Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 616 |
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Neuerungen in der Papierfabrikation.
Von Professor Alfred Haussner,
Brünn.
(Fortsetzung von S. 605 d. Bd.).
Neuerungen in der Papierfabrikation.
c. Saugapparate.
In den vorangegangenen Berichten wurde bereits ausführlich betont, wie sehr es
wünschenswert ist, die Reibung zwischen Sieb und den Rändern des Saugkastens so viel
wie möglich herabzusetzen, um das Sieb zu schonen. Zu den Einrichtungen, welche
diesen Zweck erfüllen sollen und bereits beschrieben worden sind, treten nunmehr
einige neue.
Textabbildung Bd. 318, S. 616
Fig. 90.
Textabbildung Bd. 318, S. 616
Fig. 91.
Friedrich Wöhrmeyer in Raguhn geht nach D. R –P. 104091
folgendermassen vor (Fig. 90 u. 91). Der Breite nach wird das Sieb i durch die mit derselben Umfangsgeschwindigkeit wie
das Sieb sich drehenden Walzen a, b im Saugkasten g gestützt. Die seitliche Begrenzung wird durch Stücke
n gebildet, welche durch Schraubenspindeln o mit Handrad bei p
eingestellt werden können. Zur Abdichtung gegen die Walzen a, b sind in den Umfang von n Gleitstücke aus
nachgiebigerem Material, wie Holz oder Weissmetall, eingesetzt, die sich an die
Mantelfläche von a und b
anlegen. Uni nun besonders die durch die scharfen Kanten q zufürchtende Abnutzung des Siebes zu vermeiden, schlingt Wöhrmeyer um die Formatzungen n endlose Siebbänder f, welche sich infolge
des Saugerdruckes mit dem Sieb bewegen, von diesem mitgenommen werden und durch
Führungen c, d wieder an die Zulaufstelle zurückgeführt
werden. Die Führungen c, d sind auch durch Schrauben
der Lage von n gemäss einstellbar. Nach unten ist der
Sauger durch den Balken k, der sich an den Umfang von
a und b anlegt,
abgeschlossen. Aus den Löchern l wird das Wasser
mittels der Rohre m abgesaugt.
Bei dem Sauger von Johann Kaubek nach D. R.-P. 114043
wird das Sieb ebenfalls durch Walzen getragen, die seitliche Abdichtung aber durch
fortwährend mit Wasser getränkte Bürsten gebildet, welche das Sieb wenig anstrengen
sollen. S. W. Shearer hingegen nimmt im amerik. Patent
644832 als seitliche Abdichtung Kautschukstreifen, ähnlich den oberhalb des Siebes
laufenden Deckelriemen. Die seitlichen Kautschukstreifen bilden endlose Bänder,
welche, über Walzen geleitet, die Bewegung des Siebes mitmachen.
In der prinzipiellen Anordnung erinnert der Sauger von D. N.
Bertram in Edinburgh nach D. R.-P. 118308 ungemein an den hier
ausführlicher beschriebenen von Wöhrmeyer. Doch gibt
Bertram den im Sauger liegenden Stützwalzen des
Siebes auch noch eine Längsbewegung nach ihrer Achse, um das Unrundwerden dieser
Walzen zu verhüten, indem die Walzen in einen Rahmen gefasst werden, welcher durch
einen Exzenter hin und her bewegt wird.
Statt der parallelopipedischen Saugkasten, schlägt J. W.
Grant wieder einen Walzensauger vorVergl. D. p. J., 1898, 310, 111..
Dieser ist im wesentlichen ein reich gelochter Zylinder h (Fig. 92), welcher auf Walzen g hängt, die nach unten durch die Walze e abgedichtet werden; seitlich tun dies Platten f. Aus dem solcherart unter dem Sieb gebildeten Raum
i wird Luft und Wasser abgesaugt, während die Walzen n, p den Saugzylinder h
fortwährend herumwälzen, mit einer Geschwindigkeit gleich jener des darüber
streichenden Siebes. Dieses ist wohl dadurch sehr geschont, aber für das Absaugen,
Entwässern, steht gewiss nur eine geringe Fläche zwischen den Walzen g zur Verfügung.
Textabbildung Bd. 318, S. 617
Fig. 92.
d. Vordruckwalzen.
Sie dienen bekanntlich dazu, um der Oberfläche von oben her Druck zu geben, die
Oberfläche dichter zu schliessen und echte Wasserzeichen einzudrücken. Allerdings
kann man damit noch immer nicht allerorten jene Effekte erreichen, welche unschwer
oder doch leichter als mit Vordruck walzen bei Schöpfformen zu erhalten sind, die in
letzter Zeit auch in Deutschland bis zur künstlerischen Vollendung hergestellt
werden, wie etwa von der Reichsdruckerei.
Um die Siebwalzen, besonders an den Lotstellen weniger heikel zu gestalten, überzieht
J. W. A. Kufferath seine Vordruck walzen mit einem
elektrolytischen Niederschlag von Kupfer. Durch diesen wird, wie die Erfahrung
zeigt, die Schärfe der Wasserzeichen nicht beeinträchtigt.
Zur Reinigung von Sieb walzen benutzt H. Güntter nach D.
R.-P. 96559 ein durch den hohlen Zapfen eingeführtes Spritzrohr für Wasser oder
Dampf, welches nach.Bedarf leicht in verschiedene Lagen gebracht werden kann.
Statt einer eigentlichen Siebwalze ordnet Josef Broichmann
jr. in Düren nach D. R.-P. 95332 eine beliebige, weitmaschige Walze an,
welche durch Hebellager getragen und durch entsprechende Gewichte niedergezogen,
durch ein endloses Metalltuch wirkt, das den unteren Teil des Umfanges jener Walze
umspannt und über geeignete Leit- und Spannwalzen geht, dabei bequem fortwährend
gereinigt und abgespritzt werden kann.
Die Vordruckwalzen von Johnson und Garnett werden nach D. R.-P. 113080 und amerik. Patent
673523 dadurch hergestellt, dass die Messingscheiben, über welche das Metalltuch
gespannt wird, nicht auf die Achse gelötet, sondern lose aufgeschoben und durch
Zwischenringe in ihrer Lage festgehalten werden. Die Stützscheiben sind solcherart
leicht auswechselbar.
Um die Vordruckwalzen gleichmässig auf beiden Seiten des Metalltuches heben und
senken zu können, wendet Fr. W. Andreas in Dresden
Schraubenspindeln, je eine für jedes Lager der Vordruckwalze, an, welche durch eine
wagerechte Hilfswelle von einer Seite des Metalltuches aus gleich-massig gedreht
werden können. Diese Schraubenspindeln erfassen die Hackenlager der Vordruckwalze
und heben, bezw. senken dieselbe.
In sehr sinnreicher Weise wollen Zweifel und Affeltranger nach D. R.-P. 104226 und französischem
Patent 285178 farbige, unauslöschliche Wasserzeichen in die Papierbahn bringen.
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Fig. 93.
Wir erkennen in Fig. 93 das endlose Langsieb in einer
üblichen Anordnung. Ueber dem zweiten Saugkasten liegt die Vordruckwalze a, welche erhaben Buchstaben, Zeichnungen oder dergl.
in der Mantelfläche enthält. Die hervorragenden Teile werden von der Zwischen walze
d mit Farbe versehen, welche aus dem Troge c entnommen und durch dieWalze b an d abgegeben wird.
Damit die farbigen Zeichnungen auf dem weiteren Lauf der Papierbahn nicht so leicht
verwischt werden, fliesst aus dem Rohr f, bezw. aus der
Oeffnung g dünner Papierstoff auf die mit den farbigen
Wasserzeichen versehene Bahn, bildet darüber einen dünnen Ueberzug, welcher
besonders durch die Wirkung des dritten Saugers noch ausreichend entwässert wird, um
den Druck in der Gautschpresse zu ertragen. Durch gelungene, derartige Wasserzeichen
wäre Fälschung zweifellos sehr erschwert.
e. Stoffänger.
Der Füllnersche Stoffänger, bei welchem ein grosses,
kegeliges Gefäss zum Absetzen der Stoffteile aus den verschiedenen Abwässern benutzt
erscheintVergl. D. p. J.,
1896, 301, 125., wird in der Praxis
viel gelobt, analog wie ein ganz ähnlich gebauter und auch ähnlich wirkender
Stoffänger der Maschinenfabrik vormals Wagner & Co.
in Köthen. Füllner selbst hat seinen Apparat weiter zu
vervollkommnen gesucht. (D. R.-P. 116105 und 118292, sowie amerik. Patente 668559
und 668560). In Fig. 94 ist das
Papiermaschinenabwasser durch Rohr c zufliessend zu
denken. Es läuft in die Erweiterung d und lässt auf dem
Siebe e die gröbsten Verunreinigungen zurück. Das
andere fliesst durch den sich allmählich nach unten erweiternden Trichter b abwärts, vermindert dabei seine Geschwindigkeit,
lässt die Fasern solcherart leichter nach abwärts, gegen die Spitze des Kegels
sinken, während das Uebrige wieder gegen aufwärts fliesst. Man kann dabei den
ringförmigen Querschnitt beim Ende des Trichters b auch
genau gleich jenem der Mündung von b machen, so dass
bei dem Aufwärtsfliessen vorerst gar keine Geschwindigkeitsänderung stattfindet,
erst weiter oben verlangsamt sich die Flüssigkeitsbewegung. Rinnen g, h, am oberen Ende des äusseren Trichters a, sammeln das gereinigte Wasser und führen es mittels
einiger radialer Rinnen i in die Sammelräume k, l, und aus diesen in die Abfallrohre m, n fort. Der abgesetzte Stoff wird von der unten
liegenden Kegelspitze nach Bedarf durch die mittels Hähnen abschliessbaren Rohre f nach aussen gedrückt und allenfalls durch Rinnen p in Abteilungen, rings um a, zum Absetzen gebracht,
während das Wasser durch die Siebe s und unterhalb
anschliessende Kanäle abfliessen kann.
Textabbildung Bd. 318, S. 617
Fig. 94.
Der in Bd. 301 S. 126 erwähnte Papierstoffwassersortierer
von Otto Schmidt ist seither ebenfalls weiter
ausgestaltet worden. Schmidt geht hauptsächlich darauf
hinaus, die Abwässer in einem grösseren Gefäss auch unter Druck stehen zu lassen,
wobei nach seinen Erfahrungen sich ölige und dergl. Bestandteile besonders gut
abscheiden und nicht mehr in den Kreislauf zurückgeführt werden, wodurch
Verschmieren der Filze hintangehalten wird. Doch erfordert dies immerhin eine
kräftigere Pumpe, um die notwendige Druckhöhe herauszubringen.
Der Stoffang von Warren Curtis nach amerik. Patent 599957 ist nicht
besonders einfach, braucht viel Platz, hat aber sonst vieles für sich. Es wird
hauptsächlich darauf gerechnet, dass ein genügend grosses Gefäss vorhanden ist, in
welchem der Stoff ausreichend Zeit findet sich abzusetzen. In Fig. 95 u. 96 bedeutet
d das Rohr, durch welches das Wasser
herankommt.
Textabbildung Bd. 318, S. 618
Fig. 95.
Textabbildung Bd. 318, S. 618
Fig. 96.
Ueber die Wand e gelangt es in
den grossen Behälter a. Wände k und h, welche teilweise von oben nach
abwärts, teilweise umgekehrt gerichtet sind, bieten Hindernisse für die Strömung und
befördern das Absetzen der Fasern, so dass das Wasser gut gereinigt bei dem
Ueberfall f in das Rohr g
abströmen kann. Der Fangstoff wird durch Stäbe n,
welche, durch Gliederketten o am Boden schleifend, in
endlosem Bande über Rollen p bewegt werden, in Rinnen
l geschoben, aus welchen die oben geschlitzten
Rohre m mittels der Zweigrohre t t1 und Hähnen u1 der Fangstoff der Zentrifugalpumpe u zuströmt, die den Stoff entweder unmittelbar oder
durch ein Zwischengefäss den Holländern übergibt. Damit die Ketten o kreisen können, haben die Wände h unten Kautschukschürzen i, welche Schlitze für die Gliederketten besitzen. Die Schlitze der Rohre
m können durch Hakenstäbe s, welche durch Stopfbüchsen nach aussen gehen, offen gehalten werden. In
jenen Fällen, wo der Platz für diese Einrichtung mangelt, schlägt Warren Curtis eine Abänderung nach amerik. Patent
632517und D. R.-P. 105100 vor. Darnach wird statt des langen Behälters ein
zylindrischer Bottich gewählt, von dessen Boden ein kreisender Abstreifer die
abgesetzten Teile in Abfallrinnen schiebt.
Vieles haben jene Stoffänger für sich, welche nach Art der Rundsiebmaschinen die
Fasern aus einem Bottich entnehmen, in welchen das Abwasser der Papiermaschine
geleitet wird. Allerdings gelingt es dabei nicht immer die Abwässer vollständig zu
reinigen, so dass eine Nachreinigung erforderlich wird. Aehnliches finden wir bei
dem Stoffänger von Robert Dietrich in Merseburg nach D.
R.-P. 124147. In Fig. 97 soll bereits vorsortiertes
Wasser durch a zufliessen, die Wand b umströmen und an den sich drehenden Siebzylinder c gelangen. An diesen legen sich die Fasern, während
das gereinigte Wasser durch den Trommelhals d abzieht.
Die Fasern auf c werden durch die Gautschwalze e abgenommen und von dieser durch den Schaber f, sowie durch die anschliessende schiefe Ebene in die
Stoffbütte zurückgeleitet.
Textabbildung Bd. 318, S. 618
Fig. 97.
Es ist dadurch wohl viel an Fasern wiederzugewinnen möglich. Dietrich gibt den Gewinn auf 10 v. H. an, aber unausweichlich gehen hier
wie durch jedes andere Sieb auch Fasern verloren. Dem sucht Albert Bergström in Bosjön nach amerik. Patent 622439 dadurch vorzubeugen,
dass er das Wasser, welches bei dem Eintauchen des Rundsiebes in das Stoffwasser
zuerst durch die Maschen geht, gesondert auffängt und wieder an den Einlauf
zurückführt. Später ist das Sieb bereits mit Fasern belegt, welche als Filterschicht
wirken und somit auch feinste Teile zurückhalten.
(Fortsetzung folgt.)