Titel: | Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle. |
Autor: | Siegm. Edelstein |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 404 |
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Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen
Webstuhle.
Von Prof. Siegm. Edelstein.
(Fortsetzung von S. 365 d. Bd.)
Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle.
b) Die aktiven
Kettenablassvorrichtungen oder Kettenbaumregulatoren.
Wird die Kette dadurch zur Abwickelung gebracht, dass der Kettenbaum selbst oder ein
eigener Hilfsbaum, über den sie geleitet wird, durch den Mechanismus des Webstuhles in Bewegung gesetzt werden, so bezeichnet man
die hiezu vorgesehene Einrichtung als Kettenbaumregulator.
Technologisch genommen, sind es zwei Aufgaben, die durch dieses Getriebe erfüllt
werden müssen; die eine besteht darin, den Kettenbaum in jenen Momenten, in welchen
die Abgabe von Kette nicht stattzufinden hat, festzuhalten und es solcherart zu
ermöglichen, dass die Kette in einem gewissen Spannungszustande verharre, während
die andere Aufgabe in der Notwendigkeit begründet ist, dem Kettenbaume eine dem
Webeprozesse entsprechende Abwickelbewegung zu erteilen.
Nun ist wohl richtig, dass, streng genommen, jedes Getriebe, das von irgend einem
rotierenden oder schwingenden Bestandteil des Webstuhles den empfangenen Impuls auf
den Kettenbaum überträgt, den beiden genannten Ansprüchen im allgemeinen
gleichzeitig Rechnung tragen kann, allein die besonderen Eigentümlichkeiten, welche
der Verlauf des Webeprozesses aufweist, sowie die dem Kettenbaume durch die
Kettenspannung innewohnende Tendenz, sich in der Abwickelrichtung zu drehen, lassen
nicht jede Anordnung gleichwertig erscheinen; sie bedingen einen speziell gewählten
Aufbau und prägen dadurch dem Regulatortriebwerke einen gewissen prinzipiellen
Karakter auf.
Zunächst muss berücksichtigt werden, dass der Webevorgang kein kontinuierlicher,
einheitlicher Arbeitsprozess ist, sondern sich in periodisch wiederkehrenden
Einzeltätigkeiten abspielt, daher es eine ganz natürliche Folgerung dieses
Verhaltens ist, wenn man auch dem Kettenbaume nicht eine gleichmässig
fortschreitende, sondern eine ruckweise Vorwärtsdrehung erteilt; man ist in diesem
Falle in der Lage, die Freigabe des entsprechenden Kettenteiles für jenen Augenblick
vorzubehalten, in welchem sie mit Rücksicht auf die chronologische Folge der
Einzeltätigkeiten wünschenswert erscheint.
Das Ausmaass dieses freizugebenden Kettenbetrages ist ersichtlicherweise auf die
Beschaffenheit des herzustellenden Gewebes von wesentlichem Einflüsse und es ist
wieder nur eine Forderung des praktischen Bedürfnisses, zu verlangen, dass dieser
Betrag einerseits während des Arbeitsverlaufes in dem eingestellten Ausmaasse
konstant bleibe, andererseits aber seine Einstellung bei Vorrichtung des Stuhles in
möglichst weiten Grenzen und möglichst kleinen Abstufungen einfach zu erzielen
sei.
Diese beiden Forderungen weisen auf die Heranziehung von Klinkenschaltwerken hin, als denjenigen Mechanismen, die am einfachsten
der gestellten Aufgabe entsprechen werden, doch setzt ihre Anwendung voraus, dass
die Aufgabe der Festhaltung des Kettenbaumes einem speziellen Getriebe überantwortet werde, da sie selbst hierzu nicht
geeignet erscheinen. Diese Tatsache entspringt dem Umstände, dass der Kettenbaum
nicht die Tendenz des Stehenbleibens oder Rücklaufens hat, sondern infolge der
vorhandenen Kettenspannung eine solche im Sinne der Schaltrichtung, das Schaltwerk
also nicht nur keinen Widerstand im Sinne der von ihm zu erteilenden Bewegung zu
überwinden hätte, sondern ihm in seiner Absicht, den Kettenbaum zu drehen, noch der
nicht unbedeutende Zug der Kettenspannung zu Hilfe käme, ein etwa als
Regulatorantriebsrad angewendetes Schaltrad würde infolgedessen der Schaltklinke
einfach solange voreilen und abrollen, bis die Kette schlaff läge.
Wenn es nun auch andererseits allerdings möglich ist, durch Anwendung eines
entsprechenden Stirnradgetriebes den Kettenbaum derart mit irgend einem rotierenden
Teile des Webstuhles zu verbinden, dass der erstere eine entsprechende gleichförmige
Abwickelbewegung erlangt bezw. diese Bewegung durch Einbeziehung eines
Greifer-Sternradtriebwerkes in eine ruckweise zu verwandeln, so fehlt wieder dieser,
wohl der Bedingung der Festhaltung des Kettenbaumes entsprechenden Anordnung, die
dem Klinkenschaltgetriebe eigentümliche leichte Stellfähigkeit; die Umänderung des
Triebwerkes für eine andere Kettenlieferung ist in diesem Falle nur durch den Einbau
besonderer Wechselräder zu erreichen und eine allenfalls gewünschte Einflussnahme
der Kettenspannung bezw. des Ausmaasses der freiliegenden Kettenlänge oder des
Kettenbaumdurchmessers auf die Grösse der Kettenlieferung nicht oder nur schwierig
zu erreichen. Das ganze Triebwerk steht unter dem Einflüsse der Kettenspannung, aus
welchem Grunde die im Betriebe vorkommenden Veränderungen und Verstellungen
desselben schwieriger durchzuführen sind, als wenn das Getriebe entlastet wäre. Für
Regulatorgetriebe, die eine ganz eingeschränkte besondere Verwendung für spezielle
Fälle erhalten, sind allerdings diese Umstände nicht von Belang, da die Schaltung
ungeändert bleiben kann; für den allgemeinen Fall dagegen sind sie von
schwerwiegender Bedeutung. Wenn man daher auch in besonderen und bestimmten Fällen
zu Anordnungen der eben gekennzeichneten Art greifen kann, so erscheinen für die
allgemeine Anwendung die Klinkenschaltwerke wesentlich vorteilhafter und man muss,
um deren Anwendbarkeit zu sichern, zu dem oben angeführten Hilfsmittel greifen und
die Aufgabe des Festhaltens des Kettenbaumes in besonderer Art zur Lösung
bringen.
Naheliegend wird das einfachste Mittel darin begehen, dass man in das Getriebe
des Regulators ein selbsthemmendes Schneckenradgetriebe einschaltet und dasselbe aus
praktischen Gründen möglichst nahe der Angriffswelle der Kettenspannung verlegt.
Dieser Gedankengang ist es, der zu der allgemein üblichen Anwendung eines auf dem
Kettenbaume bezw. Hilfsbaume aufgesetzten Schneckenrades führt, dessen zugehörige
ein- oder zweigängige Schnecke die Festhaltung des Kettenbaumes im Ruhezustande des
Getriebes sichert, und welche in gleicher Folge von dem Schaltwerke den Impuls
bekommen muss, wenn der Kettenbaum vor- order rückwärts gedreht werden soll. Durch
diese Anordnung erscheint auch das Regulatorgetriebe von der Kettenspannung
entlastet und die Anwendung des Klinkenschaltwerkes ermöglicht.
Textabbildung Bd. 319, S. 405
Fig. 37.
Aus dem Gesagten ergibt sich der oben erwähnte Prinzipielle Karakter des Triebwerkes
dieser Kettenablassvorrichtungen und die beistehende Fig.
37 möge eine derartige Anordnung schematisch zur Anschauung bringen.
Auf der Achse des Kettenbaumes Kb ist ein Schneckenrad S aufgesetzt, in welches die Schnecke s
eingreift, letztere wird durch eine Welle w gehalten
und angetrieben, indem auf dieser ein Paar Kegelräder Ko und Ku verschiebbar aufsitzen, von denen eines oder das
andere mit dem Kegelrade Km im Eingriffe steht. Dieses
letztere ist auf derselben Achse aufgekeilt, wie das Schaltrad T, welches durch die Klinke p bei der Hin- und Herschwingung der Schaltscheibe M in ruckweise Vorwärtsbewegung gesetzt wird. Der Antrieb auf die
Schaltscheibe erfolgt durch die Stange g, die ihre Hin-
und Herbewegung durch Vermittlung geeigneter Zwischenhebel, etwa von der Ladenstelze
aus, empfängt. Die Kette ist auf dem Baum Kb gewickelt und wird in dem Maasse abgelassen, in
welchen der jeweilige Kettenbaumdurchmesser, verbunden mit der Grösse des dem
Schneckenrade S erteilten Schaltwinkels, dies
bestimmen.
1. Die Einzelgetriebe des
Kettenbaumregulators.
Im Sinne des Voranstehenden lassen sich demnach, den beiden Teilaufgaben des
Regulators entsprechend, zwei besondere Teilgetriebe desselben unterscheiden und
zwar:
α) das Sperrgetriebe;
β) das Schaltgetriebe.
α) das Sperrgetriebe.
Es besteht, wie oben ausgeführt, aus dem auf dem Kettenbaume oder auf dem zu
schaltenden Hilfsbaume aufgesetzten Schneckenrade S
(Fig. 37), in welches die ein- oder
zweigängige Schnecke s eingreift. Die letztere ist
gegen eine achsiale Verschiebung durch ihre Aufkeilung auf der Welle w oder durch eine entsprechende Einbettung oder
Auflage gesichert. Es geht daraus hervor, dass die Festhaltung des Kettenbaumes
eine starre, unnachgiebige ist, wodurch im Momente des Ladenanschlages oder bei
der Facheröffnung momentane Kettenanspannungen eintreten, während bei
Fachschluss wieder eine Entspannung der Kette hervorgerufen wird.
Wohl wird in den meisten Fällen bei Anwendung von Kettenbaumregulatoren der
Webstuhl mit einem beweglichenStreichbaume ausgestattet, allein wenn dieser
auch das Spielen des Kettenbaumes während der
Fachbildung entbehrlich macht, so vermag er doch nicht den harten Ladenanschlag
zu hindern, da gerade beim Ladenanschlag der Streichbaum die Kette anspannt. Für
Gewebe, bei denen eine genügend feste Kette vorhanden ist und eine sehr hohe
Schussdichte notwendig wird, ist ein derart harter Ladenanschlag gewiss ein
Vorteil, dagegen leiden schwächere Ketten leicht unter der Stosswirkung der
Lade.
Textabbildung Bd. 319, S. 405
Fig. 38.
Behufs Herabminderung dieser letzteren kann man verschiedene Hilfsmittel
anwenden. Eine diesbezügliche Einrichtung ist in der beistehenden Fig. 38 veranschaulicht. Unterhalb der Schnecke
s ist eine genügend starke Schraubenfeder f, eventuell Evolutfeder, angeordnet, gegen welche
sich die nur mit Feder und Nut, also mit einem Keil ohne Anzug auf ihrer Welle
aufgesetzte Schnecke stützt, so dass diese Feder den durch die Kettenspannung
K hervorgerufenen Zahndruck Z aufnimmt. Man erkennt leicht, dass die
Nachgiebigkeit der Feder f bei plötzlichem
Mehrbedarf der Kette eine Verschiebung der Schnecke nach abwärts zulässt, durch
welche das Schneckenrad und dadurch auch der Kettenbaum eine entsprechende
Abwickelbewegung vornehmen, ohne dass das Schaltgetriebe diesen Impuls zu
erteilen hätte und ebenso wird ein geringes Nachlassen der Kette zu einer
geringen Aufwickelbewegung des Kettenbaumes Anlass geben, indem die Feder f den Zug der reduzierten Kettenspannung überwindet
und die Schnecke nach aufwärts verschiebt. Schnecke und Schneckenrad betätigen
sich für diese Bewegung wie Zahnstange und Zahnrad, während die normale
Transmission der Schaltbewegung nicht unterbrochen wird. Natürlicherweise
erfüllt auch ein durch Feder- oder Gewichtsbelastung nach aussen gedrängter
Streichbaum den gleichen Zweck, der Kette eine gewisse Nachgiebigkeit zu
erteilen.
β) das Schaltgetriebe.
Zur Betätigung des Kettenbaumes erhält die Schnecke einen Antrieb, der, wie oben
ausgeführt, vorteilhaft ein periodischer, ein ruckweiser ist.
Neben dieser prinzipiellen Aufgabe ergeben sich noch aus praktischen Bedürfnissen
gewisse Anforderungen, die an das Schaltwerk gestellt werden müssen. Es sind
dies einerseits Ansprüche, die als natürliches Ergebnis des von dem Webstuhl
verlangten Arbeitsvorganges hervorgehen, andererseits durch die Notwendigkeit
gegeben sind, das Getriebe für verschiedenartige Gewebe anzupassen.
Zunächst muss verlangt werden, dass die Kettenabwicklung stets gleichmässig
stattfinde, d.h. für jede Schusseintragung dieselbe Kettenlänge geliefert werde,
ein Umstand, der deshalb besonders hervorhebenswert erscheint, weil durch die
stete Verminderung des Kettenbaumdurchmessers beim Abweben der Kette ein Moment
hereingebracht wird, welches direkt eine Störung dieser Gleichmässigkeit
hervorruft.
Es muss weiter verlangt werden, dass die Grösse dieser Kettenlieferung von
vornherein leicht und in kleinen Abstufungen einstellbar sei, da
selbstverständlich die Beschaffenheit des herzustellenden Gewebes von dem
Betrage derselben wesentlich beeinflusst wird.
Endlich muss das Schaltwerk derart eingerichtet sein, dass es ohne viel
Schwierigkeiten möglich sei, den Kettenbaum in verkehrtem Sinne zu drehen, um
etwa beim Schussuchen, Trennen usw. verfügbar werdende Kette wieder zurücknehmen
zu können.
Diese Anforderungen lassen sich in nachstehende Punkte zusammenfassen:
1. Die Schaltgrösse muss in möglichst kleinen Abstufungen
veränderbar sein;
2. Die einmal eingestellte Grösse der Kettenlieferung
muss konstant bleiben;
3. Das Schaltgetriebe muss es ermöglichen, den Kettenbaum
auch im verkehrten Sinne bewegen zu können.
Zur Erfüllung dieser Aufgaben erhält das Regulatorschaltgetriebe gewisse
Einzelanordnungen, die nachstehend behandelt werden sollen:
a) Das eigentliche Schaltgetriebe.
Von irgend einem hin- und hergehenden Teile des Webstuhles, gewöhnlich der
Ladenstelze aus, empfängt die Klinke p (Fig. 37) ihre Hin- und Herbewegung, direkt oder
unter Vermittelung geeigneter Zwischenstücke, und drängt bei ihrem Vorwärtsgange
das Schaltrad T vor sich her, während beim
Rückgange der Schaltscheibe M bezw. der Klinke p, diese um eine entsprechende Anzahl von Zähnen
weiter zurückgreift.
Es ist ohne weiteres einleuchtend, dass man die Grösse des Schalthubes, der der
Schaltscheibe M bezw. der von ihr getragenen und
bewegten Klinke p erteilt wird, in einfachster
Weise dadurch abstufen kann, dass man zwischen Ladenstelze und Schaltscheibe
eine Hebelübertragung einlegt, deren Uebersetzungsverhältnis beliebig geändert
werden kann. Wird etwa ein Arm dieses Uebertragungshebels konstruktiv so
ausgebaut, dass er einen Schraubenbolzen bildet, und dass die auf diesem
aufgesetzte, durch Drehen des Bolzens verschiebbare Mutter jenen Punkt trägt,
von dem die Schwingbewegung weitergeleitet wird, so erkennt man sofort, dass
durch diese Einrichtung jede beliebige Abstufung der Hublänge innerhalb der beiden äussersten Lagen der Mutter ermöglicht
wird.
Wenn es nun auch durch diese oder eine ähnliche Einrichtung ohne weiteres
gelingt, den Schalthub der Klinke beliebig gross und veränderlich zu machen, so
ist doch noch eine Schwierigkeit zu überwinden, die in der Uebertragung des
Klinkenhubes auf das Schaltrad begründet ist.
Textabbildung Bd. 319, S. 406
Fig. 39.
Um bezüglich dieses Punktes Klarheit zu schaffen, sei in Fig. 39 eine Schaltstange M dargestellt, deren Zähne z1
z2
z3
z4 in der
Entfernung (Teilung) t voneinander angeordnet
wären.
Die Zahnstange sei nur in der Pfeilrichtung verschiebbar, nach der anderen
Richtung dagegen durch irgend eine Vorrichtung an der Bewegung gehindert. Der
Stangenvorschub erfolge durch die Klinke k, indem
diese parallel zur Zahnstange hin- und herbewegt werde. Seien nun A und B die beiden
momentanen Grenzlagen der Klinke und betrage die Strecke A B den Wert h, so erkennt man sofort,
dass nicht dieser ganze Klinkenhub h auf die
Zahnstange übertragen wird, indem die Klinke bei ihrer Bewegung von B nach links erst längst des Zahnrückens mp wandern muss, bevor sie an den Zahn z3 gelangt und
diesen vor sich herdrängen kann. Die Klinkenstange bezw. der Punkt B muss hierbei den Weg BB1 zurücklegen und dieser tote Gang ist es, der auf die Schaltstange nicht übertragen wird.
Der tatsächlich erteilte Schalthub B1A erscheint daher
als Differenz des Klinkenhubes und des toten Ganges
B
1
A = h – BB
1
Der Betrag B1A ist, wie
ersichtlich, das ein- oder mehrfache der Teilung, bezw. Null, wenn der Klinke
beim Zurückschreiten nicht mindestens ein solcher Hub gegeben wird, dass sie in
den nächsten Zahn einfallen kann, im allgemeinen daher
B
1
A = it
wenn die Klinke um i Zähne
zurückgreift.
Es geht dies einfach daraus hervor, dass die Klinke beim Vorwärtsgange die
Schaltstange so weit vor sich herdrängt, als sie selbst nach vorwärts gelangt,
wobei ihre Nase an dem Zahnfusse f anliegt, und bei
ihrem Zurückwandern und neuerlichen Vorwärtsgehen die Schaltstange erst dann
wieder mitnimmt, wenn sie wieder an einen Zahnfuss p gestossen ist. Bei unverändertem Schalthube gelangt sonach p an die Stelle von f
und die Strecke pf ist ein Mehrfaches von f oder Null.
Aus dem Gesagten erkennt man, dass die Abstufung in der wirklich erzielten
Schaltung nur um ganze Teilungen erfolgen kann und
daher Veränderungen in der Hubgrösse der Klinkenstange insolange ohne Einfluss
auf die Schaltgrösse selbst bleiben und nur als Aenderung in dem Ausmaasse des
toten Ganges auftreten, insolange dieser nicht einen bestimmten Höchstwert
erreicht hat.
Um nun diesen zu bestimmen, sei angenommen, dass die Klinke bei ihrem Vorschübe
nach links etwa nur nach A'f' geführt werde und
sich jetzt wieder zu rückwende; es ist dann zu ermitteln, welchen Betrag der
Verschub der Klinke erreichen müsse, um ein Einfallen in den nächsten Zahn zu
erreichen. Wie man aus der Figur erkennt, tritt dieser Moment ein, wenn die
Klinke nach B2
o gelangt, in diesem Augenblicke kippt sie nach B2
o' um, und der Verschub beträgt sonach die Grösse
A' B2. Aus der
Figur ist ersichtlich, dass
A' B
2
= A' B
1
+
B
1
B
2
Nun ist
B
1
B
2
= pq
und
B
1
p = B
2
q = k
daher auch
B
1
B
2
= pq = pr + rq
somit
A'B
2
=t + pr + rq
da
A'B
1
= t
gesetzt werden kann.
Da man nun ∡ B2
o q angenähert als einen rechten Winkel gelten
lassen kann, so ist
∡ B2o m = ∡ α = ∾ ∡ roq
und
\overline{r\,q}=\overline{o\,r}\,tg\,\alpha
ferner ist
\overline{p\,r}=\overline{o\,r} cotg ∡ o p r
=\overline{o\,r} cotg β
daher
A'\,B_2t+\overline{o\,r}\,(tg\,\alpha+\mbox{cotg}\,\beta) . 34)
In dieser Gleichung bedeutet \overline{o\,r} die radial gemessene Zahnlänge, α den knapp vor dem Einfallen auf den nächsten
Zahnrücken auftretenden Neigungswinkel Klinke und β
jenen der Zahnflanke beide gemessen gegen die Verschubrichtung; man sieht daher, dass der
Höchstwert des toten Ganges der Schaltklinke desto grösser ausfällt, je länger
der Schaltzahn (or), je grösser die Zahnteilung
(t), je kleiner der Neigungswinkel der
Zahnflanke an der Angriffsseite (β) sind und je
steiler die Klinke gegen die Zahnstange gelegen (α)
ist. Er sinkt auf den Wert t herab, wenn der
Klammerausdruck Null wird, d.h. wenn
tg α = – cotg β
mithin
β = 90° + α
gemacht wird.
Wird die Ermittlung des toten Ganges graphisch vorgenommen, so ergibt sich ohne
weiteres die Form der Zähne für \overline{p\,q}= Null. Die den Klinkenandruck
aufnehmende Zahnflanke oq ist nach einem Kreisbogen
gekrümmt, der mit der Klinkenlänge als Radius (Fig.
40) aus beschrieben wird. Geht die Klinke um die Strecke t nach rechts weiter, so schnappt sie bei m sogleich in die Angriffslage ab, und der Leergang
wird höchstens gleich der Zahnteilung t.
Textabbildung Bd. 319, S. 407
Fig. 40.
Wenn solcherart der durch die Form des Zahnes verursachte Teilbetrag B1
B2 (Fig. 39) des toten Ganges eliminiert erscheint,
so bleibt für die Uebertragung des Klinkenhubes auf die Schaltstange doch die
Eigenschaft der Anordnung bestehen, dass der Klinkenhub einen bis zum Betrage
t reichenden Zuwachs über die Grösse der voll
zurückgelegten Teilungen wohl durch den Schwingern erfahren, denselben aber an
die Schaltstange nicht Leiter leiten kann, und damit ist die Grösse der
erzielten Abstufung in der Schaltung an den Wert t
gebunden, den sie bei dieser Ausführung nicht unterschreiten kann; eine etwaige
Regulierung der jeweiligen Klinkenhubausschläge ist effektiv nur bis zur
Abstufung t von Wert, da jede Differenzierung unter
diesen Wert nur in der Veränderung des toten Hubes hervortritt.
Dieses Ausmaass des Grenzwertes bleibt aber auch dann bestehen, wenn die Zähne
der Schaltstange die allgemeineForm der Fig.
39 erhalten und sonach dem Klinkenhube noch ein über t reichender Betrag B1
B2 als Leergang
erteilt werden muss, es leuchtet ein, dass dieser Betrag B1
B2 nur einmal, für
die Ueberschreitung der ersten zurückgelegten Teilung, hinzukommt, indem für
eine noch weiter reichende Verschiebung der Schaltklinke nach dem erstmaligen
Einfallen auf den nächsten Zahnrücken nur noch die einfache oder mehrfache
Teilung t zurückzulegen ist, um ein neuerliches
Einfallen auf den Rücken des nächsten und der weiteren Zähne herbeizuführen. Der
Klinkenhub um n Zähne setzt sich zusammen aus:
h=t+\overline{B_1\,B_2}+t+t+t+...+r
h=n\,t+\overline{B_1\,B_2}+r
wobei r die letzte unter dem
Betrage einer ganzen Teilung bleibende Verschubgrösse bedeutet, somit ist, da \overline{B_1\,B_2} sich nicht
ändert, die erzielte Schaltung
n\,t-h-\overline{B_1\,B_2}-r=h_0-r. 35)
wobei h0 den ein für allemal um den Betrag \overline{B_1\,B_2}
erweiterten Schalthub der Klinke und r den wieder
unter dem Betrage t bleibenden noch nicht
übertragbaren Leergang vorstellen, der bei Erreichen des Wertes einer ganzen
Teilung sofort von der Schaltstange aufgenommen werden kann; mithin ist also
auch hier die Schaltabstufung durch die Grösse der Teilung festgelegt.
Denkt man sich den Hub der Schaltklinke in dem allgemeinen Falle von Null
anwachsen, so wird ein Einfallen in den nächsten Zahn nach einem Hube von der
Grösse.
h=t+\overline{B_1\,B_2}
erreicht, von da an bringt bereits jeder Zuwachs um den
Betrag einer Teilung ein Einfallen um einen weiteren Zahn zuwege; es sind die
Beträge des Leerganges, mithin der Spielraum für die Schaltabstufung, je nach
dem Umstände verschieden, ob der Klinkenhub über oder unter der Grösse t+\overline{B_1\,B_2} liegt, eine Erscheinung, die aber
sofort verschwindet, wenn man die Zähne nach Art der in Fig. 40 verzeichneten ausführt, bei welchen
\overline{B_1\,B_2} eliminiert erscheint.
(Fortsetzung folgt.)