Titel: | Zur Theorie der Frankschen Röhre. |
Autor: | J. Amsler-Laffon |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 141 |
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Zur Theorie der Frankschen Röhre.
Zur Theorie der Frankschen Röhre.
Die vor einigen Jahren den Wassertechnikern empfohlene Franksche Röhre soll dazu dienen, in einem Wasserlaufe die längs einer
beliebigen Senkrechten stattfindende mittlere Geschwindigkeit durch eine einzige
Beobachtung zu ermitteln. (Man sehe die Besprechung von Ing. Wilh. Müller D. p. J. 1897, 304, 10.
Das Prinzip beruht auf folgenden Annahmen:
Textabbildung Bd. 319, S. 141
Das unten geschlossene Rohr AB ist mit Löchern von 2 mm
Durchmesser versehen, die längs einer Geraden in gleichen Abständen (von 25 mm durch
die Röhrenwand gebohrt sind.
Das Rohr wird senkrecht in den Wasserlauf gestellt, die Löcher gegen die Strömung
gerichtet. Die über dem Wasserspiegel liegenden Löcher sind in den Zylinder Z eingeschlossen.
Der Wasserstoss wirkt gegen die einzelnen Löcher wie bei der Pitotschen Röhre, und es steigt infolgedessen das Wasser im Zylinder Z um eine Höhe h über den
Wasserspiegel w w, welche durch die Stärke des
Wasserstosses bestimmt ist.
Seien die gegen die Oeffnungen a1, a2 . . . an wirkenden Geschwindigkeiten v1, v2 . . . vn, also die
mittlere Geschwindigkeit,
v_o=\frac{v_1+v_2+.\ .\ .\,v_n}{n}
so nimmt Frank an, es sei v0 = f (h), d.h. es sei
diemittlere Geschwindigkeit eine als bekannt angenommene Funktion der
Wassersäulenhöhe h, und es hänge diese, ähnlich wie bei
Pitotschen Röhre, nur von einer durch Versuch zu
bestimmenden Konstante ab.
Allein, eine solche Funktion gibt es nicht, und aus h
kann die mittlere Geschwindigkeit überhaupt nicht abgeleitet werden, wie hier
gezeigt werden soll.
Der Stoss des Wassers übt bekanntlich gegen ein Loch vom Profil a einen Druck aus, welcher = a
μ v2 für die Geschwindigkeit v ist, wo μ eine Konstante
bezeichnet. Durch diejenigen Löcher, für welche μ v2
> h (Druck der Wassersäule), wird Wasser ins Rohr
getrieben, das sich längs der Rohrachse bewegt und durch diejenigen Löcher austritt,
für welche μ v2 < h ist. Anfänglich schwankt h, aber bald bildet sich ein
stationärer Zustand, und es tritt dann durch die einen Löcher ebensoviel Wasser aus,
als durch die andern eintritt. h wird konstant, sobald die Summe aller äusseren
Drucke gleich wird der Summe aller innern Drucke, oder wenn die algebraische Summe
aller Drucke = 0 geworden ist.
Der Druck des Wasserstosses auf die Oeffnung ak ist a μ vk2, der ganze äussere Druck
also = aμv2 + Hk, wenn Hk den statischen Druck des Wassers vom Spiegel aus bis zur
Oeffnung ak bezeichnet. Auf der innern Seite der Röhre wirkt gegen das Loch ak der
Druck einer Wassersäule von der Höhe Hk + h, so dass der nach innen gerichtete
Gesamtdruck auf ak
= a (μvk2+ Hk) – a (Hk
+ h) = a (μv2k
– h)
ist, also der Gesamtdruck auf sämtliche Löcher
a (μ v12
– h) + a (μv22
– h) + . . . + a (μvn2
– h) = aμ (v12 + v22
+ . . . + vn2) – a n h
Wenn Gleichgewicht eingetreten ist, muss dieser Ausdruck = 0 sein und also
aμ (v12 + v22 + . . . vn2) – a n h = 0
woraus
h=\mu\,\frac{({v_1}^2+{v_2}^2+.\ .\ .+{v_n}^2)}{\mu}
Für n = l folgt hieraus, h = μu2 (Pitotsche,
Röhre)
v=\sqrt{\frac{h}{\mu}}
Für n > l erhält man aus h den Mittelwert des Quadrates der Geschwindigkeiten, nicht aber den gesuchten Mittelwert von
v, der aus dieser Formel überhaupt nicht abzuleiten
ist.
Die nach Franks Anleitung aus der Beobachtung
abgeleitete Grösse liegt wohl zwischen der kleinsten und grössten Geschwindigkeit,
welche längs der Röhre wirken, kann aber sehr stark vom Mittelwert abweichen.
Vorstehende Auseinandersetzung ist insofern nichtganz streng, weil der Reibung
des Wassers bei der Bewegung im Innern der Röhre nach der Längenrichtung keine
Rechnung getragen ist. Allein bei einer Lichtweite der Röhre von 40 mm und bei einem
Lochdurchmesser von 2 mm wäre der Lochquerschnitt nur der vierhundertste Teil vom
Röhrenquerschnitt. Träte durch eine Oeffnung das Wasser mit der Geschwindigkeit von
1 m ein, würde diese im Rohr sich auf 2,5 mm reduzieren. Die Summe aller Reibungen
kann daher nur klein sein, und auf das Endresultat nur einen unwesentlichen Einfluss
ausüben, dessen nähere Berechnung überflüssig erscheint (er vergrössert den Wert von
h).
Dr. J. Amsler-Laffon.