Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 684 |
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Neuerungen in der Papierfabrikation.
Von Professor Alfred Haussner,
Brünn.
(Fortsetzung von S. 668 d. Bd.).
Neuerungen in der Papierfabrikation.
h) Glätten.
Die Papier-Kalanderwalzen leiden unter der Hitze der mit ihnen
zusammenarbeitenden Hartwalzen, beziehungsweise durch den hohen Druck während
der Arbeit sehr bedeutend. Kleine Teile bröckeln ab und können ernstlich
schaden. Ernst Lehmann in Heidenau, beziehungsweise
die ausführende, bekannte Fabrik Jos. Eck &
Söhne in Düsseldorf, wollen dem nach D. R.-P. 119843 dadurch steuern,
dass Asbestfasern, dann geeigneter Dreiviertelstoff mit Zusatzstoffen und
Leimmilch in einen drehbaren Kocher gebracht werden. Gedreht wird dann solange,
bis die Asbestfaser vollständig mit Leimmilch durchtränkt ist, wobei in irgend
einer Art Druck, etwa durch die während des Kochens sich entwickelnden Dämpfe,
angewendet wird. Dadurch und durch allfälligen Zusatz von schwefelsaurer Tonerde
kann der gewünschte Härtegrad erreicht werden. – Um allenfalls eingeschlossene
Luft zu entfernen, werden nach dem Hauboldschen D.
R.-P. 99401 Entlüftungsrohre in die Papierwalzen eingebaut.
Anders will Robert Emmel nach D. R.-P. 124725 diesem
Verschleiss der Papierwalzen entgegentreten. Er legt zwischen den Papierteil und
die eisernen Endscheiben Platten aus schlechten Wärmeleitern, von der Ansicht
ausgehend, dass an das Papier unmittelbar während der Drehung nur wenig Wärme
übergeht, weil alle Elemente nach der Berührung mit den heissen Hartwalzen frei
werden und nur durch die gut leitenden Endscheiben fortwährend Wärme übertragen
wird.
Für Hartwalzen werden jüngst von Karl Schürmann in
Düsseldorf solche empfohlen, bei denen der harte Mantel auf Achsen aus
schmiedbarem Material so aufgepresst wird, dass er an zwei Stellen mit der Achse
zusammenhängt, statt an einer, wie es bei den gewöhnlichen Antideflektionswalzen
der Fall ist. Die Druck Verteilung wird hier zweifellos günstiger, doch mag eine
Nachricht der bekannten Fabrik zum Bruderhaus in Reutlingen angeführt werden,
wonach dort solche Walzen schon vor etwa sieben Jahren hergestellt worden
sind.
Um übermässigen Glanz zu vermeiden, werden mattgeschliffene Walzen benützt. D.
R.-P. 114228.
Auch für Glättwerke wird der Vorschlag gemacht, ähnlich wie es für Pressen von
Willi Schacht (auf Seite 664 dieses Aufsatzes)
geschah, um eine grössere Mittelwalze mehrere, etwa hydraulisch angedrückte
Presswalzen zu legen,so dass das Papier nach und nach durch alle
Presstellen geführt wird, nach Verlassen einer derselben abgehoben und dann zur
nächsten durch geeignete Leitwalzen wieder zugeführt wird. Amerikan. Patent
639974 von H. M. Harley und E. U. Gibbs.
Andere Patente, wie jene von Brookes und von Krause beziehen sich auf geschickte Einführung der
Bahn, beziehungsweise der Bogen.
Julius Wezel in Leipzig schlägt im D. R.-P. 126155
vor, dem Welligwerden des Papiers nach dem Kalandern dadurch vorzubeugen, dass
man es im gespannten Zustande eine längere Zeit bis zur völligen Trocknung
führt, beispielsweise dadurch, dass man das Papier auf und ab über eng
aneinanderliegende Walzen leitet.
Für das Glätten von Buntpapier wird von August Köbig
im D. R.-P. 108892 statt des Glättsteines, welcher quer über die Papierbahn
geführt und angedrückt wird, eine Walze, an der Papierbahn anliegend, gebraucht,
wobei in den Umfang der Walze die Glättsteine entsprechend eingesetzt sind. Gmeiner wendet nach D. R.-P. 101857 zwei
Glättsteine im gemeinsamen Halter an.
Bekanntlich ist das Papier, um es in der richtigen Weise zu glätten, oft vorher
zu feuchten. Hierfür sind schon eine grosse Anzahl von Apparaten bekannt. Zu
diesen treten einige neuere: So jener von Heinrich
Schaaf nach D. R.-P. 118312, bei dem eine Drehbürste Wasser aus einem
Trog in die Borsten nimmt, an einer geeigneten Anschlagfläche vorüberstreicht,
die Borsten abbiegt und dann ausschnellen lässt, wodurch ein Regen auf das
Papier gelangt. J. Wezel wendet im D. R.-P. 117228
Zerstäuber an, welche das Wasser gegen eina Feuchttrommel senden, um welche die
Papierbahn geführt wird. Leopold Zeyen lässt
mittels eines Filzes nach D. R.-P. 113081 Wasser aus einem Gefäss saugen und
jenes durch eine das Filzende treffende Schlägerwalze zerteilen. G. T. Pratt wendet Feuchtwalzen an.
i) Schneiden.
Bevor das Papier in diejenige Flächenausdehnung durch Schneiden gelangt, die man
braucht, ist es besonders bei der Erzeugung von Feinpapieren, wünschenswert, auf
der Papiermaschine, über die Gleichmässigkeit desselben beruhigt sein zu können.
Gewöhnlich wird hierfür unmittelbar ein der Bahn entnommener Teil von ganz
bestimmter Fläche gewogen. Ununterbrochene Wägung beziehungsweise, was auf
dasselbe hinauskommt, Bestimmung der Dicke, hat aber vieles für sich. Neuestens
wird ein Apparat empfohlen, bei welchem eine Tasterrolle, welche auf der über
eine feste Unterlage geführten Papierbahn gleitet, die Veränderungen der Dicke,
abhängig von der Zeit, ununterbrochen aufzeichnetVergl. den Apparat von Schopper; D. p. J. 1896, 301, 148..
Die für das Schneiden der Bahnen der Länge nach
gebräuchlichen Kreisscheeren werden nach wie vor angewendet. In Einzelheiten
kommen mehr weniger empfehlenswerte Abänderungen vor. F.
Schmidt in Naumburg bringt nach D. R.-P. 110080 die Achse für die
obere, nicht unmittelbar angetriebene Schneidscheibe mit einem dazu im Winkel
stehenden Teil in Verbindung. Verdreht man den letzteren, so hebt oder senkt man
dadurch die Drehungsachse der oberen Schneidscheibe und ist dadurch in der Lage,
bequem einzustellen. Um viele schmale Streifen zu erzielen, wendet B. Kollén nach D. R.-P. 104484 federnde
Schneidscheibenblätter an, welche geeignet achsial aneinander gedrückt werden,
sonach sichern Anschluss und sauberen Schnitt erwarten lassen. F. H. Peukert legt nach D. R.-P. 111218 knapp neben
die Schneidscheibe Druckrollen, welche das Papier an den zu erzielenden Rändern
festhalten und dadurch saubere Ränder erreichen lassen. E. Oeser benützt nach D. R.-P. 109060 schief gelegte Schneidscheiben,
um Kartenblätter mit abgeschrägten Rändern zu versehen.
Damit sind wir allerdings eigentlich bei dem Querschneiden angelangt, das wohl nicht im Zusammenhang mit der
Papiermaschine ausgeführt wird, aber hier doch im Anschlusse kurz besprochen
werden möge.
Auch Hermann Herbst benützt nach D. R.-P. 122405
Rundmesser zum Querschneiden, angeblich um gefahrloser zu arbeiten, was immerhin
fraglich ist. Zuführpresse u. dgl. sind recht verwickelt.
Sehr geschickt ist eine Bogenführung von Friedrich
Müller, Potschappel nach D. R.-P. 106469, wobei auf Querschneiden in
zwei zueinander senkrechten Richtungen ausgegangen wird. Führungswalzen liefern
das an zwei parallelen Seiten beschnittene Papier auf eine Reihe von Federn,
welche den Bogen solange etwas hochhalten, bis er die vorerwähnten Walzen ganz
verlassen hat und mit dem ganzen Gewicht die Federn belastet. Dadurch werden sie
niedergedrückt und kommt der Bogen auf Leitwalzen zu liegen, welche ihn in der
zu der vorigen senkrechten Richtung weiter und gegen die zweite Schneid
Vorrichtung führen.
Textabbildung Bd. 318, S. 684
Fig. 109.
Eine hübsche Anordnung bietet Rudolf Kron in Golzern
nach D. R.-P. 102064 zum Querschneiden längerer Bahnen. Von den Bahnen b (Fig. 109) wird
das Papier über die kreisförmige Leitfläche cd zu dem Drehmesser m geführt, und zwar
zieht die Presse c1
das Papier in der richtigen Länge heran, die Presse h klemmt unmittelbar benachbart der Schnittstelle. Beide Pressen
werden von der Drehbewegung des Messers m
beeinflusst. Auf der Welle a des Messers m befinden sich nämlich in richtiger gegenseitiger
Lage die beiden Daumen g und g1, g wirkt auf den Winkelhebel f, welcher mit seinem ungefähr wagerecht liegenden Arm die Stange e stützt, die durch den unteren Pressbalken bis zum
oberen c1 geführt
ist, sodass c1
durch die Betätigung desDaumens g angehoben,
beziehungsweise fallen gelassen wird und dann die Papierbahnen klemmt. Dies
geschieht, während die Bahnen durch den einstellbaren
Schubstangen-Kurbel-Mechanismus von der Kurbelscheibe b1 aus mittels der Schwingen, welche
die Presse c1
stützen und um d1
drehbar sind, herbeigezogen werden. Der Daumen g1 wirkt auf den einen Arm des Winkelhebels f1. Dadurch kann
der Bolzen e1, beziehungsweise der obere
Pressbalken h gehoben und damit die Zufuhr einer
weiteren Länge frei gegeben werden. Die abgeschnittenen Bogen fallen dann auf
den angedeuteten Stoss.
Um möglichst viele Rollen unterbringen und sie auch bequem einlegen und
auswechseln zu können, baut C. G. Haubold jr. durch
D. R. G. M. geschützte Rollenständer, welche keine wagerechten
Verbindungsleisten in der Mitte besitzen und daher das Einschieben von
Rollenwagen unmittelbar gestatten, solcherart die Arbeit nicht unwesentlich
beschleunigend.
Von anderen QuerschneidernVergl.
die verschiedenen Berichte d. Verfassers in D. p. J. 1892, 286, 1894, 294,
1896, 301, 1898, 310 usw. sei des D. R.-P. 111178 von Julius Post in Hamburg gedacht, welcher das Messer
um zwei zu einander senkrechte Achsen drehbar macht, um das bewegliche Messer
etwas schief gegen das feststehende an diesem vorüber zu führen, um ganz reinen
Schnitt zu erzielen. Hübsche Pressen und ziehende Schnittausführung finden wir
bei den Scheeren von Chn. Mansfeld in
Leipzig-Reudnitz, in der Bauart von G. Homann nach
D. R.-P. 103489, in den Konstruktionen von Karl
Krause in Leipzig u.a.
Besonders dann, wenn ganze Stösse beschnitten werden sollen so, dass alle Bogen
genau dieselbe Grösse erhalten, die Schnittflächen genau lotrecht ausfallen, ist
sichere, kräftige Pressung der Stösse unmittelbar bei dem Messer durchaus
notwendig. Dies soll aber rasch geschehen, und ebenso wünschenswert ist es, nach
dem Schnitt rasch die Presse losen zu können, um die Arbeit zu
beschleunigen.
Ganz geschickt ist dies unter anderen bei der Mansfeldschen Scheere durch eine Fusstrittpresse mit Sperrmechanismus
gelöstVergl. D. p. J.
1898, 310, 152.. Verwickelter ist
die Anordnung in der Scheere von Krause nach D.
R.-P. 97 985, wobei es allerdings tunlich ist, sowohl einen hohen Stoss, wie
auch einen einzelnen Bogen festzuhalten, ohne einen besonderen Handgriff.
Die D. R.-P. 95319 und 95654 von Krause zeigen
vierseitige Beschneidmaschinen mit drehbarem Tisch, wo durch einstellbare
Anschläge, richtiges rechtwinkeliges, vierseitiges Beschneiden gewährleistet
ist. Im D. R. G. M. 95386 zeigt Krause an einer
Beschneidemaschine, wie man genau den Vorschub einzustellen vermag, um viele
parallele, gleichbreite Streifen zu gewinnen. Auch hier benützt er
Stellschrauben und eine geeignete Sperrzahnung. Im D. R.-P. 108919 ist Krause auch ein genauer mechanischer Vorschub
patentiert.
Einigermassen im Widerspruch mit den bisherigen Erfahrungen steht das D. R.-P.
100110 von Goss. Es wird hier vorgeschlagen, das
Papier nachgiebig durch Bürsten gegen die Messer zu drücken, um glatten Schnitt
zu erzielen!
In zahlreichen anderen Patenten und auch Ausführungen ist immer fester Druck
gewählt. Rosenthal D. R.-P. 97388, Seybold D. R.-P. 97087, Leland & Faulconer (schiefer Schnitt) D. R.-P. 97231 u.a.
Für das Rollen der zugeschnittenen Bahnen ist keine
wesentliche Neuerung zu verzeichnen. Die Holzwarenfabrik
Burgthan empfiehlt Holzhülsen mit gepressten Stahlringen von
∪-Querschnitt armiert; Frank nach D. R.-P. 114044
und Smith geben der Länge nach geteilte Hülsen zum
bequemen Ausziehen aus der Rolle an; Th. Savery im
D. R.-P, 124920 eine veränderliche Belastungsvorrichtung für die Wickelwalze, um
den Andruck derselben entsprechend dem wachsenden Durchmesser der Wickelwalze zu
regeln; H. Gmeiner in seinem D. R.-P. 109931 zeigt
wieder eine Ausstreifvorrichtung mittels schiefer Reibungsflächen für die
aufzuwickelnde Bahn.
5. Rundsiebmaschinen.
Das diese Art von Papiermaschinen charakterisierende Rundsieb bedarf der
sorfältigsten Ausführung, um den Anstrengungen, insbesonders durch die am oberen
Scheitel befindliche Abnehmwalze, gewachsen zu sein. Je breiter (länger) dabei dieses
Sieb wird, desto heikler wird es begreiflicherweise. Daher und auch der bequemen
Bedienung halber geht man bei Pappenmaschinen nicht
gerne sehr weit, so dass hierbei Maschinen mit einer Breite bis zu 130 cm etwa zu
den beliebteren gehören, ohne damit sagen zu wollen, dass nicht auch
Rundsiebmaschinen von wesentlich grösserer Breite, selbst bis gegen 3 m heute gebaut
werden.
Um solche Siebe ausreichend fest zu bekommen, wurden schon in den vorangegangenen
Berichten viele Anordnungen aufgezählt. Auch diesmal sind etliche zu verzeichnen.
Heinrich Kutschera in Bubna bildet die Mantelfläche
nach D. R.-P. 119372 aus einer kräftigen, in Spiralen gewundenen Drahtlage, wobei in
den Draht geschlungene Oesen sich um Querstäbe legen, welche in die Zylinderdecke
eingelassen sind. Diese Oesen sind auch sehr gut geeignet, um die Schlitzweite, den
Zwischenraum zwischen den einzelnen Drahtlagen zu regeln.
Leopold Zeyen in Raguhn wendet bei seinen Rundsieben
nach D. R.-P. 103676 einen gelochten Blechmantel als eigentliche Unterlage für das
Sieb an. Damit aber die Unterlage, welche wegen der notwendigen Oeffnungen sehr
geschwächt ist, sich nicht ungehörig durchbiegt, wird dieselbe noch durch einen
innerhalb eingezogenen Wellenblechmantel gestützt, der in den Wellentälern genügend
Löcher für den Wasserabfluss erhält.
Im D. R.-P. 104897 verwendet Leopold Zeyen als
Siebstütze Ringe r, Fig.
110, von ∪-förmigen Querschnitten, wobei die Flantschen f die Stäbe t stützen,
während die Basis s des ∪ mit vielen Löchern versehen
ist, um das andringende Wasser rasch durchzulassen. Die ∪-Ringe werden dann durch
geeignete Armkreuze, wie aus der Figur unmittelbar zu ersehen, mit der Achse
verbunden.
Textabbildung Bd. 318, S. 685
Fig. 110.
Um den der Maschine zufliessenden Stoff ständig beobachten zu können, empfiehlt E. J. Eichhorn in Glashütte im D. R.-P. 105616 an das
Zuflussgerinne ein kommunizierendes Rohr anzuschliessen, das in einen Trichter mit
Ueber-lauf übergeht, dessen Höhenlage eingestellt werden kann. Dadurch ist der
beabsichtigte Zweck allem Anscheine nach gut zu erreichen, besser als in der heute
üblichen Weise, wonach von Zeit zu Zeit Stoffproben aus dem Gerinne genommen
werden.
Um zu verhindern, dass sich noch vor dem Sieb in der Bütte, insbesonders in den vom
Rundsieb entfernteren Winkeln Stoff u. dergl. ungehörig absetze, sind Rührer
verschiedener Art bereits in Gebrauch. Friedrich Kurtz
in Wernsdorf schlägt nun im D. R.-P. 103 915 vor, solche Rührer aus glatten, ebenen
Scheiben zu bilden, welche untereinander parallel, aber schief auf eine Drehachse
aufgebracht werden. Bei der Drehung wirken diese Scheiben auf die umgebende
Flüssigkeit hin und her treibend, abweichend von einer Schraube, bei welcher sich
ein Strom nach derselben Richtung ergibt. Abgesehen davon, dass damit wirklich das
Absetzen von Stoffteilen gut hintangehalten werden kann, werden bei der Kurtz sehen Anordnung die Fasern sehr durcheinander
gewirbelt, was auf die Verfilzung immerhin günstigen Einfluss üben kann.
In anderer Art sucht die Maschinenbau-Anstalt u.
Metalltuch-Fabrik in Raguhn nach D. R.-P. 102738 ähnliche Zwecke zu
erreichen. Sie bildet eine Art Rechen aus wagerechten Leisten an lotrechten Stangen.
Die Leisten enden ziemlich nahe an der Umfläche der Siebtrommel und werden mittels
der lotrechten Stangen, beziehungsweise durch ein geeignet angeordnetes Exzenter
rasch auf und ab bewegt. Es wird erhofft, dass insbesonders dann, wenn ein solcher
Rührer in der Nähe derjenigen Stelle, wo das Rundsieb bei seiner Drehung aus den
Stoff heraustritt, angebracht wird, die Flüssigkeit an der Umfläche des
Siebzylinders in eine so starke Bewegung, gewissermassen schwingend, versetzt werde,
dass dadurch die Stoffasern verhindert werden, sich ungleichmässig zu verteilen,
also auch ungleichmassiges Papier hervorzurufen, unbeschadetdes Umstandes, dass
die Fasern für bessere Verfilzung gut durcheinander kommen.
Um die Breite der auf der Rundsiebmaschine herzustellenden Papierbahn zu verändern,
bleibt heute kaum etwas anderes übrig, als entweder ein anderes, entsprechendes
Rundsieb zu nehmen, oder auf das vorhandene, zu breite, seitlich Zeugstreifen
aufzunähen und so einen Teil der Sieboberfläche zuzudecken. Deckelriemen, analog
jenen bei den Langsiebmaschinen, sind hier mit Rücksicht auf die ganze Anordnung
schwer anzubringen. Interessant sind in dieser Richtung zwei neuere Vorschläge. Beveridge und Frye
schlagen im amerikan. Patent 659283 einen bleibenden Deckelriemen vor. Die
äussersten, an den Stirnwänden liegenden Siebmantelteile werden durch Zeug- bezw.
Metallstreifen 13 (Fig.
111, 112) bestimmter Breite beständig
gedeckt erhalten. In derselben Breite ist ein endloser Deckelriemen 14 vorhanden, welcher über Leit- und Einstellrollen so
geführt wird, dass er bei jedem der Siebe einen guten Teil des Umfanges umgibt. Die
Rollen 16 sind mittels 20,
21 nach der Breite stellbar und nehmen dabei durch Randscheiben den
Deckelriemem mit, was mit Rücksicht auf die ausreichende Länge der anderen
Leitrollen 15, 17 und 18,
sowie Spannwalze 19 anstandslos möglich ist. Die
papierbildende Oberfläche des Rundsiebes 7, 9 im Trog
3 und mit Welle 8 ist
damit wirklich für den durch Zulauf 1, 2, 4 ankommenden
und die Höhen 5, beziehungsweise 6 einhaltenden Stoff innerhalb gewisser Grenzen
regelbar. Nur muss das Sieb um die Breite der Streifen 13 länger sein, als die grösste, auf der Maschine herzustellende
Bahnbreite. Nassfilz 10 und Gautschwalze 11 bieten gegen die gewöhnlichen Ausführungen nichts
Besonderes. Die Füsse 12 gestatten den Deckelriemen
unterhalb der Tröge zurückzuführen.
Textabbildung Bd. 318, S. 685
Fig. 111.
Textabbildung Bd. 318, S. 685
Fig. 112.
Anders versuchen Bidwell und Reynolds im amerikan. Patent 587918 der Aufgabe beizukommen. Sie fassen
den Deckelriemen, ähnlich geleitet, wie in den beiden vorigen Figuren in einen
Rahmen, an den sich seitlich, gegen die Stirnwände des Rundsiebes teleskopartig in
einander schiebbare Mäntel anlegen. Auf den ersten Blick glaubt man so noch mehr als
mit der vorerwähnten Anordnung zu erreichen. Doch bieten allem Anscheine nach die
ineinander schiebbaren Wände so bedeutende Herstellungs–, Erhaltungs- und
Gebrauchsschwierigkeiten, dass man dem Bidwell-Reynoldsschen Gedanken kaum Erfolg verheissen kann.
Wird die Rundsieb- als Pappenmaschine benutzt, so ist der Umfang der Formativalze bestimmend für die Grosse des
herzustellenden Pappebogens. Es ist üblich, für eine neue Grosse eine ganz neue
Formatwalze zu gebrauchen. Alfred Menzel in
Ulbrichsberg will dem einigermassen durch Anordnungen steuern, welche sich in den D.
R.-P. 120285 und 124558 finden. In der einen Art wird die Mantelfläche der
Formatwalze aus geeigneten Stäben gebildet, welche in ausreichender Zahl für einen
bestimmten Umfang über die zugehörigen Endscheiben zusammengestellt werden. In der
anderen Art bleiben die Endscheiben dieselben und mit den zugehörigen Achsenteilen
fest verbunden, während nach Bedarf die Mäntel gewechselt werden. Damit diese auf die bereits
vorhandenen Endscheiben passen, haben die Mäntel nach innen geeignete, das Passen
veranlassende Ansätze, mit denen auch die Mäntel an die Endscheiben geschraubt
werden können.
Gaston Brigalant bezweckt im D. R.-P. 100394 den Druck,
unter welchem das Aufwickeln bei der Formatwalze stattfindet, der Dicke des Blattes
gemäss zu regeln. Hierfür hebt er entweder die Formatwalze mittels geeignet
angetriebenen Schraubenspindeln proportional zur Drehung, also auch zum Anwachsen
des Formatwalzenhalbmessers, oder aber er verringert die Belastung für den Andruck
dadurch, dass er proportional zur Walzendrehung das Gewicht an seinem Hebelarm gegen
dessen Drehpunkt schiebt. Brigalant will durch dieses
Mittel vermeiden, dass die Pappe, insbe-sonders solche aus Lederabfällen, zerdrückt
werde. Man vergleiche hierzu auch die Anordnung von Savery, welche beim „Rollen“ Seite 684 erwähnt worden ist. Etwas
ähnliches versucht Bernerd Eilers nach amerikanischem
Patent 608849 zu erreichen. Er drückt gegen die auf der Formatwalze sich
aufwickelnden Schichten nacheinander zwei Presswalzen und hofft dabei durch
geringeren Druck bessere und vor allern schonen dere Entwässerung zu erzielen als
durch eine Presse mit verhältnismässig hohem Druck. Dagegen presst F. H. Fröhlich & Sohn nach D. R.-P. 99452 durch
eine Walze mit vertieftem Muster noch auf dem Nassfilz Tapetenpapiere mit hohem
Relief.
Um Lösch- und Filterpapier recht saugfähig, porös, zu machen, schlägt F. A. Fletcher im amerikan. Patent 645081 vor, die
ganze Nasspartie in einen Vakuumkasten zu schliessen. Dadurch und durch Erhitzen der
feuchten Papierbahn wird sie entwässert, ohne gepresst worden zu sein. Dieser
Vorteil scheint wohl zu teuer erkauft. Vergl. den Vorschlag von Fairbanks und Fish auf S.
667 dieses Aufsatzes.
Eine mehrfach Rundsiebmaschine von Hans Schalcher nach
D. R.-P. 98905 ermöglicht die in zwei Abteilungen erzeugte, mehrfache Stoffbahn
während des ganzen Laufes zu beobachten. Wir erkennen in Fig. 113 die beiden Abteilungen zu je drei Zylindern c, c1. Aus der
Abteilung A kommt die Bahn in der Pfeilrichtung mit dem
Nassfilz f sichtbar gegen einen Egoutteur e, welcher die Bahn auf den zweiten Nassfilz f1 überzuführen
ermöglicht, in die zweite Abteilung B, von wo die
Bahnen immer sichtbar in die Pressen usw. gelangen. Antriebräder d, d1,
beziehungsweise Zugwalzen z, zl vermitteln die Bewegung.
Textabbildung Bd. 318, S. 686
Fig. 113.
In der mehrfach Rundsiebmaschine von A. W. Case nach
amerikan. Patent 642083 wird eine Seite der Papierbahn gemustert, bezw. gefärbt
dadurch hergestellt, dass mit gewöhnlichen weissen Bahnen eine andere
zusammengegautscht wird, welche aus einer besonderen Bütte durch ein endloses Sieb
geschöpft wird. Aehnlich ist die Herstellung des Doppelpapieres von Crump nach D. R.-P. 96558. Bordier gautscht nach franz. Patent 274597 Draht in Papier.
6. Verschiedene andere Papiermaschinen.
Ganz eigentümlicher Art, beziehungsweise erinnernd an ältere, bereits bekannte
Apparate sind die von A. W. Case, welche derselbe in
drei amerikan. Patenten geschützt erhielt. Im amerikan. Patent 598241 wird von dem
sonst üblichen Auf- beziehungsweise Anfliessen des Stoffs an das Entwässerungssieb
abgegangen. Vielmehr wird der offenbar sehr dickflüssig zugebrachte Stoff durch eine
Art Krempelwalze von hoher Umfangsgeschwindigkeit erfasst und gegendie eine
Fläche eines endlosen Siebtuches geschleudert und durch dieses den Pressen
zugeführt. Auch ein Saugkasten kann eingeschaltet sein. Schichtenweise Anordnung
wird hierbei wohl nicht vorkommen, ob aber ein besseres Produkt erzielt wird, mag
dahingestellt bleiben.
Im amerikan. Patent 665063 lässt Case den Stoff
unmittelbar in Rahmen einlaufen, deren Boden ein damit nicht zusammenhängender Filz
bildet. Auf den Stoff setzt man eine Pressplatte, darauf wieder einen Filz und auf
diesen einen Rahmen u.s.f. bis man eine ausreichende Zahl übereinander hat. Dieser
Stoss wird dann hydraulisch gepresst und solcherart eine Pappe von beliebiger Stärke
erzeugt.
Textabbildung Bd. 318, S. 686
Fig. 114.
Im amerikan. Patent 667902 schlägt Case im Vereine mit
J. Gray eine andere eigentümlich gebaute Maschine
vor (Fig. 114). Zwei Langsiebe b, c werden geeignet über Walzen b1-b5, beziehungsweise c1-c5 geführt. Dadurch, dass b1 und c1 in einem Bogenschlitz a3 stellbar sind, gewinnt man
einen keilförmigen, nach oben offen und durch seitliche Wände auch dahin
abgeschlossenen Raum, in welchen durch e Papierstoff
einfliesst. Dieser wird zwischen den beiden Metalltüchern über Registerwalzen b6 geleitet bis
zu den ersten Press walzen g, b3. Von dort geht die Papiermasse nur mildem
Obersieb gegen die zweite Presse h, f1, mit Unterfilz f, der die Pappe schliesslich auch aus der Maschine führt. Bei i wird das rückkehrende Obersieb gewaschen, a, a1, a2 ist das Gestelle der Maschine.
7. Antrieb von Papiermaschinen.
Der unmittelbare Zusammenhang der verschiedenen Arbeitsprozesse in den
Papiermaschinen bringt es mit sich, dass der Antrieb derselben gewisse
Besonderheiten bedingt. Während der Bildung des Papierblattes findet eine
fortwährende Längenänderung in den einzelnen Teilen der Bahn statt, sodass, sofern
man sicher vermeiden will, dass die Bahn reisse, Geschwindigkeitsänderungen vom
Auflauf des Stoffes bis zum Aufrollen der fertigen Papierbahn vorgenommen werden
müssen. Bei der grossen Länge der Papiermaschinen machen Wellentransmissionen
bereits Schwierigkeiten. Zur Abhilfe wurden Reibungstriebe verschiedener Art
vorgeschlagen. Der Seyboldsche Reibräderantrieb ist
vieler Orten gerne gesehen. Jüngst hat die Maschinenfabrik Füllner in Warmbrunn zwei Anordnungen, die sehr viel Vertrauen verdienen,
patentiert erhalten. Im D. R.-P.108311 ist ein Seiltrieb für Papiermaschinen
angegeben. Wir erkennen in Fig. 115, 116 zwei Arten der Ausführung in Grund- und Aufriss,
und zwar oberirdisch und unterirdisch in einer Figur vereint. Im Falle des
unterirdischen Antriebes wird man wohl am einfachsten den Forderungen nach Sicherung
vor Unfällen gerecht, indem solche Triebe in gedeckten Kanälen der unmittelbaren
Berührung entrückt sind, während sonst Verkleidungen der bewegten Teile angebracht
werden müssen. Von der mehrrilligen Seilscheibe b gehen
entweder Einzelseile oder die Teile eines zusammenhängenden Kreisseiltriebes zu den
Seilscheiben d-m für jene
Wellen, welche in die Papiermaschine die Kraft für einen besonderen Teil derselben
übertragen sollen. Dabei sind auch noch Riemenkegelgetriebe d1, d2
– m1, m2 vorgesehen, um
innerhalb einer bestimmten Arbeitstätte sich den dort herrschenden Verhältnissen
vollkommen anpassen zu können. Gebraucht man ein Kreisseil, so läuft dasselbe
abwechselnd über die zum Antriebe der verschiedenen Teile der Papiermaschine
dienenden Scheiben und über je eine Seilnut der Trommel b. Von der letzten Nut der Trommel wird das Seil unter Vermittlung einer
schräg gelagerten Seilscheibe r nach der ersten Nut der
Trommel zurück geleitet. Seilscheibe r wirkt auch als
Spannrolle, indem über Rolle t durch Gewicht p auch die Spannung gegeben ist, woraus sich die
leichte Regelung ergibt, dabei ruhiger, zuverlässiger Gang aller Einzel wellen.
Führt man, wie in der Patentschrift auch angegeben, die Seilrollen d usw. lotrecht zur Achse durch eine Mittelebene
geteilt aus, so kann durch Nähern oder Entfernen dieser Hälften auch der Halbmesser
für das auflaufende Seil und damit, ohne den Kegel-Riemenscheibenbetrieb,
unmittelbar bei jeder Welle, allerdings in bescheidenen Grenzen, die Geschwindigkeit
geändert werden.
Um die bewegten Massen nach Möglichkeit herunterzudrücken und dadurch die rasche Aenderung der Geschwindigkeit (besonders bei den
heutigen hohen Werten derselben) an den einzelnen Arbeitstellen zu erleichtern, gibt
H. Füllner im D. R.-P. 112169 einen ungewöhnlichen
Reibräderantrieb an, der aber nichtsdestoweniger sehr vieles für sich hat, Fig. 117. Auf der parallel zur Längsrichtung der
Papiermaschine liegenden Haupttransmissionswelle a sind
verschiebbare Reibrollen b angebracht. Diese arbeiten
mit Reibscheiben e zusammen, die je auf den einzelnen
Wellen c sitzen, welche die Kraft in die Abteilungen
der Papiermaschine übertragen. Diese Scheiben e sind im
wesentlichen Blechringe, welche in entsprechende Nabenteile geklemmt sind. Der
Andruck wird durch einstellbare Rollen g im Gestelle
f veranlasst. Um die Winkelgeschwindigkeit der
getriebenen Wellen zu ändern, hat man nur die Rollen b
näher oder ferner vom Mittelpunkte der bezüglichen Scheibe e einzustellen, was mittels des bei h
angedeuteten Winkelhebels und eines geeigneten, bei k
zu denkenden Schrauben-Mechanismus tunlich ist. Um vor dem Anlassen der Maschine
einzelne Teile bereits derart einstellen zu können, dass für die genauere Regelung
der im Gange befindlichen Maschinenur mehr geringe Verschiebungen der
Triebräder b auf der Welle a erforderlich sind, werden sämtliche Lager der Welle a sowie auch die zur Lagerung der Druckrollen dienenden
Böcke auf Fundamentschienen parallel zur Welle a
verschiebbar angeordnet. Man kann auch selbstverständlich jedem Einzelantrieb seine
eigene Hauptwelle a geben und dadurch die Abteilungen
unabhängiger von einander machen. Um ausreichend Reibung zu gewinnen, sind entweder
die Triebräder b oder die Ringe e mit Gummi, Leder oder dgl. bezogen. Die Blechscheiben e sind in ihrer Stärke den jeweiligen Verhältnissen
anzupassen.
Textabbildung Bd. 318, S. 687
Fig. 115.
Textabbildung Bd. 318, S. 687
Fig. 116.
Was die Mitnahme der Papierbahn unmittelbar anlangt, so hat hierfür Hermann Gmeiner in Benndorf im D. R–.P.
108418 einen interessanten Gedanken niedergelegt. Statt die Papierbahn zwischen
zwei Walzen durch den Andruck derselben mitnehmen zu lassen, nimmt Gmeiner nur eine, aber hohle und mit durchlöchertem
Mantel ausgestattete Walze, an deren Innenseite gut abgedichtet sich ein Segment
legt, aus dem in irgend einer Art achsial die Luft abgesaugt wird.Es presst
somit der äussere Luftdruck die Bahn sehr schöner, d an die Walzenumfläche, wodurch
die Bahn sehr sicher mitgenommen wird. Das Saugsegment ist im Kreise einstellbar, um
die Stelle wählen zu können, an welcher die Bahn an der Walze liegen soll.
Textabbildung Bd. 318, S. 688
Fig. 117.
(Fortsetzung folgt.)