Titel: | Die Versuche von H. Th. Simon und M. Reich zur Erzeugung hochfrequenter Wechselströme und deren Verwertung zur drahtlosen Telegraphie. |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 776 |
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Die Versuche von H. Th. Simon und M. Reich zur
Erzeugung hochfrequenter Wechselströme und deren Verwertung zur drahtlosen
Telegraphie.Physikalische
Zeitschrift 1 April 1903.
Die Versuche von H. Th. Simon und M. Reich zur Erzeugung
hochfrequenter Wechselströme und deren Verwertung zur drahtlosen
Telegraphie.
Sind auch durch die Braunsche Senderanordnung, bei
welcher grosse Energiekapazität und daher schwache Dämpfung mit starker Ausstrahlung
verbunden ist, ganz bedeutende Erfolge in bezug auf die Möglichkeit der Abstimmung
zwischen Sender und Empfänger zweier funkentelegraphischer Stationen erzielt worden,
so scheint bei diesen und sonstigen, auf gleicher Grundlage beruhenden Einrichtungen
das Resonanzprinzip noch nicht voll verwertet. Alle bisher bekannten Sender vermögen
zur Zeit keine, einer scharfen Resonanz fähige Strahlung zu liefern, weil die
Zwischenpausen zwischen den einzelnen Funkenentladungen im Verhältnis zur Dauer der
Ausstrahlung viel zu gross sind und die Sender daher, statt einer ununterbrochenen
Reihe von Wellen, nur abwechselnde Züge gedämpfter Wellen zu entsenden vermögen. Das
Streben zur Durchführung von Verbesserungen auf dem Gebiete der drahtlosen
Telegraphie muss daher in erster Reihe dahin gerichtet werden, ungedämpfte Wellen,
d.h. hochfrequente Wechselströme zu erzeugen, weil nur hierdurch die Resonanz voll
zur Wirkung gelangen kann, was wieder ermöglichen würde, die Uebertragungsentfernung
zu vergrössern, hauptsächlich aber die Schärfe der Abstimmung wesentlich zu
verstärken.
Von dieser Erkenntnis ausgehend, haben es die Herren H. Th.
Simon und M. Reich unternommen, das Problem
der Erzeugung solcher Schwingungen eingehend zu erforschen. Sie sind hierbei,
wiewohl die Versuche noch nicht abgeschlossen sind, zu positiven Ergebnissen
gelangt, auf die auch ein System der drahtlosen Telegraphie aufgebaut wurde, über
dessen Einzelheiten jedoch zur Zeit noch nichts verlautbart ist.
Bei ihren Versuchen gingen die genannten Herren von dem Duddellschen Phänomen aus. Schliesst man, nach Duddell, an die beiden Elektroden eines Gleichstrom-Flammenbogens in
Abzweigung einen Stromkreis an, der eine entsprechend bemessene Selbstinduktion und
Kapazität enthält, so entstehen in diesem Zweige unter ganz bestimmten
Betriebsbedingungen des Flammenbogens andauernde Wechselströme von nahezu
sinusförmigem Verlaufe und einer Grundperiode von T = 2
π √LC. Hierbei wird
der Gleichstrom selbsttätig in elektrische Schwingungen umgewandelt, was nur einer
eigentümlichen Eigenschaft des vom Strome durchflossenen Gases zuzuschreiben
ist.
Die entstehende Schwingungszahl lässt sich aber in dem tönenden Flammen bogen nicht
über 20000 in der Sekunde steigern, und ist für die angestrebten Zwecke viel zu
gering. Demnach musste versucht werden, diese Schwingungszahl entsprechend zu
erhöhen und war für die Möglichkeit, dies zu erreichen, folgende Erwägung
massgebend. Um einen Flammenbogen aufrecht zu erhalten, muss die die Elektroden
trennende Strecke leitend sein. Diese Leitfähigkeit wird nun dadurch erzielt, dass
sich unter der Einwirkung der Spannung Elektrodendampf bildet, welcher diese Strecke
ausfüllt. Ist der Flammenbogen einmal eingeleitet, so bedarf es im allgemeinen nur
der geringen Spannung von etwa 50 Volt,um ihn aufrecht zu erhalten. Sobald
jedoch die Spannung an den Elektroden zu wirken aufhört, stellt sich, namentlich
wenn Metallelektroden verwendet werden, sehr rasch der nichtleitende Zustand wieder
her und bedarf es dann einer sehr hohen, die Betriebsspannung weit überschreitenden
Spannung von vielen tausend Volt (Funkenpotentiale) um den Lichtbogen von neuem
einzuleiten.
Textabbildung Bd. 318, S. 776
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 318, S. 776
Fig. 2.
Wird nun (Fig. 1) eine Gleichstrom quelle A von einer solchen Spannung, dass sie das
Funkenpotential einer Funkenstrecke F erreicht, an
diese Funkenstrecke, in deren Schwingungskreis eine Selbstinduktion L und eine Kapazität C
eingeschaltet ist, in Parallelschaltung angelegt, so ladet sich zunächst C zum Potentiale D. Erst
wenn dies erfolgt ist, wird der Lichtbogen bei F
entstehen und sich sodann die Kapazität C durch den
Schwingungskreis oszillatorisch entladen. Zu Beginn der Entladung unterstützt die
Spannung von C die Spannung von D. Beim Zurückströmen des Entladungsstromes hingegen wirkt diese Spannung
der Spannung von A entgegen und hebt sie am Ende dieser
Periode für einen kurzen Zeitraum überhaupt auf. Dieser kurze Zeitraum genügt unter
Umständen, die Leitfähigkeit der Funkenstrecke überhaupt zum Verschwinden zu bringen
und wiederholt sich nun der gleiche Vorgang von neuem. Es wird in diesem Falle der
Schwingungskreis von einem hochfrequentigen Wechselstrom der Grundgleichung T = 2 π √LC dauernd durchflössen. Die Zahl der Schwingungen, die
hierbei entstehen, lässt sich jedoch nicht berechnen, sondern kann nur durch den
Versuch festgestellt werden. Uni sehr rasche Schwingungen zu erhalten, müsste jedoch
ein Flammenbogen gefunden werden, dessen Leitfähigkeit sehr rasch verschwindet, wenn
die Elektrodenspannung unter ein gewisses Mass sinkt. Als der geeignetste
Flammenbogen hierfür erwies sich die Aronssehe
Quecksilberlampe in der Ausführung von Cooper-Hewitt mit angefügter Kühlkammer, durch welche der
Gasdruck in der Röhre dauernd auf einen, von der Stromstärke und der
Aussentemperatur abhängigen Wert einreguliert werden kann. Diese Lampe besitzt die
erwünschte Eigenschaft im grossen Masse und hat ausserdem noch den Vorteil, dass das
Entladungspotentiale sehr bedeutende Werte annimmt.
Die ersten Versuche mit einer solchen, in Fig. 2
dargestellten Lampe, wurden in der Weise durchgeführt, dass die Spannung einer 3000
Volt Gleichstrommaschine an die Funkenstrecke angelegt und zu dieser eine
veränderliche Selbstinduktion aus dickem Kupferdrahte, sowie eine Leidenerflasche
als Kapazität, wie dies Fig. 1 zeigt, parallel
zugeschaltet wurde. Die Spannung von 3000 Volt reichte jedoch nicht aus, um die
Lampe zu zünden, weshalb zum Schütteln der Lampe Zuflucht genommen werden musste.
Danach wurden an der Leidenerflasche für die Dauer einiger Sekunden die charakteristischen,
züngelnden Büschel bemerkt, welche auf sehr schnelle Schwingungen in ihrem Kreise
schliessen lassen. Zum Nachweis, dass wirkliche Schwingungen entstehen, wurde der
Schwingungskreis mit einer Seibtschen Resonanzspule
gekoppelt. Die primäre Selbstinduktion wurde hierbei unter Benutzung einer von einem
Induktorium betriebenen Funkenstrecke so einreguliert, dass die Seibtsche Spule eine Viertelwelle aufnahm, was durch
das Auftreten von Lichtbüscheln erkannt wird. Wurde nun an Stelle der Funkenstrecke
wieder die mit 3000 Volt gespeiste Quecksilberlampe eingeschaltet, so erschienen
kräftig leuchtende Lichtbüschel an der Spitze der Spule, welche so lange verblieben,
bis der Flammenbogen ausgebildet war. Die Wellenlänge liess sich aus der Drahtlänge
der Spule auf annähernd 1600 m schätzen, die Schwingungen hatten sonach eine
Frequenz von annähernd 50 000 in der Sekunde. Durch Aenderung des Produktes LC liessen sich Schwingungen bis zu 106 in der Sekunde nachweisen. Es gelang jedoch
hierbei nicht, die Erscheinung dauernd aufrecht zu erhalten, was dem zugeschrieben
wurde, dass Maschinenspannung und Leistung zu gering waren. Versuche, die gleiche
Erscheinung mit einer gewöhnlichen Funkenstrecke und einer solchen in Oel zu
erhalten, blieben erfolglos.
Bei einem folgenden Versuch, für den eine 5000 Voltmaschine mit einer Leistung von 3
Amp. in Verwendung genommen wurde, trat das beschriebene Phänomen wieder auf, aber
auch nur für wenige Sekunden, wenn genügender Widerstand vor die Lampe geschaltet
wurde.
Wurde die Lampe ohne Widerstand an die Maschine gelegt und die Spannung allmälich
gesteigert, so war zwar die Zündung zu erreichen, nicht aber das
Schwingungsphänomen, weil die Lampe als Kurzschluss wirkte und die Sicherungen
durchbrannten. Es schien sonach auch bei diesen Versuchen die Spannung noch nicht
ausreichend zu sein. Die Hewittschen Versuche mit
hochgespanntem Wechselstrome, bei welchen eine Unterbrecherwirkung, ähnlich wie bei
den elektrolytischen Unterbrechern, beobachtet wurde, führten nun dahin, sich auch
eines solchen Stromes zu bedienen und wurde zu diesem Zwecke ein Klingelfusssches Induktorium von 40 cm Funkenlänge
durch eine Wechselstrommaschine von 180 Volt erregt, und mit der Sekundärspule die
Quecksilberlampe und das parallelgeschaltete Schwingungssystem verbunden. An das
Schwingungssystem wurden zwei Seibtsche Spulen
gekoppelt, um die Grössenordnung und Intensität der Schwingungen beobachten zu
können. Wurde das Induktorium primär mit etwa 6 Amp. erregt und das Seibtsche System auf Resonanz einreguliert, so
erschienen an den Enden der Spulen mächtige Büschelbäume, die einen Raum von 40-50
cm Durchmesser erfüllten.
Es schien, als ob hier das gesuchte Phänomen vorlag. Eine nähere Untersuchung
lieferte jedoch ein ganz anderes Ergebnis. Zunächst wurde die Resonanzfälligkeit
eines mit dem Hewittschen Unterbrecher erregten Braunschen Systems geprüft, indem als Resonanzindikator
ein Riess – Braunsches Thermometer in den Primärkreis
des Empfangssystems geschaltet wurde. Die Resonanzwirkung trat hierbei allerdings
sehr kräftig auf, erwies sich aber lange nicht so ausgeprägt, wie sie hätte sein
müssen, wenn der Erreger ungedämpfte Wellenzüge ausgesendet hätte, da das
schwachgedämpfte Empfangssystem eine beträchtliche Verstimmung vertrug, ohne die
Resonanz zu verlieren.
Aus den Untersuchungen des Unterbrechungsvorganges in der Quecksilberlampe auf
photographischem Wege ergab sich, dass innerhalb jedes Wechsels der
Wechselstrommaschine stets eine Anzahl von Zündungen der Lampe auftrat, die durch
relativ lange Pausen unterbrochen waren, in welchen die Lampe nicht brannte. Aus
diesen Versuchen ging weiter hervor, dass der Vorgang bei dem Hewittschen Unterbrecher sich genau in der Weise
abspielt, wie bei jeder bisher zur Erregung von Schwingungen benutzten Vorrichtung
und stellt demnach die Quecksilberlampe nichts anderes als eine Vakuumfunkenstrecke
dar, wobei die mit ihrer Hilfe erregten Wellen ihrem Charakter nach ganz identisch
mit den unter Anwendung einer gewöhnlichen Funkenstrecke erhaltenen Wellen sind.
Trotzdem bietet diese Lampe eine Reihe von Vorteilen.
Diese Vorteile sind vor allem eine Folge des beträchtlich höheren
Entladungspotentiales der Quecksilberlampe. Durch eine parallel geschaltete
Funkenstrecke wurde diesesPotentiale in Uebereinstimmung mit Hewitt für eine Lampentype mit 14000 Volt ermittelt.
Bei einer anderen Lampe, deren Vakuum sich im Laufe der Versuche stetig verbesserte,
konnte sogar ein Entladungspotentiale von über 50000 Volt festgestellt werden. Die
Quecksilberlampe gestattet ferner, im Gegensatze zu den gewöhnlichen Funkenstrecken,
eine Steigerung des Entladungspotentiales, ohne eine gleichzeitige Steigerung der
Schwingungsdämpfung zu bedingen, und ist man dadurch in der Lage, bedeutende
grössere Energiemengen in die Schwingungen hineinzugeben.
Es ist ferner die Neigung dieser Funkenstrecke, unwirksam zu werden, viel geringer,
als bei Funkenstrecken in der Luft, weil leitende Metallgase ihre Leitfähigkeit viel
rascher verlieren, wenn die erregende Ursache aufhört, als die Luft. Ob die
Entladung in dem Quecksilberbogen mit geringerer Dämpfung erfolgt, als in den
gewöhnlichen Funkenstrecken, konnte nicht nachgewiesen werden, doch sprechen die
Ergebnisse der Resonanzversuche nicht dafür.
Der Vorteil von Funkenstrecken im Vakuum ist nicht an die Quecksilberfunkenstrecke
allein gebunden, sondern es muss jede metallische Funkenstrecke im Vakuum die
gleiche, möglicherweise sogar noch grössere Vorteile aufweisen. Durchgeführte
Versuche zeigten jedoch, dass solche Funkenstreken infolge des erhöhten
Entladungspotentiales rasch unbrauchbar werden, weil die Metallelektroden einer sehr
starken Zerstäubung unterliegen.
Weitere Erwägungen führten nun zu der Anschauung, dass auch eine Gleichstromquelle
das vollkommen gleiche Phänomen liefern müsse, wenn man sie durch genügende
Selbstinduktion an eine Leidenerflasche anlegt und der Flasche einen die
Quecksilberlampe enthaltenden Entladungskreis parallel legt. Um dies nachzuweisen,
wurde eine Quecksilberlampe mit geringerem Vakuum, welche schon bei 5000-6000 Volt
zündete, hergestellt, und die bereits erwähnte 5000 Voltmaschine als Stromquelle
benutzt, wobei die Sekundärspule des Induktoriums als Selbstinduktion in die
Zuführung zu der Leidenerflasche eingeschaltet wurde. Die Lampe erregte in der Tat
dauernd den Schwingungskreis und nahm die Anzahl der Zündungen, wie beim
Wechselstromkreis mit der Spannung der Maschine zu. Wurde dann bei den
Gleichstromversuchen die Lampe durch eine gewöhnliche Funkenstrecke ersetzt, so
traten die Schwingungen im Augenblick der Zündungen sehr energisch auf, es
entwickelte sich aber alsbald ein kontinuierlicher Lichtbogen.
Vergrössert man die Aufladezeiten, also die Pausen durch Vergrösserung der
vorgeschalteten Selbstinduktion in ausreichendem Masse, so wurde bei diesen
Funkenstrecken eine dauernde Entladung auch mit Gleichstrom erhalten. Hieraus ergibt
sich, dass das Versagen der Funkenstrecken nur davon herrührt, dass die Pausen
zwischen den einzelnen Zündungen nicht gross genug sind, um die Leitfähigkeit der
Zwischenstrecke zum Verschwinden zu bringen.
Diese Vorgänge wurden nun auch einer analytischen Behandlung unterzogen, welche für
das Endziel, worauf die Bemühungen gerichtet waren, nämlich dauernd ungedämpfte
Schwingungen zu erzielen, exakte Gesichtspunkte lieferten.
Das Potentiale e zur Zeit t
einer Leidenerflasche, an welche im Momente o eine
Gleichspannungsquelle E angeschlossen wird, ist durch
die Differentialgleichung bestimmt
\frac{d^2\,e}{d\,t^2}+\frac{R}{L}\cdot \frac{d\,e}{d\,t}=\frac{e}{L\,C}=\frac{E}{L}
wobei R den Widerstand, L die Selbstinduktion der Zuleitung und C die Kapazität der angehängten Leidenerflaschen
bedeuten. Das Intergral dieser Gleichung ist mit Berücksichtigung der
Grenzbedingungen
e=E-\frac{2\,E\,\sqrt{L\,C}}{\sqrt{4\,L\,C-R^2\,C^2}}\cdot \varepsilon^{-\frac{R}{2\,L}\,l}\,sin\,\left\{\frac{\sqrt{4\,L\,C-R^2\,C^2}}{2\,L\,C}\,t+arctg\,\frac{\sqrt{4\,L\,C-R^2\,C^2}}{R\,C}\right\}
(ε Exponentialfunktion).
In dem Untersuchungsfalle betrug
L = 1000 Henry,
R = 12000 Ohm und
C = 0,004.10–6 Farad.
Es war demnach R2C < 4L. woraus auf einen oszillatorischen Ladungsvorgang geschlossen werden
konnte, was auch durch die oszillographische Beobachtung bestätigt wurde.
Da nun RC2 für den in Rede stehenden Fall gegen 4
LC zu vernachlässigen ist und die
Phasenverschiebung mit \frac{\pi}{2} angenommen werden kann, so erhält man für das
vorliegende Beispiel
e=E\,\left\{1-\varepsilon^{\frac{R}{2\,L}}\,\frac{t}{\sqrt{L\,C}}\right\}
oder
e = E
{1 – ε–6t
cos O,5 . 103
t}.
Textabbildung Bd. 318, S. 778
Fig. 3.
Fig. 3 zeigt den Verlauf der berechneten und
beobachteten Ladungskurven in ihrem ersten Teile für verschiedene E an. Zieht man eine Parallele zur Abszisse mit dem
Werte des Entladungspotentiales, so wird durch den Schnittpunkt dieser Geraden mit
den Kurven die Aufladungszeit bestimmt. Diese Zeiten betragen bei diesen Versuchen
tausendstel von Sekunden. Wie sich aus den Kurven ersehen lässt, werden diese Zeiten
um so geringer, je höher die Ladespannung getrieben wird. Da die Spannung bei
Wechselstrom stetig steigt und fällt, werden die Zündungen zu Beginn des Ansteigens
oder zu Ende des Abfallens viel seltener werden, als wenn die Spannung sich nahe dem
Maximum befindet. Bei Gleichstrom ergibt sich hingegen eine völlige Uebereinstimmung
der theoretischen und praktischen Zündungszeiten.
Die Schwingungszahl der nach der Zündung im Schwingungskreise verlaufenden gedämpften
Schwingungen betrug etwa 105 bis 106 in der Sekunde. Diese Schwingungen klingen
jedoch sehr schnell ab, wenn man ein Braunsches System
damit betätigt, und kann angenommen werden, dass höchstens 10 Schwingungen erfolgen,
bis das Potential so weit herabgesunken ist, dass die Leitfähigkeit des
Flammenbogens nicht mehr bestehen kann. Es wird sich somit der Entladungsvorgang
innerhalb eines Zeitraumes von 10–4 bis 10–5 Sekunden abspielen, welche Zeit gegen die
Ladungszeit tatsächlich sehr klein ist.
Auf Grund dieser theoretischen Klarlegungen bietet es wohl wenig Schwierigkeiten,
Wellenerreger auszubilden, diegeradezu unbegrenzte Mengen von Strahlungsenergie
in Form von Zügen gedämpfter Wellen rationell in den Raum zu entsenden gestatten.
Durch geeignete Wahl der Konstanten des Systemes, sowie durch Vergrösserung der
Betriebsspannung, können die Pausen zwischen den einzelnen Zündungen so verkürzt
werden, dass sich schliesslich ein Wellenzug an den anderen anreihen muss. Die
Vakuumfunkenstrecke, welche den Ausgangspunkt dieser Bestrebungen bilden wird,
gestattet nicht nur die Entladungsspannung im Gegensatze zur Luftfunkenstrecke
bedeutend zu steigern, sondern auch die Pausen zwischen den einzelnen Entladungen
sehr klein zu gestalten. Dass hierbei Gleichstromquellen wirksamer sein müssen,
ergibt sich aus den vorhergehenden Klarlegungen von selbst.
Da die Ladung der Kapazität periodisch erfolgt, wodurch im ersten Aste der
Ladungskurve fast die doppelte Erregerspannung erreicht wird, braucht die normale
Spannung der Maschine nicht einmal unter allen Umständen das Entladungspotential zu
erreichen.
Es werden aber hierfür dennoch ganz gewaltige Maschinen erforderlich sein und lässt
sich die Leistungsfähigkeit einer solchen Maschine, wenn man durch Abkürzung der
Zündungszeiten zu einer ununterbrochenen Aufeinanderfolge der Wellenzüge gelangt,
mit einigen Tausend PS einschätzen.
Aus den vorhergehend beschriebenen Versuchen erweist sich, dass das erstrebte Ziel,
ungedämpfte elektrische Wellen von grosser Resonanzfähigkeit zu erzeugen, mit den
bisherigen Anordnungen noch nicht erreicht ist. Es ergeben sich jedoch zwei
Möglichkeiten, um dieses Ziel zu erreichen. Gelingt es, durch ein mit dem
Wellenerreger gekoppeltes Ausstrahlungssystem der Oszillation so viel Energie zu
entziehen, dass schon die zweite Schwingungsperiode auf eine verschwindende
Amplitude gedämpft wird, so muss der geschilderte Vorgang in den Gesuchten
übergehen, weil dann sofort eine neue Zündung entstehen müsste, und die
Einzelimpulse aneinandergereiht, die Ausstrahlung dauernder, ungedämpfter
elektrischer Wellen bedingen würde. Andererseits kann mit unsymetrischen
Funkenstrecken, das sind solche, bei welchen die Zündung in dem einen Sinne eine
grössere Spannung erfordert wie in dem anderen (Ventilwirkung,) möglicherweise der
Ablauf der oszillatorischen Entladungen auf ein einziges Abströmen beschränkt
werden. Legt man hierbei die Spannung so an, dass die Entladung der Kapazität mit
der kleineren Spannung erfolgt, so muss sich folgender Vorgang abspielen:
Vorerst ladet sich die Kapazität auf, sodann entladet sich die Kapazität durch die
Funkenstrecke und wird weiter durch das Rückströmen, die Kapazität umgeladen. Ein
Rückströmen der Flaschenladung wird aber durch die Ventilwirkung unmöglich und muss
daher der Ausgleich gegen die Stromquelle erfolgen, wodurch die Funkenstrecke nicht
leiten wird. Dieser Vorgang wiederholt sich in ununterbrochener Reihenfolge und wäre
demnach der Kapizitätskreis von einem hochfrequenten Wechselstrome dauernd
durchflössen.
Die beiden Herren glauben nun, in einer unsymetrischen Quecksilberlampe ein
entsprechendes Verhalten gefunden zu haben.
Durch diese Untersuchungen sind sehr wichtige Anhaltspunkte für die Weiterentwicklung
der Funkentelegraphie gewonnen und scheinen seitens der Verfasser auch bereits
praktisch der Verwertung zugeführt zu sein, nachdem bereits ein diesbezügliches
Patent zur Anmeldung gelangte.