Titel: | Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks. |
Autor: | Georg v. Hanffstengel |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 9 |
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Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für
Kohle, Erze und Koks.
Von Georg v. Hanffstengel, Ingenieur in
Stuttgart.
(Fortsetzung v. Seite 748 Bd. 317)
Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und
Koks.
II. Einzelförderung in kleinen Mengen.
Kontinuierliche Förderung ist nicht in allen Fällen durchführbar. Sobald der
Transportweg verhältnismässig lang ist. werden die Kosten einer derartigen Anlage zu
gross und die Ueberwachung unbequem. Ausserdem leidet die Betriebssicherheit, da bei
den vielen Einzelteilen, aus denen die meisten kontinuierlichen Transportmittel
bestehen, immer die Gefahr eines Bruches an irgend einer Stelle vorliegt. Als
weiteres Hindernis, das in erster Linie bei der Entleerung von Schiffen oder auch
bei der Aufnahme des Materials vom Lagerplatze auftritt, wurde schon erwähnt die
Schwierigkeit gieichmässiger Material Zuführung. Trotz des grossen Vorzuges der
kontinuierlichen Betriebsweise, dass die Leistung fast beliebig gesteigert werden
kann, sieht man sich daher in vielen Fällen, vor allem beim Transport auf grossere
Entfernungen, gezwungen, einzelne Gefässe für die Förderung zu benutzen, die in der
Regel einen Inhalt von 500–2000 kg haben. Um grosse Leistungen zu erzielen, wird
immer ein Hauptaugenmerk darauf zu richten sein, dass die einzelnen Ladungen sich in
möglichst kurzer Zeit folgen, die Arbeitsweise sich also dem kontinuierlichen
Betriebe nach Möglichkeit nähert. Am besten lässt sich das erreichen, wenn das leere
Fördergefäss auf einem anderen Wege, als es gekommen ist, zurückkehrt, so dass eine
Anzahl Gefässe sich in kleinen Abständen hinter einander her bewegen können. Dann
werden mit geringen Arbeitsgeschwindigkeiten, ganz unabhängig von der Länge des
Transportweges, sehr erheblicheMengen gefördert. Im andern Falle dagegen, wo
nur ein Gefäss gleichzeitig unterwegs sein kann, ist man gezwungen, die
Schnelligkeit der Bewegungen soweit wie möglich zu steigern, um die Leistung
hochzubringen. Die einzelne Ladung über 2000 kg zu vergrössern, hat, wie schon in
der Einleitung bemerkt wurde, keinen Zweck, weil die Gefässe zu gross und unhandlich
werden, auch zu schwere Tragkonstruktionen verlangen. Meistens bleibt man mehr oder
weniger weit unter dieser Grenze.
Ebenso wie im ersten Abschnitt kann man unterscheiden zwischen Fördermitteln für
vorwiegend horizontale, vorwiegend vertikale und gemischte Bewegung. Hier soll
zunächst die letzte Transportart besprochen werden.
A. Fördermittel für den Transport in beliebiger
Richtung.
Maschinen, die eine Last beliebig horizontal und vertikal befördern können,
pflegt man als Krane zu bezeichnen. Alle Kransysteme kommen für die Verladung
von Massengütern in betracht, bei weitem am wichtigsten jedoch sind Drehkrane
und Hochbahnkrane. Beide werden vorwiegend zum Entleeren von Schiffen und
Beladen von Wagen oder Beschütten offener Lagerplätze benutzt, während sie für
den Transport der Kohle im Innern von Gebäuden in den seltensten Fällen
Verwendung finden können.
Drehkrane.
Wenn die grösste Horizontalbewegung des Fördergefässes nicht mehr beträgt als
etwa 25 m, so ist der Drehkran die einfachste, billigste und zuverlässigste
Kranform. Man verwendet sie daher stets, wenn die Kohle aus dem Schiff in
Eisenbahnwagen übergeladen werden soll, die auf parallel zum Ufer gelegten
Geleisen laufen. In der Regel können diese Krane am Ufer, entlang verfahren
werden. Wenn es möglich ist, wird der Kran an ein elektrisches Leitungsnetz
angeschlossen, im andern Falle ist man auf Dampfbetrieb angewiesen. Hydraulische
Krane kommen bekanntlich bei Neuanlagen verhältnismässig selten mehr in
Frage.
Da das Geleise des Drehkrans frei bleiben muss, so beeinträchtigt er den Verkehr
am Quai sehr stark, und man pflegt daher bei beschränktem Platz den Kran auf ein
Portal zu setzen, das ein oder mehrere Eisenbahngeleise überspannt und mit
seinen schmalen Ständern nur wenig Raum fortnimmt. Fällt die Böschung flach ab,
so kann man das Fundament des Drehkrans über die Uferkante hinausbauen und lässt
so den Platz für den Eisenbahnverkehr frei, oder der Kran wird auf ein fahrbares
Winkelportal gesetzt, das auf Schienen am oberen und unteren Ende der Böschung
läuft. Zwei derartig angeordnete Dampfkrane der Benrather Maschinenfabrik, die zum Verladen von Kohlen in
Eisenbahnwagen oder auf eine fahrbare Hochbahn dienen, sind in Fig. 107 abgebildet.
Textabbildung Bd. 318, S. 9
Fig. 107. Fahrbare Dampfdrehkrane mit Winkelportal von der Benrather
Maschinenfabrik.
Unter Umständen kann der Betrieb dadurch erleichtert werden, dass man die
Möglichkeit giebt, durch Einziehen des Auslegers die Ausladung zu verändern.
Auf die Einzelheiten von Drehkranen einzugehen, ist hier nicht der Ort, da in den
Lehrbüchern über Hebezeuge genügend Material vorhanden ist. Einige neuere
Konstruktionen finden sich in meinem Bericht über die Hebezeuge auf der
Düsseldorfer Ausstellung.Vergl. D. p. J.
Heft 30, 31, 35, 37 Bd. 317.
Sobald nicht die Rücksicht auf den vorhandenen Platz oder besondere Gründe es
verbieten, wird die Winde auf einer am Ausleger befestigten, durch Laufrollen
unterstützten Plattform untergebracht, eine Anordnung, die den Namen
„Drehscheibenkran“ erhalten hat, Säulendrehkrane mit feststehender
Winde sind sehr selten, doch wird bei Drehscheibenkranen zuweilen eine Säule zu
Hilfe genommen, um einen Teil des Lastmoments zu übertragen und das Schwanken
des Kranes infolge von Verbiegungen im Gerüst zu vermindern.
Eine sehr einfache und billige Ausführung, die von Adolf
Bleichert & Co., Leipzig-Gohlis, herrührt, zeigt Fig. 108. Mehrere Krane gleicher Bauart sind so
nebeneinanderstehend gedacht, dass ein Kran aus zwei Schiffsluken fördern kann.
Die Last hängt nicht, wie bei den gewöhnlichen Drehkranen, an der
Auslegerspitze, sondern an einer Laufkatze, so dass die Horizontalbewegung
geradlinig geschieht und die Drehbarkeit des Auslegers nur den Zweck hat, den
Arbeitsplatz wechseln zu können. Damit nähert sich die Ausführung im Prinzip den
weiter unten beschriebenen Verladebrücken, deren wasserseitige Stütze für sich
allein verfahren werden kann und die so aus mehreren Schiffsluken zu arbeiten
gestatten.
Der in Rede stehende Kran ist ganz aus Fachwerk konstruiert. Das Kippmoment des
Auslegers wird durch ein feststehendes eisernes Gerüst aufgenommen. Das eine
Ende des Hubseils, das die Last an einer losen Rolle trägt, istam vorderen
Ende des Auslegers befestigt, das andere ist in der Drehachse des Krans abwärts
geführt und läuft, durch Rollen abgelenkt, zur Winde, Die Winden für sämtliche
Krane stehen nebeneinander in einem Maschinenhause und werden von einer
gemeinsamen Transmissionswelle aus angetrieben.
Die Bewegung der Katze entspricht im Prinzip der Bremsbergförderung. Der gefüllte
Wagen läuft infolge seines eigenen Gewichtes die schiefe Ebene hinunter, nimmt
dabei jedoch ein endloses Seil mit, das auf beiden Seiten der Katze angreift und
am vorderen und hinteren Fahrbahnende durch Rollen umgelenkt ist. Dieses Seil
setzt eine Trommel in Bewegung, an der ein in Fig.
108 sichtbares Gegengewicht hängt, das nach Anschlagen eines leeren
Gefässes die Katze wieder hinaufzieht. Die Bewegung wird vom Führer mit einer
Bremse geregelt. Das Schwenken geschieht durch eine einfache Vorrichtung von
Hand. Der Führer steht vor der Kransäule und bedient Winde und Fahrbremse mit
Hilfe von Schnüren. Durch eine Zentrifugalbremse wird zu schnelles Sinken der
Last verhütet.
In der Figur ist der Fall angenommen, dass die Wagen einer Seilbahn, deren
Tragseile an der Beladestelle durch Schienen ersetzt sind, abgehoben und in das
Schiff hinuntergelassen werden.
Elektrische oder Dampfkrane werden häufig für Greiferbetrieb eingerichtet durch Einbau einer Hilfstrommel für das
Oeffnungsseil, die von der Hub winde aus oder durch ein Gegengewicht gedreht
wird.
Für hydraulischen Antrieb hat neuerdings Rudolf
Dinglinger, Cöthen, eine eigenartige Anordnung erdacht und bei einer
Anzahl von Kranen am linksmainischen Hafen in Frankfurt ausgeführtD. R. P. No. 113440.. Wie die
schematische Darstellung Fig. 109 erkennen lässt,
ist der Hubmotor mit einem langhubigen und einem kurzhubigen Kolben K und k versehen. R und R1 sind die Flaschenzugrollen für das Lastseil,
r und r1 diejenigen für das Hilfsseil, das der
notwendigen Symmetrie wegen geteilt ausgeführt ist. Wenn der Kolben stillsteht
uncl der andere Druckwasser erhält, so treibt dieser die an seinem Kopfe
befestigten Rollen R1 und r1 aufwärts, während die feststehenden
Rollen r und die an k
befestigten Rollen R stehen bleiben. Dann werden
also Hubseil und Oeffnungsseil gleichmässig verkürzt und es findet kein Oeffnen
oder Schliessen des Greifers statt. Dazu dient vielmehr Kolben k. Steht derselbe innen, so ist das Hub seil
schlaff und der Greifer hängt am Entleerungsseil, ist also geöffnet, durch
Heraustreiben von k dagegen wird das Hubseil allein
verkürzt und schliesst den Greifer, während das Hilfsseil nachlässt. Das Oeffnen
und Schliessen ist demnach ganz unabhängig von der Hubbewegung und kann in
beliebiger Höhe geschehen.
Für die Beurteilung der Förderleistung eines
Drehkrans mögen folgende Zahlen von Tnteresse sein, die an einem Dampfkran
beobachtet wurden, der mit einem Greifer von 2 ¼ cbm Inhalt aus dem Schiff in
Eisenbahnwagen arbeitete. Es wurde Nusskohle verladen, in welcher der Greifer
sich jedesmal vollständig füllte. Heben und Drehen geschah gleichzeitig; beim
Ablassen hing der Greifer in geschlossenem Zustande an der Hubkette und wurde
mittels der Lastbremse bei ausgerücktem Ritzel mit grosser Geschwindigkeit
gesenkt, sodass dieser Vorgang nur wenige Sekunden dauerte. Das Entleeren nahm
ziemlich viel Zeit in Anspruch, weil der Greifer über dem Eisenbahnwagen
zunächst in die richtige Stellung gebracht werden musste. Wird in einen
Füllrumpf von grossen Abmessungen oder auf einen offenen Platz geschüttet, so
geht die Entleerung erheblich schneller vor sich.
Textabbildung Bd. 318, S. 10
Fig. 108. Verladekran mit drehbarem Ausleger und feststehender Winde von
Bleichert.
Beobachtet wurde folgendes:
Oeffnen und Greifen
20–30
Sekunden
Heben und Drehen
25
„
Entleeren
10–15
„
Zurückdrehen und Senken
25
„
––––––––––––––
Zusammen
80–95
Sekunden
also rund 1 ½ Minuten. Da der Greifer etwa 1,8 t Kohle
fasst, so ergäbe sich eine stündliche Leistung von
\frac{60}{1,5}\cdot 1,8=72\mbox{ t Kohle}
In Wahrheit darf man auf eine Durchschnittsleistung von höchstens 50 t rechnen,
da obige Zahlen nur gelten, solange der Greifer ins Volle fassen kann. Beim
Ausräumen der Reste, wenn die Kohle zusammengeschaufelt werden muss, dauert ein
Spiel länger, bis zu 2 Minuten, und ausserdemfüllt sich der Greifer dann
nicht mehr vollständig. Dazu kommen beständige Unterbrechungen durch das
Heranholen neuer Wagen, da ein Waggon von 10 t Inhalt schon mit 6 Hüben gefüllt
wird.
Ebenso wurde der Vorgang beim Ausladen von Erz beobachtet. Da hierfür im
allgemeinen Greifer nicht verwendbar sind, so ist man auf Förderkästen
angewiesen, die im Schiff vollgeschaufelt aber ähnlich wie Greifer entleert
werden. In dem betreffenden Falle, waren in 6 Abteilungen des Schiffes je 2 Mann
mit Einschaufeln beschäftigt. Der Dampfkran setzte immer in einer Luke den
leeren Kübel ab, holte den vollen heraus und musste damit eine Strecke weit bis
zum Eisenbahnwagen und dann wieder bis zu einer anderen Luke fahren. Dabei
erforderte ein volles Spiel annähernd 2 Minuten.
Durch Verwendung passend geformter Gefässe lässt sich die Zeit für das
Einschaufeln und damit die Anzahl der dazu nötigen Leute etwas beschränken.
Näheres über Fördergefässe soll später noch gesagt werden.
Je grosser der Transportweg und die Ausladung ist, um so weniger günstig arbeitet
der Drehkran. Nachteilig ist, dass infolge der kreisförmigen Hakenbahn die Last
einen Umweg machen muss, was einen Zeitverlust bedeutet. Dazu kommt, dass die
tote Masse von Kran und Ausleger jedesmal mitbewegt wird und daher die
Drehgeschwindigkeit beschränkt ist. Soll aus mehreren Schiffsluken gleichzeitig
gearbeitet werden, so hindern sich bei grossem Radius die Ausleger gegenseitig
in ihren Bewegungen, unter Umständen macht es auch Schwierigkeiten, an der
Takelage der Schiffe vorbeizukommen. Man wird daher im allgemeinen bei
Transportwegen von mehr als 25 bis 30 m Krane mit geradliniger Lastbewegung
vorziehen. Diese geradlinig fördernden Kransysteme bezeichnet Ernst treffend als „Hochbahnkrane“, bei grosser Spannweite des Gerüstes ist
der Name „Verladebrücke“ noch mehr in
Gebrauch. Auch spricht man häufig von „amerikanischen
Verladevorrichtungen“.
Für Transportlängen von etwa 30–50 m dürfte der Hochbahnkran in den meisten
Fällen allein in Frage kommen, steigt die Länge der Horizontalbewegung weiter,
so ist die Entscheidung zu treffen zwischen einem Hochbahnkran mit grossem
Förderweg oder einer Bahn irgendwelcher Art, die durch Drehkrane oder
Hochbahnkrane mit geringer Förderlänge beschickt wird. Auch Transportbänder
werden häufig angewandt. Die Vorteile der Bahn nehmen zu mit wachsender
Entfernung, doch sind immer die Bedingungen des einzelnen Falles massgebend.
Vor allem fragt es sich, ob die Kohle nach einem einzelnen weiter entfernten
Punkte geschafft, oder ob ein am Ufer gelegener Lagerplatz versorgt werden soll.
Feste Hochbahnen für Lagerplätze mit Betrieb durch Menschenkraft werden selten
mehr angelegt, eher kommen in Frage fahrbare Hochbahnen mit
selbstthätigem oder Lokomotivbetrieb.
Textabbildung Bd. 318, S. 11
Fig. 109. Hydraulischer Motor für Greiferbetrieb von Dinglinger.
Beispiele von Anlagen der letztgenannten Art, die gewissermassen den Uebergang zu
den Hochbahnkranen bilden, sind die von der Benrather
Maschinenfabrik für das Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat in
Rheinau bei Mannheim gebauten fahrbaren Veri adebrücken, von denen die
einezum Teil in Fig. 107 zu sehen ist. Diese
Brücken überspannen den Lagerplatz, kragen aber nicht über das Schiff aus. Die
Kohle wird durch Drehkrane aus dem Schiff gehoben und in einen Füllrumpf am
wasserseitigen Ende der Brücke geschüttet. Von hier fällt sie in kleine Wagen,
die auf zwei Geleisen innerhalb der Hauptträger der Brücke von elektrischen
Lokomotiven verfahren und durch Anstossen gegen einen Anschlag selbstthätig
entleert werden. Ehe die, Wagen abfahren, wird mit einer Laufgewichtswaage ihr
Gewicht festgestellt. Zur Entnahme der Kohle vom Lagerplatz dient eine Katze,
die oberhalb der Träger fährt und mit zwei, auf beiden Seiten der Brücke
herunterhängenden Fördergefässen ausgerüstet ist.
Textabbildung Bd. 318, S. 11
Verladebrücke von der Benrather Maschinenfabrik.
Nachteilig ist hier die umständliche Betriebsweise, die verhältnismässig viel
Personal erfordert, vor allem aber die geringe Schonung der Kohle, die infolge
der Umladung dreimal stürzt und namentlich beim Absturz auf den Lagerplatz, wenn die Kohle
niedrig liegt, sehr leiden wird.
Daher sind wohl in der Regel Hochbahnkrane vorzuziehen, die durch Oeffnen des
Fördergefässes in beliebiger Höhe die Kohle ohne Sturz auf den Platz zu legen
gestatten. Man kann diese Krane in zwei Gruppen teilen.
Bei der ersten Art wird die Winde in die Laufkatze hineingesetzt, in der zugleich
der Führer seinen Platz erhält, im zweiten Falle steht die Winde fest und die
Last hängt an einer von dort aus bethätigten, möglichst leicht gebauten
Laufkatze. Das erste System ist in den letzten Jahren in Deutschland mit bestem
Erfolge ausgebildet und in Wettbewerb mit dem andern getreten, das in Amerika
erfunden und dort allgemein verbreitet ist. Für beide sollen im folgenden einige
Beispiele dargestellt werden.
Hochbahnkran von der Benrather
Maschinenfabrik, Benrath bei Düsseldorf.
(D. R. P. No. 109474.)
Die in Fig 110 bis 113 dargestellte Verladebrücke ist für die Firma Friedr. Becker, Rheinau bei Mannheim geliefert, und
ähnlich schon mehrfach von der Benrather
Maschinenfabrik ausgeführt. Eine auf 2 Ständern in 68 m Entfernung
abgestützte Brücke überspannt den Lagerplatz und kragt noch ein Stück weit über
die Uferkante vor. Zwischen den Hauptträgern läuft eine Katze mit Ausleger, die
in die Winde und Fahrwerk eingebaut ist, und in welcher der Kranführer seinen
Stand hat.
Der nächstliegende Gedanke bei Lösung einer Aufgabe, wie sie in diesem Falle
vorlag, wäre offenbar der gewesen, die Brücke bis über das Schiff auskragen zu
lassen und eine Laufkatze daraufzusetzen oder hineinzuhängen, an deren Trommel
unmittelbar der Greifer senkrecht nach unten hing. Diese Anordnung hätte
indessen die Kachteile, dass der Führer die Last weniger gut im Auge hat, wenn
man nicht den Führerkorb unter die Katze hängt, und dass der vorkragende Teil
der Brücke unter Umständen der Schiffahrt hinderlich ist, da sich die Takelage
der Schiffe darin verfangen kann. Hier können, da der Ausleger der Katze bei
jedem Hube mit zurückgeht, die Schiffe ganz ungehindert verholt oder die Brücke
verfahren werden, während in anderen Fällen häufig das auskragende Brückenende
aufziehbar ausgebildet werden muss. Eine weitere Schwierigkeit kann sich bei
direkt herabhängendem Greifer daraus ergeben, dass die Last beim Aufziehen
seitlich über die Trommelbreite wandert. Alles das ist bei der Benrather
Konstruktion in sehr glücklicher Weise vermieden worden.
Die Katze arbeitet mit einem Greifer von ca. 2000 kg Kohleinhalt. Als
Schliessorgan ist Kette benutzt, da Seil bekanntlich wegen seiner geringen
Haltbarkeit bei scharfen Biegungen für Greiferbetrieb nicht geeignet ist. Zum
Oeffnen dagegen dient ein durch ein Gewicht mit Flaschenzug straffgezogenes
SeilUeber Anordnung
von Greiferwinden vgl. S. 555/56 Bd. 317.. Der 35 pferdige
Hubmotor dreht die Trommel mit Hilfe zweier Rädervorgelege, während der
Fahrmotor mittels Schneckengetriebe die hintere Laufachse antreibt, die oben
durch das Führerhaus hindurchgeht. Die Fahrgeschwindigkeit beträgt ungefähr 2
m/Sek.
Da die Katze so tief als möglich nach unten gehängt ist, so bleibt oberhalb
genügend Platz, um die beiden Hauptträger miteinander zu verkreuzen. Zur
seitlichen Absteifung der aus ⌶-Eisen mit aufgelegter
Schiene hergestellten, am Untergurt befestigten Fahrbahn dienen Horizontal
träger, diedurch eine Dreieckskonstruktion an den Knotenpunkten mit den
Vertikalen verbunden sind.
Da der Raum für den Greifer freibleiben muss, so teilen sich die beiden
Brückenstützen seitlich in je zwei, unten durch ein Zugband verbundene Streben,
die sich mit Kipplager auf vierrädrige Wagen stützen. Wegen der
Temperaturausdehnung, die bei der grossen Spannweite eine beträchtliche Rolle
spielt, sind die Lager der landseitigen Brückenstütze als Rollenlager
ausgebildet. In der Längsrichtung der Brücke sind die Ständer sehr kräftig durch
Schrägstreben gegen die Hauptträger abgesteift, da sonst die lebendigen Kräfte
beim Anfahren und besonders beim Anhalten der Katze starke Schwingungen der
ganzen Brücke zur Folge haben würden. Man bemerkt ihren Einiluss auch jetzt noch
sehr deutlich in der Bewegung des Rollenlagers, wenn die Katze gebremst
wird.
Die Verschiebung der ganzen Brücke parallel zum Ufer geschieht durch zwei
Nebenschlussmotoren, die an jeder Brückenstütze eine Achse, also von den 16
Laufrädern im ganzen 4 antreiben. Untereinander stehen die Fahrtriebwerke in
keiner Verbindung, doch ist ein Schieffahren nicht so leicht zu befürchten, da
die Nebenschlussmotoren angenähert gleiche Umlaufzahl einhalten. Im übrigen hat
die Bedienungsmannschaft darauf zu achten, dass nicht der eine Fuss gegen den
andern zurückbleibt. Die Uebersetzung zwischen Motor und Laufachse wird durch
ein Schneckengetriebe und zwei Stirnradvorgelege gebildet. Eine
elektromagnetische Lüftungsbremse auf der Schneckenradwelle verhindert, dass die
Brücke durch Sturm fortgerollt wird, wie es in der ersten Zeit nach Einführung
dieser Konstruktionen in Deutschland häufig vorgekommen ist und sogar in
verschiedenen Fällen zum Umsturz der ganzen Brücke geführt hat. Zur weiteren
Sicherheit kann die Brücke durch Ketten am Boden verankert werden.
Der Kran wurde in normalem Betriebe mit feiner Kohle bei noch ziemlich gefülltem
Schiff beobachtet. Ein Teil des Hubes wurde regelmässig während der
Rückwärtsfahrt zurückgelegt, ebenso senkte der Führer den Greifer schon
teilweise während des Vorfahrens und zwar in geschlossenem Zustande. Nach
Oeffnung wurde er von den zwei oder drei Leuten im Schiff gefasst, richtig
eingestellt, dann auf die Kohle niedergelassen und durch Anziehen der Hubkette
geschlossen. Die Katze fuhr etwa bis ¾ der Brückenlänge rückwärts und entleerte
den Greifer während der letzten Strecke ihres Weges. Dabei ergab sich als
Zeitdauer der einzelnen Vorgänge:
Greifen
10
Sekunden
Heben, Rückwärtsfahren, Entleeren
45
„
Vorfahren, Senken, Oeffnen
40
„
Einstellen und Aufsetzen
10–25
„
–––––––––––––––
zusammen
105–120
Sekunden
d. i. 1 ¾ bis 2 Minuten für 1 Spiel. Berücksichtigt man,.
dass beim Restausräumen die Arbeit langsamer vor sich geht, so wird eine
Leistung von mehr als 60 t stündlich nicht zu erwarten sein. Bei feiner Kohle
wird diese Fördermenge thatsächlich erreicht, beim Verladen stückiger Kohle, die
weniger gut zu greifen ist, werden nur etwa 50 t in der Stunde übergeladen.
Ebenso gut wie vom Schiff auf den Lagerplatz kann die Katze natürlich auch vom
Platz in Eisenbahnwagen oder direkt vom Schiff in den Wagen fördern.
Wird nicht mit Greifer gearbeitet, wie im allgemeinen beim Ausladen von Erz, so
werden zweckmässig in verschiedenen Abteilungen des Schiffes Leute mit
Einschaufeln beschäftigt. Die Brücke kann dann hin- und herfahren, ebenso wie
oben beim Drehkran geschildert wurde.
(Fortsetzung folgt.)