Titel: | Die Regina Dauerbrandlampe (System J. Rosemeyer). |
Autor: | A. Prasch |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 812 |
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Die Regina Dauerbrandlampe (System J.
Rosemeyer).
Von A. Prasch, Ingenieur,
Wien.
Die Regina Dauerbrandlampe (System J. Rosemeyer).
Der rasche Abbrand der Kohlestifte in den gewöhnlichen elektrischen Bogenlampen
bewirkt, dass diese Kohlestifte häufig erneuert werden müssen, und bedingt dadurch
einen grossen Verbrauch an diesem Material. Der Verschleiss der Kohle ist nicht nur
durch das Verbrennen allein, sondern auch dadurch bedingt, dass viele kurze
Kohlenreste zurückbleiben, welche für die voraussichtliche Beleuchtungsdauer nicht
mehr hinreichen, daher entfernt werden müssen, und dann einen wertlosen Abfall
bedeuten. Abgesehen hiervon sind die offenen Bogenlampen, wie sie im Gegensatze zu
den Lampen mit eingeschlossenem Lichtbogen bezeichnet werden, in gewisser Beziehung
feuergefährlich. Trotz des Schutzglases und des umschliessenden Drahtnetzes ist das
Herausfallen glühender Kohlestückchen aus offenen Bogenlampen nicht ganz
ausgeschlossen; solche Bogenlampen können daher in Räumen, in welchen leicht
brennbare Gegenstände aufbewahrt oder verarbeitet werden, wie beispielsweise in
Spinnereien, entweder garnicht oder nur unter Anwendung besonderer Schutzmassnahmen
verwendet werden. Im letzteren Falle wird aber fast ausnahmslos sowohl die
Lichtemission, als auch die Lichtverteilung ungünstig beeinflusst.
Textabbildung Bd. 318, S. 812
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 318, S. 812
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 318, S. 812
Fig. 3.
Die Erkenntnis dieser Tatsachen eiferte zur Beseitigung der beregten Uebelstände an.
Einer der ersten Versuche in dieser Beziehung wurde mit dem Dauerbrenner der Firma
Hardtmuth & Co. in Wien gemacht, bei deren
Konstruktion jedoch ausschliesslich das Bestreben zur Geltung gelangte, den Abbrand
der Kohle zu verringern. Die hierfür angewendete Vorrichtung bestand (Fig. 1) aus einer die obere Kohle umgebenden
Schutzhülse, welche durch einen Bügel und Rahmen getragen wird. Der Rahmen ist an
seinem unteren wagerechten Teile mit einem Führungsringe versehen, welcher mittels
dreier kleiner Platinklammern auf dem konischen Ende der negativen Kohle aufsitzt
und in demMasse, als letztere sich abnutzt, mit ihr herabsinkt. Die senkrechten
Stangen des kleinen Rahmens sind mit Gewinden und Schraubenmuttern versehen und von
dem oberen, wagerechten Bügel isoliert. Der obere Teil der metallischen Schutzhülle
ist ausserdem innen mit einem aus isolierendem Materiale hergestellten Rohre
ausgekleidet, durch welches der Kohlenstift frei gleiten kann. Der untere weitere
Teil der Schutzhülle besteht aus einem feuerfesten Mantel von solchen Abmessungen,
dass zwischen Mantel und Kohle noch ein ringförmiger Luftraum bleibt. Durch
Einstellung der Schrauben wird die Entfernung zwischen Schutzhülle und Führungsring
so geregelt, dass beim Brennen der Lampe das untere Ende der positiven Kohle mit dem
unteren Rande der Schutzhülle ungefähr in gleicher Höhe liegt. Das Ende der Kohle
ist infolgedessen vor Luftströmungen beinahe vollständig geschützt.
Mit diesem Apparate durchgeführte Versuche ergaben, dass bei nahezu gleichbleibender
Lichtstärke der Kohlenabbrand für die obere Kohle 4,9 und für die untere Kohle 10
mm, der einer offenen Bogenlampe ohne diesen Apparat dagegen 14,1 bezw. 15,5 mm
betrug. Trotz dieses erwiesenen Vorteiles scheint jedoch diese? Apparat keine grosse
Verbreitung erlangt zu haben.
Die ein Jahr später aufgetauchte erste Lampe mit eingeschlossenem Lichtbogen, die
sogenannte Janduslampe, schien nun gegen die beiden
Eingangs erwähnten Uebelstände Abhilfe zu schaffen. Tatsächlich ist der Kohleabbrand
in einer Weise herabgemindert worden, die allen berechtigten Anforderungen
entspricht. Eine 200 mm lange Kohle, deren BrenndauerProf. Wedding, E.
T. Z., H. 50, 1897. bei 5,69 Ampère und 39,7 Volt in einer
Differentiallampe der Allgemeinen
Elektrizitätsgesellschaft 12 Stunden betrug, brannte in einer
gleichwertigen Janduslampe 100 Stunden, also annähernd
die neunfache Zeit. Auch die Feuersgefahr ist bei dieser Lampe, nachdem der
Lichtbogen nahezu hermetisch abgeschlossen wird, gänzlich beseitigt. Allein diese
Vorteile reichten gegenüber den anderweitigen Nachteilen nicht aus, um dieser Lampe,
welche sich in England und Amerika ziemlich rasch einbürgerte, auch in Deutschland
grössere Verbreitung zu schaffen. Hierzu trug nicht wenig bei, dass die Konstruktion
der gewöhnlichen Bogenlampen hinsichtlich genauer Regulierung und gleichbleibenden
ruhigen Brennens daselbst bereits einen hohen Grad der Vollkommenheit erreicht
hatte, und man auf diese bereits gewohnten Vorzüge nicht verzichten wollte.
Die Janduslampe brennt gleichmässig unter der
Voraussetzung, dass durch die äussere grosse Glocke ein möglichst vollkommener Luftabschluss
gegen den Innenraum stattfindet. Zu diesem Zwecke ist der obere Hals der Glocke mit
einem Metallring versehen, auf welchen Gewinde eingeschnitten ist. Die Glocke selbst
wird durch diesen King unter Zwischenlage von Asbestringen gegen die Kappe der Lampe
festgeschraubt. Die untere Oeffnung der Glocke dient zur Einführung des Trägers für
die negative Kohle, sowie zum Oeffnen und Reinigen der Lampe. Der untere Hals der
Glocke ist abgeschliffen und wird durch eine federnde, gewellte Metallscheibe
abgeschlossen. Ein vollkommener Luftabschluss kann auf diese Weise nicht erreicht
werden, sondern es findet immer noch eine gewisse Luftzufuhrung zum Lichtbogen
statt. Diese Verringerung der Luftzufuhr genügt aber schon, um die Brenndauer der
Kohlen so bedeutend zu erhöhen. Sowohl die positive, als auch die negative Kohle
besteht aus einer passenden Homogenkohle.
Textabbildung Bd. 318, S. 813
Fig. 4.
Textabbildung Bd. 318, S. 813
Fig. 5.
Prof. Wedding, welcher diese Lampe auf das Eingehendste
untersucht hat, fand, dass die obere Kohle ein wenig konkav, die untere Kohle ein
wenig konvex abbrennt; hierdurch entsteht ein Wandern des Lichtbogens, indem sich
der Lichtbogen zwischen zwei ebenen Flächen befindet, und daher stets die Stellen
aussucht, wo die Entfernung am kürzesten ist. Dieses Wandern verursacht nun eine
unruhige Lichtentwicklung nach ein und derselben Richtung. Es ist sonach diese Lampe
zur gleichmässigen Beleuchtung einer Fläche nicht geeignet, ausser sie wird sehr
hoch gehängt, oder es wird eine grössere Zahl solcher Lampen angewendet. Dieses
Wandern des Lichtbogens zeigt die Kurve (Fig. 2) in
der die Lichtstärke als Funktion des Winkels, unterhalb der Horizontalen, nach zwei
einander gegenüberliegenden Seiten aufgetragen ist. Diese Kurve, deren Aufnahme
durch gleichzeitige Beobachtung von zwei Seiten erhalten wurde, zeigt deutlich das
Wandern des Lichtbogens. Ist der Bogen auf der linken Seite, so erhält man dort viel
Licht, rechts hingegen wenig und umgekehrt. Wandert der Bogen, so nimmt das Licht
links ab und rechts zu. Bei dem weiteren Wandern erreicht das Licht rechts seine
grösste Helligkeit, wohingegen die linke Seite auf dem Tiefstande der Beleuchtung
anlangt u.s.f. Es entsteht auf diese Weise die unregelmässige Kurve, welche nach den
berechneten Mittelwerten aufgetragen die Form von Fig.
3 annimmt.
Die durch Integration ermittelte hemisphärische Lichtintensität betrug 158 H. K., und
berechnete sich hieraus, da die mittlere Spannung 111,6 Volt und die mittlere
Stromstärke 3,3 Amp. betragen hat, der mittlere spezifische Arbeitsverbrauch, d.h.
Verbrauch an Watt für 1 H. K. zu \frac{368}{158}=2,33\mbox{ Watt}.
Solange es sich um die Beleuchtung von geschlossenen Räumen handelt, erweist sich
diese Lampe inbezug auf Lichtverteilunggünstiger als gewöhnliche Bogenlampen,
indem sie nach oben hin verhältnismässig viel Licht entwickelt, welches von den
oberen Flächen des geschlossenen Raumes reflektiert wird, wodurch die gesamte
Beleuchtung viel gleichmässiger ausfällt.
Was für Innenräume ein Vorteil, ist für Aussenbeleuchtung ein Nachteil, indem das
über der Horizontalen entwickelte Licht unbenutzt in den Raum strahlt, und nur das
nach unten fallende Licht nutzbar gemacht wird. Dieser Nachteil liesse sich
allerdings durch die Anwendung von Reflektoren einigermassen ausgleichen, allein da
die Lampen wegen des Wanderns des Lichtbogens sehr hoch aufgehängt werden müssen, um
die fortwährenden Lichtschwankungen erträglicher zu gestalten, würden für die
Erzielung einer guten Flächenbeleuchtung sehr grosse Reflektoren benötigt
werden.
Bogenlampen gelangen nun fast ausschliesslich für die Aussenbeleuchtung zur
Verwendung, und ist es daher leicht einzusehen, dass sich diese Lampe trotz ihrer
sonstigen unleugbaren Vorteile in Deutschland und Oesterreich nicht einzubürgern
vermochte. Zu den erwähnten Nachteilen gesellt sich noch der hohe Energieverbrauch,
welcher auf die Kerzeneinheit bezogen, etwas über ein Drittel grösser ist als jener
bei gewöhnlichen Bogenlampen. Bei den hohen Strompreisen überschreitet sonach der
Mehraufwand an Stromkosten, den Minderaufwand für Kohle und verbeibt sonach mit
einziger Ausnahme der geringeren Ansprüche an die Wartung, kaum ein Vorteil zu
verzeichnen übrig, der zu Gunsten dieser Lampe sprechen würde.
Die Vorteile von Bogenlampen mit eingeschlossenem Lichtbogen sind jedoch so
hervortretend, dass sie sofort der allgemeinen Verwendung zugeführt werden dürften,
wenn es gelingt, die erwähnten Nachteile zu beseitigen. Dies scheint nun bei der
neuen Regina-Dauerbrandlampe, System Rosemeyer, in
jeder Beziehung gelungen zu sein.
Diese Bogenlampe, welche laut vorliegender Bescheinigung seitens der
elektrotechnischen Abteilung der Leitung der Düsseldorfer Gewerbeausstellung im
Jahre 1902, für die Ausstellungsbeleuchtung in grossem Umfange zur Anwendung
gelangte und in jeder Beziehung allen Erwartungen entsprach, ist auf den ganz
gleichen Grundlagen, wie die Janduslampe aufgebaut,
d.h. es wird bei ihr ebenfalls der Luftzutritt zu den Kohlen möglichst
hintangehalten. Das wesentlich Neue an der Reginalampe besteht in nichts weiterem,
als in der sinnreichen und dabei einfachen Weise, mit welcher dieser Luftzutritt
geregelt wird.
Textabbildung Bd. 318, S. 813
Fig. 6.
Die ganze Lampe bildet mit dem Innenglase einen vollkommen abgedichteten Raum (Fig. 4 u. 5), welcher
nur durch ein unten offenes und nach abwärts gehendes Rohr mit der Aussenluft in
Verbindung steht. Beim Brennen der Lampe wird der Inhalt des Lichtbogenglases stark
erhitzt, wodurch sich die Gase ausdehnen und die schwere Aussenluft nach unten
drücken. Ein Zutritt der Aussenluft zu dem Lichtbogen durch das offene Glasröhrchen
ist also, solange unmöglich, als die Gase durch die enorme Erhitzung des
Innengasgemisches nicht eine solche Verdünnung erreichen, wie sie der einer massig
luftleer gemachten Geislerröhre entspricht. In diesem
Falle drückt die äussere Luft nach, wird aber sofort durch die Bildung neuen
Gasgemisches verdrängt, und muss daher die Regelung der Luftzufuhr, welche äusserst
gering ist, selbsttätig erfolgen. Die Innengasluft nimmt daher stets nur genau
soviel sauerstoffhaltige Luft auf, als notwendig ist, um den Unterschied zwischen
den spezifischen Gewichten der Innen- und Aussenluft möglichst auszugleichen und den
Lichtbogen aufrecht zu erhalten. Dadurch nun, dass die Zufuhr von Sauerstoff auf das
notwendige geringste Mass beschränkt ist, wird auch der Abbrand der Kohlen derartig
herabgemindert, dass die Brenndauer eines einzigen Kohlesatzes auf 150-200 Stunden
gesteigert werden kann.
Die Reginalampe ist, wie sich aus dem Schaltungsschema (Fig.
6) ergibt, eine Hauptstromlampe. Ihre Regulierung wird durch ein Solenoid
bewirkt, innerhalb welchem sich ein die obere Kohle tragender Eisenkern bewegt, der
je nach den Schwankungen der Intensität des magnetischen Feldes entweder in die Höhe
gezogen, oder nach unten gelassen wird. Da der Eisenkern den Veränderungen des
magnetischen Feldes fast unmittelbar folgt, ist die Regulierung nicht nur eine
sichere, sondere auch eine zarte.
Textabbildung Bd. 318, S. 814
Fig. 7. Lichtausstrahlung der gewöhnlichen Bogenlampe Konzentriertes
Licht.
Textabbildung Bd. 318, S. 814
Fig. 8. Lichtausstrahlung der Regina-Bogenlampe. Direkte Wirkung in die
Ferne.
Die Lichtemission dieser Lampe ist eine günstige, indem die Lichtausstrahlung in die
Breite unter einem Winkel von 120° erfolgt, was sich sowohl aus der grösseren Länge
des Lichtbogens, als auch aus der Form des Abbrandes erklärt, indem hierbei keine
Kraterbildung auftritt. Fig. 7 und 8 veranschaulichen den Gegensatz des Lichtbogens einer
gewöhnlichen Bogen- und Photometer links, einer derartigen Dauerbrandlampe. Die
Lichtbogenlänge einer Dauerbrandlampe beträgt bei einer Spannung von 100 Volt 7-10
mm, die einer gewöhnlichen Lampe hingegen nur 2-3 mm.
Nach den von Prof. Wedding durchgeführten Untersuchungen
dieser Lampe ist der Energieverbrauch für die als Einheit dienende H. K. viel
geringer als bei gewöhnlichen Bogenlampen. Sie beträgt für eine. 110 Volt-Bogenlampe
bei 6 Amp. 1,075 Watt. Im Vergleiche sei hier der Energieverbrauch verschiedener
anderer Lampen angeführt. Er beträgt für eine Janduslampe 2,33, für eine
Wechselstrombogenlampe 1,90, für eine Nernstlampe 1,87 und für eine
Gleichstrombogenlampe 1,37 Watt f. d.h. K.
Dieses günstige Verhalten der Reginalampe wird von Dr. B.
DonathE. T. Z. 1902, H.
11. der durch den Abschluss gegen aussen erzielten höheren
Temperatur und der damit in Verbindung stehenden Verschiebung des Energiemaximums in
der Richtung der kürzeren Wellen, sowie der Grösse des Lichtbogens, welcher selbst
viel zur Ausstrahlung des Lichtes beiträgt, zugeschrieben. Während der Lichtbogen
einer gewöhnlichen Bogenlampe in der Projektion ein ziemlich lichtloses Gebilde
darstellt, erscheint der Lichtbogen der Janduslampe in der Projektion intensiv hell.
Nach der Ansicht von Donath nähert sich die Entladung
in dem abgeschlossenen Raume derjenigen einer schwach luftleer gemachten
Geislerröhre.
Wiewohl sich ein Druckunterschied innerhalb und ausserhalb des Glases nicht
feststellen lässt, was ja auch kaum erwartet werden kann, da die Abschlussglocke mit
der Aussenluft, wenn auch in geringem Grade kommuniziert, so darf hierbei doch nicht
übersehen werden, dass die sauerstoffarme Innenluft schon wegen ihrer
ausserordentlichen Temperatur stark verdünnt ist. Sobald daher die Lampe sich diese
Verdünnung herstellt, wächst mit ihr auch dieLichtemission wegen der steigenden
Temperatur und der nun beginnenden Anteilnahme des Bogens an der Lichtentwicklung.
Hierbei kommt noch in Betracht, dass durch die Entladung im gas verdünnten Raume,
der Lichtbogen, den ihn emportreibenden Kräften entzogen, einen stabilen Sitz
erhält.
Als besonders bemerkenswert wurde seitens Dr. Donath die
grosse photographische Aktinität der Lampe hervorgehoben. Eine diesbezüglich
durchgeführte. Messung ergab folgende Ergebnisse:
Regina-Lampe
220 Volt × 3 Amp. Aktinität 1,
„ „
110 Volt × 6 Amp. ½ . 6
Offene Lampe
55 Volt × 12 Amp.
¼ . 4
Atelierfenster
(Januar, 12 Uhr, blauer Himmel)
⅕ . 4
„
( „ „ „ bedeckter „ )
1/9 .
1
Offene Lampe
55 Volt. × 6 Amp.
1/9
Wie sich hieraus ergibt, nimmt die Aktinität der Lampe mit Erhöhung der Spannung
wesentlich zu.
Fig. 9 zeigt die Kurve der Lichtverteilung und
Lichtintensität der Reginalampe nach den Untersuchungen von Prof. W. Wedding, aus welcher der Wattverbrauch der Lampe pro
H. K. berechnet wurde. Nach der seitens des elektrotechnischen Vereins an der
technischen Hochschule zu Darmstadt durchgeführten Photometrierung soll sich für die
Lampe gleicher Grösse nur ein, Stromverbrauch von 1,065 Watt pro H. K. ergeben
haben.
Vergleicht man den Energieverbrauch für die Normalkerze einer Janduslampe, einer
offenen Bogenlampe und einer Reginalampe, so ergiebt sich bei gleichem
Energieaufwand bei der letzteren Lampe eine um 60 v. H. günstigere Lichtwirkung
gegenüber der ersteren und eine um 30 v. H. günstigere gegenüber der zweiten.
Textabbildung Bd. 318, S. 814
Fig. 9. Regina-Bogenlampe, 6 Amp. 110 Volt.; Photometer rechts.
Als ein besonderer Vorzug dieser Lampe ist nebst den bereits erwähnten, die grosse
Einfachheit der Konstruktion hervorzuheben. Das Lampengestell wird aus einem
gezogenen Messingrohr gebildet, in welchem die ganze bewegliche Armatur, der
Eisenkern und eine Luftpumpe Platz findet. Das ganze Gestellrohr ist genau
ausgedreht, poliert und sehr fest gehalten, sodass eine Beschädigung dieses einzigen
von aussen zugänglichen Teiles der Lampe nahezu ausgeschlossen ist. Der Widerstand
steht nicht mit dem Lampengestell in Verbindung, sondern ist in dem unteren Teile
des äusseren Schutzgehäuses leicht verstellbar untergebracht.
Das Schutzgehäuse selbst besteht aus feueremailliertem Stahlblech oder aus Messing
und ist gänzlich von dem Lampengestell isoliert. Das Innere der Lampe welches nur
durch das kleine Luftzuführungsrohr in Verbindung mit der Aussenluft steht, ist
infolgedessen gegen Witterungseinflüsse vollkommen geschützt.
Die Lampe wird für Spannungen von 100-300 Volt gebaut und kann jederzeit einzeln geschaltet werden.
Gelangen mehrere Lampen in einem Stromkreis zur Anwendung, so werden sie parallel
geschaltet, was die Art und Weise der Leitungführung wesentlich vereinfacht.
Die Ingangsetzung und Regulierung der Lampe vollzieht sich (Fig. 6) in folgender Weise. Der bei + eintretende Strom durchläuft das
Solenoid, geht von da zur positiven Kohle über den Lichtbogen, die negative Kohle
und von selber über den Vorschaltewiderstand zur negativen Leitung. Berühren sich
die Kohlen, was vor Angehen der Lampe jedesmal der Fall ist, so zieht das Solenoid
den Eisenkern in sich hinein. Hierdurch werden drei an schrägen Flächen gleitende
Klemmringe zusammengedrängt, klemmen die Kohle fest und ziehen sie in die Höhe. Es
bildet sich sonach der Lichtbogen, dessen Länge sich genau ausreguliert. Die
Bewegungen des Eisenkernes werden durch eine Pumpe gedämpft. Die Leitung von der
negativen Kohle zu dem in dem Schutzgehäuse untergebrachten Vorschalte- oder
Beruhigungswiderstand führt durch das Luftzuführungsrohr.
Die innere Glocke der Lampe, wird noch von einer äusseren aus starkem Glase
hergestellten grösseren Schutzglocke umgeben welche gleichfalls ziemlich dicht an
das äussere Schutzgehäuse anschliesst. Hierdurch ist jede Feuersgefahr
ausgeschlossen, indem selbst, wenn die innere Glocke bersten sollte, ein
Wegschleudern glühender Kohlestückchen durchaus hintangehalten wird.
Es erscheint somit allen an die Dauerbrandlampen gestellten Anforderungen mit dieser
Lampe voll Rechnung getragen, indem sie als durchaus gefahrlos angesehen werden
kann, an die Bedienung die geringsten Anforderungen stellt, im Betriebe billiger ist
als alle anderen Bogenlampen, in bezug auf Lichtemission und Licht Verteilung
vollkommen entspricht und ausserdem noch den Vorteil hat, an jede Netzspannung von
100-300 Volt in Parallelschaltung angeschlossen werden zu können.
Wie sich aus der Lichtverteilungskurve (Fig. 9 ergibt)
ist auch bei dieser Lampe ein gewisses Wandern des Lichtbogens bemerkbar, doch soll
dies in keiner Weise störend wirken, und die äussere Glaskugel stets voll in hellem
weissen Lichte erstrahlen, ohne dass sich Schatten in dem oberen oder unteren Teile
derselben zeigen.
Die grosse Aktinität dieser Lampe sichert ihr jedoch noch eine andere Verwendung und
zwar für photographische Reproduktionszwecke. Die chemische Wirksamkeit dieser Lampe
soll nach den Untersuchungen von Dr. Donath, gutem
Sonnenlichte im Sommer gleichkommen. Die Aktinität der Lampe steigt mit der
Spannung, da die kurzwelligen aktinisch in steigender Reihenfolge wirkenden blauen,
violetten und ultravioletten Strahlen im elektrischen Lichtbogen bei hohen
Spannungen und hohen Temperaturen entstehen.
In Ausnutzung dieser Erkenntnis hat die Regina-Lampenfabrik besondere
Kopierlampen für hohe Spannungen gebaut, durch welche es nunmehr möglich ist, Kopien
von Zeichnungspausen, Photographien usw. auch zur Winterzeit in derselben Zeit
herzustellen wie im Sommer. Dabei geschieht das Arbeiten nach genau bekannten
Expositionszeiten, wodurch eine Kopie wie die andere werden muss, und man auch nicht
jenen Unsicherheiten ausgesetzt ist, welche sich aus der schwierigen Beurteilung der
jeweiligen Intensität des Sonnenlichtes ergeben.
Textabbildung Bd. 318, S. 815
Fig. 10.
Der Stromverbrauch einer 220 Volt Gleichstromlampe Regina beträgt 880 Watt und können
damit je nach der Grösse bis zu 2 Lichtpausen in der Stunde hergestellt werden. Eine
gewöhnliche Gleichstromlampe würde hierfür nach der Aktinitätstabelle bei gleicher
Leistungsfähigkeit die fünffache Energiemenge verbrauchen.
Es ist daher nicht zu verwundern, dass sich diese Kopierlampe, von welcher eine
Ausführungsform in Fig. 10 dargestellt ist, in
photographischen Ateliers, in Lichtpauseanstalten und grösseren technischen Bureaus
raschen Eingang zu verschaffen wusste.