Titel: | Herstellung der elektrischen Glühlampe. |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 301 |
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Herstellung der elektrischen
Glühlampe.
Herstellung der elektrischen Glühlampe.
Einleitung. Das Prinzip der elektrischen Glühlampe
beruht bekanntlich auf der Temperaturerhöhung eines stromdurchflössenen Drahtes.
Die ersten praktischen Versuche geschahen im Jahre 1844 durch den englischen
Ingenieur de Moleyns mit einer in eine. Kristallkugel
eingeschlossenen Platindraht-Spirale. Diese Versuche, die 1847 durch Pétrie und 1858 durch M. de Chanzy wieder
aufgenommen wurden, hatten nur wenig Erfolg: Man erhielt ein Scheines Licht erst
dann, wenn die Temperatur so hoch gestiegen war, dass das Platin beinahe schmolz.
Selbst mit den feuerbeständigsten Metallen erzielte man keine besseren Erfolge, da
jedes zufällige Anwachsen des Stromes ein Durchschmelzen des Drahtes herbeiführte.
Edison suchte diesem Uebelstande abzuhelfen mit Hilfe eines
automatisch arbeitenden Regulators in Form eines Widerstandes; jedoch war die
Anordnung umständlich und nicht im Stande, das mehr oder weniger rasch eintretende
Reissen des Platindrahtes zu verhindern.
Auch die Anwendung von kleinen Stäbchen aus Retortenkohle, die King und Starr im Jahre 1845 versuchten, hatte keinen
Erfolg; die Stäbchen waren zwar unschmelzlich, dagegen zerstäubten und verbrannten
sie allmählich.
In den Jahren 1873 bis 1876 stellten die russischen Physiker Lodiguyne,
Koslau,
Kohn und
Boulignine einige Modelle von Glühlampen her mit einem
Kohlenfaden in einer geschlossenen Glocke.
Erst die Entdeckung Edisons bei seinen Versuchen mit
Platin brachte die Lösung des Problems; er fand, dass Platin, wenn es im luftleeren
Raume zum Glühen gebracht wurde, physikalisch verändert wurde, indem das in seinen
Molekülen eingeschlossene Gas entwich, und das Metall dadurch viel härter und
elastischer wurde. Er bemerkte auch die wichtige Tatsache, dass verkohlte
Pflanzenfasern ebenso behandelt, die gleichen Eigenschaften annahmen.
Obgleich so der springende Punkt erkannt war, blieben doch noch genug andere
Schwierigkeiten zu überwinden. Man musste sehr feine, gleichmässige Kohlefäden
herstellen; auf einfache und billige Weise ein beinahe vollkommenes Vakuum erzeugen,
wie man es bisher nur sehr schwierig in den besten Laboratorien erhalten konnte; die
beiden Enden des Kohlefadens mit dem äusseren Stromkreis verbinden, ohne dass die
Verbindungsstellen sich leicht erhitzten oder zerstört wurden; endlich die Lampe so
luftdicht abschliessen, dass die Luft auch nicht durch die Einführungsstellen der
Drähte, die sich infolge der Erwärmung stetig ausdehnten und zusammenzogen,
eindringen konnte.
Alle diese Schwierigkeiten sind überwunden worden, und heutzutage bildet die
Herstellung der Glühlampen mit verkohlten Cellulosefaden einen eigenen
Industriezweig, den wir etwas näher betrachten wollen.
Beschreibung der Glühlampe. Eine elektrische Glühlampe
besteht in der Hauptsache aus einem Kohlefaden in einer luftleeren Glasbirne. Der
Faden muss ausserordentlich fein sein; für eine 10 kerzige Lampe bei 110 Volt, hat
er einen Durchmesser von 0,05 mm und ein Gewicht von 0,0014 gr. Am Sockel der Lampe
ist aus Kupferblech eine Fassung angebracht, die eine bequeme Verbindung mit der
Stromzuleitung ermöglicht. Der Kohlefaden selbst wird nicht nach aussen geführt,
sondern an Metalldrähte angeschlossen, die aus drei verschiedenen
Metallen(Nickel, Platin, Kupfer) bestehen. In den Lampen von Edison wurde der Kohlefaden unmittelbar an das Platin
durch einen galvanoplastischen Kupferniederschlag angeschlossen; heutigentags macht
man aus Billigkeitsgründen das Platin nur so lang, dass es durch das Glas
hindurchgeht, und verwendet als Anschluss im Inneren Nickeldrähte, aussen
Kupferdrähte.
Selbsttätiges Schweissen der Drähte. Um eine Glühlampe
herzustellen, lötet man zuerst vor einer Stichflamme an die kleinen Platindrähte
einen Nickel- und einen Kupferdraht: legt zwei solche Stücke in ein Glasrohr,
erweitert dieses vor der Lötflamme zu einem Trichter, während man das andere
zylindrische Ende mit einer Zange so abplattet, dass die beiden Platindrähte
eingeschlossen sind. Da das Platin ungefähr den gleichen
Wärmeausdehnungskoeffizienten wie das Glas hat, verhütet man, dass an der
Einfuhrungsstelle Luft eindringen kann.
Zweckmässig wird man sich noch überzeugen, ob überall gutleitende metallische
Verbindung besteht, indem man die Drähte in den Stromkreis einer kleinen
elektrischen Lampe schaltet und an deren Aufleuchten erkennt, dass keine
Unterbrechungsstelle vorhanden ist.
Die Herstellung und Installation des Glühfadens. Der
Faden muss sehr dünn sein und hohen Widerstand besitzen, um glühend zu werden, sehr
fest sein, um bei der Ausdehnung nicht zu brechen, sehr feuerbeständig, um weder zu
schmelzen noch zu verdampfen. Einen solchen Faden erhält man, indem man Cellulose –
eine Substanz, die in fast reinem Zustande im Papier, Baumwolle, Holz und
vegetabilischen Stoffen vorkommt – in einer Lösung von Chlorzink auflöst. Man
verwendet die Cellulose und ihr Lösungsmittel in folgenden Verhältniszahlen:
Zigarettenpapier, Reisstroh,
Filtrierpapier, Baumwolle, reine Cellulose
5 g
Reines neutrales Chlorzink
100 „
Destilliertes Wasser
50 „
Auf diese Weise erhält man eine syrupartige zähe Flüssigkeit, ähnlich dem Kollodium.
Dieselbe wird langsam und vorsichtig erwärmt, ohne dass sie ihre graublaue Farbe in
ein Braun verwandeln darf. Diese breiartige Masse presst man durch ein Drahtnetz und
erhält so blaue Fäden, die man in 90 v. H. Methylalkohol fallen lässt. Diese Fäden,
denen man verschiedene Formen geben kann, sehen nach dem Trocknen aus wie
Pferdehaare. Die ganze Herstellung erinnert an die der künstlichen Seide.
Um die Enden des Fadens mit den Nickeldrähten zu verbinden, benutzt man folgende
Erscheinung: wenn man in einen flüssigen Kohlenwasserstoff, wie Petroleum, einen
heissen Draht eintaucht, schlägt sich die Kohle des Kohlenwasserstoffes auf dem
Faden nieder und zwar in gegebener Zeit umsomehr, je höher die Temperatur ist.
Der Löteapparat besteht aus einem kleinen mit Petroleum gefüllten Metallzylinder,
dessen Deckel im Inneren eine Vorrichtung trägt, um die 4 Enden, des Fadens und der
Drähte zusammenzuhalten, aussen sind 2 Klemmen, uni den Strom zuzuführen. Dadurch,
dass sich an der Verbindungsstelle Kohle niederschlägt, wird das Löten bewirkt. Man
beginnt mit schwachem Strom, und steigert ihn allmählich, bis ein genügender
Niederschlag entstanden ist.
Die bei dieser Arbeit entstehenden Petroleumdämpfe sind für die Arbeiter sehr
schädlich, sodass in diesem Raume besonders für gute Lüftung zu sorgen ist.
Verstärken des Fadens. Nachdem der Faden auf den
Zuleitungen befestigt ist, muss er durch einen Niederschlag von Kohle auf seiner
ganzen Länge verstärkt werden, damit er kräftiger wird, und einen gleichmässigen
Querschnitt, sowie eine feste gleichmässige Oberfläche erhält. Dies geschieht, indem
man den Faden in eine kohlenwasserstoffhaltige Atmosphäre bringt und ihn von einem
Strom durchmessen lässt; dabei erwärmen sich die schwachen Stellen wegen ihres
höheren Widerstandes stärker. Der Kohlenwasserstoff wird zerlegt und die Kohle
schlägt sich gerade an den schwächsten Stellen am meisten nieder. Dieser
Niederschlag bildet eine glänzende Schicht mit einem hohen Ausstrahlungsvermögen,
gleichzeitig entfernt die hohe Temperatur das in den Molekülen eingeschlossene Gas
und macht so den Faden noch fester.
Gewöhnlich besteht der Apparat aus einer Glasglocke auf einer Kautschukplatte. Im
Inneren werden 1–2 Fäden an die Klemmen eines elektrischen Stromes angelegt. Ein
Dreiweghahn verbindet das Innere einmal mit einer Luftpumpe, einmal mit einem
Gasbehälter, ein anderer Hahn lässt die äussere Luft eintreten.
Zunächst lässt man die Luft durch die Pumpe verdünnen, dann das Gas einströmen und
den Faden durch den elektrischen Strom zum Glühen bringen. Durch den Niederschlag
verringert sich der Widerstand des Fadens allmählich, und bei gegebener Spannung
steigt der Strom an. Es ist nun Sorge getragen, dass der Strom selbsttätig
unterbrochen wird, sobald der Widerstand sich bis zu einer gegebenen Grösse
verringert hat.
Widerstandsmessung des Fadens. Der Faden wird auf seinen
Widerstand geprüft in der Wheatstoneschen
Brückenkombination mit sehr empfindlichem Galvanometer.
Vorbereiten der Glasbirne zum Auspumpen. An den kleinen
Glastrichter, dessen Boden den Faden trägt, wird eine Glasbirne angeschmolzen vor
der Stichflamme eines Gebläses, sodann gegenüber dem Sockel der Lampe eine
Glasröhre, die es gestattet, die Birne an die Quecksilberpumpe anzuschliessen.
Auspumpen der Lampe. In Frankreich wird zum Auspumpen
meistens die Quecksilberpumpe von Sprengel benützt, die
ununterbrochenen Betrieb gestattet. Die Luftverdünnung muss bis auf ein hundertstel
Millimeter Quecksilber getrieben werden.
Die schematische Darstellung dieser Pumpe ist in nebenstehender Figur gegeben. Bei
F sind die auszupumpenden Lampen mit ihren
Glasröhren angeschmolzen. E ist ein Behälter mit
Phosphorsäureanhydrit, ein Stoff, der die Feuchtigkeit der Luft aufnehmen soll; A und B sind Glasbehälter,
die unter sich mit Kapillarrohren in Verbindung stehen; C und D sind Quecksilberbehälter. Die
Wirkungsweise der Pumpe ist die folgende: bei U ist
eine gewöhnliche Luftpumpe angeschlossen. Ist das Vakuum bereits bis zu einem
gewissen Punkte fortgeschritten, dann fliesst Quecksilber aus dem Behälter D, der natürlich nicht mehr als 76 cm unter A stehen darf, nach A und
fällt durch die Kapillarrohre nach dem Behälter B und
fliesst nach dem Behälter C, der natürlich mehr als 76
cm unter B stehen muss. Das Herunterfallen des
Quecksilbers in den engen Rohren befördert das Auspumpen das Glasbirnen. Ein
Quecksilbermanometer aber gestattet die bereits erreichte Luftleere zu beurteilen.
Von Zeit zu Zeit werden die Lampen mit einer Gasflamme erwärmt, wodurch die
Entfernung des eingeschlossenen Gases erleichtert wird.
Die Sprengelsche Pumpe hat den grossen Nachteil,
dass die Arbeiter sehr leicht sich Quecksilbervergiftungen zuziehen. Ausserhalb
Frankreich verwendet man daher lieber die Pumpe von Malignani bei der die Ventile unter Oel arbeiten, und die ein beinahe
ebenso gutes Vakuum ergibt, wie die Sprengelsche, ohne
deren Nachteile zu besitzen.
Das Auspumpen soll nicht Mos die Luft aus den Glasbirnen entfernen, sondern auch das
in dem Kohlefaden befindliche Gas, da die Kohle die Eigenschaft hat, mehr Gas, als
ihr eigenes Volumen beträgt, absorbieren zu können. Diese Luft muss entfernt werden,
einerseits, da sonst der Faden unter der Wirkung des Stromes verbrennt,
andererseits, da der Faden auch durch die mechanische Einwirkung der Luft zerstäubt,
denn beim Schliessen des Stromes wird die Luft infolge der Erwärmung gewaltsam
ausgetrieben, und reisst dabei kleine Stäubchen Kohle mit sich, die als schwarzer
Niederschlag am Glas wieder zum Vorschein kommen. Dieser Vorgang wiederholt sich, da
die Kohle beim Ausschalten das Gas wieder ansaugt, beim jedesmaligen Stromschluss
und muss daher bald den Faden zerstören.
Textabbildung Bd. 318, S. 301
Die Prüfung der Lampen auf die Luftleere geschieht mit einem Induktionsapparat. Wenn
die Lampe das richtige Vakuum besitzt, dann erscheint das elektrische Licht in der
Lampe in Form von, glänzenden Streifen, die abwechseln mit dunkeln Stellen.
Befestigen des Sockels der Lampe. Die beiden
Kupferdrähte, die aus der Lampe herauskommen, müssen noch an zwei Kupferplättchen
angelötet werden, und diese selbst je nach der gewünschten Fassung bearbeitet
werden.
Photometrierung. Die einzelnen fertigen Lampen werden
meist mit dem Bunsenphotometer gemessen. Mit Vorteil kann man auch die elektrische
Energie messen, die zuzuführen ist, um eine bestimmte Helligkeit
hervorzubringen.
Lampen mit mattem Glase werden hergestellt, indem man die fertige Lampe durch ein
Sandstrahlgebläse mattiert.
Das Ueberziehen eines Teiles der Lampe mit einem Spiegel als Reflektor wird meist in
eigenen Fabriken ausgeführt.
(Nach Le génie civil. S. 121.)