Titel: | Verfahren zur Gewinnung von Eisen und Stahl direkt aus den Erzen auf elektrischem Wege. |
Autor: | Albert Neuburger |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 219 |
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Verfahren zur Gewinnung von Eisen und Stahl
direkt aus den Erzen auf elektrischem Wege.
Von Dr. Albert Neuburger,
Berlin.
Verfahren zur Gewinnung von Eisen und Stahl direkt aus den Erzen
auf elektrischem Wege.
Das in D. p. J. 1902, 317, 784 beschriebene Verfahren
zur Erzeugung von Elektrostahl in Gysinge beruht auf der Verwendung eines Gemenges
von Roheisen Und altem Eisen als Ausgangsmaterial. Die Gewinnung von Eisen oder
Stahl unmittelbar aus den Erzen ist nachdemselben nicht möglich, und dieser
Umstand erklärt neben andern auch den verhältnismässig geringen wirtschaftlichen
Erfolg, welchen es bisher hatte. Wie der Erfinder selbst mehrfach ausgesprochen hat,
sind es weniger die Ersparnisse in bezug auf die Herstellungskosten, als vielmehr
die vorzügliche
Qualität des erzeugten Produktes, die dem Verfahren den Wettbewerb ermöglichen.
Zum Unterschiede von dem in Gysinge ausgeübten Kjellinschen Verfahren benutzen die Verfahren von Stassano, Héroult und Keller die Eisenerze
oder Eisenerze gemengt mit Eisenabfällen als Ausgangsmaterial und es gelingt nach
denselben ebenfalls, Stahl von vorzüglicher Qualität herzustellen. Durch
entsprechende Leitung des Prozesses ist es aber auch möglich, Roheisen oder Grauguss
von bestimmter Qualität zu erhalten.
1. Das Verfahren von Stassano.
Das Verfahren von Stassano, welches bisher in Darfo am
Lago d' Iseo ausgeübt wurde und sich in längerem Betriebe hervorragend bewährt hat,
bildet die Grundlage eines grösseren Eisen- und Stahlwerks das von dem Erfinder mit
Unterstützung der italienischen Regierung im königlichen Schmelzwerke zu Turin
errichtet worden ist.
Das Verfahren zeichnet sich durch seine Einfachheit aus und liefert ein Eisen von
grosser Reinheit und Billigkeit, welche letztere allerdings zum Teil in den
örtlichen Verhältnissen begründet liegt.
Das Ausgangsmaterial für das Stassano-Verfahren sind die
in Oberitalien vorkommenden Eisenerze, die eine für den Verlauf der Reaktion sehr
günstige Zusammensetzung zeigen. Die durchschnittliche Mischung solcher Erze in
bezug auf ihre Bestandteile gibt Stassano selbst
folgendermassen an:
Hämatit
Magnetit
Fe
2
O
3
=
88,850
v. H.
78,400
v. H.
MnO
=
0,470
„
0,700
„
SiO
2
=
2,960
„
8,650
„
Al
2
O
3
=
3,420
„
7,330
„
CaO
=
0,870
„
2,100
„
MgO
=
–
1,030
„
S
=
0,078
„
0,055
„
P
=
0,093
„
0,008
„
Glühverlust
=
2,561
„
–
Das Erz wird sorgfältig ausgesucht und nach irgend einem der hierfür gebräuchlichen
Verfahren fein gepulvert. Das Pulver wird gesiebt, gewaschen und getrocknet und, so
weit es die Natur des Erzes gestattet, einem sogenannten magnetischen
Aufbereitungsverfahren unterzogen. Für ein solches ist besonders das Magnetiterz
sehr geeignet. Das Verfahren besteht darin, dass man das Erzpulver vor einem
kräftigen Elektromagneten in senkrechter Richtung herabfallen lässt. Die stärker
magnetischen Partikelchen, die zugleich die eisenreicheren sind, werden dann in der
Richtung gegen den Magneten hin aus der Fallrichtung abgelenkt und es findet so eine
Scheidung in eisenreiche und eisenarme Teile statt.S. D. p. J. 1902, 317, 673. Durch mehrmaliges Vorbeigehenlassen vor dem
Magneten kann auf diese Weise eine äusserst vollkommene Trennung des Erzes von dem
tauben Gestein erreicht. werden, so dass zuletzt ein ausserordentlich eisenreiches
Erz von folgender durchschnittlicher Zusammensetzung erhalten wird:
Fe
2
O
3
=
93,020
v. H.
MnO
=
0,619
„
CaO
MgO
=
0,500
„
SiO
2
=
3,790
„
S
=
0,058
„
P
=
0,056
„
H
2
O
=
1,720
„
Die verwendeten Zuschläge sind durchschnittlich folgendermassen zusammengesetzt,
wozu bemerkt sei, dass Stassano sich sehr bemüht, stets
Materialien derselben Herkunft und Zusammensetzung zu verwenden, um immer dieselben
Mischungen anwenden zu können
Durchschnittliche Zusammensetzung des Zuschlags:
CaO
=
51,21
v. H.
MgO
=
3,11
„
M
2
O
8
Fe
2
O
3
==
0,50
„
SiO
2
=
0,90
„
CO
2
=
43,43
„
Im allgemeinen kommt Stassano auf Grund zahlreicher
Analysen und Versuche zu folgender Zusammenstellung der Mischung für die
Beschickung:
Erz
1000
g,
Kohle
231
g,
Kalkstein
111
g.
Textabbildung Bd. 319, S. 220
Fig. 1. Stassano-Ofen.
Diese Bestandteile werden aufs sorgfältigste
durcheinandergemengt und noch eine kleine Menge Teer von 5–10 v. H.
Kohlenstoffgehalt zugegeben. Dieser Teer dient als Bindemittel, um die nun folgende
Brikettierung des Gemenges zu ermöglichen. Auch seine Menge wird auf Grund der
Analysen genau berechnet, da ja sein Kohlenstoff an der Reaktion teilnimmt. Stassano hat eine besondere analytische Methode zur
Ermittlung des Kohlenstoffgehaltes im Teer ausgearbeitet, die besonders deshalb
wichtig ist, weil Stassano den Teerzusatz gleichzeitig
benutzt, um die Güte des erzeugten Produktes entsprechend zu beeinflussen. Je nach
der zugesetzten Menge an Teer vermag er sowohl weiches Eisen wie irgend eine
beliebige Stahlsorte zu erzeugen.
Soll eine bestimmte Eisenlegierung hergestellt werden, so werden die hierzu nötigen
Bestandteile ebenfalls bereits den Briketts beigemengt, so dass es also auch
besondere Briketts für die Gewinnung von Wolframstahl, Chromstahl usw. usw.
gibt.
Das Brikettieren der Mischung geschieht mittels besonderer Pressen. Es hat den Zweck,
eine Entmischung während des Prozesses zu verhindern und so die ständige Gewinnung
eines Eisens von stets genau gleicher Zusammensetzung zu gewährleisten. Einen wie
grossen Vorteil
demnach die Brikettierung für die Güte des erzeugten Produktes darstellt, einen
ebenso grossen Nachteil bedeutet sie in wirtschaftlicher Hinsicht, denn durch sie
werden die Kosten des Verfahrens ganz bedeutend erhöht. Stassano hat sich deshalb in der neuen Anlage im Schmelzwerk zu Turin mit
Versuchen beschäftigt, die den Zweck haben, die Brikettierung zu vermeiden. Sollten
diese Versuche von Erfolg gekrönt sein, so würde der Preis des erzeugten Stahles
noch eine bedeutende Ermässigung erfahren.
Es sei noch bemerkt, dass als Material für die den Briketts zugesetzte Kohle reine
Holzkohle dient, sowie dass Stassano sich bemüht, eine
Schlacke von ganz bestimmter Zusammensetzung zu erhalten, die so beschaffen ist,
dass sie dem elektrischen Strome einen möglichst geringen Widerstand entgegensetzt.
Es hat sich gezeigt, dass eine Schlacke von der Formel SiO2 + 4 Basis am besten dieser
Anforderung entspricht. Der von Stassano benutzte Ofen
war in den Anlagen zu Rom und zu Darfo ein elektrischer Schachtofen, dessen Prinzip
das folgende ist (Fig. 1):
Der Schachtofen besteht aus dem Schachte a, der durch
zwei mit ihren Grundflächen aufeinanderstehende Kegel gebildet wird. Beim Flammofen
tritt an die Stelle dieses Schachtes ein Gewölbe, das mit einem seitlich
angebrachten Einfülltrichter versehen ist, durch den die Erze zugegeben werden. Der
Raum g ist der eigentliche Schmelzraum, in den die
beiden Kohlenelektroden c, c hineinragen, die mit einer
Einstellvorrichtung versehen sind, durch welche sie einander genähert und
voneinander entfernt werden können. Ihr nicht im Ofen befindlicher Teil ist mit
einem Mantel umgeben, der so eingerichtet ist, dass bei Bedarf Kühlung durch Wasser
stattfinden kann. Das geschmolzene Eisen sammelt sich in dem Raume unterhalb der
Elektroden an und wird durch die Oeffnung f
abgestochen. Die bei der Reaktion entstehenden Gase entweichen durch die beiden
Oeffnungen t, t. Der Verschluss des Einfülltrichters
t1 ist so
beschaffen, dass, wenn der Kegel v mittels eines Hebels
o abwärts gedrückt wird, um Erz einzufüllen, die
Aussenluft nicht in das Innere des Ofens gelangen kann. Auch die beiden Röhren t, t sind mit besonderen Vorrichtungen versehen, welche
den Zweck haben, beim Nachlassen des Druckes im Innern des Ofenraumes Nachsaugen von
Luft zu verhindern.
Nach diesem Prinzipe waren die ersten OefenStassanos hergestellt. Später errichtete er in der Anlage zu Darfo einen
Versuchsofen zu Vorstudien für die Anlage in Turin, der dem Schachtofen ähnlich war
und sich nur dadurch von ihm unterschied, dass anstatt des Schachtes ein niedriges
Gewölbe zur Anwendung kam, so dass also eine Art Flammofen vorlag. Die Beschickung
stand hierbei in geringerer Höhe über den Elektroden und die letzteren lagen höher
über der Herdsohle als beim Schachtofen. Dies letztere sollte bezwecken, das
gewonnene reine Eisen sowohl, wie die Schlacke möglichst schnell aus dem Bereiche
des elektrischen Lichtbogens zu entfernen, um den Widerstand und damit die Kosten
des Verfahrens einerseits zu vermindern und um andererseits eine Aufnahme von Kohle
aus den Elektroden durch das geschmolzene Eisen zu verhindern, wodurch ein
minderwertiges Produkt entstehen kann. Die Abänderung des Ofens hatte daher weniger
eine technische als vielmehr in erster Linie eine wirtschaftliche Bedeutung.
Stassano fand jedoch auch an diesem Ofen noch
verschiedene Mängel und er errichtete deshalb in der neuen Anlage zu Turin einen
Ofen, bei dem zwar das Prinzip noch dasselbe ist, der sich aber in der Ausführung
und damit in der Wirkungsweise von den bisherigen Oefen ausserordentlich
unterscheidet.
Textabbildung Bd. 319, S. 221
Stessano-Ofen, ausgeführt im Königl. Schmelzwerk zu Turin.
Dieser Ofen (Fig.
2 u. 3) ist drehbar angeordnet, doch erfolgt die Drehung nicht um seine
Mittelachse, sondern um eine Achse, die zu dieser in einem spitzen Winkel steht.
Infolgedessen hat auch der ganze Ofen eine etwas geneigte Lage und die Sohle des
Herdes liegt geneigt zur Horizontalen. Hierdurch soll bewirkt werden, dass die
Beschickung des Ofens, der während des Prozesses um seine Drehachse rotiert, langsam
von selbst nach unten gleitet und infolge der schiefen Lage der Herdsohle in
fortwährender schiebender und gleitender Bewegung bleibt. Hierdurch soll einerseits
die Ansammlung von Schlacke und fertigem Eisen an den Elektroden vermieden und
dadurch ein möglichst geringer elektrischer Widerstand, sowie ein möglichst reines
Produkt erzielt werden, andererseits hofft Stassano
dadurch eine gute Mischung der Beschickung erzielen und eine Entmischung vermeiden
zu können. Wenn ihm dies in der Tat gelingen sollte, so könnte dann die das
Verfahren so sehr verteuernde Brikettierung wegfallen; Vorderhand wird, bis die
besonders angestellten Versuche gezeigt haben, ob die Brikettierung entraten werden
kann,
allerdings noch mit Briketts gearbeitet, die nach ihrer Herstellung in Stücke von
Walnussgrösse zerpocht und so in den Ofen gegeben werden. Es hat sich gezeigt, dass
diese Grösse der Brikettstücke den Gasen am besten einen ungehinderten Durchzug
gestattet. An dem neuen Turiner-Ofen ist der Einfülltrichter für die Beschickung
seitlich angebracht (a, b und c der Abbildung) und es sind für die Schlacke d wie für das fertige Eisen e besondere
Abstichöffnungen an entgegengesetzten Seiten des Ofens vorgesehen. Der Ofen selbst
vermag pro Tag 2500–3000 kg Stahl zu produzieren bei einem Energieverbrauch von
120–140 Kilowatt.
Aehnlich wie Stassano die Zusammensetzung der Briketts
genau auf Grund seiner Analysen berechnet, so versuchte er auch zunächst, den
Stromverbrauch auf Grund thermo-chemischer Werte festzustellen. Er ging zunächst von
der theoretischen Formel von Gin und Leleux
t=\frac{1}{A}\,\left(\frac{1}{S}\right)^2\,\frac{R}{C}
aus, wobei;
R Widerstand der Gashülle,
C Spezifische Wärme des Gases,
S Querschnitt der Elektroden,
t Temperatur des Lichtbogens
ist. und stützte seine Berechnungen auf diese Formel in
Verbindung mit der von Joule:
h = 0,24 i2
Rt
Es zeigte sich jedoch die grundsätzlich wichtige Tatsache,
dass diese Formeln für den elektrischen Ofen keine Geltung haben, und dass es ganz
unmöglich ist, sie der in Rede stehenden Berechnung zugrunde zu legen. Die Ursache
hierfür liegt darin, dass bei der ungewöhnlich hohen Hitze, bei der man arbeitet,
die die Elektroden umgehenden Gase sicher getrennt sind und dass die Analyse über
ihre Zusammensetzung nichts angeben kann, weil beim Entnehmen von Proben diese
getrennten Gase sich wieder verbinden, sobald sie nicht mehr der hohen Hitze an den
Elektroden ausgesetzt sind. Es folgt hieraus, dass die Werte von R und C niemals durch
Versuche bestimmt werden können. Man kann auch die theoretischen Reaktionen der
Bestimmung des thermischen Wirkungsgrades nicht zugrunde legen, weil die
Ofentemperatur eine viel höhere ist, als zur Hervorrufung dieser Reaktionen nötig
ist.
Stassano hat jedoch auf Grund seiner vielfachen
praktischen Versuche eine thermische Leistung von 61,33 v. H. bei seinem Ofen
gefunden, d.h. von der dem Ofen zugeführten Wärme werden 61,33 v. H. zur Erzeugung
des Stahles nutzbar; die übrigen gehen durch Leitung und Strahlung verloren. Dieser
praktisch gefundene Wert bildet bei der Schaffung neuer Anlagen eine hinreichend
sichere und genügend brauchbare Grundlage zur Berechnung der Stromverhältnisse.
Was nun die wirklichen Gestehungskosten des Prozesses anbetrifft, so sind, um 1000 kg
Eisen oder Stahl zu erzeugen, 1600–1700 Kilogramm Erz erforderlich, je nach dessen
Zusammensetzung. Legt man die italienischen Preisverhältnisse zugrunde, so ergibt
sich nach Stassanos Angaben folgende Aufstellung für
die Kosten; aus der man auch alle sonst noch wissenswerten Zahlenwerte über den
Stromverbrauch usw. usw. ersehen kann, wobei noch zu bemerken ist, dass bei der
Versuchsanlage, die für diese Berechnung in Betracht kommt, Wasserkraft verwendet
wurde.
Berechnung der Kosten für 1000 Kilogramm Eisen bei einer Anlage von 5000 PS, die in
24 Stunden30 Tonnen Stahl liefert (der thermische Nutzeffekt ist hierbei mit
etwa 60–66 v. H. angenommen, die in Klammern stehenden Einheitspreise gelten für je
1000 kg):
1600 kg Erz (12 M.)
19,20
M.
Für Pulvern des Erzes (2,4 M.)
3,84
„
200 kg Zuschlag (4 M.)
0,80
„
250 kg Kokes (36 M.)
9,00
„
Für Pulvern des Kokes (1,6 M.)
0,40
„
190 kg Bemengungen (à 56 M.)
10,64
„
Für Herstellung der Mischungen (2,4 M.)
5,40
„
Verbrauch der Elektroden 12 kg (à 0,24 M.)
2,88
„
Unterhaltung des Ofens
9,60
„
Arbeitslohn
4,80
„
Geräte
2,40
„
Elektrische Kraft 4000 PS, die Stunde zu 0,00456
Pf.
18,24
„
Allgemeine Unkosten
2,40
„
–––––––––
insgesamt:
89,60
M.
Hiervon abzuziehen 900 cbm an flüchtigen und
brennbaren Gasen, deren Wärme resp. Verbrennungswert = 1,6 Pfg.
für das cbm beträgt
14,40
M.
–––––––––
Wirkliche Unkosten für 1000 kg
75,20
M.
Dieser Preis für die Tonne Stahl ist ein ausserordentlich niedriger, und man möchte
fast versucht sein, ihn für unrichtig zu halten. Die vorstehend angeführten Zahlen
sind jedoch von einwandsfreiester Seite, nämlich von Dr.
Hans Goldschmidt in Essen a. R., der im Auftrage des Kaiserlich Deutschen
Patentamtes nach Darfo reiste und die Anlage studierte, nachgeprüft und für richtig
befunden worden, mit Ausnahme des Betrages für die allgemeinen Unkosten, der sich
der Kontrolle entzog, und in bezug auf den sich Goldschmidt auf die Angabe von Stassano
verlassen musste.
Es ist jedoch zu bemerken, dass dieser Preis durch die ausserordentlich günstigen
Verhältnisse in Italien wesentlich beeinflusst wird. Abgesehen von der Reinheit der
Erze und der Billigkeit der elektrischen Anlagen kommen hierfür die ausserordentlich
billigen Arbeitskräfte in erster Linie mit in Betracht, und Goldschmidt ist der Ansicht dass diese Art der Herstellung des Eisens und
Stahls überall dort in Frage gezogen werden kann, wo billige Wasserkräfte und reine
Eisenerze vorhanden sind. Er hat sich der Aufgabe unterzogen, die Zahlen auf
deutsche Verhältnisse umzurechnen, und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass die Tonne
nach diesem Verfahren in Westfalen hergestellten Stahles etwa 150–170 M. kosten
würde.
Es könnte sonach das Verfahren mit den zurzeit in Deutschland gebräuchlichen nicht in
Wettbewerb treten, soweit es sich um die Herstellung gewöhnlichen Stahles handelt,
dessen Preis ja überall weniger als 100 M. beträgt. Ganz andere Verhältnisse würden
sich jedoch ergeben, wenn der Stassano-Stahl durch
seine Eigenschaften befähigt wäre, mit dem Tigelgusstahl zu konkurrieren, der
ungefähr 300 M. pro Tonne kostet. Gerade auf diesem Gebiete sind die Aussichten für
den nach dem Stassanoschen Verfahren erzeugten
Elektrostahl ausserordentlich günstig, und Goldschmidt
stellt den Versuchen in dieser Hinsicht ein günstiges Prognostikon:
Die günstigen Aussichten für die Zukunft des Verfahrens liegen wesentlich in der ganz
besonderen Reinheit des erzielten Produktes, die, abgesehen von der Reinheit der
verwendeten Erze, noch besonders dadurch hervorgebracht wird, dass es eben, wie wir
ausführlich darlegten, möglich ist, durch genaue Berechnung der Zuschläge das
Silicium fast ganz, Mangan, Schwefel und Phosphor hingegen in erheblichem Masse in
die Schlacke hinüberzuführen. Ein weiterer Vorteil des neuen Verfahrens besteht darin, dass sich
durch dasselbe mit Leichtigkeit Legierungen des Eisens mit Mangan, Nickel, Chrom
oder Wolfram herstellen lassen; ferner je nach Belieben harter oder weicher Stahl
oder Eisen von derZusammensetzung des im Puddelofen, in der Bessemerbirne oder
im Siemens-Martinofen erzeugten Produktes.
(Schluss folgt.)