Titel: | Der Arbeitswert der Heizgase und seine Ausnutzung. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 179 |
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Der Arbeitswert der Heizgase und seine
Ausnutzung.
(Fortsetzung von S. 170 d. Bd.)
Der Arbeitswert der Heizgase und seine Ausnutzung.
Die Ausnutzung des Arbeitswertes
der Heizgase durch Wasserdampfmaschinen.
Auf Grund der Tabellen VI und VII war festgestellt worden, dass bei bester
Verbrennung der Arbeitswert der Heizgase rund ⅔ des Heizwertes beträgt und dass er
selbst bei Verbrennung mit grossem Luftüberschuss noch weit über ½ bleibt. Im
Gegensatz hierzu lehrt die Erfahrung, dass unsere besten Wasserdampfmaschinen nur 15
bis 17 v. H. des Heizwertes als Arbeit ergeben.Schreber: Die Kraftmaschinen S. 142.
Es müssen also bei der Ausnutzung des Arbeitswertes der Heizgase durch die
Wasserdampfmaschinen noch ganz bedeutende Verluste eintreten. Die für die
Beurteilung von Dampfmaschinen höchst wichtige Frage, wo finden diese Verluste statt
und wie gross sind sie, beantworten wir mit Hilfe der oben aufgestellten Regel, dass
nicht umkehrbare Wärmeübergänge zu Arbeitsverlusten führen und deshalb möglichst zu
vermeiden sind.
Wir haben also nach Wärmeübergängen zwischen Körpern von verschiedener Temperatur zu
suchen. Ein solcher ist nun schon der nächste nach dem Verbrennen auf dem Rost in
den Dampfmaschinen vorkommende Vorgang: der Uebergang der Wärmeenergie aus den
Heizgasen an das bedeutend kältere Wasser. Von den Widerständen, welche die
Kesselwand dem Wärmeübergang darbietet, sehen wir hier vollständig ab. Die zur
Ueberwindung derselben nötige Temperaturdifferenz ist so klein, dass sie neben der
wirklich vorhandenen gar nicht in Frage kommt.
Die Grösse des Arbeitsverlustes berechnen wir, indem wir den Arbeitswert der im
Wasser bezw. im Wasserdampf enthaltenen Wärmeenergie feststellen und dann diesen mit
dem Arbeitswert der Heizgase vergleichen.Um den Arbeitswert der im Wasserdampf
enthaltenen Wärmeenergie zu erhalten, nehmen wir an, derselbe könnte, ohne dass
nicht umkehrbare Vorgänge einträten, also z.B. ohne Drosselung, unter vollständiger
Expansion, ohne Beeinflussung durch die Wände usw. bis auf die atmosphärische
Temperatur adiabatisch expandieren. Dass man in der Praxis eine derartige Expansion
nicht erzielt, ja nicht einmal erstrebt, hat auf den Arbeitswert des Dampfes selbst
natürlich gar keinen Einfluss, sondern muss den Einrichtungen zur Ausnutzung dieses
Arbeitswertes, z.B. den Zylindern, den Turbinen, zur Last gelegt werden. Wir haben
es hier zunächst nur mit dem Maximum der aus dem Dampf zu erhaltenden Arbeit zu tun;
wie weit man dieses dann ausnutzt, wird später untersucht werden.
An Hand der Figur 9 erhalten wir den Arbeitswert des
Wasserdampfes auf folgende Weise. Die vom Dampf aufgenommene Wärmeenergie ist [D'EFfc], wenn das Wasser mit der Temperatur \overline{D'\,c}
in den Kessel gespeist wird; an die Wärmesenke von atmosphärischer Temperatur muss
abgegeben werden die Wärmeenergie [DHfc] also bleibt
als Arbeit übrig [D'EFHD]. Ist nun W die Wässermenge, für welche das Diagramm gezeichnet
ist, so ist
[D'EFfc] =
W (qk
– q'0
+ rk) und
[D\,H\,f\,c]=W\,T_0\,\left(\tau_k-\tau'_0+\frac{r_k}{T_k}\right)
wenn rk die Verdampfungswärme der
Wassermengeneinheit bei der Kesseltemperatur Tk, \frac{r_k}{T_k} die durch diese Verdampfung
bewirkte Entropievermehrung, qk und q'0 die Flüssigkeitswärmen, τk und τ'0 die
Entropiewerte des Wassers sind bei der Kesseltemperatur Tk und der Temperatur T'0, mit welcher das
Wasser in den Kessel eintritt. Folglich ist die Arbeitsmenge, welche man im
günstigsten Falle aus der Wärmeeinheit gewinnen kann:
\eta_w=\frac{W\,(q_k-q'_0+r_k)-W\,T_0\,\left(\tau_k-\tau'_0+\frac{r_k}{T_k}\right)}{W\,(q_k-q'\,\tau+r_k)}
oder
\eta_w=1-T_0\,\cdot\,\frac{\tau_k-\tau'_0+\frac{r_k}{T_k}}{q_k-q'_0+r_k} . . 19)
Mit diesem Arbeitswert der Wärmeeinheit müssen wir nun die dem Wasser zugeführte
Wärmeenergiemenge multiplizieren, um den 1 kg des Brennstoffes entsprechenden
Arbeitswert des Dampfes zu erhalten.
Um den Ausführungen der Praxis möglichst nahe zu kommen, wollen wir diese dem Wasser
zugeführte Wärmeenergie berechnen unter der in Figur
9 zum Ausdruck gekommenen Annahme, dass sich die Heizgase an der
Kesselwand nicht bis auf die Kesseltemperatur Tk abkühlen, sondern mit einer höheren Temperatur T'k in den Schornstein
ziehen.
Die abgegebene Wärmeenergiemenge ist unter dieser Annahme und unter Berücksichtigung
von Gleichung 10.
G\,(T_r-T'_k)\,\left(a-\frac{b}{2}\,[T_r+T'_k]\right)
=G\,(T_r-T_0)\,\left(1-\frac{T'_k-T_0}{T_r-T_0}\right)\,\left(a-\frac{b}{2}\,[T_r+T_0]+\frac{b}{2}\,[T'_k-T_0]\right)
=H\,\left(1-\frac{T'_k-T_0}{T_r-T_0}\right)\,\left(1+\frac{\frac{b}{2}\,[T'_k-T_0]}{a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_0]}\right)
Der Arbeitswert Lw,
welcher aus 1 kg Brennstoff an das Wasser übergegangen ist, beträgt somit
L_w=\eta_w\,H\,\left(1-\frac{T'_k-T_0}{T_r-T_0}\right)\,\left(1+\frac{\frac{b}{2}\,[T'_k-T_0]}{a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_0]}\right) 20)
Ich bezeichne das Verhältnis
\alpha_k=\frac{L_W}{L_g}. . . . . 21)
dieses Arbeitswertes des Wasserdampfes zum Arbeitswert der
Heizgase als das Ausnutzungsverhältnis durch den
Kessel; denn es gibt an, in welchem Verhältnis der Arbeitswert der Heizgase
durch das von diesen durch die Kesselwand getrennte Wasser ausgenutzt wird. Mit
Hilfe von Gleichung 14 erhält man:
\alpha_k=\frac{\eta_w}{\alpha_r}\,\left(1-\frac{T'_k-T_0}{T_r-T_0}\right)\,\left(1+\frac{\frac{b}{2}\,[T'_k-T_0]}{a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_0]}\right) . 22)
Setzt man hier den zweiten Ausdruck für ar Gleichung 15 ein, so erhält man ak ausschliesslich als
Funktion der Temperaturen.
Der letzte Faktor ist wesentlich ein Korrektionsglied, welches sich nur wenig von 1
unterscheidet; in der unten durchgerechneten Tabelle hat er durchschnittlich den
Wert 1,02. Es ist somit ak wesentlich von ηw und T'k
abhängig und wächst mit wachsendem ηw, d.h. mit Tk und mit abnehmendem T'k; man muss folglich versuchen, die
Differenz T'k – Tk recht klein zu
machen; eine Forderung, welcher durch die praktischen Ueberlegungen wegen der Kosten
der Heizfläche eine Grenze gesetzt ist.
Während das Ausnutzungsverhältnis durch den Rost ar immerhin noch eine gewisse Aehnlichkeit mit dem
bisher zur Beurteilung der Vorgänge in Dampfmaschinen benutzten Wirkungsgrade
besitzt, hat das Ausnutzungsverhältnis durch den Kessel ak gar keine Aehnlichkeit mit dem zur
Beurteilung der Kesselanlage benutztensogenannten Wirkungsgrad des Kessels. Da
der letztere nur das Verhältnis der an das Wasser abgegebenen Wärmeenergie zum
Wärmegehalt der Heizgase angibt, so wird sein Maximalwert erreicht, wenn T'k = T0 wird. In diesem
Falle kann aber aus dem Wasser überhaupt gar keine Arbeit mehr gewonnen werden; er
darf also seinen Maximalwert nie erreichen. Und weil man aus seiner Definition auch
nicht erkennen kann, welches sein günstigster Wert ist, so hat er für die
Beurteilung der Vorgänge in der Dampfmaschine gar keine Bedeutung; er gibt gar
keinen Fingerzeig, wie man sich einrichten muss, um möglichst vorteilhaft zu
arbeiten.
Anders ist es mit ak:
Würde man ηw statt
durch die in Gleichung 19 enthaltenen tabellarischen Werte durch eine mathematisch
darstellbare Funktion von Tk und T0
angeben können, so würde man, wenn man die Definition T'k = Tk + Δ t beachtet, wo
Δt eine beliebige, nach der Grösse der Heizfläche
sich richtende Temperaturdifferenz ist, durch eine einfache Aufgabe der Maxima und
Minima die günstigste Temperatur für T'k finden können, bei welcher ak ein Maximum wird. Man kann
diese Aufgabe auch graphisch lösen, indem man bei festgehaltenem Δ t ak für verschiedene
Werte von Tk berechnet,
in Koordinatenpapier einträgt und durch eine Kurve verbindet. Aus dem Verlauf der
Kurve kann man dann auf die günstigste Temperatur schliessen.
Ich habe diese Aufgabe nicht zu lösen versucht, weil sich wahrscheinlich ein Wert von
Tk ergeben würde,
welcher mit Wasserdampfmaschinen doch nicht erreicht werden könnte, wegen des mit
der Temperatur steigenden Dampfdruckes.
Liegt Innenfeuerung mit dem Einstrahlungsverhältnis σ
vor, so ändern sich die Gleichungen 20 und 22 ein wenig; man muss nach Gleichung 16
schreiben:
L_w=\eta_w\,H\,\left\{(1-\sigma)\,\left(1-\frac{T'_k-T_0}{a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_0]}\right)+\sigma\right\} 20a)
\sigma_k=\frac{\eta_w}{\alpha_r}\,\left\{(1-\sigma)\,\left(1-\frac{T'_k-T_0}{T_r-T_0}\right)\,\left(1+\frac{\frac{b}{2}\,[T'_k-T_0]}{a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_0]}\right)+\sigma\right\} 22a)
Damit man eine Vorstellung der Grösse von ar erhält, habe ich in möglichstem Anschluss an die
Verhältnisse der Praxis die nachfolgende Tabelle X zusammengestellt. Da sich aus
Tabelle VI schon ergeben hatte, dass der Unterschied der drei Steinkohlensorten zu
gering ist, habe ich nur die erste derselben für die weitere Rechnung beibehalten,
dagegen für diese die Rechnung auch unter Annahme der Einstrahlung mit σ = 0,2 für dieselben Luftmengen wie in Tabelle VII
durchgeführt.
Aus der allgemeinen Diskussion von ak hatte sich schon ergeben, dass man für dasselbe
grosse Werte erhält, wenn Tk gross ist; deshalb habe ich angenommen, der Kessel sei für den der
Temperatur tk = 190°
entsprechenden Druck konzessioniert; das ist, wenn nicht besondere Verhältnisse
vorliegen, der dem augenblicklichen Stande des Kesselbaues entsprechende höchste
Druck. Wir setzen also Tk = 273 + 190 = 463. Für T'k hatte die
allgemeine Diskussion ergeben, dass T'k – Tk möglichst klein sein soll. Ich nehme diese
Differenz gleich 60°, so dass also die Heizgase mit 250° in den Schornstein
abziehen.
Für den Arbeitswert der im Wasserdampf enthaltenen Wärmeeinheit erhält man nach den
Tabellen von Zeuner: ηw
= 0,326.
Die Tabelle X enthält noch einige Grössen, welche erst später werden definiert
werden.
X.
φ
t
r
a
k
a
r
a
k
a
s
a
t
a
k
a
r
(1 – a1) ak
ar
L
t
1. 11.4.
1
217617451912
0,2970,2960,292
0,4070,4040,414
0,0180,0190,022
0,2630,2620,259
0,0340,0340,033
212421151117
1. 11.4.
1,3
180014441608
0,2900,2890,285
0,4180,4150,424
0,0240,0260,027
0,2570,2560,252
0,0330,0330,033
207220641089
1. 11.4.
1,6
153612331388
0,2820,2810,277
0,4270,4220,432
0,0290,0320,032
0,2500,2490,245
0,0320,0320,032
202120121058
1. 11.4.
2,0
128510221173
0,2720,2700,266
0,4360,4320,440
0,0360,0370,040
0,2410,2390,236
0,0310,0310,030
194919341019
1.4.
2,5
1069 984
0,2600,253
0,4450,446
0,0450,049
0,2300,224
0,0300,029
1859 941
1.4.
3,0
915 837
0,2470,239
0,4500,451
0,0530,058
0,2190,212
0,0280,027
1767 914
Diese Tabelle gibt höchst lehrreiche Resultate und ist für die Praxis von grösster
Wichtigkeit; die auf die Steinkohle ohne Einstrahlung bezüglichen Daten sind in die
Kurventafel (Fig. 11) eingetragen, sie gelten nahezu
auch für Einstrahlung.
Sie zeigt das für sehr viele Leser jedenfalls ganz überraschende Resultat, dass die
Ausnutzung des Arbeitswertes der Heizgase durch die Kesselheizfläche eine ganz
erschreckend kleine ist. Während man gewohnt ist, bei guten Dampfmaschinenanlagen
den Wirkungsgrad des Kessels zwischen 75 v. H. und 80 v. H. schwanken zu sehen,
ergibt sich hier das Ausnutzungsverhältnis durch den Kessel nur zwischen 41 v. H.
und 45 v. H. und dabei sind nicht einmal alle die Verluste, welche durch
Wärmestrahlung der Einmauerung nach aussen, durch Beiluft usw. noch entstehen,
berücksichtigt, vielmehr sind nur die Verluste in Rechnung gezogen, welche auf Grund
physikalischer Gesetze entstehen müssen; nur der ungeheure, nicht zur
Arbeitsleistung herangezogene Temperatursturz der Wärmeenergie von der Temperatur
der Heizgase auf die so viel niedrigere Temperatur des Wasserdampfes im Kessel
bedingt, dass mehr als die Hälfte des Arbeitswertes verloren geht.
Aus der Vereinigung von Gleichung 14 mit Gleichung 21 erhält man, dass ak
ar angibt,
welcher Bruchteil des Heizwertes der Kohle als Arbeitswert im Wasserdampf enthalten
ist. Derselbe ändert sich, wie die Kurve erkennen lässt, innerhalb der vorliegenden
Grenzen geradlinig mit der Luftmenge. Für die Steinkohle ohne Einstrahlung stellt
die Gleichung ak
ar = 0,3224 (1
– 0,078 φ) die Werte mit vollkommenerGenauigkeit
dar. Da φ selbst nur innerhalb geringer Grenzen
schwankt, so ist die Aenderung von ak
ar nur
gering.
Arbeitet der Heizer mit 1,3facher Luftmenge, welche nur bei Einstrahlung vollkommene
Verbrennung zulässt, so gelangt im Maximum 0,289 des Heizwertes als Arbeitswert in
den Dampf, während bei der nur bei schlechter Feuerung vorkommenden 2,5 fachen
Luftmenge noch immer 0,260 des Heizwertes als Arbeitswert in den Dampf gelangen. Das
ist ein Unterschied von 10 v. H. des Wertes; man kann also durch Kontrolle des
Luftüberschusses eine Kohlenersparnis von höchstens 10 v. H. des Bedarfes erzielen;
wenngleich schon eine ganz annehmbare Ersparnis, so doch gegenüber dem grossen
Verlust durch den Temperatursturz an der Kesselwand höchst minderwertig.
War in Tabelle VI der Unterschied der einzelnen Steinkohlensorten schon gering, so
verschwindet hier auch noch in der den Arbeitswert des Dampfes darstellenden Reihe
ak
ar der
Unterschied zwischen Steinkohlen und Braunkohlen, d.h. man kann den Heizwert von
Braunkohlen im selben Verhältnis wie den von Steinkohlen zur Arbeit ausnutzen.
Bedenkt man noch die durch die Dissoziation gezogene Temperaturgrenze, so wird ohne
Einstrahlung Braunkohle noch besser ausgenutzt als Steinkohle.
Textabbildung Bd. 319, S. 181
Fig. 13.
Vielfach wird dem Schornstein ein grosser Teil der Schuld dafür, dass unsere
Wasserdampfmaschinen den Heizwert der Kohlen so schlecht ausnutzen, in die Schuhe
geschoben. Wenn das berechtigt wäre, müsste man ja den Explosionsmotoren eine noch
viel schlechtere Wärmeausnutzung vorwerfen, denn deren Auspuffgase nehmen ja noch
viel mehr Wärme mit sich. Ein wirkliches Urteil, wie weit dieser Vorwurf berechtigt
ist oder nicht, erhält man erst, wenn man zahlenmässig die Arbeitsmenge feststellt, welche die
Heizgase mit in den Schornstein nehmen.
Man kann diesen Arbeitswert der durch den Schornstein abziehenden Heizgase genau
ebenso wie oben den, der auf dem Rost entstehenden Heizgase mit Leichtigkeit aus dem
Temperatur-Entropie-Diagramm ablesen. Es sei (Fig.
13) \overline{B\,b}=T'_k die Temperatur, mit welcher die Heizgase vom letzten
Kesselelement abziehen; \overline{A\,B} stelle wie oben die Temperatur-Entropie-Kurve der
Heizgase dar. Es ist dann nach der Definition des Diagrammes
Ls =
[A B b a] – [A b' b a]
der Arbeitswert der durch den Schornstein abziehenden
Heizgase.
Die Wärmeenergie, welche die Heizgase mit zum Schornstein nehmen, erhalten wir nach
Analogie mit Gleichung 10 zu
[A\,B\,b\,a]=G\,(T'_k-T_0)\,\left(a+\frac{b}{2}\,[T'_k+T_0]\right)
Ebenso ist nach Gleichung 12
\begin{array}{rcl}\overline{ab}&=&G\,\left(a\,lg\,\frac{T'_k}{T_0}+b\,[T'_k-T_0]\right)\\ &=& G\,(T'_k-T_0)\,\left(a\,\frac{lg\,\frac{T'_k}{T_0}}{T'_k-T_0}+b\right)\end{array}
Also erhält man
L_s=G\,(T'_k-T_0)\,\left(a+\frac{b}{2}\,[T'_k+T_0]\right)-T_0\,G\,(T'-T_0)\,\left(\frac{a}{T'_k-T_0}\,lg\,\frac{T'_k}{T_0}+b\right)
H=(1-\sigma)\,\left(1-\frac{T_r-T'_k}{T_r-T_0}\right)\,\left(1-\frac{a\,\frac{T_0}{T'_k-T_0}\,lg\,\frac{T'_k}{T_0}+b\,T_0+\frac{b}{2}\,[T_r-T_k]}{a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_0]}\right)
Ist keine Einstrahlung vorhanden so ist σ = 0; die
Formel für den durch den Schornstein entstehenden Arbeitsverlust gilt also bei jeder
Art Feuerung.
Entsprechend den oben definierten Ausnutzungsverhältnissen ar und ak können wir das Verhältnis
\alpha=\frac{L_s}{H}. . . . . . 23)
als das Verlustverhältnis des
Schornsteins bezeichnen, denn es gibt die durch den Schornstein verloren
gehende Arbeitsmenge bezogen auf den Heizwert des Brennstoffes. Setzen wir den für
Ls gefundenen
Ausdruck hier ein, so erhalten wir
a_8=(1-\sigma)\,\left(1-\frac{T_r}{T_r}-\frac{T'_k}{T_0}\right)\,\left(1-\frac{a\,\frac{T_0}{T'_k-T_0}\,lg\,\frac{T'_k}{T_0}+b\,T_0+\frac{b}{2}\,[T_r-T_k]}{a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_0]}\right) . 24)
Wir können uns den Arbeitswert der durch den Schornstein abziehenden Heizgase ebenso
wie den, der auf dem Rost entstehenden durch eine Dampfmaschine mit idealer
Flüssigkeit erhalten denken; nur muss diesmal der kritische Punkt der Flüssigkeit
mit der Schornsteintemperatur T'k zusammenfallen.
Ich habe die nach Gleichung 24 berechneten Werte von as in Tabelle X eingefügt. Man erkennt,
dass der Verlust durch den Schornstein bei normalen Luftmengen 2,5 bis 3 v. H. des
Heizwertes beträgt, das ist eine so geringe Menge, dass man nicht imstande ist, sie
noch weiter zu erniedrigen. Bei grosser Luftmenge geht etwas über 5 v. H. verloren;
nimmt man an, das Ausnutzungsverhältnis durch einen Vorwärmer sei dasselbe wie durch
den Kessel, so kann man von diesem Verlust noch ungefähr 2,5 v. H. durch einen
Vorwärmer wieder einbringen. Im Vergleich mit dem Arbeitswert des Dampfes würde das
eine Kohlenersparnis von ungefähr 10 v. H. bedeuten. Man erhält aber dieselbe
Ersparnis viel bequemer und billiger durch Kontrolle der Heizgase.
In Uebereinstimmung mit der Erfahrung finden wir also, dass bei niedrigen
Schornsteintemperaturen durch Vorwärmer nichts zu gewinnen ist.
Der durch den Schornstein abziehende Arbeitswert dient zur Erzeugung des
Schornsteinzuges und ist deshalb nur zum geringsten Teile als Verlust zu
betrachten.
Wegen der physikalischen Eigenschaften des Wasserdampfes kann man den in ihm
enthaltenen Arbeitswert nicht vollkommen ausnutzen. Bei der als untere
Temperaturgrenze angenommenen atmosphärischen Temperatur von 20° hat der Wasserdampf
einen derartig geringen Druck, dass schon ganz geringe in ihm enthaltene Luftmengen
einen merkbaren Partialdruck haben, so dass der Druck des Kondensators, welcher
gleich der Summe der Partialdrucke von Wasserdampf und Luft ist, stets grösser ist
als der der Kondensatortemperatur entsprechende Druck des Wasserdampfes. Die
Erfahrung hat gelehrt, dass man in gut gehaltenen Kondensatoren einen Druck von
0,075 kg/qcm
entsprechend einem Vakuum von 68 cm sicher erreichen kann. Wir müssen also als
niedrigste mit Wasserdampfmaschinen zu erreichende Temperatur die diesem Druck
entsprechende von 40° ansehen.
Der dem Temperaturunterschiede zwischen 190° und 40° entsprechende Bruchteil des
Arbeitswertes des Wasserdampfes kann auf zwei verschiedene Weisen ausgenutzt werden.
Bis vor gar nicht allzulanger Zeit wurden zu dieser Ausnutzung ausschliesslich und
werden auch jetzt noch wesentlich Kolbendampfmaschinen angewendet, während
brauchbare Dampfturbinen erst eine verhältnismässig junge Erfindung sind. Da aber
die Entwicklung der Dampfturbinen, sowohl was die praktischen Erfolge, als auch was
die theoretische Durcharbeitung anbelangt, in letzter Zeit eine ganz bedeutende
gewesen ist, so dass vielfach die Dampfturbine der Kolbenmaschine gleichwertig, ja
in manchen Fällen sogar schon überlegen ist, und da ausserdem die Rechnung mit
Dampfturbinen eine einfachere ist als mit Kolbenmaschinen, weil die ersteren
vollständige Expansion bis auf den Kondensatordruck zulassen, während die letzteren
mit unvollständiger Expansion arbeiten müssen, so nehme ich an, der Arbeitswert des
Wasserdampfes werde mit Dampfturbinen ausgenutzt, in welchen der Dampf bis auf 40°
herunter vollständig expandiert.
Bezeichnen wir die Kondensatortemperatur mit T'0, so dass also T'0 = 273 + 40 = 313 ist, so ist die aus einer
Wärmeeinheit des Wasserdampfes mit Hilfe einer Turbine wirklich gewonnene
Arbeit:
\eta_t=1-T'_0+\frac{\frac{r_k}{T_k}+\tau_k-\tau'_0}{r_k+q_k-q'_0}
wo die einzelnen Bezeichnungen die analoge Bedeutung haben wie
in Gleichung 19.
Das Verhältnis, in welchem der Arbeitswert des Wasserdampfes durch die Turbine ausgenutzt wird, das Ausnutzungsverhältnis durch die Turbine, erhalten
wir also zu
\alpha_t=\frac{\eta_t}{\eta_w} . . . . . . 25)
Setzen wir hier die den angegebenen Temperaturen entsprechenden Werte aus den
Tabellen Zeuners ein, so erhalten wir at = 0,886.
Erweitern wir Gleichung 25 in Zähler und Nenner mit der dem Wasserdampf zugeführten
Wärmeenergiemenge, so giebt der Zähler nach der Definition von ηt die überhaupt von
der Turbine geleistete Arbeit Lt und man erhält durch Vereinigung der so
erweiterten Gleichung 25 mit Gleichung 21 und Gleichung 18
\alpha_t\,\alpha_k\,\alpha_r=\frac{L_t}{H} . . . . . 26)
dass das Produkt der drei Ausnutzungsverhältnisse schliesslich
angibt, in welchem Verhältnis der Heizwert des Brennstoffes durch die gesamte Anlage
ausgenutzt wird, welcher Bruchteil des Heizwertes sich schliesslich als Arbeit an
der Turbinenwelle zeigt.
Da die von der Hauptwelle abzugebende Arbeit das Ziel der ganzen Anlage ist, so habe
ich das Produkt at
ak
ar mit in Tabelle X
aufgenommen. Man erkennt, dass, wenn alle Teile der Anlage vollständig den
Forderungen der Theorie entsprechend arbeiten, doch nur rund ¼ des Heizwertes der
Brennstoffe als Arbeit durch eine Wasserdampfmaschine gewonnen werden kann. Dass
inder Praxis höchstens ⅔ dieses an sich schon kleinen Bruchteiles gewonnen
werden, liegt an der grossen Reihe von Verlusten, welche in dieser einfachen Theorie
nicht berücksichtigt werden konnten. Zu den oben schon erwähnten Verlusten durch
Beiluft und Wärmeausstrahlung von Kessel, Dampfleitung und Zylinder bezw. Turbine
kommt als schlimmster die Abweichung des Vorganges in Zylinder sowohl wie Turbine
vom theoretisch angenommenen. Aber selbst wenn es gelingen sollte, diese Verluste
noch bedeutend zu verkleinern, mehr als ¼ des Heizwertes wird man durch eine
Wasserdampfmaschine nie als Arbeit gewinnen.
Die Abhängigkeit der Arbeit der Turbine vom Luftüberschuss ist, wie man aus der Kurve
(Fig. 11) erkennt und wie auch daraus, dass at vom
Luftüberschuss definitionsgemäss unabhängig ist, wieder geradlinig: at
ak
ar = 0,2856 (1 – 0,078)
φ. Die Ersparnis durch Kontrolle der Heizgase
bleibt also dieselbe wie oben.
Der Teil des Arbeitswertes des Wasserdampfes, welchen die Turbine nicht ausnutzt: (1
– at) ak
ar geht in den
Kondensator. Um eine Anschauung von der Grösse dieses Verlustes zu haben, habe ich
auch diese Zahlen mit in Tabelle X aufgenommen. Man sieht, dass auch dieser Verlust
sehr klein ist; er wird ja in der Praxis durch die Abweichungen der Vorgänge im
Zylinder von der Theorie etwas grösser, bleibt aber immerhin noch so klein, dass es
nicht verlohnt, sich um seine doch nur teilweise mögliche Ausnutzung zu bemühen.
(Fortsetzung folgt.)