Titel: | Selbstthätige Blocksignale der „British Pneumatic-Railway-Signaling-Company“ in London. |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 723 |
Download: | XML |
Selbstthätige Blocksignale der „British Pneumatic-Railway-Signaling-Company“ in London.
Selbstthätige Blocksignale der „British Pneumatic-Railway-Signaling-Company“ in London.
Der ausserordentliche Eifer, mit welchem in den letzten Jahren die
amerikanischen Eisenbahnen bei der Einführung selbstthätiger
Blocksignale, namentlich der an dieser Stelle in allen ihren
Entwickelungsphasen fleissig verfolgten Hallschen und
Westinghouseschen Anordnungen (s. Bd. 281, S. 86; 290, S. 278; 298, S. 12; 299, S. 190; 300, S. 39 u. 181; 310, S. 10)
vorgegangen sind, hat auch in England lebhaft als Aufmunterung gewirkt, so dass
daselbst mit Ende verflossenen Jahres, wie die Zeitung des
Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltung vom 3. Mai 1902 ausweist, bereits 199
rein selbstthätige Blocksignalposten nach amerikanischem Muster im Betriebe standen.
Die Reihe dieser englischen Versuche hat nunmehr laut einer Mitteilung des Engineer vom 30. Mai 1902 kürzlich wieder die
nachstehende Weiterung erfahren.
Textabbildung Bd. 317, S. 723
Fig. 1.
Auf der annähernd 10 km langen Strecke Grately-Andover der South Western
Eisenbahn sind von der British
Pneumatic-Railway-Signaling-Company (London, Palace – chambers –
Westminster) für die Zugdeckung fünf, beiläufig je 2000 m voneinanderliegende
Blocksignalposten eingerichtet worden, welche aus Flügelsignalen bestehen, die
mittels Druckluft bewegt und im elektrischen Wege durch die Züge gesteuert werden.
Das Wesentlichste der Einrichtung jedes einzelnen Blockabschnittes ist in Fig. 1 zur Darstellung gebracht, doch bleibt hierzu
noch hinsichtlich des in der Zeichnung weggelassenen Streckensignals hervorzuheben,
dass auf dem Mäste zwei Flügel, ein rotbemalter und ein
grünbemalter übereinander vorhanden sind, wie es Fig.
2 schematisch ersehen lässt, von denen der höher angebrachte das Hauptsignal des Blockabschnittes und der tiefer
liegende das Vorsignal für den nächstfolgenden
Nachbarblockabschnitt darstellt. Die beiden Schienenstränge t1 und t2, Fig. 1, des
Gleises jedes Blockabschnittes haben als Stromleitungen mitzuwirken und sind deshalb
an den Abschlusspunkten J1 und J2
bezw. i1 und i2 durch nicht leitende
Schienenstossverbindungen von den Nachbarsträngen isoliert, während die gute
Leitungsfähigkeit der innerhalb des Abschnittes liegenden Schienenstösse durch
Kupferdrahtbrücken, die man an die Schienenstege nietet, besonders gefördert und
gesichert wird. Am Beginne des Abschnittes zunächst J1 und i1 ist mittels zweier Kabelzuleitungen ein Relais r1 und am Ende des
Abschnittes bei J2 und
i2 in ähnlicher
Weise eine aus zwei grossplattigen, nebeneinander geschalteten Zellen bestehende
Batterie B1 zwischen
die beiden isolierten Schienenstränge eingeschaltet, so dass unter gewöhnlichen
Verhältnissen der Strom der Batterie B1 über t1, r1 und t2 dauernd geschlossen ist und den Relaisanker a1 in der angezogenen
Lage festhält.
Durch den vom Elektromagneten angezogenen Relaisanker
a1 wird der
Ortsstromkreis einer beim Blocksignal aufgestellten Batterie b1 auf doppeltem Wege geschlossen, nämlich
einerseits an der Blockstelle selbst über die Spulen eines Steuerungselektromagneten
M1 des
Hauptsignals, sowie andererseits durch Vermittlung des Stromschliessers C1 und der Fernleitung
l0 über den
Steuerungselektromagneten des zugehörigen, am vorausliegenden Blockposten
befindlichen Vorsignals. Dieser letztgedachte Stromweg ist in Fig. 1, wo m1 den Steuerungselektromagneten des Vorsignals zum
vorausliegenden Nachbarblockabschnitte darstellt, leicht zu verfolgen; der in Frage
kommende Strom findet von der Batterie des nächsten Postens seinen Weg über die
Fernleitung l1, dann
durch den Stromschliesser c1 in die Spulen von m1, um schliesslich über die gemeinsame Rückleitung
L wieder zum zweiten Pol der gedachten Batterie
zurückzugelangen. Wie Fig. 1 weiter zeigt, sind die
beiden Steuerungselektromagnete sowie die Stellvorrichtungen für das Haupt- und
Vorsignal jedes Postens am Maste symmetrisch nebeneinander angebracht. Der Anker
jedes Steuerungselektromagnetes wirkt durch eine Stange derart auf ein Doppelventil,
dass das letztere, so lange der Anker vom Elektromagneten angezogen bleibt, den Weg
für die aus dem Behälter n kommende Druckluft über die
Röhre d5 bezw. d6 zum Kolbenzylinder
k1 bezw. k2 des zugehörigen
Signalstellwerks offen hält. Vermöge des unter diesem Umstande in den Zylinder
bestehenden Ueberdruckes, sind die betreffenden Kolben nach abwärts geschoben und
die von den Winkelhebeln w1 bezw. w2
und den Zugstangen z1
bezw. z2 angetriebenen
Signalflügel zeigen Freie Fahrt. Diese Signallage der
Flügel ist es somit, welche – abweichend von der sonst bei den alten, englischen
Blocksignalanlagen als Regel geltenden Anordnung – als Grundstellung gilt und immer
besteht, wenn und solange sich kein Zug im Blockabschnitte befindet.
Textabbildung Bd. 317, S. 723
Fig. 2.
Die zum Stellen der Signale erforderliche Druckluft erzeugt ein in der Station
Grateley aufgestellter, von einer Gasmaschine angetriebener Verdichter, der gleichzeitig auch für eine grössere, mit Druckluft und
Elektrizität betriebene Weichen- und Signal-Stellwerksanlage dieser Station den
Bedarf zu decken hat. Für die Streckenblockeinrichtung läuft entlang des Gleises ein
Verteilungsrohr d1, von
dem an jeder Blockstelle ein Zweigrohr d2
d3 das Vorratbecken n mit Druckluft versorgt. Der in n vorhandene Druck beträgt gleichmässig 2 kg pro
Quadratcentimeter und wird durch ein in den Zuströmungszweig d2
d3 eingefügtes
Ausgleichventil p, dauernd auf derselben Höhe erhalten,
indem diese Vorrichtung höher gespannte Luft aus d1 nur in dem Masse in das Becken n nachströmen lassen kann, als es erforderlich ist,
daselbst fortlaufend den festgesetzten Druck herzustellen, für den die Ventilfedern
in p sorgsam ausgewogen sind. Aus dem Vorratbecken n gelangt die Druckluft durch die Rohre d4 und d5, bezw. d6 in die beiden
Stellwerkszylinder, vorausgesetzt, dass, wie schon weiter
oben bemerkt wurde, die Relaisspulen r1 und die Spulen der Steuerungselektromagnete
stromdurchflossen sind.
Tritt jedoch ein Zug in den Blockabschnitt ein, so erzeugt gleich sein erstes
Räderpaar, sobald es hinter J1 und i1
gelangt, zwisc,en t1
und t2 eine leitende
Verbindung d.h. einen Kurzschluss der Batterie B1, demzufolge das Relais r1 stromlos wird und mithin die Batterie
b1 aufhört, wirksam
zu sein. Es reisst also in M1 der Elektromagnetanker ab und die niedergehende Ankerstange verschliesst
einerseits die Verbindung zwischen den Rohren d4 und d5, während sie andererseits eine mit d5 verbundene
Ausströmungsöffnung aufschliesst, wo die über K1 befindliche Druckluft ins Freie entweichen kann.
Nunmehr gelangt das natürliche Uebergewicht des zugehörigen Signalflügels zur
Wirksamkeit, wodurch z1
nach abwärts und der Kolben k1 nach aufwärts getrieben wird und der Signalflügel des Hauptsignals die
Lage für Halt gewinnt.
Infolge des Abreissens des Relaisankers a1, welches die Unterbrechung der Batterie b1 herbeiführte, hörte
auch in der Leitung l0
jeder Strom auf, weshalb das zugehörige Vorsignal am rückliegenden Blockposten
gleichzeitig und in derselben Weise sich auf Halt
einstellt, wie für das Hauptsignal besprochen wurde. Ausserdem ist noch ein dritter
Signalflügel auf Halt gebracht worden, nämlich das von
m1 gesteuerte
Vorsignal der vorausliegenden Nachbarblockstrecke. Wenn nämlich der Kolben k1 des Hauptsignals bei
der obenbesprochenen Umstellung von Freie Fahrt auf Halt nach aufwärts geht, löst er auf ganz einfachem,
mechanischem Wege die Stromleitung in den beiden Schaltern C1 und c1. Hierdurch wird also in C1 solange das Hauptsignal Halt zeigt, jede stromdurchlaufende Verbindung zwischen
b1 und l0 unterbrochen und
sonach das zugehörige Vorsignal für alle Fälle in übereinstimmende Signallage
gezwungen. Durch die Lösung des Stromweges in c1 wird hingegen der vom Nachbarposten kommende Strom
unterbrochen, welcher über m1 laufend das bezügliche Vorsignal bisher auf Freie Fahrt gehalten hat; der Flügel dieses Signals begiebt sich also
ebenfalls in die Haltlage. Der in die Blockstrecke eingefahrene Zug deckt sich, wie
man sieht, gleichzeitig mittels dreier Signalflügel, nämlich durch das Hauptsignal,
dann durch das zugehörige Vorsignal, endlich durch das zur vorausliegenden
Blockstrecke gehörende Vorsignal.
Dieses Deckungsverhältnis bleibt aufrecht, bis der Zug den Blockabschnitt verlässt
und seine letzte Achse die Batterieanschlüsse nächst
den Gleisenden J2 und
i2 überfahren hat,
in welchem Zeitpunkte natürlich die ersten Achsen des Zuges bereits am Blockposten
der anstossenden Strecke in der oben betrachteten Weise die Zugdeckung neuerlich
bewirkt haben. Ist nach dem Freiwerden der Strecke, d.h. nach vollkommenen Austritt
des Zuges aus dem Blockabschnitte das Relais r1 und somit auch b1 wieder in Thätigkeit getreten, so verschliesst im
Steuerungselektromagneten M1 der angezogene Anker die Ausströmungsöffnung, während er gleichzeitig
die Verbindung zwischen d5 und d4
herstellt. Die über den Kolben k1 gelangende Druckluft schiebt k1 nach abwärts, so
dass der Signalflügel des Hauptsignals durch w1 und z1 in seine Grundstellung für Freie Fahrt zurückgebracht wird. Beim Niedergehen der Kolbenstange werden
auch die Stromwege in c1 und C1
wieder geschlossen und somit kann der zum Freistellen des zugehörigen Vorsignals
erforderliche Teilstrom der Batterie b1 seinen Weg ungehindert über l0 zum rückliegenden
Nachbarposten verfolgen und dort ebenfalls die Einziehung des Warnungssignals
durchführen. Nur das von m1 gesteuerte Vorsignal kann sich trotz des in o1 wieder hergesellten Stromweges nicht in
die Freilage zurückbegeben, weil doch der bezügliche, über l1 eintreffende Betriebsstrom inzwischen
durch den Zug beim nächsten Blockposten unterbrochen worden ist.
Wie das in Fig. 2 dargestellte Stromlaufschema der
zusammenhängenden Blockanlage eines Gleises G G ersehen
lässt, sind die einzelnen, aneinander gereihten Blockabschnitte ganz gleich, nämlich
genau im Sinne der Fig. 1 angeordnet. In Fig. 2 erscheint angenommen, dass sich zwischen dem
dritten und vierten Blockposten ein bei z angedeuteter
Zug in der Pfeilrichtung bewegt. Als dieser Zug in den benannten Abschnitt einfuhr,
musste er natürlich die beiden Signalflügel h3 und v4 in der Signallage für Freie Fahrt – wie es z.B. am ersten und letzten Posten dargestellt
erscheint – vorgefunden haben. Nachdem der eingefahrene Zug die Batterie B4 in kurzen Schluss
brachte, wurden das Relais r3 und in weiterer Folge die Steuerungselektromagnete M3 des Hauptsignals h3 und m3 des Vorsignals v3 stromlos, weshalb
sich h3 und v3 auf Halt einstellten. Hierbei wurden durch die Kolbenstange
des Hauptsignals h3
auch die beiden Stromschliesser C3 und c3 unterbrochen und daher ging das Vorsignal v4, da seinem
Steuerungselektromagneten m4 der von b4
über l3 kommende
Betriebsstrom entzogen worden ist, auf Halt. Wenn dann
der Zug mit seinen ersten Räderpaaren in den anstossenden Blockabschnitt übertritt,
bringt er – in gleicher Weise wie vorhin h3, v3 und v4 – nunmehr auch h4, v4 und v5 in die Haltlage. Von diesem Augenblick an wird
also der Zug so lange durch fünf Flügel gedeckt sein, bis die letzte Zugachse über
die Schienenanschlüsse der Batterie B4 hinweggelangt, worauf sich h3 und v3 wieder auf Freie
Fahrt zurückstellen und nur h4, v5 und v4 auf Halt verbleiben,
so lange sich der Zug im fünften Blockabschnitte aufhält.
Es braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden, dass in Anbetracht der ausschliesslich
angewendeten Ruhestromschaltung jeder Bruch in den elektrischen Leitungen oder das
Versagen einer der Batterien, endlich auch jeder Schienenbruch in den Fahrgleisen
die selbstthätige Haltstellung aller im Bereiche des Fehlers liegenden Signalflügel
bewirkt, niemals aber eine gefährliche Signalfälschung veranlassen kann. Dasselbe
gilt auch hinsichtlich allfälliger Beschädigungen der Druckluftanlage. Besonders
heikle Punkte bilden lediglich die von den Steuerungselektromagneten gestellten
Luftrohrwechsel; doch sind gerade diese Teile in ihrer Ausführung so vorzüglich,
dass ein Festlegen oder sonstiges Versagen während der Freilage der Signalflügel
kaum für möglich gelten kann. Versagungen aber, welche während der Haltlage der
Flügel eintreten würden, bedeuten ebensowenig eine Gefahr, wie die weiter oben
angeführten Anstände.
Die Signalmaste der einzelnen Blockposten bestehen aus Blechröhren, in deren Innerem
die beiden Zugstangen (z1 und z2 in
Fig. 1) der Signalflügel sich bewegen. Den
Unterteil des Rohrmastes bildet ein wetterfester, gusseiserner Kasten, in welchem
die in Fig. 1 dargestellten Stellvorrichtungen nebst
Druckluftbehälter w und Ausgleichventil p gemeinschaftlich untergebracht sind. Zur
Signalbeleuchtung dienen sogenannte „Standard“-Lampen. In der Druckluftanlage sind mehrfach
Ablassvorrichtungen eingeschaltet, welche es gestatten, das sich in den Röhren
sammelnde Kondensationswasser leicht zu beseitigen, um den sonst bei strengem
Frostwetter etwa möglichen Misslichkeiten von vornhinein zu begegnen. Für das zweite
Gleis besteht natürlich genau dieselbe Signalanlage, wie sie Fig. 2 für das eine Gleis ersichtlich macht, nur ist
die Aneinanderreihung der einzelnen Teile, der andern Zugrichtung entsprechend, die
entgegengesetzte. Mit der gesamten Unterhaltung und Ueberwachung der 10 km langen
Versuchsstrecke hat man einen einzigen Wärter betraut,
der sich für diesen Dienst als völlig ausreichend erweist.
Zuschrift an die Redaktion.
(Unter Verantwortlmchkeit des Einsenders.)
Geehrte Redaktion!
In dem Aufsatze „die Dampfrohrleitungen für Hochdruck auf der Düsseldorfer
Ausstellung von E. M. Arp“ in Heft 34 dieses Jahres findet sich eine
Vorrichtung für die selbstthätige Entwässerung der Dampfleitungen beschrieben,
bestehend aus einem Sammler mit Schwimmer und einer mit demselben verbundenen
Pumpe.
Wir wünschen hiermit festzustellen, dass die ganze Vorrichtung unsere, durch R. G. M.
176439 geschützte Konstruktion ist, dass die zugehörige Pumpe unser Fabrikat ist und
der Sammler nebst der inneren Einrichtung von der Firma Franz Seiffert & Co.
nach unseren Zeichnungen hergestellt wurde.
Um Aufnahme des Vorstehenden bittend, empfehlen wir uns
12. September 1902.
Hochachtungsvoll
Worthington Pumpen-Compagnie
Actien-Gesellschaft.
Otto H. Mueller, Direktor.