Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Kühl- und Eismaschinen. |
Autor: | Alois Schwarz |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 753 |
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Neuerungen auf dem Gebiete der Kühl- und Eismaschinen.
Von Professor Alois Schwarz in M.-Ostrau.
(Fortsetzung von S. 734 d. Bd.)
Neuerungen auf dem Gebiete der Kühl- und Eismaschinen.
Einen neuen Verdichter für Eismaschinen hat die Gesellschaft für Lindes Eismaschinen in Wiesbaden zu dem D. R.-P. Nr.
19011 als Zusatzpatent unter Nr. 113313 für eine Ausführungsform dieses Verdichters
schützen lassen. Die vorliegende Erfindung bezweckt, in ähnlicher Weise wie die
früher geschützte, die Leistung und parallel damit auch den Arbeitsverbrauch des
Verdichters einer Eismaschine während des Betriebes in leichter Weise innerhalb der
weitesten Grenzen zwischen Null und Maximum zu regeln. Die Veränderung der Grösse
des „schädlichen Raumes“ wird hierbei durch Oeffnen des in Fig. 17 mit v
bezeichneten Ventils und entsprechende Stellung des Regulierschiebers r bewirkt, wodurch man den Verdichtungszylinder mit
einem aus mehreren getrennten Kammern bestehenden Gefässe T in Verbindung bringt. Die durch die Druckventile geförderte oder durch
die Saugventile einströmende Gas- oder Dampfmenge wird um so geringer, je mehr der
schädliche Raum vergrössert ist; man kann durch Oeffnen von einer oder mehrerer
Kammern erreichen, dass in selbstthätiger Weise die Druck- und Saugventile des
Verdichters sich nur ein wenig später oder ganz erheblich später als normal öffnen,
oder dass ein Oeffnen derselben überhaupt nicht mehr stattfindet. In ungefähr dem
gleichen Masse, in welchem das Oeffnen der Ventile verzögert wird, verringert sich
auch die Leistung des Verdichters.
Textabbildung Bd. 317, S. 753
Fig. 17. Verdichter der Gesellschaft für Lindes Eismaschinen.
C. Absorptionsmaschinen.
Unter dem Namen Wasserdampf-Kältemaschine, System Lange
ist ein neues System von Kältemaschinen versuchsweise in der Elsterthalbrauerei zu Tauchlitz a. d. Elster seit Ende des letzten Jahres
durch die Zeitzer Eisengiesserei und
Maschinenbau-Anstalt aufgestellt, jedoch wegen geringer Leistung nicht
weiter ausgeführt worden.
Das Prinzip der neuen Langeschen
Wasserdampf-Kältemaschine ist ein ähnliches, wie bei der Vacuum-Eismaschine von Windhausen, welche zu Anfang der achtziger Jahre
probeweise zur Eiserzeugung verwendet wurde, aber in der Praxis wenig Aufnahme
gefunden hat.
Bei der Windhausen-Maschine wurde die Schwefelsäure,
welche zur Aufnahme der Wasserdämpfe nicht entbehrt werden kann, dadurch von dem
aufgenommenen Wasser wieder befreit, dass man sie mittels Dampf, welcher durch
Bleischlangen geleitet wurde, erwärmte; da aber das Blei einen so hohen Druck nicht
ausgehalten hätte, als der Dampf notwendiger Weise haben musste, um eine Temperatur
der Säure von ungefähr 190° C. zu erreichen, so war man genötigt, den Siedepunkt der
Säure durch Herstellung einer Luftverdünnung in dem Eindampfgefäss auf etwa 130° C.
herabzuziehen. Die Haltbarkeit des Eindampfgefässes war aber doch eine beschränkte.
Die Bleischlangen wurden durch den strömenden Dampf, besonders an den scharfen
Krümmungen am Ein- und Ausgang aus den Schlangen, mechanisch so abgenutzt, dass sie
bald aufbrachen. Das hatte natürlich umfangreiche Ausbesserungen zur Folge, und die
damit verbundenen Betriebsstörungen brachten das ganze System zu Fall.
Bei der Langeschen Maschine wird die Säure in offenen
Bleipfannen durch direktes Feuer erwärmt, ein Verfahren, welches in
Schwefelsäurefabriken, wo es auch noch auf Reinheit ankommt, gang und gäbe ist.
Damit sind nach Ansicht des Erfinders nicht nur die Ursachen für Betriebsstörungen,
sondern auch die Umständlichkeiten, wie Vakuum-Erzeugung, Vakuum-Pumpe, dazu Kessel
für den Heizdampf, Bleischlangen für den Dampf u.s.w. fortgefallen.
Der Betrieb, der bei der Windhausen-Maschine anfänglich
diskontinuierlich war, später zwar auch zu einem kontinuierlichen umgestaltet wurde,
der aber wegen der Beibehaltung des Dampfes zum Auskochen der Säure keine Bedeutung
mehr erlangt hat, ist hier von vornherein kontinuierlich gestaltet.
Ferner hat der Aufsauger, der früher aus einem liegenden, langen, gusseisernen
Zylinder mit einer Rührwelle im Innern bestand und mit einem Wassertroge zur Kühlung
umgeben war, eine wesentliche Aenderung in der Lange-Maschine erfahren. Derselbe ist stehend, innen verbleit und mit
Siebböden ausgestattet, ohne Rührwerk, daher ohne Stopfbüchse in der Säure und ohne
Wassermantel. Die Kühlung der Säure geschieht in besonderen Schlangen nach Art der
Kondensatoren der Kompressionsmaschinen, wodurch die Kühlfläche nach Belieben gross
gemacht und der Absorptionswirkung des Aufsaugers angepasst werden kann, was früher
nicht der Fall war.
Zum näheren Verständnis der Maschine ist in Fig. 18
eine schematische Darstellung gegeben. Der Verdampfer A, in dem ein Teil des Salzwassers verdampft, wodurch das übrige
Salzwasser abgekühlt wird, besteht aus einem aufrecht stehenden Zylinder, in dem
eine Reihe Siebböden angeordnet ist. Durch das Rohr E
gelangt das aus den Kellern u.s.w. kommende Salzwasser in diesen Verdampfer zurück,
rieselt von Siebboden zu Siebboden hinunter und sammelt sich unten an. Hier wird das
kalt gewordene Wasser mittels der Salzwasserpumpe B
durch die Druckrohre C nach den verschiedenen
Verwendungsstellen D hingeschafft. Als solche sind
einige Kellerkühlrohre und ein Eisbildner angedeutet. Das Rücklaufwasser geht durch
die Rohre E wieder in den Verdampfer hinein, um hier
von neuem abgekühlt zu werden.
Durch eine weite Rohrverbindung ist der Verdampfer mit dem zweiten Zylinder F, dem Aufsauger, verbunden. Seine innere Einrichtung
ist genau die des Verdampfers. Durch das Rohr M und N fliesst hier konzentrierte Schwefelsäure auf den
obersten Siebboden, welche herunterrieselnd die Wasserdämpfe aufnimmt oder
absorbiert, die durch die Rohrverbindung aus den Verdampfer nach dem Aufsauger
übertreten. Durch die Wasseraufnahme wird die Säure verdünnt und erwärmt, und sie
muss deshalb dauernd herausgenommen,
abgekühlt und zum Teil wieder eingedampft werden.
Die Kolbenpumpe G entnimmt die Säure aus dem Aufsauger
und fördert sie durch das Druckrohr H zum grossen Teil
in den Säurekühler J. Derselbe ist genau so
eingerichtet, wie die bekannten Tauchkondensatoren, ein stehendes zylindrisches
Gefäss mit Rohrschlangen darin; das Brunnenwasser tritt unten ein, läuft oben ab,
und die gekühlte Säure geht durch das Rohr M nach dem
Aufsauger F zurück.
Ein kleiner Teil der Säure, und zwar nur der 25. Teil der ganzen bewegten Säure,
zweigt links von dem Druckrohr H ab, wird in dem
Wärmeaustauschgefäss K angewärmt und geht weiter nach
der Eindampfmaschine L. Diese ist ein aus Bleitafeln
zusammengebautes, flaches Gefäss, auf gusseisernen Platten stehend, welches durch
direktes Feuer geheizt wird. Die aus der kochenden Säure austretenden Dämpfe
entweichen ins Freie und die ausgekochte Säure läuft durch das Rohr N ab durch das Wärmeaustauschgefäss K, aus dem sie abgekühlt wieder herauskommt durch Rohr
H und sich mit dem Säurerücklaufrohr M vereinigt. Da in dem Aufsauger F ein starker Unterdruck herrscht, wird die Säure ohne
Pumpe hier wieder eingesaugt, auch wenn die Eindampfpfanne L niedriger steht als die Oberkante des Aufsaugers F. Die Rohrleitung O verbindet den Aufsauger
F mit der Luftpumpe P.
Diese erhält in dem Verdampfer A sowohl als in dem
Aufsauger F einen hohen Unterdruck bis zu etwa ½ mm
Quecksilbersäule. Die Pumpe leistet ein nahezu vollständiges Vakuum, welches in
physikalischen Laboratorien nur mit grossen Aufwendungen erreicht werden kann; hier
wird es mit der vorzüglichen Pumpe anscheinend spielend erzeugt und dauernd
erhalten. Die Pumpe besitzt drei übereinanderstehende Kolben, eine Oelschicht, deren
Ueberschuss mit der Luft durch das obere Rohr ausgestossen und unten immer wieder
eingesaugt wird.
Textabbildung Bd. 317, S. 754
Fig. 18. Wasserdampf-Kältemaschine System Lange.
Der Arbeitsvorgang in diesen Maschinen ist folgender (s. Fig. 18): Durch ein unter Luftverdünnung stehendes zylindrisches Gefäss
(Verdampfer A) fliesst regenartig fallend die
Salzlauge, mit der mittels der Salzwasser-Zirkulationspumpe B die Apparate zur Verwendung der Kälte DD gespeist werden. Im Vakuum verdampft ein Teil des Wassers, der aus Rohr
Z durch Zusatzwasser stetig ersetzt wird, unter
Aufnahme der latenten Wärme vom Salzwasser, letzteres hierbei in seiner Temperatur
erniedrigend. Die entstehenden Dämpfe werden zum Teil von der Luftpumpe P, zum grössten Teile jedoch in einem zweiten Gefäss,
dem Absorber F, von ebenfalls regenartig herabfallender
Schwefelsäure angesaugt und verdichtet. Diese Kondensation giebt die latente Wärme
wieder frei, die nun durch Vermittelung der Schwefelsäure Zirkulationspumpe G in einem besonderen Gefäss, dem Säurekühler J durch Kühlschlangen hindurch an Kühlwasser übertragen
wird. Der in der Säure niedergeschlagene Wasserdampf wird im Konzentrator L durch Wärme ausgetrieben. Um hierbei den
Brennmaterialverbrauch möglichst zu verringern, wird durch Vermittlung des
Wärmeaustauschers K dafür gesorgt, dass die Wärme der
heissen, verstärkten, vom Konzentrator fliessenden Säure an die kalte, schwache, dem
Konzentrator zufliessende Säure abgegeben wird, wodurch die schwache Säure
angewärmt, die starke abgekühlt wird. Der Rest der Wärme der verstärkten Säure wird
im Nachkühler R durch das vom Säurekühler abfliessende
Kühlwasser aufgenommen. Durch die Mischung der verstärkten mit der in der Maschine
befindlichen schwächeren Säure bleibt der nämliche Stärkegrad in der Maschine
gewahrt.
Die beschriebene Konstruktion stellt wohl eine wesentliche Verbesserung der alten Windhausenschen Vakuummaschine dar, erscheint für die
praktische Verwertung jedoch noch ungeeignet.
Eine verbesserte Vakuummaschine wurde H. A. Fleuss in
England und Amerika patentiert. Die Arbeitsweise derselben beruht wie bei den
zahlreichen, längst bekannten Konstruktionen auf Absorptionen von Wasserdampf durch
Schwefelsäure unter hohem Vakuum. Die eingeführte Neuerung besteht darin, dass
sowohl das zu gefrierende Wasser wie die absorbierende Säure während des Prozesses
lebhaft geschüttelt werden, wodurch das Eis klarer und der Absorptionsprozess durch
Darbietung einer grösseren Säureoberfläche beschleunigt werden soll. Bezüglich der
Ausführung ist zu erwähnen, dass je ein Glasballon für Schwefelsäure und reines
Wasser in einer trogförmigen, gusseisernen Grundplatte gebettet ist, welche im Falle
des Bruches der Säureflasche, deren Inhalt in sich aufnehmen kann. Dies um Zapfen
drehbare Gestell ist durch eine Schubstange mit einem Balanzier verbunden, der von
einer mit Schwungrädchen versehenen Welle in Schwingungen versetzt wird und die
Vakuumpumpe betreibt. Die Verbindung des Säureballons mit der Pumpe einerseits und
dem Wasserballon andrerseits geschieht durch biegsame Rohre, die an den Mündungen
durch eingefettete Stöpsel eingedichtet werden, mit denen Schutzhülsen verbunden
sind, welche das Eindringen der im Ballon umhergeworfenen Säure verhindern. Beim
Drehen der Kurbel wird durch die Pumpe aus den kommunizierenden Gefässen zunächst
die Luft, dann der sich bildende Wasserdampf zum Teil abgesaugt, während der Rest
desselben energisch von der im Ballon durch Wiegen der Grundplatte in Bewegung
gebrachten Säure verschluckt wird. Mit fortschreitender Dampfverdünnung kühlt sich
das beim Schütteln gleichfalls eine grosse Oberfläche darbietende Wasser schnell ab,
das unter Ausstossung der frei werdenden Luftbläschen zu klarem Eise erstarrt.