Titel: | Neuerungen an Fahrrädern. |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 790 |
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Neuerungen an Fahrrädern.
(Fortsetzung von S. 776 d. Bd.)
Neuerungen an Fahrrädern.
c) Freilaufeinrichtungen. (Free wheel).
Textabbildung Bd. 318, S. 790
Fig. 124. Reifenbremse der Brennabor-Fahrradwerke.
Die Freilaufeinrichtungen dienen dazu, das Kettenrad ausser Betrieb zu setzen, sodass
die Füsse ohne Tretbewegungen auf den Kurbeln ruhen können. Die meisten Fahrradwerke
des In- und Auslandes haben diesen Einrichtungen seit ihrem Bekanntwerden grosse
Beachtung geschenkt. Im Anfang waren diese Einrichtungen recht unvollkommen, aber
auch nach Verbesserung der verschiedenen Systeme fanden sie bei den Radfahrern keine
willige Aufnahme. Die Ursache lag darin, dass dem Fahrer bei starkem Gefälle die
Herrschaft über sein Rad genommen wurde, daGegentreten ausgeschlossen war. Um
etwas Brauchbares zu schaffen, mussten Vorrichtungen ersonnen werden, welche
imstande sind, die Wirkung des Freilaufes nach Belieben aufzuheben und sofort wieder
herzustellen. Diese Aufgabe wurde nun in verschiedener Form gelöst, Die Brennabor-Fahrradwerke
verwenden eine auf das Vorderrad wirkende Reifenbremse (Fig. 124). Ihr Gestänge ist innerhalb des Steuerrohres untergebracht und
zwecks Verstellung des Bremsschuhes mit Gewinde versehen. Ferner sind auch Bremsen
in Anwendung, welche durch Rückwärtstreten der Kurbel betätigt werden. Eine solche
zeigt Fig. 125. Sie bietet den Vorteil, dass bei zu
starkem Bremsdruck der Kurbelstift a den Bremshebel b wieder freigibt, wodurch ein Festsetzen des
Bremsschuhes ausgeschlossen ist.
Textabbildung Bd. 318, S. 790
Fig. 125. Rücktrittbremse der Cito-Fahrradwerke.
Textabbildung Bd. 318, S. 790
Fig. 126. Rücktrittbremse.
Textabbildung Bd. 318, S. 790
Freilaufnabe von Markt, Kirk und Merifield.
Textabbildung Bd. 318, S. 790
Fig. 128. Freilaufnabe der Neckarsulmer Fahrradwerke A.-G.
Eine ebenfalls durch Gegentreten betätigte Bremse, welche aber auf die Felge
wirkt, zeigt Fig. 126. Bei ihr wird, sobald sich die
Kurbeln nach rückwärts bewegen, mit der Tretkurbelachse eine Hülse gekuppelt, und
dadurch die Bremsgabel so verschoben, dass sich die Bremsbacken fest gegen die Felge
legen. Beim Vorwärtstreten tritt diese Bremse sofort ausser Tätigkeit.
Textabbildung Bd. 318, S. 791
Fig. 129. Freilaufnabe der Neckarsulmer Fahrradwerke A.-G.
Textabbildung Bd. 318, S. 791
Fig. 130. Freilaufnabe von Fichtel und Sachs.
Der Freilaufmechanismus selbst besteht in der Hauptsache aus einem Gesperre, welches
das Kettenrad durch Anhalten der Tretkurbeln ausser Betrieb setzt. Eine solche
Vorrichtung wurde Ch. u. G.
Markt in London und J. Howard Kirk, W. H.
Merifield in Eedington-Birmingham durch D. R.-P. 114708 geschützt.
Textabbildung Bd. 318, S. 791
Fig. 131. Einzelteile der Freilaufnabe von Fichtel und Sachs.
Wie Fig. 127
zeigt, besteht dieselbe aus zwei Scheiben b und c, die auf die Nabe a
aufgeschraubt sind und mit ihren Flächen e
gegeneinander stossen. Zwischen ihnen dreht sich das Kettenrad f, das an seinem Teil g
mit mehrerenAusklinkungen h versehen ist. Im Ringe
b sind ebenfalls Ausklinkungen i (Fig. 127a) vorgesehen,
in welchen keilförmige Sperrklinken k lose liegen.
Letztere werden durch die Feder l in die
gegenüberliegenden Ausklinkungen h des Kettenrades
gedrückt, sodass b und f
beim Vorwärtstreten gekuppelt sind. Beim Anhalten der Kurbel geben die Sperrklinken
k das Kettenrad frei.
Textabbildung Bd. 318, S. 791
Fig. 132. Freilaufnabe von Morrow.
Textabbildung Bd. 318, S. 791
Fig. 133. Freilaufnabe der Forsyt Mfg. Co.
Der Lauf des Fahrrades kann bei dieser Freilaufeinrichtung nicht wie bei der starren
Anordnung des Antriebrades durch Gegentreten gehemmt werden, sondern nur durch
Anwendung der Bremse. Die gewöhnliche Rücktrittbremse läuft sich jedoch hierbei
leicht warm und zeigt ferner den Mangel, dass sie dem Fahrer nicht gestattet, die
Fahrgeschwindigkeit gleichsam zu fühlen wie beim Gegentreten mit festem Antriebsrad.
In neuester Zeit wird deshalb die Bremse meist mit in die Freilaufnabe
eingebaut.
Textabbildung Bd. 318, S. 791
Fig. 134. Freilaufnabe „New Departure“.
Fig. 128 zeigt eine Verbindung des Freilaufes mit
einer Bremse, nach der Bauart der Neckarsulmer Fahrradwerke
A.-G. in Neckarsulm. Der Kettenkranz p, der
seitlich mit den Rollen a der Bremsscheibe d in Berührung steht, dreht sich frei auf Rollen r. Die Scheibe d ist an
ihrem Umfang mit Einkerbungen versehen, in welche die Sperrklinke c eingreift. Diese wird durch Federdruck mit d in Eingriff gehalten, kann jedoch jederzeit mittels
Drahtzuges (Fig. 129) vom Sitz aus ausgelöst werden.
Bei eingeschalteter Sperrklinke ist die Bremsscheibe in ihrer Drehung gehindert,
wodurch sich die Rollen des Freilaufgesperres auslösen und somit das Kettenrad
freigeben.
Tritt der Fahrer rückwärts, so stossen die Rollen a
gegen die jetzt festgehaltene Scheibe d und pressen
diese gegen die sich mit der Nabe drehende Scheibe e,
wodurch Bremsung erzeugt wird.
Bei hochgezogener Sperrklinke tritt sofort wieder eine starre Verkupplung zwischen
Kettenrad und Nabe ein.
Bei der Freilaufnabe der Schweinfurter
Präzisionskugellagerwerke von Fichtel und Sachs in Schweinfurt a. M. kommt
die Sperrklinke in Fortfall, der Freilauf wird lediglich durch Anhalten der
Tretkurbeln erzielt. Beim Vorwärtstreten presst sich der Reibungsring a (Fig. 130 und 131) durch Aufsteigen seiner seitlichen Verzahnungen
auf die gleichartige Gegenverzahnung des Kettenkranzes b, mit seiner konischen Bohrung auf die gleichfalls konische Reibfläche
der Innenhülse g und kuppelt somit das Kettenrad mit
der Nabe. Beim Anhalten der Tretkurbeln löst sich diese Kupplung sofort und lässt
das Kettenrad b auf seiner unterliegenden Kugelreihe
c frei laufen, indem die seitliche Verzahnung des
Kranzes b den oben erwähnten Reibungsring a nach rechts bewegt. Hierdurch wird zugleich der
Reibungskamm h infolge Aufsteigen seiner Spiralflächen
auf die Gegenflächen des Reibungsringes a nach links
gedrängt, und dadurch der in der Bremstrommel f
liegende konische Bremsring e gegen die Wandung der
Trommel f gepresst. Der Bremsring wird hierzu mittels
eines am Fahrradrahmen befestigten Hebels d an seiner
Drehung verhindert, während sich die Bremstrommel f mit
der Nabe dreht. Beim Vorwärtstreten schaltet sich die Bremse sofort selbsttätig
aus.
Textabbildung Bd. 318, S. 792
Fig. 135. Freilaufnabe der Bismarck-Fahrradwerke G. m. b. H.
Bei dem verhältnismässig grossen Durchmesser der aussenliegenden Bremstrommel ist
Warmlaufen der Bremse dadurch ausgeschlossen, dass die Trommel der
vorbeistreichenden Luft genügend Kühlfläche bietet.
Sehr grosse Aehnlichkeit mit dieser Einrichtung hat die Morrow-Nabe (Fig. 132), in der die einzelnen Teile wie in Fig. 130 bezeichnet sind.
Bei der Freilaufeinrichtung der Forsyt Mfg. Co. in
Buffalo, N. Y., ist die äussere Gestalt der gewöhnlichen Nabe vollständig gewahrt
und die innere Einrichtung eine sehr einfache. Wie Fig.
133 zeigt, ist mit dem Kettenrad 14 die mit
Schraubengängen versehene Hülse 13 fest verbunden, auf
welcher sich der Kupplungsring 11 bewegt.
Beim Vorwärtstreten tritt dieser Ring 11 sofort in die
mit der Nabe 1 verschraubte konische Büchse 10 hinein, wodurch das Kettenrad 14 mit der Nabe 1
verkuppelt wird.
Beim Anhalten der Kurbeln entkuppelt sich der Ring 11
von der Büchse 10 dadurch, dass er sich nach links
dreht; das Kettenrad 14, die Hülse IS, sowie der Kupplungsring 11 stehen jetzt still, während sich die Nabe, und mit ihr das Rad, frei
dreht. Wird nun Gegendruck auf die Kurbeln ausgeübt, so drängt sich der
Kupplungsring 11 in die konische Vertiefung des
Bremskegels 5 hinein und presst ihn gegen die
Bremsfläche 4. Sofort nach Einstellen des Gegendruckes
gleitet durch die Drehung der Hülse 13 der Ring 11 nachrechts und gibt den Bremskegel frei,
welcher dann durch Feder 17 von der Bremsfläche 4 abgedrängt und durch den auf der Radachse sitzenden
Bund 12 in seiner Freilage gehalten wird.
Fig. 134 gibt die unter dem Namen
„New-Departure“ bekannte Freilaufeinrichtung (D. R.-P. 99728). Ihre
Wirkungsweise dürfte aus der Abbildung ohne weiteres ersichtlich sein. Der Freilauf
(rechts) ist der allgemein übliche. Die Bremsvorrichtung (links) wird durch die auf
der Achse in der Längsrichtung verschiebbare Hülse a
betätigt.
Die Bismarck – Fahrradwerke G. m. b. H. in Bergerhof
(Rheinland) bringen einen Freilaufmechanismus (D. R.-P. 134215) in den Verkehr,
dessen Neuerung hauptsächlich darin besteht, dass die Bremsscheibe mit der
feststehenden Radachse durch ein einseitiges Gesperre verbunden und auf diesem
achsial verschiebbar gelagert ist. Ausserdem ist nach Fig.
135 auf der Nabe der Laufring 3 befestigt,
auf dem der Zahnkranz 5 mit Freilaufrollen 4 derart angeordnet ist, dass er sich bei
Vorwärtsbewegung der Tretkurbeln mit der Nabe kuppelt. Dieser Zahnkranz ist mit
einem Ringrand 1 versehen und bildet mit dem
eingeschraubten Deckel 9 ein geschlossenes Gehäuse,
durch welche die Achse hindurchreicht. In diesem Gehäuse ist auf der Gegenmutter 6 ein Ring 7 aus
Vulkanfiber befestigt, und zwischen diesem und der Ringscheibe 9 eine mit Rollen m (siehe
auch Fig.
136) versehene Scheibe 8 in der Längsrichtung
der Achse verschiebbar angeordnet. Diese Laufrollen m
sind in schräg nach aussen begrenzten Ausschnitten n
der Scheibe 8 geführt und zwar derart, dass sich
letztere bei der Vorwärtsbewegung des Kettenrades festläuft, beim Anhalten desselben
sich aber frei auf der Achse dreht. Zwecks Bremseinrichtung sind in einer Laufrinne
der Ringscheibe 9 Kugeln p
eingelegt (siehe auch Fig. 137), die auf
schräg ansteigenden Ausfräsungen q der Scheibe 8 laufen. Diese Kugeln liegen nun beim Vorwärtsbewegen
oder Anhalten der Kurbeln in den tiefsten Stellen der Ausfräsungen, werden jedoch
beim Rückwärtsbewegen der Kurbeln an das andere Ende geführt, wodurch die Scheibe
8 achsial verschoben, und gegen den sich mit der
Nabe drehenden Vulkanfiberring 7 gepresst wird.
Diese letzteren Einrichtungen sind zur Zeit die gebräuchlichsten, doch sollen im
folgenden noch einige andere Anordnungen besprochen werden.
Textabbildung Bd. 318, S. 792
Freilaufnabe der Bismarck-Fahrradwerke G. m. b. H.
G. H. Cheney in Rochester (V. St. A.) ordnet nach seinem
D. R.-P. 134889 auf der Kettenradnabe a (Fig. 138 bis
140)
die verschiebbare Schraubenmutter b an. Dieselbe dient
zum Antrieb einer aus zwei Reibungskegeln c und d bestehenden Kupplung, die sich gegen die Einschnürung
e der Nabe z legt und
so das Rad mitnimmt, während sich beim Bremsen der Kegel d gegen das eine Ende der Nabe, und der Kegel c gegen einen Ring (Fig. 141) von seitlich
verschiebbaren Bremsklötzen m, n, o, p legt und diese
gegen die Bremsfläche r presst. Die Bremsklötze, die
einen zylindrischen Teil des Kupplungskegels c
umschliessen, sind mit einer Lippe f versehen, welche
durch die Wirkung eines die Bremsklötze zusammenhaltenden, federnden Ringes g immer in leichter Berührung mit dem Kupplungskegel
c gehalten wird, um auf diese Weise ein Drehen
desselben zu verhindern. Die Wirkung ist folgende:
Wird der Kupplungskegel c gegen die schräge Fläche r der Bremsklötze m-p gepresst, so werden die letzteren nach aussen gegen
den Reibungsring q bewegt. Hierbei überwindet der Druck
des Kegels c den der Feder g und das Nachaussengehen der Bremsklötze wird dadurch gefördert, dass sie
gegen die geneigte Fläche s der Kappe t gepresst werden. Gleichzeitig wird der achsiale Druck des
Kegels c durch die Mutter b, Kegel d, Ring u und die Kappe i aufgenommen.
Bei Drehung der Nabe z und der gegen sie gepressten
Bremsklötze tritt naturgemäss jetzt das Bestreben auf, dass sich der Bremsring k mit ihr drehen will, doch wird derselbe durch die um
den Block l gelegenen, einzelnen Teile des Bremsringes
gegen die Winkelkanten des Blockes gekeilt, und da letzterer durch den Arm v festgehalten wird, wirkt die Keilung derart auf die
Nabe, dass die Reibungs- und Bremswirkung verstärkt wird. Fig. 138 zeigt die
eingeschaltete Bremse, während Fig. 139 dieselbe
ausgeschaltet, d.h. den Antrieb auf das Rad zeigt; eine Zwischenstellung bewirkt den
Freilauf.
Textabbildung Bd. 318, S. 793
Freilaufnabe von Cheney; Schnitt 1-1; Schnitt 2-2; Schnitt 3-3; Schnitt
4-4.
Bei den bisher besprochenen Freilaufeinrichtungen findet die Kupplung des
Kettenkranzes mit der Nabe durch Vermittlung schräger Flächen statt, wobei der lose
Mittelring zwischen Kettenkranz und Nabe festgeklemmt wird. Diese Anordnung hat
jedoch den Nachteil, dass die Rückkehr des Ringes in die Anfangsstellung beim
Uebergange zum Freilauf erschwert wird.
G. H. Banister in Woolwich (Engl.) will diesem
Uebelstande dadurch abhelfen, dass er nach seinem D. R.-P. 132906 schräge
Anlaufflächen nur zum Einrücken der Kupplung benutzt, zum Antrieb des Rades aber die
Bewegung des Kettenrades durch ebene Druckflächen auf die Nabe übertragen lässt, die
senkrecht zur Drehebene stehen und nach Einrücken der Kupplung zur Wirkung
kommen.
Erreicht wird dies, nach Fig. 142, wie folgt: Das auf
der Nabe mittels der Kugelreihe e freilaufende
Kettenrad a ist mit Vorsprüngen au die schräge Auflaufflächen a1, besitzen, versehen.
Diese wirken beim Vorwärtsdrehen des Rades a gegen die
Auflaufflächen c2 der
Vorsprünge c1 des losen
Zwischenringes c und bringen letzteren durch
Verschieben nach rechts mit dem mit der Nabe fest verbundenen Kupplungsteil d in Eingriff.
Textabbildung Bd. 318, S. 793
Fig. 142. Freilaufnabe von Banister.
Ausserdem ist der Kettenkranz mit Ansätzen a3 versehen, welche gegen besondere Ansätze c4 des Zwischenringes
c wirken und die erwähnten, senkrecht zur
Drehungsebene gestellten Anschlagflächen besitzen. Diese Ansätze sind zu den mit
schrägen Auflaufflächen versehenen Ansätzen derart angeordnet, dass sie erst dann
zur Wirkung kommen, wenn durch die Ansätze ai, ei die zum Einrücken der Kupplung
genügende Verschiebung des Ringes c stattgefunden hat.
Der Zwischenring wird also nach Inwirkungtreten der Ansätze a3 und c4 nicht weiter verschoben.
Damit derselbe jedoch bei freilaufendem Rade selbsttätig in die Anfangsstellung
zurück gelangt, sind an dem Kupplungsteild Zähne
d1 angeordnet,
welche mit in der Drehrichtung der Nabe gestellten Auflaufflächen versehen sind, die
gegen schräge Auflaufflächen der Kupplungszähne c3 des Zwischenringes im Sinne der Rückführung
desselben in die Anfangsstellung wirken. Diese Flächen sind bei der Vorwärtsbewegung
des Kettenkranzes unwirksam, da beim Antrieb nur die erwähnten, senkrechten
Zahnflächen in Wirkung treten. Bei festgehaltenen Tretkurbeln wird der Ring c dagegen in die Anfangsstellung zurückgeschoben, so
dass das Rad vollkommen frei läuft.
Abweichend von den bisherigen Bremsanordnungen ist diejenige von J. Küster in Charlottenburg. Die Einrichtung ist
folgende: Das Kettenrad k (Fig. 143) ist auf der Büchse b und der mit
Einkerbungen e versehene Ring a auf der Tretkurbelachse befestigt. Zwischen diesem Ring und der
Innenfläche der Büchse b sind Gesperrerollen g1
g2 angeordnet. Erstere
bewirken, dass beim Drehen der Achse in der Pfeilrichtung die Büchse b mitgenommen wird, letztere dagegen wirken mit dem
Ring r zusammen, welcher durch ein kleines, gegen das
feststehende Kurbellagergehäuse wirkende Gesperre g3 nur vorwärts, d.h. in der Pfeilrichtung, nicht
aber rückwärts drehbar ist.
Die Wirkung ist folgende: Bei Drehung der Achse in der Pfeilrichtung wird durch das
Gesperre g1 die Büchse
b mit dem Kettenrad k
mitgenommen. Durch den im gleichen Drehungssinne mitgezogenen Führungsring r werden die Rollen g2 in den Vertiefungen der Einkerbungen e festgehalten. Dreht sich nun das Kettenrad mit der
Büchse b weiter, während die Tretkurbeln festgehalten
werden, was zufolge der Richtung des Gesperres g1 möglich ist, so verharren die Rollen g2 an den tiefsten
Stellen von e, solange die Füsse stillstehen. Wird dagegen durch kurze
Rückwärtsbewegung der Tretkurbeln deren Achse mit dem Ringe a etwas entgegen der Pfeilrichtung gedreht, so können die Rollen g2 nicht rückwärts
folgen, weil sich der mit ihnen zusammenwirkende Führungsring r infolge der Wirkung des Kugelgesperres g1 nicht rückwärts
bewegen kann. Durch die Rückwärtsdrehung von a werden
die Rollen infolge der schrägen Form der Einkerbungen e
gegen die Innenfläche der Büchse b gepresst; sobald
diese Pressung genügend gross geworden ist, nimmt die mit dem Kettenrade weiter
umlaufende Büchse b die Tretkurbelachse mittels des
Gesperres g2 mit, wobei
durch stetes Gegentreten der Gang des Fahrrades gehemmt wird.
Dieselbe Einrichtung jedoch in Verbindung mit der Hinterradnabe zeigt Fig. 144. Die Gesperrollen g1 wirken in der gleichen Weise wie die
üblichen Freilaufklemmrollen, während beim Gegentreten die Gesperrollen g2 in Wirkung kommen.
Die Gesperrkugeln g3
wirken gegen den feststehenden Lagerkegel auf der Achse und verhindern die
Rückwärtsbewegung des Führungsringes r.
Textabbildung Bd. 318, S. 794
Fig. 143. Freilauf am Tretkurbellager von Küster.
Erfolgt nun durch kurze Rückwärtsbewegung der Tretkurbeln eine geringe
Rückwärtsdrehung des Kettenkranzes k, so werden die
Klemmrollen g2, welche
durch den stillstehenden Ring r gegen Rückwärtsbewegung
gesperrt sind, in einen zwischen dem Kettenkranz k und
dem Nabenringe gebildeten Hohlraum von keilförmigem Querschnitt gepresst. Der
Kettenkranz erhält durch die Nabe n eine
Vorwärtsdrehung, welche sich auf die Tretkurbeln überträgt, wobei ein stetes
Gegentreten ermöglicht wird. Um beim Beginn des Vorwärtstretens zu bewirken, dass
die Rollen g2 tunlichst
schnell aus der Spitze des keilförmigen Hohlraumes in den weiteren Teil desselben
gelangen und in diesem verharren, ist am Kettenkranz eine Feder angebracht, welche
bestrebt ist, den Ring r nach rückwärts zu ziehen.
Textabbildung Bd. 318, S. 794
Fig. 144. Freilauf in der Hinterradnabe von Küster.
Ausser diesen Einrichtungen bestehen noch solche, bei denen die Verkupplung des
Zahnkranzes mit der Nabe dadurch stattfindet, dass beide mit Gewinde versehen sind,
wodurch sich der Kettenkranz beim Vorwärtstreten gegen einen Bund der Nabe presst
und so diese mitnimmt. Beim Gegentreten jedoch entfernt sich der Kettenkranz von
diesem Bunde und gibt die Nabe frei. Diese Einrichtungen haben den Nachteil, dass
sich in die nun blosgelegten Gewindegänge, besonders beim Befahren schmutziger
Strassen, Unreinigkeitenansammeln. Diese werden nun, sobald die Tretkurbeln
wieder im antreibenden Sinne gedreht werden, zwischen Bund und Kettenkranz gepresst,
wodurch nicht nur grosse Abnützung der einzelnen Teile stattfindet, sondern auch das
Auskuppeln erschwert wird.
Textabbildung Bd. 318, S. 794
Fig. 145. Freilaufnabe von Morgan.
Diesem abzuhelfen, ordnet A. Morgan in Linton (England)
nach seinem D. R.-P. 128235, statt des durchgehenden Gewindeganges einen solchen aus
einer Anzahl kurzer Gewindeteile c bestehenden an (Fig. 145), die in der Gangrichtung einen möglichst
grossen Raum zwischen sich belassen. Hierdurch wird der Schmutz, sobald der
Kettenkranz d mit der Nabe b gekuppelt wird, auch mehr oder weniger mit ersteren herumgedreht und
durch die Gewindezähne c derart zerschnitten und
aufgelockert, dass er grösstenteils schon vor dem Gewinde herabfällt, also ehe der
Kettenkranz mit der Nabe gekuppelt ist.
Um auch den Ungeübten in die Lage zu setzen, gleich ein Fahrrad mit
Freilaufeinrichtung zu benutzen, haben Fichtel und Sachs eine Einrichtung getroffen, um den Freilauf samt
der Bremse zeitweilig ausser Tätigkeit zu setzen, sodass das Fahrrad genau wie ein
solches mit fester Nabe wirkt. Der Anfänger ist also somit in der Lage, sich
allmählich mit dem Freilauffahren vertraut zu machen.
Ausserdem hat diese Einrichtung den Vorteil, dass bei Unbrauchbarkeit eines Pedales
durch Sturz usw. nach Abstellung des Freilaufes das Fahrrad mit dem noch
verbleibenden Pedal weiter gefahren werden kann, während bei der nichtausschaltbaren
Freilaufeinrichtung infolge des toten Punktes niemals mit einem Pedal gefahren
werden kann.
Textabbildung Bd. 318, S. 794
Fig. 146. Umschaltevorrichtung zur Freilaufnabe von Fichtel und Sachs.
Das Ein- und Ausrücken des Freilaufes, der, wie Fig.
147 zeigt, sich von demjenigen Fig. 130 und
131 nur durch den Ausschalthebel unterscheidet,
geschieht, während das Rad ruht, durch Rechts- oder Linksdrehen des Knopfes u (Fig. 146 und 147), wodurch der Sperrzahn q entweder in den Hebel p hineintritt und
dadurch den Freilauf samt Bremse ausschaltet, oder aber er tritt, wie in der Figur
dargestellt ist, aus dem Hebel p heraus und kuppelt den
Freilauf.
Textabbildung Bd. 318, S. 794
Fig. 147. Einzelteile der ausschaltbaren Freilaufnabe von Fichtel und
Sachs.
Um diese Tätigkeit auch wärend der Fahrt ausführen zu können, wird an der in t drehbaren Scheibe r ein
kleiner Hebel (Fig. 147) angebracht, welcher durch
eine Zugvorrichtung mit einem am oberen Rahmenrohr gelagerten Schalthebel in
Verbindung steht.
(Fortsetzung folgt.)