Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung. |
Autor: | Adolf Prasch |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 701 |
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Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung.
Von Ingenieur Adolf Prasch, Wien.
Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung.
Wenn auch der Preis des Gasglühlichtes, von Auer
auf die Einheit einer Kerzenstärke bezogen, sechs- bis siebenmal billiger ist, als
jener des elektrischen Glühlichtes, so darf hieraus doch nicht der Schluss gezogen
werden, dass der Wirkungsgrad der elektrischen Glühlampe geringwertiger sei, als
jener der erwähnten Gaslampe.
Thatsächlich ist das Gegenteil der Fall, wie sich dies sofort ergiebt, wenn man den
Aufwand an Grammkalorien für die Hefner Normalkerze als
Grundlage des Vergleiches annimmt.
Für die 50kerzige Auerlampe wird im allgemeinen ein
Gasverbrauch von 100 Litern pro Stunde, also für die Lichteinheit ein solcher von 2
Litern angenommen. Der Heizwert des Leuchtgases wird nun im Mittel mit 5400
Grammkalorien pro Liter angegeben und sind daher für die Hefnerkerze bei diesem Lichte 10800 Grammkalorien pro Stunde
erforderlich.
Beim elektrischen Glühlicht wird der Energieaufwand nach Watt gemessen. Da nun ein
Watt pro Sekunde 0,24 Grammkalorien entspricht und der Energiebedarf pro Kerze im
Maximum 4 Watt beträgt, so werden, um eine Glühlampe 1 Stunde lang im Glühen zu
erhalten, 4 × 0,24 × 3600 = 3456 Grammkalorien benötigt und ist somit der
Wirkungsgrad einer solchen Glühlampe annähernd im Verhältnisse von 3 : 1 günstiger
als jener der Auerlampe.
Noch günstiger gestaltet sich das Verhältnis, wenn minderwattige Lampen zur
Verwendung gelangen. Da man nunmehr schon Lampen mit einem Verbrauch von nur 2 Watt
im Handel erhält, so stellt sich das Verhältnis für diese Lampen wie 6 : 1.
Allerdings wird man derartige Lampen, welche eine sehr kurze Lebensdauer aufweisen,
nur dort verwenden, wo sich die Strompreise sehr hoch stellen oder dort, wo, wie
dies bei den fahrenden Eisenbahnzügen der Fall ist, die aufgespeicherte Elektrizität
mitgeführt werden muss und es sich darum handelt, bei möglichst geringem Gewichte
der mitzuführenden Elektrizitätssammler, eine im vornehmem bestimmte Lichtintensität
durch eine geraume Zeit aufrecht zu erhalten.
Die Ursache, dass die Lichtkosten bei diesen beiden Beleuchtungsarten so grosse
Differenzen aufweisen, erklärt sich sofort aus den grossen Verlusten, welche sich
bei der Umwandlung der chemischen Energie der Kohle in elektrische Energie
ergeben.
Nach den eingehenden Untersuchungen von Kennedy setzen
sich diese Verluste aus folgenden Faktoren zusammen:
A. Bei der Dampferzeugung. Verlust durch Radiation 10–20
%, Verlust im Kamin 10–23 %, Verlust durch unvollkommene Verbrennung 0–5 %, so dass
von den in der Kohle enthaltenen Kalorien nur 50–80 % im Dampf nutzbar gemacht
werden können.
B. Bei der Umwandlung der Spannungsenergie des Dampfes in
Bewegungsenergie. Verlust in den Leitungen und Pumpen 10–20 %. Verlust
durch den thermodynamischen Prozess im Mittel 75 %, so dass von der Spannungsenergie
nur 5–16 % am Ende des thermodynamischen Prozesses verbleiben.
C. Bei der Umwandlung der Bewegungsenergie in mechanische
Arbeit. Verlust durch Radiation und Kondensation in den Dampfmaschinen
21–30 %. Von dem hierbei verbleibenden Energiereste, welcher den indizierten P. S.
entspricht, gehen weitere 20–24 % durch Reibung etc. verloren und entspricht der
Rest den effektiven Pferdekräften, für welche also von der nach Ablauf des
thermodynamischen Prozesses noch verbleibenden Energie nur 53–63 % nutzbar
Werden.
D. Bei der Umwandlung der mechanischen Energie in elektrische
Energie. Verluste durch Leerlauf und in der vollbelasteten Dynamo 6–15 %.
Es gelangen somit an den Klemmen der Dynamomaschine von den in der Kohle enthaltenen
Kalorien nicht mehr als im günstigsten Falle 7,1 %, im ungünstigsten Falle 1,3 % als
elektrische Energie zur nutzbaren Verwertung.
Da nun in den Leitungen bei Zuführung des elektrischen Stromes an die
Verbrauchssteilen weitere Verluste in der Höhe von 5–10 % der an den Dynamoklemmen
vorhandenen elektrischen Energie entstehen, stellt sich der Gesamtnutzeffekt auf
1,2–6,8 %.
Dementsprechend sind die Erzeugungskosten der elektrischen Energie sehr hoch, was in
den Verkaufspreisen, nachdem hierbei noch viele andere Faktoren mit in Betracht
kommen, zum Ausdrucke gelangen muss.
Selbstredend gilt dies nur für jene Anlagen, welche mit Dampf arbeiten, während sich
die Verhältnisse bei Ausnutzung von Wasserkräften naturgemäss viel günstiger
stellen. Wiewohl nun ein Eingehen auf die bei der Gaserzeugung auftretenden Verluste
im Vergleiche zu den bekannt gegebenen bei der Erzeugung von elektrischer Energie
aus Kohle nicht ohne Interesse wäre, so muss hierauf doch als zu weit führend
verzichtet werden und sollen demnach nur die Verkaufspreise unter Rückrechnung auf
10000 Grammkalorien als Grundlage des Vergleiches gewählt werden.
Der Verkaufspreis für das Gas am Verbrauchsorte beträgt im Durchschnitt 15 Pf. für
den m3, und der
Heizwert des Kubikmeters 1000 × 5400 = 5400000 Grammkalorien, so dass 10000
Grammkalorien des Gases einem Verkaufspreise von 0,027 Pf. entsprechen.
Eine Hektowattstunde, welche 86400 Grammkalorien entspricht, wird für
Beleuchtungszwecke im grossen Durchschnitt mit 7 Pf. abgegeben und stellen sich
demnach die Kosten für 10000 Grammkalorien auf 0,81 Pf. oder rund dreissigmal höher
als bei Gas.
Das elektrische Glühlicht stellt sich demnach mit Rücksicht darauf, dass die
Ausnutzung der eingelieferten Grammkalorien eine vierfach günstigere als bei Gas
ist, 7,5 mal so hoch wie das Auerlicht.
Bei der Umwandlung der elektrischen Energie in Wärme und Licht, welche als der
thermisch-optische Prozess bezeichnet wird, werden nun in den Bogenlampen nur 8–12 %
und bei den Glühlampen 2–6 % für eigentliche Lichtzwecke ausgenutzt und ist alles
andere Verlust.
Da nun bei Umwandlung der der Kohle innewohnenden Wärmeenergie mittels Dampfkessel
und Dampfmaschine in mechanische Arbeit nennenswerte Ersparnisse bezw.
eingünstigerer Ausnutzungs-Koeffizient nur schwer zu erreichen sein wird und die
Dynamomaschine selbst als nahezu vollkommene Maschine angesehen werden kann, geht
das Bestreben der Forscher und Erfinder namentlich darauf aus, den Wirkungsgrad der
Beleuchtungskörper zu erhöhen, d.h. den Energiebedarf bei gleichbleibender
Leistungsfähigkeit auf ein Minimum herabzudrücken, welches mit Rücksicht auf die
bedeutenden Verluste im thermo-optischen Prozesse erfolgversprechend ist.
Die Wege, dieses Ziel zu erreichen, sind nun verschiedene und sollen daher hier
gesondert behandelt werden, wenn auch diesbezüglich insofern keine genaue Trennung
durchführbar ist, als auch andere Neuerungen an Beleuchtungskörpern vorgeführt
werden müssen, welche Verbesserungen bringen, ohne gerade eine günstigere Ausnutzung
der Energie anzustreben.
Obgleich nun sowohl bei Glüh- als auch bei Bogenlampen das Hauptbestreben dahin geht,
durch Erhöhung der Temperatur die Lichtausstrahlung zu vergrössern, wird doch auch
hier, um einer alten Gewohnheit Rechnung zu tragen, zwischen diesen beiden Gattungen
elektrischer Lampen ein Unterschied zu machen sein.
Das Endziel aller dieser Bemühungen geht dahin, den pro Lichteinheit erforderlichen
Energieaufwand, in Watt ausgedrückt, möglichst herabzumindern.
Die Bremerlampe. Bereits im Jahre 1899 hat Hugo Bremer in Neheim a. d. Ruhr zwei Patente
angemeldet, nach welchen er das Lichtemissionsvermögen des elektrischen Lichtbogens
durch Zusatz von mindestens 3 % Metall- oder Metalloidsalzen zu den Kohleelektroden
zu erhöhen vermochte.
Die auf Grund der eingehenden Versuche von Bremer
konstruierte Bogenlampe, welche erst in dem Jahre 1901 allgemeinere Beachtung fand
und in neuerer Zeit mit Vorliebe für Effektbeleuchtung verwendet wird, unterscheidet
sich von den anderen Bogenlampen in zwei Beziehungen und zwar durch die chemische
Zusammensetzung der Elektroden und deren Anordnung unter einem bestimmten Winkel.
Keines der beiden hierbei zur Anwendung gelangenden Prinzipien kann als absolut neu
bezeichnet werden, indem die Elektroden bereits in der von Clerc und Burean konstruierten „Lampe Soleil“ in konvergierender
Richtung so durch einen Marmorblock hindurchgeführt wurden, dass der entstehende
Lichtbogen den Marmor zum Weissglühen brachte, wodurch ein helles gelbliches Licht
von grosser Intensität ausgestrahlt wurde, welches dem Sonnenlichte ziemlich nahe
kam. Ebenso ist der Zusatz von metallischen Kompositionen zu den festen und hohlen
Kohlenelektroden eine schon lange bekannte Thatsache und wiederholt mit Erfolg
angewendet worden, um ein ruhiges Brennen des Lichtbogens zu erzielen.
Das Verdienst Bremers liegt hauptsächlich darin, dass er
den Einfluss dieser Zusätze genau untersuchte, um endlich jene Zusammensetzung der
Kohle zu erreichen, welche den praktischen Verhältnissen am besten entspricht und
hiermit die gegenseitige geneigte Lage der Elektroden zu kombinieren.
Das Wesentliche der Erfindung liegt in der Feststellung der Thatsache, dass mit
Kohlenelektroden, welche mehr als 20–25 % Calcium oder Magnesiumsalze enthalten,
eine bessere Ausnutzung der Temperatur des Lichtbogens für die Lichtausstrahlung als
bisher in der Praxis möglich war, erreicht werden kann. Die besten Resultate werden
hierbei mit den Halogenverbindungen der Berylliumgruppe erzielt. Durch Vergrösserung
des Zusatzes dieser Salze bis zu 80 % lässt sich allerdings noch eine bessere
Lichtausstrahlung erzielen, allein die geringe Festigkeit derartiger Kohlen, sowie
die Neigung derselben, sich bei nicht allzu hohen Temperaturen zu zersetzen,
verhindert deren praktische Verwendung. Schon bei den Elektroden, welche nur 20–30 %
Fluorcalcium enthalten, müssen dieselben, um die nötige Konsistenz und Festigkeit zu
erhalten, mit einem harten glasartigen Ueberzuge versehen werden, indem man selbe in
Lösung eines Gemisches von Borax, Kieselsäure, Wasserglas und ähnlicher Substanzen
einlegt. Ausserdem werden diesen Elektroden bei der Mischung noch kleine Quantitäten
von Borax, Kochsalz, Pottasche, Weinstein und verschiedene Silicate beigemischt,
welche als Flussmittel wirken und die, sonst unvermeidliche Verschlackung der
Kohlenspitzen verhindern.
Das bedeutende Ansteigen der Lichtstärke bei dem Verbrennungsprozesse im Lichtbogen
lässt sich in einfacher Weise dadurch erklären, dass Partikelchen dieser Metallsalze
losgerissen und in der Richtung der Wirkung der elektrischen Energie mitgenommen
werden und von der Anode zur Kathode wandern. Dieselben werden hierbei im Lichtbogen
oxydiert und zum glänzenden Weissglühen gebracht. Es ist für die Erklärung dieser
Erscheinung nicht bloss ein einfaches Strömen der Jonen durch den Lichtbogen ins
Auge zu fassen, indem in derartigen Elektroden das dem Lichtbogen am nächsten
liegende Ende sich in einem mehr oder weniger flüssigen Zustande befindet und daher
auch Gruppen von Molekülen und grössere Partikelchen mitgerissen werden. Nach allen
Erscheinungen, welche auch durch die spektroskopischen Untersuchungen bestätigt
werden, lässt sich schliessen, dass sich hierbei im Lichtbogen eine Reihe chemischer
Prozesse abspielt, welche die Lichtemission begünstigen. Hierzu ist in erster Linie
die elektrolytische Zersetzung der Metallsalze und die hierauf folgende Oxydation
der Metalle zu rechnen. Thatsächlich scheidet sich an den oberen Partieen ein
Niederschlag aus, welcher in seiner Hauptzusammensetzung aus den nicht
verflüchtigbaren Oxyden dieser Metallsalze besteht.
Im Gegensätze zu anderen Bogenlampen, bei welchen die Kohlenspitzen und nicht der
Lichtbogen selbst die Hauptmenge des Lichtes entsenden, ist hier der Lichtbogen als
die Hauptlichtquelle zu bezeichnen. Während sohin bei den gewöhnlichen Bogenlampen
die Länge des Lichtbogens für die Lichterzeugung nur wenig in Betracht zu ziehen
ist, muss das Bestreben bei der Bremerlampe darauf
gerichtet sein, einen möglichst grossen Lichtbogen zu erzeugen. Wie nun De la Rive gezeigt hat, ist der Lichtbogen, welcher
zwischen zwei parallelen oder zu einander leicht geneigten Elektroden entsteht, viel
grösser als jener zwischen zwei in einer Geraden gegenüberstehenden Elektroden.
Diese Thatsache wurde nun bei der Bremerlampe
verwertet, um den Lichtbogen möglichst zu vergrössern. Hierzu sah man sich auch aus
dem Grunde veranlasst, um der sich an den Kohlen spitzen dennoch ansetzenden
geschmolzenen Schlacke das Abtropfen zu erleichtern.
Um den Lichtbogen noch mehr zu vergrössern, wird auch die ablenkende Wirkung eines
magnetischen Feldes auf den Lichtbogen verwertet. Die Regulierung des Lichtbogens,
welche wegen der geneigten Lage der Elektroden anfänglich Schwierigkeiten bot,
erfolgt nunmehr, da es gelungen ist, alle Hindernisse zu beseitigen, in vollkommen
regulärer Weise.
Textabbildung Bd. 317, S. 702
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 317, S. 702
Fig. 2.
Fig. 1 zeigt das zur Anwendung gelangende System
dieser Lampe ohne den Reguliermechanismus, durch den die a Kohlestifte nach Massgabe des Abbrandes vorwärts geschoben werden. A und B sind zwei Röhren,
in welche die Kohlenstäbe eingesetzt werden und welche die Bewegungsrichtung
derselben dirigieren. Diese beiden Röhren haben an der Vorderseite einen Schlitz,
durch welchen die beiden Klemmbacken KK' einen Druck
ausüben und so die Kohlenstäbe an dem Abwärtsgleiten hindern. Diese beiden
Klemmbacken sind von einander isoliert auf der Pressplatte P befestigt. Zwischen den halbkreisförmigen Ansätzen E ist der Hebel f
gelagert, welcher direkt mit dem elektromagnetischen Reguliermechanismus in
Verbindung steht und während des Brennens der Lampe einen passenden Druck auf die
Platte P ausübt, welcher sich auf die Kohlen überträgt.
Sobald sich der Lichtbogen über das Normale vergrössert und infolgedessen der Strom
geschwächt wird, geht ein Zweigstrom durch eine Magnetisierungsrolle, deren
hierdurch erregter Magnetkern die Pressplatte und mit ihr die Klemmbacken
zurückzieht, wodurch der Druck auf die Kohlen aufhört, sodass selbe nun nach abwärts
gleiten können. Sobald der Widerstand des Lichtbogens wieder die normale Grösse
erlangt hat, kommt der Elektromagnet ausser Wirkung, und die Kohlen werden wieder
festgepresst. Sollen mehrere Lampen in Seerie geschaltet werden, so werden sie, da
die Kohlen jeder Lampe normal festgeklemmt sind und sich somit kein Lichthogen
bilden kann, in folgender Weise zum Brennen gebracht. Sobald der Strom eingeleitet
wird, gelangt der erwähnte Nebenschlussmagnet zur Anregung und die Klemmbacken
werden gelockert, wodurch die Kohlenstifte solange nach abwärts gleiten, bis selbe
eine metallische Unterlage m (Fig. 2) treffen, und der ganze Strom über dieselbe geht. Infolge dessen
wird der Nebenschlussmagnet entmagnetisiert und werden die Kohlen hierdurch
neuerdings festgeklemmt. Diese Metallbrücke ist nun mit dem Anker des
Nebenschluss-Elektromagneten durch einen beweglichen Hebel so verbunden, dass seihe
bei Entmagnetisierung derselben abfällt, wobei sich zwischen den beiden nun genügend
genäherten Elektroden der Lichtbogen bildet, welcher durch die Wirkung eines zu den
Elektroden in Seerie geschalteten Elektromagneten abgestossen und infolgedessen
stark nach abwärts getrieben und verlängert wird. Beim Abbrennen der Kohlen, wodurch
die Ausgangspunkte des Lichtbogens dem Elektromagneten näher gerückt werden,
vergrössert sich diese ablenkende Wirkung desselben, der Widerstand des Lichtbogens
nimmt zu, und es gelangt der Nebenschluss-Elektromagnet neuerdings zur Wirkung,
wodurch
die Kohlen wieder so lange nach abwärts gleiten, bis der normale Widerstand des
Lichtbogens erreicht ist.
In den Fig. 2 und 3
sind zwei Schaltungsanordnungen, die eine mit Differentialwindung, die andere mit
Nebenschlusswickelung des Elektromagneten, dargestellt, wobei jeder derselben auf
den Lichtbogen ablenkend wirkt. In beiden Fällen ist zur Vereinfachung der
Darstellung die Klemmvorrichtung für die Elektroden weggelassen.
Textabbildung Bd. 317, S. 703
Fig. 3.
Nachdem Bremer Variationen des Lichtes beobachtet hat,
welche er direkten körperlichen Schwankungen des Lichtbogens zuschreibt, sucht er
diesem Uebelstande dadurch zu begegnen, dass er Stützen für den Lichtbogen anbringt,
welche ein direktes Anlehnen desselben gestatten und eine Art Drosselung desselben
bedingen. Fig. 4 stellt diese neuere Anordnung
schematisch dar. Die mit S bezeichneten ausgebauchten
Stützen sind aus sehr feuerbeständigem Materiale hergestellt und von einander sehr
sorgfältig isoliert, weil sie, wiewohl bei gewöhnlicher Temperatur nicht leitend,
unter dem Einflüsse der hohen Temperatur des Lichtbogens zu Leitern werden. Diese
Stützen widerstehen dem zerstörenden Einflüsse der hohen Temperatur, weil sie durch
ihren hohen Gehalt an Oxyden die Wärme nur sehr langsam aufnehmen. Die Wirkung
dieser Stützen wird darin begründet, dass sie eine Beeinflussung der Flamme durch
die aufsteigenden Gase hintanhalten.
Textabbildung Bd. 317, S. 703
Fig. 4.
Der Lampenmechanismus selbst ist in einem oberen Gehäuse untergebracht, während die
Kohlen in einen konischen Reflektor hineinragen, welcher das Licht, unterstützt von
dem sich stets erneuernden blendend weissen Belage von Kalk und Kieselsäure, nach
abwärts dirigiert und gleichzeitig ein Reservoir für die entwickelten heissen Gase
bildet, wodurch die Hitze in der Nähe der Kohle zusammengehalten wird und sonach
höhere Temperaturen erreicht werden. Trotzdem findet ein langsameres Abbrennen der
Kohlenstäbe statt, indem das aufgespeicherte G as den Zutritt von Sauerstoff
vermindert. Dies ist von grosser Wichtigkeit, weil unter gewöhnlichen Umständen die
imprägnierten Kohlen zweimal so schnell abbrennen als die normalen Docht- oder
Homogenkohlen. Der Verbrauch an Kohle ist thatsächlich etwas geringer als bei den
letzteren Kohlensorten, weil die imprägnierten Kohlen einen dreifach kleineren
Durchmesser aufweisen.
Das Licht der Bremerlampe ist bei der üblichen
Zusammensetzung der Kohlen ungemein reich an roten und gelben, dagegen arm an blauen
und violetten Strahlen, und wirkt daher infolge der mehr goldgelben Färbung auf die
Augen viel angenehmer als das bisherige Bogenlicht mit Seinem Reichtum an violetten
Strahlen.
Textabbildung Bd. 317, S. 703
Fig. 5.
Untersuchungen des Lichtbogens durch den sicher unparteiischen Fachmann Prof. W. Wedding, welche sich auf eine Gleichstrombogenlampe
von 12,3 A. und 44,4 V. Strombedarf beziehen und bei welchem die Lichtstärke unter
verschiedenen Winkeln zur Horizontalen photometriert wurden, zeigen, wie dies Fig. 5 erkennen lässt, dass der grösste Teil des
Lichtes thatsächlich nach abwärts geworfen wird und sich ziemlich gleichmässig
verteilt, was sowohl der Form des Lichtbogens als auch der Wirkung des Reflektors
zuzuschreiben ist. Dieselbe Lampe, aber mit einer Milchglasglocke versehen, lieferte
die Ergebnisse Fig. 6. Sie zeigen, dass die
Glasglocke einen nicht unerheblichen Teil des Lichtes absorbiert, hingegen das Licht
nach allen Richtungen hin gleichmässig verteilt, wodurch die sonst störenden
Schatten auf der oberen und unteren Halbkugel derselben nahezu verschwinden und die
Glocke als nahezu gleichmässig helle Kugel erscheint.
Textabbildung Bd. 317, S. 703
Fig. 6.
Diese Lampe zeigt bei einem Verbrauche von 677 Watt, wobei die in den
Vorschaltwiderständen vernichteten 10,6 V. bereits hinzu gerechnet sind, eine
maximale Leuchtkraft von 6400 und eine hemisphärische von 4320 Hefnerkerzen, sodass der effektive Kraftverbrauch pro
Kerze 0,157 W. beträgt. Rechnet man die Kosten wie vorher für 10000 Grammkalorien
mit 0,81 Pf., so berechnen sich die Kosten einer Kerzenstunde mit \frac{0,157\,\times\,0,24\,\times\,3600\,\times\,0,81}{10000} auf
0,011 Pf., wogegen sich die Kosten der Kerzenbrennstunde des Auerlichtes nach der gegebenen Annahme, da pro Kerzenstunde 10800
Grammkalorien zu einem Preise von 0,027 Pf. für 10000 Grammkalorien verbraucht
werden, auf 0,029 Pf. stellen.
Es sind demnach die Kosten dieses Lichtes, wenn keine Glasglocke benutzt wird,
ungefähr ein halb mal so gross wie die des Auerlichtes,
wenn nur der Energieaufwand allein in Betracht gezogen wird.
Mit mattierter Glaskugel stellt sich der Preis der Kerzenstunde des Bremerlichtes auf \frac{0,226\,\times\,0,24\,\times\,3600\,\times\,0,81}{10000}=0,016 Pf., ist also immerhin
noch bedeutend billiger als das Auerlicht.
Die Vorteile gegenüber dem gewöhnlichen Bogenlichte ergeben sich ausser in der
günstigeren Lichtzusammensetzung daraus, dass der Energieverbrauch einer
gewöhnlichen Gleich Strombogenlampe 0,55 Watt pro Kerzenbrennstunde beträgt, was
ungefähr dem dreifachen Energieverbrauche der Bremerlampe gleichkommt.
Es ist demnach mit dieser Lampe, welche allerdings auch eine Reihe von Nachteilen
hat, wie z.B., dass sie in geschlossenen Räumen einen von Untersalpetersäure
herrührenden unangenehmen Geruch verbreiten soll, bereits ein bedeutender
Fortschritt zu verzeichnen.
Die Raschlampe. Ausgehend von der bereits lang erkannten
Thatsache, dass die als Glühkörper verwendeten Oxyde der seltenen Erdmetalle die
hitzebeständigsten Substanzen sind und daher als glühende Leuchtkörper sehr hohe
Glühtemperaturen während einer längeren Betriebszeit zu ertragen vermögen und dass
mit steigender Glühtemperatur im Emissionsspectrum die Strahlen kürzerer
Wellenlänge, als auch die lichtwirksamsten gegenüber den minder lichtwirksamen immer
mehr und mehr in den Vordergrund treten, war Rasch
bestrebt, die Temperatur auf jene Höhe zu bringen, bei welchem das praktisch
erreichbare Maximum der Energie ausgestrahlt wird.
Da bei Glühlampen die Temperatur der leuchtenden Flächenelemente ausschlaggebend für
die Oekonomie derselben ist, diese Temperatur sich aber, wenn, wie bei der Nernstlampe, feuerbeständige Glühkörper der erwähnten
Art verwendet werden, aus praktischen Gründen nicht beliebig erhöhen lässt. indem
einesteils die Fassungen der Glühkörper diesen hohen Temperaturen nicht zu
widerstehen vermögen, andererseits die Lebensdauer mit Zunahme der Temperatur
Einbusse erleidet, kann auf diesem Wege das erstrebte Ziel nicht erreicht
werden.
Rasch kam nun auf die Idee, zwischen Elektroden aus den
feuerbeständigsten Substanzen, wie Magnesia, Kalk, Thoroxyd, Zirconoxyd u.s.w. einen
selbständigen Lichtbogen herzustellen. Der unternommene Versuch zeigte nun, dass
derartige unverbrennbare Elektroden aus Leitern 11. Klasse, das sind solche, welche
im kalten Zustande
Nichtleiter sind und erst unter dem Einflüsse der Erwärmung zu Leitern werden,
vorzügliche Lichtbogenbildner sind, wenn sie vorher bis zur selbständigen
Stromleitungsfähigkeit vorgewärmt werden. Der hierbei erzeugte Lichtbogen, welcher
sich von dem Kohlelichtbogen in seinen physikalischen Eigenschaften prägnant
unterscheidet, soll nun eine Lichtquelle von überaus günstiger Oekonomie
darstellen.
Die Schwierigkeit der Vorwärmung, wie solche bei den Glühlampen von Nernst erst nach vielen Bemühungen und dies nur
teilweise überwunden werden konnte, soll hier nicht vorhanden sein, indem sich diese
Vorwärmung in konstruktiv einfacher Weise durch einen Hilfsflammenbogen zwischen
gewöhnlichen Elektroden erreichen lässt. Die hierbei den Hilfsflammenbogen
erzeugenden Elektroden sind an den eigentlichen Lichtbogenbildnern den
Elektrolytelektroden in einer Weise angeordnet, dass sie den Strom den glühenden
Enden derselben ohne nennenswerte Ohm'sche Verluste
zuführen und somit den Glühvorgang bezw. die Lichtbogenbildung auf die
Elektrodenspitzen beschränken.
Da die Energiedichte an den weissglühenden Enden des Lichtbogens eine sehr grosse ist
(30–40 Watt und mehr pro mm2), so ist die in
demselben herrschende Temperatur die höchste, welche mit den uns zur Verfügung
stehenden Substanzen erzeugt werden kann. Der Nutzeffekt muss dementsprechend ein
sehr hoher sein, was die Thatsachen auch vollkommen bestätigen.
Bei dieser neuen Lichtart soll auch der Forderung nach selectiv anormaler
Lichtemission zum erstenmale, ungetrübt durch Nebenerscheinungen, erfüllt worden
sein, indem das Emissionsspektrum, welches bei jedem Glühlicht, also auch bei dem
Nernstlicht ein kontinuierliches ist, in diesem
Falle überaus glänzende farbige Linien- und Bandspektren (Funkenspektren) der
jeweils angewendeten Elektrodensubstanz aufweist. Infolge dessen besitzt auch der
Lichtbogen, wie solcher zwischen Magnesia- oder Zircon-Elektroden entsteht, weil
derselbe wenig unsichtbare ultrarote und überwiegend lichtwirksame gelbgrüne
Strahlen aufweist, eine sonnenweisse, dem Sonnenlichte im Tone gleichkommende
Färbung, die gegenüber dem Kohlenlichtbogen mit seinem Reichtum an violetten
Strahlen wohlthuend wirkt.
Die Lichtentwickelung beschränkt sich nicht auf die weissglühenden Elektroden allein,
sondern es nehmen auch genau in derselben Weise wie bei der Bremerlampe die
weissglühenden gasförmigen Elektrodenpartikelchen an der Lichtentwickelung einen
bedeutenden Anteil und bilden eine mit reinweissem mildem Glänze leuchtende,
deutlich abgegrenzte Gaskorona, durch welche einerseits eine bessere
Lichtverteilung, andererseits eine Abschwächung des intensiven Glanzes der
Lichtquelle, bewirkt wird.
Durch die Wahl geeigneter Elektrodenmassen ist man auch in der Lage, die Färbung des
Lichtes, den jeweiligen Zwecken entsprechend, anzupassen.
Rasch unterscheidet hierbei schon zwischen harten und
weichen Elektroden, d.h. solchen, welche bei normaler Temperatur einen sehr hohen
Widerstand besitzen und anderen, welche im kalten Zustande ein massiges
Leitungsvermögen aufweisen und einer niederen Anlasstemperatur bedürfen. Es lassen
sich auch Elektroden herstellen, welche einer äusseren Vorwärmung überhaupt nicht
benötigen und durch Anwendung eines Stromes von geeigneter Ueberspannung anbrennen.
Derartige Elektroden besitzen jedoch einen weniger günstigen Nutzeffekt wie harte
angewärmte Elektroden und ist der zwischen denselben gebildete Lichtbogen überaus
labil, ähnlich wie jener zwischen Metallelektroden. Die Ursache liegt darin, dass
die weissglühenden Elektroden mehr oder minder weichflüssige ellipsoidische
Tropfelektroden darstellen (Fig. 7), die die Neigung
besitzen, eine feuerflüssige Brücke b zu bilden, welche
den Lichtbogen auslöscht. Auch die Spannungsverhältnisse an derartigen
weichflüssigen Elektroden sind anormale, in dem hier die Spannung nicht wie
beim Kohlelichtbogen mit der Lichtbogenlänge ansteigt, sondern gleichzubleiben
scheint.
Gelangt jedoch mittelhartes Elektrodenmaterial zur Verwendung, dessen Vorwärmung
durch ein Streichholz oder eine Bunsenflamme möglich
ist, so steigt auch die Spannung genau wie beim Kohlelichtbogen mit der Bogenlänge
an.
Textabbildung Bd. 317, S. 704
Fig. 7.
Die Ursache, dass weiche Elektroden, welche eigentlich mit den in der Bremerlampe verwendeten Elektroden identisch sind, sich
nicht als zuverlässig erwiesen, dürfte einesteils in der senkrechten oder
horizontalen Anordnung der Elektroden mit einander gegenüberliegenden Spitzen,
anderenteils in der mangelnden äusseren Härtung derselben zu suchen sein und liesse
sich dieser Nachteil durch Anwendung entsprechender Hilfsmittel, wie geneigte
Lagerung der Elektroden und Verlängerung des Lichtbogens durch einen Elektromagneten
mit entsprechender Härtung wohl leicht beseitigen.
Die Laboratoriumsversuche, welche mit Wechselstrom ausgeführt wurden (in praktische
Anwendung ist diese Lampe bisher nicht gekommen), erbrachten den Nachweis, dass die
Lichtausbeute alle bisher bekannt gewesenen Lichtquellen um ein bedeutendes
überragt.
Der Stromverbrauch pro Hefnerkerze betrug für Elektroden
von 2,5, als auch von 5 mm Durchmesser bei gleichbleibendem Elektroden-Abstand 0,25
bis 0,3 Watt, konnte aber durch Steigerung des Stromes bis knapp an jenen Punkt, bei
welchem die Elektroden in den flüssigen Zustand überzugehen begannen, bis auf 2,2
Watt herabgedrückt werden.
Bemerkenswert ist, dass die Lichtstärke mit zunehmender Wattzahl bis zu einer
gewissen Grenze, als welche die Verflüssigung der Elektroden zu bezeichnen ist,
ansteigt, um von da mit zunehmenden Watts wieder rapid abzufallen. Diese Grenze wird
bei Elektroden von 2,5 mm Durchmesser bei einer konstanten Lichtbogenlänge bei ca.
180 Watt erreicht. Befindet sich auch diese Lampe noch im Versuchsstadium, so ist
aus vorstehenden Angaben schon zu entnehmen, dass dieselbe, wenn sie jenes Stadium
der Vollkommenheit erreicht hat, welche deren praktische Anwendung ermöglicht, einen
bedeutenden Fortschritt auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung bedeutet.
Bewahrheitet sich die Angabe des Erfinders, dass es möglich wird, hochökonomische
Lampen kleinerer Kerzenzahl (100 Kerzen) mit Hilfe des Elektrolytbogens
herzustellen, so wäre dies namentlich für die dekorative Innenbeleuchtung umsomehr
von grossem Werte, als der Abbrand der Elektrolytelektroden wegen ihrer grossen
Feuerbeständigkeit ein bedeutend geringerer sein muss, als bei Kohleelektroden.
Weist nun das Bremerlicht dermalen für die erzeugte Hefnerkerze einen bedeutend geringeren Energiebedarf
aus als das Elektrolytbogenlicht, so ist hierbei vorerst in Betracht zu ziehen, dass
sich die gebrachten Daten auf Gleichstrom beziehen, bei welchem der erforderliche
Energieaufwand stets ein geringerer ist als bei Wechselstrom, während bei diesen
Versuchen Wechselstrom zur Verwendung gelangte. Andererseits ergeben sich beim Bremerlicht durch die geeignetere Elektrodenlage die
künstliche Verlängerung des Lichtbogens, sowie durch die Anwendung eines Reflektors,
wieder eine Reihe von Elementen, welche die Lichtausbeute und Lichtausnutzung
begünstigen. Da nun alle diese Hilfsmittel auch bei dem Lichte von Rasch nutzbringend verwertet werden können, so ist die
Annahme sicher berechtigt, dass, da sich bei dem letzteren bedeutend höhere
Temperaturen entwickeln müssen, mit dem Elektrolytelektroden-Lichte, wenn nicht
bessere, so doch mindestens die gleichen Resultate zu erreichen sein werden.