Titel: | Die störenden Bewegungen der Lokomotive unter Berücksichtigung der auftretenden Reibungswiderstände. |
Autor: | Karl Wolters |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 673 |
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Die störenden Bewegungen der Lokomotive unter
Berücksichtigung der auftretenden Reibungswiderstände.
Von Dipl.-Ingenieur Karl Wolters,
Hannover.
(Fortsetzung von S. 660 d. Bd.)
Die störenden Bewegungen der Lokomotive unter Berücksichtigung der
auftretenden Reibungswiderstände.
II. Untersuchung, welche Bewegungen des
Lokomotivgestelles möglich sind.
Nachdem nun sämtliche Gleichungen aufgestellt sind, die für die etwaigen Bewegungen
der Maschine in Frage kommen, soll jetzt näher untersucht werden, unter welchen
Bedingungen diese Bewegungen überhaupt eintreten können.
1. Das Zucken.
Als Gleichung dieser Bewegung haben wir die erste der Gleichungen 1)., nämlich
\Sigma\,X=M\cdot \frac{d^2\,x_0}{d\,t^2}
aufgestellt, und abgesehen von der sehr geringen
Veränderlichkeit der Werte Tt und Tk sucht nur die Kraft der Gleichung 23).
diese Bewegung hervorzubringen, nämlich
=-\frac{\mu\cdot \frakfamily{v}^2}{r}\cdot (cos\,a+sin\,a)
Da dieser Wert aber nur auf den Ungleichförmigkeitsgrad der Maschine Einfluss hat,
einen schädlichen Einfluss aber nicht erlangen kann, wollen wir auf ihn nicht näher
eingehen.
2. Bewegung in Richtung der Y-Achse.
Die zweite Gleichung 1). lautet
\Sigma\,Y=M\cdot \frac{d^2\,y_0}{d\,t^2}
da aber quer zur Geleisachse überhaupt keine Kräfte wirken, so
kann hier keine Bewegung erfolgen.
3. Das Wogen.
Die dritte Gleichung 1). bestimmt die Bewegung, die man gewöhnlich das Wogen der
Maschine nennt, und lautet
\Sigma\,Z=M\cdot \frac{d^2\,z_0}{d\,t^2}
Dabei suchen die Pressungen der Kreuzköpfe gegen die Gleitbahnen diese Bewegung
hervorzubringen. Der Wert derselben ergibt sich nach Gleichung 21). zu
r/L . (P'
. sin a – P'' . cos a)
gehindert wird diese Bewegung durch die einzelnen Teile der
Reibung nach den Gleichungen 29)., 35). und 42). mit den Werten
f\cdot [{K'\,\pm\,(T_t+T_k)}+{K''\,\pm\,(T_t+T_k)}]+\kappa\cdot f+2\cdot \frakfamily{P}\cdot f
Ob nun Bewegung möglich ist, können wir folgendermassen untersuchen: ist der
Kreuzkopfdruck beider Maschinen einmal grösser als die Reibung, dann wird er die
Maschineheben; damit wird die Zusammendrückung der Federn geringer und damit
auch das von ihnen getragene Gewicht. Infolgedessen wird diese Bewegung jedenfalls
solange dauern, bis das Gewicht + der nach unten gerichteten Reibung = Summe der
jeweiligen Kreuzkopfdrücke + Federspannung geworden ist, denn erstere beiden Werte
sind nach unten und die letzten beiden nach oben gerichtet. Soll nun die Maschine
aus dieser gehobenen Stellung sich wiederum senken, was beim kleinsten Werte der
Kreuzkopfdrücke am ehesten eintritt, dann muss das Gewicht die Federspannung, die
Kreuzkopfdrücke und die Reibung überwinden, denn letztere hat jetzt ihr Vorzeichen
umgekehrt. Bezeichnen wir nun für einen Augenblick den maximalen Wert der
Kreuzkopfdrücke mit \frakfamily{K}_{\mbox{max}} und den kleinsten Wert mit \frakfamily{K}_{\mbox{min}}, die Federspannung mit \frakfamily{F} und mit \frakfamily{R}_1
und \frakfamily{R}_2 die Werte der
Reibung, welche bei den Drücken \frakfamily{K}_{\mbox{max}} bezw. \frakfamily{K}_{\mbox{min}} vorhanden sind, dann erhalten wir allgemein die
Bedingung für die Bewegung, wenn wir obige beiden Gleichungen in Buchstaben
ausdrücken, nämlich
\frakfamily{K}_{\mbox{max}}+\frakfamily{F}\,\geq\,G+\frakfamily{R}_1
\frakfamily{K}_{\mbox{min}}+\frakfamily{F}+\frakfamily{R}_2\,\leq\,G
woraus unmittelbar folgt
\frakfamily{K}_{\mbox{max}}-\frakfamily{K}_{\mbox{min}}\,\geq\,\frakfamily{R}_1+\frakfamily{R}_2
und zwar gibt das Gleichheitszeichen die Differenz auf der
linken Seite an, bei der eben noch die Bewegung eintreten kann; d.h. also: die
Differenz der maximalen und minimalen Kreuzkopfdrücke muss gleich oder grösser als
die Summe der bei diesen Kreuzkopfdrücken vorhandenen Werte der Reibung sein; bei
konstanter Reibung würde sich auf der rechten Seite das Produkt 2 . \frakfamily{R}, d.h. der doppelte Reibungswert ergeben.
In unserem Fall des Wogens erreicht nun die linke Seite viermal ihr Maximum nämlich
für
a = 45°, 135°, 225° und 315°
und ihr Minimum für
a = 0°, 90°, 180° und 270°
folglich erhalten wir bei Benutzung der Werte
r/L=\frac{0,3}{1,5}=\frac{1}{5}
P=\frac{0,42^2\cdot \pi}{4}\cdot 4,5\cdot 10000=6200
dabei ist bei 0,2 Füllung und 12 Atm. Admissionsspannung der
Nutz druck = 4,5 angenommen
Kmax =
2 . ⅕ . 6200 . 0,707 = 1750
Kmin =
⅕ . 6200 = 1240
somit die Differenz
Kmax –
Kmin = 510
Die Reibung erreicht nun im vierten Quadranten ihr Minimum, denn da gelten die
unteren Vorzeichen und im zweiten ihr Maximum mit den positiven Vorzeichen. Folglich
wird das Heben der Lokomotive am ehesten bei 315° und ein Senken bei 270° eintreten;
infolgedessen müssen wir für diese Winkel die Werte R1 bezw. R2 bilden und erhalten bei Benutzung der Werte
T_{t\,270}=\frac{0,3}{2\cdot 1,96}\cdot (6200\cdot 1-0\cdot 0)-\frac{0,3^2}{2\cdot 1,5\cdot 1,96}\cdot (6200-0)\cdot 0=475
Tk 270 = 475
Tt 315 = 670, Tk 370 = 670,
f = 0,1 und f' = 0,015
\kappa=\frac{1/2\cdot 16400\cdot 0,015\cdot 0,14+18400\cdot 0,0005}{0,49}=54
somit weiter die Grössen
\frakfamily{R}_1=0,1\cdot [{6200-2\cdot 670}+{6200-2\cdot 670}]+0,1\cdot 54+20=997
und
\frakfamily{R}_2=0,1\cdot [{6200-2\cdot 475}+{6200-2\cdot 475}]+0,1\cdot 54+20=1075
Damit liefert obige Bedingungsgleichung die Zahlengrössen
510 ⋝ 997 + 1075
was aber nicht der Fall ist, d.h. diese Bewegung des Wogens
ist vollständig ausgeschlossen, und es findet nur ein einmaliges Heben der Maschine
statt.
Weiter sehen wir, dass für Leerlauf die Gleichung 21). stets den Wert = 0 hat,
während die Reibung stets
= 2 . 54 . 0,1 + 2 . 20
betragen würde; d.h. die Bewegung ist ebenfalls
ausgeschlossen.
3. Graphische Ableitung.
Textabbildung Bd. 318, S. 674
Fig. 8.
Obige Ableitung können wir auch bildlich darstellen: trage ich mir beispielsweise
(Fig. 8) die Resultierende aus beiden Sinuskurven
der Kreuzkopfdrücke auf, welche die K-Werte liefert und
ziehe im Abstande der für diese Betrachtung konstant angenommenen Reibung R eine Parallele, wobei diese aber, um ein deutliches
Bild zu erhalten, kleiner als bei der eben behandelten Bewegung genommen ist, dann
sehe ich, dass die über schiessende Kraft \frakfamily{K}-\frakfamily{R} den auf den Federn ruhenden Teil der Lokomotive hebt.
Dabei wird aber auch gleichzeitig der Druck der Federn geringer, sodass ein Teil des
Lokomotivgewichtes nicht mehr von den Federn, sondern von den Kreuzkopf drücken
getragen wird; dieser Teil der Kreuzkopfdrücke kann somit kein weiteres Heben des
Gestells veranlassen. Die Grösse desselben = Starrheitskoeffizient × Weg der Hebung
erhält man folgendermassen: die Geschwindigkeitskurve für die Bewegung der
Lokomotive kann man sich leicht punktweise für ein beliebig kleines Zeitintervall
d t konstruieren aus der allgemeinen Formel
d\,z'=z''\cdot d\,t=\frac{\frakfamily{K}-\frakfamily{R}-k\cdot z}{M}\cdot d\,t
wobei z' die Geschwindigkeit
in der Z- Richtung, z''
die Beschleunigung in derselben Richtung und k den für
das Zeitintervall konstant angenommenen Starrheitskoeffizienten der in Betracht
kommenden Federn bedeutet. Die Entlastung, d.h. der Wert z, ist zwar auch während dieses kleinen Zeitteilchens veränderlich, lässt
man sie sich aber linear, entsprechend der Anfangsgeschwindigkeit der Bewegung der
Lokomotive beim Beginn des Zeitteilchens ändern, dann kann man sie für die Mitte
desselben erhalten und mit diesem Wert die Rechnung vornehmen. Um diese
Geschwindigkeit beim Anfang jedes einzelnen Zeitteilchens nun zu erhalten, trägt man
sich die Geschwindigkeitszunahme d z', welche man aus
der Gleichung erhalten hat, auf, und bekommt so die Kurve z', welche damit die Geschwindigkeit der Bewegung für jede beliebige Zeit
darstellt. Daraus erhält man dann die Wegzunahme zu
d z = z'
. d t
Trägt man sich jetzt sofort in die obere Figur die Werte k . z ein, dann sieht man, dass die
schraffierten Ordinaten die für eine Bewegung übrig bleibende Kraft darstellen. Beim
maximalen Wert derselben, welcher kurz vor dem Scheitel der resultierden Kurve
liegt, erhält die Geschwindigkeitskurve einen Wendepunkt, und wenn die Kraft = 0
ist, ist die Geschwindigkeitszunahme = 0, mithin läuft die Geschwindigkeitskurve
wagerecht. Von diesem Punkte ab wird die Geschwindigkeit geringer, der Weg nimmt
aber infolge der einmal erteilten Geschwindigkeit noch zu und zwar wird die
lebendige Kraft dadurch aufgezehrt, dass die Summe von k . z und \frakfamily{R}, die
nach unten gerichtet sind, jetzt grösser als \frakfamily{K} wird.
Nach dem Satz vom Antriebe erhalten wir die Geschwindigkeit = 0, wenn die Fläche F2 = F1 geworden
ist, weil die Integrale Kraft × Zeit einander gleich sein müssen. Dies trifft für
den Punkt 3 zu, von welchem Punkte ab die Maschine in
gehobenem Zustand stehen bleibt, und dieses Spiel wiederholt sich, sobald die Kraft
wiederum grösser wird.
Würde nun vielleicht bei mehrmaliger Wiederholung des Spiels die Entlastung der
Federn k . z grösser als
\frakfamily{R}, dann lässt die Figur ohne weiteres erkennen,
dass Abwärtsbewegung des Gestells eintreten muss. Weiter sieht man sofort, dass dies
nur dann möglich ist, wenn \frakfamily{R} kleiner als der Wert der
Hälfte der Schwankung der Kreuzkopfdrücke ist, denn sonst könnte das Gestell
höchstens bis zum Scheitel der Kurve gehoben werden und dann würde dauernder
Stillstand eintreten. Diese Bedingung ist aber dieselbe, wie die früher aufgestellte
Beziehung, denn die zweite frühere Gleichung lautete
G\,\geq\,\frakfamily{K}_{\mbox{min}}+\frakfamily{R}+\frakfamily{F},
jetzt ist aber
G=k\cdot z+\frakfamily{F}+\frakfamily{K}_{\mbox{min}},
sodass wir sofort erhalten
k\cdot z\,\geq\,\frakfamily{R}.
Weiter sieht man auch die Bedeutung der früheren Bedingung
\frakfamily{K}_{\mbox{max}}-\frakfamily{K}_{\mbox{min}}\,\geq\,2\cdot \frakfamily{R}
aus der Figur, denn diese ist nur dann zu erfüllen, wenn R kleiner als der mittlere Wert der Druckschwankungen
ist.
Würde nun der Punkt 1 so tief liegen, dass die
schraffierte Fläche F2 kleiner als die erste Fläche F1 würde, dann sehen wir, dass die
Geschwindigkeit vor dem neuen Antrieb nicht erst den Wert = 0 annehmen würde,
sondern sie würde nur vorher abnehmen und dann wiederum wachsen; jedoch würde auch
hier ohne weiteres noch keine dauernde Bewegung eintreten, denn der Weg würde zwar
zunehmen, damit aber auch die Entlastung, sodass die Beschleunigung kleiner werden
würde, und infolgedessen würde die Wegkurve den Scheitel später erreichen können.
Wenn dabei dann die obigen Bedingungen für die Bewegung nicht erfüllt sind, würde
trotzdem keine weitere Bewegung möglich sein.
4. Das Wanken.
Jetzt bleibt noch die Möglichkeit der drehenden Bewegungen zu untersuchen übrig. Die
erste derselben ist die Drehung um die X-Achse; diese nennt man
gewöhnlich das Wanken der Maschine. Die allgemeine Gleichung derselben lautet
\frakfamily{M}_x=J_1\,\frac{d\,\varphi}{d\,t}-(J_2-J_3)\cdot \chi\cdot \psi
Ob sie in Kraft tritt, sehen wir auf folgende Weise: tragen wir uns einmal statt der
Kräfte beim Wogen jetzt die bald positiven bald negativen Momente, die sich in der
Hauptsache aus den beiden der Gleichung 20) zusammensetzen auf, wie nebenstehend
geschehen, und bilden wiederum das resultierende Moment, dann sehen wir sofort,
dass, wenn \frakfamily{M}_{\mbox{max}} und \frakfamily{M}_{\mbox{min}} das grösste bezw.
kleinste Moment bedeuten, die Bedingung für den Eintritt der Bewegung lauten
muss
\frakfamily{M}_{\mbox{max}}-\frakfamily{M}_{\mbox{min}}\,\geq\,2\cdot \frakfamily{R}_m
wobei Rm auch das in die Fig. 9 eingetragene
Moment bedeutet. Infolge einer Drehung würden sich hier ebenfalls die
Federspannungen ändern, und zwar können wir uns ähnlich wie früher zunächst den
Drehwinkel ausrechnen aus der Beziehung
Textabbildung Bd. 318, S. 675
Fig. 9.
d\,\varphi=\frac{\frakfamily{M}}{J\,\chi}\cdot d\,t
Daraus erhalten wir die Zunahme des Winkels der Drehung in der Zeit d t
d β = φ .
d t
Den Wert d φ tragen wir uns genau wie beim Wogen die
Zunahme der geradlinigen Geschwindigkeit auf und erhalten somit in der φ-Kurve die jeweilige Winkelgeschwindigkeit der
Drehung. Infolge dieser Drehung wird nun die eine Seite stärker zusammengedrückt,
während die andere um genau soviel entlastet wird, sodass wir bei Vernachlässigung
der Federreibung ein die Maschine zurückzudrehen bestrebtes Moment erhalten von der
Grösse
= 2 × ε .
β × . k.
Dies tragen wir uns wiederum in die Figur ein, und die durch die schraffierten
Ordinaten wiedergegebenen Momente suchen dann genau wie früher die Bewegung
hervorzubringen. Die Endgrösse 2 . ε . β . k' bildet nun ein Moment, das die nächste Drehung,
die ja umgekehrt gerichtet ist, begünstigt; dies kann man darstellen, indem man von
dem Reibungsmoment ein Moment dieser Grosse in Abzug bringt, und zwar durch Ziehen
einer Parallelen. Dann sieht man sofort, dass die folgende Kurve jetzt steiler
verlaufen wird; weiter erkennt man auch die beiden Möglichkeiten: entweder wird sich
infolge des steileren Verlaufes der Kurve ein Zustand herausbilden, bei dem
[2 . ε . β . k]x = [2 . ε . β .
k]x+1
ist, wobei die Maschine meist zwischen einer positiven und
folgenden negativen Drehung in Ruhe kommen wird. Dies ist aber nicht unbedingt
notwendig, da sich auch bei fortführender Bewegung ein Beharrungszustand bilden
kann. Es können sich aber auch die Schwingungen im Lauf der Zeit addieren, sodass
sie immer grösser und grösser werden.
Untersuchen wir nun einmal unsere Maschine, so erhalten wir dabei nach den
Gleichungen 20). und 25). die treibenden Kräfte mit den Werten
e\cdot \frac{r}{L}\,(P'\cdot sin\,a+P''\cdot cos\,a)-e\cdot \frac{\mu\cdot \frakfamily{v}^2}{2\cdot L}\cdot sin\,(2\,a)
Als die Bewegung hindernde Kräfte treten mit Ausnahme des unter 11.) und 12.)
behandelten Widerstandes ausschliesslich Reibungen auf, und zwar besonders die
Reibung der Achslager an den Achsgabeln, die Reibung an den Vertikalflächen des
Drehgestells und die Reibung an den Berührungsflächen mit dem Tender. Diese drei
geben zusammen nach den Gleichungen 28)., 34). und 40). die Werte
f\cdot \sqrt{c^2+{h_2}^2}\cdot [\{K'\,\pm\,(T_t+T_k)\}+\{K''\,\pm\,(T_t+T_k)\}]+\kappa\cdot f\cdot h_3+2\cdot \frakfamily{p}\cdot
f\cdot \sqrt{{h^2}_4+\frakfamily{z}^2}
Da nun \frakfamily{M}_{\mbox{max}}=–\frakfamily{M}_{\mbox{min}} ist, so können wir
gleich beide Seiten durch zwei dividieren und erhalten dann für 270°, bei welchem
Werte auf der rechten Seite beide negativen Vorzeichen gelten, die Bedingung für den
Eintritt der Bewegung
e\cdot \frac{r}{L}\cdot P''\cdot sin\,270^{\circ}\,\geq\,f\cdot \sqrt{c^2+{h^2}_2}\cdot [\{K'-(T_t+T_k)\}+\{K''-(T_t+T_k)\}]-\varkappa\cdot
f\cdot h_3+2\cdot \frakfamily{P}\cdot f\cdot \sqrt{{h^2}_4+\frakfamily{z}^2}
Daraus ergibt sich bei Einsetzung der Werte
e = 1,02, h2 = 1,15, c = 0,63, h3 = 1,3,
h4 =
0,8, z = 0,5
1262 ⋝ 1375 + 7 + 20 ⋝ 1402
d.h. die Bewegung des Wankens tritt bei unserer Maschine nicht
ein.
Ebenso würde diese Bewegung bei Leerlauf vermieden sein, weil dann die linke Seite
immer = 0 ist, während die rechte den konstanten Wert = 7 + 20 hat.
5. Das Nicken.
Die zweite Gleichung 2)., nämlich
\frakfamily{M}_y=J_2\cdot \frac{d\,\chi}{d\,t}-(J_3-J_1)\cdot \psi\cdot \varphi
bestimmt die Drehungen um die Querachse, die man gewöhnlich
das Nicken oder Stampfen der Maschine nennt. Ob diese Bewegung eintreten kann,
erkennen wir sofort aus der Figur für das Wogen; führen wir nämlich anstatt der
Kräfte jetzt die Momente ein, so haben wir, da die Funktionen dieselben sind, an der
Figur nichts geändert. Infolgedessen bildet die Bedingung für den Eintritt der
Bewegung die Erfüllung der Ungleichung
\frakfamily{M}_{\mbox{max}}-\frakfamily{M}_{\mbox{min}}\,\geq\,\frakfamily{R}_{m_1}+\frakfamily{R}_{m_2}
Als störende Kräfte kommen hier vor allem die Pressungen gegen die Gleitbahnen in
Frage, und zwar liefern sie nach den Gleichungen 19). die Beiträge
\frac{r^2}{2\cdot L}\cdot (P'-P'')\cdot sin\,(2\,a)-\frac{r}{L}\cdot (L-\Delta_1)\cdot (P'\cdot sin\,a-P''\cdot cos\,a)
Der Einfluss des Massendruckes ist gering und kann daher vernachlässigt werden. Als
Reibungsmomente kommen vor allem die der Reibung an den Achsgabeln, an den
Vertikalflächen des Drehgestells und an der Berührungsfläche mit dem Tender in Frage
und zwar nach den Gleichungen 26)., 27)., 33). und 41). mit den Werten
\Delta_1\cdot f\cdot \left[\left(\frac{K'}{2}\,\pm\,T_t\right)+\left(\frac{K''}{2}\,\pm\,T_t\right)\right]
+\Delta_2\cdot f\cdot \left[\left(\frac{K'}{2}\,\pm\,T_k\right)+\left(\frac{K''}{2}\,\pm\,T_k\right)\right]
+\Delta_5\cdot \kappa\cdot f+2\cdot \frakfamily{P}\cdot f\cdot \frakfamily{x}
Für das maximale Moment ist nun im allgemeinen der zweite Faktor ausschlaggebend, und
zwar hat dieser vier Maxima, nämlich für
a = 45°, 135°, 225° und 315°
und vier Minima für
a = 0°, 90°, 180° und 270°
In den Reibungsmomenten sind nur die Vorzeichen veränderlich, und zwar gelten
sämtliche negative für den vierten Quadranten, mithin müssen wir für diesen die
Untersuchung anstellen.
Wir erhalten nun beispielsweise für 315° bei Benutzung des Wertes
Δ1 =
0,05
\frakfamily{M}_{\mbox{max}}=\frac{0,3^2}{2\cdot 1,5}\cdot (-6200+6200)\cdot sin\,630^{\circ}-\frac{1}{5})\cdot (1,5-0,05)\cdot
(6200\cdot 0,7071+6200\cdot 0,7071)=-2540
und für a = 0°
\frakfamily{M}_{\mbox{min}}=0-\frac{1}{5}\cdot (1,5-0,05)\cdot 6200\cdot 1=-1800
damit die Differenz
\frakfamily{M}_{\mbox{max}}–\frakfamily{M}_{\mbox{min}}=–740
Die Reibungsmomente \frakfamily{R}_{m_1} und \frakfamily{R}_{m_2} erhalten wir nun unter Benutzung der
Werte
Δ2 =
2,65, Δ5 = 3,75, \frakfamily{x}=3,8
zu der Grösse
\frakfamily{R}_{m_1}=-[0,05\cdot 0,1\cdot \{(3100-670)\cdot 2\}+2,65\cdot 0,1\cdot \{(3100-670)\cdot 2\}+3,75\cdot 54\cdot
0,1+12]=-1310
und
\frakfamily{R}_{m_2}=-[0,05\cdot 0,1\cdot \{(3100-475\cdot 2)\}+2,65\cdot 262,5\cdot 2+32]=1447
sodass die Bedingungsgleichung lautet
- 740 ⋝ – 1310 – 1447
welche aber nicht erfüllt ist. Wir sehen also, dass die
Reibung bei weitem hinreicht, diese Bewegung zu hindern.
Bei Leerlauf ist die linke Seite immer = 0, während die rechte den konstanten
Wert
= 2 . [3,75 . 54 . 0,1 + 12]
hat, sodass diese Bewegung auch hier nicht eintreten kann.
6. Das Schlingern.
Somit bleibt jetzt nur noch die letzte der Gleichungen 2), nämlich
\frakfamily{M}_{\varepsilon}=J_3\cdot \frac{d\,\psi}{d\,t}-(J_1-J_2)\cdot \varphi\cdot \chi
näher zu betrachten übrig, und zwar bestimmt diese die
Bewegungen um die Z- Achse, die den Namen Schlingern
tragen. Da diese Bewegungen aber nur durch den Massendruck der nicht ausgeglichenen
Massen hervorgerufen werden, und dieser immer an den Achsgabeln angreift, so muss,
wenn zwischen Achsgabel und Lager kein Spielraum vorhanden ist, die ganze Maschine
an dieser Bewegung teilnehmen. Das bewegende Moment hat nun unter Berücksichtigung
der Gleichung 22). die Grösse
\left(1-\frac{1}{n}\right)\cdot e\cdot \frac{\mu\cdot \frakfamily{v}^2}{r}\cdot (cos\,a-sin\,a)
Als verhindernde Kräfte treten hier hauptsächlich wiederum die einzelnen Teile der
Reibung auf, und erst bei eingetretener Bewegung würde eine Komponente des
Zugwiderstandes am Kuppelbolzen hinzukommen. Sehen wir nun von der Veränderlichkeit
der Belastung der Triebachse infolge der Zentrifugalkraft der Gegengewichte für den
Massendruck ab, dann können wir die Reibung auf den Schienen als konstant annehmen.
Setzen wir nun vorläufig voraus, zwischen Lagerkasten und Achsgabel sei soviel
Spielraum vorhanden, dass ein Anstossen der Achsgabeln an die Lagerkasten vermieden
wäre, so müssen wir die Reibung an diesen Teilen und nicht die auf den Schienen in
Rechnung stellen, weil die letztere die grössere ist. Mithin werden die Räder
solange ruhig ihren Weg fortsetzen, bis ein Anstossen eintritt. Ebenso wollen wir an
dem Zapfen des Drehgestells soviel seitlichen Spielraum annehmen, dass auch hier ein
Anstossen vermieden wird. Dann liefert die Reibung nachden Gleichungen 26).,
27)., 32)., 33)., 36). und 41). die einzelnen Momente
\Delta_1\cdot f\cdot \left[\left(\frac{K'}{2}\,\pm\,T_t\right)+\left(\frac{K''}{2}\,\pm\,T_t\right)\right]
\Delta_2\cdot f\cdot \left[\left(\frac{K'}{2}\,\pm\,T_k\right)+\left(\frac{K''}{2}\,\pm\,T_k\right)\right]
+\Delta_5\cdot (2\cdot Q_d\cdot f+k_d\cdot \Delta_5\cdot \zeta)
+\Delta_5\cdot \kappa\cdot f+2\cdot f\cdot (Q_t\cdot \sqrt{{\Delta_1}^2+\varepsilon^2}+Q_k\cdot \sqrt{{\Delta_2}^2+\varepsilon^2})+2\cdot
\frakfamily{P}\cdot f\cdot \frakfamily{x}
Dabei ist die Bedingung dafür, dass die Räder auf den Schienen nicht gleiten, dass
die Reibung an den senkrechten Achsgabelflächen und an den wagerechten Flächen der
Federstützen zusammen kleiner, als die Reibung auf den Schienen ist, d.h. für die
Triebachse muss die Ungleichung bestehen
f_1\cdot Q'_t\,>\,f\cdot \left[\left(\frac{K'}{2}\,\pm\,T_t\right)+\left(\frac{K''}{2}\,\pm\,T_t\right)\right]+2\cdot Q_t\cdot
f
ebenso für die Kuppelachse
f_1\cdot Q'_k\,\geq\,f\cdot \left[\left(\frac{K'}{2}\,\pm\,T_k\right)+\left(\frac{K''}{2}\,\pm\,T_k\right)\right]+2\cdot Q_k\cdot
f
Ebenso darf auch das Drehgestell, um einen ruhigen Gang zu erzielen, seinen Lauf
nicht verändern; infolgedessen muss auch hier die Reibung an der Schiene grösser
sein, als die Summe der Kräfte an den wagerechten und senkrechten Flächen, vermehrt
um die jeweilige Federspannung; diese letztere ist aber veränderlich und hängt von
dem Ausschlag ζ um die Z-
Achse ab. Infolgedessen muss auch beim grössten Ausschlag die Ungleichung
bestehen.
Reibung an der Schiene > Kräfte an den senkrechten und wagerechten
Flächen + Federspannung
Dies gibt bei Benutzung der Werte der Gleichungen 32)., 33). und 37). bei Fortlassung
der dortigen Hebelarme
(Q+Q_1)\cdot f\,>\,\kappa\cdot f+2\cdot Q_d\cdot f+\Delta_5\cdot k_{d_1}\cdot \zeta
Diese letzten drei Bedingungen wollen wir nun zunächst untersuchen. Ist z.B.
f1 =
0,20, Qt' = Qk' = 14000,
Qt = 5200,
Qk =
5000
dann erhalten wir für den ungünstigen Fall, der für a = 90° bis 180° eintritt, weil dann beide positiven
Vorzeichen gelten und zwar beispielsweise für a =
135°
0,2 . 14000 > 0,1 . [(3100 + 670) + (3100 + 670)] + 2 . 5200 .
0,1
daraus folgt
2800 > 1794
und ferner
0,2 . 14000 > 0,1 . [(3100 + 670) + (3100 + 670)] + 2 . 5000 .
0,1
daraus folgt
2800 > 1794
d.h. die Räder werden sicher, wenn genügend Spielraum
vorhanden ist, die Möglichkeit der Bewegung des Schlingerns dabei vorausgesetzt,
ihren Weg fortsetzen, sodass wir nicht die Reibung an der Schiene, sondern die
kleinere für die in Frage kommenden Flächen einzuführen haben.
Die dritte der obigen Gleichungen bildet die Bedingung dafür, dass das Drehgestell
nicht auf den Schienen gleitet. Setzen wir nun einmal auch hier Werte ein und
zwar
Q + Q1 = 18400, Qd = 7950
nehmen wir ferner, um sicher zu gehen Δ5 . ζ =
0,01, k_{d_1}=90000, welcher Wert wie folgt bestimmt ist: nehmen wir eine vierlagige
Feder mit dem Querschnitt eines jeden Blattes = 13 mm . 90 mm an, und beträgt die
Länge der Feder 800 mm = 2 . l, dann ist allgemein die
Durchbiegung derselben bei der Belastung P, wenn E den Elastizitätsmodul und J das Trägheitsmoment der ebenen Dreiecksfeder bedeutet
f\mbox{ cm}=\frac{P\mbox{ kg}\cdot l^3\mbox{ cm}}{2\cdot E\cdot J\mbox{ cm}^4}
dabei ist für unseren Fall
J\mbox{ cm}^4=\frac{(4\cdot 9)\cdot 1,3^3}{12}
damit erhalten wir
P\mbox{ kg}=\frac{2\cdot E\cdot J}{l^3}=\frac{2\cdot 2200000\cdot (4\cdot 9)\cdot1,3^3}{12\cdot 40^3}=450
mithin für die ganze Feder
= 2 . 450 = 900
und für eine Durchbiegung = 1 m wäre damit eine Kraft
erforderlich
=k_{d_1}=90000
Damit gibt dann die obige Gleichung beim Einsetzen dieser sämtlichen Werte
18400 . 0,2 > 54 . 0,1 + 2 . 7950 . 0,1 + 90000 . 0,01 3680 >
2495
d.h. auch hier ist die Reibung auf der Schiene stets grösser
als die Summe der ablenkenden Kräfte, solange die Zusammendrückung kleiner als 0,01
bleibt; infolgedessen wird das Drehgestell an der Bewegung der Maschine nicht
teilnehmen, sondern ruhig seinen Weg fortsetzen.
Da also die beiden Bedingungen erfüllt sind, dass nämlich die Reibung an den beiden
Räderpaaren auf den Schienen grösser ist, als die die Räder ablenkenden Kräfte, so
können wir die Bedingungsgleichung für das Schlingern untersuchen. Wir sehen nun
sofort, dass das Moment, welches diese Bewegung hervorzurufen sucht, bald positiv
bald negativ ist, also der Kurve für das Wanken ähnlich aussehen wird. Mithin
erhalten wir auch hier die Bedingung für den Eintritt dieser Bewegung in der
Ungleichung
\frakfamily{M}_{\mbox{max}}-\frakfamily{M}_{\mbox{min}}\,\geq\,\frakfamily{R}_{m_1}+\frakfamily{R}_{m_2}
oder da
\frakfamily{M}_{\mbox{max}}=-\frakfamily{M}_{\mbox{min}}
ist, auch in der Ungleichung
2\cdot \frakfamily{M}_{\mbox{max}}\,\geq\,\frakfamily{R}_{m_1}+\frakfamily{R}_{m_2}
Wir sehen nun, dass in der Gleichung 22). dieser maximale Wert der linken Seite
zweimal auftritt, nämlich für a = 315° und für a = 135°, und zwar ist ersterer positive Wert = \frakfamily{M}_{\mbox{max}}, letzterer
negative = \frakfamily{M}_{\mbox{min}}.
Mithinmüssen wir für den ersten Wert R_{m_1} mit den negativen Vorzeichen in
den Momenten der Achsgabelreibung und für den letzten Wert R_{m_2} mit den
positiven Vorzeichen bilden. Da diese Werte aber addiert werden, so können wir die
einander gleichen Grössen Tt und Tk gleich von vornherein fortlassen, und
erhalten dann, wenn V die Fahrgeschwindigkeit der
Lokomotive in km/Std. bezeichnet, bei Benutzung der Werte
n = 3, \mu=\frac{270}{9,81}, V = 90, D = 1,96, ε = 0,59
und wenn wir
\frakfamily{v}=2\cdot r\cdot \pi\cdot \frac{v}{D\cdot \pi}=2\cdot r\cdot \pi\cdot \frac{V}{3,6\cdot D\cdot \pi}=\frac{1}{1,8}\cdot
\frac{r\cdot V}{D}
einsetzen, und beide Seiten gleich durch zwei dividieren
\frac{3-1}{2}\cdot 1,02\cdot \frac{270}{1,8^2}\cdot \frac{0,3\cdot 90^2}{1,96^2}\cdot 1,414
>\,0,05\cdot 0,1\cdot 3100\cdot 2+2,65\cdot 0,1\cdot 3100\cdot 2
+3,75\cdot [2\cdot 7950\cdot 0,01+0]+3,75\cdot 54\cdot 0,1
+2\cdot 0,1\cdot (5200\,\sqrt{0,05^2+0,59^2}+5000\cdot \sqrt{2,64^2}+0,59^2)+12
das gibt weiter
\begin{array}{rcl}5150&\,>\,&1660+5960+20+3340+12\\ &\,>\,&10996. \end{array}
Da diese Ungleichung also sicher nicht erfüllt ist, so sehen wir, dass das Schlingern
durch die Reibung vollständig vernichtet wird.
Bei Leerlauf wird sich auch hier der Angriffspunkt der Kraft, welche diese Bewegung
hervorzurufen versucht, immer an den Achsgabeln zeigen, indem von hier ausgehend
durch die lebendige Kraft der Maschine immer in der ersten Hubhälfte der Kolben
beschleunigt wird, und in der zweiten wird dieselbe Kraft wiederum auf die Maschine
durch die Verzögerung des Kolbens übertragen. Auf der rechten Seite werden aber die
beiden ersten Glieder verschwinden, wenn wir den Rollwiderstand vernachlässigen,
sodass wir die Ungleichung erhalten
\begin{array}{rcl}5150&\,>\,&5960+20+3340+12\\ &\,>\,&9332. \end{array}.
Somit wird auch für Leerlauf das Schlingern nicht eintreten können.
(Schluss folgt.)