Titel: | Die Tätigkeit der Königlichen technischen Versuchsanstalten im Jahre 1902. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 206 |
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Die Tätigkeit der Königlichen
technischen Versuchsanstalten im Jahre 1902.
Die Tätigkeit der Königlichen technischen Versuchsanstalten im
Jahre 1902.
Die Mechanisch-technische Versuchsanstalt mit ihren vier Abteilungen für
Metallprüfung, Baumaterialprüfung, Papierprüfung und Oelprüfung ist nunmehr in den
Neubau nach Gr.-Lichterfelde-West verlegt. Zum 1. April d. J.
wird ihr die neu zu gründende Abteilung für Metallographie angegliedert und dann
zugleich auch die jetzige Chemisch-technische Versuchsanstalt, zurzeit ein Teil der
Königlichen Bergakademie in Berlin, mit der mechanischtechnischen Versuchsanstalt
vereinigt werden.
Ueber die Tätigkeit der Anstalt im Rechnungsjahre 1902 entnehmen wir dem uns
zugegangenen Bericht folgendes:
Die Abteilung für Metallprüfung erledigte im Jahre 1902
insgesamt 376 Anträge mit etwa 4500 Versuchen.
Die Mehrzahl dieser Versuche entfällt auf statische Festigkeitsversuche und
technologische Proben mit Metall, Ketten, Riemen, Drähten, Seilen usw. Die grösste
bei diesen Versuchen ausgeübte Kraftleistung betrug 500 t.
Von den übrigen Arbeiten der Abteilung für Metallprüfung mögen die folgenden
besonders genannt sein.
1. Prüfungen von Festigkeitsprobiermaschinen auf die
Richtigkeit und Zuverlässigkeit der Lastanzeige und die Herstellung von Kontrollstäben zur Ausführung solcher Prüfungen.
An Maschinen wurden untersucht:
a) Eine Kettenprobiermaschine, Bauart Schenck,
b) eine Seilzerreissmaschine, Bauart Hoppe,
c) vier Zerreissmaschinen, Bauart Mohr
& Federhaff,
d) zwei Zerreissmaschinen, Bauart Krupp,
e) eine Zerreissmaschine, Bauart Pohlmeyer,
f) eine Festigkeitsprobiermaschine, Bauart Werder,
g) ein Zugfestigkeitsprüfer für Zement und Mörtelkörper, Bauart
Schopper,
h) eine Betondruckpresse, Bauart Brück,
Kretschet & Co.,
i) Zwei Betondruckpressen, Bauart Martens,
k) Eine Druckpresse, Bauart Amsler.
Die Prüfung erfolgte bei den unter a, b, d, e, f aufgeführten Maschinen mit Hilfe von
Kontrollstäben, bei den Maschinen unter c mit Hilfe von Kontrollstäben und durch
unmittelbare Gewichtsbelastung und bei der Maschine unter g nur durch
Gewichtsbelastung.
Die genannten Kontrollstäbe, von denen im Laufe des Jahres sieben an andere Anstalten
und Werke abgegeben sind, werden in der Weise verwendet, dass sie in der
Versuchsanstalt zunächst bis zur bestimmten Höchstspannung, welche innerhalb der
Elastizitätsgrenze des Materials liegt, auf ihr elastisches Verhalten, Grösse der
Dehnungszahl, untersucht und dann innerhalb derselben Spannung auf der zu prüfenden
Maschine belastet werden. Aus der hierbei ermittelten Dehnung und der Dehnungszahl
des Stabes wird die von der Maschine geäusserte Kraftleistung berechnet und dann aus
den Unterschieden zwischen der letzteren und der an der Wage abzulesenden Belastung
der Fehler der Lastanzeige der zu prüfenden Maschine ermittelt. Dieses Verfahren hat
vor der vielfach gebräuchlichen Verwendung von Kupferzylindern, welche nur einmal
auf Druck belastet werden und deren Höheverminderung dann zur Berechnung der von der
Maschine geleisteten Belastung dient, den erheblichen Vorzug, dass die Maschinen mit
den Kontrollstäben von der niedrigsten bis zur höchsten Belastung untersucht werden
können, während jeder Kupferzylinder immer nur für eine
Laststufe dient und daher bei sorgfältiger Prüfung der Maschinen eine grosse Anzahl
von Kupferkörpern verschiedenen Durchmessers erforderlich wird.
Die von der Versuchsanstalt abzugebenden Kontrollstäbe werden in ihren Abmessungen
von Fall zu Fall der zu prüfendenMaschine angepasst. Zur Beschleunigung der
Abgabe von solchen Stäben empfiehlt es sich daher, der Bestellung zugleich
Masszeichnungen beizufügen, aus denen die Form und Abmessungen der
Einspannvorrichtungen und das geringste und grösste Mass der lichten Weite zwischen
den Einspannklauen ersichtlich ist. Ferner ist zugleich anzugeben, bis zu welchen
Belastungen die Stäbe benutzt werden sollen.
Im allgemeinen fertigt die Anstalt solche Kontrollstäbe nur für Belastungen bis
höchstens 100 t an und übernimmt dann Gewähr, dass die Dehnungszahlen der Stäbe bis
auf etwa ± 1 v. H. genau bestimmt werden. Grössere Kontrollstäbe bis 500 t
Probebelastung können ebenfalls angefertigt werden, indessen ist bei ihnen der
Genauigkeitsgrad nur etwa ± 2 v. H.
Neben den Festigkeitsprobiermaschinen werden auch Messapparate zur Ermittlung der
Formänderungen auf Antrag untersucht. Im Jahre 1902 gelangten zur Prüfung:
Vier Spiegelapparate, Bauart Martens,
ein Dehnungsmesser, Bauart Rabut,
ein Federdynamometer.
2. Versuche mit Maschinen- und Konstruktionsteilen.
Hierher gehören unter den ausgeführten Arbeiten:
a) Untersuchungen mit gestanzten
Riemenscheiben auf Widerstandsfähigkeit gegen Zusammendrücken unter dem
Riemenzug und auf Feststellung des Widerstandes gegen tangentialen
Lastangriff;
b) Untersuchungen von gusseisernen
Rahmen zur Aufnahme von Luxfer-Prismen für Oberlicht auf Biegungsfestigkeit
gegen örtliche Belastung;
c) Eine Reihe von Untersuchungen mit verschiedenen Baugliedern
für zerlegbare Brücken;
d) Belastungsversuche mit Gerüstbindern nach Art der Inanspruchnahme bei der praktischen
Verwendung;
e) Prüfung von Grey-Trägern auf
Biegungsfestigkeit und Elastizität;
f)Isolatoren auf Tragfähigkeit; ferner
g) 81 Versuche an Baukonstruktionen durch Prüfung ihrer
Tragfähigkeit bei gleichmässig verteilter Belastung und Einzellast in der Mitte
als: beiderseitig eingemauerte und freitragende Treppen, Steinbalken System Eggert, Steinholzbalken, System Nix, Steinbalken mit Eiseneinlage, System Döpke, Träger aus Zementmauerwerk mit Eiseneinlage,
System Bremer, parabolische Holzbalken, System Hetzer, Decken aus Beton mit Eiseneinlage, System
Starke, Zementbetondecken und einzelne
Treppenstufen.Die Spannweite der Treppen betrug 1,4 bis 2,7 m und die
Spannweite der geprüften Balken und Decken bis zu 8 m. Die Belastung erfolgte
bei allen diesen Versuchen zur Vermeidung von Stössen mittels hydraulischer
Presse.
3. Wiederholt sind Eisenstäbe zur Untersuchung gelangt,
welche beim Bau der zur Prüfung gestellten Decken und
Träger als Einlage dienten. Die Forderung der Prüfung dieser Eiseneinlagen
seitens der Baupolizei scheint dahin zu führen, dass zu den Probedecken Eisen von
möglichst hoher Festigkeit verwendet wird.s. D.
p. J. 1892. 317. 656. Da nun die
Genehmigung der Bauausführungen von Decken nach den geprüften Systemen von dem
Ausfall der Versuche abhängig gemacht wird, bisher aber niemals Nachprüfungen der im
Bauwesen wirklich verwendeten Eiseneinlagen stattfanden, so scheint es wohl am
Platze auf die Wichtigkeit dieser Nachprüfungen hinzuweisen, zumal die
Bauausführenden ausserstande sind, sich ohne Festigkeitsversuche davon zu überzeugen, ob die
verarbeiteten Einlagen die gleichen Eigenschaften besitzen wie die Einlagen der
Probedecken.
4. Untersuchungen von Kunst- und Natureis ergaben für
beide Eissorten die gleiche mittlere Schmelzfähigkeit sowohl in grösseren Blöcken
als auch in kleineren faustgrossen Stücken. Hierbei hinterliess das Kunsteis keine
Schmelzrückstände, das Natureis etwa 8 mg auf 1 kg.
5. Unter den Versuchen über den Einfluss der Wärme auf die
Festigkeitseigenschaften der Metalle mögen diejenigen mit Nickel- und
Tiegelstahl erwähnt sein. Bei ihnen handelte es sich darum, festzustellen, ob und in
welchem Grade die Festigkeitseigenschaften des Materials durch Formänderungen bei
Wärmegraden bis zu 350° C verändert werden. Hierzu wurde zunächst der Einfluss der
Wärme an sich auf die Festigkeit der beiden Stahlsorten festgestellt, und dann
wurden Streifen bei verschiedenen Wärmegraden gebogen und wieder gerichtet und diese
nun bei Zimmerwärme geprüft. Die Zugversuche mit den erhitzten Stäben ergaben, dass
die Proportionalitäts- und Streckgrenze für beide Stahlsorten mit wachsender Wärme
ziemlich stetig heruntergingen. Die Bruchfestigkeit nahm mit wachsender Wärme
zunächst ab und dann wieder zu. Die geringsten Werte für die Festigkeit wurden
gefunden für Nickelstahl bei etwa 150° C, für Tiegelstahl bereits bei 100° C. Die
Bruchdehnung war am geringsten bei 200° C. Durch das Biegen und Richten wurde die
Zugfestigkeit erhöht, die Dehnbarkeit vermindert und zwar war der Einfluss um so
grösser, je mehr die Wärme beim Biegen sich der höchsten angewendeten Hitze von 350°
C näherte.
Die Proportionalitäts- und Streckgrenze, ermittelt bei Zimmerwärme, wurde durch
Richten bei 17 und 100° C ganz erheblich heruntergedrückt; auch das Richten bei 200
und 250° C bewirkte Heruntergehen der Proportionalitätsgrenze.
Weitere Warmversuche wurden ausgeführt mit Kupfer, Bronzen, Magnalium und
Stahlguss.
6. Mit Sicherheitshülsen für Kohlensäureventile wurden
Wasserdruckproben vorgenommen. Die Hülsen sollen bei einem bestimmten, in den
Flaschen herrschenden Druck zu Bruch gehen und dann dem Gas Gelegenheit zum
Ausströmen bieten. Sechs Parallelversuche ergaben Bruchlasten der Hülsen, die nur
zwischen 167 und 179 Atm. schwankten.
7. Unter den Versuchen mit Lagermetallen sind
hervorzuheben vergleichende Versuche mit Lokomotivachslagern auf Festigkeit der
Lagerkonstruktion durch Schlag-, Biege- und Drehversuche.
Das metallographische Laboratorium untersuchte den
Einfluss des Mangans und Phosphors in Eisen auf dessen Angriffsfähigkeit gegen
Wasser, den Angriff von Eisen und Kupfer in verschiedenen Wasserarten unter
verschiedenen Verhältnissen, die Ursachen der Brüchigkeit von Kupfer, das Gefüge von
Eisen-Nickellegierungen, sowie Zink und dessen Legierungen.
Unter den auf Antrag ausgeführten Arbeiten mögen folgende genannt sein:
Aetzversuche an flusseisernen Walzstücken zur Trennung
des Materials bei der Entnahme von Festigkeitsproben nach Kern-und Randzonen und
Aufklärung der verschiedenen Festigkeitseigenschaften beider, die besonders bei der
Schlagbiegeprobe an eingekerbten Stäben, aber auch bei gewöhnlichen Zerreissproben
zutage treten.
Mikroskopische Gefügeuntersuchungen, die Aufschluss
geben über die Art der Behandlung und deren Einfluss auf die Eigenschaften des
Probematerials. Festgestellt wurden hierbei: Aussaigerungen in einer Eisenlegierung;
als Ursache eines im Betriebe eingetretenen Bruches vorherige Verletzungen des
Materials; dass die Ausbeulung eines Bleches aus einem Dampfkessel durch örtliches
Erglühen herbeigeführt worden war; die ungefähre Menge der Kupferoxyduleinschlüsse
und ihre örtliche Einagerung in Kupfer sowie der Nachweis, ob Kupfer im Betriebe
erhitzt wurde oder nicht.
Mit Hilfe des Mikroskops wurde ferner festgestellt, ob einMaterial Schweiss-
oder Flusseisen ist, ob Rohre nahtlos, stumpf- oder patentgeschweisst waren.
Schliesslich sind zu nennen Untersuchungen über
Korrosionserscheinungen an Eisen und Kupfer. In den meisten Fällen konnte
festgestellt werden, dass die Ursache der Zerstörung auf gleichzeitige Einwirkung
von Luftblasen und Wasser zurückzuführen seien.
Mehrfach sind Abzüge von metallographischen
Lichtbildern, sowie Schliffe für Studienzwecke
abgegeben. –
Die Abteilung für Baumaterialprüfung war im Jahre 1902
ausserordentlich stark beansprucht. Ihre Untersuchungen erstreckten sich auf
Zemente, Kalke und sonstige Bindemittel, natürliche und künstliche Steine, Röhren
aus Ton und Zement, Fussboden-Belagplatten, Decken, Glas und verschiedene andere im
Bauwesen verwendete Materialien, als Hochofenschlacke, Asbestschiefer,
Anstrichmassen usw.
Die Prüfung der natürlichen Steine ist auf die
Feststellung der mineralogischen Zusammensetzung und geologischen Beschaffenheit
ausgedehnt, wobei sich die Königliche Geologische Landesanstalt in dankenswerter
Weise beteiligte.
Die zahlreichen Prüfungen von Kalksandsteinen geben
einen Beweis, dass diese Steine immer grössere Verwendung finden. Eine Fabrik liess
ihre Erzeugnisse laufend prüfen. Die Festigkeit derselben schwankte anfangs
innerhalb massiger Grenzen, erreichte aber schliesslich, vermutlich infolge
Verbesserung des Fabrikationsverfahrens, erhebliche Werte. Die Festigkeit stieg bei
einer Versuchsreihe sogar im Mittel auf 280 kg/qcm.
Bei Versuchen auf Feuerwirkung, bei denen die
Beanspruchung des Probematerials derjenigen eines wirklichen Schadenfeuers
entspricht, und meist über 1000° C Hitze erreicht wird, verhielten sich Kalksteine
meist ähnlich wie Tonziegel.
Unter den geprüften Portlandzementen lieferte einer für
die Normenmischung (drei Teile Sand und ein Teil Zement) nach 28 Tagen Erhärtung
unter Wasser 32,8 kg/qcm Zug- und 412,6 kg/qcm Druckfestigkeit. Derselbe Zement in reinem
Zustande geprüft, ergab für die gleichen Bedingungen und Erhärtungsdauer die vorher
nie beobachtete Festigkeit von 86,7 kg/qcm Zug- und 920,0 kg/qcm Druckfestigkeit.
Zemente, denen nach dem Brennen vermutlich Hochofenschlacke zugesetzt war, wurden
mehrfach auf Gehalt an diesem Zuschlag untersucht. Die Prüfung gelang mit
annähernder Genauigkeit nach dem von dem Verein Deutscher Portland-Zementfabrikanten
empfohlenen und in der Versuchsanstalt weiter ausgebildeten Verfahren. Dasselbe
beruht im wesentlichen auf der mechanischen Trennung der Schlacke von dem Zement und
der Bestimmung des Sulfitschwefelgehaltes in den schwersten und leichtesten Teilen
der Probe. Nur in den Fällen, in denen die scharfe Trennung der Schlacke vom Zement
nicht möglich war, liess das Verfahren im Stich.
Zementmörtel und Beton, die mangelhaft erhärtet waren,
wurden mehrfach untersucht, um die mechanische Zusammensetzung der verwendeten
Mischung festzustellen. Derartige Bestimmungen bleiben stets ungenau, ebenso wie die
nachträgliche Untersuchung von Kalkmörtel auf Zusammensetzung. Die letzteren
verlieren ausserdem dadurch an Wert, dass kein Masstab für die richtige Ermittlung
des Mischungsverhältnisses von Kalk und Sand besteht, um noch einen brauchbaren
Mörtel zu erhalten. Die nachträgliche Analyse des Bindemittels lässt keine
zuverlässige Beurteilung über die Güte und Brauchbarkeit des Kalkes vor der
Verwendung zu.
Die Arbeiten für die Neuregelung der Normen für die Prüfung
von Portlandzement sind auch im verflossenen Betriebsjahre fortgeführt
worden und haben insofern einen gewissen Anschluss erreicht, als durch
Ministerialerlass („Mitteilungen a. d. Kg. Techn. Versuchsanstalten“ 1903,
Heft 1) das Verfahren für die Bestimmung des Wasserzusatzes zum Normenmörtel für das
Mischen dieses Mörtels und für die Herstellung der Festigkeitsprobekörper festgelegt
worden ist.
Der in Freienwalde erzeugte Normalsand wird dauernd während seiner
Herstellung kontrolliert. Beanstandungen haben sich nicht als notwendig
erwiesen.
Neu eingeleitet wurden Versuche mit verschiedenen hydraulischen Bindemitteln In Seewasser. Die Proben
wurden auf der Insel Sylt angefertigt und teils ins Meer versenkt, teils in
Wasserbassins aufbewahrt. –
Die Abteilung für Papierprüfung, welcher zugleich auch
die Prüfung von Stoffen obliegt, erledigte 1085 Anträge. Beachtenswert unter den
Untersuchungen ist die Prüfung von Papier zum Einwickeln von
Lampenbrennern aus Messing. Die in dieses Papier eingewickelten Brenner
liefen stark an und wurden dadurch unverkäuflich. Die Prüfung hat ergeben, dass das
Papier Stoffe enthielt, die Messing schwärzten
Nachahmenswert ist das Vorgehen eines Oberbergamtes, welches schon seit Jahren von
der Versuchsanstalt Schreib- und Zeichenhefte
begutachten lässt, die für Schulkinder von
Knappschaftskassen bestimmt sind.
Als „echtes Rosshaar“ geliefertes Material wurde
auf Verfälschung geprüft; es erwies sich als mit 60 v. H. Fasern pflanzlichen
Ursprunges versetzt.
Durch das preussische Justizministerium wurde die Frage aufgeworfen, ob es zulässig
sei, wichtige Urkunden mit Hilfe der Schreibmaschine anzufertigen. Die bisher
ausgeführten Versuche mit 34 verschiedenen Farbbändern
haben bereits gezeigt, dass die allgemein verbreitete und früher wohl berechtigte
Ansicht über die geringe Widerstandsfähigkeit der Schreibmaschinenschrift gegen
Entfernen von Papier heute nicht mehr zutrifft. Schon jetzt steht fest, dass es
Farbbänder gibt, deren Farbstoffe ebenso schwer und in manchen Fällen noch schwerer
vomPapier zu entfernen sind als Schriftzeichen mit bester Urkundentinte
(Eisengallustinte). Weitere im Gange befindliche Versuche bezwecken festzustellen,
welche Farbbänder die widerstandsfähigste und ausdauerndste Schrift geben. –
Die Abteilung für Oelprüfung erfuhr im verflossenen
Betriebsjahre eine erhebliche Steigerung ihrer Inanspruchnahme. Die Zahl der
untersuchten Proben stieg von 564 im Vorjahr auf auf 867 und die Zahl der
ausgeführten Anträge von 373 auf 471. Unter den wichtigsten Untersuchungen sind zu
nennen:
Untersuchungen von Erdöl auf seine Verarbeitungsfähigkeit;
Prüfung von Rückständen aus dem Schieberkasten
einer Dampfmaschine und von Teerproben, über
deren Zollpflichtigkeit Zweifel entstanden waren; Prüfung von eingedickten fetten Oelen, denen ihre Eigenschaften
durch Einblasen von Luft bei hohen Wärmegraden gegeben waren; Prüfung von Wolloleϊne, die sich im Gebrauch schlecht bewährt hat
und sich als mit 10 v. H. Harz versetzt erwies.
Das Verfahren zur Bestimmung von Asphaltpech, das
bereits früher für nicht zu zähflüssige Oele ausgearbeitet war, ist den
Anforderungen der Praxis entsprechend auch für dickflüssige dunkle Zylinderöle
gestaltet worden. Bei der Fällung der Peche durch Alkohol in ätherischer Lösung
werden bei Zylinderölen neben den dunklen Pechstoffen meistens auch merkliche Mengen
Paraffin mit ausgefällt. Diese müssen demnach in geeigneter Weise (durch Auskochen
mit absolutem oder 96 prozentigem Alkohol) aus dem zur Wägung zu bringenden Pech
entfernt werden. Der Schmelzpunkt der meisten auf diese Weise abgeschiedenen
Paraffine lag wenige Grade über 70° C, die Paraffine zeigten also erdwachsartigen
Charakter.