Titel: | Die selbstthätigen (automatischen) Telephonapparate und Vermittelungsämter. |
Autor: | H. |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 78 |
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Die selbstthätigen (automatischen)
Telephonapparate und Vermittelungsämter.
Die selbstthätigen (automatischen) Telephonapparate und
Vermittelungsämter.
behandelte kürzlich ein ArtikelD. p. J. 1902, Bd. 317, S. 757., in welchem am Schlusse das System „Faller“ dem Namen nach erwähnt wurde, und
worüber die bekannte New Yorker Zeitschrift Electrical Review berichtete.
Dieses weicht von dem vorbeschriebenen Strowger-System ab und sei deshalb in kurzen Zügen angegeben. Die besonderen
Eigenheiten bestehen darin, dass, so lange der Fernhörer des Anrufapparates
abgehängt ist, durch eingetretene Verriegelung ein Anruf und Störung von ausserhalb
nicht möglich ist.
Ferner kommen nur wenig Elektromagneten und Relais, dagegen ein Elektromotor zur
Verwendung, und zum Einstellen der gewünschten Teilnehmernummer dienen bei einer
Teilnehmerzahl bis zu 100 an dem Sprechapparat zwei Zifferblätter, von denen das
eine die Einer-, das andere die Zehnernummern der Teilnehmer enthält.
Die Teilnehmerapparate sind durch eine Doppelleitung mit dem automatischen
Vermittelungsamte verbunden und führen daselbst zu zwei parallel verlaufenden, von
einander isolierten Schienen. Diese stehen in Verbindung mit den ebenfalls von
einander isolierten Federn eines beweglichen Schlittens, der auf den Schienen seine
Führung erhält. In der Normalstellung stehen die Schlitten am Ende der zugehörigen
Schienen, auf welchen sie sich bei einem Anruf fortbewegen, wobei sie mittels der
vorgenannten Federn Kontaktstifte berühren, die paarweise gegenüberliegend, an den
Schienen isoliert und rechtwinklig befestigt sind. Hierdurch wird der betreffende
Stromkreis geschlossen.
Ruft nun ein Teilnehmer an, dann wird die Sperrklinke des Schlittens ausgelöst und
dieser gleitet auf der Schiene entlang, die mechanischen Vorrichtungen der auf den
gewöhnlichen Aemtern verbindenden Personen automatisch erfüllend.
Die Trennung der Gesprächs verbin düngen geschieht ebenfalls durch Anhängen des
Hörers, wodurch die Schlitten wieder in ihre Ruhelage zurückkehren.
Eine Verbesserung an dem System der Doppelschlitten und Auslösungen durch positive
und negative Stromstösse hat wiederum Roger William
Wallace dadurch getroffen, oder wenigstens zunächst versucht, dass die
einzelnen Sprechapparate einer Teilnehmergruppe durch einen Draht mit Querschienen
verbunden sind, deren Anzahl derjenigen der Teilnehmergruppen entspricht. Die
Querschienen sind dann über Kontaktstifte mit einem Umschalter verbunden, welcher
nach Passieren des nach allen Seiten beweglichen Schlittens die definitive
Verbindung bewirken soll.
Eine weitere Einzelkonstruktion an derartigen Einrichtungen ist von Anthong von Wagenen in Sioux City an den Schalt- und
Sperrklinken zum Zwecke sicheren Eingreifens getroffen. Dieselbe ist derart, dass
die eine Klinke beim Stromschluss direkt ausgelöst wird, dadurch der zweiten die
Bewegung giebt und hierdurch nach Art eines Echappements wirkt. Hierbei sind die
Klinken auf verschiedenen Zapfen einzeln einstellbar gelagert und gestatten von
einander unabhängig ihre Einstellung zum Sperrrad.
Der Vollständigkeit halber sei weiter das kürzlich bekannt gewordene, selbstthätige
Fernsprechsystem von Albert W. Bullard in Sommerville
nach dem amerikanischen Patent No. 709739 angeführt. Die Schaltungsanordnung ist in
Figur 1 schematisch angegeben. Rechts und links
befinden sich im oberen Teil des Schemas zwei Teilnehmerapparate, welche mit den
Nummern No. III (linker Apparat) und No. 222 (rechter Apparat) bezeichnet seien. Es
bedeutet d die Drucktaste, S das Relais mit dem Elektromagneten M und
einem Kontakt A. Im Vermittelungsumschalter sind die
Elektromagnete mit D und E
bezeichnet, während F einen dritten Elektromagneten mit
einem Schalterknopf N-H,
J-O Relais, B
Stromquellen bezeichnet. Die mit einem Index versehenen Buchstaben sind die
entsprechenden, zur anderenFernsprechstation gehörenden Apparatteile. Der Anruf
und Stromverlauf gestaltet sich dann folgendermassen:
Wenn der Teilnehmer No. 111 einen anderen Teilnehmer z.B. No. 222 zu sprechen
wünscht, so stellt er den Zeiger seines Schalters, bezw. Nummernscheibe, deren
Konstruktionsart in D. p. J. 1902, S. 757 bereits genannt ist, zuerst auf die Zahl 2
und drückt dann den Druckknopf d für die Hundertzahl.
Hierdurch schliesst der Knopf den Kontakt A mit den
Elektromagneten, indem ein Strom einer Wechselstromdynamo G über die Kontakte N, Relais S, Magnet D, Linienleitung
Magnet M und Erde geschlossen wird. Ein Echappement
bewegt dann auf dem Amte die Hundertscheibe, wobei die Einer- und
Zehner-Schallscheiben noch in ihrer Ruhestellung verharren. Nach dieser Thätigkeit
stellt der Teilnehmer No. 111 zur endgültigen Verbindung mit dem Teilnehmer No. 222
die Einer- und Zehnerzahl 22 ein und schaltet nach Niederdrückung des Druckknopfes
über die zweite Linienleitung über den Elektromagneten E den weiteren Mechanismus des Amtes ein. Der Schluss der
Verbindungsleitung auf dem Amte erfolgt dann durch Abheben des Hörers vom Haken der
rufenden Station No. 111 und Einschaltung des Magneten F mit seinem Kontakt N. Die Relais H und J besorgen hierbei
eine Kurzschliessung der Magnete D und E. Das Relais 4 verbindet den Stromschluss über N1 und O1 und Erde die
Linienleitung zum Teilnehmer No. 222, dessen Wecker so lange läutet, bis dieser
seinen Hörer vom Haken nimmt.
Textabbildung Bd. 318, S. 79
Fig. 1.
Sollte die Leitung zum Teilnehmer No. 222 besetzt sein, so kann, da gleiche
Potentiale herrschen werden, das Relais 4 nicht in Wirkung kommen, was sich dem
rufenden Teilnehmer No. 111 durch ein Summen in seinem Hörer bekannt giebt.
Im Anschluss hieran hat Bullard mit Malcalm C. Barty in dem amerikanischen Patent No.
709740 noch andere Einrichtungen niedergelegt, durch welche für kleinere
Vermittelungsämter, für alle Teilnehmer eine gemeinschaftliche Vorrichtung auf dem
selbstthätigen Vermittelungsamte vorgesehen ist. Beide Einrichtungen, bezw. Patente
befinden sich in Händen der American Bell Telephone
Company.
H.