Titel: | Schnellbohrer. |
Autor: | Pregél |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 343 |
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Schnellbohrer.
Schnellbohrer.
Bemerkenswerte Versuche mit gewundenen sog. Spiralbohrern aus gewöhnlichem und
Schnellschnittstahl (Speedcut steel) sind nach Engineering 1903, I, S. 81 im Werk
von Yarrow and Co. in Poplar durchgeführt worden, durch
welche die Ueberlegenheit des neueren Werkzeugstahls gegenüber dem älteren Material
auch bei Bohrwerkzeugen dargetan wird. Zu diesen Versuchen wurden Bohrwände zu Yarrows Wasserröhrenkesseln benutzt, in welche, mittels
einer 6fachen Reihenbohrmaschine von Buckton, Löcher
von je 44,4 mmDurchmesser und 47,6 mm Tiefe in weichem Stahlmaterial bei 0,125
min Schaltung gebohrt wurden.
Das Bohrwerk wurde durch einen 20 PS starken Motor bei 210 Volt Spannung betätigt und
gebrauchte für den Leerlauf bei den normalen Umlaufszahlen der Bohrspindeln
n = 100,
Stromstärken
von
22,0 Amp.
n = 76,
„
„
20,5 „
n 50,
„
„
19,0 „
Dagegen stellte sich der Stromverbrauch beim Bohren eines Satzes von je 6
Rohrlöchern a) am Anfange mit scharfen und b) nach dem 30. Lochsatz mit stumpfen
Bohrern, wie folgt:
Werkzeug
UmlaufzahlderBohrspindelnn
Stromverbrauch in Ampère
a) zu Anfang
b) nach dem30. Lochsatz
GewöhnlicherSpiralbohrer
76
51
70
Schnellschnitt-Spiralbohrer
96
59
64
Der Mehrverbrauch an Betriebskraft für Fall b gegen a stellt sich demnach bei
gewöhnlichem Bohrer auf 70 – 51 = 19 Amp., d. i. 19 : 51 = 0,37 oder 37 v. H., beim
Schnellschnittbohrer dagegen auf 5 Amp., das heisst auf nur 8,5 v. H. Mit scharfem
Schnellschnittbohrer im Arbeitsgang werden ferner gebraucht an Stromstärke:
Bei
n = 96,
minutl.
Umdrehungen
59 Amp.
„
n = 76,
„
„
56 „
„
n = 50
„
„
45 „
so dass sich die Kraftverhältnisse für die Umlaufszahlen n und ein gegebenes Spangewicht stellen, wie
n = 96;
59 . 96/96
= 59,0 Amp.
n = 76;
56 . 96/76
= 70,8 „
n = 50;
45 . 96/50
= 86,4 „
Diese Kraftverhältnisse stellen sich für den langsamen Gang noch ungünstiger, wenn
man den Kraftbedarf für den Leerlauf in Abzug bringt.
Für Bohrerumläufe
n = 96
76
50
i. d. Min.
Kraftbedarf im Arbeitsgang
59
56
45
Amp.
im Leerlauf der Maschine
22
20
19
„
für Schnittwirkung allein
37
36
26Anmerkung.
26\cdot \frac{96}{50}\,49,9=50 Amp., weil die Spanleistung bei gleicher Schaltung-
der Umlaufszahl proportional ist.
„
für Einheit der Spanleitung
37
45
50Anmerkung.
26\cdot \frac{96}{50}\,49,9=50 Amp., weil die Spanleistung bei gleicher Schaltung-
der Umlaufszahl proportional ist.
„
Hieraus ist ersichtlich, dass der Schnellschnittbohrer günstiger mit n = 96 als mit n = 50
Umdrehungen arbeitet, während die normale minutliche Umlaufszahl des gewöhnlichen
Spiralbohrers sich auf n = 33 stellt, wobei derselbe
nach 12 bis 14 gebohrten Löchern nachgeschliffen werden muss, während der
Kraftmehrverbrauch nach dem dreissigsten mit dem Schnellschnittwerkzeug gebohrten
Loche nur unwesentlich, um 8,5 v. H. zugenommen hat, ein Vorteil, der namentlich bei
mehrfachen Bohrwerken von grossser Bedeutung für die Leistungsfähigkeit der
Werkzeugmaschine ist.
Für den reinen Bohrbetrieb würden daher bei 210 Volt Spannung gebraucht:
Für
n=
96
76
50 Minutenumlauf
v =
224
177
116 mm/Sek. Schnitt- geschwindigkeit
E =
20600
15960
10500 V. A.
\frac{E}{740}=N=
27,25
21,60
14,20 PS
\frac{N}{6}=
4,5
3,6
2,4 PS
Effekt zum Bohren eines Loches von d
= 44,4 mm Durchmesser.
Spiralbohrer aus Kruppschem Werkzeugstahl für
Schnellbetrieb besitzen folgende Leistungsfähigkeit:
LochdurchmesserLochtiefe
d = 31,2 mmh = 148 mm
Werkstückharter Nickelstahl
Umdrehungszahl
n = 130 in der Minute
Bohrzeit 8 Minuten für
1 Loch
Bohrervorschub in 1 Minute
18,5 mm
Schaltung für 1 Umdrehung
λ = 0,143 mm
Lineare Schaltgeschwindigkeit
ε = 0,3083 mm/Sek.
Lochquerschnitt
\frac{\pi}{4}\,d^2=764 qmm
Spanvolumen \varepsilon\cdot \frac{\pi}{4}\,d^2=235cmm/Sek.
Spangewicht q = 6,35 kg/Std.
Schnittdauer des Schnellschnittbohrers 150 Löcher, bis zum
erforderlichen Nachschleifen, während die Schnittfähigkeit des gleichen
Spiralbohrers aus Spezialstahl 7 Löcher beträgt.
Wären überall die Bohrzeiten oder die Schaltungsgrössen angegeben, so könnten ältere
Kraftmessungen an vielfachen Bohrmaschinen (D. p. J.
1897, Bd. 305, S. 230) damit verglichen werden.
a. Bohrt 7 Löcher d = 19 mm
Durchmesser in 12,7 mm starken Schienensteg. Gebraucht rund 50 A. bei 218 V.
E = 10900 V.-A.
\frac{E}{740}=N=14,7 PS
\frac{N}{7}=2,1 PS für ein Loch
b. Sellers 6 fache Bohrmaschine
bohrt 6 Löcher, d = 27 mm Durchmesser in 12,7 min
starken Schienensteg. Gebraucht 55 A. bei 220 Volt
E = 12100 V.-A.
\frac{E}{740}=N=16,22 PS
\frac{N}{6}=2,7 PS für ein Loch.
c. Dieselbe in 19 mm starken Schienensteg
\frac{N}{6}=3,4 PS
Ausführlicher sind die Angaben bei den Kraftmessungen von Huillier und Frèmont (Vgl. D. p. J. 1899, Bd. 313, S. 198).
a. Grösse Bohrmaschine
d =
30 mm Spiralbohrer
λ =
0,33 mm/Sek. Schaltung
v =
267,5 mm/Sek.
Schnittgeschwindigkeit am äusseren
Umfang
q =
6,6 kg/Std. Spangewicht
E =
E
0
=
100 mkg36 mkg
Leerlauf
Effekt des Antriebriemensfür reine
Bohrarbeit
L =
360000 mkg/Std.
\frac{L}{q}=
54500 mkg/Std. Spangewicht
b. Kleine Bohrmaschine
d =
25 mm Spiralbohrer
λ =
0,354 mm/Sek. Schaltung
v=
210 mm/Sek. Schnittgeschwindigkeit
q =
4,7 kg/Std. Spangewicht
E =
0
10,7 mkg Leerlauf der Bohrmaschinen
E =
45,0 mkg für reinen Bahnbetrieb
L =
162000 mkg/Std.
\frac{L}{q}=
34500 mkg/Std.
In folgenden Tab. I bis IV ist vom Verfasser eine Versuchsreihe über Kraftmessung
beim Lochbohren in Gusseisen, welche von der Bickford Drill
and Tool Company in Cincinnati, Ohio,
angestellt worden und im American Machinist 1902, Bd. 25, S. 1334 angeführt ist,
eingehend bearbeitet worden, was dem Fachmann gewiss nicht unerwünscht sein
dürfte.
In Tab. 1 ist die Schnittgeschwindigkeit v
mm/Sek. auf den
Umfang des Bohrers bezogen und die lineare Schaltungsgeschwindigkeit ε
mm/Sek. aus den Um
laufschaltungen in achsialer Richtung λ = 0,18 bis 1,2
mm/Umdrehung
ermittelt. Hieraus ist das sekundliche Spanvolumen in cmm/Sek. berechnet, und das Spangewicht in
kg/Std. mit
γ = 7.5 kg/cbm ermittelt worden.
Aus der Tab. II erkennt man aus den Werten für den absoluten Bohreffekt, sowie aus
dem Effekt für den Leergang der Bohrmaschine, dass zwischen den Umlaufszahlen n = 82 und 68,5 das Räder Vorgelege eingeschaltet
ist.
Dagegen ist die Bildung der letzten Umlaufszahl nicht bestimmt, kann aber mit dem
Sprung von E = 79,5 auf 107 mkg in der Weise erklärt
werden, dass ein zweites Rädervorgelege vorhanden sei.
Da der Effekt für den Leerlauf der Bohrmaschine mit abnehmender Umlaufszahl der
Spindel naturgemäss abnimmt, so kann eine Erklärung für den höheren spezifischen
Effekt bei kleinem Bohrerdurchmesser nur in der höheren Umfangsreibung und der
weiter getriebenen Spanzerteilung gefunden werden. Wie aus Tab. I ersichtlich,
besitzen die kleineren Bohrer beträchtlich höhere Schnittgeschwindigkeiten, als die
starken Bohrer. So z.B. erhält der Bohrer d = 25,4
gegen den Bohrer d = 76,2 eine Umfangsgeschwindigkeit,
die 190 : 108 = 1,76 mal grösser ist. Wird der spezifische Effekt, abgesehen von den
zusätzlichen Reibungshindernissen im Triebwerk, ins Verhältnis gesetzt, so folgt
11,5 : 7,8 = 1,47 als Faktor.
Textabbildung Bd. 318, S. 345
Tabelle I.; Spanleistung für
gegebene Schnitt- und Schaltgeschwindigkeit; Bohrerdurchmesser d mm; Umdrehungen
n in 1 Minute; Schnittgeschwindigkeit v mm/Sek.; Lineare
Schaltungsgeschwindigkeit ε = mm/Sek.; Spanvolumen cmm/Sek.; Spangewicht
kg/Std.; Bemerkungen; 1) Spezifisches Gewicht; ist lineare Schaltung für he 1
Umdrehung des Bohres.
Textabbildung Bd. 318, S. 345
Tabelle II; Spezifischer Effekt;
mgk/qmm Spanquerschnitt; Bohrerdurchmesser d mm; Effekt in mkg/Sek. für reine
Bohrarbeit; Spanquerschnitt für zwei Schneiden qmm; Spezifischer Effekt mkg/qmm
Spanquerschnitt; Bemerkungen; λ = Schaltung für 1 Umdrehung des Bohrers;
Spezifischer Effekt mkg/qmm für jede Stelle der Bohrerschneide.
Bemerkenswert ist ferner, dass die Umfangsschaltung λ =
0,46 mm/Umdr. den
günstigsten spezifischen Effekt gegenüber der feinen Schaltung λ = 0,18, sowie der grobenSchaltung λ = 1,2 mm. Auch dieser Umstand ist leicht erklärlich,
weil bei λ = 0,18 mm/Umdr. die Spanverteilung weiter
getrieben ist und dadurch die Spanreibung wächst, während bei der groben Schaltung
λ = 1,2 mm/Umdr. der Spanwiderstand in normaler Richtung
zunimmt, wodurch der Druck auf die Stirnfläche grösser wird, was wieder eine
Steigerung des spezifischen Effektes zur Folge hat. Die Unregelmässigkeiten in den
Werten für den spezifischen Effekt im unteren Teil der Tabelle finden im Zustand der
Bohrerschneiden eine zureichende Begründung. Doch könnte bei drei gegebenen Kolumnen
im unteren Tabellen teil, wahrscheinlich auch die Gesetzmässigkeit des oberen
Tabellenteiles wiederzufinden sein.
Textabbildung Bd. 318, S. 345
Tabelle III.; Spezifische Drücke.
mkg/qmm Spanquerschnitt.; Bohrerdurchmesser d mm; Mittlerer spezifischer Druck
kg/qmm Spanquerschnitt; Mittlerer spezifischer Druck kg/mm Schneide; Tangentiale
Triebkraft P kg auf r = d/2 bezogen; Der mittlere spezifische Druck ist auf den
Halbmesser ρ = d/4 bezogen; Tangentiale Triebkraft P kg ist auf den Bohrerumfang
bezw. den Halbmesser r = d/4 bezogen. Ist R Radhalbmesser, so ist T = r/R P
Zahndruck.
In Tab. III sinf die berechneten mittleren spezifischen, auf die Mitte der
Schneidkante bezogenen Drücke zusammengestellt. Mit einzelnen Ausnahmen nehmen diese
spezifischen Arbeitsdrücke kg/qmm bei gleicher Schaltung mit zunehmendem
Bohrerdurchmesser ab. Es kann aber möglicherweise ein Minimal wert für d = 31,7 mm in den Schaltgängen λ = 0,46, sowie λ = 1,2 mm/Umdrehung
angenommen werden, was aber bei der geringen Anzahl der Versuchs werte vorläufig nur
vermutet werden kann.
Ganz unregelmässig gestaltet sich aber der Verlauf der spez. Drücke kg/mm, obwohl man
versucht sein könnte, bei λ = 0,46 mm/Umdrehung und
bei λ = 0,6 einen Mittelwert, etwa 65 kg/mm zu
konstruieren, was aber kaum eine praktische Bedeutung hat, weil dieser auf
\varrho=\frac{d}{4} bezogene Wert unbedingt nach dem Umfange ab–, und nach der Bohrerachse
bis auf annähernd unendlich zunimmt.
Natürlich nimmt die auf den Bohrerumfang bezogene tangentiale Triebkraft P kg, mit der Schaltungsgrösse in einem bestimmten
Verhältnis zu, was leicht zu ermitteln geht.
z.B
\frac{1,2}{0,46}=2,61\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \frac{1520}{800}=1,9
\frac{0,46}{0,18}=2,55\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \frac{800}{270}=2,95
\frac{1,2}{0,18}=6,66\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \frac{1520}{250}=5,6
Textabbildung Bd. 318, S. 346
Tabelle IV.; Spezifische
Arbeitsleistung mkg/Stundenkg Späne und Torsionsmoment M.; Bohrerdurchmesser d
mm; Lochquerschnitt; Mechanische Arbeit Std./mkg; Spezifische Arbeit
mkg/Stundenkg Späne an der Bohrspindel; Torsionsmoment M kg/m
Das in Tab. IV angegebene allgemeine Torsionsmoment besitzt grosse konstruktive
Bedeutung und zeigt in allen Reihen und Spalten eine stetige Zunahme sowohl nach
Bohrergrösse als nach Vorschub. Mit vereinzelten Ausnahmen zeigt dieses
Torsionsmoment eine gewisse gesetzmässige Aenderung, welche beachtenswert ist.
Von hervorragender Wichtigkeit ist jedoch das spezifische Arbeitsvermögen mkg,
bezogen auf Stundenleistung des abgehobenen Spanmaterials, dessen Bedeutung für
spätere Vergleichsstudien sofort einleuchtet.
Pregél.