Titel: | Neuere Pumpen. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 21 |
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Neuere Pumpen.
Von Fr. Freytag,
Chemnitz.
(Fortsetzung v. Seite 784, Bd. 317.)
Neuere Pumpen.
Zur Lieferung des Kondensationswassers für die auf dem Marsfelde in Betrieb
befindlichen Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1900 – normal etwa 3600 cbm
in der Stunde – sowie zur Speisung vor dem Wasserschlossder Ausstellung
angelegter Bassins dienten vier liegende Zwillingspumpen mit Ausgleichwerk der
französischen Filiale der Worthington-Pumpengesellschaft, die zusammen 7200 cbm Wasser in der Stunde
auf etwa 20,50 m Höhe förderten.
(Le Génie civil vom 18. August 1900.) Die in einem besonderen Gebäude am linken
Seine-Ufer in der Nähe der Jena-Brücke mitsamt den zur Erzeugung- des Treibmittels
dienenden Dampfkesseln untergebrachten Pumpen bestehen aus je zwei, Seite an Seite
angeordneten Dreifachexpansions-Dampfmaschinen (Fig. 24 u. 25) mit
hinter einander liegenden Zylindern A, A' und A'' von 305, 508 und 864 mm Bohrung für 610 mm Hub,
deren Kolben die Plunger der beiden Pumpenzylinder B
von je 660 mm Bohrung gemeinsam bethätigen.
Zu dem Zwecke ist der erste Dampfkolben mit der Stange des Plungerkolbens, der dritte
mittels zweier seitlicher Stangen mit dem Kreuzkopf und der zweite mit dem dritten
Dampfkolben durch eine zentrale Stange verbunden. Diese Einrichtung gestattet das
Herausnehmen eines jeden Kolbens für sich bei Entfernung nur eines einzigen
Zylinders, was unmöglich ist, wenn die drei Kolben auf einer gemeinsamen zentralen
Stange befestigt werden.
Textabbildung Bd. 318, S. 22
Fig. 24 u. 25. Zwillingspumpen mit Ausgleichwerk der
Worthington-Pumpengesellsehaft.
Die in Bohrungen an den Enden der Zylinder liegenden Einlassschieber von
zylindrischer Gestalt erhalten ihre Schwingbewegung je mittels eines an der
sogenannten Corlissscheibe des betreffenden Dampfzylinders angreifenden
Kulissenhebels, der selbst wieder mittels Lenkstange von dem Kreuzkopf der
zugehörigen Maschinenseite aus, die Schwingscheibe dagegen von der Kolbenstange der
anderen Maschinenseite aus bethätigt wird. In den besonders aufgezogenen
ringförmigen Mänteln der Einlassschieber sind die Dampfkanäle genau eingefraist.
Die zwecks leichten Ingangbringens zum grössten Teil entlasteten Auslassschieber
werden von den Schwingscheiben der Dampfzylinder aus mittels zwischengeschalteter
Hebel und Stangen direkt angetrieben. Füllungsänderungen der Dampfzylinder –
zwischen 15 bis 95 Prozent des Kolbenhubes – lassen sich mittels der vorgenannten
Kulissenhebel selbst während des Ganges der Maschine vornehmen. Der Frischdampf
durchströmt vor seinem Eintritt in die Zylinder einen Wasserabscheider S; nach erfolgter Arbeitsverrichtung im
Hochdruckzylinder A tritt er in einen von frischem
Kesseldampf umspülten Ueberhitzer J, hierauf in
denMitteldruckzylinder A' und nach Ausnutzung in
diesem in einen dem ersteren gleichen Ueberhitzer J',
sodann in den Niederdruckzylinder A''.
Die Dampfzylinder sind von Heizmanteln umgeben und das in diesen wie auch in den
Ueberhitzern und dem Abscheider angesammelte Kondenswasser wird mittels einer
kleinen selbstthätigen Pumpe T in die nach den Kesseln
führende Speiseleitung gedrückt.
Das Dampfausströmrohr jeder Maschine führt nach einem hinter dem Pumpengehäuse
angeordneten, in die Saugleitung eingeschalteten Kondensator C.
Die zu jeder Pumpe gehörigen beiden Ausgleichzylinder LL sind auf dem die erstere mit den Dampfzylindern verbindenden
Zwischenstück derart befestigt, dass sie der Bewegung des Kreuzkopfes entsprechende
Schwingungen ausführen können. Die mit Wasser angefüllten Zylinder stehen durch
hohle Zapfen und Rohre mit der Hauptleitung der Pumpe in Verbindung. Ihre
Plungerkolben legen sich mit den äusseren kugelförmigen Enden gegen entsprechend
ausgebildete Platten des Kreuzkopfes, womit eine Verzögerung der Hauptkolbenstange
während der ersten und eine Beschleunigung derselben während der zweiten Hälfte
ihres Hubes erreicht wird. Die Ausgleichzylinder nehmen einen Teil der bei der
Einströmperiode des Dampfes entwickelten Energie auf, um denselben während der
Expansionsperiode wieder abzugeben; sie bilden gewissermassen hydraulische Federn,
und verrichten den Dienst eines Schwungrades mit dem Unterschiede, dass sie anstatt
des hier in betracht kommenden Trägheitsvermögens einer bewegten Masse, die Spannung
der in dem Windkessel eingeschlossenen Luft nutzbar machen.
Was die Pumpenkörper anbelangt, so liegen deren Saugkammern unter den mit ihnen aus
einem Stück gegossenen Zylindern. Die beiden Saugkammern jeder Pumpe sind durch ein
horizontales Rohr C, welches, wie schon bemerkt,
gleichzeitig den Kondensator bildet, miteinander verbunden; dieses Rohr steht durch
eine einzige Oeffnung mit der Saugleitung von 760 mm lichtem Durchmesser in
Verbindung.
Die Druckkammern E sind auf dem oberen Teil der
Wasserzylinder mittels Schraubenbolzen befestigt und unter sich durch ein Querrohr
D verbunden, welches durch eine einzige Oeffnung
mit der Druckleitung von 610 mm lichtem Durchmesser kommuniziert. Ueber dem Rohr D liegt der Druckwindkessel F, ähnlich demjenigen einer jeden gewöhnlichen Pumpe.
Die Wasserzylinder B sind mittels Zwischenwandungen,
durch welche die Plunger treten, in je 2 Hälften geteilt. Zur Steuerung dienen
federbelastete Kautschukventile von je 120 mm Durchmesser.
Der tägliche Bedarf des aus der Seine entnommenen Wassers beträgt etwa 45000 cbm. Da
eine einzige Pumpe 500 l in der Sekunde liefert, ergiebt sich die theoretische
Leistung derselben unter Vernachlässigung der Reibungsverluste in den Saug- und
Druckrohren bei 20,5 m Höhenunterschied zwischen den beiden Wasserspiegeln zu
\frac{500\cdot 20,50}{75}=136,6\mbox{ PS}
und für zwei Pumpen zu 273,2 PS.
Unter Berücksichtigung der verschiedenen Verluste würde die erforderliche Leistung
etwa 300 PS betragen.
Nach den an gleichartigen Maschinen angestellten Versuchen lässt sich deren
Gesamtwirkungsgrad zu 0,882 – hiervon 0,90 für die Dampfmaschine und 0,98 für die
Pumpe – annehmen, woraus eine effektive Leistung von \frac{300}{0,882}=340\mbox{ PS} resultiert.
Mit dem gewählten Durchmesser des Plungerkolbens von 0,660 m und 0,610 m Hub ergiebt
sich die Kolbengeschwindigkeit bei der Förderung von 500 l/Sek., wenn noch
der Lieferungsgrad der Pumpe zu 0,98 gesetzt wird, zu \frac{0,500\cdot 60}{\frac{0,660^2\cdot \pi\cdot 2\cdot 0,98}{4}}=44,80\mbox{ m} in der Minute,
entsprechend einer Anzahl Doppelhübe der Pumpe von
\frac{44,80}{0,610\cdot 2}=36,7 in der Minute
Diese Geschwindigkeit lässt sich nach Belieben erheblich
erhöhen oder vermindern, wobei zufolge des als Schwungrad dienenden Ausgleichwerkes
der Füllungsgrad der Dampfmaschine stets derselbe bleibt.
Der Dampfverbrauch der Maschine soll ausschliesslich des Heizdampfes für die
Zylindermäntel etwa 7 kg für 1 PS/Std. – gemessen in gehobenem Wasser – betragen.
In dem neben dem Maschinenraum gelegenen Kesselhaus waren 4 Dampfkessel, Type
Babcock und Wilcox,
aufgestellt, die stündlich 5000 kg Dampf von 11 Atm. Spannung liefern. Die
nachfolgenden Beschreibungen einiger anderer bemerkenswerter Pumpen der Pariser
Weltausstellung 1900 sind der 6. Lieferung des Werkes „La
Mécanique à l'Exposition de 1900“ entnommen.
Zunächst verdient eine von Audemar-Guyon erfundene, mit
4 Ventilkolben arbeitende Pumpe Erwähnung. Dieselbe besteht, wie Fig. 26 und 27 erkennen
lassen, aus einem mit zwei Bohrungen für die Pumpenkolben versehenen Gehäuse,
welches einerseits mit dem Saugrohr, andererseits mit dem Druckrohr in Verbindung
steht. Die gewölbten Deckel des Gehäuses gestatten den Durchgang der Flüssigkeit von
einem Pumpenzylinder nach dem anderen.
Textabbildung Bd. 318, S. 23
Pumpe von Audemar-Guyon.
Die gleichzeitig zur Steuerung dienenden und zu dem Zwecke mit rostartig
durchbrochenen Ventilen ausgerüsteten Kolben sind zu je zwei auf gemeinsamer Stange
befestigt. Beide, mit ihren rückwärtigen Verlängerungen in Lagern des Pumpenrahmens
geführte Stangen sind an einen Kreuzkopf angeschlossen, der durch die Lenkstange
einer mittels Riemen betriebenen Kurbelwelle bewegt wird.
Die Ventile des einen Pumpenzylinders (Saugseite) öffnen sich nach aussen, diejenigen
des anderen Pumpenzylinders (Druckseite) nach innen.
Bewegen die Pumpenkolben sich, in der Fig. 27 ersichtlichen
Stellung, nach links, so wird das vor dem geschlossenen Ventil 2 stehende Wasser
durch das geöffnete Ventil 3 in das Druckrohr gefördert, gleichzeitig durch das
geöffnete Ventil 1 Wasser in die Höhlung des hinteren Gehäusedeckels eingesaugt. Bei
der entgegengesetzten Kolbenbewegung finden ähnliche Vorgänge statt. Das Wasser
bleibt auf dem Wege vom Saugraum nach dem Druckraum in stetiger Bewegung. Da ferner
jede Pumpe mit einem stehenden Windkessel ausgerüstet ist, so findet ein
regelmässiger Wasserauswurf statt.
Es waren zwei derartige Pumpen verschiedener Grösse mit nachstehend gegebenen
Hauptabmessuungen ausgestellt.
Grösse Pumpe
Kleine Pumpe
Durchmesser der Kolben
300 mm
105 mm
Hub
200 „
40 „
Durchmesser der Saug- und Druckrohre
255 „
60 „
Minutliche Umdrehungszahl
55
135
Stündliche Fördermenge
170 cbm
10 cbm
Abmessungen
2,40 × 1,06 m
0,7 × 0,27 m
Gewicht
2400 kg
135 kg
Die mittlere Förderhöhe ist ungefähr 25 m.
Die aus Fig. 28 ersichtliche Verbundpumpe von Audemar-Guyon ist gekennzeichnet durch die Verwendung
zweier Kolben, deren einer die doppelte Fläche des anderen besitzt, sowie durch die
Anordnung von nur zwei an Stelle der bei der vorbeschriebenen doppeltwirkenden Pumpe
vorhandenen 4 Ventile.
Die von gusseisernen Liderungsringen umgebenen Kolben D1 und D bilden ein einziges, mittels Lenkstange einer Kurbelwelle bewegtes
Gussstück. Das am hinteren Ende des grossen Zylinders anschliessende Ventilgehäuse
A erhält zwei Kugelventile B und C, die mit den Windkesseln L bezw. K in Verbindung
stehen.
Textabbildung Bd. 318, S. 24
Fig. 28. Verbundpumpe von Audemar-Guyon.
Bewegen sich die Kolben von rechts nach links, so öffnet infolge Saugwirkung des
grossen Kolbens sich das Ventil C; infolgedessen kann
Wasser aus F und G in den
Pumpenkörper eintreten, wobei die Bewegung durch den kleinen Kolben, der das Wasser
aus F nach A drückt,
unterstützt wird. Während des folgenden Kolbenhubes saugt der kleine Kolben D1 einerseits Wasser
durch G in das Rohr F
andererseits drückt er mitsamt dem Kolben D das in J und A stehende Wasser –
letzteres nach Anheben des Ventiles B – in den
Druckwindkessel L. Zur Abdichtung der Kolbenstange nach
aussen dient die Stopfbüchse M.
Die beiden ausgestellten Pumpen hatten nachstehende Hauptabmessungen:
Durchmesser des grossen Kolbens
104 mm
340 mm
„ „ kleinen „
73 „
240 „
Hub
40 „
210 „
Durchmesser der Saug- u. Druckrohre
50 „
170 „
Minutliche Umdrehungszahl
150
65
Stündliche Fördermenge
2,5 cbm
66 cbm
Fig. 29 zeigt noch eine andere Ausführungsform der
nach Angaben von Audemar-Guyon gebauten Pumpen:
Es sind hier zwei Ventilkolben angeordnet, die sich in einem Zylinder bewegen, der
durch einen mittleren Stutzen mit dem Saugraum in direkter und beständiger
Verbindung steht, während die durch Deckel geschlossenen Enden desselben mit dem
Druckraum der Pumpe kommunizieren.
Textabbildung Bd. 318, S. 24
Fig. 29. Pumpe von Audemar-Guyon.
Die Pumpe arbeitet in gleicher Weise, wie diejenige mit vier Kolben; sie
unterscheidet sich von dieser dadurch, dass zwei Kolben durch zwei Ventile ersetzt
worden sind.
Zwei derartige in Paris ausgestellte Pumpen hatten nachstehende Hauptabmessungen:
Druckhöhe
20 m
40 m
Druckmesser der Kolben
160 mm
365 mm
Hub
40 „
175 „
Durchmesser der Saug- und Druck- rohre
90 „
220 „
Minutliche Umdrehungszahl
150 „
65 „
Schwungraddurchraesser
700 „
2100 „
Kranzbreite
70 „
350 „
Die von J. Decoudun in Paris vorgeführten Pumpen
(Fig. 30
bis 32) arbeiten unter Wegfall besonderer
Ventile und zugehöriger Gehäuse mit je zwei Kolben mit Klappenventilen, die sich in
Zylindern an den äussersten Enden des Pumpengestelles bewegen. Die Kolben werden in
bekannter Weise von einer Kurbelschleife mitgenommen, in deren durchbrochenem Teil
der Zapfen etc. einer mittels Riemen bewegten Kurbelscheibe gleitet.
Textabbildung Bd. 318, S. 24
Pumpe von Decoudun.
Textabbildung Bd. 318, S. 24
Fig. 32. Pumpe von Decoudun.
Beide Pumpenzylinder stehen durch einen unteren Kanal miteinander in Verbindung; der
eine Zylinder kommuniziert ferner mit dem Saugrohr, während der andere den
Windkessel trägt, von dem das Druckrohr abzweigt.
Bei der Bewegung der Kolben von links nach rechts saugt der Kolben A, bei geschlossenen Klappen B und drückt gleichzeitig das vor ihm stehende Wasser durch die geöffneten
Klappen C des Kolbens D in
den Windkessel. Bei der entgegengesetzten Bewegung drückt der Kolben D auf das vor ihm stehende Wasser und saugt solches
durch die geöifneten Klappen B des Kolbens A an.
Es findet auch hier eine ununterbrochene Bewegung des Flüssigkeitsstromes statt.
Die Hauptabmessungen der beiden ausgestellt gewesenen Pumpen sind folgende:
Durchmesser der Kolben
85 mm
140 mm
Hub
80 „
100 „
Durchmesser der Saug- u. Druckrohre
40 „
80 „
Durchmesser der Antriebscheibe
300 „
600 „
Kranzbreite
70 „
110 „
Minutliche Umdrehungszahl
125 „
110 „
Stündliche Fördermenge
4,5 cbm
14,5 cbm
J. Beleville in St. Denis hatte in Paris mehrere
liegende und stehende Kesselspeisepumpen verbesserter Bauart ausgestellt.
Die in Fig.
33 und 34 ersichtliche liegende Pumpe besteht aus einem gusseisernen
Dampfzylinder, in dem sich der von zwei Dichtungsringen umgebene, aus Gussstahl
gefertigte Kolben bewegt, dessen Stange mit derjenigen des aus Bronze hergestellten
Pumpenkolbens durch die in dem gussstählernen Gestell b
geführte Hülse a direkt gekuppelt ist.
Der mit den Ventilgehäusen zusammengegossene Pumpenkörper c ist ebenfalls aus Bronze gefertigt; erstere tragen je ein kurzes
Rohrstück, gegen dessen äussere Mündungen sich für gewöhnlich dieser
Pumpenkonstruktion eigentümliche Ventilhebel i
(leviers-clapets) legen. Behufs Umsteuerung des in einer Bronzebüchse des
Schieberkastens gleitenden, von Dichtungsringen umgebenen Kolbenschiebers trifft ein
Anschlag der Hülse a abwechselnd mit dem einen oder
anderen gekrümmten Arm des gabelförmig gestalteten Schwinghebels d zusammen, wodurch mittels angreifender Lenkstange der
Schieber entsprechend bewegt wird. Die Pumpen dienen hauptsächlich dazu, den
Wasserspiegel in den von der Firma erbauten Kesseln mit schneller Dampferzeugung auf
konstanter Höhe zu halten. Hat der Wasserstand im Kessel den normalen Stand
erreicht, so wird durch einen Schwimmer die Druckleitung der Pumpe abgeschlossen;
dieselbe öffnet sich erst wieder, nachdem ein Sinken des Wasserspiegels eingetreten
ist. Hierbei bleibt die Pumpe aber in Thätigkeit. Allerdings würden die infolge
Absperrung der Druckleitung erheblich anwachsenden Widerstände einen Stillstand der Pumpe
am Ende des Kolbenhubes in dem Augenblick, avo der Schieber aus der einen in die
andere Stellung übergeht, herbeiführen; dies wird aber durch die genannten
Ventilhebel i wie folgt verhindert. Kurz vor Beendigung
jedes Hubes trifft der Pumpenkolben mit einem dieser Hebel zusammen und indem er ihn
anhebt, wird der die Oeffnung des betreifenden, den Saugraum mit dem Druckraum der
Pumpe verbindenden Rohres freigelegt. Die der Bewegung der Pumpe entgegenwirkenden
Widerstände werden damit vermindert und zufolge der wieder anwachsenden
Geschwindigkeit können die Kolben ihre Totpunktlagen überschreiten. Ihre
Geschwindigkeit nimmt dann so lange ab, bis kurz vor Beendigung des Hubes sich der
Vorgang wiederholt. Die Ventilhebel fallen durch Eigengewichtswirkung in ihre
ursprünglichen Stellungen zurück. Insbesondere für Schiffskessel wird die
beschriebene Pumpe stehend ausgeführt. Sie hat so dieselben charakteristischen
Einzelteile, die nur in der Ausführung von denjenigen der liegenden Pumpe abweichen.
Der Kuppelungsmuif der beiden Kolbenstangen trägt einen Ansatz, in dem eine Stange
gleitet, die an den Enden mit Leder armierte Stahl Scheiben trägt und mit dem
Verteilungshebel des Dampfzylinders gelenkig verbunden ist, Beim Zusammentreffen der
Kuppelungsmuffe mit den Stahlscheiben erfolgt die Umkehrbewegung des
Kolbenschiebers.
Textabbildung Bd. 318, S. 25
Kesselspeisepumpe von Belleville.
Die Ventilhebel sind ebenfalls bei der stehenden Type dieser Pumpengattung in
Anwendung gekommen. Der im oberen Teile des Pumpenkörpers liegende Ventilhebel kann
ohne weiteres – infolge Eigengewichts Wirkung – auf seinen Sitz zurückfallen,
während das Lüften des anderen Hebels durch einen kleinen Stosshebel im unteren
Teile des Pumpenkörpers und angreifende Stange auf indirektem Wege ermöglicht wird.
Einige Hauptabmessungen zweier derartiger Pumpen sind nachstehend gegeben:
1.
2.
Durchmesser des Dampfzylinders
322 mm
232 mm
„ „ Pumpenzylinders
220 „
152 „
Hub
400 „
300 „
Stündliche Fördermenge
42 cbm
18 cbm
Anzahl der Ventile in jedem Gehäuse
7
4
Die direktwirkenden stehenden Dampfpumpen von J. Weir
sind wegen der eigenartigen Gestalt und Wirkungsweise ihres Dampfverteilungsorgans
bemerkenswert. Der den oberen Teil der Maschine bildende Dampfzylinder ist durch
kräftige eiserne Säulen mit dem darunter liegenden Pumpenkörper verbunden.
Der Schieberkasten d,
Fig. 35 bis
37, ist an dem unteren Teil des Dampfzylinders
angeschraubt oder aber mit diesem aus einem Stück gegossen. Der Hauptschieber f hat äusserlich die Gestalt eines Würfels und führt
zur Achse des Motor- und Pumpenkolbens senkrecht gerichtete Bewegungen aus. Die der
Zylindergleitfläche entgegengesetzte Schieberfläche ist mit mehreren Oeffnungen
versehen, die durch den Hilfsschieber m abwechselnd
geschlossen und geöffnet werden. Seine Bewegung erfolgt durch dieStange m2, die an einen von
der gemeinsamen Kolbenstange bewegten Hebel angeschlossen ist. Die mit zentraler
Bohrung versehene gusseiserne Zwischenwand f2 trennt die zylindrische Höhlung des
Hauptschiebers f in zwei gleiche Teile. In jedem
derselben liegt ein Kolben g oder g1, dessen
äussere vorspringende Flächen sich gegen Scheiben g3 legen, die mittels Schrauben, die durch
die Schieberkastenwandungen treten, in ihrer Lage gehalten werden. Es ist leicht
einzusehen, dass der Hauptschieber f auf diesem Kolben
gleitet, sobald durch Stellungsänderung des Schiebers m
die Oeffnung k oder l für
den Eintritt des Dampfes in die eine der beiden Schieberhöhlungen frei gelegt wird,
worauf die andere Oeffnung den wirksam gewesenen Dampf durch die mit den
Auspuffkanälen c1
c, p in Verbindung stehenden Leitungen c2 oder c3 in die
Höhlung m1 des
Hilfsschiebers treten lässt. Die Dampfeinströmung in den Zylinder erfolgt durch
Kanäle a und b, sobald
diejenigen i oder h
unmittelbar darüber liegen und der Schieber m die auf
der entgegengesetzten Fläche von f liegenden Kanäle h2 oder i2 frei gelegt
hat. Fig. 37 zeigt die gegenseitige Lage der
Einströmöffnungen und die eigenartige Gestalt des Hilfsschiebers M. Man erkennt den Unterschied in den Querschnitten der
Einströmkanäle H2 und J2, ferner die zur Bewegung des Hauptschiebers dienenden Oeffnungen K und L.
Textabbildung Bd. 318, S. 25
Schieberkasten zur Pumpe von Weir.
Es ist hier einzuschalten, dass die in Fig. 35 und 36
ersichtlichen Schieberstellungen nicht derselben Kolbenstellung entsprechen. Während
Fig. 35
die Einströmung in den unteren Teil des Zylinders durch h1
h, b zeigt, lässt Fig. 36 die Ausströmung
des Dampfes aus diesem Zylinderteil durch b, c1 c, p
erkennen.
Die Abbildung Fig. 37 entspricht der in Fig. 35
gezeichneten Schieberstellung.
Textabbildung Bd. 318, S. 25
Fig. 37. Detail der Pumpe von Weir.
Bevor der Arbeitskolben das obere Ende seines Hubes erreicht, muss die Schieberstange
m2 sich so
bewegt haben, dass der Schieber k die Oeffnungen h2 und l schliefst, k dagegen
öffnet, solange noch l durch die Höhlung m1 und den Kanal c2 mit der
Ausströmung in Verbindung steht. Der durch k tretende
Dampf erteilt dem Schieber eine zur Zylinderachse senkrecht gerichtete Bewegung;
infolgedessen wird
die Dainpfeinströinung durch b in den unteren Teil des
Zylinders geschlossen und mit dem Auspuff in Verbindunggebrächt, wärend dieser Dampf
in den oberen Teil des Zylinders durch a einströmen
kann. Dies geschieht aber erst, nachdem der Kolben seinen Hub vollständig
zurückgelegt hat. Die entgegengesetzte Kolbenbewegung erfolgt in gleicher Weise.
Da die Einströmung unmittelbar am Hubende des Kolbens erfolgt, sind die Totpunktlagen
desselben ungefährlich.
Um die Hublänge genau einstellen zu können, lässt sich eine Hilfseinströmung des
Dampfes durch Oeffnungen n bewirken, sobald der
Schieber m die oberen Kanäle des Hauptschiebers
abgeschlossen hat. Die so zugeführte Dampfmenge ist je nach Stellung des Ventils n3 regelbar.
Diese Zufuhr hört auf, sobald Dampf in die Höhlungen g
einströmt; sie lässt sich im übrigen auch nur bei langsamen Gang der Pumpe
vornehmen.
Die Pumpe bietet nichts bemerkenswertes; sie kann einfach- oder doppeltwirkend
ausgeführt werden. Die in grösserer Anzahl vorhandenen Ventile sind aus
Kanonenmetall gefertigt.
Motor- und Pumpenkolben haben federbelastete Dichtungsringe.
Die Hauptabmessungen zweier Pumpen, die in Paris ausgestellt waren, sind
folgende:
1
2
Durchmesser des Dampfzylinders
203 mm
304 mm
Durchmesser der Pumpe
152 „
228 „
Hub
381 „
609 „
Förderung pro Doppelhub
13,5 l
48,15 1
Anzahl der Hübe in der Minute
12
12
Ueber den Dampfverbrauch stellte Jeckell,
Elektroingenieur der Stadt South Shields, an 4 derartigen Pumpen Versuche an. Es
wurden mit 1 kg Dampf gefördert:
1.
31,3 l
auf
12,25 m
2.
18,3 „
„
12,2 „
3.
17,77 „
„
11,5 „
4.
9,57 „
„
11,5 „
Der Dampfverbrauch ist hiernach sehr veränderlich. Aus diesem Grunde haben derartige
direkt wirkende Pumpen bisher nur zur Speisung von Dampfkesseln eine grossere
Verbreitung gefunden.
Die Ergebnisse von Versuchen, welche an den in Paris ausgestellten beiden Pumpen,
deren Abmessungen oben gegeben, in den Werkstätten der Erbauerin angestellt wurden,
sind nachstehend zu entnehmen.
Dampfspannung
7,8 kg/qcm
7,6 kg/qcm
Druckspannung
11,7 „
11,7 „
Anzahl der Doppelhübe in der Minute
15,9
6
Geförderte Wassermenge mit 1 kg Dampf
84,5 l
55,3 1
Lieferungsgrad
0,970
0,966
(Fortsetzung folgt.)