Titel: | Kinematisch-statische Untersuchung des eingemauerten flachen Kreisbogen-Gewölbes. |
Autor: | G. Ramisch |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 353 |
Download: | XML |
Kinematisch-statische Untersuchung des
eingemauerten flachen Kreisbogen-Gewölbes.
Von Professor G. Ramisch,
Breslau.
Kinematisch-statische Untersuchung des eingemauerten flachen
Kreisbogen-Gewölbes.
I.
Textabbildung Bd. 319, S. 353
Fig. 1.
In Fig. 1 ist die Verbindungslinie der
Querschnittsschwerpunkte, die sogenannte elastische Linie eines flachen
Kreisbogengewölbes dargestellt, welche A1 zum festen und A2 zum beweglichen Auflager hat. A1 und A2 sind Vorerst die
Mittelpunkte von Auflagergelenken und dieser ist parallel beweglich zur wagerechten
Strecke \overline{u\,v}. P1
und P2 sind zwei
Belastungen des Gewölbes, welche die elastische Linie bezw. in den Punkten D1 und D2 treffen; sie sind
äussere Kräfte und können auch als Mittelkräfte von äusseren Belastungen aufgefasst
werden, welche beziehungsweise zu beiden Seiten des beliebigen Punktes C der elastischen Linie liegen. Alle Belastungen sollen
zueinander parallel und normal zu \overline{u\,v} gerichtet sein. Ausserdem wirkt im
Punkte A2 des Gewölbes
eine Kraft H parallel zu \overline{u\,v}, ferner wirken die
Kräfte U2 und U1. U1 ist an einem Hebel
\overline{A_1\,K_1} wirksam, welcher mit dem Gewölbe im Punkte A1 in fester Verbindung steht und U2 ist es am Hebel
\overline{A_2\,K_2} und steht mit dem Gewölbe im Punkte A2 in fester Verbindung. Beide Hebel sollen als starr angesehen werden, während das Gewölbe sonst in
allen Teilen elastisch und dem Hookeschen Gesetze unterworfen ist. Wir setzen \overline{A_1\,K_1}=u_1 und \overline{A_2\,K_2}=u_2
und die Momente U1 .
u1 und U2 . u2, welche künftig von
Wichtigkeit sein werden, beziehungsweise V1 und V2. Die Spannweite der elastischen Linie \overline{A_1\,A_2}
nennen wir l und f die
Pfeilhöhe \overline{M\,N}; dann ist p1 der Abstand der Kraft P1 von A1 und p2 der Abstand der Kraft P2 von A2. Endlich sind die Abstände des Punktes C vom linken und rechten Auflager bezüglich x1 und x2, und y von \overline{A_1\,A_2}.
Sind nun die Fasern nur in dem Querschnitte des
Schwerpunktes C elastisch, so werden infolge der Kräfte
die beiden Teile von A1
bis C und von C bis A2 sich, wenn auch nur
momentan, drehen müssen. Ersterer dreht sich um A1 und letzterer um den Schnittpunkt B von \overline{A_1\,C} mit dem Lote von A2 auf \overline{u\,v}.
Der Punkt B ist zwar nicht genau, jedoch sehr angenähert
der Drehpunkt des rechten Bogenteiles, wir gelangen daher nicht zu absolut
richtigen, jedoch vollständig genügenden Ergebnissen. Der Fehler, welchen wir machen
werden, besteht darin, dass wir auf die Formänderungen, hervorgebracht von den
Kräften normal zum Querschnitte und im Querschnitte, verzichten und zwar deswegen,
weil sie ausserordentlich gering sind. Wir ziehen also nur die Formänderungen,
welche von Kräftepaaren verursacht werden, in Betracht, und diese dürfen nicht
vernachlässigt werden. Die Vernachlässigung jener Formänderungen ist für derartige
Untersuchungen sehr vorteilhaft; denn andernfalls würden sie sich sehr langwierig
gestalten.
Die Drehwinkel um A1 und
B mögen beziehungsweise dα und dβ sein; sie sind unendlich klein,
müssen aber später als sehr klein aufgefasst werden, was an
der Unzulänglichkeit des Hookeschen Gesetzes liegt. Die beiden Teile des
Bogens drehen sich gleichzeitig mit einem unendlich kleinen Winkel, der dγ heissen soll. Wir haben nun folgende
Beziehungen:
\overline{A_1\,C}\,\cdot\,d\,\gamma=\overline{A_1\,B}\,\cdot\,d\,\beta
und
\overline{C\,B}\,\cdot\,d\,\gamma=\overline{A_1\,B}\,\cdot\,d\,\alpha
welche sich mittels kinematischer Geometrie leicht ableiten
lassen und für unsere Zwecke allein nötig sind.
Weil
\overline{A_1\,C}\,:\,\overline{C\,B}\,:\,\overline{A_1\,B}=x_1\,:\,x_2\,:\,l
ist, so entsteht:
d\,\alpha=\frac{x_2}{c}\,\cdot\,d\,\gamma . . . . 1)
und
d\,\beta=\frac{x_1}{c}\,\cdot\,d\,\gamma . . . . 2)
Von den Kräften P1, P2, U1, U2 und H werden in derselben unendlich kleinen Zeit die
Arbeiten P1 . p1 . d α, P2 . p2. d β, U1
u1 . d a, U2
u2 . d β und H\,\cdot\,\overline{B\,A_2}\,\cdot\,d\,\beta geleistet. Alle Arbeiten erzeugen die Arbeit
des Biegungsmomentes bei C. Nennen wir M0 dieses
Biegungsmoment, so ist die davon in der nämlichen unendlich kleinen Zeit geleistete
Arbeit M0 . d γ. Wir haben jetzt folgende Grundgleichung:
M_0\,\cdot\,d\,\gamma=P_1\,\cdot\,p_1\,\cdot\,d\,\alpha+P_2\,\cdot\,p_2\,\cdot\,d\,\beta-U_1\,\cdot\,u_1\,\cdot\,d\,\alpha-U_2\,\cdot\,u_2\,\cdot\,d\,\beta-H\,\cdot\,\overline{B\,A_2}\,\cdot\,d\,\beta
Hierin ist:
\overline{B\,A_2}\,\cdot\,d\,\beta=\overline{B\,A_2}\,\cdot\,\frac{x_1}{c}\,\cdot\,d\,\gamma
und weil:
\frac{x_1}{y}=\frac{c}{\overline{B\,A_2}}
ist, so entsteht:
\overline{B\,A_2}\,\cdot\,d\,\beta-y\,\cdot\,d\,\gamma.
Mit Rücksicht auf die Gleichungen 1) und 2) erhält man:
M_0=P_1\,\cdot\,p_1\,\frac{x_2}{l}+P_2\,\cdot\,p_2\,\cdot\,\frac{x_1}{l}-\left(U_1\,\cdot\,u_1\,\cdot\,\frac{x_2}{l}+U_2\,\cdot\,u_2\,\cdot\,\frac{x_1}{l}+H\,\cdot\,y\right)
oder auch:
M_0=P_1\,\cdot\,p_1\,\cdot\,\frac{x_2}{l}+P_2\,\cdot\,p_2\,\cdot\,\frac{x_1}{l}-\left(V_1\,\cdot\,\frac{x_2}{l}+V_2\,\cdot\,\frac{x_1}{l}+H\,\cdot\,y\right) . . . 3)
Zu dieser Gleichung würde man auch auf anderem Wege, jedoch mit vorheriger Bestimmung
der Auflagerkräfte gekommen sein.
Die Punkte A2, K1 und K2 bewegen sich
gleichzeitig in derselben unendlich kleinen Zeit und wir nennen beziehungsweise d b0, d b1 und d b2 die unendlich
kleinen Wege. Dieselben ergeben sich:
d\,b_0=\overline{B\,A_1}\,\cdot\,d\,\beta=y\,\cdot\,d\,\gamma
d\,b_1=u_1\,\cdot\,d\,\alpha=u_1\,\cdot\,\frac{x_2}{l}\,\cdot\,d\,\gamma
und
d\,b_2=u_2\,\cdot\,d\,\beta=u_2\,\cdot\,\frac{x_1}{l}\,\cdot\,d\,\gamma
Da ferner:
M_n=E\,\cdot\,J\,\cdot\,\frac{d\,\gamma}{ds} . . . . . . 4)
ist, wenn E der überall konstante
Elastizitätsmodul, J das überall konstante
Trägheitsmoment der Querschnitte des Bogens und ds das
Bogenelement der elastischen Linie bei C ist, so erhält
man, wenn man noch angenähert statt ds die Projektion
dx davon auf \overline{A_1\,A_2} setzt:
d\,\gamma=\frac{M_0\,\cdot\,dx}{E\,\cdot\,J}
und wir haben nunmehr:
E . J . d b0 = y . dx . M0 . . . . 5)
E\,\cdot\,J\,\cdot\,d\,b_1=u_1\,\cdot\,\frac{x_2}{l}\,\cdot\,dx\,\cdot\,M_0 . . 6)
und
E\,\cdot\,J\,\cdot\,d\,b_2=u_2\,\cdot\,\frac{x_1}{l}\,\cdot\,dx\,\cdot\,M_0 . . 7)
wobei für M0 der Wert in Gleichung 3 enthalten ist. Es sind dies die Grundgleichungen, womit wir uns im
folgenden Abschnitt beschäftigen wollen.
II.
Textabbildung Bd. 319, S. 354
Fig. 2.
Das Gewölbe möge ausser mit U1, U2 und H nur mit der äusseren Kraft P belastet sein und
letztere soll in Fig. 2 vom linken und rechten
Auflager die Abstände p1 bezw. p2
haben. C möge links von P
liegen. Man hat dann nach Formel 3:
M_0=P\,\cdot\,p_2\,\cdot\,\frac{x_1}{l}-\left(V_1\,\cdot\,\frac{x_2}{l}+V_2\,\cdot\,\frac{x_1}{l}+H\,\cdot\,y\right)
also entsteht nach den drei letzten Gleichungen des vorigen
Abschnittes:
E\,\cdot\,J\,\cdot\,d\,b_0=\frac{P\,p_2}{l}\,\cdot\,y\,\cdot\,x_1\,\cdot\,dx
-\left(\frac{V_1}{l}\,\cdot\,y\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx+\frac{V_2}{l}\,\cdot\,y\,x_1\,dx_1+H\,\cdot\,y^2\,\cdot\,dx\right)
E\,\cdot\,J\,\cdot\,d\,b_2=u_1\,\left\{\frac{P\,\cdot\,p_2}{l^2}\,\cdot\,x_1\,\cdot\,x_2\,dx-\right
\left\left(\frac{V_1}{l^2}\,\cdot\,{x_2}^2\,dx+\frac{V^2}{l^2}\,\cdot\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx+\frac{H}{l}\,\cdot\,y\,\cdot\,x_2\,dx\right)\right\}
und
E\,\cdot\,J\,\cdot\,d\,b_2=u_2\,\left\{\frac{P\,\cdot\,p_2}{l^2}\,\cdot\,x_1\,\cdot\,x_1\,dx-\right
\left\left(\frac{V_1}{l^2}\,\cdot\,x_1\,\cdot\,x_2\,dx+\frac{V^2}{l^2}\,\cdot\,{x_1}^2\,\cdot\,dx+\frac{H}{l}\,\cdot\,y\,\cdot\,x_1\,dx\right)\right\}
Diese drei Gleichungen bilden wir für alle Punkte der elastischen Linie zwischen A1 und dem
Schnittpunkte D von P mit
derselben in Fig. 2 und addieren sämtliche d b0, d b1 und d b2; nennen wir b0', b1' und b2' die bezüglichen
Summen, so entsteht:
E\,\cdot\,J\,\cdot\,b'_0=\frac{P\,\cdot\,p_2}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,y\,\cdot\,x_1\,\cdot\,dx
-\left\{\frac{V_1}{l}\,\cdot\,}int_{A_1}^D\,y\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx+\frac{V_2}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,y\,\cdot\,x_1\,\cdot\,dx+H\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,y^2\,\cdot\,dx\right\}
E\,\cdot\,J\,\cdot\,b'_1=\frac{u_1}{l}\,\cdot\,\left[\frac{P\,\cdot\,p^2}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx\right
\left-\left\{\frac{V_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,{x_2}^2\,\cdot\,dx+\frac{V_2}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx+H\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,y\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx\right\}\right]
und
E\,\cdot\,J\,\cdot\,b'_2=\frac{u_2}{l}\,\cdot\,\left[\frac{P\,\cdot\,p_2}{l}\,\int_{A_1}^D\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx\right
\left-\left\{\frac{V_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx+\frac{V_2}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,{x_1}^2\,\cdot\,dx+H\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,y\,\cdot\,x_1\,\cdot\,dx\right\}\right]
Dann soll C rechts von P in
Fig. 2 liegen. Nach Formel 3 hat man dann:
M=P\,\cdot\,p_1\,\cdot\,\frac{x_2}{l}-\left(V_1\,\cdot\,\frac{x_2}{l}+V_2\,\cdot\,\frac{x_1}{l}+H\,\cdot\,y\right)
und nach den Gleichungen 5, 6 und 7 erhält man:
E\,\cdot\,J\,\cdot\,d\,b_0=\frac{P\,\cdot\,p^1}{l}\,\cdot\,y\,\cdot\,x_2,\cdot\,dx
-\left(\frac{V_1}{l}\,\cdot\,y\,\cdot\,\,x_2\,\cdot\,dx+\frac{V_2}{l}\,\cdot\,y\,\cdot\,x_1\,\cdot\,dx+H\,\cdot\,y^2\,\cdot\,dx\right)
E\,\cdot\,J\,\cdot\,d\,b_1=u_1\left\{\frac{P\,\cdot\,p_2}{l}\,\cdot\,{x_2}^2\,\cdot\,dx\right
\left-\left(\frac{V_1}{l^2}\,\cdot\,{x_2}^2\,\cdot\,dx+\frac{V_2}{l^2}\,\cdot\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx+\frac{H}{l}\,\cdot\,y\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx\right)\right\}
und
E\,\cdot\,J\,\cdot\,d\,b_2=u_2\left\{\frac{P\,\cdot\,p_1}{l}\,\cdot\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx\right
\left-\left(\frac{V_1}{l^2}\,\cdot\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx+\frac{V_2}{l^2}\,\cdot\,{x_1}^2\,\cdot\,dx+\frac{H}{l}\,\cdot\,y\,x_1\,\cdot\,dx\right)\right\}
Diese drei Gleichungen bilden wir für alle Punkte der elastischen Linie zwischen A2 und D und addieren sämtliche d
b0, d b1 und d b2. Die Summen nennen wir entsprechend b0'', b1'' und b2'' und erhalten:
E\,\cdot\,J\,\cdot\,b''_0=\frac{P\,\cdot\,p_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_2}^D\,y\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx
-\left\{\frac{V_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_2}^D\,y\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx+\frac{V_2}{l}\,\cdot\,\int_{A_2}^D\,y\,\cdot\,x_1\,\cdot\,dx+H\,\cdot\,\int_{A_2}^D\,y^2\,\cdot\,dx\right\}
E\,\cdot\,J\,\cdot\,b''_1=\frac{u_1}{l}\,\cdot\,\left[\frac{P\,\cdot\,p_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_2}^D\,{x_2}^2\,\cdot\,dx\right
\left-\left\{\frac{V_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,{x_2}^2\,\cdot\,dx+\frac{V_2}{l}\,\cdot\,\int_{A_2}^D\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx+H\,\cdot\,\int_{A_2}^D\,y\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx\right\}\right]
und
E\,\cdot\,J\,\cdot\,b''_2=\frac{u_2}{l}\,\cdot\,\left[\frac{P\,\cdot\,p_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_2}^D\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx\right
\left-\left\{\frac{V_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx+\frac{V_2}{l}\,\cdot\,\int_{A_2}^D\,{x_1}^2\,\cdot\,dx+H\,\cdot\,\int_{A_2}^D\,y\,\cdot\,x_1\,\cdot\,dx\right\}\right]
Weiter kann man b0' und b0'', ferner b1' und b1'' und endlich b2 und b2'' zusammenzählen und
wir setzen:
b0' + b0'' = b0
b1' + b1'' = b1
und
b2' + b2'' = b2
wodurch wir erhalten:
E\,\cdot\,J\,\cdot\,b_0=P\,\cdot\,\left\{\frac{p_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_2}^D\,y\,\cdot\,x_2\,dx+\frac{p_2}{l}\right
\left\cdot\,\int_{A_2}^D\,y\,\cdot\,x_1\,\cdot\,dx\right\}+\left[\frac{V_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^{A_2}\,y\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx+\frac{V_2}{l}\right
\left\cdot\,\int_{A_1}^{A_2}\,y\,\cdot\,x_1\,\cdot\,dx+H\,\cdot\,\int_{A_1}^{A_2}\,y^2\,\cdot\,dx\right]
E\,\cdot\,J\,\cdot\,b_1=\frac{u_1}{l}\,\left[P\,\cdot\,\left\{\frac{p_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_2}^D\,{x_2}^2\,dx+\frac{p_2}{l}\right\right
\left\cdot\,\int_{A_1}^D\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx\right\}-\left(\frac{V_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^{A_2}\,{x_2}^2\,\cdot\,dx+\frac{V_2}{l}\right
\left\left\cdot\,\int_{A_1}^D\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx+H\,\cdot\,\int_{A_1}^{A_2}\,y\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx\right)\right]
und
E\,\cdot\,J\,\cdot\,b_2=\frac{u_2}{l}\,\left[P\,\cdot\,\left\{\frac{p_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_2}^D\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx+\frac{p_2}{l}\right\right
\left\cdot\,\int_{A_1}^D\,x_1\,\cdot\,x_1\,\cdot\,dx\right\}-\left(\frac{V_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^{A_2}\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx+\frac{V_2}{l}\right
\left\left\cdot\,\int_{A_1}^{A_2}\,{x_1}^2\,\cdot\,dx+H\,\cdot\,\int_{A_1}^{A_2}\,y\,\cdot\,x_1\,\cdot\,dx\right)\right]
Hierin ist
\int_{A_1}^{A_2}\,y\,\cdot\,dx\,\cdot\,x_2
das staatische Moment der Fläche, welche von der elastischen
Linie und der Geraden \overline{A_1\,A_2} begrenzt ist in bezug auf eine durch A2 gehende und zu
\overline{A_1\,A_2} senkrechten Gerade. Wir nennen F diese
Fläche, so ist:
\int_{A_1}^{A_2}\,y\,\cdot\,dx\,\cdot\,x_2=F\,\cdot\,\frac{l}{2}.
Ebenso ist:
\int_{A_1}^{A_2}\,y\,\cdot\,dx\,\cdot\,x_1=F\,\cdot\,\frac{l}{2}
denn es ist das statische Moment derselben Fläche in bezug auf
eine durch A1 gehende
und auf \overline{A_1\,A_2} senkrecht stehende Achse.
Man kann setzen:
\int_{A_1}^{A_2}\,y^2\,dx=2\,\int_{A_1}^{A_2}\,y\,\cdot\,\frac{y}{2}\,dx
und es ist das Intregal nichts anderes, als das statische
Moment der Fläche in bezug auf die Achse \overline{A_1\,A_2}. Der Schwerpunkt der Fläche hat
von \overline{A_1\,A_2} den Abstand \frac{2}{5}\,f, weil die Fläche als Parabelstück angesehen
werden kann, so dass man hat:
\int_{A_1}^{A_2}\,y^2\,\cdot\,dx=2\,\cdot\,F\,\cdot\,\frac{2}{5}\,f\,\cdot\,=\frac{4}{5}\,\cdot\,F\,\cdot\,f
Weiter betrachte man die Fläche als Belastung eines einfachen
Balkens zwischen A1und A2 und denke zu
dieser Belastungsfläche mit einem beliebigen Polabstande h1 die Momentenfläche gezeichnet. Ist η1 die Ordinate in der
Momentenfläche zu P, d.h. liegt sie auf der Kraftlinie
von P, so ist:
\frac{p_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,y\,\cdot\,x_2\,dx+\frac{p_2}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,y\,\cdot\,d_1\,\cdot\,dx=h_1\,\cdot\,\eta_1
und es ensteht
E\,\cdot\,J\,\cdot\,b_0=P\,\cdot\,h_1\,\cdot\,\eta_1-\left(V_1\,\cdot\,\frac{F}{2}+V_2\,\cdot\,\frac{F}{2}+H\,\cdot\,f\,\cdot\,\frac{4}{5}\,F\right) . . 8)
Weiter haben wir:
\int_{A_1}^{A_2}\,{x_2}^2\,\cdot\,dx=\frac{1}{3}\,\cdot\,l^3 und \int_{A_1}^{A_2}\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx
-\int_{A_1}^{A_2}\,x_2\,(l-x_2)\,dx=l\,\cdot\,\frac{l^2}{2}-\frac{l^3}{3}=\frac{l^3}{6}.
Das Intregal
\int_{A_1}^{A_2}\,y\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx
ist, wie wir bereits erwähnt hatten F\,\cdot\,\frac{1}{2}.
Man erreichte in A1 auf
\overline{A_1\,A_2} die Senkrechte, mache darauf A1G1
= l und verbinde G1 mit A2, so entsteht das Dreieck A1A2G1. Die Dreiecksfläche sehe
man nun als Belastung eines einfachen Balkens zwischen A1
und A2
an und zeichne dazu mit einem beliebigen Polabstande
h2 die
Momentenfläche. In derselben nenne man die Ordinate zu P d.h. die Strecke darin, welche auf der Kraftlinie von P liegt η2, so ist:
\frac{p_1}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^D\,{x_2}^2\,\cdot\,dx+\frac{p_2}{l}\,\cdot\,\int_{A_1}^{A_2}\,x_1\,\cdot\,x_2\,\cdot\,dx=h_2\,\cdot\,\eta_2
so dass wir nunmehr erhalten:
E\,\cdot\,J\,\cdot\,b_1=\frac{u_1}{l}\,\cdot\,\left\{P\,\cdot\,h_2\,\cdot\,\eta\,\left(\frac{V_1}{3}\,\cdot\,l^2+\frac{V_2}{6}\,\cdot\,l^2+H\,\cdot\,F\,\cdot\,\frac{1}{2}\right)\right\} . . . 9)
Ferner zeichne man in A2
auf \overline{A_1\,A_2} das Lot, mache es gleich l, wodurch man
G2 erhält und ziehe
A1G2. Das Dreieck A1A2G2
sehe man ebenfalls als Belastungsfläche eines Balkens
zwischen A1
und A2
an und zeichne dazu mit dem beliebigen Polabstande h3
die Momentenfläche, nenne darin h3 in Ordinate zu P d.h. die Strecke in derselben auf der Kraftlinie von P, so erhält man aus der folgenden Gleichung, ähnlich
wie vorher:
E\,\cdot\,J\,\cdot\,b_2=\left\{\frac{u_2}{l}\,\cdot\,P\,\cdot\,h_3\,\cdot\,\eta_3-\left(\frac{V_1}{6}\,\cdot\,l^2+\frac{V_2}{3}\,\cdot\,l^2+H\,\cdot\,F\,\cdot\,\frac{l}{2}\right)\right\} . . 10)
Damit nun das Gewölbe als eingemauert angesehen werden soll, müssen b0 = 0, b1
= 0 und b2 = 0 sein und wir
erhalten dann aus den Gleichungen 8, 9 und 10 folgende:
V_1\,\cdot\,\frac{F}{2}+V_2\,\cdot\,\frac{F}{2}+H\,\cdot\,f\,\cdot\,\frac{4}{5}\,\cdot\,F=P\,\cdot\,h_1\,\cdot\,\eta_1
V_1\,\cdot\,\frac{l^2}{3}+V_2\,\cdot\,\frac{l^2}{6}+H\,\cdot\,F\,\cdot\,\frac{l}{2}=P\,\cdot\,h_2\,\cdot\,\eta_3
und
V_1\,\cdot\,\frac{l^2}{6}+V_2\,\cdot\,\frac{l^2}{3}+H\,\cdot\,F\,\cdot\,\frac{l}{2}=P\,\cdot\,h_3\,\cdot\,\eta_3.
Hierin sind h1, h2 und h3 als Flächen
aufzufassen, welche vorläufig beliebig gross sind, wir werden erst später ihnen
passende Werte geben.
Diese drei Gleichungen dienen zur Ermittlung von H1, V1 und V2. Hierbei sind V1 und V2 die Biegungsmomente in A1 bezw. A2 und H bewirkt, dass neben dem linken Auflager auch dass rechte Auflager
fest liegt.
Wir setzen nach
F=\frac{2}{3}\,\cdot\,f\,\cdot\,l
weil man den Kreisabschnitt angenähert als Parabelfläche
ansehen darf und erhält:
V_1+V_2+\frac{8}{5}\,Hf=P\,\cdot\,\frac{3\,h_1\,\eta_1}{f\,\cdot\,l}
v_1+\frac{V_2}{2}+Hf=P\,\cdot\,\frac{3\,\cdot\,k_1\,\eta_2}{l^2}
und
\frac{V_1}{2}+V_2+Hf=P\,\cdot\,\frac{3\,h_3\,\cdot\,\eta_0}{l^2}
zur Bestimmung von V1, V2 und H.
Es ergibt sich:
Hf=\frac{15}{4}\,\cdot\,\frac{P}{l}\,\cdot\,\left(3\,\cdot\,\frac{h_1\,\cdot\,\eta_1}{f}-2\,\cdot\,\frac{h_2\,\cdot\,\eta_2+h_3\,\cdot\,\eta_3}{l}\right)
V_1=\frac{3\,P}{l}\,\cdot\,\left(-\frac{5}{2}\,\cdot\,\frac{h_1\,\cdot\,\eta_1}{f}+\frac{3\,h_2\,\cdot\,\eta_2}{l}+\frac{h_3\,\cdot\,\eta_3}{l}\right)
und
V_2=\frac{3\,P}{l}\,\cdot\,\left(-\frac{5}{2}\,\cdot\,\frac{h_1\,\cdot\,\eta_1}{f}+\frac{h_2\,\cdot\,\eta_2}{l}+\frac{3\,h_3\,\cdot\,\eta^2}{l}\right)
Wir gehen jetzt zur passenden Wahl von h1, h2 und h3 über, Zur Berechnung von Hf nehme man;
h_1=\frac{4}{3}\,\cdot\,f\,\cdot\,l . . . . 11.)
und
h_2=h_3=2l^2 . . . . 12.)
so entsteht:
H\,\cdot\,f=\frac{15}{4}\,\cdot\,\frac{P}{l}\,\cdot\,\left(3\,\cdot\,\frac{4}{3}\,\cdot\,l\,\cdot\,\eta_1-\frac{2}{2}\,\cdot\,2\,\cdot\,l^2\,\cdot\,(\eta_1+\eta_3)\right)
d.h.
H\,\cdot\,f=15\,\cdot\,P\,\cdot\,(\eta_1-(\eta_2+\eta_3)). . 13.)
Zur Berechnung von V1
nehme man:
h_1=\frac{2}{15}\,\cdot\,lf . . . . 14.)
h_2=\frac{l^2}{9} . . . . 15.)
und
h_3=\frac{l^2}{3} . . . . 16.)
wodurch entsteht:
V_1=\frac{3\,P}{l}
\cdot\,\left(-\frac{5}{2}\,\cdot\,\frac{2}{15}\,\cdot\,l\,\cdot\,\eta_1+\frac{3}{l}\,\cdot\,\frac{l^2}{9\,\cdot\,\eta_1+\frac{l}{3}\,\cdot\,\eta_3}\right)
oder auch:
V1 =
P . ( –η1 + η2 + η3) . . 17.)
Zur Bestimmung von V2
nehme man endlich:
h_1=\frac{2}{15}\,\cdot\,lf . . . . . 18.)
h_1=\frac{l^2}{3} . . . . . 19.)
und
h_3=\frac{l^2}{9} . . . . . 20.)
und es ergibt sich:
V_2=\frac{3\,P}{l}\,\cdot\,\left(=\frac{5}{2}\,\cdot\,\frac{2}{15}\,l\,\cdot\,\eta_1+\frac{1}{l}\,\cdot\,\frac{l^2}{3}+\frac{3}{l}\,\cdot\,\frac{l^2}{9}\,\cdot\,\eta_3\right)
oder auch:
V2 =
P . (– η1 + η2 + η3) . . 21.)
Zeichnet man mit den angegebenen Werten für h1, h2 und h3 die betreffenden Momentflächen, so findet man
mittels der Gleichungen 13, 17 und 21 die Einflussflächen der drei Kräftepaare H . f, V1 und V2.
Man setze in Gleichung 13.)
η1 –
(η2 + η3) = z1 . . . . . 22.)
so wird
H . f =
15 P . z1
Die Z1 – Linie ist dann Einflusslinie zur Ermittlung von H . f mit
dem Divisor
\frac{1}{15}.
Ferner setze man in Gleichung 17.)
– η1 +
η2 + η3 = z1 . . . . . 23.)
Es ist dann die z
2
– Linie die Einflusslinie zur Bestimmung von V
1
mit dem Multiplikator 1.
Schliesslich setze man in Gleichung 21.)
– η1 +
η2 + η3 = z3 . . . . . 24.)
und erhält in der z3
– Linie die Einflusslinie zur Berechnung von V2
mit dem Multiplikator 1.
So geschieht die Darstellung der Einflusslinien auf graphostatischen Wege.
Im nächsten Abschnitte wollen wir sie jedoch auf rein mechanischem Wege ermitteln und
zwar deswegen, weil die Bestimmung von H, V1 und V2 infolge einer gleichmässig verteilten Belastung
des Gewölbebogens von grosser Wichtigkeit ist.
(Fortsetzung folgt.)