Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 227 |
Download: | XML |
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Von Professor Alfred Haussner,
Brünn.
(Fortsetzung von S. 767, Bd. 317).
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Das Mahlen, Waschen, Bleichen, Färben und Füllen der
Rohfasern.
1. Der Holländer.
In den Ausführungen des Verfassers, welche sich D. p. J., 1901, Bd. 316, befinden, sind die verschiedenen Bedingungen,
welche für das Arbeiten im Holländer massgebend sind, im Zusammenhange behandelt
und, soweit dem Verfasser bekannt, zum ersten Male scharf der unbedingte
Zusammenhang zwischen all den einzelnen, selbst den anscheinend unwichtigen
Teilen des Holländers und ihr Einfluss auf die zu leistende Arbeit nachgewiesen.
Fussend auf jene Untersuchungen seien nun einige Neuheiten im Bau des schon so
alten Holländers besprochen.
Viele Bemühungen sind darauf gerichtet, guten, flotten Stoffumlauf und gute
Mischung zu erzielen. In dem Phönix-Holländer der
Maschinenfabrik Banning & Setz in Düren wird
hierfür einerseits die auch vom Verfasser so warm befürwortete gleichmässige
Neigung des Trogbodens vom Kröpfe bis zumGrundwerke tatsächlich ausgeführt,
andererseits eine grosse Walze und in demjenigen der beiden Kanäle des in der
allgemeinen Form für wagerechten Stoffumlauf gebauten Troges, welcher die Walze
nicht enthält, eine verhältnismässig sehr kleine Breite angewendet, um durch
diese Querschnittsverminderung raschere Stoffströmung zu erzwingen und damit
auch das Absetzen von schweren Teilen hintanzuhalten. Durch die bedeutende
Querschnittsänderung wird der Stoff auch gemischt.
Auf vorteilhafte Mischung durch eine eigentümliche Querschnittsverminderung
arbeiten auch Karl Krafft & Söhne in Düren
gemäss D. R.-P. 120947 hin. Wir bemerken in Fig. 45 und 46 im
allgemeinen die gewöhnliche Holländeranordnung: Trog a mit den beiden Abteilungen a1 und a2, getrennt durch die Mittelwand b – Walze c, welche
den Stoff über den Kropf dz wirft. Der
Stoffstrom findet aber an den eigentümlich gestalteten, einstellbaren Wänden e und e1 Hindernisse. Zweifellos wird der Stoff
dadurch von der Mittelwand ab- und gegen die Aussenwand hingedrängt, wobei sich örtlich
raschere Strömung einstellen muss, die aber sogleich wieder hinter den Blechen
e, in den weiten Kanälen, gering wird. Wenn
daher für die Stoffströmung der Erfolg mehr als zweifelhaft erscheint, so ist
immerhin, gerade deshalb, weil der Stoff zusammengedrängt und dann wieder in
weitere Querschnitte entlassen wird, anzunehmen, dass die Fasern recht gut
gemischt werden. Gewiss ist man hier wegen der Stellwerke fg, f1
g1
anpassungsfähig. Doch scheint mir der Vorteil ziemlich teuer erkauft, umsomehr,
als ein ähnlicher Erfolg nach ähnlichem Grundgedanken in dem vorerwähnten
„Phönix“ – Holländer einfacher erzielt ist.
Textabbildung Bd. 318, S. 228
Fig. 45 u. 46. Holländer von Krafft & Söhne.
Textabbildung Bd. 318, S. 228
Fig. 47. Holländer von Füllner mit Strohbachschen Stofftreibern.
Mehr als durch diese Mittel ist jedenfalls durch den Einbau von besonderen, für
den vorliegenden Zweck geeigneten Bewegungsorganen: Pumpen oder Stofftreibern zu
erzielen. Ja, bei den heute vorkommenden, so überaus dicken Stoffen ist nach den
vom Verfasser in Band 316 gemachten Entwickelungen überhaupt nur so eine
annehmbare Stoffströmung zu erreichen, weil nur so, durch den knapp vor der
Walze liegenden Treiber die Zellen nennenswert gefüllt werden. Geschieht dies
nicht, so kann natürlich auch nichts über den Kropf geworfen werden, worauf die
Stoffströmung aufhören muss.
Diesen Erwägungen verdanken die Holländer der Maschinenfabrik Füllner in Warmbrunn ihre Ausstattung mit den Strohbachschen Stofftreibern.Vergl. D. p. J. 1901 Bd. 316 und 1896 Bd. 300 S; 289 den Holländer von Karger. Ausserdem (Fig.
47) finden sich auch hier grosse Walzen und sonst im einzelnen
richtige Durchbildung, sodass der vorzügliche Erfolg dieser Holländer, welche
auf den ersten Blick, abgesehen von den Stofftreibern, sich von den gewöhnlichen
Holländern mit wagerechtem Stoffumlauf kaum unterscheiden, ganz begreiflich
ist.
In eigentümlicher Weise erstrebt Winand Pitzler in
Birkesdorf nach D. R.-P. 117064 bei einem zweiwalzigen Holländer die gute
Mischung des Stoffes. In Fig. 48 und 49 sind
a und d die beiden
Mahlwerke, a wirft nun den Stoff über die
zugehörige Kropfoberkante in den schief zur zweiten Walze führenden Kanal b mit Seitenwänden c1
c2. Walze d wirft den Stoff über den Kropf e, sodass die Fasern, wie esdie Pfeile
andeuten, weiter in den Kanal f gelangen, der unter
dem Kanal b, diesen kreuzend, verläuft, um
schliesslich den Stoff wieder (analog wie bei den alten Holländern auf einem
ansteigenden Boden) zur Walze a zurückzubringen.
Aber nur ein Teil des Stoffs macht diesen Weg ganz. Ein Teil fällt schon durch
die Löcher g und h im
Boden b in den Kanal f, also ohne zur Walze d zu kommen, und
mischt sich mit dem übrigen Stoff, wobei, wie durch Verfolgen der
eingezeichneten Pfeile zu erkennen ist, Teile, welche in b links flössen, sich mit rechts gewesenen Teilen mengen und
umgekehrt. Zweifellos wird dadurch recht gründlich gemischt. Aber, ob nicht bei
der geschilderten Arbeit notwendigerweise ungleichmässig gemahlen werde:
einzelne Fasern öfter, andere weniger oft, und dadurch ungleichmassiger Stoff
folgt, bleibe dahin gestellt.
Textabbildung Bd. 318, S. 228
Fig. 48 u. 49. Zweiwalziger Holländer von Pitzler.
Weniger Bedenken nach dieser Richtung verursacht der Pitzlersche Vorschlag im D. R.-P. No. 121634. Hier haben wir nur eine
Walze. Ihre Haube schliesst sich (Fig. 50, 51)
teilweise bei ab eng an die Walze und an den
Kropf c an, während der Teil h wie bei den gewöhnlichen Holländern verläuft.
Dadurch wird ein Teil des Stoffs bis über den oberen Walzenscheitel mitgenommen
und dann in eine besondere Rinne r abgeschleudert,
welche infolge ihrer kräftigen Neigung von d nach
e den in sie gelangten Stoff bei f wieder auf die Walzenzulaufseite fallen lässt. Es
mischt sich somit auch hier Stoff von verschiedenen Trogseiten, indem der bei
h, also bei dem abstehenden Teil der Haube
abgeworfene Stoff seinen gewöhnlichen Weg macht und bei f mit dem Stoff aus der Rinne de
zusammentrifft. Etwas Aehnliches: den Stoff, welcher bei gewöhnlicher Ausführung
an der Mittel wand fliesst, nach aussen und umgekehrt zu leiten, wodurch
gemischt wird, versucht I. P. Dillon nach amerik.
Patent 648899 im Anschluss an eine bereits früherVergl. D. p. J. 1896, Bd. 300, S. 268. gegebene Konstruktion
dadurch zu erreichen, dass er die Kropfoberkante nur etwa zur Hälfte freilässt,
wie bei den gewöhnlichen Holländern, aber auf die andere, und zwar bei der Mittelwand
liegende Hälfte ein eigentümlich gekrümmtes Dach legt, um durch dieses den
darauf fallenden Stoff nach der Aussenwand des Troges zu leiten. Weil aber Dillon den Kropf im Verhältnis zu dem
Walzendurchmesser, allerdings in Uebereinstimmung mit vielen älteren
Ausführungen, sehr hoch, fast bis zur Walzenmitte hinauf zieht, mag wohl wenig
Stoff auf das erwähnte Dach fallen und nach aussen geleitet werden. Ob also der
Zweck ernstlich erreicht wird, mag bezweifelt werden.
Textabbildung Bd. 318, S. 229
Fig. 50 u. 51. Holländer von Pitzler.
Textabbildung Bd. 318, S. 229
Fig. 52 u. 53. Untergrundholländer Von Spölgen & Co.
Der Untergrundholländer von Spölgen & Co. in
Jülich, der mit seinem Mahlwerk eigentlich schon den sogenannten Stoffmühlen
zuzurechnen ist, besitzt I sogar zwei Vorrichtungen, um sicher guten Stoffumlauf
zu erzielen. Wir bemerken in Fig. 52 und 53 eine
wagerechte Mahlscheibe a auf einer stehenden von
unten angetriebenen Welle, a arbeitet mit dem
wagerechten, festen Grundwerk b zusammen. Die
Stoffströmung von oben nach unten wird noch befördert durch Saugschaufeln s, welche mit a
umlaufen. Aus dem Untergrundkanal h erhebt sich,
ähnlich wie dies seinerzeit bei dem KargerVergl. D. p. J. 1896, Bd. 300, S. 289, Fig. 24.-Holländer
gesagt worden ist, der Stoff anscheinend sicher infolge der Arbeit des
Schieberades i, welches den Stoff schliesslich auch
zum Mahlwerk zurückschafft. Wenn nicht, wie bei fast allen Untergrundholländern
der verdeckte Untergrundkanal h zu Befürchtungen
Anlass gäbe, >so könnte man die sonstigen Vorteile: wie guten Umlauf, schnelles
Mahlen, bequemes Aufstellen, geringen Platzbedarf, ohne jede Sorge
hinnehmen.
Friedrich Baudisch in Stuppach versucht nach D.
R.-P. 110542 durch eine eigentümliche, kegelige Form, sowie durch besondere
Lagerung der Walze guten Stoffumlauf zu erzielen. Die Walze b,
Fig. 54
und 55,
befindet sich eigentlich in einem Untergrundkanal und arbeitet nach Art der
Stoffmühlen mit einem die Walze umschliessenden Grundwerk c zusammen. Ihnen strömt durch das Rohr i der Stoff aus dem Mittelkanal a des dreiteiligen Troges zu. Die mit schief
gelegten Messern ausgestattete Walze b verkleinert
den Stoff, welcher, besonders durch die kegelige Form veranlasst, längs der
Walzenmesser weitergleitet, um schliesslich in den lotrechten Schacht k und von diesem nach Teilung des Stoffstromes in
die beiden Seitenkanäle s1 und s2 zu kommen, welche im weiteren ihren
Inhalt an den Mittelkanal a abgeben, wodurch der
Kreislauf beendet erscheint. Die Walze, welche von der Scheibe h anzutreiben ist, kann durch das Stellwerk g den jeweiligen Erfordernissen (gröberer oder
feinerer Stoff) entsprechend gerichtet werden. Bei l ist der Sandfang zu denken. Auch kann dort entleert werden.
Ueberlegen wir die Art der Zufuhr des Stoffs zum Mahlwerke und berücksichtigen
wir, dass Baudisch die Messer mit verhältnismässig
grossen Zwischenräumen anordnet, so ist es ganz wohl denkbar, dass dieser
Holländer besonders geeignet ist für das Loslösen von Zellstoffasern von Aesten
und liartgebliebenen Holzteilen einer Zellstoffkochung.
Textabbildung Bd. 318, S. 229
Fig. 54 u. 55. Holländer von Baudisch.
J. B. Mathieu sucht wie Baudisch durch einen kegeligen Läufer besseren Stoffumlauf zu
erzielen, nur stellt Mathieu den Läufer mit seiner
Achse lotrecht. Man bemerkt diesen bei e in Fig. 56, erkennt den Antrieb von unten, sowie das
unten liegende Stellwerk, um den Abstand zwischen den Walzenmessern f und den Gehäuse-(Grundwerks-)Messern h regeln zu können. Diese gehen von der Gehäusewand
a, schief zugeschnitten bei hx nach aufwärts, solcherart die unteren
Enden der Walzenmesser etwas freilassend, welche dadurch einigermassen als,
allerdings recht kleine, Schöpfschaufeln wirken können, wozu die kegelige
Verkleidung p als Leitfläche immerhin etwas
beiträgt. Jedenfalls wird durch die Walzendrehung der Stoff gehoben, bei t dem Holländertrog übergeben und kehrt bei s zum unteren Teile der Walze zurück, den Kreislauf
beendend. Was hier sehr zu bestechen vermag, ist das grosse Gefälle, das man
wegen der stehenden Walze leicht herausbringt und daraus ein sicherer, bei nur
einigermassen richtiger Einzelausbildung, flotter Stoffumlauf. Allem Anscheine
nach haben wir hier einen vielversprechenden Holländer besonders für feineres
Material.
Wenig Vertrauen erweckt die Anordnung im Holländer von Julius Wüstenhöfer nach D. R.-P. 105955, 116369 und nach
amerikanischem Patent 616517. Er wendet ein ziemlich grosses, kegeliges Grund
werk mit lotrechter Achse an, an welchem sich die Walze, mittels eines
Universalgelenkes pendelnd an die Antriebswelle gehängt, abwälzt.
Wie da ordentlich gemahlen, wie der Stoffstrom
befördert werden soll, ist kaum zu erdenken.
Textabbildung Bd. 318, S. 230
Fig. 56. Holländer von Mathieu.
Sobald es sich nur um das Waschen, Bleichen oder dergl. handelt, ist die
Messerwalze nur als Bewegungsorgan im Holländer aufzufassen. Für diesen Zweck
ist sie aber, wie schon von so vielen Seiten betont worden ist, keineswegs
besonders geeignet. Pumpen, Schraubenflügel u. dergl. besorgen das viel besser
und richtiger. Eine einfache leicht zugängliche und allem Anscheine nach ganz
Vertrauen erweckende Einrichtung ist der Holländer mit dreiteiligem Trog von C. Schumacher in Soellingen nach D. R.-P. 95408,
Fig. 57. An den Trog h schliesst eine Kammer k, in welcher
sich zwei entgegengesetzt gewundene Schnecken z und
z1
befinden. Durch geeignete Drehung derselben kommt der Stoff in Bewegung, sei es,
dass er durch s, bei den Wänden w und w1 vorüber und an den Aussenwänden
entlang nach s1 und s2 also auch zu den Schnecken zurückfliesst oder umgekehrt, je nach der
Drehungsrichtung der Schnecken. Diese haben, weil der Trog gegen einen der
Kammer k entgegengesetzt gelegenen Trogpunkte
ansteigt, den Stoff vorerst zu heben, worauf er dieselbe Höhe wieder herab den
Schnecken von selbst zufliesst. Will man durch Reibung der Stoffteile aneinander
den Stoff durcharbeiten, so kann man auch die Wände w und w1
weglassen, indem dann entgegengesetzt fliessende Stoffteile mit einander
unmittelbar in Berührung kommen.
Textabbildung Bd. 318, S. 230
Fig. 57. Holländer mit dreiteiligem Trog von Schumacher.
Was Einzelheiten anlangt, welche bei dem Betriebe des Holländers eine grössere
Bedeutung besitzen, so sei auf einige Ansichten über Walzengeschwindigkeit
vorerst aufmerksam gemacht, weil diese wirklich geradezu bestimmend auf den
ganzen Gang des Holländers wirkt.
So vertritt der gewiegte Praktiker C. Eichhorn jun.
in der Papierzeitung Jahrg. 1898, S. 3089, eine Walzengeschwindigkeit von 530 m
i. d. Min. (rund 9 m i. d. Sek.) Kurtz auf S. 2811
nur 400–450 m, ein Amerikaner auf S. 2263 ähnliche Zahlen wie Eichhorn. Wie sehr aber die Erkenntnis in den
Kreisen der reinen Praktiker meist mangelt, dass alle Abmessungen des Holländers mitbestimmend sind, dass die von
einzelnen als vorteilhaftest angegebenen Geschwindigkeiten nur für die von den Betreffenden unmittelbar
beobachteten Holländersysteme, ja oft nur für den beobachteten Holländer richtig
sind, tritt aus der ganzen Fassung der Eichhornschen Auslassung hervor. Dagegen sind in der Kurtzschen Veröffentlichung einige Sätze enthalten,
welche deutlicher erkennen lassen, dass auch dieser jenen Ansichtensehr
nahe steht, welche in dem „Holländer“ des Verfassers vertreten und
eingehend begründet worden sind: Nur dadurch, dass alle
Abmessungen des Troges, der Walze, des Grundwerks u.s.w. mit berücksichtigt
werden, ist für jeden einzelnen Holländer die beste Geschwindigkeit zu
ermitteln, aber auch dann nur für diesen Holländer und eine bestimmte
Stoffgattung allein giltig.
Ferdinand Pitzler in Birkesdorf spricht sich in
seinen verschiedenen D. R.-P. No. 124136, 124909 u. s.w. dagegen aus, dass die
Grundwerksmesser durch Ausmeissein von Furchen in einem grösseren Block erzeugt
werden. Er will (Fig. 58) getrennte Messer a anwenden, welche durch gesonderte Einlagen b, c in bestimmten Abständen r gehalten werden, so dass die Zwischenräume
zwischen den einzelnen Messern nicht so leicht verlegt werden können. Sind die
Messer abgeschlissen, so schiebt man c etwas
abwärts, bezw. besorgt dies der Walzendruck (ob ausreichend, steht dahin), oder
man nimmt aus c eine Lage weg.
Im D. R.-P. No. 109002 empfiehlt Pitzler
Grundwerkschienen, welche absichtlich nicht allerorten gleich breite Oberfläche,
sondern in regelmässigen Abständen Verstärkungen darbieten, Fig. 59, abcd,
um Stoff zu erzeugen, welcher aus kürzeren und längeren Fasern besteht.
Tatsächlich wird dadurch der spezifische Messerdruck verändert, dessen
ausserordentlicher Einfluss auf die Mahlung im „Holländer“ ausführlich
geschildert und begründet worden ist. Ob gerade hier der beabsichtigte Zweck
erreicht wird, scheint recht zweifelhaft, nachdem durch die Mischung der Fasern
während des Umlaufs keineswegs Gewähr dafür geboten ist, dass dieselben Fasern
immer wieder an dieselbe Stelle des Mahlwerkes zurückkommen.
In dem D. R.-P. 118459 wird von Pitzler empfohlen,
die gewöhnlichen Messer durch Rohre zu ersetzen, welche in einen geeigneten
Rahmen gefasst werden, damit sie während der Arbeit nicht ausweichen. Allenfalls
können diese Rohre auch mit gewöhnlichen Messern abwechseln. Dass dabei alle
Grundwerksmesser vor dem Umbiegen gut geschützt sind, dürfte zutreffen. Aber
auch der spezifische Arbeitsdruck muss sich als recht sehr wechselnd zeigen.
Textabbildung Bd. 318, S. 230
Fig. 58. Grundwerksmesser nach Pitzler.
Textabbildung Bd. 318, S. 230
Fig. 59. Grundwerksschienen nach Pitzler.
Viel Aehnlichkeit hat damit, wenn man nur das Wesentliche ins Auge fasst, die
Messerung sowohl für die Walze wie für das Grundwerk, welche E. Partington in Glossop im D. R.-P. 107487
vorschlägt. Er nimmt Blöcke, welche aus geeignetem Stoff bestehen (Prima
Gusstahl oder schmiedbare Stahlbronze sind wohl nach allen bisherigen
Erfahrungen am geeignetsten) und versieht dieselben mit sehr vielen
scharfkantigen Löchern, etwa durch Bohren. Diese Löcher werden mit weicherem
Stoff, Holz oder dergl., ausgefüllt. Weil dieser bei der Arbeit sich gewiss
rascher abnutzt, als die harte Grundmasse, so sind immer Kanten für die
Zerkleinerung der Rohfasern im Holländer vorhanden.
Gustav Hemecker in Hohenlimburg macht im D. R.-P.
119179 den Vorschlag, die schabende Wirkung der Messer dadurch zu
vervollkommnen, dass die Grundwerksmesser, ähnlich wie es bei Walzenmessern
schon häufiger vorkommt, in Gruppen gestellt und diese in grösseren
Zwischenräumen montiert werden. Man vermeidet dadurch, dass hauptsächlich nur
die voranliegenden Messer schaben, während die folgenden nur wenig zur
Verkleinerung der Fasern beitragen, von der Erwägung ausgehend, dass die später
folgenden, eng gestellten Messer von Faserklumpen zugedeckt und dadurch
unwirksam werden.
Etwas Aehnliches kommt im D. R.-P. 118305, Wilhelm
Schmidt in Lambrecht, zum Ausdruck. Für seinen gleichzeitigen
Vorschlag, statt metallener Messerung ähnlich gestaltete Steinwalzen und
Steingrundwerke anzuwenden, vermag sich Verfasser nicht zu erwärmen.
Im D. R.-P. 124 723 gibt Albert Ehinger in
Raths-Damnitz ein Holländer Grundwerk an, bei welchem die Reibung dadurch
vermieden werden soll, dass die Grundwerksmesser durch geriffelte Walzen ersetzt
werden, welche durch die aufliegende Mahlwalze selbst gedreht werden sollen.
Ueberlegen wir, dass es doch auf das Zerreissen der Fasern geradezu ankommt,
dass dazu aber gleitende Reibung zwischen Walze und Grundwerk notwendig, nicht
bloss nützlich ist, so ist klar, dass diese Walzengrundwerke prinzipiell
unbrauchbar sind, der Stoff, die Fasern, werden nur gequetscht und wir brauchen
ja mehr, wenn die Fasern wirklich zerkleinert werden sollen.
Eine Reihe von Neuerungen beschäftigen sich mit der raschen Entleerung des
Holländers, was besonders neuerer Zeit, wo immer dickflüssigere Stoffe genommen
werden, einer gewissen Bedeutung nicht entbehrt. Während bei Voith statt des so häufigen Kegelbodenventils eine
rechteckige Klappe genommen wird, welche nach dem Aufstellen während des
Entleerens als Stauklappe wirkt und solcherart den Stoff hindert, die
Ableitungsöffnung zu überfliessen, so finden wir in den zahlreichen Patenten von
Robert Dietrich in Merseburg (D. R.-P. 95517
und zahlreichen Zusatzpatenten) Strahlventile ausgebildet, sodass an die
Ablaufstelle, auch direkt in das hohl gemachte Bodenventil, Presswasser geleitet
und durch feine Oeffnungen in den Stoff getrieben wird. Dadurch wird dieser
einerseits verdünnt und leichter flüssig, (wie sehr, zeigen die Versuche des
Verfassers im „Holländer“), andererseits kann durch geschickt angeordnete
Spritzlöcher den Wasserstrahlen solche Richtung gegeben werden, dass dadurch die
Stoffströmung unmittelbar gefördert wird. Am weitesten ausgebildet sehen wir das
Prinzip im D. R.-P. 113469. Solche Ventile werden vielfach mit sehr
befriedigendem Erfolg angewendet.
Textabbildung Bd. 318, S. 231
Fig. 60 u. 61. Waschtrommel von Huber.
Auch Leopold Zeyen gibt in seinem D. R.-P. 118458
eine Anordnung, bei welcher durch Spritzwasser an der Entleerungsstelle der
Austritt erleichtert und Zeit gespart wird.
2. Waschen.
Im Anschlusse an den Holländer sei einiger Vorrichtungen gedacht, welche das Waschen des Papierstoffes bezwecken, ohne dass es
sich um Holländer selbst handelt. Bei der Vorrichtung von Robert Huber in Schopfheim sind nach D. R.-P. 122
170 in einem Troge t (Fig. 60 und 61)
Schaufelräder r angebracht mit Antriebswellen w, welche bei e, f
gelagert sind. Durch Rohre r1 und gelochte Platten p tritt frisches Wasser ein, während die zu
reinigenden Lumpen von oben in den Trog geschüttet werden. Bei der Drehung der
Schaufelräder r, welche aus Brettern mit Spitzen a
gebildet werden und auf Rosetten t, sowie
Querleisten q gestützt sind, werden die Hadern
durcheinander gewälzt, aneinander gerieben u. dergl., sodass sie viel von ihrem
Schmutz verlieren, der mit Wasser durch die Siebplatten s abzieht. Bei der angedeuteten Drehung gehen die Klappen k ganz von selbst auf und legen sich um, wie
gezeichnet. Dreht man verkehrt, so schliessen sich die Klappen k, die Bretter schaufeln die festen Bestandteile
auf und lassen sie in die Mulde m gleiten,aus
welcher sie durch die Transportschnecke s1 nach aussen befördert werden. Man hat
es also in der Hand, die Hadern so lange im Troge zu lassen, als man will, und
dann den Trog selbsttätig zu entleeren.
In den Maschinen von J. H. Annandale nach D.R.-P.
121956 und F. A. Franklin nach amerik. Patent
671188 werden im wesentlichen zylindrische Siebe zum Waschen von Hadern oder
auch anderem Papierstoff benützt. Diese treten zentral auf der einen Seite,
reines Wasser zentral auf der anderen Seite ein. Eine Transportschnecke
befördert den Papierstoff dem Wasser entgegen, das durch geeignete Abdichtungen
daran gehindert wird, vorzeitig durch das Sieb zu laufen. Bei der Ausführung von
Annandale sind es Lederstreifen, welche sich an
das Sieb legen, ohne dessen Drehung im Troge zu verhindern.
Textabbildung Bd. 318, S. 231
Fig. 62 u. 63. Waschtrommel von Wheelright
Textabbildung Bd. 318, S. 231
Fig. 64. Papierstoffwäsche nach Cadwgan
Bei der Waschtrommel von Ch. S. Wheelright nach
amerik. Patent 611 879 wird allem Anscheine nach grössere Siebfläche erstrebt
und erreicht, als es unter sonst gleichen Umständen bei zylindrischen
Waschtrommeln möglich ist. Fig. 62 lässt
erkennen, dass an den Kranz m kegelige Siebflächen
angeschlossen sind, welche auf schräg gestellten Stäben g aufliegen, die als den Kranz m mit der
Nabe pp1 verbindende Stäbe zu denken sind. Im Innern befinden sich Schöpfer
b, welche ähnlich wie bei anderen Waschtrommeln
in der Nähe der Höchstlage durch Schlitze b1 das eingedrungene Schmutzwasser in die
durch Sperrad t festgehaltene hohle Achse h der Trommel und von da in den Ausguss d entleeren. Nachdem es sich leicht rechnerisch
dartun lässt, dass, je steiler die Siebe bei g
gegen die Achse liegen, desto günstiger die Grösse der Siebfläche ausfällt, so
ist es erklärlich, dass man beim Waschen im Holländer mehrere solche
Waschscheiben neben einander anbringen muss, wie es die Skizze (Fig. 63) andeutet,
wo bei w die Waschtrommeln, bei g1 die
Walze, bei f die Mittelwand zu denken ist.
Auch das D. R.-P. 96920 geht eigentlich auf Waschen des Stoffes hinaus. Th. C. Cadwgan schlägt dort (Fig. 64)ein endloses Stachelband d2 vor,
welches in einem Troge d ununterbrochen bewegt
wird, dabei eingeworfenen Stoff erfasst; diesen mitschleppt und an parallel zum
Stachelbande gelegten Leisten ba
vorüberzieht, so dass der Stoff dabei zerrissen wird. Fortwährend strömt aber
reines Wasser aus k, k1, k2 zu, sodass tatsächlich gleichzeitig
der Stoff gereinigt wird. Schliesslich wirft das Stachelband bei dem oberen Ende
unter dem Abstreifer c den so behandelten Stoff in
das Gefäss l, während grober Schmutz bei d1
hinausfällt.
(Fortsetzung folgt.)