Titel: | Ein Selbsteinleger für Dreschmaschinen. |
Autor: | Fischer |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 207 |
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Ein Selbsteinleger für
Dreschmaschinen.
Von Regierungsbaumeister Dr. Fischer.
Ein Selbsteinleger für Dreschmaschinen.
Die Arbeit des Einlegern der Garben in die Trommelöffnung der
Breitdreschmaschine stellt an die Geschicklichkeit und Sorgfalt des Arbeiters
ziemlich hohe Anforderungen. Wenn das Getreide nicht genügend zerteilt, sondern eine
grössere Menge auf einmal eingelegt wird, so wächst der Widerstand der Dreschtrommel
plötzlich bedeutend, die Tourenzahl nimmt ab, und von der Antriebmaschine wird eine
erhöhte Leistung verlangt. Kurz darauf wird die Maschine dann wieder leer gehen. Bei
einem unregelmässigen Einlegen treten daher in diesen Leerlaufperioden und als Eolge
des zeitweise stattfindenden Gleitens des Antriebsriemens Arbeitsverluste auf, und
ausserdem wird bei zu starkem Einlegen das Getreide nicht rein ausgedroschen. Hierzu
kommt, dass der Einleger einer erheblichen Unfallgefahr ausgesetzt ist, weil er bei
dem Bemühen, das Getreide auszubreiten, leicht mit der Hand in die mit einer
Umfangsgeschwindigkeit von 25–30 m i. d. Sekunde rotierende Schlagleistentrommel
gerät. Schwere Unfälle ereignen sich aus diesem Anlass leider sehr häufig.
Diesen Nachteilen sucht man durch Anbringen von Selbsteinlegern über der
Trommelöffnung zu begegnen, die aus einem Transportband oder aus schwingenden
Greifern oder endlich aus einer Walze mit Zähnen und darüber schwingendem Rechen
bestehen.
Textabbildung Bd. 318, S. 207
Ein nach dem letztgenannten Prinzip gebauter, aber gegen ältere Konstruktionen sehr
zweckmassig verbesserter Selbsteinleger rührt von Schäfer
& Co. in Effeln bei Uelde, Westf., her. Vor kurzem ist das Patent (No.
129090) in den Besitz der Firma Heinrich Lanz in
Mannheim übergegangen. Da dieser Selbsteinleger sich im praktischen Betriebe sehr
gut bewährt hat, soll er im folgenden beschrieben werden.
Den arbeitenden Teil des Einlegers bildet eine rotierende Trommel von 450 mm
Durchmesser aus 2 mm starkem Eisenblech, die mit Zinken ausgerüstet ist. Diese
Greiferzinken sind in 2 einander diametral gegenüber liegenden Reihen zu je 7 derart
angeordnet, dass sie an der Einlegeöffnung der Dreschmaschine aus der Trommel
heraustreten und das Getreide erfassen, dann aber allmählich zurückgehen und auf der
entgegengesetzten Seite ganz in der Trommel verschwinden. Dadurch wird vermieden,
dass Getreidehalme an den Zinken sitzen bleiben und Verwicklungen und Verstopfungen
verursachen. Erreicht wird diese Relativbewegung der G reifer gegen die Trommel
dadurch, dass die Drehungsachse der Greifer exzentrisch zu derjenigen der Trommel
liegt. In der Ausführung ist die Exzentrizität dadurch hergestellt,dass die
festgelagerte Achse, auf welcher die Trommel lose drehbar sitzt, im Innern der
Trommel gekröpft ist und auf dem gekröpften Teil den Rahmen, welcher die Greifer
trägt, ebenfalls lose drehbar trägt. Die Lage der Kröpfung lässt sich durch Drehung
der Achse verändern, dadurch wird auch die Lage des Punktes verändert, an welchem
die Zinken am weitesten aus der Trommel herausstellen. Zwei Klemmschrauben, von
denen eine in der Figur links dicht über dem unteren Rahmenholz des Einlegers
sichtbar ist, dienen zum Festklemmen der Achse in der gewünschten Lage.
Zu starkes Einlegen von Getreide wird durch ein System schwingender Stäbe verhindert.
Ueber der Trommel liegt (in der Figur sichtbar) eine Anzahl von Stäben, zwischen
welchen die Greiferzinken hindurchfassen und das auf die Stäbe aufgelegte Getreide
abnehmen. Ihre Schwingungsachse tritt in der Figur links hinten aus der Seiten wand
des Aufsatzes heraus. Die links vorn heraustretende Achse trägt ebenfalls Stäbe, die
vor der Trommel nahezu senkrecht in die Oeffnung hineinhängen und gabelförmig
gestaltet sind, so dass die Greifer zwischen den Gabelzinken hindurchgehen. Wird zu
stark eingelegt, so drückt das Getreide, wenn es zwischen die Trommel und die
senkrechten Stäbe kommt, die letzteren von der Trommel ab, und diese Bewegung wird
durch die in der Figur deutlich dargestellte Hebelanordnung so auf die oberen
Auflagestäbe übertragen, dass diese gehoben werden. Dadurch kommt das auf ihnen
liegende Getreide mehr oder weniger aus dem Bereich der Greifer heraus, und es wird
infolgedessen weniger eingelegt. Sobald der Ueberschuss verarbeitet ist und der
Druck auf die senkrechten Stäbe aufhört, stellt sich das System durch sein Gewicht
wieder in die ursprüngliche Stellung ein. Die wagerechte Verbindungsstange der Hebel
ist, wie die Figur zeigt, mit einem Längsschlitz versehen, sodass der Abstand der
senkrechten Stäbe von der Trommel und damit die Einlegemenge verändert werden
kann.
Der Einleger ist von einem Holzkasten von etwa 550 mm Höhe eingeschlossen. Die
Umdrehungszahl soll 120–150 in der Minute betragen. Der Antrieb erfolgt durch
Riemen, dessen Scheibe durch eine Klauenkupplung mit der Trommel verbunden werden
kann.
Der Selbsteinleger hat sich für alle Getreidearten und andere Früchte (Erbsen u.
dgl.) bewährt. Die Dreschmaschine zeigt einen gleichmässigen Gang, und die Gefahr
für den Einleger ist wesentlich verringert, weil keine Veranlassung zum Eingreifen
in den Mechanismus vorliegt.