Titel: | Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren. |
Autor: | J. M. Eder, E. Valenta |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 733 |
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Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der
Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren.
Von J. M. Eder und E.
Valenta.
(Fortsetzung von S. 717 d. Bd.)
Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der
photochemischen Reproduktionsverfahren.
Dreifarbenphotographie.
Apparate für Dreifarbenphotographie und Projektion wurden von verschiedenen Seiten
konstruiert und in den Handel gebracht. Solche Konstruktionen rühren u.a. von Dr. SelleEders
Jahrb. f. Photogr. 1901, S. 544 ff. in Berlin her, dessen
Verfahren darin besteht, dass er von den drei in bekannter Weise (siehe unsere
früheren Referate) hergestellten Teil-Negativen drei positive schwarze Kopien auf
einem weissen, undurchsichtigen Materiale (z.B. auf photogr. Silberpapier)
herstellt. Wird nun Licht auf die drei im Apparate befindlichen Kopien fallen
gelassen und dann in geeigneter Weise rückwärts durch die entsprechenden Lichtfilter
auf ein und dieselbe Stelle reflektiert, so ergibt sich eine Kombination der drei
Komplementärfarbenbilder.
A. Hoffmann hat für sein Verfahren eine eigenartig
gebaute Multiplikatorkassette; bei diesen Kassetten werden die betreffenden
Lichtfilter gleichzeitig mit den Platten verschoben.
Th. Knight Barnard und Fred.
Gowenlok erhielten ein D. R.-P. (No. 114928) auf ein Chromoskop mit
justierbaren SpiegelnPhotogr. Chron.
1901, S. 189.. Louis Ducos du Hauron
liess sich ein D. R.-P. (No. 117372) auf eine Einrichtung zur Erleichterung des
optischen Zusammenpassens der Teilbilder bei Chromoskopen erteilen. Antonio Sauve erhielt ein Patent (No. 301140) auf ein
Chromoskop („Synchromoskop“ oder Apparat, um vergrösserte aufeinandergelegte
Bilder dreier mit farbigen Schirmen bekleideter Diapositive zu sehen). Er benutzt
statt der Spiegel Prismen.
Ein Verfahren zur Herstellung von Photographien in natürlichen Farben wurde dem Thorpe in England patentiertBrit. Journ. Photogr. 1900, S.
327..
Das Verfahren basiert auf der Tatsache, dass transparente Photographien, welche
hinter einem roten, grünen und blau violetten Farbenfilter auf panchromatischen
Platten aufgenommen wurden, im durchgehenden Lichte betrachtet werden und zwar
derart, dass die drei Photographien sich drehen und nur die betreffende Farbe jeder
einzelnen von ihnen das Auge trifft, wodurch man ein Bild des Gegenstandes in seinen
natürlichen Farben sieht. Um zu erzielen, dass nur die betreffende Farbe jedes
einzelnen Transparentbildes ins Auge gelangt, werden die Bildeindrücke auf dem
entsprechenden Transparentbilde mittels photographischer Diffraktionsgitter für jede
einzelne Farbe hervorgerufen. Thorpe benutzt für alle
Farben gleichweite Gitter, bei denen die Linien jedes einzelnen Gitters für jede
Farbe unter einem anderen Winkel augebracht sind, und beleuchtet jedes Bild von
einem anderen Punkte aus, welche Punkte sich in Ebenen befinden, die senkrecht zu
den Gittern des entsprechenden Transparentbildes stehen.
In neuerer Zeit wurden wiederum von mehreren Seiten Versuche zur Herstellung
farbiger Bilder auf dem Wege des Ausbleichens von Farbenmischungen angestellt,
nachdem das Verfahren früher bereits wiederholt von Herschel, VallotMoniteur de la
Photogr. 1899, S. 318. u.a. versucht worden war, ohne dass damit
wesentliche Resultate erzielt wurden, da das Ausbleichen der Farben zu lange Zeit
erforderte. Worel in GrazPhotogr. Corr. 1902, S. 282. hat in
dem Anisol, NeuhausEders Jahrb. f. Photogr. 1902. in Wasserstoffsuperoxyd ein
Mittel gefunden, um das Ausbleichen zu beschleunigen, und es geben die von den
Genannten empfohlenen Präparationen Schichten, welche in einigen Minuten, im
Sonnenlichte unter farbigen Glasbildern belichtet, ein farbiges Bild liefern. Als
Farbstoffe dienen rote, blaue und gelbe Anilinfarbstoffe, wie z.B. Eosin,
Viktoriablau, Thiazolgelb usw. Zur Herstellung direkter Farbenbilder in der Kamera
ist das Verfahren in seiner gegenwärtigen Gestalt aber wegen der relativ grossen
Unempfindlichkeit der Schichten nicht geeignet.
Negativprozess photographischer Trockenplatten, Films
usw.
Morues empfiehlt die Gelatine zur Emulsionsbereitung
durch successives Auswaschen mit Pottaschenlösung, Wasser, verdünnter Essigsäure und
schliesslich mit Alkohol zu reinigenJourn. chem.
Soc. Febr. 1900..
Blanc bespricht den Einfluss der Qualität der Gelatine
auf die fertige EmulsionPhotogr. Corr.
1901..
Ein geringer Gehalt von Alaun ist für die Emulsion günstig, er vermehrt die
Kontraste, verzögert aber auch gleichzeitig die Entwicklung und drückt die
Empfindlichkeit, umgekehrt wirken Borax und Natriumkarbonat. Bromammonium eignet
sich für den Reifungsprozess besser als Bromkalium. Chlorsilberemulsionen für
positive Drucke sollen halb so viel Chlorid, als sonst Bromid in den Emulsionen ist,
enthalten, um mit denselben kräftige Bilder zu erzielen.
Gewisse Sorten von Gelatineemulsionen, insbesondere die mittels des Siedeverfahrens
hergestellten Emulsionen geben bei geeigneter Entwicklung genügend weisse
Bildschichten, um, auf lackiertes Eisenblech oder ähnliche schwarze Unterlagen
gegossen, Trockenplatten zu liefern, welche als Ferrotypplatten direkt verwendbar
sind, ohne dass es nötig wäre, das Bild erst mit Sublimat zu bleichen. Auf ein
Verfahren zur Herstellung solcher Platten nahm die Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation 1900 ein PatentD. R.-P. 124540.; in demselben wird die Behandlung
der exponierten Platten mit den Lösungen angegeben.
Ein Verfahren zum Auftragen von Gelatineemulsionen auf Platten, Films u. dergl. wurde
dem J. E. Thornton in England patentiertEders Jahrb. f. Photogr. 1902.. Zur
Vermeidung des langwährenden Trocknens der lichtempfindlichen Schichten auf Platten,
Films usw. werden mehrere ganz dünne Schichten nach einander einzeln aufgetragen,
welche die Eigenschaft besitzen, ohne schädliche Begleiterscheinungen durch
Einwirkung von Wärme (heissen Gasstrom) schnell zu trocknen.
Die meisten Trockenplatten des Handels besitzen eine Schichtdicke von 0,035 mm,
während in neuerer Zeit Platten mit der geringen Dicke von 0,025 mm auf den Markt
kommen. GaedickeIbid. aus Photogr. Wochenbl. 1901, S. 390..
Die in neuester Zeit von der bekannten Firma „Kodak
Limited“ als Pelloid-Plates in den Handel gesetzten Blattfilms sind auf
einer Kartonunterlage mit Metallklammern fixiert, können ebenso wie gewöhnliche
Trockenplatten in jeder Kamera exponiert werden und geben bei relativ grosser
Empfindlichkeit flachliegende Negative mit guter Deckung der Bilder.
Diese Films sind Celluloidfilms, während die als „Thorntonfilms“ bezeichneten Blattfilms aus reiner Gelatine
bestehen, welche unlöslich gemacht und mit Emulsion überzogen wurdeDeutsche Photogr. Ztg., S. 626..
Die abziehbaren Films von Thornton und Rotwell stellen ein mit einer Lösung von fettsaurem
oder harzsaurem Aluminium (Palmitat, Stearat, Oleat, Resinat) als Zwischenschichte,
auf der die Emulsionsschichte sich befindet, präpariertes Negativpapier darPhotography 1900, S. 880..
Bezüglich Haltbarkeit der Celluloidfilms berichtet der
Vorsitzende der „Londoner Photographischen Vereinigung“, dass in der heissen
Zone bei exponierten und nicht entwickelten Films das Bild langsam zurückgehe,
sodass nach längerer Zeit der Lichteindruck gänzlich verschwindet und sich die Films
ein zweites Mal belichten lassen, ohne dass beim Entwickeln das erste Bild
erscheint. Haddon gibt an, dass bei Celluloidfilms die
auftretenden Fehler auf ungenügendes Auswaschen der Collodionwolle zurückzuführen
seien, da die zurückbleibende Säure schädlich wirkePhotography 1900, S. 880..
Entwicklersubstanzen, Hervorrufung des latenten Bildes.
Studien zur Chemie der organischen Entwicklersubstanzen
veröffentlichte AndresenPhot. Chron. 1901, S. 496.. Nach
demselben hängt die Rapidität eines Entwicklers allerdings mit der
Potentialdifferenz zusammen, jedoch nicht in allen Fällen, z.B. nicht beim
Chlorhydrochinon. Andresen untersuchte die
Reaktionsprodukte von Bromsilber auf sulfithaltige, karbonat-alkalische Entwickler
und schied das aus Chlorhydrochinon entstandene organische Oxydationsprodukt abPhotogr. Corr. 1900, S. 85.. Er
findet ferner, dass seine Methode zur Bestimmung der reduzierenden Kraft der
EntwicklerIbid. 1898, S.
447. mit der Praxis genügend übereinstimmt.
Hydrochinonmonosulfosäure gibt mit Alkalisulfit und
karbonat ähnlich wirkende Entwickler wie Hydrochinon, während die Disulfosäure
schlechte Entwickler liefert [AndresenIbid. 1900, S. 108.].
Krystallisierte Pyrogallussäure wird (seit 1900) unter
dem Namen „Piral“ von der Firma Hauff & Co.
in den Handel gebracht. Piral ist viel weniger voluminös als die leichte, flockige,
sublimierte Pyrogallussäure, verstäubt sich nicht so sehr und ist bequemer abzuwägen
und wird deshalb vielfach verwendet. – Auch die chemische Fabrik von Merk in Darmstadt stellt solche krystallisierte
Pyrogallussäure her. In England führt das Präparat den Namen „Pyraxe“Eders Jahrb. f. Photogr. 1901, S.
650..
Unter dem Namen „Edinol“ bringt die Firma Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer & Co. in Elberfeld
ein neues Entwicklerpräparat in den Handel.
Das Edinol ist nach den Angaben der Fabrik das salzsaure Salz des
m-Amido-o-oxybenzylalkohols. Es stellt ein schwach gelblich weisses Krystallpulver
dar, welches sich durch eine relativ grosse Löslichkeit in Wasser auszeichnet.
Diese Eigenschaft des Edinols ermöglicht es, im Gegensatze zu den meisten
Rapidentwicklern, auch konzentrierte Edinol-Soda-Entwickler darzustellen. Einen
derartigen Entwickler erhält man z.B. nach folgender Vorschrift: Auflösen von 40 g
Natriumsulfit in 100 cm3 Wasser; dazu werden 10 g
Edinol, und zur Lösung 50 g krystall. Soda gegeben, das Ganze wird auf 200 cm3 mit Wasser aufgefüllt. Dieser Entwickler wird
zum Gebrauche mit der 5-10 fachen Menge Wasser verdünnt. Er ist für Porträt-,
Landschaftsaufnahmen u, dergl. sehr geeignet.
Noch konzentriertere Edinollösungen lassen sich herstellen, wenn man den Wasserstoff
der Hydroxylgruppe des Edinols durch Natrium oder Kalium ersetzt, indem man zur
Auflösung des in Natriumsulfitlösung suspendierten Edinols die berechnete Menge
kaustisches Alkali zusetzt. Auf diese Weise lassen sich Entwicklerlösungen
herstellen, welche eine grosse Verdünnung vertragen und sich besonders gut zur
Hervorrufung von Momentaufnahmen eignen, indem sie Rapidentwickler ersten Ranges darstellen und dabei nicht hart
arbeiten.
Das Edinol ähnelt an Kraft und Deckungsvermögen sehr dem Metol, doch empfiehlt es
sich, mit Edinol ein wenig länger durchzuentwickeln, da die Bilder im Fixierbade
etwas zurückgehen.
Edinol greift die Gelatineschicht, insbesondere in Form seiner Soda- oder
Pottaschelösung sehr wenig an; es erzeugt niemals Farbschleier, resp. Färbung des
Papieres oder der Hände, auf welche es (soweit wir Gelegenheit hatten zu beobachten)
keinen schädlichen Einfluss ausübt.
Als Entwicklerlösungen wären die folgenden zu empfehlen:
Edinol
10 T.
Natriumsulfit
100 „
Wasser
1000 „
Die Lösung wird zum Gebrauche mit gleichen Teilen Sodalösung (1 Teil krystall. Soda:
10 Teile Wasser) oder mit der Hälfte Pottaschelösung (1 : 10) vermischt. Für sich
aufbewahrt, sind die Teillösungen fast unbegrenzt haltbar.
Ferner
Natriumsulfit
25 g
Wasser
1000 cm3
Edinol
4 g
Lithiumhydrat
2 g
Dieser Entwickler hat die angenehme Eigenschaft, rasch zu arbeiten und Bilder zu
geben, in denen die Mitteltöne besonders gut zur Geltung kommen.
Bromkaliumzusatz wirkt bei Edinolentwicklern nur wenig verzögernd, dagegen im hohen
Grade klar haltend. Als Verzögerer eignet sich am besten eine konzentrierte
wässerige Lösung von Natriumbikarbonat.
Nach WaterhouseJourn. Camera-Club 1901, S. 68. bewirkt ein Zusatz von
Tetrathiokarbamid und Bromammonium zu einem Entwickler von Eikonogen-Natriumsulfit
und Lithiumkarbonat vollkommene Umkehrung des Bildes (statt eines Negativs wird z.B.
ein Positiv erhalten).
BalagnyRevue Suisse
1901, S. 225. empfiehlt, den Eisenoxalatentwickler zum Entwickeln
von Bromsilberpapierbildern mit einem Zusätze von 5 bis 7 v. H. Weinsäure vom
Gewichte des verwendeten Eisenvitriols zu verwenden, wodurch sehr reine Weissen
erzielt werden.
HüblEders Jahrb.
f. Photogr. 1902. empfiehlt den Glyzinphenolentwickler, welcher
durch Ersetzen der beiden OH-Gruppen durch KOH bei Gegenwart von Kaliummetabisulfit
in sehr konzentrierter Form dargestellt werden kann.
WaterhouseBull.
Soc. franc. 1901, S. 472. gibt in der „Photo-Era“
Vorschriften, in denen als alkalische Substanz im Hydrochinon- oder
Eikonogenentwickler Borax verwendet wird. Diese Entwickler besitzen grössere
Haltbarkeit und bedürfen keines Zusatzes von Bromkalium, um schöne, durchsichtige
Schwärzen zu erhalten. Die Abschriften sind folgende: Hydrochinon-Entwickler: 1000
ccm Wasser, 100 g Natriumsulfit, 30 g Borax, 10 g Hydrochinon. Eikonegenentwickler:
1000 ccm Wasser, 200 g Natriumsulfit, 25 g Borax, 10 g Eikonogen (siehe auch
Photographisches Wochenblatt No. 50, 27. Jahrgang vom 10. Dezember 1901, S.
399).
(Fortsetzung folgt.)