Titel: | Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren. |
Autor: | J. M. Eder, E. Valenta |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 779 |
Download: | XML |
Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der
Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren.
Von J. M. Eder und E.
Valenta.
(Schluss von S. 750 d. Bd.)
Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der
photochemischen Reproduktionsverfahren.
Verwendung von Teerfarbstoffen als optische
Sensibilisatoren, zu Farblacken für Druckfarben: Kopier verfahren, welche auf
der Bildung von Teerfarben oder Fixierung derselben als Farblacke beruhen.
E. ValentaPhotogr. Corresp. 1901. veröffentlicht Untersuchungen über das Sensibilisierungsvermögen
verschiedener Teerfarbstoffe für Gelatine- und
Collodionbromsilberemulsionsplatten.
Alizarinblau B Pulver, kräftiges, scharf abgegrenztes Band von B bis C ¼ D, Maximum
bei C. Alizarinblauschwarz 3 B, Pulver, kräftig; Bänder bei E, B ½ C und zwischen C
und D. Benzoechtblau B N patentiert, ferner Benzoechtrot L, patentiert,
Benzoechtscharlach G S und Rhodulinheliotrop gaben kein Resultat. Benzobraun R C,
Band von B bis über D reichend; bei Collodionplatten undeutliches Band von D bis E.
Benzobraun D 3 G extra; bei Collodionemulsion Band von C bis D. Benzochrombraun 5 G,
verwaschenes Band bei D ⅓ E. Benzoolive, zwei Bänder bei a und C ½ D.
Benzodunkelgrün B, Band von B bis e. Benzogrün G bei Collodionemulsionen Band mit
dem Maximum B ½ C.
Ein Farbstoff von vorzüglicher Wirkung, insbesondere bei Collodionemulsionen, ist das
Thiazolgelb. Es gibt, in alkoholischer konzentrierter Lösung zur Emulsion gesetzt,
nach dem Silbern der Platten Schichten von hoher Gelbund Grünempfindlichkeit, welche
bei längerer Exposition ein breites kräftiges Band von C ¾ D bis über F liefern.
Auch für Trockenplatten eignet sich dieser Farbstoff gut, wenn die wässerige Lösung
desselben ohne Ammoniak als Badeflüssigkeit angewendet wird. Man erhält mit solchen
Badeplatten bei längerer Belichtung ein vollkommen geschlossenes Band, welches,
hinter D beginnend, bis über h hinausreicht, was für manche Zwecke sehr erwünscht
ist.
Aehnlich Thiazolgelb wirkt bei Trockenplatten das in dieselbe Gruppe gehörige
Nitropheningelb. Dasselbe gibt ein völlig geschlossenes Band, welches vor D beginnt
und vor h endigt.
Diazoechtschwarz 3 B, kräftig, Band von B bis D. Diazoechtschwarz B H X, undeutliches
Maximum bei C ½ D. Plutoschwarz C R, schwaches Band von B bis C ⅘ D. Diamantschwarz
F B patentiert, kräftiger Sensibilisator für Trockenplatten; Band von a bis C ¾ D
mit dem Maximum B ½ C. Die zuletzt genannten Farbstoffe wurden von Bayer in Elberfeld bezogen.
Weiter wurden untersucht: Naphtylblau (Kalle), Band von
B bis D mit dem Maximum C ½ D.
Kohlschwarz II (Meister, Lucius und Brüning), schmales Band unmittelbar an D anschliessend.
Naphtylaminschwarz 4 B (Cassella), schwaches Band von a
bis C ¼ D und ein zweites ebensolches von D ¼ E bis D ¾ E. Diamintiefschwarz S S (Cassella), kräftiges Band von a bis C ¾ D reichend,
bei längerer Belichtung zweites, von C ¼ bis C ¾ D reichend. Die Marke A desselben
Farbstoffes gibt bei kurzer Belichtung ein kräftiges Band von a bis C ¾ D, bei
längerer ein zweites von D ⅓ E bis D ⅔ E, Maximum D ½ E, während die Marke S O O nur
das erstere Band von a bis C ¾ D gibt. Nerol (Act.-Ges. A. F.), schmales Band bei B ½ C.
Lüppo-Cramer macht in der
Photogr. Korresp. aufmerksam: „Während bei dem hochempfindlichen Bromsilber auch
bei bestmöglicher Sensibilisierung die Blauwirkung immer noch so viel stärker
ist, dass eine farbentonrichtige Aufnahme ohne Gelbfilter nicht zu ermöglichen
ist, stellt sich bei der kornlosen Emulsion sehr leicht ein solches Ueberwiegen
von Strahlen geringer Brechbarkeit (rot, gelb) ein, dass man oft versucht sein
könnte, ein Blau- oder Grünfilter bei der Aufnahme einzuschalten“.
Ueber die Lichtechtheit von Farblacken der
Teerfarbstoffe und eine Methode zur Prüfung der letzteren auf Lichtechtheit
veröffentlichte E. ValentaOesterr. Chemikerzeitung 1900, S.
266. eine grössere Arbeit. Die zu prüfenden Farblacke wurden mit
Firniss oder Gummiwasser angerieben, auf holzstoffreies Papier aufgetragen und die
so erhaltenen, mit Farbe bedeckten Papierflächen dem Lichte zugleich mit einer
Normalfarbe, auf welche die Resultate bezogen werden, ausgesetzt.
Die Bestimmung jener Farbmenge, welche von dem auf der bedruckten Fläche
befindlichen, zur optischen Wirkung gelangenden Farbstoffquantum durch das Licht
zerstört wurde, geschieht auf kolorimetrischem Wege und Valenta bedient sich hierzu eines Stamerschen
Kolorimeters.
Man bringt auf jene Hälfte der Porzellanplatte (Reflektor), welche sich unter dem mit
Luft gefüllten Beobachtungsrohre befindet, den bedruckten, vom Lichte nicht
getroffenen Teil des Probestreifens und auf die andere Hälfte, welche unter dem
Flüssigkeitsrohr des Apparates befindlich ist, ein Stück unbedruckten Papieres.
Nun bereitet man sich eine Farbstofflösung, deren Farbe jener des mit Farbstoff
bedruckten Probestreifens entspricht, was bei der grossen Anzahl von
Teerfarbstoffen, die uns heute zur Verfügung stehen, keine Schwierigkeiten macht
(man kann auch zwei bis drei Farbstofflösungen mischen, bis der gewünschte Effekt
erzielt wird) und füllt diese Lösung, welche so stark verdünnt sein soll, dass erst
bei einer ca. 50 bis 80 mm hohen Schichte Farbengleichheit erreicht wird, in den für
die Farbstofflösung bestimmten Zylinder, worauf man die Höhe der
Flüssigkeitsschichte durch Heben der Röhre mittels der Schraube am Instrumente
solange verändert, bis beide Hälften des Bildfeldes im Okulare gleich stark gefärbt
erscheinen.
Nun liest man ab, bringt an Stelle des bedruckten unveränderten Streifens jenen, der
dem Lichte ausgesetzt war, stellt abermals auf Farbengleichheit beider
Gesichtsfeldhälften des Okulares ein und liest abermals ab.
Man erhält auf diese Weise zwei Zahlen; wir wollen sie mit A und B bezeichnen, Da die Menge des in einer
Farbstofflösung enthaltenen färbenden Prinzipes der Höhe der Flüssigkeitsschichte
proportional ist, entspricht die Höhe jener Flüssigkeitsschichte, welche nötig war,
bei Benutzung des vom Lichte nicht veränderten Streifens, die Gleichfärbung beider
Gesichtsfeldhälften des Okulares herbeizuführen, 100 v. H. Farbstoff.
Die Menge des vom Lichte zersetzten Farbstoffes ergibt sich daher aus der
Proportion:
A : (A – B) =100 : x
x=\frac{(A-B)\cdot 100}{A}
in Prozenten des ursprünglich auf der in Betracht kommenden
Fläche vorhandenen Farbstoffes.
Verfasser untersuchte nach diesem Verfahren eine grosse Anzahl von Farblacken aus
Teerfarbstoffen, deren Lichtechtheit, Verhalten beim Ausbleichen usw. in einer
Anzahl Tabellen zusammengestellt wurdeIbid.
1901, S. 105-109.. Gute lichtechte Farblacke ergaben von blauen
Farbstoffen: Anthracenblau S W X (Farbenfabriken vorm. Fr.
Bayer & Co. in Elberfeld), Methylenblau G (Oehler), Gallein, Brillantalizarinblau G (Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer & Co. in Elberfeld), Wasserblau F B (Bad.
Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen a. Rh.), Echtblau (Bad. Anilin- und
Sodafabrik in Ludwigshafen a. Rh.) ferner verschiedene Alkaliblau; von gelben
Farbstoffen: Naphtolgelb, Diaminechtgelb A (Cassella),
Mikadogoldgelb 8 G (Mühlheim), Curcumeïn (Aktienges. f.
Anilinfabr. in Berlin), Walkgelb u.a.; von grünen Farbstoffen: Naphtolgrün B (Cassella), Cörulein, Pulver (Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer & Co. in Elberfeld) u.a.; von roten
Farbstoffen: Alizarinrot blaustichig (Bad. Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen a.
Rh.) (Normalfarbstoff), Alizarinrot gelbstichig, Paranitranilinrot, Exzelsior
Lackponceau J N (Cassella) u. a, Die Farbstoffe der
Fluoresceingruppe lieferten Farblacke von sehr geringer Lichtechtheit. Die
Wasserfarben dieser Gruppen sind noch haltbarer als die Firnissfarben.
Die Aktien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation in Berlin erhielt ein D. R.-P. 116177
auf ein Verfahren zur Erzeugung photographischer Bilder
mittels Chromaten. Dasselbe lautet:
„Die chemischen Veränderungen, welche die Chromate bei der Belichtung erleiden,
sind bisher zur Erzeugung photographischer Bilder ausgenutzt worden, indem man
zur Bildung entweder erstens die durch das Licht nicht veränderten Salze, oder
aber zweitens das bei der Belichtung gebildete Chromdioxyd verwendet“.
„Die dabei erhaltenen, aus Chromdioxyd bestehenden dünnen Kopien werden nach dem
Auswaschen des unveränderten Chromats durch Behandeln mit verschiedenen
Metallsalzen in kräftige Bilder von verschiedener Färbung übergeführt (mit
Quecksilbersalzen braunrot, mit Silbersalzen kirschrot, mit Blei- und
Wismuthsalzen gelb, mit Alkalisulfiden schwarz). Dabei wird also nach einem
Negativ ein Positiv erhalten“.
„Anderseits konnten diese ausgewaschenen Kopien durch Anfärben mittels Alizarin,
Rotholz, Blauholz oder Gelbholz gekräftigt werden, wobei das Chromdioxyd als
Beize wirkte. Auch Gerbsäuren liessen sielt fixieren und durch Behandeln mit
Eisensalzen in schwarze Töne umwandelnd“.
„Wir haben nun eine dritte Art der Erzeugung photographischer Bilder vermittelst
des nach dem Waschen der Kopien zurückbleibenden Chromdioxyds gefunden. Dieselbe
beruht darauf, dass das Chromdioxyd noch als kräftiges Oxydationsmittel wirkt
und gewisse farblose organische Verbindungen der aromatischen Reihe unter
Sauerstoffaufnahme in Farbstoffe von verschiedenen Nuancen überzuführen
vermag“.
„Derartige Verbindungen sind:
p-Phenylendiamin
p: Diamidophenol
Dimethyl-p-Phenyiendiamin (Schmp.
40°)
β – TriamidophenolPyrogallol
Toluylen-p-Diamin (Schmp.65°)
1,5-Dioxynaphtalin
1,5-Naphtylendiamin (Schmp. 188 bis 190°
p-Amidodiphenylaminp-Diamidodiphenylamin
p-Amidophenol
Anilin
Methyl-p-Amidophenol
Dimethylanilin“.
„Dieses Verfahren unterscheidet sich in charakteristischer Weise von demjenigen,
welches die Gebrüder Lumière in Lyon unter zu
Grundelegung von oxydablen Substanzen und Mangansalzen usw. ausgearbeitet haben
(vgl. Eder,
„Handbuch der Photographie“, 2, Aufl., 4. Teil, S. 546-549). Während das
vorliegende Verfahren ein Positiv verfahren ist, indem nach einem Negativ ein
Positiv erhalten wird, resultiert bei dem Lumièreschen Verfahren aus einem Negativ wieder ein Negativ; der Grund
hierfür ist der, dass nach Lumière das zu Grunde
gelegte Metallsalz als solches zur Bildererzeugung benutzt wird, nach dem neuen
Verfahren hingegen die im Lichte entstandene Reduktionsstufe des
Metallsalzes“.
„Die Verfahren mit Oxydsalzen des Mangans, Cobalts usw. nach Lumière haben nicht nur deshalb, sondern auch weil
die Ausführung auf Schwierigkeiten stiess, keinen Eingang in die photographische
Praxis gefunden“.
„Ebenso charakteristisch unterscheidet sich das neue Verfahren von der Herstellung
der sogenannten Tintenbilder (Eder,
„Handbuch der Photographie“, 4. Teil, S. 271–72), deren Bildung, wie
eingangs erwähnt, darauf beruht, dass das bei der Reduktion entstandene
Chromdioxyd sich Gerbsäuren, bezw. gewissen Farbstoffen gegenüber als Beize
verhält. Praktische Bedeutung hat auch dieses Verfahren nicht erlangt (vergl.
Eder, a. a. O., S. 272). Bei dem neuen
Verfahren hingegen ist es die oxydierende Wirkung des Chromdioxyds, welche
ausgenutzt wird, um unter Anwendung leicht oxydabler Substanzen Bilder zu
erzeugen“.
„Wir erläutern unser Verfahren an folgendem Beispiel: Photographisches Rohpapier wird
während einer Minute in folgender Lösung gebadet:
1006
ccmg
Wasser weiche Gelatine
unter gelindem Erwärmengelöst.
16 bis 20
g
Ammoniumbichromat“.
„Nach dem Trocknen der sensibilisierten Papiere im Dunklen wird unter einem Negativ
etwa halb solange belichtet, wie beim Gummidruck, und die erhaltenen Kopien werden
in häufig gewechseltem Wasser schnell vom linzersetzten Chromat befreit. Das letzte
Waschwasser säuert man zweckmässig etwas an (auf 1000 ccm Wasser 1 ccm
Schwefelsäure). Die Entwicklung des Bildes erfolgt nun bei gewöhnlicher Temperatur
z.B. in folgender Lösung:
Wasser
600 ccm,
p-Phenylendiamin
1 g,
Natriumbisulfit
1–2 g“.
„Das Bild tritt hierin schnell mit dunkelbrauner Farbe hervor, wird in
angesäuertem Wasser gespült und hierauf gut gewässert“.
„Ersetzt man in obiger Lösung das p-Phenylendiamin
durch eine der anderen Verbindungen, so ändert dies gewöhnlich die Färbung des
Bildes, so dass man in der Lage ist, Bilder in allen möglichen Nuancen nach dem
neuen Verfahren zu erzeugen“.
Ein weiteres Patent, D. R.-P. 123292, wurde der oben genannten Firma als Zusatzpatent
zum D. R.-P. 116177 (siehe oben) erteilt. Dasselbe lautet:
„Wir haben nun bei weiterer Ausbildung des durch D. R.-P. 116177 geschützten
Verfahrens die Beobachtung gemacht, dass sich das Verfahren des oben genannten
Patentes auch unter Anwendung von Gemischen oxydabler Substanzen ausführen.
lässt, d.h. dass man zum Entwickeln Lösungen verwenden kann, in welchen
gleichzeitig verschiedene oxydable Substanzen enthalten sind. Die Wirkungsweise
des Chromdioxydes auf solche Gemische ist je nach der Wahl der Komponenten eine
verschiedene; es kann von den angewendeten oxydablen Produkten jedes für sich
allein in eine färbende Substanz verwandelt werden, sodass die resultierende
Färbung des Bildes dann als eine Mischung von zwei oder mehr Farbtönen
aufgefasst werden muss; oder aber es können die Gemenge der oxydablen Körper
unter dem Einfluss des Chromdioxyds gemeinsam unter Bildung indamin-, bezw.
indophenolartiger Körper reagieren“.
„Die Vorteile, welche wir hiermit dem Verfahren des Hauptpatentes gegenüber
erreichen, liegen darin, dass wir bei Verwendung solcher Gemische eine
ausserordentlich grosse Zahl von Nuancen und vor allem beliebige Modetöne
erzielen können, was bei Anwendung eines einzigen oxydablen Mittels nicht
möglich war“.
„Die Ausführung unseres Verfahrens schliesst sich im wesentlichen der im
Hauptpatent beschriebenen an. Die photographischen Papiere werden in der
gleichen Weise sensibilisiert wie dort angegeben und nach der Belichtung unter
einem Negative mit der Entwicklerlösung behandelt.“
Ein Kopierverfahren, welches auf die Lichtempfindlichkeit von
gewissen Diazoverbindungen beruht, haben Ruf
und Stein auf Grund zahlreicher Versuchsreihen
veröffentlicht.Eders Jahrb. f.
Photogr. 1902, S. 189.
Verfahren für Diapositive: Gut geleimtes und mit
Formaldehyd gehärtetes photographisches Rohpapier wird im Dunkeln auf der einen
Seite gleichmässig mit einer zweiprozentigen Lösung des Chlorzinkdoppelsalzes des
Diazocarbazolchlorids bedeckt, indem man es auf dieser Lösung schwimmen lässt und
dann trocknet. Nun wird es unter dem Diapositiv so lange belichtet, bis die
entsprechende Zeichnung auch in den dunkleren Partieen hellbläulich auf gelbem
Grunde erscheint, dann durch Baden in einprozentiger, schwach alkalischer α-Naphtollösung entwickelt und fixiert. Man erhält so
ein orangegelbes Bild, das nach einem zweiten Bade in verdünnter Essigsäure einen
schönen braunen Ton annimmt.
Die hier beschriebene Art der Bilderzeugung lehnt sich demnach eng an diejenige des
Primulinprozesses an.
Zieht man die fertige Kopie anstatt durch alkalische α-Naphtollösung durch verdünnte Natronlauge, so hat man die Bedingungen,
welche das Verfahren von Andresen charakterisieren; es
kuppelt das durch das Licht gebildete Oxycarbazol mit dem unveränderten Diazosalz,
und man erhält ein violettes negatives Bild. (Bei Anwendung von
einem Negativ ein positives Bild.)
Verwendet man statt α-Naphtol β-Naphtol oder Phloroglucin oder Resorcin oder m-Toluylendiamin, so erhält man statt der braunen, dunkelrote, violette,
gelbbraune oder braunviolette Töne.
Verfahren für Negative: Das Papier wird unter Anlehnung
an das Feersche Verfahren in gleicher Weise mit einer
Lösung von 2 g carbazoldiazosulfosaurem Natrium, 2 g α-Naphtol und der eben nötigen Menge Natronlauge in 100 ccm Wasser präpariert,
getrocknet und unter dem Negativ belichtet. Tritt das Bild auf dem gelben Papier mit
braunroter Farbe hinreichend scharf hervor, so wird es durch Waschen mit heissem
Wasser, sehr verdünnter Natronlauge, kaltem Wasser, verdünnter Essigsäure und
nochmals kaltem Wasser mit braunem Ton fixiert.
Ausser α-Naphtol kuppeln leicht und rasch β-Naphtol (rot), die β-Naphtolsulfosäuren 2 : 6 und 1 : 4 (violett), die β-Naphtoldisulfosäure 2 : 3 : 6 (R-Salz-blauviolett) und das m-Toluylendiamin (schön braun).
Die Farbe der Töne ist nicht allein durch die Art der Komponente bedingt, sondern
auch durch deren Quantität, sowie die Konzentration des Alkalis, sowie die Art der
Leimung des Papiers (Ruff und Stein leimten ihre Papiere mit fünfprozentiger Gelatinelösung und härteten
diese mit fünfprozentiger Formaldehydlösung). Die erhaltenen Nuancen lassen sich
nach der Fixierung durch Einlegen der Bilder in verdünnte Kaliumbichromatlösung,
Ferrichloridlösung oder Kupfersulfatlösung modifizieren.
Die fertigen Farben selbst sind durchaus lichtbeständig. Ruff und Stein haben Bilder schon über ein
Jahr am Licht aufbewahrt, ohne eine Veränderung konstatieren zu können.
A. G. Green, G. F. Cross und E.
J. Bevan polemisieren gegen einen Passus in der Arbeit von Ruff und Stein, der sich
auf ihre Untersuchungen über die Lichtempfindlichkeit der Thioamidbasen bezieht. Sie
glauben, dass der dort gegebene Hinweis auf ihre Arbeit den Anschein erwecken
könnte, als hätten sie sich ein Verfahren patentieren lassen, dessen
wissenschaftliche Grundlage von Andresen aufgeklärt
wurde, und erinnern deshalb zur Klarstellung der Sachlage an ihre bereits 1890
erschienenen Abhandlungen über die Verwertung des Diazotypprozesses für das
photographische Färben und Drucken (Ber. Deutsch, ehem. Ges. 34, 2495, 28./9.
[1./7.] London). (Chem. Zentralblatt 1901, Bd. 2, No. 18, S. 965.)
Lithographie, Zinkflachdruck, Algraphie etc.
Das Verfahren für trockenen Umdruck auf den Stein von
Paul Nötzolt in Briesnitz besteht in einer
Behandlung des in der gewöhnlichen Art geschliffenen Steines mit Bimssteinpulver und
Spiritus. Der Stein wird wiederholt damit abgerieben und der zwischendurch
aufgegossene Alkohol am Steine abgebrannt, wodurch er vollkommen fettfrei und die
Poren geöffnet werden sollen.Freie Künste
1901, S. 91.
H. Schneider erhielt ein englisches Patent (No. 24934 ad
1899) auf eine photolithographische Methode. Dieselbe
besteht in einem Ueberziehen des gekörnten und mit stark verdünnter Salpetersäure
gewaschenen Steines mit Gelatinelösung, Ueberstreichen mit einer
Albumin-Oxalsäurelösung, Auftragen der aus Chlorzink, Chrysanilin, Wasser, Ammonium-
und Kalium-bichromat bestehenden Sensibilisierungslösung, Trocknen, Kopieren,
Einschwärzen mit Farbe und Entwickeln mit einem nassen Schwämme. Der so behandelte
Stein soll im Halbton drucken.Moniteur de
la Photographie 1900, S. 327.
Zur Herstellung von Gravuren oder Radierungen ähnlicher Lithographien bezweckt ein
von Sebald in Leipzig erfundenes Verfahren, dass er „Litomio“ nennt. Der Stein wird zur Ausführung
derselben geäzt, poliert und mit einer wasserabstossenden (harzhaltigen) Schichte,
in welche mit der Nadel bis zur Bloslegung des Steines radiert wird. Der Stein wird
dann entsäuert und dadurch für fette Farbe empfänglich gemachtArch. f. Kochgewerbe 1901, S.
9..
Eine kleine kompendiöse Steindruckschnellpresse „Noris“, ähnlich den Tiegeldruckpressen der Buchdrucker, baut
dieMaschinenfabrik Steinmesse & Stollberg in
Nürnberg. Bei dieser Presse erfolgt das Anlegen des Bogens nicht über, sondern unter
dem Druckzylinder, wodurch es möglich wurde, den Druckzylinder einen relativ
geringen Durchmesser zu geben (D. R. G. M. No. 118528)Zeichnung und nähere Beschreibung siehe auch
Eders Jahrb. f. Photogr. 1901, S. 694.
Ein Patent auf die Herstellung biegsamer
Lithographieplatten erhielt Th. Köhler in
Limburg (Sachsen). Das Verfahren besteht in einem Ueberziehen von biegsamen Platten
aus Pappe, Holz oder Celluloid u. dergl. mit einer breiartigen Mischung von
kieselsaurer Tonerde, Zinkweiss und Wasserglas.Allgem. Anz. f. Druckereien.
Das Aluminium hat sich für die Zwecke des Flachdruckes
gut eingeführt und als Ersatz für den Stein in mancher Beziehung bewährt.Ueber Aluminiumdruck (Algraphie) siehe C. Weilands Buch. Ferner Friedr. Hesse in der Zeitschrift f.
Reproduktionstechnik 1901, S. 2. Auch wurden für diese neue
Technik bereits von mehreren Fabriken u.a. Gaston, Elie
Bouvert und Eduard Albert Fix in Paris
Rotationspressen konstruiert, von denen diejenige der genannten Firma an Stelle
eines Zylinders zwei oder mehrere Plattenzylinder besitzt.
Otto Strecker in Darmstadt erhielt ein deutsches
Reichspatent (No. 120069) auf ein „elektrochemisches
Verfahren zum Ueberziehen von metallischen Flachdruckplatten mit einer
wasseranziehenden Schichte, sowie zum Entfernen solcher Schichten“.
Bei diesem Verfahren wird die Zink-, Aluminium- oder sonstige Metallplatte in eine
etwa dreiprozentige Lösung von Alkaliphosphat, –Chlorid oder –Phosphit gebracht und
je nach dem einen oder anderen Zwecke mit dem positiven oder negativen Pole eine
Stromquelle von entsprechender Stärke verbunden.
Bei dem Itterheimschen Verfahren, der
„Negrographie“, kann, ebenso wie bei den analogen Verfahren mit Eisen-,
Uransalzen usw. das Bild sowohl mit Harzfarbe (Russ-Schellacklösung), als auch mit
fetter Farbe entwickelt werden. Die mit fetter Farbe entwickelten derartigen Kopien
lassen sich auf den lithographischen Stein, Zinkplatten usw. übertragen und auf
diese Weise ist es möglich eine Negrographie mittels Steindruck und ähnlicher
Verfahren zu vervielfältigen. Dieses Prinzip liegt mehreren Verfahren, z.B. dem Tellkampfschen Verfahren (D. R.-P. No. 8695)The Brit. Journ. Photogr. Almananac 1902, S,
914 ff., dem Pausiadruckverfahren,
von Paul di Ferra u.a. zu Grunde.Journ. f. Buchdruckerkunst 1901, S.
967.
Ein Chromatverfahren zur direkten photozinkographischen
Herstellung von Druckplatten nach Lichtpausen (Vundyhes Patent No. 6307,
1901) besteht in einem Ueberziehen einer dünnen Zinkplatte mit einer
Chromat-Fischleimlösung und Exponieren unter einer Zeichnung usw., Entwickeln des
negativen Bildes mit Wasser, Färben der Platte mit lithographischer Tusche und
Asphalt in Terpentin gelöst und Entwickeln des positiven Bildes durch Eintauchen der
Platte in stark verdünnte Salzsäure und Abreiben mit Magnesiumcarbonat.
Lichtdruck.
A. Albert befasste sich seit einigen Jahren mit der Idee
Lichtdruckplatten in der Buchdruckpresse zu
drucken, welche im vergangenen Jahre von dem genannten gemeinsam mit W. Unger realisiert wurde. Die Genannten verwenden
Aluminium und Bleiplatten als Unterlage für die Lichtdruck-präparation.Eders Jahrb. f. Photogr. 1902, S.
330. Denselben Gegenstand behandelt auch das Verfahren von L. Bisson in Paris.Photogr. Corresp. 1901, S. 643.
Die Firma Klimsch & Co. in Frankfurt a. M. bringt
eine Zylinderhandpresse für Lichtdruck in den Handel,
welche vor den „Reiberpressen“ manchen Vorteil bietet.
Photozinkotypie. Emailverfahren. Verschiedene Kopierverfahren
zur Herstellung von Druckplatten. Verfahren zur Herstellung von Glasätzungen.
Hermann J. Schmidt in Brooklyn verkaufte ein Trockenemailverfahren für Zink- oder Kupferhochdruck
verfahren (Autotypie, Strichätzung) an verschiedene Firmen. Dasselbe beruht auf dem bekannten
Prinzip der Einstaubverfahren. Eine Bichromatzucker- (Honig, Gummi, Dextrin) haltige
Lösung wird auf die Platte gegossen, die Schichte getrocknet und darauf kopiert,
wobei dieselbe an den vom Lichte getroffenen Stellen die Klebrigkeit verliert,
sodass sie beim Einstauben mit einem geeigneten Pulver dieses nur an den vom Lichte
nicht getroffenen Stellen annimmt. Das Pulver verhindert dann beim
„Einbrennen“ die Emailbildung an die betreffenden StellenEders Jahrb. f. Photogr. 1902, S.
623..
L. Tschörner stellte Versuchsreihen mit verschiedenen
Substanzen, als Rohrzucker, Traubenzucker, Dextrin, Gummi usw. unter Verwendung von
gepulverter Magnesia oder von Magnesiumcarbonatpulver als „Entwickler“ an und
erhielt z.B. mit Traubenzucker – Albumin – Chromatlösung gute Ergebnisse.Ibid. S. 624-626.
E. Albert in München erhielt das D. R.-P. 122836 auf ein
Verfahren zur Herstellung von Zinkclichés, welche die
Zurichtung in sich tragen, also keiner weiteren Zurichtung bedürfen.Siehe den Artikel von Schmädel: Dr. E. Alberts Patentreliefchlichés in Eders Jahrb. f.
Photogr. 1902, S. 210 ff.
Dies erreicht der Genannte dadurch, dass er die Niveauunterschiede der Zurichtung,
d.h. das Relief derselben in die Druckfläche selbst verlegt: entweder er bringt ein
metallisches Zurichtrelief, dessen Erhöhungen den Dunkelheiten des Bildes
entsprechen, auf die Rückseite der Druckform und setzt beide einem starken
Pressendrucke aus, oder er verwendet ein Zurichtrelief von entgegengesetztem
Charakter wie bei obigem und lässt den Pressendruck entsprechend einwirken.
Ein Verfahren zur Herstellung von Hochdruckplatten unter
Anwendung der Elektrolyse, wurde dem E. Albert
in München patentiert (D. R.-P. 128335). Als Aetzfläche (Aetzgrund) wird Nickel oder
Cobalt verwendet. Soll z.B. eine positive Druckplatte in eine negative verwandelt
werden, so wird sie zunächst auf Zink oder dergl. umgedruckt. Der Umdruck wird dann
galvanisch vernickelt oder verkobaltet, wobei sich das Metall nur an den freien
Stellen der Platte niederschlägt. Die Umdruckfarbe wird dann entfernt und die
freigelegten Stellen werden geätzt.
Ueber das „Nickelgalvano“ schreibt H. van BeekPhotogr.
Chron. 1901, S. 584.:
Farbendruck – Combinationsdruck – Drei- und
Vierfarbendruck.
Alberts CitochromieD.
R.-P. 116538. Eders Jahrb. 1902, S. 648. ist ein
Farbendruckverfahren, bei welchem mittels Emulsion Halbtonaufnahmen gemacht
werden.Diese werden mittels Kopierrasters direkt auf die Metallplatten kopiert,
und dadurch in ein Rasterbild zerlegt.
Die Halbtonnegative müssen sehr dünn und untereinander ganz gleich gehalten werden,
zur Beurteilung dient ein sogenanntes „Normalnegativ“.
Bei diesem Verfahren entfällt die Anfertigung von Rasternegativen auf
photographischem Wege. – Der Druck beginnt mit der Kraftplatte, dann folgt rot, blau
und gelb.
Unter dem Namen „Cellulotypie“ veröffentlicht E. Bayard ein Radierverfahren
auf Celluloidplatten, welche Platten dann ebenso wie. Kupferplatten zur
Vervielfältigung benutzt werden können„La
Gravure en Taille Douce à la portée de tous la Cellulotypie“, Paris
1902, Le Franc & Comp..
Ein Verfahren zur Herstellung von hoch geätzten Druckplatten,
welche in dem Weissen ein Netzmuster enthalten, liegt dem D. R.-P. 127742
zu Grunde. Der Netzgrund in dem Weissen hat den Zweck, das Verschmieren der Platten
hintanzuhalten, so dass solche Platten auf allen Pressen, selbst auf der schnellsten
Rotationspresse, gedruckt werden können. Zur Herstellung der Platten wird z.B. eine
Zinkplatte mit einem Netze sich kreuzender Linien nach einem der in der Lithographie
üblichen Verfahren überzogen, diese Linien werden ein geätzt, die erhaltenen
Vertiefungen werden mit säurefestem Metall ausgefüllt, die Fläche geebnet und
poliert. Auf diese Platten wird das Druckbild in irgend einer geeigneten Art
aufgetragen (Zeichnung mit lithographischer Tusche, Kopieren nach einem Negative,
Umdruck usw.), dann wird geätzt, wobei die Zeichnung zerstört wird, aber das Bild
und die Punkte der Platte, welche aus säurefestem Material bestehen, stehen bleiben.
Dadurch wird eine Hochdruckplatte erzielt, welche ausser dem Druckbild in den
Weissen ein hoch geätztes Punktsystem aufweist.
Dem St. Fanjat und P.
Charles in Frankfurt a. M. wurde eine Maschine zur
Herstellung von Gelatinebildern nach Art des Woodburydruckes patentiert (D.
R.-P. 118475); ferner erhielt Heimsoeth ein Patent (D.
R.-P. 120655) auf ein vereinfachtes Woodbury
verfahren.
E. Vogel in München erhielt ein Patent auf ein Verfahren zur Herstellung von GlasätzungenPhotogr. Chronik, 1901, S. 261, D. R.-P. No.
116856.. Es überzieht Glasflächen mit lichtempfindlichen Asphalt
oder Chromatgelatine, belichtet unter einem Negativ, entwickelt die Kopie, ätzt ein
und erhält so eine Reliefätze mit vertieften Lichtern. Beim Entwickeln wird so
vorgegangen, dass zuerst nur die höchsten Lichter entwickelt und geätzt werden, dann
die Mitteltöne entwickelt und mit den höchsten Lichter geätzt werden usw., bis zur
Vollendung des Bildes.