Titel: | Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks. |
Autor: | Georg v. Hanffstengel |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 292 |
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Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für
Kohle, Erze und Koks.
Von Georg v. Hanffstengel, Ingenieur in
Stuttgart.
(Fortsetzung von S. 284 d. Bd.)
Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und
Koks.
Eine sehr verbreitete Konstruktion der zweiten Art ist der Greifer von J. Jaeger, DuisburgD. R.
P. 87836/.
Textabbildung Bd. 318, S. 292
Greifer von Jaeger.
Fig. 201–203 stellen
einen Greifer von 2,5 cbm Fassung, entsprechend etwa 2000 kg Kohleinhalt, dar.
Zwischen die beiden trapezförmigen Seitenschildedes Greifergestells, die aus
Winkeleisen mit Eckblechen hergestellt und durch Flacheisenverkreuzung verbunden
sind, ist oben ein Querbalken aus 2 ⊏Eisen gelegt. Eine
zweite Traverse führt sich an den seitlich angenieteten Vierkanteisen a und steht mit den Schaufeln durch zwei Kniehebelpaare
in Verbindung, die in den Krümmungs-Mittelpunkten der Schaufeln angreifen.
Diese sind in den Eckpunkten des Gerüstes drehbar aufgehängt und unten mit kräftigen
Stahlschneiden versehen.
Die Lastkette wird, ehe sie in den Greifer eintritt, geteilt und greift infolge
dessen vollkommen symmetrisch an. Jedes Trum läuft über drei, in den ⊏
Eisentraversen gelagerte Wollen, sodass ein Flaschenzug entsteht, der die beiden
Querbalken gegen einander zieht. Mit der für die Schlusstellung ungefähr
zutreffenden Annahme, dass jede Traverse die Hälfte des ganzen Greifergewicht es zu
übertragen habe, ist die zwischen den beiden Traversen wirkende Kraft, wenn man von
den Reibungsverlusten absieht, gleich dem 3 ½ fachen Kettenzuge.
Bei geöffnetem Greifer hängt fast das ganze Gewicht an der oberen Traverse, und es
würde sich eine vierfache Uebersetzung ergeben.
Der Wirkungsgrad des Flaschenzuges ergiebt sich zu etwa 0,80 bis 0,86, wenn man in
Anbetracht der schlechten Schmierung einen Zapfenreibungskoeffizienten von 0,15 bis
0,20 zu Grunde legtVgl. Ernst, Hebezeuge, 3. Aufl., S. 59.
Damit lässt sich für jede Stellung der Traverse das grösste mögliche
Schaufeldrehmoment näherungsweise berechnen.
Das Oeffnungsseil fasst an der oberen Traverse twas einseitig an, sodass sich der
Greifer beim Entleeren ein wenig schief stellt. Lässt man die Lastkette nach und
hält das Seil fest, so drückt die durch ein gusseisernes Gewicht beschwerte untere
Traverse die Schaufeln auseinander bis in die in Fig. 203 gezeichnete
Lage. Ohne die Kniehebelwirkung würden die Schaufeln nur soweit auseinandergehen,
dass ihr Schwerpunkt unter der Drehachse läge.
Die folgende Tabelle in Verbindung mit der nebenstehenden Fig. 204 gibt die Hauptabmessungen der Jaegerschen Greifer.
Inhaltcbm
b
h
b
1
h
1
w
Länge derSchaufeli. cm
Gewichti. kg.
1
1410
705
2150
1450
2000
1400
1200
1,5
1560
780
2400
1600
2250
1550
1400
2
1730
865
2650
1750
2500
1700
1600
2,5
1880
940
2900
1950
2750
1850
1800
Nach Fig. 205 ist die Bewegung der Schaufel leicht zu
verstehen. Die Bahn der Schaufelspitze wurde nach Gutdünken aufgezeichnet, unter der
Annahme, dass der Greifer zunächst ein kleines Stück durch sein Eigengewicht in die
Kohle einsinkt. Soll gerade volle Füllung stattfinden, so muss der Inhalt der mit
mno bezeichneten Fläche gleich dem
Schaufelquerschnitt sein. Gegenüber dem zuletzt betrachteten Vorgang liegt ein
wesentlicher Unterschied darin, dass die Schaufeldrehpunkte sich im Verlauf des
Schliessens senken müssen, und dass das ausgegrabene Material sehr stark verdrückt
wird.
In Fig. 205 ist der Greifer in der Mittelebene
geschnitten gezeichnet. Will man den Zusammenhang der auf die Greiferhälfte
wirkenden äusseren Kräfte untersuchen, so ist, als von der anderen Hälfte
herrührend, nur eine Horizontalkraft D hinzuzufügen, da
infolge der Symmetrie keine Neigung vorhanden ist, die beiden Greiferhälften
vertikal gegeneinander zu verschieben. Dazu kommen natürlich noch Kräftepaare, die
eine Drehung des Systems verhindern, für unsere Untersuchung indessen keine
Bedeutung haben. Die Horizontalkraft D ist gleich der
an der Schaufelspitze wirkenden Druckkraft, welche die beiden Greiferhälften zu
trennen sucht, und die für jede Schaufelstellung bei gegebenem Kettenzuge leicht zu
berechnen ist, wenn man das Schaufeldrehmoment durch den vertikalen Abstand y dividiert.
Textabbildung Bd. 318, S. 293
Fig. 204. Masskizze zum Greifer von Jäger.
Textabbildung Bd. 318, S. 293
Fig. 205.
Textabbildung Bd. 318, S. 293
Fig. 206.
Textabbildung Bd. 318, S. 293
Fig. 207.
Textabbildung Bd. 318, S. 293
Fig. 208.
Textabbildung Bd. 318, S. 293
Fig. 209.
Am besten sind die Vorgänge klarzustellen, wenn man wieder zunächst eine ebene
Schaufel nach Fig. 206 betrachtet, die unter
beliebigem Winkel gegen die Horizontale geneigt in einem Sandhaufen mit wagerechter
Oberfläche steckt und von einer Horizontalkraft D
ergriffen wird. Drehung der Schaufel wird durch Kräftepaare verhindert. Wäre die
Schaufelspitze vollkommen stumpf, d.h. ausser stände, in den Boden einzudringen, so
würde sich ein Sandkörper abc unter dem Winkel
\beta=45^{\circ}-\frac{\varrho}{2} loslösen und die schiefe Ebene
ab hinaufgleiten. Dabei wirken folgende
Kräfte auf die Schaufelspitze:
D = horizontale Druckkraft,
G = Eigengewicht der Schaufel,
Q = Gewicht des Sandkörpers acd,
N = Reaktion der schiefen Ebene gegenüber der Schaufel,
normal zur Linie ab gerichtet,
Rl = Widerstand,
den Sandkörper und Schaufelspitze auf der schiefen Ebene finden.
Um nach Möglichkeit die Verhältnisse des Greifers nachzuahmen, sei noch eine
vertikal aufwärts wirkende Kraft K hinzugefügt,
entsprechend dem Kettenzuge. Dieser ist bei einer bestimmten Schaufelstellung
proportional der Schliesskraft D. Bei Uebertragung
dieser Bezeichnungen auf den Greifer ist zu berücksichtigen, dass Kettenzug und
Gewicht immer nur für eine Greiferhälfte gelten.
Für den Fall, dass D eben imstande ist, eine
Aufwärtsbewegung hervorzubringen, ergibt sich dann das Kräftepolygon (Fig. 207), nach dem sich die erforderliche
Verschiebungskraft D, falls die Reibungskoeffizienten
bekannt sind, ohne Schwierigkeit berechnen lässt. Der Kettenzug wäre K=\frac{1}{n}\cdot D zu
setzen.
Denken wir uns nunmehr die Schaufel zugeschärft (Fig.
208), so sucht die Spitze in das Material einzudringen, und es wird jetzt
zweckmässig sein, an Stelle der Reaktion N den in
Richtung der Schaufelebene ac fallenden
Schneidwiderstand S einzuführen, womit alle die
Widerstände zusammengefasst sind, die sich unter sonst gleichen Verhältnissen dem
Eindringen einer vertikalen Schaufel (Fig. 196 S. 284
d. Bd.) entgegensetzen. Dazu kommt noch der Reibungswiderstand R2, welcher
durch die normal zu ac gerichteten äusseren Kräfte an dieser Fläche entsteht. Damit
ergibt sich das Kräftepolygon (Fig. 209).
Ob sich die Schaufelspitze nun tatsächlich in der Richtung ab oder ca
bewegt, hängt davon ab, welcher Widerstand beim Anwachsen von D, d.h. beim Anziehen der Kette, zuerst überwunden
wird. Die Grösse des Verschiebungswiderstandes R2 lässt sich wohl mit einiger Annäherung
berechnen, dagegen können über den Schneidwiderstand gar keine Angaben gemacht
werden. Schwierigkeiten entstehen auch dadurch, dass beide Widerstände, namentlich
aber der letztgenannte, von der Geschwindigkeit abhängig sind. Voraussichtlich
werden daher während der ganzen Dauer des Greiferschlusses beide Bewegungen
gleichzeitig vor sich gehen, mit Geschwindigkeiten, die den jeweils auftretenden,
aus dem Polygon zu entnehmenden Kräften entsprechen.
Nehmen wir einmal an, dass bei der in Fig. 209
angedeuteten Grösse der Kräfte langsame Bewegung in beiden Richtungen vor sich geht.
Wollte man jetzt durch Vergrösserung des Kettenzuges K
schnelleren Schluss herbeiführen, so würde das, wie leicht einzusehen, die in Fig. 209 punktiert eingezeichnete Aenderung des
Kräfteverhältnisses zur Folge haben, da K und D zunehmen. Die Verschiebungskraft R1 wächst schneller als
die Schneidkraft, und in derselben Weise wird sich auch das Verhältnis der Wege in
beiden Richtungen ändern. Daraus folgt, dass schneller Greiferschluss für eine gute
Füllung nicht günstig ist.
Der Kettenzug darf nur soweit gesteigert werden, dass er die Grösse von G + Q zuzüglich der
Reibung in der Fläche ad nicht überschreitet.
Sonst heben sich die Schneiden, und die Füllung wird unvollständig. In diesem Falle,
wie überhaupt bei mangelhafter Füllung, wäre das Gewicht des Greifers zu
vergrössern. Geht man damit indessen zu weit, so überfüllen sich die Schaufeln und
lassen nachher einen Teil ihres Inhalts wieder fallen. Das kann z.B. vorkommen, wenn
ein für Kohle gebauter Greifer Getreide fördern soll. Man kann sich dann durch
Beschränkung der Oeffnungsweite helfen, doch ist es natürlich unvorteilhaft,
jedesmal das unnütze Mehrgewicht zu heben.
Die mit der ebenen Schaufel angestellten Betrachtungen sind auf die gekrümmte
Greiferschaufel ohne grosse Aenderung zu übertragen, und man könnte durch
Aufzeichnen der Kräftepolygone für verschiedene Stellungen die Bahn der
Schaufelspitze mit einiger Wahrscheinlichkeit bestimmen, wenn über die Schneid
widerstände Genaueres bekannt wäre. Offenbar wird auch die Form der Schneide einigen
Einfluss haben. Zweckmässig erscheint es, die Abschrägung nach innen zu legen, weil
dann der Greifer sich steiler eingräbt, konstruktiv näherliegend ist indessen die
umgekehrte Anordnung.
In Fig. 210
bis 213
sind für den oben gezeichneten Jaegerschen Greifer die
Kräftepolygone für verschiedene Schaufelstellungen gezeichnet, unter der Annahme,
dass das Gewicht des ganzen Greifers 1800 kg, also G =
900 kg ist, und dass die Vertikalkraft G + Q – K = O ist, also nach
Früherem ungefähr der höchste zulässige Kettenzug K =
G + Qausgeübt
wird. Bei Berechnung der Kräfte D wurde angenommen,
dass der Wirkungsgrad des ganzen Getriebes, einschliesslich des Flaschenzuges, =
0,75 sei.
Versteht man unter K, wie bisher, die Kettenkraft für
eine Greiferhälfte, so ist, wie oben gezeigt wurde, die Traversenkraft je nach der
Schaufelstellung P = 3,5 K
bis 4 K, die Kraft in der Zugstange nach Fig. 205 gleich \frac{P}{cos\,a} und mit Berücksichtigung
des Wirkungsgrades die Schliesskraft D=0,75\,\frac{P}{cos\,a}\cdot \frac{x}{y}.
Die Bahn der Schaufelspitze ist in Fig. 210 nach Gutdünken
eingezeichnet, jedoch so, dass der Inhalt der Fläche fg 1234h gleich dem Schaufelquerschnitt ist. Dabei wurde angenommen, dass
der Greifer durch sein Eigengewicht um das Stück fg einsinkt. Die Kräftepolygone sind für die Stellungen 1234 gezeichnet. (Fig. 211–213).
Der natürliche Böschungswinkel des Materials wurde zu ρ
= 40° angenommen, sodass sich ergibt: \beta=45^{\circ}-\frac{\varrho}{2}=25^{\circ}.
Textabbildung Bd. 318, S. 294
Bestimmung der Schliesskraft für Greifer von Jäger.
Infolge der starken Kniehebelübersetzung wird anfangs die Schliesskraft sehr gross,
und es ist nicht denkbar, dass der volle verfügbare Kettenzug ausgeübt wird, da das
Material zunächst nur geringen Widerstand bietet. Daher ist für Stellung 1 noch ein
zweites Polygon gezeichnet, in dem der Kettenzug statt 930 kg nur zu 400 kg
angenommen wurde. Es zeigt sich, dass jetzt mit G + Q – K = 530 das Verhältnis zwischen Schneidkraft (S + R1) und
Verschiebungskraft R2 sich bedeutend günstiger gestaltet, und das wird noch stärker
hervortreten auf dem Wege zwischen g und 1. Demnach
erscheint es sehr zweckmässig, dass der Greifer sich bis zur Strecklage des
Kniehebels öffnet, weil dadurch anfangs der Kettenzug klein gehalten und bei
geringem Gleitbestreben grosse Schneidkraft hervorgerufen wird. Die Schaufeln werden
sich also sehr rasch eingraben.
Die Uebersetzung des Kniehebels nimmt nun schnell ab und D wird geringer, obwohl der Greiferinhalt und mit ihm die zulässige
Kettenkraft wächst (Stellung 2). Später macht sich indessen der letztgenannte
Einfluss in höherem Masse geltend, und D nimmt wieder
zu. Auf die Zunahme der Schneidkraft wirkt noch ihre weniger steile Richtung günstig
ein, sowie auch der Umstand, dass die Verschiebungsebene sich steiler als bisher
neigen muss, weil sie sonst auf die Wand der zweiten Schaufel trifft.Vgl. den oben angeführten Aufsatz von Salomon. (Stellung 3.) Alle diese
Umstände wirken gegen den Schluss hin immer stärker und haben sehr schnelles
Wachsen der Schneidkraft zur Folge. I In Stellung 4 wird endlich
R1 +
S = D = 4410 kg.
Diese grosse Schneidkraft in der Schlussteilung bringt namentlich den Vorteil mit
sich, dass die Schaufeln imstande sind, grössere Kohlestücke, die sich zwischen die
Schneiden geklemmt haben, zu zerdrücken.Bei
dieser Gelegenheit sei an. die in Jahrgang 1902, 8. 556 dargestelle
Konstruktion von Losenhausen erinnert, die den
gleichen Zweck in noch höherem Masse durch Anwendung einer unrunden Trommel
zu erreichen sucht.
Textabbildung Bd. 318, S. 295
Greifer von Mohr u. Federhaff.
Die im Vorhergehenden angestellten Betrachtungen habenden Zweck, die
Gesichtspunkte klarzulegen, von denen man bei Konstruktion eines Greifers auszugehen
hat, um möglichst günstige Wirkung zu erreichen. Ist die Anordnung unzweckmässig, so
kann gute Füllung nur durch Vermehrung des Eigengewichtes erzielt werden, die sehr
unwirtschaftlich ist. Oder man hat, wenn es konstruktiv ausführbar ist, die
Uebersetzung des Getriebes zu vergrossern, wodurch indessen die Greifdauer
verlängert wird. Das erforderliche Greifergewicht für einen neuen Entwurf auf
theoretischem Wege zu ermitteln, ist natürlich so lange nicht möglich, als über die
Schneidwiederstände nichts bekannt ist. Doch kann man durch Vergleich mit einer
erprobten Konstruktion auf Grund dieser Ueberlegung wenigstens einigen Anhalt dafür
gewinnen.
Erschwert wird eine sichere Beurteilung der Vorgänge, wenn nicht, wie bisher
angenommen, die einzelnen Körner des Fördergutes gegenüber den Abmessungen der
Schaufel als klein anzusehen sind, wenn es sich also z.B. um Stück- oder Förderkohle
handelt, da jetzt die Widerstände sehr abhängig sind von der zufälligen Lagerung der
Stücke. Der Greifer wird dann ganz unregelmassige Bewegungen machen.
Ferner verschieben sich die Verhältnisse im praktischen Betriebe ein wenig dadurch,
dass die Oberfläche des Fördergutes nicht horizontal zu sein pflegt. Es liegt dann
in der Hand der Bedienungsmannschaft, den Greifer so aufsetzen zu lassen, dass er
möglichst günstig eingreift. Hinzu kommt, dass auch die Seitenbleche der Schaufeln
beim Eindringen auf Schneidwiderstände stossen, und dass infolge der Reibung die
Verschiebung des Materials an dieser Stelle eine ganz andere sein wird, als in der
Mitte.
Man kann sich nach dem Vorangegangenen leicht klar machen, weshalb die erste
Konstruktion mit in der Mitte liegenden Drehpunkten für Bagger–, die andere für
Verladezwecke bevorzugt wird. Im ersten Falle handelt es sich in der Regel um
zusammenhängendes, unter Umständen beinahe festes, im zweiten um lockeres Material.
Nun tritt bei den Greifern mit aussenliegenden Drehpunkten sehr starke Deformation
des Greiferinhaltes ein, was bei grossem Verschiebungswiderstande wesentlich
vermehrte Greifarbeit zur Folge hat, also bei zusammenhängendem Material sehr
nachteilig wirken würde. Dagegen hat die andere Anordnung die Eigenschaft, dass,
wenigstens bei zylindrischer Schaufelform, die Drehpunkte sich im Verlaufe des
Greifens nicht heben dürfen, wenn völlige Füllung eintreten soll, da die Schaufeln
sich nicht wieder tiefer eingraben können. Bei lockerem Material, aber mit geringem
Verschiebungswiderstand, wird eine solche Hebung sich nur durch erhebliche
Vergrösserung des Gewichtes verhindern lassen. Das Gleitbestreben wird bei der
ersten Konstruktion auch dadurch begünstigt, dass der Schneidwiderstand grösser
wird, da die Schaufeln tiefer eindringen, als im zweiten Fall. Als Vorteil der zweiten
Anordnung ist noch zu erwähnen, dass sie im allgemeinen geringere Bauhöhe zulässt,
und dass die Kniehebelstäbe auf Zug statt auf Druck beansprucht werden.
Fig.
214–216 geben einen Greifer von Mohr &
Federhaff, Mannheim, wieder, der bei 2 cbm Fassungsvermögen etwa 1800 kg
wiegt. Die Konstruktion unterscheidet sich von der Jaegerschen namentlich dadurch, dass die Hubkette ungeteilt in den Greifer
eingeführt ist. Der Flaschenzug besteht aus zwei, in einer schweren gusseisernen
Traverse gelagerten, losen Rollen a und einer festen
Rolle b im Greifergerüst. Durch die Leitrolle c wird die Schliesskette so geführt, dass sie um etwa
50 mm aus der Mittelebene des Greifers abweicht, ebenso viel wie die gegenüber am
Gestell befestigte Entleerungskette, sodass der Greifer in jedem Falle ein wenig
schief hängt.
Die Gusstraverse, die den unteren Rollenblock darstellt, ist mit Zapfen in
Blechschilde eingehängt, die mit der links gezeichneten Schaufel fest vernietet
sind. Der Aufhängepunkt der Traverse beschreibt also einen Kreis um den Drehzapfen
D1 und bedarf
keiner besonderen Führung. Die zweite Schaufel wird von der ersten aus durch die
Stange d gedreht. Bei dieser Art des Antriebes bewegen
sich natürlich die Schaufeln nicht ganz gleichmässig. Die an den beiden Schneiden
ausgeübten Horizontalkräfte lassen sich für jede Stellung leicht berechnen, wenn man
bedenkt, dass sie sich gegenseitig aufheben, also notwendig einander gleich sein
müssen. Die auf Verschiebung und auf Eindringen wirkenden Kräfte müssen besonders
bei voller Oeffnung (Fig. 214)
inwesentlich anderem Verhältnis stehen, als bei dem Greifer von Jaeger, da die sehr starke Uebersetzung des vollständig
gestreckten Kniehebels hier fehlt, sodass bei Beginn des Eindringens grösserer
Kettenzug auszuüben ist. Die an der Traverse wirkende Kraft darf wieder, je nach der
Schaufelstellung, gleich dem 3,5- bis 4fachen Kettenzug gesetzt werden. Das Gewicht
der Traverse genügt, um die Schaufeln zu spreizen.
Eine Hilfskette e begrenzt die Oeffnungsweite und
gestattet, diese leicht zu verändern, wenn unvollständige oder übermässige Füllung
eintreten sollte. Die Achsen der Rollen a liegen etwas
höher, als der Drehpunkt der Traversen, sodass diese sich im stabilen Gleichgewichte
befindet. Auch wird einer Schiefstellung dadurch entgegengewirkt, dass die grösste
Eisenmasse nach unten verlegt ist.
Der Greifer hat sich in zahlreichen Ausführungen gut bewährt. Die Gewichte werden
folgendermassen angegeben:
Inhalt (cbm):
1,25
1,5
1,75
2
2,25.
Gewicht des Greifers (kg):
1350
1480
1660
1780
1860.
Der Greifer der Düsseldorfer Kranbaugesellschaft, der in
Fig.
136 u. 137 S. 103 d. Bd. eingezeichnet ist, beruht auf demselben Grundsatz, wie
die beschriebenen Konstruktionen, ist aber für Betrieb mit Drahtseil eingerichtet.
Das Schliesseil wirkt auf zwei symmetrisch eingebaute Flaschenzüge, deren Anordnung
grosse Rollendurchmesser und Biegung des Seiles in einem Sinne ermöglicht. Die
Schaufeldrehmomente verlaufen etwas anders als bei Jaeger, weil die Zugstangen nicht an einem Punkte in der Mittelebene,
sondern an den Enden eines Querstabes angreifen.
(Fortsetzung folgt.)