Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung. |
Autor: | Adolf Prasch |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 797 |
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Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung.
Von Ingenieur Adolf Prasch, Wien.
(Fortsetzung von S. 701 d. Bd.)
Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung.
Die Lampe von Heany mit eingeschlossenem Lichtbogen.
Bei den Lampen mit eingeschlossenem Lichtbogen, bei welchen die Sauerstoffzufuhr auf
ein Minimum reduziert wird, tritt weniger das Bestreben zu Tage, den
Energieverbrauch, auf die erzeugte Lichteinheit bezogen, herabzumindern, als einem
praktischen Bedürfnisse Rechnung zu tragen, d. i. den Kohlenabbrand zu verringern,
und hierdurch sowohl an Kohlen als auch an Bedienungskosten zu sparen.
Das mit diesen Lampen einem wirklichen Bedürfnisse entsprochen wurde, ergiebt sich
wohl aus der Thatsache, dass selbe, trotzdem anfänglich der benötigte Energieaufwand
ein bedeutend grösserer war, als bei gewöhnlichen Bogenlampen, rasch im praktischen
Betriebe Eingang fanden.
Der Nachteil des grösseren Energieverbrauches, welcher nach Messungen an Lampen
älterer Type im Durchschnitt 2,5 Watt pro Normalkerze betrug, wurde beispielsweise
bereits bei der Regina-Dauerbrandbogenlampe beseitigt, über welche eingehende
Untersuchungen von Professor Wedding und von Dr. B. Donath vorliegen, nach welchen selbe im
Durchschnitte einen mittleren Energieaufwand von 1,075 Watt pro mittlere räumliche
Lichtkerze aufweist.
Nach Prof. C. P. Matthews war der durchschnittliche
Verbrauch einer Gleichstrom-Dauerbrandlampe von 6,6 Ampère, ohne äussere Glasglocke
1,175 Watt f. d. durchschnittliche sphärische Kerzenstärke, welcher bei Anwendung
einer äusseren Glasglocke auf 1,28 Watt anstieg.
Bei Wechselstrombogenlampen gleicher Konstruktion von gleichfalls 6,6 Ampère stellte
sich der durchschnittliche Verbrauch auf 1,91 Watt ohne, und auf 2,15 Watt mit
äusserer Glasglocke. Durch Verwendung von Reflektoren soll sich dieser Verbrauch
noch weiter herabdrücken lassen.
Vergleichende Versuche mit offenem und geschlossenem Lichtbogen für
Strassenbeleuchtung zeigten, dass bei einer Höhe des Lichtpunktes von 7,5 m über der
Strassenoberfläche und bei dem gleichen Verbrauch von 450 Watt, die Beleuchtung bis
zu einem Radius von 35 m in beiden Fällen gleich gut war, dass jedoch für grössere
Entfernungen der eingeschlossene Lichtbogen vorzuziehen ist.
Aus diesen Untersuchungen ergiebt sich, dass die Lampen mit eingeschlossenem
Lichtbogen in Bezug auf Lichtausbeute f. d. aufgewendete Energieeinheit den
gewöhnlichen Bogenlampen nahezu gleichwertig sind, hingegen in bezug auf Oekonomie
grosse Vorteile gewähren, indem der Kohleverbrauch 10–15 mal geringer wird und an
die Wartung, da die Auswechselung der Kohlen dementsprechend in bedeutend grösseren
Zwischenzeiten erfolgt, bedeutend geringere Anforderungen gestellt werden.
Textabbildung Bd. 317, S. 797
Fig. 8.
Textabbildung Bd. 317, S. 797
Fig. 8a.
Als Nachteil dieser Dauerbrandbogenlampen ist jedoch deren unruhiges Brennen, welches
sie für gewisse Beleuchtungszwecke nahezu unbrauchbar macht, zu bezeichnen. Diesen
Nachteil zu beseitigen, streben nun die neueren Konstruktionen dieser Lampengattung
an und ist unter diesen die Konstruktion von Heany zu
erwähnen, welche den Angaben nach, sich durch ruhiges Brennen auszeichnen soll.
Diese Lampe, deren Konstruktion aus Fig. 8 zu ersehen
ist, weist in ihrem Mechanismus keinerlei Zahnräder oder Zahngetriebe auf. Der den
ganzen Mechanismus tragende Rahmen besteht aus drei Metallstäben a, die an der Spitze am oberen Ende der Lampe mit einer
aus gehämmertem Messingbleche hergestellten Platte verschraubt sind. Diese Platte
p trägt auch die Aufhängevorrichtung h und die Messingröhre d,
in welche die obere Kohle eingesetzt ist. Auf die Stäbe a sind ausserdem Porzellanrollen aufgesetzt, welche die Widerstandsspirale
f tragen. An dem unteren
Ende sind diese Stäbe, welche durch die obere und untere Platte des Solenoides
g hindurch gehen, mit der in der Mitte durchlochten
Bodenplatte h fest verschraubt. Die Messingröhre d, welche den oberen Kohlenhälter t und die Kontaktfeder i
(Fig. 9) enthält, ist auf die mit der Bodenplatte
h verbundene konische und durchbrochene Schale k aufgesetzt. Ausserdem sind in dem unteren Teile der
Röhre zwei Führungen l für die Aufnahme der Greifbacken
m der Kuppelungsmuffe q (Fig. 8 u. 8a) angebracht. Diese Kuppelungsmuffe greift, wie dies später noch
erklärt wird, in die obere Kohle ein und dient dem Zwecke, den Kern der Lampe in
vollkommener Uebereinstimmung mit dem Hauptteile der Lampe zu halten.
Die Windungen des Solenoides g bestehen aus blankem
Drahte, wobei jede Windung von der anderen durch eine Asbestschnur getrennt wird,
und je zwei aufeinander folgende Windungslagen durch ein Asbestblatt von einander
isoliert sind. Diese Anordnung ermöglicht es, die Spule kurz zu schliessen und durch
unbegrenzte Zeit im Kurzschluss zu erhalten, ohne dass ein Ausbrennen der Isolation
zu befürchten ist. Eine Beschädigung dieser Windungen kann thatsächlich nur durch
einen Strom erfolgen, welcher hinreichend stark ist, um die Drähte zum Schmelzen zu
bringen.
Die Solenoidwindungen sind von einer Hülse o aus weichem
Eisen umgeben, um die Streuung der magnetischen Kraftlinien zu verhindern und
dieselben in einer begrenzten wirksamen Zone zu sammeln. Die gesamte Spule ist längs
der den Tragerahmen bildenden Stäbe a verschiebbar, und
kann hierdurch die Länge des Lichtbogens nach Bedarf festgestellt werden. Die Spule
wird durch Schrauben p in der einmal gewählten Lage
festgehalten.
Innerhalb des Zwischenraumes zwischen der Röhre d und
dem Hohlraum des Solenoides g ist die Kuppelung q für die Kohlenhalter angebracht; sie besteht (Fig. 8a im Detail) aus zwei halbkreisförmig gebogenen
Eisenstücken n, die bei r
durch zwei Baken m zusammengehalten werden. Diese
Backen greifen nun in die Führungen l der Röhre d (Fig. 9) ein und
halten die obere Kohle sofort fest, wenn das Solenoid erregt wird. Durch diese
Erregung werden die beiden Eisenstücke n magnetisch und
suchen sich gegenseitig abzustossen, was, wie aus der divergierend verlaufenden
Linie in Fig. 8a ersichtlich nur in dem oberen Teil
möglich ist. Der untere Teil engt sich infolgedessen ein und die beiden Backen
ergreifen die Kohle. Da nun das Solenoid das Bestreben hat die beiden Eisenstücke
gleichzeitig in sich hineinzuziehen, so werden letztere ein Stück gehoben und
hierdurch der Lichtbogen etabliert. Die unteren Teile der beiden Backen m sind nun konisch abgeschrägt, wodurch selbe, wenn sie
auf den konischen Teil k des Gerippes auffallen,
auseinander gehen und die Kohle freilassen, welche sich sonach dem Abbrande
entsprechend nachschieben kann.
Textabbildung Bd. 317, S. 798
Fig. 9.
Mit dem an einer der Backen befestigten Zapfen s (Fig. 8 u. 8a) ist
ferner eine Art Luftdruckregulator t in Verbindung,
welcher die Aufwärtsbewegung des Kernes, als welcher die beiden Eisenstücke n in Verbindung mit den Backen m zu betrachten sind, beruhigt, wohingegen derselbe die Abwärtsbewegung in
keiner Weise hemmt. Die Wirkungsweise dieser als Bremse dienenden Pumpe erklärt sich
von selbst, da die Kugel s (Fig. 9) als Ventil wirkt. Diese Regulierungsvorrichtung soll auf die
geringsten Aenderungen in der Struktur der Kohle reagieren und eine sehr
empfindliche Regulierung des Lichtbogens bewirken.
An der Bodenplatte h ist der untere oder negative
Kohlenhalter v und der einfache Glockenhalter w angebracht. Letzterer besteht aus nichts anderem, als
aus einem von Federn gehaltenen Drahte, welcher an der Bodenseite in eine
Schlinge gedreht ist, welche die innere Glaskugel der Lampe unterstützt und
gleichzeitig an die Bodenplatte h anpresst, so einen
möglichst guten Luftabschluss bewirkend.
Die Schaltung dieser Lampe ergiebt sich aus Fig. 10.
Der Strom tritt in die Windungen des Solenoides g ein,
geht von demselben zur Röhre d und über die Spirale j und den Kohlenhalter t
zur positiven Kohle, über die Lichtbogen zur negativen Kohle und von letzterer über
den Beruhigungswiderstand f aus der Lampe heraus.
Die Wirkungsweise dieser Lampe erklärt sich nun wie folgt: Sobald der Strom in das
Solenoid eingeleitet und dieses erregt wird, zieht es den Kern und mit ihm die Kohle
in die Höhe, wodurch sich der Lichtbogen, da die beiden Kohlen in leitender
Verbindung standen, sofort bildet. Die Länge des Lichtbogens hängt hierbei von dem
Aufwände an Widerstand, welcher zu dem Lichtbogen in Serie geschaltet ist, von der
Stärke der Solenoidspule, der in dem Kerne enthaltenen Eisenmenge und dem Gewichte,
welches zu heben ist, ab. Die Regulierpumpe zwingt den Einsenkkern sich langsam und
stätig nach aufwärts zu bewegen. Selbe wirkt nur, wenn das Solenoid auf den Kern
einwirkt oder wenn ein vollständiger Kohlennachschub eintritt.
Textabbildung Bd. 317, S. 798
Fig. 10.
Hat der Lichtbogen die der aufgewendeten Spannung entsprechende Länge erreicht, so
hört die Wirkung der Regulierpumpe auf und der Kern kann sich frei nach abwärts
bewegen und so jeder Stromvariation sich sofort anschmiegen, wodurch ein stets
gleichförmiger Lichtbogen erreicht werden soll.
Der Stromverbrauch dieser Lampe kann zwischen den Grenzen von 2–6 Ampère nach
Belieben reguliert werden, indem die Solenoidspule entweder nach abwärts oder nach
aufwärts geschoben wird. Beim Herabschieben des Solenoides erhöht sich der
Stromkonsum, verringert sich hingegen beim Hinaufschieben. Je höher das Solenoid
ist, desto grösser wird die Bewegung des Kernes und desto länger auch der Lichtbogen
und umgekehrt.
Als Vorzüge dieser Lampe werden angegeben: Aeusserst einfache Konstruktion,
Beseitigung jedes Räderwerkes, Vermeidung von Gleitkontakten, lange Brenndauer, gute
und empfindliche Regulierung, Möglichkeit, dieselbe auf jede Stromstärke
einzustellen etc. etc.
Textabbildung Bd. 317, S. 798
Fig. 11.
Die Dauerbrandlampe von Knewe. Bei dieser in Fig. 11 im Querschnitt dargestellten Lampe, welche
sich durch ausserordentliche Einfachheit des Reguliermechanismus auszeichnet, wird
die zweite Glasglocke, wie solche bei allen bisher im Gebrauch stehenden
Dauerbrandlampen angewendet ist und die Lichtwirksamkeit dieser Lampen durch
Absorption der Lichtstrahlen wesentlich beeinträchtigt, einfach weggelassen.
Allerdings wird, da sich mit einer einfachen Glocke kein so guter Luftabschluss
erzielen lässt, wie bei Anwendung einer Doppelglocke, der Kohlenabbrand ein
stärkerer sein, als bei den letzteren Lampentypen, allein dieser Nachteil fällt mit
Rücksicht auf das grössere Lichtergebnis
umsoweniger in die Wagschale, als alle Vorsichtsmassregeln angewendet wurden,
um den Lichtbogen vor dem Zutritte der Luft bestmöglichst zu schützen.
Der obere Kohlenhälter A besteht aus einem ausgebohrten
Gussstück mit mehrfach geschlitztem Unterteil, durch welches demselben hinreichende
Federkraft erteilt wird, um die Kohle festzuhalten. Dieser Kohlenhälter gleitet in
der Röhre R auf und ab und entnimmt von ihr den Strom
durch einen laminierten Kontakt ab. Dieser durch Verschraubung mit dem Kohlenhälter
in fester Verbindung stehende Kontakt C ist aus
kreisförmigen Kupfergazescheiben gebildet. Dieselben werden beim Brennen der Lampe
durch die Klemmbacken B an die Röhre angepresst,
wodurch eine gut leitende Verbindung gesichert ist. Die Reguliervorrichtung besteht
aus den beiden ballförmig geformten Stücken B, welche
in die Röhre genau einpassen und dem mit dem Solenoidkerne K gekuppelten und um eine Achse drehbaren Hebel H, dessen Bewegung durch die Uebersetzung U
den auf den einen dieser Ballen ausgeübten Druck, je nach der Bewegungsrichtung
vergrössert oder herabmindert, wodurch die Kohle entweder festgehalten oder
freigegeben wird. In letzterem Falle sinkt selbe solange langsam nach, bis sie durch
die Wirkung des an der oberen Platte des Lampenmechanismus befestigten Solenoides,
welches im Nebenschlusse zum Lichtbogen geschaltet ist, neuerdings festgeklemmt
wird. Die Glasglocke G ist in äusserst sorgfältiger
Weise an einer Verlängerung der Röhre R befestigt,
wobei die Verbindung unter Zwischenlage eines Blattes aus Asbestgewebe hergestellt
wird.
Eine in der an der Unterseite der Glasglocke freigelassene Oeffnung von ungefähr 15
cm Durchmesser gestattet die Reinigung der Glocke von aussen, so dass die Glocke
niemals abgenommen zu werden braucht. Diese Oeffnung wird normal durch die
Bodenplatte P des unteren Kohlehälters verschlossen
gehalten. Dieser mit D bezeichnete Kohlehälter besteht
aus einer Bodenplatte mit dem Kohlehälter und einer mit der Röhrenfortsetzung von
R verschraubten Oberplatte, welche durch zwei Stäbe
mit der Unterplatte verbunden ist.. Die Verlängerung der Röhre R ist bei Gleichstromlampen mit dem negativen Pole, und
das Gehäuse mit dem positiven Pole verbunden. Selbstverständlich sind die Röhre R und deren Fortsetzung sorgfältig voneinander
isoliert. Der Kolben oder Kern K ist dicht in das
Solenoid S eingepasst und bilden beide so eine Art
Luftdruckregulator, welcher stossweise Bewegungen des Kernes verhindert. Die
annähernde Brenndauer einer solchen Lampe mit frisch eingesetzten Kohlenstäben
beträgt 60 Stunden (gegen 120 Stunden bei anderen Lampen) und demnach noch immer das
5–7fache einer Bogenlampe mit offenem Lichtbogen. Zum Zwecke der Auswechselung der
Kohlen ist bloss die untere Bodenplatte des negativen Kohlenträgers loszuschrauben
und herauszunehmen. Es erfolgt hierbei nur die Auswechselung der positiven Kohle, da
der Rest, der verbliebenen positiven Kohle als Ersatz der negativen vollkommen
ausreicht. Diese Lampe wird nur für Stromstärken von 5 Ampère gebaut. Die Schaltung
der Lampe erfolgt in Stromkreisen von 100–120 Volts parallel, wohingegen bei
Stromkreisen von der doppelten Spannung immer zwei solcher Lampen in Serie
geschaltet werden müssen.
Die Osmiumlampe. Mit dieser Lampe soll der Uebergang zu
den eigentlichen Glühlampen, bei welchen eine Verbrennung des leuchtenden Körpers
nicht stattfindet, eingeleitet werden. Diese Lampe ist die Erfindung des Dr. Carl Freiherrn Auer von Welsbach, des bekannten
Erfinders des Gasglühlichtes. Anregung zu dieser Erfindung gab der bekannte
ungünstige Wirkungsgrad der elektrischen Glühlampe, welchen zu verbessern ein
Hauptbestreben der Elektrotechniker war. Um dieses Ziel zu erreichen, musste an
Stelle der für den Glühfaden verwendeten Kohle ein anderes Material gefunden werden,
welches nicht nur einen sehr hohen Schmelzpunkt, sondern auch eine grosse
Widerstandsfähigkeit besitzt. Dieses Material schien in dem Osmium gefunden zu sein,
welches Metall in die Platingruppe sich einreiht, und als das schwerste aller
bekannten Metalle mit einem spezifischen Gewichte von 22,5 (Platin 21) zu bezeichnen
ist. Dasselbe besitzt einen hohen Schmelzpunkt, welcher bei 2500° C. zu suchen ist,
und zeichnet sich auch durch ganz besondere Härte aus. indem es härter als Glas sein
soll. Nach langjährigen mühsamen Versuchen ist es nun gelungen, dieses Metall
in einer Weise zu verarbeiten, dass aus selbem die sehr feinen Glühfäden hergestellt
werden können.
Die Lampe als solche weist gegenüber einer gewöhnlichen Kohlenglühlampe in ihrer
äusseren Form keine wesentlichen Unterschiede auf, indem das äussere Ansehen, mit
der einzigen Ausnahme, dass die Glasbirne etwas grösser gehalten ist, mit dem einer
gewöhnlichen Glühlampe vollkommen identisch ist.
Das Osmium-Rohmaterial, über dessen Zusammensetzung nichts verlautbart ist, wird,
behufs Herstellung der Glühkörper, durch ein besonderes Verfahren zu einer
teigartigen Masse verarbeitet und unter hohem Drucke zu Fäden gepresst. Diese Fäden,
welche wie gewöhnliche Zwirnsfäden aussehen und weich sind, werden getrocknet, wobei
sie eine grosse Sprödigkeit bekommen und sodann in einem besonderen Apparate, unter
Zuhilfenahme des elektrischen Stromes, zu reinem Metalle reduziert. Der auf diese
Weise gewonnene Glühfaden wird nun in normaler Weise in die Glasbirne eingebaut.
Ueber den Grad der Evakuierung der Glasbirne wird gleichfalls nichts mitgeteilt und
ist es durchaus nicht ausgeschlossen, dass die Glasbirne statt mit atmosphärischer
Luft mit irgend einem verdünnten, indifferenten Gase ausgefüllt wird.
Der Hauptvorteil der Osmiumlampe ist in deren Oekonomie gelegen, welche durch die
Schwerschmelzbarkeit dieses Materiales bedingt wird, indem letzteres hierdurch ein
ausserordentliches Lichtemmissionsvermögen erhält.
Textabbildung Bd. 317, S. 799
Fig. 12.
Diese Oekonomie erhellt aus der graphischen Darstellung in Fig. 12, bei welcher die mit 3 bezeichnete Osmiumlampe mit einer 3½ und
einer 2½wattigen Kohleglühlampe in bezug auf den Wattverbrauch während 1100
Brennstunden verglichen ist. Die 3½wattige Lampe ist mit 1, die 2½wattige mit 2
bezeichnet.
Textabbildung Bd. 317, S. 799
Fig. 13.
Wie aus den Kurven zu ersehen ist, beginnt der Energieverbrauch bei der 2½wattigen
Glühlampe schon nach 200 Brennstunden stark zu steigen und überschreitet den einer
3½wattigen schon nach ungefähr 480 Brennstunden. Die
3½wattige Lampe verhält sich in dieser Beziehung bedeutend besser. Die
Osmiumlampe setzt mit einem Energieverbrauch von 1,6 Watt ein, welcher anfangs
langsam abfällt und erst nach 200 Brennstunden so langsam steigt, dass er nach 1100
Brennstunden noch immer nicht 1,5 Watt erreicht hat. Während man daher die
Kohleglühlampen nicht als reine 2½ bezw. 3½wattige Lampen ansehen kann, indem deren
Wattverbrauch bei längerem Betriebe, den Anfangswert bedeutend überschreitet, ist
man in der Lage, die Osmiumlampe, deren Durchschnittsverbrauch während 1200
Brennstunden 1,4 Watt beträgt, als 1,5 Wattlampe zu bezeichnen.
Ein richtiger Vergleich lässt sich jedoch nur dann ziehen, wenn auch die Abnahme der
Leuchtkraft in Vergleich gezogen wird. Hierüber giebt nun Fig. 13 Auskunft, in welcher die drei Lampentypen, wieder in derselben
Reihenfolge mit 1–3 bezeichnet, erscheinen. Die Leuchtkraft der 2½ Wattlampe, welche
mit 20 NK einsetzt, sinkt von anbeginn kontinuierlich, bis sie nach 1100
Brennstunden nur noch 8 NK Leuchtkraft besitzt. Auch die Leuchtkraft der 3½
Wattlampe, welche mit 16 Kerzen beginnt und mit 12,6 Kerzen nach 1100 Stunden
endigt, verringert sich fortwährend. Ein ganz anderes Verhalten zeigt die
Osmiumlampe, deren Leuchtkraft anfangs geringer ist, als die normale. Dieselbe
steigt aber rasch an und erreicht ihr Maximum nach 250 Stunden, um von da wieder
langsam abzufallen, wobei selbe jedoch nach 1100 Brennstunden noch nicht auf die
Anfangsleuchtkraft herabgesunken ist. Es ist also auch das Lichtemissionsvermögen
dieser Lampe ein nahezu konstantes, so dass sie sich auch in dieser Beziehung
der Kohleglühlampe überlegen erweist.
Die Lebensdauer der Lampe von 1,5 Watt soll der einer guten 3wattigen Kohlelampe
gleichwertig sein. Bei Beanspruchung derselben mit 1,8 Watt pro Kerze soll deren
Lebensdauer jedoch 1400 Brennstunden übersteigen.
Als Nachteil der Osmiumlampe ist zu bezeichnen, dass selbe nur eine sehr niedrige
Spannung verträgt, was in der Natur des Osmiumfadens liegt, der als Metall nur einen
verhältnismässig geringen Leitungswiderstand besitzt. Es ist bisher nur gelungen,
derartige Lampen für eine Spannung bis zu 60 Volt zu bauen, doch zieht man es vor,
die Spannung noch niedriger und zwar zwischen 25 und 34 Volt zu wählen.
Um nun diese Lampen in einem Gleichstromnetze von 110 Volt zu brennen, müssen selbe
zu vier bezw. zu drei Stück in Serie geschaltet werden. Hierdurch ist deren
Anwendbarkeit für Gleichstromnetze nur eine sehr beschränkte. In Wechselstromnetzen
unterliegt die allgemeine Verwendung dieser Lampe hingegen keinen Schwierigkeiten,
da es nur einer geeigneten Transformierung des Primärstromes bedarf, um die
benötigte Spannung zu erhalten.
Diese Lampe wird derzeitig zwar schon fabrikmässig erzeugt, ist aber noch nicht im
Handel zu haben, da erst Vorräte geschaffen werden müssen, um späterhin den
Anforderungen genügen zu können.
Die grosse Oekonomie und die Konstanz der Lichtemission sichern derselben, sofern der
Preis auch entsprechend ist, jedenfalls eine grosse Zukunft.
(Fortsetzung folgt.)