Titel: | Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle. |
Autor: | Siegm. Edelstein |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 313 |
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Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen
Webstuhle.
Von Prof. Siegm. Edelstein.
(Fortsetzung von S. 301 d. Bd.)
Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle.
β) Die Stahlbandbremse.
Das äussere Kennzeichen dieser Anordnung liegt in der Anwendung eines zumeist mit
Filztuch ausgekleideten Stahlbandes, welches an die Stelle des Bremsseiles tritt und
die Bremsscheibe in etwa einhalb bis zweidrittel des Umfanges umgreift. (Fig. 18 und
19).
Im Prinzipe mit der Anordnung Fig. 15 oder 16 übereinstimmend, zeigt die Bandbremse doch für die
praktische Betätigung eine wesentliche Verschiebung der Eigenschaften, indem hier
die Grösse des umspannten Bogens klein genug ist, um einen merklichen Einfluss dem
Werte
\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}
zu gestatten.
Für einen Mittelwert
α =
0,6 . 2 π
f =
0,33
wird
eaf = 3,47
und
\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}=\frac{2,47}{3,47}=0,71
Um den Einfluss einer Veränderung des Reibungszustandes zu übersehen, lassen wir den
Reibungskoeffizienten wieder um 25 v. H. hinauf oder hinunter ändern, wir erhalten
für
\begin{array}{rcl}f_1&=&0,25\\ \frac{e\,{f_1}^a-1}{e\,{f_1}^a}=0,60\\ f_2&=&0,41\\ \frac{e\,{f_2}^a-1}{e\,{f_2}^a}=0,78 \end{array}
Textabbildung Bd. 319, S. 314
Einer Verringerung des Reibungskoeffizienten um 25 v. H. entspricht daher einer
Verkleinerung des Bremswiderstandes um etwa 15 v. H., eine Steigerung dagegen um den
gleichen Prozentsatz eine Erhöhung der Kettenspannung um etwa 10 v. H.
Wenn also auch diese Schwankungen nicht gerade proportional der Zu- und Abnahme des
Reibungskoeffizienten auftreten, so zeigt sich doch ein derartiger Einfluss des
letztern auf die Kettenspannung, dass von demselben nicht abgesehen werden kann.
Diese Type stellt daher einen ausgeprägten Fall einer kombinierten Bremse dar, deren technologische Eigenschaften durch die
Einwirkung beider Umstände, – Gewichtsbelastung und
Reibungswert, – bestimmt werden. Die erstere begrenzt, wie bei der
Gewichtsbremse, die maximale Kettenspannung, der sich die wirklich auftretende
Spannung je nach Maassgabe der momentanen Reibungsverhältnisse mehr oder weniger
nähert und eben wegen dieses Umstandes, wird eine genaue, zuverlässige Bestimmung
der Betriebsspannung nicht möglich sein.
Behufs Erzielung eines möglichst konstant bleibenden Spannungswertes erscheint es
daher notwendig, auf die Erhaltung eines möglichst gleichen Reibungszustandes
hinzuwirken, und dies geschieht hier am einfachsten durch eine gleichförmige
Schmierung der Bremsfläche mittels Graphit oder Bleiweiss. Andererseits darf aber
nicht übersehen werden, dass gerade diese Bremse den Einflüssen der Umgebung weniger
nachteilig ausgesetzt ist, das Band läuft auf einer glatten gusseisernen
Bremsscheibe und ist gegen die Eindringung von Staub wesentlich geschützter als das
offenliegende Seil der Seilbremse, ebenso wie es die Scheibe durch die dichte Anlage
an der Oberseite auch in dieser Hinsicht günstig abschliesst.
Den wesentlichsten Vorteil dieser Bremse gewährt aber ihre ausserordentliche
Einfachheit und der Ausschluss einer praktisch ins Gewicht fallenden Dehnung des
belasteten Bandes, wodurch der Bremshebel stets seine horizontale Einstellung wahren
kann und einem empfindlichen Uebelstande der einfachen Seilbremse hier vorgebeugt
ist. Das Stahlband gestattet aber auch, kräftige Bremsbelastungen anzuwenden,
während allerdings das Spielvermögen der Bremse aus gleichem Grunde herabgesetzt
wird.
Diese Eigenschaften der Stahlbandbremse erklärenderen vorzügliche Anwendbarkeit
für Buckskinstühle und breite Stühle überhaupt, bei denen ein verhältnismässig
kräftiger Ladenanschlag zur Erreichung enger Schussanlage und grosse
Kettenspannungen infolge hoher Fadeneinstellungen erwünscht sind, während für eine
Nachgiebigkeit der Kette in der Fachbildeperiode durch einen beweglichen Streichbaum
Sorge getragen wird.
Statt des Stahlbandes findet man mitunter eine Reihe paralleler Seile angeordnet,
eine Einrichtung, die, wie sich aus dem Vorstehenden ergibt, mit Rücksicht auf die
leichte Zugänglichkeit der Bremsflächen für Staub weniger empfehlenswert
erscheint.
Es dürfte nicht unangebracht sein, an dieser Stelle eines Umstandes zu gedenken, der
auf die gute Funktionierung dieser Art von Bremsen von nachteiligem Einflüsse werden
kann. Wir haben bis jetzt immer vorausgesetzt, dass die Reibung an den
Kettenbaumzapfen einen kleinen Mehrbetrag der Kettenspannung ergebe, dessen
Veränderlichkeit aber so geringfügig für deren Gesamtwert sei, dass man von ihr für
die technologische Untersuchung füglich absehen könne. Bei den nun hier betrachteten
Stuhlsystemen kommen ziemlich schwere Kettenbäume zur Verwendung und es geschieht
mitunter, dass durch Unachtsamkeit beim Transporte derselben die Zapfen etwas
verbogen oder verstaucht werden.
Sind nun die Lager für die Baumzapfen strenge, so tritt eine sehr beträchtliche und
stark veränderliche Verklemmung daselbst auf, welche es verursacht, dass sich bei
jedesmaligem Umgang des Kettenbaumes in einer oder mehreren Stellungen starke
Variationen der Kettenspannung ergeben, die, wenn man mit kraftschlüssigem
Warenbaumregulator arbeitet, die Ware blendig machen. Man kann diesem Uebelstande
nur durch besondere Achtsamkeit in der Behandlung des Baumes entgegen wirken und
muss selbstverständlich für ein Rundlaufen der verbogenen Zapfen durch Abdrehen oder
Ersetzen der stark lädierten sorgen.
In dieser Hinsicht ist es natürlich am zweckdienlichsten, von der Anwendung von
Baumzapfen ganz abzusehen und die Lagerung des Kettenbaumes nur durch die
Bremsscheiben selbst besorgen zu lassen, wie dies bei der Muldenbremse durchgeführt
ist.
γ) Die
Muldenbremse.
Wie eben erwähnt, ruht bei dieser Bremsvorrichtung der Kettenbaum mit seinen beiden
Bremsscheiben auf entsprechenden Lagerflächen auf, Mulden, während die Baumzapfen
bloss zum Zwecke des bessern Handhabens beim Einlegen und Auslegen des Baumes
dienen.
Textabbildung Bd. 319, S. 314
Fig. 20.
Fig. 20 zeigt die schematische Anordnung dieser
Bremse, M ist die Mulde, welche der Bremsscheibe S zur Lagerung dient und an welcher auch zumeist das
eine Ende des Stahlbandes befestigt wird, während das andere Ende durch Hebelzug
belastet ist. Der Einfachheit wegen sei statt des letzteren ein direktes Gewicht Q vorausgesetzt. Man erkennt leicht, dass durch die
konstruktive Aenderung die Lagerzapfenreibung des Baumes als nicht mehr
unbedeutender, am Umfange der Bremsscheibe direkt auftretender Bremswiderstand
erscheint, der auf die erzielte Kettenspannung mithin von nicht unwesentlichem und
vernachlässigbarem Einflüsse ist.
Wäre φ der Reibungskoeffizient dieser Reibung, G das Eigengewicht des Kettenbaumes und wird zur
Vereinfachung der Rechnung angenommen, das alle Kräfte Q,
q und K parallel zu G wirken, so ist der Auflagerdruck der Bremsscheibe
N = (Q +
q + G – K)
und die am Umfange derselben wirkende Reibung
N φ = (Q
+ q + G – K) φ
Daher rechnet sich die Kettenspannung aus der Bedingungsgleichung
Kd = QD – qD + NφD
Kd = QD – qD + (Q + q + G – K) φD
Kd = (Q –
q) D + (Q + q +
G) φD –- KφD
und daraus
K=(Q-q)\,\frac{D}{d+\varphi\,D}+(Q+q+G)\,\varphi\,\frac{D}{d+\varphi\,D} . . 23)
Aus bereits mehrfach erwähnten Gründen ist im Momente des Gleitens
q=\frac{Q}{e\,f^a}
daher Gleichung 23 in die Form übergeht
K=Q\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\,\frac{D}{d+\varphi\,D}+Q\,\frac{e\,f^a+1}{e\,f^a}\,\varphi\,\frac{D}{d+\varphi\,D}+G\,\varphi\,\frac{D}{d+\varphi\,D} . . 24)
In der Gleichung 24 erscheint der Wert der Kettenspannung wohl rechnerisch
festgelegt, allein die durch die erhaltenen Formelausdrücke dargestellten
Beziehungen der erhaltenen technologisch hervortretenden Grössen, Bandbremsung und
Muldenreibung, sind nicht scharf gesondert und man würde sich einem Trugschlusse
hingeben, wollte man diese mathematische Ausdrucksform als eine den technologischen
Zusammenhang charakterisierende hinstellen wollen und hierauf bauend, aus ihr
Schlüsse ziehen.
So ist sofort zu erkennen, dass der erste Teilwert rechts
Q\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\,\frac{D}{d+\varphi\,D}
analog jenem gebildet ist, den man für die Kettenspannung
erhält, die bei einer einfachen Bandbremse oder Seilbremse erzielt wird, mit der
Abänderung, dass hier der beispielsweise in Gleichung 16 vorkommende
Reduktionsfaktor \frac{D}{d} durch jenen
\frac{D}{d+\varphi\,D}
ersetzt erscheint. Man könnte daher vermuten, dass dieser
Teilwert jenen Anteil der Kettenspannung vorstellt, der durch die Bandbremsung
allein erhalten wird und wäre geneigt anzunehmen, dass – wie die Formel zeigt –
dieser Teilwert in der Art modifiziert sei, dass bei ihm auch der Einfluss des
Muldenreibungskoeffizienten zur Geltung komme. Ein solcher Einfluss ist nun
technisch nicht begründet, nicht einmal erklärlich und es ist nur eine rein
mathematische d.h. formale und denwirklichen Sachverhalt nicht deutlich
zeigende Beziehung, die sich hier äussert – es liegt gar kein Grund vor, weshalb die
Muldenreibung jenen Teil der Kettenspannung beeinflussen sollte, der sich aus der
Spannungsdifferenz Q – q ableitet; tatsächlich
kompensiert sich auch dieser scheinbare Einfluss des Zusatzgliedes φD im Nenner von
\frac{D}{d+\varphi\,D}
durch die weiteren Werte.
Um eine technologische Klarlegung dieser Bremse zu ermöglichen, soll daher die
notwendige Umformung des Ausdruckes für die Kettenspannung in Gleichung 24 nach der
Richtung erfolgen, dass die technischen Beziehungen durch die mathematischen gedeckt
erscheinen.
Gleichung 24 lautet
K=Q\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\,\frac{D}{d+\varphi\,D}+Q\,\frac{e\,f^a+1}{e\,f^a}\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}+G\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}
Wenn wir auf der rechten Seite den Wert
Q\,\frac{(e\,f^a+1)\,D\,\varphi\,D}{e\,f^a\,d\,(d+\varphi\,D)}-Q\,\frac{(e\,f^a-1)\,D\,\varphi\,D}{e\,f^a\,d\,(d+\varphi\,D)}=0
hinzusetzen, so ändert sich natürlich der Wert des
Gleichungsausdruckes nicht, und wir können schreiben
K=Q\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\,\cdot\,\frac{D}{d+\varphi\,D}+Q\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\,\cdot\,\frac{D}{d}
\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}-Q\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}+Q\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\,\cdot\,\frac{D}{d}
Q\,\frac{e\,f^a+1}{e\,f^a}\,\frac{\varphi\,D}{d-\varphi\,D}+G\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}
=Q\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\,\left(\frac{D}{d+\varphi\,D}+\frac{D\,\varphi\,D}{d\,(d+\varphi\,D)}\right)
-Q\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\,\frac{D}{d}\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}
+Q\,\frac{e\,f^a+1}{e\,f^a}\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}+G\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}
=Q\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\,\frac{D\,(d+\varphi\,D)}{d\,(d+\varphi\,D)}
\left(Q\,\frac{e\,f^a+1}{e\,f^a}-Q\,\frac{D}{d}\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}+G\right)\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}
K=Q\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\,\frac{D}{d}
+\left(Q\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}-Q\,\frac{D}{d}\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}+G\right)\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D} . . 25)
In diesem Ausdrucke für die Kettenspannung kommt die natürliche Gruppierung der
beiden Anteile an derselben vollständig, und nicht durch den rechnerischen
Zusammenhang verdeckt, zur Geltung. Man erkennt leicht, dass der erste
Teilausdruck
Q\,\frac{D}{d}\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}
jenen Anteil der Kettenspannung vorstellt, der durch die
Bandbremse allein erhalten wird und dessen Grösse nur durch die Werte Q und efa sowie den wirklichen Reduktionsfaktor
-, dem Uebersetzungsverhältnisse der Radien, bestimmt ist.
Der zweite Teil des Ausdruckes für die Kettenspannung ist die Grösse jenes Anteiles
derselben, die von der Muldenreibung herrührt.
In dem Klammerausdrucke finden wir die algebraische Summe dreier Grössen, von denen
die erste
Q\,\frac{e\,f^a+1}{e\,f^a}
ersichtlicherweise die Summe der beiden Spannungen Q und q vorstellt, die
zweite
Q\,\frac{D}{d}\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}
den Spannungsanteil bildet, der von der Bandbremse herrührt
und die dritte das Eigengewicht des Kettenbaumes repräsentiert. Die durch die
Summierung gebildete resultierende Kraft ist der um den Spannungsanteil der
Muldenreibung vergrösserte Muldenandruck der mit φ
multipliziert die allerdings noch zu restringierende Reibungsgrösse vorstellt, die
am Umfang der Bremsscheibe wirksam ist. Diese Restringierung – die Einbeziehung des
Einflusses der Kettenspannungsgrösse, welche von dieser Reibung herbeigeführt wird,
erfolgt in dem Reduktionsfaktor
\frac{D}{d+\varphi\,D}
indem hier der Kraftarm der Kettenspannung von d auf d + φD erhöht, also
die Kettenspannung erniedrigt und der Wegfall des genannten Spannungsanteiles im
Klammerausdrucke kompensiert erscheint. Man kann übrigens zu dem Ausdrucke in
Gleichung 25 auch auf direktem Wege gelangen, wenn man von vornherein die natürliche
Trennung der Spannungsanteile vornimmt. Bezeichnet man diese beiden
Kettenspannungsanteile mit kb und km so
zwar, dass kb den von
der Bandbremse herrührenden Betrag und km den von der Muldenreibung abgeleiteten vorstellen,
so ist
K = k
h
+ k
m
Es rechnet sich nun kb
mit
k_b=(Q-q)\,\frac{D}{d} und km mit
k_m=(Q+q+G-K)\,\varphi\,\frac{D}{d}
für K den Wert eingesetzt
wird:
km .
d = (Q + q + G – kb
– km) φD
km
(d + φD) = (Q + q + G – kb) φD
\begin{array}{rcl}k_m\,(d+\varphi\,D)&=&\left[Q+q+G-(Q-q)\,\frac{D}{d}\right]\,\varphi\,D\\ &=& \left[\left(Q-Q\,\frac{D}{d}+q+q\,\frac{D}{d}-G\right)\right]\,\varphi\,D\\
&=&\left[Q\,\left(1-\frac{D}{d}\right)+q\,\left(1+\frac{D}{d}\right)+G\right]\,\varphi\,D \end{array}
und
k_m=\left[Q\,\left(1-\frac{D}{d}\right)+q\,\left(1+\frac{D}{d}\right)+G\right]\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}
Wird wieder Q = q efa eingeführt, so ist
k_m=\left[Q\,\left(1-\frac{D}{d}\right)+\frac{Q}{e\,f^a}\,\left(1+\frac{D}{d}\right)+G\right]\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}
k_m=\left[Q\,\left(1-\frac{D}{d}+\frac{1+\frac{D}{d}}{e\,f^a}\right)+G\right]\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}
k_m=\left[Q\,\frac{e\,f^a-\frac{D}{d}\,e\,f^a+1+\frac{D}{d}}{e\,f^a}+G\right]\,\cdot\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}
und daraus
k_m=\left(Q\,\frac{e\,f^a+1}{e\,f^a}-Q\,\frac{D}{d}\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}+G\right)\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}
daher
K = kb + km
\begin{array}{rcl}K&=&Q\,\frac{D}{d}\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\\ &+&\,\left(Q\,\frac{e\,f^a+1}{e\,f^a}-Q\,\frac{D}{d}\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}+G\right)\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}\end{array}
derselbe Ausdruck wie früher in Gleichung 25.
Was nun die aus dieser Gleichung abzuleitenden Eigenschaften der Muldenbremse
anbelangt, so ist zunächst ersichtlich, dass die Kettenspannung als durch die
Einflussnahme beider Widerstände erhaltene Grösse nicht mehr in einfachem
Verhältnisse von dem einzelnen Faktor abhängen kann, und ihre Aenderung daher nur
unter Bedachtnahme auf beide Momente – Muldenreibung und Bandbremsung –
durchzuführen ist. Hier ist vorwiegend die praktisch geübte Art der Veränderung ins
Auge zu fassen, die eine Vergrösserung oder Verringerung der Kettenspannung durch
Veränderung des Belastungszuges Q zu erreichen sucht,
indem entweder das Gewicht Q oder bei Hebelbelastung
mittels Gewichtes P dieses oder der Hebelarm L desselben verändert wird.
Um nun über den Einfluss einer Veränderung von Q ins
klare zu kommen, schreiben wir Gleichung 25 um in die Form
\begin{array}{rcl}K&=&Q\,\frac{D}{d}\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\\ &+&\,Q\,\left(\frac{e\,f^a+1}{e\,f^a}-\frac{D}{d}\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\right)\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}+G\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}\end{array}
\begin{array}{rcl}K&=&Q\,\left[\frac{D}{d}\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\right\\ &+&\left\left(\frac{e\,f^a+1}{e\,f^a}-\frac{D}{d}\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\right)\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}\right]+G\,\frac{\varphi\,D}{d+\varphi\,D}
\end{array} . . 26)
oder
K = aQ +
b . . . . . 27)
wenn für den Klammerausdruck der Wert a und für das zweite Glied der rechten Seite b gesetzt wird.
Textabbildung Bd. 319, S. 317
Fig. 21.
Man ersieht aus dieser Beziehung, dass die Kettenspannung mit dem Auflegegewichte Q nicht in einfachem proportionalen Verhältnisse steht,
wie bei den früher behandelten Bremsen, d.h. das n-fache Gewicht Q ergibt nicht auch die n-fache Kettenspannung, die Abhängigkeit dieser beiden
Grössen erscheint vielmehr durch eine Gerade (Fig.
21) ausgedrückt, die gegen die Abszissenachse unter dem Richtungswinkel
tg α = a geneigt ist und die Ordinatenachse im
Punkte m (v = b)
schneidet.
Wird, um auch diesen Fall gleich hier zu erledigen, die Belastung des Bandes durch
Hebelanordnung erzielt, und ist das Eigengewicht des Hebels g, der Kraftarm seines Schwerpunktes l', das
Auflegegewicht P, so resultiert Q mit
Q=\frac{P\,L+g\,l'}{l}
wenn mit L der Lastarm von P und mit l der Hebelarm
von Q bezeichnet wird.
Gleichung 27 übergeht dann in die Form
K=a\,\frac{P\,L+g\,l'}{l}
K=P\,\frac{a\,L}{l}+g\,a\,\frac{l'}{l}+b
K = a'P + b'
wenn wieder
a'=\frac{a\,L}{l}
b'=g\,a\,\frac{l'}{l}+b
als während eines gleich bleibenden Betriebszustandes konstant
bleibende Grössen gekennzeichnet werden. Esgilt daher auch für diese
Ausführungsform, mit Rücksicht auf die konforme Gestaltung des Ausdruckes wie in
Gleichung 27, das eben Entwickelte.
Wir haben für einen bestimmten Zeitpunkt des Betriebszustandes letzteren als
unveränderlich vorausgesetzt, für seine Dauer trifft natürlich diese Voraussetzung
nicht zu, und es werden insbesondere die Reibungskoeffizienten als vielfachen
äussern Einflüssen unterworfene Grössen gewiss Veränderungen aufweisen, die nicht
unbeachtet bleiben dürfen. Der Einfluss von f ist zwar
weniger intensiv als jener von φ allein die Tatsache an
sich genügt, um zu erkennen, dass die beiden Grössen a
und b bezw. a' und b' je nachden äusseren Umständen variieren.
Wenn wir daher vorläufig von der Veränderung des Kettenbaumdurchmessers absehen, d.h.
wieder annehmen, dass diese anderweitig kompensiert werde, oder die Bremse nur
innerhalb einer so kurzen Spanne Zeit betrachtet werde, dass diese Verringerung
ausser Betracht bleiben könne, so ergibt sich schon aus dem eben Gesagten, dass die
Grösse der Kettenspannung Schwankungen ausgesetzt ist, die eine einfache
rechnerische Verfolgung nicht zulassen und deren Ausmaass durch die Anordnung nicht
begrenzt ist. Durch diesen Umstand und durch die oben entwickelte Feststellung
ergibt sich die Charakteristik dieser Bremse dahin, dass die erzielte Kettenspannung
weder eine mit dem Auflegegewicht proportional zu und abnehmende Grösse ist, noch
überhaupt einen rechnerisch einfach und sicher zu ermittelnden und in seinem
Grenzwerte genau bestimmbaren sowie durch die Anordnung der Bremse als
unübersteiglich eingestellten Wert vorstellt, dass mit einem Worte die ungünstigen
Eigenschaften der einfachen Reibungsbremsen auch bei dieser Anordnung
hervortreten.
Zu einem analogen Resultate gelangt man, wenn man das Spielvermögen der Muldenbremse
untersucht. Es ist einleuchtend, dass das bei der Bandbremse schon an sich
reduzierte Spielvermögen hier noch durch den Umstand wesentlich gemindert wird, dass
die Muldenreibung in jedem Drehungsinne des Kettenbaumes Widerstand leistet, sonach
eine wenn auch geringe Rückwicklung des Kettenbaumes bei Entspannung der Kette erst
nach Ueberwindung der Muldenreibung stattfinden könnte, bezw. gänzlich unterbleibt,
wenn dieser Widerstand grösser als die Spannungsdifferenz ausfällt.
Mit der einfachen Bandbremse teilt diese Anordnung den Vorteil besonderer
Einfachheit; in der leichten Erzielung grosser Kettenspannungen ist sie derselben
noch bedeutend überlegen.
(Fortsetzung folgt.)