Titel: | Wert und Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der Heizgase. |
Autor: | A. Dosch |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 794 |
Download: | XML |
Wert und Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der Heizgase.
Von A. Dosch, Köln.
(Fortsetzung v. Seite 773 d. Bd.)
Wert und Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der Heizgase.
In Tabelle 4 sind für 5 verschiedene Kohlensorten die Wärmeverluste bei den
verschiedensten Luftmengen, resp. dem verschiedensten Kohlensäuregehalt berechnet.
Zunächst fällt auf, dass, obwohl der Heizwert der in Betracht gezogenen
Brennstoffsorten stark wechselt und Unterschiede bis zu etwa 45 % aufweist, der
absolute Verlust, in Prozenten vom Heizwerte, fast dieselbe Grösse ergiebt und im
Mittel etwa 9,5 % beträgt, wenn die Temperaturdifferenz T – t zu 250° Celsius angenommen wird. Ferner
ergiebt die Tabelle, dass auch der Gesamtverlust verhältnismässig geringe
Abweichungen – selbst bei einem 5 fachen Luftüberschusse – aufweist, so dass gesagt
werden kann, dass die in den Heizgasen festgestellte Kohlensäuremenge einen direkten
Massstab zur Beurteilung des Wärmeverlustes in einer Feuerungsanlage bietet.
Es wird nun wünschenswert sein, für die Praxis einen allgemeinen Ueberschlagswert zu
haben, ohne dass man erst die Zusammensetzung und den Heizwert des betreffenden
Brennstoffes zu wissen nötig hätte. Wie nun die Tabelle erweist, ist der
Wärmeverlust sowohl, als auch der Kohlensäuregehalt, von der Zusammensetzung und dem
Heizwerte der Kohle in sehr untergeordneten und für mittlere Verhältnisse in kaum
merkbarem Masse abhängig. Der Wärmeverlust selbst ist daher, wenn man von den
kleinen Beeinflussungen durch die Zusammensetzung des Brennstoffes absieht, demnach
nur abhängig von der Temperaturdifferenz T – t und von dem Luftüberschuss resp. dem
Kohlensäuregehalte. Bedeutet daher qv den Verlust in Prozenten des Heizwertes,
so ist
q_v=\frac{T-t}{K_v}\,\cdot\,\varepsilon
worin ε einen noch zu
bestimmenden Koeffizienten darstellt. Durch Einsetzen entsprechender Werte aus der
Tabelle 4 erhält man angenähert im Mittel
q_v=\frac{T-t}{K_v}\,\cdot\,66 . . . . (25)
Hinsichtlich der Tabelle 4 möge noch bemerkt sein, dass zu deren Berechnung eine
spezifische Wärme der Verbrennungsgase von 0,32 und für den entstehenden Wasserdampf
eine solche von 0,48 angenommen wurde; die Temperaturdifferenz (T – t) ist zu 250° C.
gewählt. Im Gasvolumen Gv ist nur das Volumen der entstehenden Kohlensäure, des freien
Sauerstoffes und des Stickstoffes enthalten, während das Volumen des entstehenden
Wasserdampfes
Tabelle 4.
Textabbildung Bd. 317, S. 795
Sehr gute Kohle; Gute Kohle; Mittelgute Kohle; Weniger gute Kohle; Geringwertige Kohle; berechnet; kalorim. bestimmt; Gesamtverlust;
v. H. des Heizwertes; Verlust durch überschüssige Luft
hierin vernachlässigt ist. Die Summe beider wird durch das
Volumen Gv'
dargestellt. Eine Vergleichung der beiden Volumina Gv und Gv' zeigt zugleich, dass der durch
Vernachlässigung des Wasserdampfes für ϕ entstehende
Fehler für kleinen Luftüberschuss und insbesondere für hohen Wasserstoffgehalt, wohl
ziemlich wesentlich werden kann, dass dieser Fehler jedoch für grösseren
Luftüberschuss rasch abnimmt. Ferner ist aus der Tabelle zu ersehen, dass das
Volumen der in die Verbrennung eintretenden Luft immer etwas grösser ist, als das
Volumen Gv, während
dasjenige Gv' nur um
weniges höher ist, als das erstgenannte; sämtliche Volumen sind natürlich auf 0° und
760 mm Barometerstand reduziert gedacht.
Es erübrigt hier ferner noch, darauf hinzuweisen, dass die spezifische Wärme c pro 1 cbm der Heizgase nicht konstant 0,32 ist,
sondern dass c von der Zusammensetzung der Heizgase,
und da diese wieder von dem Kohlensäuregehalt beeinflusst wird, von diesem abhängt.
Bezeichnen
cCO2 = 0,2164, c0 = 0,2175 und cN = 0,2438
die spezifischen Wärmen für bezw. 1 kg Kohlensäure, Sauerstoff
und Stickstoff, so beträgt die spezifische Wärme für 1 cbm der Heizgase
c=\frac{3,367\,\cdot\,C\,\cdot\,0,2164+O_e\,\cdot\,(\varphi-1)\,\cdot\,0,2175+O_e\,\cdot\,3,31\,\cdot\,\varphi\,\cdot\,0,2438}{1,854\,C+\frac{O_e}{s_O}\,\cdot\,(\varphi-1)+\frac{O_e}{s_N}\,\cdot\,3,31\,\cdot\,\varphi} (26)
Wie die Formel 26 zeigt, ist die spezifische Wärme der Heizgase also abhängig sowohl
von der Zusammensetzung der letzteren selbst, d.h. von dem Kohlensäuregehalt, als
auch von der Zusammensetzung des zur Verbrennung gebrachten Brennstoffes. Um
Aufschluss über die Grösse des Fehlers, der durch Annahme eines konstanten Wertes
von c in der Tabelle enthalten ist, zu bekommen, diene
nachstehende Tabelle 5. Es sind in dieser die in Tabelle 4 angeführten 5
Kohlensorten in der Reihenfolge, wie sie in dieser letzteren enthalten waren,
aufgeführt und die denselben für verschiedenen Kohlensäuregehalt resp. verschiedenen
Luftüberschuss entsprechenden Werte von c
angegeben.
Wie die Tabelle erkennen lässt, ändert sich die Grösse von c mit der Grösse des Kohlensäuregehaltes und zwar in der Weise, dass bei
Kv = 1 die
spezifische Wärme für 1 cbm der Heizgase den kleinsten Wert aufweist und mit
zunehmendem Kohlensäuregehalte steigt. Die angenommene Grösse von 0,32 erreicht c bei etwa 10–11 % Kohlensäure und es sind
dementsprechend die in der Tabelle 4 berechneten Wärme Verluste für kleineren
Luftüberschuss als ca. 1,5 etwas zu klein, diejenigen für einen grösseren
Luftüberschuss als den genannten, etwas zu gross; doch ist der Fehler im
allgemeinen, da Kv bei
einer ordnungsgemäss arbeitenden Feuerungsanlage wenigstens 8 % betragen soll,
selten aber mehr als 13–14 % beträgt, nicht sehr bedeutend, da bei den angegebenen
Werten von Kv die
Luftüberschussmenge zu der theoretisch erforderlichen Luftmenge nur zwischen 2,3 und
1,4 im Mittel wechselt.
Wie ferner noch aus der Tabelle 5 hervorgeht, übt die Zusammensetzung des
Brennstoffes einen mehr untergeordneten Einfluss auf die Grösse von c, einen Einfluss, der wohl mit Rücksicht auf
Einfachheit der Rechnung im allgemeinen vernachlässigt werden kann. In der letzten
Spalte der Tabelle 5
Tabelle 5.
Kv
I.Sehr gute Kohle
II.Gute Kohle
III.Mittelgute Kohle
IV.Weniger gute Kohle
V.Geringwertige Kohle
Mittelwertvon
ϕ
c
ϕ
c
ϕ
c
ϕ
c
ϕ
c
c
1
18,3
0,307
18,2
0,307
17,6
0,308
17,7
0,309
17,5
0,309
0,308
2
9,2
0,308
9,1
0,309
8,8
0,310
8,8
0,310
8,5
0,310
0,309
3
6,1
0,309
6,0
0,310
5,9
0,311
5,9
0,311
5,7
0,311
0,310
4
4,6
0,310
4,5
0,311
4,4
0,312
4,4
0,312
4,3
0,312
0,311
5
3,7
0,311
3,6
0,312
3,6
0,313
3,6
0,313
3,4
0,313
0,312
6
3,1
0,312
3,1
0,313
3,1
0,314
3,1
0,314
2,8
0,314
0,313
7
2,6
0,313
2,6
0,314
2,6
0,315
2,6
0,315
2,4
0,315
0,314
8
2,4
0,315
2,3
0,315
2,2
0,316
2,2
0,317
2,1
0,317
0,316
9
2,1
0,314
2,04
0,316
2,00
0,317
2,00
0,318
1,91
0,318
0,317
10
1,85
0,317
1,84
0,317
1,80
0,318
1,80
0,319
1,74
0,319
0,318
11
1,70
0,318
1,67
0,318
1,64
0,320
1,64
0,320
1,59
0,320
0,319
12
1,55
0,319
1,54
0,320
1,53
0,321
1,53
0,321
1,46
0,321
0,320
13
1,40
0,310
1,40
0,321
1,38
0,322
1,38
0,322
1,35
0,322
0,321
14
1,33
0,321
1,32
0,322
1,29
0,323
1,29
0,323
1,26
0,323
0,322
15
1,24
0,322
1,23
0,323
1,21
0,324
1,21
0,324
1,18
0,324
0,323
16
1,17
0,323
1,16
0,324
1,13
0,326
1,13
0,325
1,11
0,325
0,325
17
1,10
0,324
1,09
0,325
1,07
0,327
1,07
0,327
1,04
0,326
0,326
sind daher die Mittelwerte von c,
welche sich aus dieser bestimmen, angegeben.
Der Vollständigkeit wegen möge hier noch auf ein VerfahrenBunte: Zur Beurteilung der Leistung von
Dampfkesseln, Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure. 1900, S.
673. hingewiesen werden, welches gleichfalls – wie dies bei
Formel (25) der Fall ist – gestattet, ohne Kenntnis sowohl des Heizwertes wie der
Zusammensetzung eines Brennstoffes auf den Wärmeverlust durch die Abgase zu
schliessen; dieses Verfahren stützt sich ebenfalls auf den Kohlensäuregehalt der
Heizgase, indem es Kv
benutzt, die Anfangstemperatur T1 und mit dieser dann den Wärmeverlust zu
bestimmen.
Wird 1 cbm Kohlensäure durch Verbrennung von reinem Kohlenstoff (0,536 kg) in
Sauerstoff oder in atmosphärischer Luft erzeugt, so werden 4343 W – E entwickelt (s. a. a.
Orte). Enthält ein Heizgas 1 % CO2, so sind bei seiner Bildung auf 1 cbm Rauchgas
43,43 W – E erzeugt
worden; entsprechend sind, wenn x = % CO2 vorhanden sind, x . 43,43 W – E frei geworden. Diese Wärmemenge hat das
Verbrennungsgas auf eine bestimmte Temperatur T1 erhitzt, die sich in einfacher Weise berechnen
lässt, wenn man die aus dem Kohlensäuregehalt berechnete Wärmemenge W durch die Wärmekapazität von 1 cbm Rauchgas (c) dividiert. Der Ausdruck T_1=\frac{W}{c}
Die Bezeichnungen sind den in vorliegender Abhandlung gewählten entsprechend
umgeändert. stellt die sog. Anfangstemperatur T1 dar, welche
allerdings in Wirklichkeit nicht erreicht wird; es kommt dies für den vorliegenden
Zweck jedoch nicht in betracht, da hier T1 lediglich dazu dient, die erzeugte Wärmemenge mit
der Abgangstemperatur der Heizgase in einfache Beziehung zu setzen und den
Wärmeverlust zu bestimmen. Kennt man die Temperaturdifferenz der abziehenden Gase
gegenüber der in die Verbrennung eintretenden Luft T –
t, so giebt der Bruch \frac{T-t}{T_1} unmittelbar das
Verhältnis des Wärmeverlustes durch die entweichenden Heizgase zu der entwickelten
Wärme an.
Zur Erleichterung der Rechnung sind am angegebenen Orte für 1 bis 16 % CO2 die
Wärmekapazitäten c und die Anfangstemperaturen T1 berechnet und zwar
für die Verbrennung von reinem Kohlenstoff und für eine bestimmte Sorte Steinkohle.
Die verschiedenen natürlichen Brennstoffe zeigen jedoch inbezug auf T1 nur verhältnismässig
geringe Abweichungen von einander, so dass die dort für Steinkohlen gegebenen Werte
in der Tabelle auch für andere Kohlensorten benutzt werden können.
Um sowohl den praktischen Wert des soeben angedeuteten Verfahrens, als auch, in
Ergänzung des weiter oben Gesagten, die praktische Verwendbarkeit der Formel (25) zu
zeigen, sei in Tabelle 6 eine Zusammenstellung praktisch ausgeführter
Leistungsversuche an Dampfkesseln gegeben.Bericht über Leistungsversuche an Dampfkesseln der elektrotechnischen
Ausstellung zu Frankfurt a. M.; die Werte von T
und \frac{t}{T} sind der Abhandlung von Bunte a. a. O. entnommen.
Die Tabelle zeigt, dass beide Näherungsverfahren brauchbare Ueberschlagswerte für
die Praxis geben, doch ist zu bemerken, dass in der Formel für den Wärmeverlust
\frac{T-t}{T_1} der unmittelbare Zusammenhang der Grösse desselben mit dem
Kohlensäuregehalte der Heizgase nicht mehr erkennbar ist, wie dies bei Gleichung
(25) der Fall ist. Für die Praxis ist wohl letztere Formel, weil einerseits ebenso
einfach wie die erstere und weil sie andererseits die Abhängigkeit des
Wärmeverlustes von dem CO2-Gehalte direkt erkennen lässt, vorzuziehen. Für Steinkohlen
(Ruhrkohlen), wie sie in den Versuchen I bis VII der Tabelle benutzt wurden, ergiebt
dieselbe sogar noch etwas genauere Werte und für Braunkohlen oder überhaupt
gasreiche Kohlensorten könnte ja der Koeffizient 0,66 entsprechend kleiner genommen
werden, wie dies weiter oben bereits angedeutet wurde. Es würde dies also für die
Versuche a, b und c der
Tabelle 6 der Fall sein müssen, welche von der preussischen
RauchverhütungskommissionZeitschrift des Vereins für Gewerbefleiss 1894 S. 232. vorgenommen
und bei denen mit schlesischer Steinkohle (a und b) und mit böhmischer Braunkohle (c) geheizt wurde.
Tabelle 6.
Versuch
Temperatur-Ueberschussder HeizgaseT – t
Kohlensäure-gehalt derHeizgasepCt. CO2
Anfangs-temperaturaus demCO2-GehaltT1
Wärmeverlust der Heizgase
Berechnet
im Leistungs-versuchgefunden
\frac{T-t}{T_1}
0,66\,\cdot\,\frac{T-t}{K\,v}
I
287
11,9
1830
15,6
16,0
16,07
III
286
8,3
1306
22,0
22,7
22,62
IV
304
9,7
1512
20,1
20,7
20,82
V
261
9,8
1527
17,1
17,5
17,71
VI
286
10,7
1655
17,3
17,6
17,73
VII
260
12,8
1940
13,9
13,4
13,52
a
216
8,9
1383
15,6
16,0
15,41
b
213
10,5
1620
13,1
13,3
12,57
c
216
8,2
1291
16,7
17,3
15,96
Die Formel (25) bietet nun auch die Möglichkeit, den Wärmeverlust qv, da derselbe nur von
der Temperaturdifferenz T – t und von dem CO2-Gehalt Kv
abhängig ist, graphisch darzustellen und ist dies in den Figuren 1 und 2
geschehen. In Fig. 1 sind die
Temperaturdifferenzen T – t als Abcissen aufgetragen, während für die Werte von Kv = 1, 2 u.s.w. bis 17
vom Nullpunkte O aus Strahlen gezogen sind; die
Schnittpunkte dieser Strahlen mit den entsprechenden Temperaturdifferenzen geben die
Wärmeverluste als Ordinaten an.
Textabbildung Bd. 317, S. 797
Fig. 1. Temperaturdifferenz T – t in Celsiusgraden; Wärmeverlust in % vom Heizwert.
In Fig. 2 sind die Werte von Rc als Ordinaten
aufgetragen und die daraus berechneten Wärmeverluste bei einer bestimmten
Temperaturdifferenz als Abcissen angegeben. Es ergeben sich hieraus die bezeichneten
Temperaturkurven.
Textabbildung Bd. 317, S. 797
Fig. 2. Wärmeverlust in % des Heizwertes; Kohlensäuregehalt in Volumenprozent.
(Fortsetzung folgt.)