Titel: | Moderne Dampfkesselanlagen. |
Autor: | O. Herre |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 805 |
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Moderne Dampfkesselanlagen.
Von O. Herre, Ingenieur und Lehrer in Mittweida.
(Fortsetzung von S. 789 d. Bd.)
Moderne Dampfkesselanlagen.
Häufiger als die Kombination von Walzen- und Feuerrohrkesseln findet man
diejenige von Flammrohr- und Feuerrohrkesseln, da bei dieser Vereinigung auch der
Nutzen der Innenfeuerung dienstbar gemacht wird.
Fig. 113 und
114
geben einen Zweiflammrohrkessel mit Schulz-Knaudtschem
Wellrohr in Verbindung mit einem Feuerröhrenkessel wieder.
Textabbildung Bd. 317, S. 805
Kessel der Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg.
Die Maschinenbau-Aktiengesellschaft Nürnberg (jetzt Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und
Maschinenbaugesellschaft Nürnberg A.-G., Werk Nürnberg) hatte im Jahre 1898
zwei Doppelkessel der dargestellten Bauart an das Städtische
Elektrizitätswerk Nürnberg geliefert und für dieselben im
Lieferungsvertrage zugesichert:
1. dass bei einer Dampfleistung von 13 kg auf den Quadratmeter Heizfläche in der
Stunde und bei Verheizung der Ruhrkohle, Zeche Holland Nuss I, oder einer anderen
gleichwertigen Ruhrkohle die Ausnutzung des Brennmaterialheizwertes bis zu 77 %
(also bei einer 3prozentigen Toleranz für Beobachtungsfehler mindestens 74,7 %)
betrage und dass der erzeugte Dampf trocken sei, d.h. beim Betriebe der
Dampfmaschinen durch keinerlei Erscheinungen auf einen ursprünglichen Gehalt an
Feuchtigkeit schliessen lasse, und
2. dass bei Verheizung von guter Ruhrkohle und bei aufmerksamer Bedienung, sowie
bei einer stündlichen Dampfleistung von nicht über 15 kg auf den Quadratmeter
Heizfläche dem Schornsteine nie dunkelgrauer oder gar schwarzer Rauch entströmen
dürfe.
Die Erfüllung dieser Vertragsbestimmungen auf Grund eines mit den beiden
Vertragsparteien vereinbarten Programmes an einem der beiden Kessel zu prüfen, war
die Aufgabe der nachstehend beschriebenen Versuche.Zeitschrift des Bayerischen Dampfkessel-Revisionsvereins, 1899 No.
7.
Der Unterkessel von 2,5 m Durchmesser und 6,2 m Länge (bei nach aussen gewölbten
Boden) enthält zwei Morrison-Flammrohre von 1,0 m
mittlerem Wellendurchmesser; der 2,3 m weite, 5,05 m im ganzen lange, mit einem
Dampfdom versehene Oberkessel ist von 118 ca. 85 mm im Lichten weiten Heizröhren
durchzogen. Die beiden Dampfräume sind durch ein 450 mm weites senkrechtes Rohr
verbunden, welches seitlich in der Höhe des normalen Wasserstandes des Oberkessels
auch ein in den Wasserraum des Unterkessels hinabreichendes Wasserüberlaufrohr
!ufnimmt. Die Speisung erfolgt,
wie bei diesen Kesseln allgemein üblich, in der Regel in den Oberkessel, jedoch
kann auch der Unterkessel direkt gespeist werden.
Die 2 m langen, nach hinten etwas geneigten Planroste bestehen aus glatten Stäben von
16 mm Dicke und 8 mm Spaltweite. Mit Ausnahme je einer Feuerthürrosette zur
Einlassung von Luft oberhalb des Rostes sind irgend welche besondere Rauch
Verminderungseinrichtungen nicht vorhanden.
Die Einmauerung ist die heute noch trotz des mit ihr häufig verbundenen Rohrrinnens
vielfach übliche, welche die Heizgase aus den Flammrohren direkt nach oben an die
hintere Oberkesselrohrwand bezw. in die Heizröhren und erst im dritten Zuge an den
Mänteln entlang führt.
Die in betracht kommenden Hauptverhältnisse der Anlage sind folgende:
Heizfläche
250 qm
Rostfläche
4,0 „
Verhältnis beider
1 : 62,5
Festgesetzte höchste Dampfspannung
10 at
Gesamtwasserinhalt in Höhe der Wasser- standsmarke
26 cbm
Gesamtdampfinhalt in Höhe der Wasser- standsmarke
10 „
Gesamte Verdampfungsoberfläche
21 qm
Schornstein, Höhe
50 m
„ oberer lichter Durchmesser
2,2 „
Da der Versuchskessel allein für die Anforderungen des Betriebes nicht ausreichte,
waren ausser demselben, eine Mittagsstunde ausgenommen, stets noch sein Nebenkessel
und ausserdem noch einer oder mehrere von den Einflammrohrkesseln der Anlage im
Betrieb. Für die Rauchbeobachtungen konnte daher nur die Mittagsstunde in betracht
kommen.
Die Versuchskohle, Holland Nuss I, hatte ein etwas feuchtes Aussehen (obwohl ihr
Gesamtwassergehalt nicht mehr als 2,63 % betrug) und enthielt ziemlich viel Gries,
auch einiges Gestein, welch letzteres jedoch sowohl bei der Verheizung als auch bei
der Probenahme ausgeschlossen wurde. Ihr Heizwert wurde sowohl aus der
Elementaranalyse berechnet, als auch kalorimetrisch bestimmt und betrug für den
ersten Versuchstag 7856, für den zweiten 7807 W.-E.
Die Feuerungsuntersuchung erstreckte sich auch auf die Untersuchung der Heizgase am
Ende der Flammrohre; zur Temperaturmessung wurde hier ein elektrisches Pyrometer von
Le Chatelier benutzt.
Der Beurteilung der Rauchstärke wurde die von Professor Ringelmann angegebene Skala zu Grunde gelegt, welche in sechs
nebeneinander gezeichneten Vierecken die verschiedenen Dunkelheitsgrade des Rauches
dadurch bezeichnet, dass jedes dieser Vierecke aus kleinen, mit schwarzer Tusche
gezeichneten Quadraten besteht, deren Strichstärke für jedes Viereck nach einer
bestimmten Vorschrift eine andere ist. In richtiger, von den
Beleuchtungsverhältnissen und von der Sehkraft des Beobachters abhängiger Entfernung
erscheinen die Vierecke als gleichmässig abgetönte Flächen. Nr. 0 bedeutet gänzliche
Rauchlosigkeit, Nr. 5 ganz schwarzen Rauch.
Nachdem am 14. März nachmittags ein mehrstündiger Vorversuch stattgefunden hatte,
folgte am 15. und 16. März je ein ungefähr zehnstündiger, ununterbrochener
Hauptversuch, während welcher der Kessel thunlichst gleichmässig geheizt und
gespeist wurde. Die Kesselbedienung lag in den Händen einas mit der Verheizung von
Ruhrkohle vollständig vertrauten, sehr gewandten Heizers.
Aus den in der nebenstehend abgedruckten Tabelle zusammengestellten
Versuchsergebnissen heben wir folgendes hervor:
Die Dampfleistung der Heizfläche blieb infolge von Betriebsverhältnissen mit 12,05
bezw. 12,57 (im Mittel 12,31) etwas unter der vertragsmässigen von 13,0 kg auf den
Quadratmeter in der Stunde; einen merklichen Einfluss auf das qualitative Ergebnis
der Versuche hatte dieser geringe Fehlbetrag jedenfalls nicht.
Mit grosser Uebereinstimmung ergaben die beiden Versuche die hohe Verdampfungsziffer
von 9,11 (bezogen auf Dampf von 100°, auf Wasser von 0°), welche jedoch bei dem
hohen mittleren Heizwerte der Kohle von 7832 W.-E. einem Wirkungsgrade von nur 74,3
% entspricht. Nach dem Vertrage sollte letzterer, wie bereits erwähnt, mindestens
74,7 % betragen.
Versuchsergebnisse.
Textabbildung Bd. 317, S. 806
Heizfläche des Kessels; Rostfläche des Kessels; Verhältnis d. Rostfläche zur Heizfläche; März; Mittel bezw. Summe; Dauer der
Versuche; Brennmaterial; Ruhrkohle Nuss von Zeche Holland; verheizt im ganzen; in der Stunde auf 1 qm Rostfläche; in der Stunde
auf 1 qm Heizfläche; Herdrückstände: im ganzen in % der verheizten Kohle; Gehalt an Kohlenstoff; Speisewasser: im ganzen verdampft
in der Stunde auf 1 qm Heizfläche; Temperatur; Dampf: Ueberdruck; Erzeugungswärme; Heizgase; Kohlensäuregehalt; hinter den
Flammrohren; am Kesselende; Sauerstoffgehalt; Temperatur; Verbrennungsluft; Vielfaches d. theor. Luftmenge; Zugstärke: Wassersäule;
Mauerwerkstemperatur; Kesseldecke; Rechte Seitenmauer; Hintere Stirnwand; Verdampfung; 1 kg Kohle verdampfte Wasser; berechnet
auf Dampf von 100° aus Wasser von 0°; Brennmaterialpreis; für 100 kg im Kesselhaus; Wärmepreis; für 100000 W.-E.; Dampfpreis;
für 1000 kg Dampf; Wärmeverteilung; Nutzbar gemacht zur Dampfbildung; Verloren in den Herdrückständen im Kamin durch die Rauchgase
Rest (Strahlung, Leitung, unverbrannte Gase u.s.w.); Summe; Heizwert.
Die Schuld an diesem nicht ganz genügenden Ergebnis lag nach Ausweis der Wärmebilanz
in der für die vorhandenen Verhältnisse übermässigen Grösse der beiden Verlustposten
durch unverbrannte Teile in den Herdrückständen (2,8 %) und durch Strahlung,
Leitung, Russ und unverbrannte Gase (Restverlust = 11,9 %). Das Uebermass des
ersteren, in der Regel bei solchen Versuchen mit bester Ruhrkohle 1 % nicht
überschreitenden Postens rührt vom hohen Griesgehalt der Kohle her, dasjenige des
zweiten von dem Umstande, dass der Kessel mit der einen 40 qm grossen Seitenmauer
freisteht und entgegen dem Programm nicht genügend vorgeheizt war. Ohne diese
misslichen Umstände, von welchen zwei dem Kessellieferanten nicht zur Last gelegt
werden können, wäre der Vertrag in Hinsicht auf die Ausnutzung der Kohle sicher
erfüllt worden.
Das Ergebnis der während je einer Stunde jedes Hauptversuches vorgenommenen
Rauchbeobachtungen war befriedigend, indem die beiden Stufen 4 und 5 (dunkelgrauer
und schwarzer Rauch) der Rauchskala überhaupt nicht vorkamen
und das Mittel der Rauchstärke am ersten Tage 1,63, am zweiten 1,72, im
Durchschnitt also 1,67 betrug. Es mag hierzu bemerkt werden, dass während der
Versuche die Feuerthürrosetten stets ganz geöffnet und die Aschenfallthüren
abgenommen waren.
Da auch hinsichtlich der Trockenheit des erzeugten Dampfes keinerlei ungünstige
Wahrnehmungen gemacht wurden, waren zwei der eingangs aufgeführten
Vertragsbedingungen als erfüllt nachgewiesen, während die hinsichtlich der dritten,
allerdings wichtigsten, vorhandene geringe Unterschreitung hauptsächlich Umständen
zugeschrieben werden musste, für welche den Kessellieferanten keine Verantwortung
trifft. Das erreichte Gesamtergebnis ist unstreitig als ein sehr günstiges zu
bezeichnen.
Die Fig. 115
und 116
geben einen kombinierten Feuerröhrenkessel von 125 qm Heizfläche und 10 at
Ueberdruck nach der Ausführung von A. Leinveber &
Co., Gleiwitz, Bahnhof, für das Dampfsägewerk
Dittersbach, Waldemar Hesse, Liebau i. Schl., wieder.
Textabbildung Bd. 317, S. 807
Kombinierter Feuerröhrenkessel von Leinveber.
Schnitt A ∾ B.
Mit Rücksicht auf die Verwertung der Holzabfälle und Sägespähne zur
Dampfkesselfeuerung wurde die Kesselanlage mit einer kombinierten Treppen- und
Schrägrostvorfeuerung ausgerüstet. Die Länge des Rostes beträgt 1,56 m; davon ist
die obere Hälfte ein Treppenrost, die untere ein Schrägrost. Die Sägespähne kommen
in der Regel schon in der oberen Hälfte zur Verbrennung, während die kompakteren
Holzabfälle bis nach unten auf den Schrägrost rutschen und hier vollständig
verbrennen. Die Anwendung eines Schrägrostes in der unteren Hälfte der Rostfläche
empfiehlt sich auch mit Rücksicht auf die höhere Temperatur, die hier meistens
herrscht und die bei der grösseren Angriffsfläche von Treppenrosten bald zur
Zerstörung der letzteren führen würde. In der oberen Hälfte ist das Verbrennen des
Rostes nicht so sehr zu befürchten. Die Breite der Rostfläche beträgt 2 . 1,05 m.
Der vorziehbare Schlackenrost ist 0,32 m tief. Die Feuerbrücke ist vorgezogen und
das Deckengewölbe schräg nach unten geführt, um die entwickelten Gase möglichst mit
dem am stärksten glühenden Teil der Brennschicht in Berührung zu bringen.
Die Heizgase strömen im ersten Zuge durch die beiden Flammrohre, im zweiten durch die
Heizröhren, im dritten um den Mantel des Oberkessels und im vierten Zuge um den
Mantel des Unterkessels. Im letzten Zuge sind auf den beiden Seiten des Mantels
horizontal eingemauerte Zungen vorhanden, um die Heizgase nach vorn abzulenken.
Der Oberkessel wird von 90 Siederöhren von 89 mm äusserem Durchmesser durchzogen, die
von der Vorderseite aus gereinigt werden können. Der Unterkessel ruht auf zwei
Kesselböcken; der Oberkessel stützt sich durch den Verbindungsstutzen und durch
einen weiteren Kesselbock auf dem Unterkessel ab; ausserdem aber noch durch zwei
Paar Eckwinkel, die an den Mantel angenietet sind und auf den Seitenmauern
liegen.
Von den wichtigsten Abmessungen wären anzuführen:
Länge der Kesselmantel
3,500
m
Durchmesser
der
Kesselmantel
1,900
„
„
„
Flammrohre aussen
0,725
„
„
des
Domes
0,750
„
„
„
Verbindungsstutzens
0,600
„
Wandstärken
im
Mantel
15,5
mm
„
„
Flammrohr
12,5
„
„
„
Dom
12,0
„
„
„
Verbindungsstutzen
13,0
„
„
der
gewölbten Böden unten
19,0
„
„
„
„ „ oben
22,0
„
Die in Fig. 117 bis 119 dargestellte
Kesselanlage zeigt die Ausführung der kombinierten Feuerröhrenkessel der Maschinenbauanstalt Humboldt, Kalk bei Köln.
Der untere Zweiflammrohrkessel ist mit eingenieteten Galloway-Röhren ausgestattet;
der Oberkessel wird von 88 Feuerröhren von 95 mm äusserem Durchmesser durchzogen,
ist mit einem Wasserstandsstutzen und einem Dampfdom versehen und ist in den
Längsnähten des Mantels doppellaschig, aussen zweireihig, innen dreireihig, in den
Rundnähten zweireihig überlappt genietet. Das Gleiche gilt in bezug auf die Nietung
vom Mantel des Unterkessels. Die Führung der Heizgase entspricht mit einer
geringfügigen Abweichung derjenigen des vorstehend beschriebenen Kessels.
Die wasserberührte Heizfläche eines Kessels beträgt 170 qm, die Rostfläche rund 3,3
qm. Der Kessel ist für 9,5 Atm. Ueberdruck bestimmt. Die wichtigsten Abmessungen
lassen sich aus den Fig. 117 bis 119 deutlich
ersehen.
Bei dem kombinierten Kessel (Fig. 120), der von G. Rochow, Offenbach a. M. für die Hofbierbrauerei Hanau in Hanau a. M. geliefert wurde,
ist über dem Feuerröhrenkessel noch ein besonderer Dampftrockner eingebaut, der
allerdings im toten Zuge liegt.
Der Unterkessel ist ein Zweiflammrohrkessel mit gekrümmten und eingeschweissten
Galloway-Röhren. Ueber die Vorzüge der gekrümmten Sieder wurde schon das
Notwendigste bei der Besprechung des Zweiflammrohrkessels der Aktien-Gesellschaft W. Fitzner und K. Gamper, Sielce in
Russland (Fig.
81–83, S. 267 d. Bd.) erwähnt, so dass hier darauf verwiesen
werden kann. Die Flammrohre haben 0,85 m Durchmesser bei 13½ mm Wandstärke. Die
Feuerplatte (erster Flammrohrschuss) hat 14 mm Stärke. Der Manteldurchmesser beträgt
2,2 m, die Wandstärke 19 mm. Die gewölbten Böden sind 21 mm stark.
Der Oberkessel von 2,1 m Durchmesser und 18 mm Wandstärke wird von 100 Siederöhren
von 83 mm äusserem Durchmesser durchzogen. Die gewölbten Böden sind hier 25 mm dick.
Ober- und Unterkessel sind durch einen 0,75 m weiten Stutzen miteinander vernietet.
Der Stutzen gehört zum Dampfraum des Unterkessels und hat nach oben durch den
Wasserraum des Oberkessels eine Fortsetzung in Form eines 0,45/0,2 m weiten
Dampfrohres, welches beide Dampfräume verbindet. Neben diesem Rohr befindet sich
noch das Ueberlaufrohr für das Wasser des Oberkessels.
Textabbildung Bd. 317, S. 808
Fig. 117. Kombinierter Feuerröhrenkessel der Maschinenbauanstalt Humboldt.
Der Dampfsammler hat 0,8 m Weite, 5 m Länge, 8 mm Wandstärke und steht durch
einen 0,45 m weiten Stutzen mit dem Dampfraum des Oberkessels in Verbindung. Durch
diesen Stutzen ist die Speiseleitung für den Oberkessel hindurchgeführt.
Der Dampfsammler ist mit einer Anzahl Stutzen zur Anbringung der Sicherheitsventile,
der Dampfleitungen u.s.w. versehen.
Dieser Kessel besitzt eine Heizfläche von 150 qm und arbeitet mit 8 Atm. Ueberdruck.
Die Rostfläche beträgt rund 3 qm.
Textabbildung Bd. 317, S. 808
Fig. 120. Kombinierter Feuerröhrenkessel von Rochow.
Von der Firma Ewald Berninghaus, Duisburg, wurde in
Paris 1900 ausser dem schon erwähnten Dreiflammrohrkessel (Fig. 84 und 85, S. 268 d.
Bd.) noch eine Gruppe von vier kombinierten Flammrohrund Feuerrohrkesseln
ausgestellt. Hiervon waren zwei Kessel mit Ueberhitzern, System Hering, nach den Fig. 121 und 122
ausgeführt.
Jeder der vier Kessel hatte 260 qm wasserberührte Heizfläche, 4,8 qm Rostfläche und
war für 12 Atm. Betriebsdruck gebaut.
Bei den beiden Kesseln mit Ueberhitzern (Fig. 121 und 122) waren
die Unterkessel A mit glatten Flammrohren FF1 versehen, die
in der Längsnaht geschweisst und mit Adamsonscher
Flanschdichtung ausgeführt waren: jedes Flammrohr wurde durch
Textabbildung Bd. 317, S. 809
Fig. 118 u. 119. Kombinierter Feuerröhrenkessel der Maschinenbauanstalt Humboldt.
vier Galloway-Röhren versteift. Der Oberkessel B
wurde von 122 Röhren von 95 mm äusserem Durchmesser durchzogen. Die Befestigung der
Rohre ist in Berninghausschen Spezialböden bewirkt,
welche sich dadurch kennzeichnen, dass der von den Rohren durchbrochene Teil der
Böden eben, der übrige dagegen zur Vermeidung schwerer Verankerung gewölbt ist.
Die wichtigsten Wandstärken sind: im Mantel des Unterkessels 23½ bis 24½ mm; im
Flammrohr 16 bis 18½ mm; in den Böden des Unterkessels 26 mm; in denjenigen des
Oberkessels 25 mm; im Mantel des Oberkessels 22½ mm; im Dommantel D 14 mm; im Verbindungsstutzen 20 mm und im
Wasserstandsstutzen C 15 mm. Die übrigen Masse können
aus den Fig.
121 und 122 entnommen werden.
Der Heringsche Ueberhitzer S hat 70 qm Heizfläche; sein Einbau ist aus den Fig. 121 und 122 deutlich
zu ersehen. Bei der gezeichneten Stellung der Klappen r
und s ist der Ueberhitzer eingeschaltet und erhält die
Heizgase aus den Flammrohren und giebt sie an die Feuerröhren ab. Bei
ausgeschaltetem Ueberhitzer gehen die Heizgase direkt in die Heizröhren.
Die beiden Kessel ohne Ueberhitzer unterscheiden sich von den in Fig. 121 und 122
dargestellten nur durch die andere Ausbildung der Flammrohre, indem das Feuerrohr
ein Wellrohr, System Morison, ist und nur je zwei
Galloway-Röhren im hinteren Teile der Flammrohre zur Versteifung eingebaut
sind.
Textabbildung Bd. 317, S. 810
Kombinierter Flammrohr- und Feuerrohrkessel von Ewald Berninghaus mit Ueberhitzer von A. Hering.
(Fortsetzung folgt.)