Titel: | Die Spirituskraftmaschinen auf der internationalen Ausstellung für Spiritusverwertung und Gärungsgewerbe in Wien. |
Autor: | Gustav Fischer |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 497 |
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Die Spirituskraftmaschinen auf der
internationalen Ausstellung für Spiritusverwertung und Gärungsgewerbe in
Wien.
Von Professor Dr. Gustav Fischer,
Berlin.
Die Spirituskraftmaschinen auf der internationalen Ausstellung für
Spiritusverwertung usw.
Am 21. April d. J. ist in der Rotunde im Prater zu Wien die internationale
Ausstellung für Spiritusverwertung und Gärungsgewerbe eröffnet worden. Dieses
Unternehmen ist für die Industrie und die Landwirtschaft deswegen von besonderer
Bedeutung, weil es den ersten Schritt Oesterreichs auf dem von Deutschland und
Frankreich schon früher betretenen Wege bezeichnet, dem Spiritus durch Verwendung
für technische Zwecke ein grösseres Absatzgebiet zu verschaffen. Die Gründe, welche
Deutschland und in zweiter Linie Frankreich veranlasst hatten, durch gesetzliche und
wirtschaftliche Massnahmen in diesem Sinne vorzugehen, entfallen für Oestereich
teilweise. Denn weil es im Zollinlande Petroleum gewinnt, so konnte bei Verwendung
dieses Stoffes und seiner Produkte weder eine Benachteiligung inländischer
Erwerbszweige noch die Gefahr einer Absperrung in Kriegszeiten in Frage kommen. Erst
die Fortschritte, welche in Deutschland und Frankreich gemacht Wurden und die
Gleichberechtigung des Spiritus neben Petroleum und Benzin dartaten, dazu, auch in
Oesterreich diesem Erzeugnis der Landwirtschaft erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Durch Erlass des k. k. Finanzministeriums vom 23. Nov. 1903 wurde eine Verbilligung
der Denaturierung von Motorenspiritus geschaffen.
Textabbildung Bd. 319, S. 497
Fig. 1 und 2. Steuerung für Sauggasgeneratoren der Gasmotorenfabrik
Deutz.
Die hier kurz dargelegten Verhältnisse spiegeln sich in dem Bilde, welches die
Ausstellung bot, ziemlich rein wieder. Im Bau von Spiritusmotoren steht Deutschland
an erster Stelle; Oesterreich besitzt einige Fabriken, welche tüchtiges darin
leisten und zum Teil auch schon auf eigenen Wegen vorwärtsschreiten; Frankreich
zeigte an einigen wenigen Beispielen den hohen Stand seiner
Motorenindustrie,legte aber den Schwerpunkt seiner Ausstellung in die
Automobilabteilung.
In der österreichischen Abteilung finden sich die vollkommensten Motoren in den
Ausstellungen jener Firmen, welche als Zweiggründungen deutscher Motorenfabriken ins
Leben gerufen worden sind. So baut die Fabrik von Langen & Wolf in Wien X dieselben
Modelle, wie sie in Deutschland von der Gasmotorenfabrik
Deutz in bekannter Vorzüglichkeit hergestellt werden. Langen & Wolf führten
eine Sammlung von ein- bis achtpferdigen Original-Otto-Spiritusmotoren und eine
sechs- bis achtpferdige Spirituslokomobile vor, welche teils mit
Aussetzerregulierung, teils mit der Präzisionssteuerung versehen waren.
Neu war die Regulierung und Steuerung an einem 30 PS-Motor, welche für Sauggasmotoren
verwendet wird, hier aber für Spiritusbetrieb umgeändert worden war. Fig. 1 und 2 geben ein
Bild derselben. Durch die Exzenterstange a wird das
Saugventil c durch Vermittlung des Hebels b betätigt, welcher um den Zapfen e am Ventilkopf drehbar ist und bei f den Hebel g zum Antrieb
des Mischventils trägt. Dieses wird dadurch angehoben, dass die Gleitfläche h dem Hebel g bei jeder
Schwingung des Hebels b einen Ausschlag nach rechts
gibt, der durch die Lenkstange i auf den Winkelhebel
k übertragen wird. Das freie Ende des letzteren
liegt mit Druckstücken unter den Rollen l, die an der
hohlen Spindel des Mischventils sitzen. Die Saugventilspindel geht durch die
Mischventilspindel hindurch. Das Mischventil ist als Doppelsitzventil ausgebildet
und nahezu entlastet, eine Feder sorgt für den nötigen Schliessungsdruck. Die
Zuführung von Luft und Gas erfolgt durch die Kanäle m
und n und wird der verlangten Leistung dadurch angepasst,
dass der Hub des Mischventils vom Regulator beeinflusst wird.
Zu diesem Zwecke ist die Gleitfläche h um den Zapfen o drehbar und sie wird vom Regulator nach rechts oder
links gedreht, wie Fig. 1 erkennen lässt.
Bei wachsender Umdrehungszahl wird sie nach links geschoben, der Ausschlag, den der
Hebel h dann bei dem Niedergang von b macht, wird geringer, und das Mischventil öffnet sich
nur wenig.
Bei der ausgestellten Maschine wurde durch die beiden Kanäle m und n Luft angesaugt, und der Spiritus
durch eine vom Regulator beeinflusste besondere Pumpe unterhalb des Mischventils
zugeführt. Denn bei den Abmessungen des Mischventils, welche für Sauggas gewählt
sind, würde selbstverständlich zu viel Spiritus zugeführt werden, und die Verteilung
in dem Luftstrom würde bei einem flüssigen Brennstoff sehr mangelhaft werden.
Die Daimler-Motoren-Gesellschaft und die Oesterreichische Daimler-Motorengesellschaft hatten
ebenfalls eine Sammlung ihrer bekannten, guten Motoren und Lokomobilen zur
Ausstellung gebracht. Darunter war auch das System „Daimler-Marienfelde“ vertreten, über welches 1903, 318, 258 bereits berichtet ist. Nach diesem System waren
mit einer einzigen Ausnahme alle ausgestellten Motoren (2, 6 und 10 PS, sowie einer
von 4 PS mit Pumpe auf einem Wagen montiert) und die Lokomobilen (eine von 6 PS und
zwei von 14 PS) gebaut. Ausserdem war ein zweizylindriger 4 PS-Motor, direkt mit
einer Dynamomaschine von 115 Volt und 20 Ampére gekuppelt, ausgestellt, dessen
Ventile durchweg zwangläufig gesteuert waren. Die Umdrehungszahl betrug 750 i. d.
Minute.
Ganz & Co. stellten in einem besonderen Pavillon im
Park eine elektrische Kraftübertragungsanlage aus, deren elektrischer Teil,
Dynamomaschine, zwei Elektromotoren und Zubehör ebenso wie die Antriebsmaschine, in
ihren eigenen Werkstätten hergestellt war. Die Antriebsmaschine war ein 16 PS
Spiritusmotor mit Wassereinspritzung Patent Banki.D. p. J. 1901, 316,
570. Der Vorteil der Wassereinspritzung ist bei dem Betrieb mit
Spiritus nicht so erheblich, wie bei Petroleum oder Benzin. Denn bei den letzteren
Brennstoffen kann man bei Wassereinspritzung die Kompression wesentlich höher als
bei gewöhnlichen Motoren wählen, ohne Vorzündungen befürchten zu müssen; man
erreicht also eine bessere Wärmeausnützung auf dieselbe Weise wie bei dem
wasserhaltigen Spiritus. Die Verwendung von hochprozentigem Spiritus unter
gleichzeitiger Wassereinspritzung könnte daher weniger zweckmässig erscheinen, als
wenn man dem Alkohol von vornherein die nötige Wassermenge zusetzt. Wie aber
Professor Schimanek in seinem Aufsatz „Versuche mit
Verbrennungsmotoren“ (Ztschr. d. V. d. I. 1903, S. 81) ausführt, müsste in
diesem Fall der Wasserzusatz so gewählt sein, dass unter den ungünstigsten
Verhältnissen, also bei Vollbelastung und geringer äusserer Kühlung keine
Vorzündungen auftreten. Dann wird aber der Wassergehalt bei geringerer Belastung zu
gross, so dass der thermische Wirkungsgrad herabgesetzt wird. Die Regelung der
Einspritzwassermenge bei dem Bankimotor gestattet eine
genaue Anpassung an den jeweiligen Belastungszustand. Ein weiterer, für manche
Verwendungsarten ins Gewicht fallender Vorteil liegt darin, dass der Bankimotor ohne Veränderung gleich günstig mit Benzin
wie mit Spiritus betrieben werden kann, während andere Motoren mit Rücksicht auf den
Benzinbetrieb eine geringe Kompression erhalten müssen und dann mit Spiritus
ungünstige Verbrauchsziffern ergeben.
Der ausgestellte Motor hatte einen Zylinderdurchmesser von 220 mm, 300 mm Hub
und lief mit 250 Umdrehungen i. d. Minute. Bei einer Belastung von 16,8 PS
verbrauchte er für die PS-Stunde 0,340 kg Spiritus von 96 v. H. Alkoholgehalt. Die
Regelung erfolgt durch Aussetzer, indem eine vom Achsenregler betätigte Klinke sich
unter den Stützhebel des Auspuffventils legt, so dass dieses offen gehalten wird.
Das Einlassventil ist nicht gesteuert. Die Zündung erfolgt durch ein geheiztes
Glührohr.
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Fig. 3. Ansicht des ventillosen Zweitaktmotors von Körting.
Textabbildung Bd. 319, S. 498
Fig. 4 und 4a. Körtings ventilloser Zweitaktmotor (Schema).
Besondere Beachtung fand ein Motor, Fig. 3 der von
Gebr. Körting, Akt.-Ges., Körtingsdorf bei Hannover
(Oesterreichische Maschinenbau-Akt.-Ges. Körting,
Wien XX) ausgestellt war, und sich durch das Fehlen jedes Ventils auszeichnete und
im Zweitakt arbeitete. Bekanntlich sind schon früher Zweitaktmotoren konstruiert worden, bei
welchen der Raum vor dem Kolben abgeschlossen war und der Kolben in diesem Raum eine
Pumpwirkung ausübte, welche zur Heran Schaffung des Gasgemisches diente. Von Benz, Nash, Mietz und Weiss und von Güldner sind derartige Maschinen entworfen worden. Die
Körtingsche Konstruktion ist den genannten
gegenüber dadurch vereinfacht, dass alle Ventile vermieden sind.
Fig. 4 und
4a
zeigen die Arbeitsweise des Motors. Bei der Bewegung nach dem Innern des Zylinders
hin aufwärts erzeugt der Kolben a im Kurbelgehäuse b eine Druckverminderung, die Einströmen von brennbarem
Gemisch zur Folge hat, sobald der Schlitz c, an welchen
der Vergaser angeschlossen ist, freigelegt wird. Nun erfolgt die Zündung des bei dem
vorhergehenden Hub in den Zylinder geförderten Gemisches, und der Kolben geht nach
aussen. Er schliesst c wieder ab und verdichtet das
Gasgemisch im Kurbelgehäuse, bis er den Schlitz g und
die in das Freie führende Oeffnung n freilegt. Durch
n gelangen die verbrannten Gase aus dem Zylinder
hinaus, und gleichzeitig strömt das im Kurbelgehäuse komprimierte Gemisch durch den
Kanal h und den Schlitz g
in den Zylinder. Um nun zu verhindern, dass das brennbare Gemisch sich an den
heissen Abgasen vorzeitig entzündet, wird eine Zone reiner atmosphärischer Luft
zwischengeschaltet. Kurz vor der gänzlichen Freilegung des Schlitzes c tritt nämlich (Fig. 4) die Aussparung
f des Kolbens über die ins Freie mündende Oeffnung
d und den Schlitz g,
sodass sich das Rohr h mit atmosphärischer Luft füllt.
Diese treibt bei der in Fig. 4 skizzierten
Kolbenstellung die Abgase vor sich her, und da sie durch den am Kolben sitzenden
Steg c abgelenkt wird, spült sie den Zylinder aus. Die
Regelung erfolgt durch Drosselung des Gasgemisches, die Zündung durch
Induktionsapparat oder magnetelektrisch. Die Vergasung erfolgt in einem
Spritzvergaser.
Ueber den Brennstoffverbrauch für 1 PS und Stunde macht die Firma Körting die Angabe, dass sie z. Z. für einen
Höchstverbrauch von 550 g gewöhnlichen denaturierten Spiritus von 91 Raumteilen v.
H. Alkoholgehalt oder von 525 g Benzolspiritus von 10 v. H. Benzolzusatz Gewähr
leistet. Der wirkliche Verbrauch wird für den 20 PS zwei Zylinder-Motor zu
durchschnittlich 505 g denaturierten und 467 g Benzolspiritus angegeben. Bei
Verwendung von Benzin wird für 400 g f. d. PS-Stunde Gewähr geleistet, während der
wirkliche Verbrauch bis auf etwa 300 g heruntergelangt sein soll.
Der Preis eines Zweizylinder 20-PS-Motors einschliesslich Schwungrad,
Spiritusvergaser, Batteriezündung, selbsttätigem Drucköler und 2 Auspufftöpfen
beträgt 2500 M.
Vorzugsweise ist der Motor für Automobile und Boote gestimmt, wo er wegen seiner
einfachen Bauart und des durch die Zweitakt-Arbeitsweise erreichten geringen
Gerichtes Vorteile bietet. Um die hierfür erwünschte Veränderlichkeit der
Umdrehungszahl zu erreichen, ist der Regulator und eventuell auch der
Zündungszeitpunkt verstellbar. Die normale Tourenzahl beträgt 800 bis 1000 i. d.
Minute. Der Motor wurde auf der Ausstellung in Verbindung mit einer Dynamomaschine
im Betriebe vorgeführt und arbeitete gleichmässig, wie aus dem ruhigen Brennen der
angeschlossenen Lampen zu ersehen war, nur war sein Gang etwas geräuschvoll.
Zu denjenigen österreichischen Firmen, die schon seit längerer Zeit
Explosionskraftmaschinen bauen, gehört die Motorenfabrik J.
Polke, Wien V., welche einen 2 PS, einen 4 PS und einen 10
PS-Spiritusmotor, eine 6 PS-Lokomobile und eine fahrbare 1 PS-Motorpumpe ausstellte.
Der 10 PS-Motor betrieb eine Dynamomaschine, er machte 180 Umdrehungen und soll 0,4
kg Spiritus für die PS-Stunde gebrauchen. Die Motoren arbeiten mit
magnetelektrischerZündung und Ventilsteuerung. Nähere Angaben über die Motoren,
die sich durch gute Durchbildung und saubere Ausführung auszeichneten, hat die Firma
leider nicht gemacht.
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Fig. 5.
Die Kommanditgesellschaft für Tiefbohrtechnik und Motorenbau
Trauzl & Co. in Wien IV brachte eine 10
bis 12 PS-Lokomobile von 200 mm Zylinderdurchmesser und 320 mm Hub mit 240
Umdrehungen i. d. Minute. Hier ist die Verdampfungskühlung angewendet. Der Regulator
beeinflusst die Brennstoffpumpe und die Luftzuführung. Die Zündung kann, ebenso wie
bei der grösseren Lokomobile von Umrath, während des
Ganges auf einen früheren oder späteren Zeitpunkt eingestellt werden.
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Fig. 6.
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Fig. 7.
Textabbildung Bd. 319, S. 499
Fig. 8. Fig. 5–8. 1 PS-Dürr-Motor mit Propeller zum Antrieb von Booten, System
Hellmann.
Einen guten äusseren Eindruck machen auch die Motoren, welche Umrath & Co., in Prag-Bubna, in Form
einer 5 PS und einer 12 PS-Lokomobile ausgestellt hatten. Das innere Futter des
Zylinders ist besonders hergestellt und in den mit dem Maschinenrahmen
zusammengegossenen Mantel so eingesetzt, dass es sich ausdehnen und nach Abnutzung
ersetzt werden kann. Die Zündung erfolgt magnetelektrisch, die Regulierung durch
Aenderung der Brennstoffmenge von einem Schwungkugelregulator aus.
Bei dem 10 PS-Spiritusmotor von J. Blaschke, Wien V, erfolgt die
Regulierung durch Zündungsaussetzer. Die Steuerwelle, welche durch einen Hebel in
eine schwingende Bewegung versetzt wird, trägt einen Nocken, durch welchen bei
normaler Umdrehungszahl ein Schleuderhebel gehoben wird, der das Brennstoffventil
betätigt. Eine schiefe Ebene, welche dem Nocken vorausgeht, drückt den
Schleuderhebel zur Seite, der dann durch eine seitliche Feder wieder zurückgedrückt
wird. Läuft der Motor zu schnell, so trifft der Nocken nicht auf den noch
abgelenkten Schleuderhebel und das Ventil bleibt geschlossen. Das Luftventil wird
bei jedem Saughub geöffnet.
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Fig. 9. Monski-Motorpumpe.
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Fig. 10. Lokomobile der Moforenfabrik Oberursel A.-G.
Die k. k. priv. Maschinen- und Motorenfabrik Brauner
& Klaseks Nachfl. Emil Plewa, in Wien XVII, hatte
ausser einem 10 PS-Motor und einer 4 PS-Lokomobile einen fahrbaren Motorbohrapparat,
bestehend aus einem 2,5 PS-Motor und einer durch biegsame Kupplung verbundenen
Bohrmaschine bis 90 mm Bohrung, ausgestellt. Der Motor läuft bei 75 mm
Zylinderdurchmesser und 84 mm Hub mit 1510 Umdrehungen.
Von deutschen Motorenfabriken waren die besten mit guten Maschinen vertreten.
Die Gasmotorenfabrik Deutz zeigte einen stehenden und
einen liegenden Motor, sowie eine Lokomobile, die Konstruktion dieser Maschinen ist
bekannt. Der stehende 4 PS-Motor war mit einer Dynamomaschine gekuppelt. Ausserdem
war eine 12 PS-Spirituslokomotive ausgestellt.
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Fig. 11. Climax-Motor.
Die Maschinenfabrik J. E. Christoph in Niesky führte
eine Spirituslokomobile von 15 bis 23 PS und eine von 20 bis 30 PS, die zum Betrieb
von Dynamomaschinen dienen, vor. Diese waren nach dem neuen System Altmann gebaut, das S. 102 d. Bd. beschrieben ist.
Bei Versuchen, welche im Institut für Gärungsgewerbe in Berlin durch Ingenieur Fehrmann vorgenommen worden sind, wurden bei
verschiedenen Belastungen für den Spiritusverbrauch und den thermischen Wirkungsgrad
folgende Werte gefunden:
Belastung eff. PS
Spiritusverbrauch ingr f. d. eff. PS
Thermischer Wirkungs-grad
22,13
346,1
32,7 v. H.
20,18
358,3
31,6
16,80
375,0
30,2
12,06
428,7
26,4
8,64
493,0
23,0
6,2
587,1
19,3
leer
2476 i. d. Stunde
–
Zur Verwendung kam Motorenspiritus von 86 Gewichtsteilen v. H., Alkohol mit zwei
Gewichtsteilen Benzolzusatz. Sein Heizwert beträgt 5581 WE für 1 kg.
Von der Dürr-Motoren-Gesellschaft waren ausgestellt: 2
stehende 4 PS-Spiritusmotoren, von denen einer zum Antrieb einer elektrischen
Beleuchtungsstation von 2 Kilowattleistung der Oesterreichischen Siemens-Schuckertwerke diente, während der andere für
stationäre Kleinbetriebe in Industrie und Landwirtschaft vielfach Verwendung findet.
Ein 6 PS fahrbarer Spiritusmotor ist besonders für die Landwirtschaft, zum Betriebe
von Futterbereitungsmaschinen, kleinen Dreschmaschinen und dergl. bestimmt. Er
besitz denselben Motor mit stehendem Zylinder wie die ortsfesten Maschinen. Die
Spezial-Dürr-Lokomobile mit liegendem Zylinder und
zwei gegeneinander arbeitenden Kolben war auf der Ausstellung nicht vertreten.
Ein 1 PS-Dürr-Motor mit Propeller zum Antrieb von Booten, System Hellmann der auf der Ausstellung gezeigt wurde, ist
besonders von dem Gesichtspunkt aus gebaut, dass er leicht in vorhandene Boote
eingefügt werden kann. Wie aus Fig. 5 zu ersehen
ist, hat der Motor seinen Platz am Ende des Bootes. Er überträgt seine Bewegung
durch den Riemen b auf die Scheibe a, von welcher aus durch eine in dem zweimal gebogenen
Rohr r und rd gelagerte
biegsame Welle die Propellerschraube p angetrieben
wird. Die Veränderung der Geschwindigkeit und das Abstellen des Propellers wird in
der einfachsten Weise dadurch erzielt, dass der Riemen b nur lose auf den Scheiben liegt und daher die Kraft erst überträgt, wenn
er mittels der Spannrolle o gespannt wird. (Fig. 6 und 7.) Durch
stärkeres oder schwächeres Andrücken der Spannrolle kann daher die Geschwindigkeit
erhöht oder herabgesetzt werden, durch Abheben der Spannrolle unterbricht man den
Antrieb. Der untere Teil rd des Propellerrohres kann
vom Steuerrade f aus um eine senkrechte Achse gedreht
werden und dient somit als Steuer; bei einer Drehung um 180° fährt das Boot
rückwärts. Fig. 8 zeigt die Anordnung des
Bootsantriebes für flache Boote. Der Bootsantrieb System Hellmann wird in Grössen von 1 bis 12 PS gebaut.
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Fig. 12. Mischapparat von Brouhot et Cie.
Wenn auch nicht zu verkennen ist, dass die Bauart des Bootsantriebes einige Schwächen
aufweist, so stehen diesen doch Vorzüge gegenüber, die für bestimmte Zwecke von
ausschlaggebender Bedeutung sind. Ungünstigist zweifellos, dass eine geringere als
die Vollgeschwindigkeit nur durch geringere Anpressung des Riemens, also unter
Zeitverlusten und auf Kosten der Lebensdauer des Riemens erzielt werden kann. Ferner
wird die biegsame Welle rascher abgenutzt werden und etwas mehr Kraft verbrauchen
als eine feste, gut gelagerte Welle. Auf der anderen Seite ist aber der Raumbedarf
und das Gewicht dieses Bootsantriebes nur gering, alle Teile sind leicht zugänglich
und auch für den Laien einfach zu verstehen und zu behandeln. Das ermöglicht die
Verwendung in vorhandenen Booten und einen einfachen Betrieb.
Im Mittelteil der Rotunde waren in zwei Wasserbecken Springbrunnen eingerichtet,
welche durch Monski-Motorpumpen betrieben wurden. Diese
von der Eilenburger Eisenglesserei und Maschinenfabrik
Alexander Monski in Eilenburg ausgeführte Maschine (Fig. 9) zeichnete sich durch gute Durchbildung und
Ausführung und ruhigen Gang aus. Bei einer Lieferung von 14 cbm Wasser in der Stunde
auf 20 m Höhe, also einer Leistung von etwa 1,5 PS verbraucht sie 0,75 l Spiritus in
der Stunde. Motor und Pumpe sind in einem gemeinsamen, aus einem Stück gegossenen
Körper untergebracht, der Antrieb des Pumpenkolbens geschieht unmittelbar vom
Motorkolben aus durch Umführungsstangen. Die Umdrehungszahl beträgt 220 in der
Minute. Der Motor ist mit einem Dürrvergaser und mit
magnetelektrischer Zündung ausgestattet.
Das Kühlwasser wird der Pumpe entnommen, und die Durchflussmenge kann durch einen
Hahn entsprechend der gewünschten Kühltemperatur geregelt werden. Bei em Abstellen
des Kühlwassers entleert sich der Zylindermantel, so dass das Zerfrieren vermieden
wird. Die Pumpe wird in drei Grössen für folgende Leistungen gebaut:
Grösse
Leistung i. d. Stunde
bei 12 m
20 m
30 m Förderhöhe
1
8500 l
5500 l
4000 l
2
18000 l
12000 l
8500 l
3
38000 l
25000 l
18000 l
Sehr reichhaltig war die Ausstellung der Motorenfabrik
Oberursel A.-G., welche ausser einer Spirituslokomotive für die im Park
vorgeführte Bahn vier Spiritus-lokomobilen von 4, 6 und 10 PS und vier ortsfeste
Motoren von 2, 4 und 6 PS, sowie ein Schnittmodell ihres „Gnom“-Motors
zeigte. Diese Firma hat als eine der ersten den Bau von Spiritusmotoren aufgenommen
und durch ihre Arbeiten sehr wesentlich die Einführung des Spiritus als
Motorbrennstoff gefördert. Bis jetzt baute sie ihre Spiritusmotoren im wesentlichen
nach dem gleichen Bauplan, wie schon früher die Petroleummotoren, neuerdings jedoch
hat sie sich zur Aufnahme eines zweiten Typus entschlossen. Auf der Wiener
Ausstellung zeigte sie ihre neue Lokomobile, die in Fig.
10 wiedergegeben ist.
Textabbildung Bd. 319, S. 501
Fig. 13. Vergaser von Brouhot et Cie.
Die wichtigste Aenderung gegenüber der „Gnom“-Lokomobile liegt in der
Anwendung der Präzisionssteuerung, bei welcher durch einen abgeschrägten Nocken das
Luftventil und die Brennstoffpumpe beeinflusst werden, und ferner in der Anwendung
der Verdampfungskühlung an Stelle der früher verwendeten Umlaufkühlung. Sämtliche
Ventile sind gesteuert. Versuche über den Brennstoffverbrauch liegen noch nicht vor,
es ist aber anzunehmen, dass der Motor darin ein ähnlich günstiges Ergebnis
aufweist, wie die Motoren von Deutz und Altmann.
Die Kurbelachslager sind mit Ringschmierung versehen und zwar sitzen die Ringe fest
auf der Achse. Auf der Seite, wo die Steuerwelle liegt, ist das Schraubenrad, das
die Bewegung von der Kurbelachse auf die Steuerwelle überträgt, als Schmierring
benutzt und in der Mitte des Lagers in der Lagerschale angeordnet. Dadurch wird
gleichzeitig die Steuerwelle unter die Mitte des Lagers verlegt, die Breite der
Maschine wird geringer, und das Schwungrad oder die Riemscheibe sitzt auch auf der
Seite der Steuerwelle dicht am Lager, so dass die Beanspruchung der Achse geringer
wird.
Auf der Lokomobile ist das Kurbelgetriebe und der hintere Teil des Motors mit den
Steuerungsteilen in Kästen eingeschlossen, aber durch Türen gut zugänglich. Ein
ausrückbares Vorgelege ermöglicht die Abstellung der Arbeitsmaschine ohne
Unterbrechung des Ganges des Motors.
Unter den deutschen Ausstellungsgegenständen befanden sich auch die
„Climax“-Motore, die zwar von einer deutschen Firma, Bachrich u. Co. in Hamburg, ausgestellt, aber amerikanischen Ursprungs
waren. Fig. 11 zeigt den äusseren Bau eines Climax-Motors. Man sieht den Maschinen den
amerikanischen Typus an. Durch Massenfabrikation hergestellt, sind ihre Teile nur
soweit bearbeitet, als es für den guten Gang der Motoren nötig ist. So ist eine
billige, für die Bedürfnisse der gewerblichen und landwirtschaftlichen Betriebe aber
ganz geeignete Maschine geschaffen. Die Motoren werden in stehender und liegender Bauart, und in
letzterer Anordnung auch loko-mobil ausgeführt, ein tragbarer 2 PS-Motor ist
besonders für kleine Gewerbebetriebe und landwirtschaftliche Arbeiten bestimmt. Von
2 PS aufwärts haben die Motoren zwangläufige Steuerung sämtlicher Ventile sowie
Schwungradregulator und Glührohr- und elektrische Zündung nebeneinander. Die
Regulierung erfolgt durch Aussetzer. Uebrigens werden diese Motoren nicht nur für
kleine Leistungen gebaut, sondern bis zu 150 PS, neuerdings werden auch
Sauggasmotoren von 200 und mehr PS hergestellt.
Ganz eigenartig ist die Zündung durch eine kleine Dynamomaschine, welche bei
grösseren Climax-Motoren oft angewendet wird. Der
Antrieb des Dynamoankers erfolgt vom Schwungrad des Motors aus durch eine sehr
kleine lederne Reibungsscheibe, die auf der Dynamoachse festsitzt. Infolge der
grossen Uebersetzung zwischen dem Schwungrad und der Lederscheibe erreicht die
Dynamomaschine schon bei dem Andrehen des Motors die erforderliche Umdrehungszahl
1200 i. d. Minute. Um die Ueberschreitung dieser Umdrehungszahl zu verhindern, ist
auf der Ankerwelle ein Schwungkugelregler angebracht, welcher durch eine
Hebelanordnung die Dynamomaschine um eine wagerechte, quer zur Ankerwelle liegende
Achse dreht, und so die Reibungsscheibe ausser Berührung mit dem Motorschwungrad
bringt.
Die französische Ausstellung zeigte deutlich, dass der Bau von Automobilmotoren bei
den französischen Fabrikanten die Hauptrolle spielt. Ortsfeste Motoren waren
ausgestellt von der Socie'te „l'Alster“ in St.
Denis, von Brouhot et Cie. in Paris, von De Dion, Bouton et Cie. in Puteaux (Seine) und von Tony Huber in Billancourt, Die Fig. 12 und 13 zeigen
den Mischapparat und den Vergaser des Motors von Brouhot. In Fig. 12 ist a derSpirituszulauf, b der Schwimmer, der das Ventil c betätigt,
so dass der Flüssigkeitsspiegel in m und n auf der normalen Höhe gehalten wird. Das Ventil i wird mit dem darüber liegenden (in der Figur nicht
gezeichneten) Auspuffventil gemeinsam gehoben, und es fliesst nun eine kleine Menge
in den Hohlraum e. Mittels der Schraube f kann der Ring l
verstellt und damit die in e eintretende Spiritusmenge
verändert werden. Sobald i wieder geschlossen ist, wird
das Saugventil g durch einen auf dessen Spindel i1 drückenden, vom
Regulator beeinflussten Hebel niedergedrückt, und der aus e durch g fliessende Spiritus mischt sich mit
der durch k einströmenden, vom Motor angesaugten Luft.
Das Gemisch gelangt durch h in den in Fig. 13 dargestellten Vergaser.
In dem Vergaser erfolgt die Verdampfung und Anwärmung des Gemisches dadurch, dass es
auf einem langen Wege mit einer von den Abgasen erhitzten Fläche in Berührung kommt.
Durch g tritt das Gemisch ein und strömt in
Schraubengängen durch den äusserlich zylindrischen Körper, bis es durch e und d in den Motor
gelangt. Die Abgase treten durch h ein strömen durch
das mittlere Rohr nach oben und dann durch Schraubenwindungen zwischen den vom
Gemisch durchzogenen Gängen hindurch, um bei i in den
Auspuff zu gelangen. Die Regelung der Temperatur erfolgt dadurch, dass durch das
Schraubventil b ein Teil der Abgase numittelbar von h nach i hindurchgelassen
werden kann. Das Schraubventil & gestattet, von c aus dem vergasten Gemisch frische Luft zuzuführen, um
den Spiritusgehalt des Gemisches zu regeln.
Von De Dion, Bouton et Cie. waren zwei elegante Gruppen,
bestehend aus einem Automobilmotor mit direkt gekuppelter Dynamomaschine von 10 und
12 PS ausgestellt.