Titel: | Neuerungen an den verschiedenen Systemen der drahtlosen Telegraphie. |
Autor: | Adolf Prasch |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 337 |
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Neuerungen an den verschiedenen Systemen der
drahtlosen Telegraphie.
Von Ingenieur Adolf Prasch,
Wien.
(Fortsetzung von S. 329 d. Bd.)
Neuerungen an den verschiedenen Systemen der drahtlosen
Telegraphie.
Die Einrichtungen von Anders Bull zur Abstimmung zweier
funkentelegraphischer Stationen.
Die Erkenntnis, dass sich nach der damaligen Entwicklung der drahtlosen Telegraphie
eine durchaus verlässliche gegenseitige Abstimmung zweier Funkentelegraphenstationen
auf rein elektrischem Wege nur schwer erreichen lässt, führten Anders Bull aus Christiania auf die Idee, die Lösung
dieser Frage auf rein mechanischem Wege zu versuchen. Er gelangte hierbei zu einem
äusserst originellen und sinnreichen Verfahren der Abstimmung und scheinen die von
ihm angewendeten Einrichtungen geeignet, das angestrebte Ziel tatsächlich zu
erreichen.
Der Grundgedanke, von welchem bei dieser Neuerung ausgegangen wird, beruht auf
folgender Erwägung: Wird die für die eigentliche Wellenentsendung bestimmte
Vorrichtung veranlasst, statt einzelner Wellenimpulse, eine genau festgesetzte
Anzahl von solchen Impulsen in gleichfalls genau festgesetzten Zwischenzeiten zu
entsenden, so kann den Signalen jedes Senders eine genau bestimmte charakteristische
Form gegeben werden. Wird daher der Empfänger so eingerichtet, dass er nur auf eine
im voraus bestimmte Form der Signale anspricht, so wird er die von anderen
Sendestationen entsendeten Signale verschiedener Form nicht aufnehmen können. Es ist
also die Frage der Abstimmung gelöst.
Wird als Anzahl der Impulse 5 gewählt und werden die Zwischenzeiten zwischen den
einzelnen Impulsen verschiedenartig festgesetzt und mit a,
b, c und d bezeichnet, so ergibt sich sofort,
dass durch eine entsprechende Wahl von a, b, c und d die verschiedenartigsten Signalformen geschaffen
werden können. Die Zahl dieser Formen lässt sich noch weiter dadurch vergrössern,
dass die Zahl der Impulse innerhalb gewisser Grenzen vergrössert oder verringert
wird.
Soll in dem gewählten Falle von der Station A ein Punkt
des Morsealphabet s nach der Station B telegraphiert werden, so gelangen hierfür 5
Wellenimpulse zur Entsendung, die sich in den Zwischenzeiten a, b, c und d folgen. Da für diese 5
Intervalle mechanisch abgestimmte Empfänger, sammelt diese 5 Impulse und legt sie
als einen Punkt auf dem Morse streifen nieder. Soll
hingegen ein Strich übertragen werden, so gelangen 2–3 Reihen solcher Wellenimpulse
in unmittelbarer Folge zur Entsendung, die im Empfänger als ebenso viele
nebeneinander liegende Punkte erscheinen und sich leicht als Strich aussprechen
lassen. Die auf diese Weise entsendeten Wellenimpulse können aber von anderen
Stationen, welche nicht auf die gleichen Zwischenräume abgestimmt sind, nicht
aufgenommen werden. Soll daher mit einer anderen Station in Verbindung getreten
werden, so gelangen zwar gleichfalls 5 Wellenimpulse für einen Punkt, aber in
anderen Zwischenzeiten, a1, b1, c1 und d1, zur Entsendung,
was sich, wie später gezeigt werden wird, durch entsprechende Einstellung von
Kontakten leicht durchführen lässt.
Die Umwandlung der mittels einfachem Morsetaster
gegebenen Morsezeichen in Serien von Wellenimpulsen und
die Aufnahme und Umwandlung dieser Impulse in Zeichen erfolgt selbsttätig durch zwei
Vorrichtungen, die als Verteiler und Sammler bezeichnet werden.
Durch Niederdrücken des Morsetasters 1 (Fig. 51–52, schematische
Darstellung des Verteilers) wird der Stromkreis der Batterie 2 geschlossen, der
Strom durchfliesst den Elektromagneten 3, welcher hierdurch erregt, den Anker
anzieht. Der Anker ist mit einem Haken 4 versehen, der die Hemmung für den Ansatz 5
der Scheibe 6 bildet. Die Scheibe 6 ist nun lose auf die Achse 7 so aufgesetzt, dass
sich beide zusammen drehen, sobald die Scheibe nicht gehemmt ist, die Drehung der
Achse 7 aber durch die Hemmung der Scheibe 6 nicht behindert wird. Die Achse 7 wird
durch einen äusseren Antrieb in Umdrehung gebracht und ist die Zahl ihrer
Umdrehungen annähernd 5 in der Sekunde. Zieht der Elektromagnet 3 den Anker an, und
gibt hierdurch der Haken 4 die Scheibe 6 frei, so dreht sich diese Scheibe mit der
Achse 7. Bei jeder Umdrehung der Scheibe 6 geht die Hemmung 5 zwischen den beiden
Federkontakten 8 hindurch und verbindet sie für eine sehr kurze Zeit leitend,
wodurch der am Verteilerrahmen 14 befestigte Elektromagnet 10 für ebenso kurze Dauer
erregt wird. Soll ein Punkt entsendet werden, so wird der Taster 1 nur für sehr
kurze Zeit niedergedrückt, und legt sich daher der Haken 4 schon nach einer
Umdrehung vor die Hemmung 5 der Scheibe 6, und die Scheibe gelangt zum Stillstande.
Der Elektromagnet 10 wird in diesem Falle nur einmal erregt. Zur Erzielung eines
Striches bleibt der Taster 1 etwas längere Zeit niedergedrückt, und vollführt daher
die Scheibe 6, wegen der länger währenden Erregung des Elektromagneten, mehrere
Umdrehungen, und ebenso oft wird der Elektromagnet 10 erregt. Die Kontaktschlüsse
erfolgen hierbei nach je ⅕ Sekunde.
Der Verteiler selbst besteht aus einer um eine Achse drehbaren Scheibe 11, an derem
Umfang eine grosse Anzahl von Stahlfedern 12 befestigt ist. Die oberen Enden dieser
Federn sind frei und greifen in strahlenförmig verlaufende Einschnitte einer zweiten
Scheibe 13 ein, so dass sich die Enden dieser Federn nur in der Richtung zur Achse
frei zu bewegen vermögen. Beide Scheiben sitzen auf einer gemeinsamen Achse und
drehen sich innerhalb des Rahmens 14, auf dem der Ring 15 befestigt ist. Dieser Ring
dient als Führung für die oberen Enden der Federn und zwar in der Weise, dass sich
die Federn entweder innerhalb des Ringes oder innerhalb einer von dem Ringe
gebildeten ∩ förmigen Rinne 16 bewegen. Ein dem Winkel α entsprechendes Stück dieses Ringes ist ausgeschnitten und durch
Bronzestück 17 ersetzt. Der Elektromagnet 18 wird durch die Batterie 9
ununterbrochen erregt und zieht die Stahlfedern an. Ist die Elastizität der Federn
durch den Magnet überwunden und befindet sich der Finger 19 in seiner normalen Lage,
so gleiten die Federn längs des Poles des Elektromagneten 18 und werden von demselben nicht
früher losgelassen, bis sie die Schneide 20 verlassen haben, in ihrer weiteren
Drehung werden sie sich innerhalb des Ringes 15 bewegen. Ist dagegen der
Elektromagnet 10 erregt, so legt sich der an dem Anker dieses Magneten befestigte
Finger 19 über den Pol des Magneten 18, so dass er etwas über denselben hervorsteht.
Die Federn werden in diesem Falle durch den Finger 19 von dem Pole des Magneten 18
weggetrieben und nehmen infolge ihrer Elastizität die senkrechte Lage ein und
gelangen hierdurch in die ∩ förmige Rinne des Ringes 15, innerhalb welchem sie
während einer vollen Umdrehung verbleiben.
Textabbildung Bd. 318, S. 338
Rund um den Umfang des Verteilers ist eine Anzahl Kontakt Vorrichtungen 22 befestigt,
welche aus je zwei von einander isolierten Kontaktfedern 23 bestehen. Diese Kontakte
sind an dem Rahmen mittels Presschrauben befestigt und lassen sich an demselben in
jedem beliebigen Winkelabstand anbringen. Die Anordnung dieser Kontaktfedern ist nun
eine solche, dass die innerhalb der Rinne des Ringes 15 laufenden Stahlfedern, weil
sie nach aussen hervorstehen, diese Kontakte für einen Augenblick zum Schlusse
bringen, während die innerhalb des Ringes laufenden Federn an diesen Kontakten, ohne
sie zu berühren, vorbeilaufen. Befindet sich demnach der Verteiler in drehender
Bewegung und ist der Elektromagnet 10 nicht erregt, so werden alle Federn innerhalb
des Ringes gleiten. Wird jedoch der Magnet 10 durch einen kurzen Stromimpuls erregt,
so gelangt eine der Stahlfedern in der bereits beschriebenen Weise in die Rinne 16
und schliesst bei ihrer Weiterbewegung jeden der Kontakte 22 der Reihenfolge nach
auf kurze Zeit. Diese Kontakte sind nun, wie dies die Verbindungslinien zeigen, mit
der von der Batterie 24 ausgehenden Leitung, in deren Stromkreis noch der
Elektromagnet 25 eingeschaltet ist, in Parallelschaltung verbunden. Bei jedem, durch
die Verbindung der Federn dieser Kontakte 22 hervorgerufenen Stromschlusse der
Batterie 24 wird der Anker des Elektromagneten 25 angezogen, und hierdurch ein
augenblicklicher Schluss der Batterie 26 bewirkt, durch weichen der Induktor 27 in
Tätigkeit gelangt. Bei dem sofort folgenden Oeffnen dieses Stromkreises findet eine
Entladung zwischen den Funkenkugeln der Sekundären des Induktoriums 27 statt und
werden infolgedessen durch den Luftdraht Wellenimpulse in den Raum ausgestrahlt. Es
vertritt in diesem Falle derAnker des Elektromagneten 25 den sonst
gebräuchlichen selbsttätigen Stromunterbrecher des Induktoriums.
Infolge dieser Einrichtung wird für jeden Stromimpuls, welcher den
Verteiler-Elektromagneten 10 erregt, eine der Anzahl der Kontakte 22 entsprechende
Anzahl von Wellenimpulsen in den Raum entsendet. Da sich die Verteilerscheibe mit
nahezu stets gleichbleibender Geschwindigkeit dreht, werden die Zwischenzeiten
zwischen den einzelnen Impulsen einer solchen Serie proportional den Winkelabständen
der Kontakte 22 sein. Dadurch, dass man diese Kontakte in den verschiedensten
Abständen an dem Rahmen des Verteilers befestigen kann, lässt sich auch die Form der
entsendeten Serien nach Belieben abändern.
Textabbildung Bd. 318, S. 338
Fig. 53.
In der Empfangsstation (Fig.
53) treffen die Wellen den Luftdraht 23, wodurch der Widerstand des
Fritters 29 soweit herabgemindert wird, dass der Strom der Batterie des
Fritterstromkreises durch denselben hindurchgehen und das Relais 30 zum Ansprechen
bringen kann. Dieses Relais schliesst den Stromkreis für den Klopfer 31, durch
welchen der ursprüngliche Widerstand des Fritters 29 sofort wieder hergestellt wird.
Zu gleicher Zeit wird aber auch der Sammelelektromagnet 32, welcher zu dem Klopfer
31 in Nebenschluss geschaltet ist, erregt. Der Sammler ist nun genau in derselben
Weise ausgebildet wie der Verteiler, und wird daher für jeden einlangenden
Wellenimpuls eine der Stahlfedern in die Rinne des Ringes 33 gebracht werden. Die
Scheibe, auf welcher die Federn des Sammlers befestigt sind, dreht sich nun in
nahezu synchroner Geschwindigkeit mit der gleichen Scheibe des Verteilers der
Sendestation. Es wird daher der Winkelabstand der in die Rinne eingebrachten Federn
proportional den zeitlichen Zwischenräumen zwischen den einzelnen einlangenden
Wellenimpulsen sein. Diese zeitlichen Zwischenräume werden aber wieder genau durch
den Verteiler bestimmt. Auf dem Rahmen des Sammlers werden nun ebenso viele Kontakte
(34) wie auf dem Rahmen des Verteilers, und zwar genau in den gleichen, aber
umgekehrt angeordneten Winkelabständen, befestigt. Diese Kontakte sind aber nicht
mehr parallel, sondern in Serie geschaltet, wodurch ein Strom die Elektromagnete des
Morseapparates nur dann durchfliessen kann, wenn alle diese Kontakte gleichzeitig
geschlossen werden. Es wird in diesem Falle ein Punkt entstehen. Eine
ununterbrochene Reihe solcher zu einem Punkt vereinter Serien ergibt eine Reihe von
solchen Punkten, die als Strich erscheinen. Serien von einer anderen Form als jene,
für welche der Sammler eingerichtet ist, können von dem Morseapparat nicht
aufgenommen werden, weil ein gleichzeitiger Kontaktschluss in diesem Falle an allen
vorgesehenen Kontaktpunkten nicht stattfindet.
Fig. 54 zeigt die Einrichtungen, wie solche während
der Versuche gebraucht wurden. Der Verteiler und Sammler sind hier in einem einzigen
Apparate A vereinigt, dessen eine Hälfte für das
Senden, die andere Hälfte für das Empfangen von Nachrichten benutzt wurde. Der
Apparat wird von einem kleinen Elektromotor B
angetrieben, dessen Geschwindigkeit durch einen Bremsregulator C, von Siemens & Halske, geregelt wird. Die die Federn tragende Scheibe macht
annähernd eine Umdrehung in der Sekunde. Die Anzahl der Stahlfedern an dieser
Scheibe betrug 400. D ist die in Fig. 51 und 52, mit 3–8
bezeichnete, selbsttätig wirkende Einrichtung, welche von dem Motor B mittels Riemenübertragung angetrieben wird. E ist ein Relais, welches eigens für schnelles Arbeiten
entworfen wurde. Der Anker ist zu diesem Zwecke ausserordentlich leicht gemacht und
sind die Elektromagnetkerne aus Eisenblättern hergestellt.
Textabbildung Bd. 318, S. 339
Fig. 54.
Für die Versuche konnte nur eine Sende- und eine Empfangsstation eingerichtet werden,
doch wurde der Verteiler und Empfänger mit drei Sätzen von Kontakten ausgerüstet,
welche beim Verteiler nach Bedarf durch einen Wechsel mit dem Unterbrechungsmagneten
25 (Fig. 52)
in Verbindung gebracht werden konnten, so dass es möglich war, mit nur einem Taster
drei verschiedene Formen von Serien zu entsenden. Heim Empfänger wurde jeder dieser
Kontaktsätze mit einem gesonderten Morseschreiber in
Verbindung gebracht.
Textabbildung Bd. 318, S. 339
Fig. 55.
Fig. 55 zeigt die Einrichtung der für diese Versuche
im Gebrauch gewesenen vollständigen Empfangsstation.
Die bei diesen Versuchen in Anwendung gewesene Anzahl der Impulse in jeder Serie war
nur drei. Fig. 56 zeigt ein Diagramm der drei bei
diesen Versuchen zur Anwendung gelangten Serienformen. In dieser Zeichnung wird die
Zeit durch die Länge der wagerechten Linie bestimmt und sind die Impulse durch
starke senkrechte Querstriche dargestellt. Die Entfernung der schwachen, nach
abwärts gerichteten Querstriche stellt die Zeit von 0,05 Sekunden dar.
Unter Anwendung dieser 3 Serienformen konnten nach Belieben Nachrichten für einen der
drei aufgestellten Morseapparate entsendet werden.
Die Zeichen langten sehr sicher und deutlich in der Empfangsstelle an und
erschien die Schrift nur auf dem Streifen jenes Morseschreibers, für welchen sie bestimmt war.
Die Vermutung, dass die Geschwindigkeit der Uebertragung eine sehr begrenzte sei, hat
sich nicht bestätigt. Es ist allerdings richtig, dass der für die Uebermittlung
eines Punktes erforderliche Zeitaufwand etwas grösser wird, weil für ihn mindestens
eine Serie von drei Impulsen entsendet werden muss. Dagegen genügen für einen
Strich, ohne dass irgend ein Irrtum zu befürchten ist, zwei Punkte vollständig, und
es können daher die Striche entsprechend kürzer gehalten werden, wodurch sich ein
bestimmter Zeitausgleich ermöglichen lässt.
Wiewohl bei den Versuchen zur Erzielung einer grossen Uebertragungsgeschwindigkeit
keine besonderen Vorkehrungen getroffen wurden, so konnten doch 50 Buchstaben in der
Minute mit Leichtigkeit telegraphiert werden, und unterliegt es sicher keiner
Schwierigkeit, diese Leistung noch bedeutend zu vergrossern. Der Hauptvorteil dieser
Art der Abstimmung liegt wohl darin, dass eine vollkommene Geheimhaltung der
Depeschen möglich ist, was bei der rein elektrischen Abstimmung zur Zeit wenigstens
noch nicht erreicht wurde.
Im vorliegenden Falle könnten Nachrichten allerdings von einer nicht abgestimmten
Station aufgenommen werden, weil ja jedem Wellenimpulse ein Punkt auf dem Morsestreifen entsprechen würde und sich eine so
aufgenommene Nachricht leicht entziffern liesse, allein schon hier wird die Aufnahme
mittels Telephon zu einer sehr schwierigen und würde eine sehr grosse Uebung des
betreffenden Telegraphisten zur Voraussetzung haben.
Um auch auf diesem Wege die Aufnahme von Depeschen durch unberufene Stellen unmöglich
zu machen, schlägt Anders Bull zwei Wege ein. Der eine besteht
darin, die zwischen den einzelnen Impulsen liegenden Zeiten in den einzelnen Serien
etwas länger zu machen, als die Zeiten zwischen den einzelnen Serien, welche für die
Entsendung eines Striches in ununterbrochener Reihenfolge gegeben werden. Eine
dementsprechende Anordnung zeigt S3 (Fig. 56).
Es werden sich hier beim Telegraphieren die einzelnen Serien in einer Weise
übergreifen, welche die mit einem gewöhnlichen Empfangsapparat aufgenommenen Zeichen
in keiner Weise entziffern lassen. Ein solcher Apparat zeichnet jeden Impuls in der
Reihenfolge des Einlangens auf.
Textabbildung Bd. 318, S. 340
Fig. 56.
Textabbildung Bd. 318, S. 340
Fig. 57.
Die in Fig. 57 dargestellte Aufnahme einer Nachricht
durch einen abgestimmten Apparat und die gleichzeitige Aufnahme derselben Nachricht
durch einen Morseapparat, welcher mit dem Fritter in
der gewöhnlichen Weise verbunden war, erweisen dies am besten. Die letztere Aufnahme
(Fig. 57) lässt sich, wenn man den Inhalt der
aufzunehmenden Nachricht nicht kennt, tatsächlich nicht entziffern. Wenn sich dies
schon bei Serien mit blos drei Impulsen zeigt, so muss es bei Serien mit mehr
Impulsen noch viel auffälliger hervortreten. Der andere Weg zur Verhinderung des
Aufnehmens von Nachrichten seitens nicht abgestimmter Stationen besteht darin, nur
kurze Serien, wie solche in Fig. 56
S1 und S2 dargestellt
sind, anzuwenden, aber in den Zwischenzeiten zwischen den einzelnen Strichen und
Punkten gleichfalls Serien zu entsenden, welche den abgestimmten Empfänger nicht zum
Ansprechen bringen können, aber doch in der Form genau Serien ähnlich sind, auf
welche der Empfänger anspricht. Es lässt sich dies durch eine sehr einfache
selbsttätige Einrichtung erreichen. In diesem Falle wird der Empfänger einer
gewöhnlichen Station für drahtlose Telegraphie eine ununterbrochene Reihe von
Punkten aufnehmen, deren Entzifferung unmöglich ist, weil sich die beiden
Serienformen nicht voneinander trennen lassen.
Gegenüber einer erhobenen Einwendung, nach welcher die Verteilerscheibe des Senders
mit der Sammlerscheibe des Empfängers nicht nur isochron, sondern auch synchron
laufen muss, um ein richtiges Arbeiten zu ermöglichen, wird seitens des Erfinders in
mathematisch begründeter Weise nachgewiesen, dass der Synchronismus keine unbedingte
Notwendigkeitist. Es kann z.B. die Verteilerscheibe N Umdrehungen und die Sammlerscheibe n
Umdrehungen in der Sekunde machen, wenn der Winkelabstand der Kontakte des
Verteilers im Verhältnis N/n grösser ist. Auch der
Isochronismus ist nicht durchaus notwendig und können Geschwindigkeitsänderungen von
± 2 v. H. vorkommen, ohne dass die Aufnahme der einlangenden Nachrichten hierdurch
in irgend einer Weise behindert wird. Es ist somit, da sich durch Anwendung der
bekannten Hilfsmittel ein solcher Grad des Isochronismus leicht aufrecht erhalten
lässt, das vorgebrachte Bedenken hinfällig. Gegenüber anderen Vorrichtungen, welche
wie die Apparate von Hughes, Baudot u.a. isochrones
Arbeiten erfordern, ergibt sich noch der grosse Vorteil, dass eine Korrektur der
Geschwindigkeit nicht stattzufinden hat, wodurch es möglich wird, mit verschiedenen
Stationen mit stets gleichbleibender Leichtigkeit verkehren zu können.
Auch die Uebertragungsgeschwindigkeit lässt sich beträchtlich erhöhen, wenn man die
Scheibe 6 zu rascherem Drehen bringt. In diesem Falle ist es nur notwendig, alle
Relais und sohin auch den Unterbrecher für das Induktorium so leicht beweglich zu
gestalten, dass sie allen auf sie einwirkenden Anregungen sofort zu folgen
vermögen.
Die Versuchsergebnisse waren, wie bezeugt wird, durchaus günstige. Allerdings
beschränkte sich die Entfernung, über welche sie durchgeführt wurden, nur auf 300 m,
was darin seinen Grund fand, dass kein hinreichend kräftiges Induktorium zur
Verfügung gestanden hat. Da aber die Uebertragung von Luftdraht zu Luftdraht genau
in derselben Weise erfolgt, wie bei nicht abgestimmten funken telegraphischen
Stationen, so ist kein Grund vorhanden, anzunehmen, dass sich die Uebertragung auf
grössere Entfernungen nicht mit derselben Leichtigkeit wie bei diesen vollziehen
wird.
Es ist hiermit eine vollständig neue Art und Weise der gegenseitigen Abstimmung
zweier funkentelegraphischer Stationen gegeben, gegen welche nur das einzige
Bedenken auftaucht, dass die verwendeten Apparate in einigen ihrer Bestandteile sehr
zart gehalten werden müssen, und eine vollständige, genaue Ausführung dieser
Apparate Grundbedingung ist.
(Fortsetzung folgt.)