eigentliche Daumenform zu verzeichnenden Wegkurve des
Rollenmittelpunktes anzuwenden ist, würde, an der mit rechtwinkligen Koordinaten
verzeichneten s-Kurve ausgeführt, darin gestehen, dass
für zwei benachbarte Punkte, beispielsweise in Fig. 1
für zwei Punkte, welche auf der Kurve in einem wagerechten Abstande von 2 mm rechts
und links vom Punkt c liegen, die Höhendifferenz
festgestellt und durch die zugehörige Zeit, hier als wagerechter Abstand der Punkte
auftretend, dividiert wird, um die Geschwindigkeit an dieser Stelle zu erhalten. Die
beiden Grössen, deren Quotient hier gebildet wird, sind die senkrechte und die
wagerechte Kathete eines kleinen rechtwinkligen Dreiecks, welches dem grossen
Dreieck abc in Fig. 1
ähnlich ist. Indem nun Herr Schenker zur Feststellung
von v = tang α in dem letztgenannten Dreieck den
Quotienten der senkrechten und der wagerechten Kathete bildet, geht er ebenso vor
wie ich, nur mit dem Unterschiede, dass er die beiden von mir gemessenen Längen in
einem bestimmten Massstab vergrössert. Aber hierbei vergrössern sich im gleichen
Verhältnis die den beiden einzelnen hängen anhaftenden Fehler, und der erhaltene
Quotient ist um nichts genauer als der sich bei Benutzung der kleinen Abmessungen
ergebende. Die Ungenauigkeiten in der Bestimmung der letzteren sind eben nur eine
Folge der Unsicherheit in der Festlegung der beiden Kurvenpunkte, und diese wirkt in
gleichem Masse auf eine Ungenauigkeit in der Tangentenrichtung hin. Bei beiden
Verfahren wird übrigens die Genauigkeit eine um so feinere, je näher aneinander
liegend die beiden Punkte der Kurve gewählt werden, je mehr also danach gestrebt
wird, an Stelle des Mittelwertes der Geschwindigkeit in einem endlichen Intervall
den nur in einem Punkte vorliegenden Wert zu setzen. – Die Ermittelung der
zahlenmässigen Hubdifferenzen nach meinem verfahren kann etwa so geschehen, dass die
radialen Abmessungen in der die eigentliche Daumenkurve enthaltenden Figur mit dem
Stechzirkel abgestochen und dann auf dem Massstab abgelesen werden. Nach dem anderen
Verfahren findet ebenfalls dieses Abstechen statt, worauf ein Uebertragen dieser
Zirkelöffnung in die s-Kurve erfolgt. Der bei diesem
Uebertragen gemachte Fehler sei hier, was gewiss billig erscheinen wird, demjenigen
gleich angenommen, welcher im anderen Falle beim Ablesen der Zahl auf dem Massstab
gemacht wird. Von hier ab tritt bei mir überhaupt keine weitere Quelle von
Ungenauigkeiten auf, da zur Ermittelung der Beschleunigungen rein rechnerisch die
Differenzen der Geschwindigkeitswerte gebildet und durch die zugehörigen
Zeitintervalle dividiert werden. Im Gegensatz hierzu sind im anderen Falle, nachdem
zwei benachbarte Punkte auf der s-Kurve festgestellt
sind, zunächst zur Ermittelung der v-Kurve aus jener
noch eine ganze Zahl von Vorgängen auszuführen, welche sich dann ganz entsprechend
wiederholen, um von der v-Kurve auf die p-Kurve zu kommen. Dieselben begehen, um die in Fig. 1 auf S. 358 für die v-Kurve angewandten Bezeichnungen zu benutzen, in dem Ziehen bezw.
Abmessen der Linien O h, ε, g h, h L, L H. Jeder
einzelne dieser Vorgänge gibt Veranlassung zu Ungenauigkeiten. Wenn diese auch
sämtlich weniger ins Gewicht fallen als die bei Feststellung der beiden benachbarten
Punkte auf der s-Kurve entstehenden, so wird ihr
Zusammenwirken und ihr doppeltes Auftreten es doch gerechtfertigt erscheinen lassen,
wenn ich ausspreche, dass mein Verfahren genauer als
dasjenige des Herrn Schenker ist.
Es ist übrigens an dieser Stelle darauf hinzuweisen, was in dem erwähnten Aufsatz
nicht geschieht, dass die in Rede stehenden Ermittelungen in jedem Falle nur eine
sehr beschränkte Genauigkeit geben können. Beträchtliche Fehler im Ergebnis sind
schon infolge davon unvermeidlich, dass der ausgeführte Daumen selbst bei bester
Bearbeitung kleine Abweichungen von dem vorgeschriebenen Verlauf der Kurve oder die
von einem solchen abgenommene Kurve Abweichungen von dessen wahrer Gestalt zeigen
wird. Bei Annahme von Ungenauigkeiten, wie sie so klein nur bei äusserster Sorgfalt
zu erreichen sein werden (etwa Fehler in der Länge dreier Ordinaten der s-Kurve, welche um je 12 mm voneinander abstehen, von
jedesmal nur 0,1 mm), ergeben sich Fehler für die einzelnen Beträge der
Beschleunigung, die etwa 50 % des überhaupt vorliegenden Mittelwertes derselben
ausmachen. (Es ist dies die Folge der zweimaligen Division durch den sehr kleinen
Bruchteil einer Sekunde, der auf das einzelne Intervall kommt.) Aus dieser
Thatsache, zu welcher übrigens der von Herrn Schenker
gewählte grosse Massstab für die Ordinaten seiner Beschleunigungskurve in einem
gewissen Missverhältnis steht, ergibt sich, dass auf eine einigermassen sichere
Ermittelung der sich herstellenden bezw. Verwirklichung der gewünschten Werte der
Beschleunigung im einzelnen nicht zu rechnen ist, vielmehr das ganze Verfahren nur
den Zweck haben kann, den Verlauf derselben im grossen und ganzen festzustellen oder
beim umgekehrten Vorgang die günstigen Beschleunigungsverhältnissen entsprechende
Form des Daumens so weit zu verwirklichen, dass derselbe an der in Betrieb gesetzten
Maschine bei Anwendung massiger Abmessungen der Feder durch unbedeutende, auf
einzelne Stellen beschränkte Nachhilfe mit der Feile zu tadellosem Arbeiten gebracht
werden kann. Auch hierin wird übrigens noch ein wesentlicher Nutzen der in Rede
stehenden Untersuchungen zu erblicken sein.
Herr Schenker bestreitet an der erwähnten Stelle auch
die Möglichkeit der Rückwärtskonstruktion mit meinem
Verfahren. Was einem solchen Vorgehen entgegenstehen sollte, ist ganz und gar nicht
einzusehen. Ich habe dasselbe im Gegenteil durch Anwendung auf mehrfache Beispiele
als sehr leicht und sicher ausführbar erkannt. Der zu verwirklichende Verlauf der
Beschleunigungen kann hierbei etwa in der Weise angenommen werden, dass ein
unveränderlicher Wert derselben innerhalb jedes einzelnen der Intervalle, die den
aufeinander folgenden Zeitteilchen entsprechen, zu Grunde gelegt wird. Dem Zweck des
Ganzen, die Beschleunigungswiderstände überall niedriger zu halten als die zu deren
Ueberwindung verfügbaren Kräfte, kann auch bei Annahme eines stufenförmig
springenden Verlaufs in genau gleich günstiger Weise wie bei Annahme einer
kontinuierlichen Beschleunigungskurve entsprochen werden. Die in den gleichen
Zeitintervallen t zurückgelegten Einzelwege
(Hubdifferenzen) s1
s2 ... berechnen sich
nun in einfachster Weise mit Hilfe der Formeln:
s1= p01 . t2, s2
– s1
= p12 . t2, s3
– s2
= p23 . t2 . . .
wo p01, p12 ...
bei stufenweise springender Beschleunigung das arithmetische Mittel der beiden in
den benachbarten Intervallen vorliegenden Werte derselben oder bei kontinuierlichem
Verlauf der Beschleunigungskurve einfach den Wert an der Intervallgrenze bedeuten.
Im ersteren Falle ergibt die Berechnung genau richtige Zahlen, im letzteren
Annäherungen, welche bei nicht allzu grober Intervallteilung fast völlig genau
richtig sind. Auf diese Weise lässt sich der Vorgang der Rückwärtskonstruktion
konsequent für den ganzen Verlauf des Daumens durchführen, und zwar mit der
wesentlichen Vereinfachung, dass die Ermittelung der Geschwindigkeitswerte
fortfällt, welche man nach dem graphischen Verfahren erst feststellen und für sich
in einer Kurve auftragen muss. – Herr Schenker führt
die Rückwärtskonstruktion in dem Beispiele, das er gibt, nur teilweise, nämlich
zwischen den Punkten B und D in seiner Fig. 5 (S. 373) durch. Für den
Verlauf zwischen A und B
sowie D und E, also für
die ganze Hälfte der Erstreckung geht er wieder den alten, umgekehrten Weg, indem er
erst die v-Kurve annimmt und hieraus die p-Kurve entwickelt. Er weicht hier von dem gestellten
Programm wieder ab, um die Gleichheit des gesamten Weges für Anhub und Niedergang
durch entsprechende Wahl der v-Kurve herbeiführen zu
können. Er hat augenscheinlich nicht erkannt, dass sich die Annahme der
Beschleunigungskurve ohne weiteres auf die ganze Länge des Diagramms ausdehnen
lässt, indem ein Verlauf der Beschleunigungen festgestellt wird, der nur in zwei
Hinsichten an bestimmte Regeln gebunden ist und im übrigen ganz willkürlich gewählt
werden kann. Die Beschleunigungskurve muss zunächst für den Aufgang so bestimmt
werden, dass die von dem positiven mit der von dem negativen Teil begrenzten Fläche
inhaltsgleich ist. Das erfordert die Bedingung, dass die durch die Gesamtfläche
dargestellte Endgeschwindigkeit = 0 wird. Das Gleiche gilt für den Niedergang, der
auch mit der Geschwindigkeit Null endigt. (Wenn der Beginn, sowie die Endigung der
ganzen Bewegung mit einer endlichen Geschwindigkeit berücksichtigt werden soll,
müssen die Flächen, statt gleich zu sein, sich um die diesen Geschwindigkeiten
entsprechenden Beträge unterscheiden.) Für den Niedergang wird die
Beschleunigungskurve zunächst von derjenigen für den Aufgang ganz unabhängig
gewählt. Die Folge wird sein, dass der sich für den Niedergang ergebende Gesamtweg
sn demjenigen für
den Aufgang sa nicht
gerade gleich wird. Daher muss schliesslich noch eine Reduktion der sämtlichen für
den Niedergang angenommenen Werte der Beschleunigung durch Multiplikation mit
\frac{s_a}{s_n} stattfinden. Da die Wege in den gleichen Intervallen sich verhalten wie
die Beschleunigungen, reduzieren sich hierdurch auch die Gesamtwege in diesem
Verhältnis, der ganze Hub Sn wird also = sa. Die schliesslich festgesetzten Werte der
Beschleunigung für die Senkung zeigen unter sich dasselbe Gesetz des Anwachsens und
Abnehmens wie vorher, sie sind nur in ihrem Verhältnis zu den für den Aufgang
gültigen Werten verändert worden. Nur wenn das in dem gerade vorliegenden Fall mit
Rücksicht auf möglichst günstige Ausnutzung der Federkraft nicht zweckmässig
erscheinen sollte, sind für den Niedergang
neue Annahmen zu machen, indem etwa auch die darauf entfallende Zeit
vergrössert oder verkleinert wird. Es lässt sich also nach
meinem Vorgange die Rückwärtskonstruktion wesentlich einfacher und
vollständiger, als es Herr Schenker thut,
durchführen (s. auch im folgenden).
Zum Schluss will ich noch betonen, dass ich, wie Herr Schenker, die Verfolgung der Beschleunigungsverhältnisse überhaupt und die
graphische Auftragung der Beschleunigungswiderstände und der verfügbaren Kräfte, um
den von mir vorgeschlagenen Vergleich zwischen diesen möglichst übersichtlich zu
gestalten, für recht wichtig zur Erzielung ruhig arbeitender und nicht zu grosser
Abnutzung unterworfener Formen bei den Daumen und ähnlichen Organen des
Steuerungsantriebes halte. Speziell erscheint mir auch der Vorschlag des Herrn Schenker bemerkenswert, eine „Normalwegkurve“ aufzustellen. Herr Schenker unterlässt es hierbei übrigens, eine Anleitung
für die bei deren Verwendung sowie überhaupt der Rückwärtskonstruktion erforderliche
Reduktion der Beschleunigungen zu geben. Diesbezüglich ergibt sich leicht, dass,
wenn in dem gerade vorliegenden Fall der Hub a-mal und
die Zeit b-mal so gross ist wie bei der Normalkurve
angenommen, die Beschleunigungen der letzteren sich mit \frac{a}{b^2} multiplizieren.
Herr Schenker gibt in Fig.
5 ein Beispiel der Normalkurve, macht aber keinerlei allgemeine Angaben
über die Aufeinanderfolge der Beschleunigungswerte, die sich mit Rücksicht auf die
von ihm angeführten Gesichtspunkte empfiehlt. Ich habe auch meinerseits eine solche
– allerdings einigermassen abweichende – Normalwegkurve für Daumen von
Dampfmaschinensteuerungen aufgestellt und für dieselbe eine Anzahl in gleichen
Zeitabschnitten aufeinander folgender Ordinaten für Auf- und Niedergang zahlenmässig
ermittelt. Dabei liessen sich aber die Grundlagen so feststellen, dass die Kurve
nicht nur, wie Herr Schenker in Aussicht nimmt, „für
eine ganze Reihe nicht allzuweit auseinander liegender Hub- und Zeitverhältnisse
einer Steuerungsbauart“, vielmehr fast innerhalb beliebig weiter Grenzen
brauchbar ist, d.h. für Ein- und Auslassdaumen einer jeden Ventildampfmaschine sowie
auch in ihrem auf den Niedergang bezüglichen Teil mit einer kleinen sich von selbst
ergebenden Abweichung für die Schwingkurven mit Exzenterantrieb, vielleicht unter
Ausschluss sehr extremer Fälle, wo ganz aussergewöhnliche Verhältnisse vorliegen.
Die Verwendung einer solchen Normalkurve bindet den Konstrukteur auch bezüglich der
Schnelligkeit von Eröffnung und Schluss der Ventile durchaus nicht, da dieselbe eben
die Zeit, welche auf die Hebung und Senkung zu verwenden ist, nicht vorschreibt. Die
vorläufige Annahme einer s'-Kurve und die Ermittelung
der zugehörigen v'- und p'-Kurve, wie sie Herr Schenker in Fig. 5 trotz seines Trogramms der
Rückwärtskonstruktion zunächst durchführt, fällt damit auch fort, was wieder eine
beträchtliche Zeitersparnis ergibt. Ein näheres Eingehen auf den Gegenstand behalte
ich einer besonderen Veröffentlichung vor. – Gerade weil ich dem ganzen hier in Rede
stehenden Verfahren einige Bedeutung beimesse, glaubte ich im Vorhergehenden auf
eine Erörterung der überhaupt möglichen und einen Vergleich der mit den beiden
verschiedenen Verfahren zu erreichenden Genauigkeit etwas näher eingehen zu
sollen.
Berlin, den 25. Juli 1902.
C. Leist.
––––––––––
Zu den Ausführungen des Herrn Leist erlaube ich mir
folgendes zu bemerken:
Für die Zulassung eines Verfahrens zu genauen Untersuchungen sind in erster Linie
gute Uebersichtlichkeit und die Möglichkeit unmittelbarer Beurteilung der gewonnenen
Werte bestimmend. Dass diese beiden Eigenschaften bei dem von Herrn Leist angewendeten Verfahren vorhanden seien, wird wohl
nicht behauptet werden können.
Ich selbst habe das genannte Verfahren auch schon angewendet, dabei aber, um eine
gute Uebersicht zu erhalten, die berechneten Beschleunigungswerte in ein
rechtwinkeliges Koordinatensystem übertragen, gelangte somit ohne es zu
beabsichtigen, auf den in meinem Aufsatz eingeschlagenen Weg. Werden bei dem
Abwickelungsverfahren die v- und p-Kurven geprüft, wie ich auf S. 358 dieser Zeitschrift
angegeben, so lässt sich von der Uebertragung der Punkte in das rechtwinkelige
Koordinatensystem ab eine beliebige Genauigkeit erzielen. Ungenauigkeiten der
Uebertragung selbst fallen übrigens bei diesem Verfahren als Unstetigkeiten der
Kurven leicht auf, wogegen bei dem Leist'schen
Verfahren fehlerhafte Ablesungen in der weiteren rechnerischen Behandlung nicht
leicht zu entdecken sind. Dass die Rückwärtskonstruktion der Nockenformen sehr
leicht und übersichtlich durchführbar ist, geht aus der vorstehenden Zuschrift
ebensowenig wie aus dem Buche: Leist, Die Steuerungen der
Dampfmaschine, hervor.
Weiter wirft mir Herr Leist vor, ich hätte bei der
Rückwärtskonstruktion der Wegkurve die Bestimmung nur zwischen den Punkten B und D durchgeführt und
sei dann von dem gestellten Programm abgewichen. Ich habe wahrscheinlich nicht
erkannt, dass sich die Annahme der Beschleunigung ohne weiteres auf die ganze Länge
des Diagramms ausdehnen lasse.
Daraus, dass ich nicht den Weg verfolgt habe, wie ihn Herr Leist angibt, wird also ganz einfach eine Unkenntnis gefolgert.
Das Wichtigste bei der Bestimmung der Beschleunigungsverhältnisse ist die Wahl der
negativen Beschleunigung. Die positive Beschleunigung kann von der Steuerung immer
zur Genüge aufgebracht werden, nicht aber die negative, von der Feder zu liefernde.
Nach meinem Vorgehen lässt sich die negative Beschleunigung als Ganzes behandeln,
die beiden positiven Beschleunigungen hängen dagegen von der Form der zu
vervollständigenden v-Kurve ab, sind also nur indirekt zu beeinflussen.
Herr Leist behandelt hingegen die negative
Beschleunigung in zwei Teilen, kann somit nur durch Zufall Verhältnisse erhalten,
wie sie zur günstigen Ausnutzung der Ventilfederkraft erforderlich sind, wogegen er
die beiden weniger wichtigen positiven Beschleunigungskurven direkt wählen kann.
Herr Leist schreibt, ich hätte trotz meines
aufgestellten „Programms“ zunächst eine s'-Kurve
angenommen.
Wo findet sich denn in meinem Aufsatz ein „Programm“, in welchem ich mich
ausdrücke, ich wolle die Rückwärtskonstruktion so und nur so durchführen?
Die weiteren Darlegungen des Herrn Leist lassen
durchblicken, ich hätte die Grenzen der Anwendbarkeit der Normalkurve nicht
erkannt.
Wie ich im Anfang des fünften Abschnittes meines Aufsatzes ausgeführt, ist die Wahl
der Wegkurve nicht allein abhängig von der Grösse der Kraftwirkungen, sondern, und
zwar hauptsächlich bei langsam laufenden Maschinen, ist auch die Berücksichtigung
der Ventildurchgangsgeschwindigkeit des Dampfes erforderlich (vgl. die beiden ersten
Punkte S. 373).
Bei langsam laufenden Maschinen ist es nun vorteilhaft, das Ventil so rasch auf den
vollen Hub zu bringen, als es der Federdruck zugibt und ebenso den Schluss so spät
wie möglich herbeizuführen. Man könnte nun sagen, in diesem Fall reisst man die
Normalkurve einfach in der Mitte durch, zieht die beiden Teile auseinander und
verbindet sie wieder durch eine Gerade (vgl. z.B. Gerade DE,
Fig. 2). Allein hierdurch erhält man die plötzlichen
Beschleunigungswechsel in den Endpunkten der Geraden. Um diese zu vermeiden, wird
man also genötigt sein, eine neue Ventilwegkurve aufzustellen.
In Erwägung dieses Umstandes habe ich mich ausgedrückt, die Normalwegkurve sei für
eine ganze Reihe nicht allzuweit auseinander liegender
Hub- und Zeitverhältnisse brauchbar. Sagt denn der Satz des Herrn Leist: Die Normalwegkurve ist fast innerhalb beliebiger Grenzen brauchbar, etwa mehr aus?
Legnano, den 15. August 1902.
W. Schenker,
Ingenieur der Firma Franco Tosi.
––––––––––
In Band 316 Heft 51 vom Dezember 1901 ist in einem Aufsatz „Die Schreibmaschine
vom Standpunkte der Zweckmässigkeit ihrer Konstruktion“ eine
Zusammenstellung von einer Reihe von Schreibmaschinen gegeben.
In dieser summarischen Zusammenstellung der Hauptkonstruktionsmerkmale ist die
„Remington-Sholes“-Maschine als eine „Nachahmung“ der
Original-Remington-Standard bezeichnet.
Die Remington-Sholes-Company hat nun in dieser
Bezeichnung der thatsächlichen Gleichheit der konstruktiven Grundidee beider
Maschinen eine Schädigung ihrer Interessen insofern zu erblicken geglaubt, als
daraus die Absicht eines Plagiates, d.h. einer subjektiven Nachahmung der
Original-Standard-Remington gelesen werden könnte.
Ich erkläre daher auf Wunsch, dass dieser Sinn weder beabsichtigt, noch aus dem
Zusammenhang mit Notwendigkeit zu entnehmen ist.
A. Beyerlen, Civilingenieur.
Bücherschau.
Lehrbuch der technischen Mikroskopie. Von Prof. Dr. T. F. Hanausek: Stuttgart 1900. Ferdinand Enke,
Wiesner's Einführung in die technische Mikroskopie,
1867, ist veraltet und die Litteratur kennt kein neueres Werk von ähnlicher Tendenz.
Es ist daher mit Freude zu begrüssen, dass es ein Meister auf dem Gebiet der
technischen Mikroskopie, Hanausek, unternommen hat, ein
Lehrbuch zu schaffen, welches einerseits den Studierenden mit dem Gebiet der
technischen Mikroskopie bekannt macht, andererseits aber auch dem Geübten und in der
Praxis Stehenden Anleitung gibt, wie er neu an ihn herantretende Untersuchungen
anzufassen und durchzuführen hat. Beim Durchsehen der einzelnen Kapitel fällt uns
angenehm auf, dass auch die Fabrikationsmethoden, jedoch in weiser Beschränkung auf
das Wesentlichste, gestreift sind und dass der Verfasser aus seiner reichen Praxis
Beispiele von Untersuchungsbefunden und diesbezügliche Schlüsse angibt, die jedem,
der sich beruflich mit technisch-mikroskopischen Arbeiten befassen muss,
eintretendenfalls von grossem Nutzen sein werden.
Auf 441 Seiten behandelt der Verfasser zunächst die Apparate, also das Mikroskop und
die dazu gehörigen Hilfsapparate, sowie die Reagentien und die Technik ihrer
Anwendung. In Weiteren Kapiteln werden die verschiedenen Stärkesorten, die
vegetabilischen Faserstoffe, die tierischen Faserstoffe, einschliesslich Papier- und
Gewebeuntersuchungen abgehandelt. Hieran Reihen sich die Mikroskopie der Holzarten
an, es folgen sodann Blätter, Blüten, Früchte und Samen, Mehlsorten, Gewürze,
Rückstände der Oelfabrikation wie Oelkuchen, technisch verwendete tierische
Hartteile wie Hörn, Knochen, Schildpatt u.a.m., und schliesslich folgt noch eine
Anleitung zur Vornahme mikrochemischer Analysen, wie sie insbesondere zur
Ermittelung von mikroskopischen Inhaltsstoffen der vorstehend aufgezählten
Pflanzenbestandteile und anderer Rohstoffe dienen.
Wir sind der Ansicht, dass das vortreffliche Werk eine in der Litteratur sehr
empfundene Lücke ausfüllt und dass es sowohl den Studierenden als auch den
Praktikern, so insbesondere den Vertretern der angewandten Chemie und verwandten
Fachleuten gute Dienste leisten wird. Was die etwa 100 in den Text gedruckten
Abbildungen betrifft, so sind diese nicht nur sorgfältig ausgewählt, sondern auch
gut wiedergegeben.
Bjd.
Jahrbuch für Acetylen und Karbid. Herausgegeben von Dr. M. Altschul, Dr. Karl Scheel und Prof. Dr. J. H. Vogel. Band II. Jahrgang 1900. Mit 89 Abbildungen. Halle a. S. Karl Marhold.
Vielleicht etwas zu früh für die junge Industrie ist ihr schon 1899 ein Jahrbuch
beschert worden, von dem der zweite Band, Jahrgang 1900, vorliegt. Jedes Jahrbuch
ist ein gewagtes Unternehmen, für die Herausgeber und für den Verleger. Jede Auflage
muss innerhalb Jahresfrist abgesetzt und jeder Band muss (so verlangt es wenigstens
der Käufer) durch und durch neu bearbeitet sein. Jedes Jahrbuch darf ferner nur über
die Erscheinungen des betreffenden Jahres berichten. In letzterer Begehung leiden
viele dieser Bücher an dem Uebelstande, dass sie bis auf wenige Ausnahmen, sich nur
auf die deutsche Litteratur stützen, die ohnedies den meisten Lesern bekannt ist.
Aber auch dann sind es immer nur einige Zeitschriften, die die einigen Leitfaden bei
Abfassung vieler Jahrbücher darstellen, jährend nicht selten in Zeitschriften, die
entweder weniger bekannt sind oder die etwas entfernteren Gebieten dienen, wertvolle
Mitteilungen enthalten sind, die in einem Jahrbuche unbedingt nicht fehlen dürfen.
Auch das vorliegende Jahrbuch ist nicht ganz frei von einigen dieser Fehler.
Wünschenswert wäre es ausserdem, wenn die Herausgeber überall die Urquelle angeben
würden, anstatt sich auf diejenige Zeitschrift zu beschränken, die ein Referat nach
der Originalarbeit brachte. Ueberhaupt wäre bei den Referaten eine sorgfältigere
Litteraturangabe notwendig, um beim Nachschlagen Verzögerungen zu vermeiden. Es ist
fraglos, dass aus den oben dargelegten Gründen namentlich das vorliegende Jahrbuch
auf viele Schwierigkeiten stösst, aber bei der immer mehr anschwellenden Litteratur
über Acetylen und Karbid kann das Buch nur dann seinen Zweck erfüllen, wenn die
Herausgeber das Unwichtige vom Wichtigeren strenge trennen und vor allem auch die
ausländische Litteratur berücksichtigen. In dem ganzen Buche ist z.B. weder eine der
französischen, noch die englische oder amerikanische Spezialzeitschrift
referatorisch herangezogen, von denen übrigens die letztere nicht, wie in der
Litteraturübersicht am Schlusse des Buches angegeben, in Buffalo, sondern in Chicago
und die englische nicht in Manchester, sondern schon seit Anfang des Berichtsjahres
in London erscheint. Wenn die in dieser Uebersicht angeführte Litteratur auch nur
zum Teil berücksichtigt werden würde, könnte das Buch seinen Zweck fast
vollständig erfüllen, was um so eher möglich wäre, als der Preis von 10 M. für das
186 Seiten starke Buch, von denen sich nur knapp 150 mit Referaten beschäftigen,
auch eine entsprechende Erweiterung zuliesse. Es wäre erfreulich, wenn die
Herausgeber und der Verlag diese Anregungen beachten würden, um der Karbid- und
Acetylentechnik ein wirklich brauchbares, vollkommenes Jahrbuch zu verschaffen. Der
Anfang ist dankenswerterweise gemacht, möge die Fortsetzung des Erfolg
versprechenden Werkes dem Bedürfnisse verständnisvoll entgegenkommen.
Liebetanz.
Die städtische Verbrennungsanstalt für Abfallstoffe am Bullerdeich in Hamburg. Von F. Andreas Meyer, Oberingenieur der Baudeputation in Hamburg. Zweite nach einem fünfjährigen Betriebe der Anstalt völlig neu bearbeitete Auflage.
Mit 13 Tafeln. Braunschweig 1901. Friedrich Vieweg und Sohn.
Die vorliegende Schrift ist eine Sichtung früherer Publikationen über diesen
Gegenstand und eine Zusammenfassung derselben. Die Schrift gibt eine Beschreibung
der Anstalt, macht Angaben über die Baukosten, den Betrieb und dessen Kosten,
behandelt die Beschaffenheit der Verbrennungsrückstände und ihre Verwendung bezw.
Beseitigung. Die in der Hamburger Anstalt erzielten Ergebnisse der Verbrennung des
Kehrichts von etwa 15 Städten sind tabellarisch zusammengestellt. Eine Anzahl
Abbildungen der Anstalt und ihrer einzelnen Teile, graphische Darstellungen über die
Betriebsergebnisse, sowie ein Uebersichtsplan vervollständigen die in knapper, aber
prägnanter Weise geschriebene Abhandlung.
Bjd.
Die Metallfärbung und deren Ausführung mit besonderer Berücksichtigung der chemischen Metallfärbung. Von Georg Buchner, selbständiger öffentlicher Chemiker in München. Zweite, verbesserte und vermehrte Auflage. Berlin 1901. M. Krayn.
Die vorliegende zweite Auflage, welche nach wenigen Jahren der ersten gefolgt ist,
beweist, dass das, wir wollen es gleich zum voraus sagen, treffliche Werk einem
grossen Bedürfnis entsprochen hat. Die Litteratur über Metallfärbung ist sehr
zerstreut und es ist für den Gewerbetreibenden schwer, wenn nicht unmöglich, das
Gute aus dem Wertlosen herauszusuchen. In der Regel fehlen dem Praktiker die
chemischen Kenntnisse zur Beurteilung der Rezepte. In dem Buchner'schen Werk wird nun dem Praktiker durchaus kein blosses Rezeptbuch
in die Hand gegeben, vielmehr sucht dasselbe das nötige Verständnis für die
Hervorrufung von Färbungen und die hierbei sich abspielenden Vorgänge zu vermitteln,
so dass man unter weiser Benutzung der gegebenen Anleitungen selbständig arbeiten
lernt. Auf Punkte, wo es auf sogen. Kunstgriffe ankommt, wenn die Arbeit gelingen
soll, ist allenthalben aufmerksam gemacht.
Zum Inhalt sei gesagt, dass sich derselbe auf 254 Seiten Text verteilt und sich in
zwei Hauptabteilungen zergliedert, nämlich in den allgemeinen Teil, welcher sich mit der Einführung in das umfassende Gebiet
und den Vorbereitungsarbeiten, die Vorbehandlung der Metalle beschäftigt, und in den
speziellen Teil, der die ganze chemische
Metallfärbung umfasst. Das Buch ist dem Gewerbetreibenden ein unentbehrlicher
Ratgeber, aber es wird auch dem chemischen Experten und in der Giftpolizei (die
Abgabe von Erlaubnisscheinen zum Bezug von Giften der Abteilung I der Verordnung
betreffend den Handel mit Giften), welche die Anwendungsweise der von den
Gewerbetreibenden der Metallbranche verlangten Chemikalien interessiert, gute
Dienste leisten.
Bjd.
Die Verwertung der ausgebrauchten Gasreinigungsmassen auf Blutlaugensalz, Ammoniak- und Rhodanverbindungen. Nebst einem Anhang, enthaltend die neuen Methoden der nassen Cyangewinnung aus Leuchtgas. Von Franz Bössner, Ingenieur, Chemiker der städtischen Gaswerke Wien. Mit 11 Figuren im Text. Leipzig und Wien 1902. Franz Deuticke.
Der Titel des Werkchens bezeichnet in ziemlich präziser Weise den Inhalt. Ueber die
Verwertung von Gasreinigungsmassen, d.h. über ihre Verarbeitung auf die im Titel
genannten Salze findet man in der einschlägigen Litteratur so gut wie nichts. Es
füllt daher das Bössner'sche Werk eine Lücke der
Litteratur aus. Wir können dem Verfasser dankbar sein, dass er seine Erfahrungen auf
dem seither geheimnisvoll betriebenen
Gebiet mitgeteilt hat. Ergänzend ist noch zu erwähnen, dass das Werk auch die
in Betracht kommenden Umrechnungsfaktoren und eine Anleitung zur Analyse derselben
gibt, sowie die Herkunft der Massen und die Art und Weise der Entstehung dieses
Ausgangsmaterials für die Herstellung einiger wertvoller Chemikalien beschreibt. Wir
empfehlen das Werkchen den Interessenten aufs angelegentlichste.
Bjd.
Die Rauchplage und Brennstoffverschwendung und deren Verhütung von Ernst Schmatolla, dipl. Hütteningenieur und Patentanwalt. Mit 68 in den Text gedruckten Figuren. Hannover 1902. Gebrüder Jänecke.
Die kleine Schrift bespricht, wie der Titel besagt, die Ursachen der Rauchplage und
der Brennstoffverschwendung und die Mittel zu ihrer Beseitigung.
Zuerst wird der Verbrennungsvorgang in recht anschaulicher Weise behandelt, hierauf
folgt die Besprechung der unvollkommenen Verbrennung bei Dampfkessel- und sonstigen
Rostfeuerungen. Zur Verhütung der unvollkommenen Verbrennung empfiehlt der Verfasser
die Schaffung einer geeigneten Verbrennungskammer, um die Verbrennungstemperatur
über 700° halten zu können, sowie richtige Luftzuführung und gleichmässige
Beschickung. Nicht ganz kann man dem Verfasser beipflichten, wenn er die
Verbrennungskammer unter allen Umständen mit schlechten Wärmeleitern ausgekleidet
wissen will. Der Verfasser verwirft hiernach die direkten Innenfeuerungen an
Dampfkesseln und fordert, dass die Flammrohre mit einem feuerfesten Mantel
ausgekleidet werden sollen. Dem ist entgegen zu halten, dass bei hochwertiger
Steinkohle die Lebensdauer dieser Chamotteeinsätze nur eine geringe ist, dass diese
Einsätze die Heizfläche beschränken und dass auch ohne Einsatz eine
Verbrennungstemperatur von über 700° und daher eine vollkommene Verbrennung erzielt
werden kann. Wenn mit einer gewöhnlichen Innenfeuerung ein Wirkungsgrad von über 80
% erzielt werden kann, wobei man allein etwa 10 bis 12 % für den Schornsteinverlust
rechnen muss, so wird in solchen Fällen auch der Chamotteeinsatz keine wesentliche
Verbesserung erreichen lassen. Für weniger hoch zu bewertende Brennstoffe wird man
allerdings die Vorschläge des Verfassers mit Vorteil zur Ausführung bringen
können.
Eine besondere Behandlung ist noch den Schrägrost-, Treppenrost-, Halbgas- und
Generatorgasfeuerungen gewidmet.
Der Schluss des Buches wird durch eine Besprechung der wichtigsten einschlägigen
Patente, die am Ende des Jahres 1901 noch zu Recht bestanden, gebildet.
Die stets klaren Erläuterungen des Verfassers werden durch sauber ausgeführte
deutliche Abbildungen unterstützt. Die Schrift kann dem Feuerungstechniker und
sonstigen Industriellen bestens empfohlen werden.
Herre.
Flugtechnische Studien als Beitrag zur modernen Flugtechnik. Von J. W. Lerwal, Ingenieur. Mit 24 Abbildungen. Wien 1902. Spielhagen und Schurich.
Der Verfasser dieses 114 Seiten Umfang aufweisenden Schriftchens bespricht zuerst in
vier Abschnitten „Der Flug im allgemeinen“, „Die Theorie des
Flatterns“, „Der horizontale Flug“ und „Ueber den Aufflug der
Vögel“ in knapper aber fasslicher Darstellung die physikalischen Gesetze des
Fliegens überhaupt und des Vogelfluges im besonderen, wobei er es versteht, manche
wichtige Einzelheit aus dem Gebiete der Kinetik lebender Geschöpfe neu aufzudecken
oder doch besser zu erklären, als es bislang der Fall war. Der zweite Teil der
Arbeit ist der Beschreibung des Flugwerkes und seiner Ausgestaltung gewidmet, das
der Verfasser auf Grund seiner theoretischen und spekulativen Vorbetrachtungen für
den zukünftigen Flugverkehr der Menschheit als geeignet erachtet. In allen beiden
Abteilungen erfährt der gewählte Stoff eine ebenso scharfsinnige als gewissenhafte,
eigenartig frische Behandlung, und die Schrift wird daher jedermann, der sich für
das Problem des Fluges interessiert, sicherlich willkommen sein. Das Einzige, worin
wir übrigens den Standpunkt des Verfassers vorläufig nicht zu teilen vermögen, das
sind die optimistischen, um nicht zu sagen utopischen Anschauungen, welche er im
Schlusskapitel hinsichtlich der grossartigen Dienste darlegt, die aus der
praktischen Anwendung von Flugvorrichtungen für die Förderung des Verkehrs, der
wissenschaftlichen Forschung und der Gesundheit des Menschengeschlechtes erwachsen
sollen.
L. K.
Katechismus der Mechanik. Von Ph. Huber. Siebente Auflage. Leipzig. J. J. Weber.
Huber's Katechismus der Mechanik ist in neuer, von Prof.
Walter Lange, dem Direktor des Technikums der
freien Hansestadt Bremen, bearbeiteter Auflage erschienen und kann jedem, der sich
erst mit der Lehre von den Kräften und ihren Wirkungen bekannt machen will,
empfohlen werden. Das Buch gibt Aufschluss über Arten und Gesetze der Bewegung; Mass
und Wirkungsgrösse der Kräfte; die Lehre vom Schwerpunkt; Ursache und Grösse
der Reibung; das Wichtigste von der Festigkeit; ferner Kapitel über einfache und
zusammengesetzte Maschinen, den Druck und die Bewegung des Wassers, die Grösse des
Luftdrucks und dessen Anwendung, die Kraftübertragung durch Druckluft, Druckwasser
und Elektrizität, die Dampf kraft und die Dampfmaschinen, die durch Dampf, Heissluft
oder Gaskraft betriebenen Kleinkraftmaschinen, Windmühlen und Windräder. Eine
vergleichende Masstabelle sowie eine vergleichende Kostenzusammenstellung für je 1
Pferdestärke und Stunde in Pfennigen sind praktische Beigaben dieses einen reichen
und anregenden Stoff allgemein verständlich darbietenden Buches.
Die elektrischen Einrichtungen der Eisenbahnen. Von R. Bauer, A. Prasch und O. Wehr. Zweite Auflage. Wien-Budapest-Leipzig 1902. A. Hartleben.
Die uns heute vorliegende zweite Auflage des vorgenannten trefflichen
Unterrichtsbuches umfasst wieder 25 Druckbogen mit 318 sehr hübschen, instruktiven
Figuren im Texte und zwei Bildtafeln, ist also der ursprünglichen Ausgabe nach
Umfang und Ausstattung gleich geblieben. Ebenso hat sich in der Behandlung des
Stoffes, was die klare, ebenso gründliche als belehrende Darstellung anbelangt,
nichts geändert; wohl aber ist die Besprechung einiger minder wichtigen
Einrichtungen, wie beispielsweise jene der elektrischen Wasserstandsanzeiger diesmal
weggeblieben, um für die Vorführung jener Neuigkeiten Platz zu gewinnen, welche im
Verlaufe der letzten Jahre zur praktischen Einführung gekommen sind. Was wir also
seinerzeit an dieser Stelle gelegentlich des ersten Erscheinens des in Rede
stehenden Druckwerkes über dasselbe Gutes und Empfehlendes zu sagen Anlass fanden,
können wir hinsichtlich der zweiten Auflage nur in erweitertem Masse
wiederholen.
Mechanical Ventilators. Report of the Committee of the „North of England Institute of Mining and Mechanical Engineers“ and the „Midland Institute
of Mining, Civil- and Mechanical Engineers“. Von M. Walton Brown. London. Andrew Reid and Co., Ltd.
Dieser von den im Titel genannten Ingenieurvereinen veranlasste und vorliegend als
Sonderabdruck erschienener Bericht erstreckt sich auf eine eingehende Darstellung
der für die Wetterführungen in Bergwerken in Betracht kommenden Haupt- und
Nebenumstände, sowie auf den Nachweis der gegenseitigen Abhängigkeiten dieser
ineinander greifenden Umstände, welche gleichzeitig durch mathematische Berechnungen
des näheren erhärtet werden. Als Unterlage hierfür dienen die bei einer Reihe sehr
gewissenhaft durchgeführter Versuche gemachten Beobachtungen und Feststellungen, aus
denen in äusserst scharfsinniger Weise alle jene Folgerungen gezogen werden, welche
für ähnliche Fälle als die massgebenden Grundsätze zu gelten haben. Sämtliche bei
den durch einen Ausschuss von 30 der hervorragendsten Maschinen- und Bergingenieuren
Englands in fünf Kohlengruben und einem Erzbergwerke, sowie mit einem
Oberortventilator vorgenommenen Versuchen gewonnenen Ziffern sind in 36 Ausweisen
zusammengefasst und bilden ein reiches, höchst wichtiges Material, das so ziemlich
hinsichtlich aller Fragen, die in Bezug von Lüftungen im allgemeinen und jenen von
Bergwerksanlagen und namentlich von Kohlengruben im besonderen vorliegen, wertvolle
Winke und Anhaltspunkte darbieten. Aus diesem Grunde nehmen wir Anlass, die in Rede
stehende, 96 Druckseiten und 17 lithographierte Tafeln umfassende Schrift, das
Ergebnis einer ebenso langwierigen und mühevollen als zielbewussten Arbeit, allen
Bergingenieuren sowie überhaupt allen Ingenieuren, welche sich mit Lüftungsanlagen
zu beschäftigen haben, wärmstens zu empfehlen.
An die verehrl. Mitarbeiter und Leser.
Die Uebersiedelung des Journals von Stuttgart nach Berlin nötigt mich, mit der
Vollendung des vorliegenden Heftes von der Schriftleitung zurückzutreten.
Es sei mir gestattet, allen Mitarbeitern für die mir gewährte Unterstützung auch auf
diesem Wege meinen besten Dank auszusprechen und sie sowohl wie die Leser um ihr
weiteres Interesse für das Journal zu bitten.
W. Pickersgill.