Titel: | Das Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 80 |
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Das Museum von Meisterwerken der
Naturwissenschaft und Technik.
Das Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und
Technik.
Das Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik, welches unter
dem Protektorate Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Ludwig von Bayern am 28. Juni
v. J. auf Anregung des Königl. Baurates Dr.-Ing. Oskar von Miller gegründet
wurde und dazu bestimmt ist, den Einfluss der
wissenschaftlichen Forschungen auf die Fortschritte der Technik und die
historische Entwicklung der verschiedenen Industrien Deutschlands zu
zeigen, beabsichtigt nach Regelung seiner Organisation und Satzungen
nunmehr die Vorbereitungen zur Sammlung von Museumsgegenständen zu treffen. Zu
diesem Zweck ist durch ein Rundschreiben die Aufforderung erlassen, dem Museum
Vorschläge zur Aufnahme geeigneter Gegenstände zu unterbreiten. Wir geben dieses
Rundschreiben nachstehend im Auszuge wieder, hoffend, hierdurch auch unseren Lesern
Anregung zu bieten, zur würdigen Ausgestaltung des Marksteines deutschen Schaffens
in ausgiebigstem Masse beizutragen.
––––––––––
„Nachdem die Organisation des Museums, die Genehmigung der Satzungen, die Bildung des Vorstandsrates und des Ausschusses beendet ist, kann nunmehr an die Vorbereitungen zur Sammlung von Museumsobjekten
geschritten werden.
Dem Zweck des Museums entsprechend, soll durch die Museumsobjekte die historische
Entwicklung der naturwissenschaftlichen Forschung, der Technik und der Industrie
in ihrer Wechselwirkung dargestellt und ihre wichtigsten Stufen sollen
insbesondere durch hervorragende und typische Meisterwerke veranschaulicht
werden.“
Die verschiedenen Zweige der Naturwissenschaft, der Technik und der Industrie, deren
Entwicklung in vorbezeichneter Weise dargestellt werden soll, sind gruppenweise
zusammengefasst.
„Um die Entwicklung der einzelnen Gruppen in übersichtlicher und allgemein
verständlicher Weise darzustellen, sollen in dem Museum nachstehende Arten von
Sammlungsgegenständen Aufnahme finden:
1. Als wertvollste Objekte der Sammlungen:Historische Original-Instrumente, Apparate, Maschinen,
Präparate usw., welche neue Stufen in der naturwissenschaftlichen
Forschung, in der Technik oder in der Industrie darstellen, oder
kennzeichnen.
2. Insoweit diejenigen Instrumente, Apparate und Maschinen
nicht im Original erhältlich sein werden, welche zur vollständigen Darstellung
der historischen Entwicklung erforderlichsind, erscheinen entweder
naturgetreue Nachbildungen oder Modelle derselben
erwünscht.
3. Da fertige Apparate, Maschinen usw. ihren Zweck und ihre
Wirkungsweise oft nicht deutlich genug erkennen lassen, sollen neben diesen
historischen Museums-Objekten auch Erklärungsmodelle mit
Aufdeckung der inneren Teile, (Durchschnitte u. dergl.) und mit
Bewegungs- bezw. Betriebseinrichtungen Aufnahme finden.Ebenso werden neben
fertigen Werken des Ingenieurwesens auch Darstellungen der in Konstruktion bezw.
im Bau begriffenen Werke von Wert sein.
4. Ausser den Instrumenten, Apparaten und Maschinen, die in
wirklicher Ausführung oder im Modell zur Aufstellung kommen, sollen auch Zeichnungen und Darstellungen gesammelt werden, die
mit der Entwicklung der naturwissenschaftlichen Forschung, der Technik und der
Industrie in Beziehung stehen.In erster Linie wären auch hierfür Originale von historischer Bedeutung erwünscht,
soweit solche jedoch nicht zu beschaffen sind, oder so weit zu leichtem
Verständnis neue Zeichnungen und Darstellungen wünschenswert sind, könnten auch
diese Aufnahme finden.
5. Einen wichtigen Teil des Museums soll eine Bibliothek bilden, in der als besonders
wertvolle Objekte bedeutungsvolle Urkunden und historische Aufzeichnungen naturwissenschaftlichen
und technischen Inhaltes Aufnahme finden sollen.
Ausserdem soll die Bibliothek alle jene Zeitschriften,
Bücher und Publikationen enthalten, die für die Entwicklung der
naturwissenschaftlichen Forschung, der Technik und der Industrie von Bedeutung
sind.
Die Museumsobjekte wären nicht ausschliesslich auf solche von deutscher Herkunft
zu beschränken, denn wenn auch dem Charakter des Museums als einer deutschen
Nationalanstalt entsprechend, in erster Linie die Entwicklung der
Naturwissenschaft und Technik in Deutschland veranschaulicht werden soll, so
werden doch zu einer vollständigen Darstellung der Entwicklungsstufen für
verschiedene Gebiete auch die in anderen Ländern gemachten Fortschritte zu
zeigen sein; auch werden vielfach Vorrichtungen und Werkzeuge alter Kulturvölker
als Ausgangspunkte für die weitere Entwicklung in Betracht kommen.“
Unter Berücksichtigung der vorerwähnten Gesichtspunkte sind in Formularen, welche das
Museum in beliebiger Anzahl zur Verfügung stellt, für diejenigen Gruppen, für
welche die Einsender ein besonderes Interesse haben, oder die ihrem Arbeitsgebiete
nahe liegen, die Museumsobjekte anzugeben, deren Aufnahme für besonders
wünschenswert erachtet wird.
„Sobald die Vorarbeiten, betreffend die Dimensionierung und Adaptierung der
verfügbaren Räume, die Austeilung der verfügbaren Geldmittel, die Beschaffung
von Betriebskraft und dergl. beendet und die mit vorliegendem Rundschreiben
erbetenen Vorschläge eingegangen sein werden, sollen aus den Mitgliedern des
Vorstandsrates und des Ausschusses für die einzelnen Gruppen Spezialkommissionen
gebildet werden, welche das eingelaufene Material sichten und für die
Ausgestaltung der verschiedenen Abteilungen des Museums die nötigen Vorarbeiten
erledigen“. Weiteres ist aus beiliegenden Prospekt zu ersehen.
Bezüglich der Mitgliedschaft fügen wir aus den Satzungen des Museums folgendes
an:
Wer sich zu einem Jahresbeitrag von 9 Mk. verpflichtet, kann durch den Vorstand als
Mitglied aufgenommen werden und erwirbt dadurch das Recht, alle Sammlungen und Räume
des Museums, soweit sie jeweilig überhaupt geöffnet sind, unentgeltlich zu besuchen
und die vom Museum herausgegebenen Verwaltungsberichte unentgeltlich zu
beziehen.
Für Mitglieder der im Vorstandsrate vertretenen Körperschaften und Vereine, sowie für
Studierende der Hochschulen des Deutschen Reiches ermässigt sich dieser Betrag auf 6
Mk.
Die Mitglieder können jederzeit austreten, bleiben aber für das laufende Kalenderjahr
beitragspflichtig.
Die Beiträge sind innerhalb der ersten 6 Wochen des Kalenderjahres zu bezahlen.