Titel: | Beitrag zur Theorie und Berechnung der hydraulischen Regulatoren für Wasserkraftmaschinen. |
Autor: | Adolf Schmoll von Eisenwerth |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 305 |
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Beitrag zur Theorie und Berechnung der
hydraulischen Regulatoren für Wasserkraftmaschinen.
Von Dipl.-Ing. Adolf Schmoll von Eisenwerth,
Darmstadt.
(Fortsetzung von S. 294 d. Bd.)
Beitrag zur Theorie und Berechnung der hydraulischen Regulatoren
für Wasserkraftmaschinen.
7. Das Reguliergetriebe sei nach dem Schema Fig.
9 konstruiert. Es besteht demnach im wesentlichen aus: Kolben mit
Kolbenstange, Ausgleichhebel, zwei Schubstangen, zwei Regulierkurbeln, Regulierring
und (zwanzig) drehbaren Leitschaufeln.
Die Uebersetzungsverhältnisse vom Kolben bis zu den Leitschaufeln seien durch
folgende Maasse festgelegt:
grosser Hebelarm der Regulierkurbel: 300 mm,
kleiner Hebelarm der Regulierkurbel: 50 mm.
mittlerer Durchmesser des Regulierringes: 1500 mm.
Textabbildung Bd. 319, S. 305
Fig. 9.
a) Bei den Getriebeteilen vom Kolben bis einschliesslich Regulierring bleiben die
Uebersetzungsverhältnisse ψy der einzelnen Massenpunkte annähernd konstant, unabhängig von den
Kolbenstellungen. Wir haben daher zur Bestimmung des Massendruckes pmg dieser Teile die
Formel anzuwenden:
p_{mg}=\frac{dv}{dt}\,\cdot\,\Sigma\,\frac{{\psi_y}^2\,\cdot\,m_y}{F} (vgl. S. 261.)
Für den Kolben mit Stange, Ausgleichhebel und die Schubstangen ist ψy aller Massenpunkte
gleich l, wir erhalten also für diese Teile:
p_{mg}=\frac{dv}{dt}\,\cdot\,\Sigma\,\frac{m_y}{F}=\frac{\mbox{Masse}}{F}\,\cdot\,\frac{dv}{dt}.
Es seien die Massen
des Kolbens mit Stange
=\frac{30\mbox{ kg}}{g},
des Ausgleichhebels
=\frac{10\mbox{ kg}}{g},
der Schubstangen zusammen
=\frac{15\mbox{ kg}}{g},
also
a) p_{mg}=\frac{dv}{dt}\,\cdot\,\frac{30+10+15}{9,81\,\cdot\,241,4}=0,02325\,\cdot\,\frac{dv}{dt}.
Die übrigen Getriebeteile (Regulierkurbeln, Regulierring und Leitschaufeln) tragen
infolge ihrer verhältnismässig langsamen Bewegung nur wenig zur Massenwirkung bei.
Eine genaue Berechnung für diese Teile ist daher bei praktischen Untersuchungen im
allgemeinen kaum nötig, zumal da ein absolut genaues Endergebnis der ganzen Rechnung
doch nicht erwartet werden kann wegen der Unsicherheit der Koeffizienten für die
Reibungs- und Durchflusswiderstände. Um jedoch zahlenmässig den geringen Einfluss
dieser Getriebemassen nachweisen zu können, sei auch hierfür die Rechnung
angedeutet.
b) Bei den Regulierkurbeln und dem Regulierring haben alle in gleichem Abstande von
den Drehachsen dieser Teile liegenden Punkte gleiches, annähernd konstantes
Uebersetzungsverhältnis ψy. Die ψy der
Punkte auf Kreisen von verschiedenen Radien sind proportional den Radien. Ist ψ1 das
Uebersetzungsverhältnis für Punkte auf dem Kreise vom Radius 1 cm, so ist ψy = ry . ψ1, wobei ry der Radius in cm für
den Massenpunkt my ist.
Wir erhalten demnach für diese Getriebeteile:
\begin{array}{rcl}p_{mg}&=&\frac{dv}{dt}\,\cdot\, \frac{\Sigma\,{r_y}^2\,\cdot\,{\phi_1}^2\,\cdot\,m_y}{F}\\ &=& \frac{dv}{dt}\,\frac{{\phi_1}^2}{F}\,\cdot\,\Sigma\,{r_y}^2\,\cdot\,m_y.\end{array}
Das Massenelement my ist
nun gleich
\frac{z_y\,\Delta_{fy}\,\cdot\,\gamma}{g\,\cdot\,1000000},
wenn zy die Ausdehnung des Massenelementes in Richtung parallel zur Drehachse in
cm und Δfy seine
Grundfläche (senkrecht zur Drehachse) in qcm ist. Also
\Sigma\,{r_y}^2\,\cdot\,m_y=\frac{\gamma}{g\,\cdot\,1000000}\,\cdot\,\Sigma\,{r_y}^2\,\cdot\,z_y\,\cdot\,\Delta_{fy}.
Für Teile mit konstantem zy = z (zylindrischer Körper mit parallelen
Endflächen senkrecht zur Drehachse) ist
\Sigma\,{r_y}^2\,\cdot\,m_y\,\frac{\gamma\,\cdot\,z}{g\,\cdot\,1000000}\,\Sigma\,{r_y}^2\,\cdot\,\Delta_{f\,y}=\frac{\gamma\,\cdot\,z\,\cdot\,J_P}{g\,\cdot\,1000000},
wobei Jp das polare Trägheitsmoment der Grundfläche in cm
bezogen auf die Drehachse bedeutet.
So ist für den Regulierring mit Da= 156 cm, Di = 144 cm und einer Stärke z = 3 cm:
J_p=\frac{\pi}{32}\,({D_a}^4-{D_i}^4)=\,\sim\,16400000
\Sigma\,{r_y}^2\,\cdot\,m_y=\frac{7200\,\cdot\,3\,\cdot\,16400000}{9,81\,\cdot\,1000000}=\,\sim\,36200.
Mit
\psi_1=\frac{5}{30\,\left(\frac{150}{2}\right)}=0,00222
erhält man
\begin{array}{rcl}p_{mg}_{\mbox{(Ring)}}&=&\frac{dv}{dt}\,\cdot\,\frac{0,00222^2}{241,4}\,\cdot\,36200\\ &=&\frac{dv}{dt}\,\cdot\,0,000736.
\end{array}
Für die beiden Regulierkurbeln ist auf ähnliche Weise gefunden;
∑ ry2 . my =810.
Also ist mit
\psi_1=\frac{1}{30}
p_{\mbox{mg}\,(Kurbeln)}=\frac{dv}{dt}\,\cdot\,\frac{1}{30^2}\,\cdot\,\frac{810}{241,4}=\frac{dv}{dt}\,\cdot\,0,00372.
Für die Teile b) ist daher
p_{\mbox{mg}\,(b)}=\frac{dv}{dt}\,(0,00372+0,000736)=\frac{dv}{dt}\,\cdot\,0,004456.
Textabbildung Bd. 319, S. 306
Fig. 10.
Für die Teile bis zu den Leitschaufeln ist
\begin{array}{rcl} p_{mg\,(a+b)}&=&\frac{dv}{dt}\,(0,02325+0,004456)\\ &=& \frac{dv}{dt}\,\cdot\,0,027706.\end{array}
c) Bei den Leitschaufeln ist gleichfalls ψy = ψ1
ry zu setzen, jedoch
kann sich hier ψ1 je
nach den Schaufelstellungen bezw. Kolbenstellungen wesentlich ändern, besonders
dann, wenn die Bewegungsübertragung vomRing aus mittels kurzer Lenkstangen
geschieht (z.B. nach System Voith).
Die Abhängigkeit des Uebersetzungsverhältnisses ψ1 der Leitschaufeln von den Kolbenstellungen ist für
den vorliegenden Fall in Fig. 10 oben dargestellt.
Als Abszissen sind die Kolbenwege, als Ordinatendie ψ1 aufgetragen.
Maasstab der Abszissen: 1 cm = 0,1 m Kolbenweg.
Maasstab der Ordinaten: 1 cm = 0,01.
ψ1 ist danach für
„auf“ = 0,045
„zu“ = 0,015.
Es soll hier untersucht werden, inwieweit dieser Veränderlichkeit Rechnung zu tragen
ist. Wir wenden nach Anmerkung S. 261 die Formel an:
p_{\mbox{mg}}=\frac{dv}{dt}\,\frac{\Sigma\,m_y\,\cdot\,{\psi_y}^2}{F}+\frac{v^2}{F}\,\cdot\,\Sigma\,m_y\,\frac{d\,\psi_y}{ds}\,\cdot\,\psi_y.
Mit
\psi_y=\psi_1\,\cdot\,r_y
und
\frac{d\,\psi}{ds}=r_y\,\cdot\,\frac{d\,\psi_1}{ds}
erhält man:
p_{\mbox{mg}}=\frac{p\,v}{dt}\,\cdot\,\frac{{\psi_1}^2}{F}\,\Sigma\,\cdot\,m_y+\frac{v^2}{F}\,\cdot\,\psi_1\,\frac{d\,\psi_1}{ds}\,\Sigma\,{r_y}^2\,\cdot\,m_y
Textabbildung Bd. 319, S. 306
Fig. 11.
Die Leitschaufeln haben eine Grundfläche, wie die Fig.
11 im Maasstab 1 : 5 zeigt. Aus dieser berechnet sich für eine Schaufel
ein polares Trägheitsmoment
Jp =
2240 cm4.
Die Schaufelbreite sei z= 10 cm, es ist daher für 20
Schaufeln:
\Sigma\,{r_y}^2\,\cdot\,m_y=\frac{20\,\cdot\,7200\,\cdot\,10\,\cdot\,2240}{9,81\,\cdot\,1000000}=330.
Das erste Glied für pmg
wird am grössten bei offenen Schaufeln, da dann nach Fig.
10
ψ1 am grössten ist, und
zwar wird es gleich
\frac{dv}{dt}\,\cdot\,\frac{0,045^2}{241,4}\,\cdot\,330=\frac{dv}{dt}\,\cdot\,0,00275;
dagegen wird dieses Glied am kleinsten bei geschlossenen
Schaufeln mit ψ1 =
0,015 und zwar gleich
\frac{dv}{dt}\,\cdot\,0,000308
Es war nun für die Getriebeteile bis zu den Schaufeln:
p_{\mbox{mg (a + b)}}=\frac{dv}{dt}\,\cdot\,0,027706,
für die Flüssigkeit:
\eta_{mf}=\frac{dv}{dt}\,\cdot\,1,085,
also beträgt der Koeffizient von \frac{dv}{dt} im Höchstwert:
0,027706 + 1,085 + 0,00275 = ∾ 1,11546,
im Mindestwert:
0,027706 + 1,085 + 0,000308 = ∾ 1,11301.
Die Aenderung des Koeffizienten von \frac{dv}{dt} beträgt also nur
1,11546 – 1,11301 = 0,00245 d.h. ∾ 0,22 v. H.
Legen wir daher einen mittleren Wert ψ12 der
Leitschaufeln für die Berechnung von pmg zu gründe, so wird der Fehler auf den
Koeffizienten von \frac{dv}{dt} keinen nennenswerten Einfluss haben. Wir setzen daher
für die Leitschaufeln als erstes Glied von pmg:
\sim\,0,0015\,\frac{dv}{dt}.
Zur Beurteilung des zweiten Gliedes von pmg ist noch \frac{d\,\psi_1}{ds} zu ermitteln. Aus der Kurve
für ψ1 als Funktion von
s (Fig. 10 oben)
lässt sich leicht graphisch die Kurve (Fig. 10
unten) für \frac{d\psi_1}{ds} als Funktion von s abeiten.
Maasstab für \frac{d\psi_1}{ds} (Ordinaten): 1 cm = 01.
Man erkennt, dass der absolute Wert von \psi_1\,\frac{d\psi_1}{ds} im vorliegenden Falle am grössten
wird für „auf“, da in dieser Stellung sowohl ψ1 als auch \frac{d\psi_1}{ds} absolut am grössten
ist.
Es ergibt sich hierfür:
\psi\,\cdot\,\frac{d\psi_1}{ds}=0,045\,\cdot\,(-0,217)=-0,00977.
Also wird das zweite Glied von pmg im Höchstwert:
-v^2\,\cdot\,\frac{0,00977\,\cdot\,330}{241,4}=-v^2\,\cdot\,0,01335.
Vergleicht man hiermit die Beträge der Koeffizienten von v2, die sich aus pw (4.) und pp (5) ergeben, nämlich
19,09 – 1,84= 17,25,
so sieht man, dass im vorliegenden Falle und auch bei
Wesentlich grösseren Schaufelmassen das zweite Glied von
pmg
ganz vernachlässigt werden darf.
Wir setzen also:
p_{\mbox{mg}_{(a+b+c)}}=\frac{dv}{dt}\,(0,027706+0,0015)
=\sim\,\frac{dv}{dt}\,\cdot\,0,0292 . . . 7)
Mit den Werten 1) bis 7) lautet nunmehr die Gleichgewichtsbedingung (vergl. S.
261)
\begin{array}{rcl} 1,85+0,15=\left\{\left{{+0,497\mbox{ (Schliessen)}}\atop{-0,124\mbox{ (Oeffnen})}}\right\right\}&+&0,207\\
&+& v^{\frac{3}{2}}\,\cdot\,0,604\\ &+& v^2\,\cdot\,19,09\\ -v^2\,\cdot\,1,84 &-& v^{\frac{3}{2}}\,\cdot\,0,059 \end{array}
+\frac{dv}{dt}\,(1,085+0,0292).
Geordnet:
-\frac{dv}{dt}\,\cdot
1,1142
-v^2\,\cdot
17,25
-v^{\frac{3}{2}}\,\cdot
0,545
\parallel
\parallel
\parallel
\frakfamily{M}
A
B
+\left\{\left{{1,296\mbox{ (Schliessen)}}\atop{1,917\mbox{ (Oeffnen)}}}\right\right\}=0.
\parallel
C_0
Dividiert durch den Koeffizienten \frakfamily{M}=1.1142 von
-\frac{dv}{dt} heisst die Bewegungsgleichung für Schliessen:
-\frac{dv}{dt}-v^2\,\cdot
15,5
-v^{\frac{3}{2}}\,\cdot
0,489
+1,16
=0,
\parallel
\parallel
\parallel
a
b
c_0
für Oeffnen:
-\frac{dv}{dt}-v^2\,\cdot
15,5
-v^{\frac{3}{2}}\,\cdot
0,489
+1,72
=0.
\parallel
\parallel
\parallel
a
b
c_0
Wir betrachten zunächst den Bewegungsvorgang beim Schliessen.
Nach S. 273 zeichnen wir die Kurve der \frac{dv}{dt} als Funktion von v. Die \frac{dv}{dt} folgen aus:
\frac{dv}{dt}=
1,16
-(v^2\,\cdot
15,5
+v^{\frac{3}{2}}\,\cdot
0,489
\parallel
\parallel
\parallel
c_0
a
b
unter Annahme der v. Es ergibt
sich z.B. für
v (in m/sek.)
v^2\,\cdot\,15,5+v^{\frac{3}{2}}\,\cdot\,0,489
\frac{dv}{dt} m/sek.2
0,0
0,000
1,160
0,1
0,155 + 0,015 = 0,170
0,990
0,2
0,620 + 0,044 = 0,664
0,496
0,266
1,095 + 0,067 = 1,161
∾ 0
Graphische Darstellung Fig. 2:
Maasstab für v: 1 cm = 0,05 m/sek.,
Maasstab für \frac{dv}{dt}\,\cdot\,1 cm = 0,5 m/sek.2
Die grösste erreichbare Kolbengeschwindigkeit beim Schliessen ist also
vmax= vi = ∾ 0,266 m/sek
Diese würde bei masselosem Relais sofort eintreten, es wäre daher die ideelle
Schlusszeit bei einem Kolbenhub von 0,30 m:
S_i=\frac{0,3}{0,266}=1,13\mbox{ sek.}
Zur Bestimmung des zeitlichen Verlaufes der tatsächlichen Kolbengeschwindigkeiten
zeichnen wir die Kurve der reziproken Werte von \frac{dv}{dt} als Funktion von s. So sind in Fig. 3
aufgetragen zu den
Abszissen v
die Ordinaten \frac{1}{\left(\frac{dv}{dt}\right)}
0
0,863
0,1
1,012
0,2
2,018
(0,266
∾ ∞)
Maasstab für v:
1 cm = 0,05 m/sek.;
Maasstab für \frac{1}{\left(\frac{dv}{dt}\right)}\,:\,1\mbox{ cm }=1\,:\,\mbox{m/sek.}^2
Die Fläche unter dieser Kurve von der Abszisse v = 0 bis
zur Abszisse v = v stellt
die Zeit t dar bis zur Erreichung der Geschwindigkeit
v. Es ist nach Fig.
3 von v = 0 bis v = 0,1 m/sek. die Fläche ∾ 1,8 qcm.
1 qcm stellt dar;
0,05\mbox{ m/sek.}\,\cdot\,\frac{1}{(\mbox{m/sek.}^2)}=0,05\mbox{ sek.}
Also ist nach 0,05 . 1,8 sek. = 0,09 sek. die Kolbengeschwindigkeit v ∾ 0,1 m/sek.
Die Fig. 4 zeigt die graphische Darstellung der
zusammengehörigen Werte v und t; dabei sind die t als Abszissen, die v als Ordinaten aufgetragen.
Maasstab für t: 1 cm = 0,1 sek.;
Maasstab für v: 1 cm = 0,05 m/sek.
Es ist aus der Figur ersichtlich, dass die Kolbengeschwindigkeiten anfangs sehr rasch
wachsen. (Nach einer halben Sekunde vom Beginn der Bewegung an ist die
Geschwindigkeit bereits ∾ 0,258 m/sek.), um dann allmählich sich der höchsten
Geschwindigkeit vmax = 0,266 m/sek. zu
nähern.
Die Fläche unter der Geschwindigkeitskurve Fig. 4 von
der Abszisse t = 0 bis t =
t stellt den in der Zeit t vom Kolben zurückgelegten Weg 5 dar; und zwar entspricht einer Fläche
von 1 qcm ein Weg von 0,1 sek. × 0,05 m/sek. = 0,005 m. Für die Zeit t = 0,2 sek. vom Bewegungsanfang an ist beispielweise die Fläche unter der
Geschwindigkeitskurve ∾ 4 qcm, also
s = ∾ 4 . 0,005 m = ∾ 0,02 m.
Hätte sich dagegen der Kolben vom Anfang an mit der ideellen Geschwindigkeit vi = 0,266 m/sek. bewegt, so
wäre nach 0,2 sek. der zurückgelegte Weg:
si =
0,2 . 0,266 = 0,0532 m,
d.h. mehr als das Doppelte des tatsächlichen Weges.
Die Fig. 5 veranschaulicht den Zusammenhang zwischen
Zeit und zurückgelegtem Wege. (Kolbenwegdiagramm.) Die Zeiten sind als Abszissen,
die Wege als Ordinaten aufgetragen.
Maasstab für t: 1 cm = 0,1 sek.,
Maasstab für s: 1 cm = 1 cm.
Zum Vergleiche ist in Fig. 6 die ideelle
Kolbenweglinie unter dem Winkel φ mit
\mbox{tang }\,\varphi=\frac{v_i}{0,10}=10\,\cdot\,0,266\mbox{ (m/sek.)}=2,66
durch den Anfangspunkt gelegt. Man sieht, dass die
Kolbenweglinie, mit horizontaler Tangente beginnend, allmählich sich einer Geraden
nähert, die zur ideellen Kolbenweglinie parallel verläuft.
Ueber die Bedeutung des Stückes ts auf der Zeitachse zwischen der ideellen
Kolbenweglinie und der Asymptote siehe S. 274 u. 258. Zur Konstruktion ist die
Kurve
\mbox{cotg }\,\delta=\frac{v_{max}-v}{\left(\frac{dv}{dt}\right)}
zu zeichnen.
Es ergibt sich z.B. für
v =
0
cotg δ =
0,229
0,1
0,1678
0,2
0,1332
0,266
0,1183
Fig. 7 unten enthält als Abszissen die Werte v, als Ordinaten cotg δ.
Maasstab für v: 1 cm = 0,05 m/sek.,
Maasstab cotg δ: 1 cm = 0,1.
Der Mittelwert von cotg δ stellt sich auf 0,159.
Also
ts =
0,159 sek.
Mit ts und \mbox{tang }\,\varphi=\frac{v_i}{0,10} ist die Asymptote des Kolbenwegdiagrammes leicht zu zeichnen. Zur
Beurteilung des Kolbenwegdiagrammes genügt es meist schon, die Lage der Asymptote zu
kennen.
Während die ideelle Schlusszeit 1,113 sek. beträgt, würde der Kolben tatsächlich zum
Zurücklegen seines Hubes in der Schliessrichtung beinahe
Si+ ts = 1,13 + 0,159 =
1,2899 sek.
brauchen. Der wesentliche Unterschied zwischen dem masselos
gedachten Servomotor und dem tatsächlichen liegt jedoch nicht darin, dass die Zeit
für den Hub des letzteren etwas länger ist; vielmehr ist der Umstand von Bedeutung,
dass infolge des Beschleunigungsvorganges die Füllungen zu Anfang der Kolbenbewegung
nur sehr wenig verändert werden, dass also die Umdrehungszahlen zunächst sich fast
wie bei regulatorloser Turbine entwickeln.
Es soll nun noch die gute Uebereinstimmung der angenäherten analytischen Formeln mit
den Ergebnissen der richtigeren, aber umständlichen graphischen Methode gezeigt
werden.
Es war für die Kolbenwege (S. 276):
s=\frac{1}{a'}\,\left(ln\,\frac{e^{2\,\sqrt{a\,e_0}\,\cdot\,t}-1}{2}-t\,\sqrt{a'\,c_0}\right).
Mit
a'=a+\frac{b}{\sqrt{v_{\mbox{max}}}}=15,5+\frac{0,489}{\sqrt{0,266}}=16,45,
(vmax aus Gleichung
{v_{\mbox{max}}}^2\,\cdot
15,5
+{v_{\mbox{max}}}^{\frac{3}{2}}\,\cdot
0,489
=1,16
\parallel
\parallel
\parallel
a
b
c_0
berechnet) erhält man
\begin{array}{rcl}s&=&\frac{1}{16,45}\,\left(\frac{e^{2\,\sqrt{10,45\,\cdot\,1,10}\,\cdot\,t}+1}{2}-t\,\sqrt{16,45\,\cdot\,1,16}\right)\\
&=&0,0608\,\left(ln\,\frac{e^{8,74\,\cdot\,t}+1}{2}-t\,\cdot\,4,37\right). \end{array}
Z.B. für t = 0,2 sek.:
s=0,0608\,\left(ln\,\frac{e^{8,74\,\cdot\,0,2}+1}{2}-0,2\,\cdot\,4,37\right)=0,0209\mbox{ m.}
Auf graphischem Wege war gefunden:
s = 0,02 m.
Für ts war die Formel
entwickelt:
t_s=\frac{0,693145}{c_0}\,\cdot\,v_{\mbox{max}} (S. 276)
Mit vmax = 0,266 und co = 1,16 folgt:
ts =
0,159,
genau wie nach den graphischen Ermittlungen.
Wir wollen diese Formeln nun auch auf die Oeffnungsbewegung des Kolbens anwenden.
Hierfür ist:
a = 15,5
b = 0,489
co =
1,72.
Also:
v_{\mbox{max}}^2\,\cdot\,15,5+v_{\mbox{max}}^{\frac{3}{2}}\,\cdot\,0,489=1,72.
Daraus folgt (am besten durch Probieren zu finden):
vmax =
vi = 0,324 m/sek.;
ferner:
\begin{array}{rcl} a'&=& 15,5+\frac{0,489}{\sqrt{0,324}}=16,36,\\ \mbox{Oeffnungszeit }S_i&=&\frac{0,3}{0,324}=0,926\mbox{
sek.}\\ S&=&\frac{1}{16,36}\,\left(ln\,\frac{e^{10,6\,\cdot\,t}+1}{2}-t\,\cdot\,5,3\right.)\\ \mbox{Z.B. für }t&=& 0,2\mbox{
sek.:}\\ s&=& \frac{1}{16,36}\,\left(ln\,\frac{e^{2,12}+1}{2}-1,06\right)=0,0294\mbox{ m.}\\ \mbox{Ferner ist: }t_s&=&\frac{0,693145\,\cdot\,0,324}{1,72}=0,131.
\end{array}
Zum Vergleiche sind die Kolbenwegdiagramme für die Oeffnungs- und Schlussbewegung in
Fig. 12 zusammengestellt. Die Oeffnungskurve
zeigt einen allgemein steileren Verlauf als die Schlusskurve. Insbesondere sind auch
die Oeffnungswege gleich zu Beginn der Bewegung grösser als die in gleicher Zeit
beim Schliessen zurückgelegten. Der Regulator wird also in der
Oeffnungsperiodeallgemein günstiger arbeiten als in der Schliessperiode und
wird insbesondere seinen Einfluss bei Beginn der Bewegung rascher geltend
machen.
Textabbildung Bd. 319, S. 309
Fig. 12.
(Fortsetzung folgt.)