Titel: | Das Schleifen und die Schleifmaschinen. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 411 |
Download: | XML |
Das Schleifen und die
Schleifmaschinen.
(Fortsetzung von S. 285 d. Bd.)
Das Schleifen und die Schleifmaschinen.
G. Birchs Rundschleifmaschine.
G. Birch u. Co. in Manchester bauen nach Engineering
1903 I. 575 die in Fig. 69 bis 78 vorgeführte Rundschleifmaschine, welche
bemerkenswerte Einzelheiten aufweist.
Auf dem hinteren Ausbau des Bettkastens (Fig. 71) ist
derSchlitten mit dem Schleifradlager durch eine Schraubenspindel stellbar,
deren Antrieb-Handrad in Fig. 76 besonders
erläutert wird. Hubbewegung erhält der Tisch mit den Spindel-, Reit- und
Führungsstöcken zur Stützung des Werkstückes unmittelbar vom Deckenvorgelege durch
die Riemenscheibe a (Fig. 71 und
Textabbildung Bd. 319, S. 412
Birchs Rundschleifmaschine.
72) deren Welle einen Diskus b trägt, an welchem
die Reibungsrolle c durch das mittels
Halsring/angeschlossene Hülsenrohr d Anstellung erhält.
Diese Lagenänderung wird durch eine Handradspindel g
(Fig. 77) bewerkstelligt, welche mittels Gewinde
die Hülse d verschiebt. In dieser läuft die Welle h mit dem Kegelrade i,
welches zum Dreirad-Wendegetriebe (Fig. 74) gehört. Die
Kegelräder tragen vorstehende Zapfen k, welche
abwechselnd den Querkeil l mitnehmen, der durch die
achsiale Stange m der Hohlwelle n verschoben wird, wobei in der Mittellage des Querkeiles derselbe von den
abstehenden Zapfen k nicht mitgenommen wird, daher
Stillstand im Tischbetriebe herrscht.
Textabbildung Bd. 319, S. 413
Fig. 77. Birchs Rundschleifmaschine.
Textabbildung Bd. 319, S. 413
Fig. 78. Birchs Rundschleifmaschine.
Auf der Hohlwelle n sitzt eine Schnecke o, deren Rad p mit einer
Reibungskupplung q in Verbindung steht, die mit dem
Handrade r auf die Welle s
gekeilt ist, während das Schneckenrad p mit dem
eingeschlossenen Stirngetriebe t darauf lose geht. Wenn
nun vermöge der Knopfmutter u die Reibungskupplung
tischen p und q wirksam
geworden ist, so findet von t durch das in die
Zahnstange z eingreifende Stirnrad v der Betrieb der Tischplatte w statt. Anschlagklötzchen x treffen alsdann
an den Umsteuerungshebel y, welcher mittels Gabelhebel
a1 die Keilstange
m erfasst und je nach der Anschlagrichtung bewegt.
Weil aber der Durchgang durch die Mittellage den Stillstand bedeutet, so hilft der
Kegelhebel b1 durch
tätige Einwirkung der vorher gespannten Blattfeder c1 den Umsteuerungshebel y in die Endlage. Besondere Sorgfalt ist auf die Schmierung der belegten
Teile gelegt, namentlich wird die Triebschnecke o durch
das Laufrädchen d1 mit
Oel aus dem Trog f1
versorgt, während die Schmierrädchen g1 und h1 (Fig. 78) die
Gleitbahnen des Tisches mit Schmiermittel benetzen. Wie bereits angedeutet, muss das
Schleifradlager mit grosser Genauigkeit und Feinheit gegen das Werkstück verrückt
werden, wozu eine Teilscheibe i1 dient, auf deren Nabe das Handrad k1 frei geht, während
eineVerkupplung desselben auf die Nullmarke durch Ausziehen des Stiftes l1 ermöglicht wird.
Rundschleifmaschine der London Emery Works Company.
Nach Engineering 1903 I 709 wird diese, sowie die meisten Maschinen dieser Art, mit
Einrichtungen zum Hohl- und Kegelschleifen versehen, so dass damit einem
beschränkten Universalbetriebe genügt wird.
Textabbildung Bd. 319, S. 413
Rundschleifmaschine der London-Emery-Works-Company.
Diese von dem obgenannten Londoner Werk gebaute Rundschleifmaschine (Fig. 79 bis 80) besitzt
eine T-Kreuzwange a, auf deren kurzem Mittelstück das
Schleifradlager b eingestellt, welches aber auch, wie
es in Fig. 81a und 81b gezeigt ist, in beliebige Winkellagen zur Tischbahn verdreht werden kann.
Ebenso kann die obere Tischplatte d gegenüber der
unteren Führungsplatte c geschwenkt werden, was durch
eine Schrauben-Spindel f besorgt wird. Um aber in der
Ebene eine Universalversteilbarkeit zu ermöglichen, ist ausserdem der Spindelstock
g und der Reitstock h
mit Kreisplatte ausgerüstet, so dass auch diese Körper besondere Winkellagen
erhalten können.
Textabbildung Bd. 319, S. 414
Fig. 81a.Rundschleifmaschine der London-Emery-Works-Company.
Der Antrieb des Tischwerkes erfolgt durch die Stufenscheibe i, wobei mittels Anschlagknaggen k der
Steuermechanismus l, nebst Schaltung m des Schleifradschlittens betätigt wird. Von der
Hauptsteuerwelle i wird noch mittels Schnurtrieb die
Kreiselpumpe o für das Kühl- und Schleifwasser
betrieben.
Textabbildung Bd. 319, S. 414
Fig. 81b.Rundschleifmaschine der London-Emery-Works-Company.
Am Spindelstock g ist die Antriebsscheibe p als Teilwerk ausgerüstet, wozu der Steckstift q vorgesehen ist, alsdann besorgt die Mitnehmerscheibe
r den Rundlauf des zwischen feste Spitzen
eingespannten Werkstückes (Fig. 81a). Wenn aber das
Werkstück auf eine Planscheibe s (Fig. 81b) gespannt wird, so übernimmt den
Rundlaufbetrieb die Teilscheibe p. Zum Hohlschleifen
wird an Stelle des Schleifradlagers ein Vorgelege t
gesetzt, welches das in einem besonderen Lagerböckchen n laufende Schleifwerk betätigt (Fig. 81b
und c). Geschaltet wird mit Hand, indem durch die
Schräglage der Schleifradlagerplatte jene Bewegungskomponente entsteht, vermöge
welcher Anrücken des Schleifwerkes an die Arbeitsfläche folgt.
Textabbildung Bd. 319, S. 414
Fig. 81c.Rundschleifmaschine der London-Emery-Works-Company.
Hohlschleifmaschinen.
Zum Ausschleifen gehärteter Ringe, oder Augen der Gestängeteile von Dampfmaschinen
und dergl., werden frei vorragende Schleifrädchen angewendet, welche naturgemäss
kleinerals die Bohrung des Werkstückes sein müssen. Daraus erklärt sich die
Notwendigkeit hoher Umlaufszahlen (4 bis 10000 in der Minute) des Werkzeuges,
während dem Werkstücke selbst, schon wegen der einseitigen Gestalt nur geringe und
begrenzte Minutenumdrehungen gegeben werden können. Aus diesem Grunde wird sehr oft
auf die Rotation des Werkstückes ganz verzichtet und der Schleifradspindel selbst
eine langsam verlaufende Kreisbewegung in der Weise erteilt, dass das Schleifrädchen
selbst eine planetarische Bewegung ausführt, deren Umfang eine resultierende Bahn
erzeugt, welche dem Lochkreise des Werkstückes entspricht. Wenn an sich nun beide
Arbeitsweisen ihre Berechtigung haben, so kann unter Umständen doch einer von den
anderen aus technischen und praktischen Gründen der Vorzug gegeben werden, sowie die
Lage der Schleifradspindel, ob wagerecht oder senkrecht, ohne besonderen Grund
bevorzugt wird.
Zu den Hochschleifmaschinen können ihrer Bauart nach auch jene Formschleifmaschinen
gerechnet werden, durch welche gerade oder Bogenschütze in Steuerungskulissen
ausgeschliffen werden.
Bei dieser Gelegenheit stellt sich auch das Bedürfnis heraus, vorstehende Zapfen an
Konstruktionsteilen rund zu schleifen, wobei die planetarische Bewegung des
Schleifrädchen sehr zu statten kommt.
Einfache Hohlschleifwerke.
Ein einfaches, von Mayer & Schmidt in Offenbach a/M.
gebautes selbständiges Hohlschleifwerk ist nach Engineering 1902 II, S. 838 in Fig. 82 und
83 zur
Ansicht gebracht. Am Spindelstock a ist eine Querwange
b unmittelbar angegossen, auf welcher ein
Kreuzschlitten c durch Hand stellbar ist. Auf diesem
gleitet das Schleifradlager d, dessen Spindel f einseitige Einstellungen zur Planscheibe g erhält, deren Antrieb durch h in langsamer Gangart erfolgt. Eine Gegendruckschraube i sichert diese Spindel gegen achsial gerichteten
Schleifdruck.
Textabbildung Bd. 319, S. 414
Hohlschleifwerk von Mayer & Schmidt.
In früheren Zeiten wurde die Drehbank mit gekröpfter Wange sehr häufig zum
Hohlschleifen von Gestängeteilen verwendet, wobei ein kleines Schleifwerk am
Suppontschlitten angebracht war. Obwohl diese Schleifweise bei weitem derjenige mit
Schmiegelbolzen vorzuziehen ist, so haften derselben doch bedeutende Mängel an.
Namentlich ist der Umlauf einseitiger Werkstücke, deren Masse nur notdürftig mittels
Gegengewichte zur Ausgleichung gebracht werden, störend, und die Supportschlitten in
ihren Führungen nicht empfindlich und genau genug einstellbar, wozu der unruhige
schleudernde Lauf der Planscheibespindel hinzukommt, um das Schleifen mit schwachen,
stark ausladenden Schleifradspindeln besonders schwierig zu gestalten.
Textabbildung Bd. 319, S. 414
Schleifwerk der London-Einery-Work-Company.
Der Vollständigkeit wegen, sei hier das Schleifwerk der London Emery Works Company in Clerkenwell London in Fig. 84und 85 dargestellt, wobei
die Antriebsweise durch Reibungsscheiben bemerkenswert ist.
Textabbildung Bd. 319, S. 415
Schleifmaschine der Diamond-Machine-Company.
An Stelle des Schneidstahlhalters einer gewöhnlichen
Drehbanksupportes wird die Lagergabel a befestigt, in
welcher zwischen Spitzen laufend, die Schnurrolle b mit
angeschlossener Konusscheibe c zum Betriebe der
Schleifradspindel d dient, wobei diese ungeschützt und
weit ausladend das Schleifrädchen f trägt, welches den
rauhen Angriffen des kreisendenWerkstückes ausgesetzt ist. Dass diese
Einrichtung unvollkommen ist, bedarf kaum der Erwähnung. Gewöhnlich werden zum
Schleifen kleinerer Teile die bereits beschriebenen Rundschleifmaschinen mit
Einrichtungen zur Hohlarbeit ausgestattet. In Fig. 86 und 87 sind
solche, von der Diamond Machine Company in Providence
R. J. gebauten vorgeführt. Die in den konischen Lagerbüchsen des Gabellagers a (Fig. 86) laufende
Spindel b, trägt in freier und ungeschützter Lage das
Schleifrädchen c, wobei die Ausladung durch die
Verhältnisse am Werkstück bedingt ist.
Dagegen ist die in drei Lagerstellen a (Fig. 87) laufende
Spindel b mit Schleifrad c, erstens vom Riemenzug der Scheibe d
befreit, zweitens wird die schwache Spindel b, durch
eine feste im Vorderlager eingeklemmte nach Bedarf weit ausladende Lagerbüchse f knapp am Schleifrädchen c gelagert, wodurch die Vibrationen der Schleifradspindel auf einen
Mindestwert gebracht werden können.
(Fortsetzung folgt.)