Titel: | Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle. |
Autor: | Siegm. Edelstein |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 602 |
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Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen
Webstuhle.
Von Prof. Siegm. Edelstein.
(Fortsetzung von S. 587 d. Bd.)
Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle.
Was die zweite Type der positiven Warenbaumregulatoren anbelangt, so ist die
Anordnung einer solchen bereits durch Fig. 66 (S.
565) veranschaulicht.
Eine andere Konstruktion herrührend von der sächs.
Maschinenfabrik (Hartmann) zeigen die Fig. 79 und 80. Der
Warenbaum Wb empfängt
das vom Sandbaume Sb abgezogene und über die Hilfswalze Hw geleitete Gewebe, wobei er durch irgend eine
entsprechende Vorrichtung, die zum Aufwickeln desselben benötigte Drehbewegung
erhält. Die Schaltbewegung wird durch Schneckenrad S,
Schnecke s, Schaltrad R
und Schaltklinke k vermittelst einer von der Lade aus
betätigten Transportkette t erreicht, welche die die
Schaltklinke tragende, lose sitzende Schaltscheibe in einem Sinne betätigt, während dieselbe nach der anderen Richtung durch die
Schraubenfeder f zurückgeführt wird. Auf der
Schneckenwelle ist ein Handrad H zur Einstellung des
Regulators von Hand aus und eine kleine Bandbremse b
zum Schütze gegen Vorlaufen des Schaltrades angeordnet.
Einen ähnlichen Typus zeigt der in Fig. 81
dargestellte, mit doppeltem Klinkenwerke zum Vor- und Rückschaltenversehene
Schneckenradregulator der sächs. Webstuhlfabrik
(Schönherr).
Interessant ist die Anordnung des Warenbaumregulators von Platt, der in den Fig. 82 und 83 skizziert ist. Er kennzeichnet sich streng
genommen als Wechselradregulator, doch ist in das Triebwerk auch ein Wurmradgetriebe
eingeschaltet.
Auf der Achse des Sandbaumes Sb sitzt das Schneckenrad S, in welches die
Schnecke s eingreift und auf deren Achse ist ein
Stirnrad z1 aufgekeilt.
Ein stellbar gelagertes Zwischenrad z2 greift einerseits in das Stirnrad z1 ein, andererseits in
das Stirnrad z3, auf
dessen Achse ein Schraubenrad z4 angebracht ist, welches von dem Gegenrade z5 die Schaltung
empfängt, indem das letztere auf der Achse des eigentlichen Schaltrades R aufsitzt. Von der Ladenstelze L bezw. der an der Ladenachse angeordneten Kulisse C wird durch Stange t der Schaltwinkelhebel
H in Schwingungen versetzt und dadurch die
Schaltklinke k, die an dem schräg nach links
aufsteigenden Arme des Schalthebels H (Fig. 82) angebolzt, ist zu ihrer entsprechenden
Bewegung veranlasst. Die Gegenklinke g zeigt gleichzeitig die
Verbindung mit dem Gestänge mn, durch welches beim
Abstellen des Webstuhles durch den Schussfühler die Aushebung derselben zwecks
Unterbrechung der Schaltung bewerkstelligt wird. Wie man erkennt, kann bei diesem
Regulator durch die Kulisse C der Klinkenhub und durch
Auswechseln des Wechselrades z3 die Triebwerkübersetzung geändert bezw.
eingestellt werden. Der Warenbaum Wb erhält bei dieser Anordnung den bei Fig. 78 (S. 587) erörterten Antrieb.
Textabbildung Bd. 319, S. 603
β) Intermittierend wirkende zwangläufige
Warenbaumregulatoren.
In der Anordnung des eigentlichen Triebwerkes gegenüber dem gewöhnlichen
zwangläufigen Warenbaumregulator nur durch die Einschaltung einer lösbaren Kupplung
verschieden, erhalten diese Betriebe durch den Umstand, dass die Ein- und
Auskupplung der letzteren von der Stellung des federnd in der Lade gehaltenen Kammes
abhängig gemacht wird, die Fähigkeit, bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen
bezüglich der Kettenablassvorrichtung eine anschliessende Schussanlage zu
ergeben,Da nun diese Art der Aneinanderreihung der Schussfäden geeignet ist,
etwaige Ungleichheiten in der Stärke derselben in dem Sinne auszugleichen, dass die
dickern Fäden mehr, die dünnern weniger Raum in der Gewebelänge zugewiesen erhalten,
mithin die Ware gleichmässig dicht erscheint, so werden diese Regulatoren wegen
dieser kompensierenden Tätigkeit als Kompensationsregulatoren bezeichnet.
Textabbildung Bd. 319, S. 603
Fig. 81.
Textabbildung Bd. 319, S. 603
Fig. 82.
Textabbildung Bd. 319, S. 603
Fig. 83.
Es ist selbstverständlich, dass prinzipiell jede vorkommende Type der zwangläufigen
Warenbaumregulatoren zur Ausgestaltung in einen Kompensationsregulator geeignet ist,
ebenso wie der Kompensationsregulator wieder durch Ausserbetriebsetzung seiner
Verbindung mit dem Ladenkamme zu einem stetig wirkenden Regulator umgewandelt werden
kann, dennoch hat sich ein gewisser Typus für dieses Triebwerk aus dem Grunde
eingebürgert, weil das ziemlich beschränkte Anwendungsgebiet spezielle Anforderungen
stellt, denen wieder nur eine besondere Anpassung zu entsprechen geeignet ist.
Behufs Klarlegung der Anordnung und Wirkungsweise dieser Regulatortype möge zunächst
an Hand der Figuren 84 bis 88 die allgemeine Einrichtung eines von der Webstuhlfabrik Rüti (vorm. C. Honegger)
herrührenden Kompensationsregulators besprochen werden. Auf der Achse des direkt
angetriebenen Warenbaumes Wb (Fig. 84) sitzt ein Schneckenrad S, in welches die Schnecke s eingreift. Letztere ist auf einer Welle w
aufgekeilt, welche lotrecht angeordnet ist und an ihrem obern Ende ein Handrad H und unterhalb der Schnecke ein Kegelrad k1 trägt, das, mittelst
eines Keiles ohne Anzug (Feder) gehalten, auf der Welle verschoben werden kann und
dadurch mit dem Gegenkegelrade k2 in oder ausser Eingriff gebracht wird; letzteres
zu dem Zwecke, um entweder nach Lösen des Zahneingriffes die Welle w mittelst des Handrades H
von Hand aus betätigen und den Warenbaum gegebenen Falls entsprechend einstellen zu
können, oder auch, wenn der Regulator als stetig wirkender arbeitet, durch
automatische Aushebung des Kegelrades k2 bei Schussfadenbruch oder Ablaufen des
Schussfadens, die selbsttätige Abstellung der Weiterschaltung zu bewirken.
Es sei zunächst nur die erstgenannte Aufgabe ins Auge gefasst. In der Fig. 85, die eine Vorderansicht dieses Getriebes
darstellt, ist die zu diesem Behufe angeordnete Handkurbel h ersichtlich gemacht, diese trägt einen horizontal auslegenden Arm, der
das Kegelrad, bei Linksdrehung von h ausser Eingriff
mit k2 hebt, eine
Stellknagge h' sichert die Haltung der Handkurbel h. Zwecks Einwirkung des Schussfühlers auf diese
Kupplung – bei stetig arbeitendem Triebwerke – dient
die Stange α, welche, wenn der Schussgabelwächter den
Stuhl abstellt, gleichzeitig nach rechts verschoben wird und mittelst des
zweiarmigen Hebels β die am untern Arme des letztern
befestigte Knagge h' nach links verschiebt, wodurch
wieder eine Mitnahme der Handkurbel h und eine
Auskupplung des Zahneingriffes bei k1, k2 stattfindet.
Textabbildung Bd. 319, S. 604
Fig. 84.
Textabbildung Bd. 319, S. 604
Fig. 85.
Im normalen Arbeitsgange des Regulators kämmen diese beiden Kegelräder miteinander
und k2 übermittelt an
die Schneckenwelle w die Schaltbewegung, die es selbst
durch seine Welle w1
empfängt. Auf dieser sitzt ein Zahnrad z1, das mit dem auf der vorgelegten Welle w2 aufgekeilten
Zahnrade z2 im
Eingriffe steht und hierdurch die dieser Welle durch das aufgesteckte Schaltgetriebe
erteilte Bewegung an w1
weiterleitet.
Dieses letztere besteht aus der auf w2 aufgekeilten und an ihrem Umfange mit einer
grossen Anzahl regelmässig ausgeteilten Schaltklinken versehenen Schaltscheibe R und einem auf der gleichen Welle aber lose sitzenden
Schaltrade R', in dessen Zähne die genannten
Schaltklinken eingreifen. Die beistehende Fig. 86
zeigt dieses Detail im vergrösserten Maassstabe.
Mit dem Schaltrade R' ist eine Kulisse C verbunden, welche durch die Stange t1 hin- und herbewegt
wird und deren den Hub abnehmender Stein je nach Lage der Fühlwalze f höher oder tiefer zur Einstellung gelangt. Eine
Bremse b sichert das Schaltwerk vor dem Vorlaufen. Die
dem Kulissensteine erteilte Hubbewegung empfängt die Stange t1 von der Ladenstelze L, indem durch eine an der letztern angebolzte
Uebertragungsstange t2
derzweiarmige Hebel l1 und die an dessen obern Arme angelegte Schubstange t3 zur Hin- und
Herbewegung gebracht wird und diese letztere durch die mit ihr verbundene Fallklinke
p die Nase n der ihr
vorgelegten Schubstange t4 zu einer Ausschwingung nach links veranlasse während ein Federzug die
Rückbewegung hervorbringt. Die Stange t4 ist mittelst des Hebels l2, Stein M
und Hebel l3 mit t1 verbunden, so dass
der stets gleichbleibende Hub der Klinke p an die
Kulisse C in verschiedener je nach Stellung des Steines
M bedingter Uebersetzung abgegeben wird, Die Feder
F1, die an dem
Drehbolzen des Hebels l1 befestigt ist, und den untern Hebelarm von l3 nach links zieht, besorgt die
Rückführung der Gestänge bezw. der Nase n, wenn diese
durch die Fallklinke p nach links gebracht und beim
Rückgange von p frei gegeben wird.
Textabbildung Bd. 319, S. 604
Fig. 86.
Würde diese Fallklinke stets in der gezeichneten Stellung gegenüber der Nase
verharren, dann würde sich ein kontinuierliches Hin- und Herschwingen des Gestänge
l2, l3, t1 und eine stetig
fortschreitende Regulatorschaltung ergeben, allein diese Kupplung der Stangen t3 und t4 durch Klinke p und Nase n ist es, die
der Einwirkung des Ladenkammes untersteht, welcher je nach seiner Stellung beim
Ladenanschlage eine Uebertragung der Bewegung von p auf
n gestattet oder verhindert.
Zu diesem Zwecke ist an der Stuhlwand ein Winkelhebel x,
y angeordnet, der mit seinem horizontalen Arme y den auf der Klinke p seitlich angebrachten
Bolzen p'
untergreift (Fig. 87), und es ist begreiflich, dass je nach
Stellung dieses als Auflauffläche (entsprechend m in
der schematischen Fig. 62) dienenden
Armes der Bolzen p' und mit ihm die Fallklinke p höher oder tiefer eingestellt sein kann und daher die
Möglichkeit bei n einzufallen, der Klinke dann benommen
sein wird, wenn in dem entsprechenden Momente der Hebel y nicht tief genug steht. Der mit letzterem verbundene lotrechte Arm x trägt einen Stellstift, welcher einem im Ladenklotze
federnd gehaltenen und durch den untern Kammstab stets nach Maassgabe der
Kammstellung vorgedrängten Finger q gegenüber steht (s.
Fig. 88). Liegt beim Ladenanschlage der Kamm in
seiner Normalstellung oder wird er durch den Warenrand nicht weit genug
zurückgedrängt, so wird bei dieser Ladenstellung der genannte Finger den Hebelarm
x vorstossen und die Falle p wird über die Kante der Nase n gehoben
sein, der Regulator daher, ausgekuppelt, keine Schaltung bewirken. Bei jedem
Ladenschlage weicht der Kamm aber entsprechend dem vorarbeitenden Warenrande mehr
zurück und es wird bei Erreichen einer gewissen Auslenkung desselben dem Finger
nicht mehr möglich werden, auf x y einzuwirken, die
Fallklinke p kann ungehindert bei n einfallen und die Schaltung wird vor sich gehen.
Textabbildung Bd. 319, S. 605
Fig. 87.
Textabbildung Bd. 319, S. 605
Fig. 88.
Behufs Ermöglichung dieser Betätigung ist der Kamm in der Lade schwingend und nur
durch Federandruck in der Normalstellung gehalten, angebracht. Fig. 88 zeigt im Detail diese Anordnung. Der Kamm
liegt in einem Rahmen, dessen Seitenwände i drehbar um
die Achse o angeordnet sind. Die Federn F2, die an horizontal
beiderseits auslegenden mit dem Rahmen verbundenen Armen angreifen und an den
Ladenstelzen gehalten sind, werden entweder in der gezeichneten Art oder behufs
stärkerer Wirkung bei Bolzen d2 angehängt und suchen den Kamm stets in seiner
Normalstellung zu halten, ihre Zugkraft kann durch die Flügelmuttern reguliert
werden. Arbeitet die Ware bei stillstehender Kette vor, so wird beijedem
Ladenanschlage die Nachgiebigkeit der Kammlagerung ein Zurückweichen des Blattes
nach Maassgabe des fertiggestellten Gewebestreifens ermöglichen.
Während des Schützendurchganges ist es zweckmässig, den Kamm möglichst sicher in
seinem an der Ladenbahn dichten Anschlusse zu erhalten und aus diesem Grunde
unterstützt man die Wirkung der Schraubenfedern F2 durch die Blattfedern F3, welche beim Auslegen der Lade den
ebenerwähnten horizontalen Arm des Kammrahmens unterstützen, indem sie die an diesen
angebrachten Rollen d1
nach aufwärts pressen.
Endlich wird der Regulator noch mit einer Einrichtung ausgestattet, welche es
ermöglicht, die Ein- und Ausrückung der Schaltwerkskupplung p, n durch den Kartenlauf der Schaft- oder Jacquardmaschine, also in
vorher genau bestimmter Weise zu betätigen. Denkt man sich den Winkelhebel je, y ausser Betrieb gesetzt und den den Klinkenbolzen p' ebenfalls untergreifenden Hebel g (Fig. 87) durch eine
Platine angehoben, so ist das Schaltwerk ausgekuppelt, wenn dann die Platine g senken lässt, greift p
wieder in n ein und der Regulator schaltet.
Man macht von dieser Einrichtung Gebrauch, um in regelmässiger Folge Schaltungen mit
Schaltungsunterbrechungen abwechseln zu lassen, wie dies bei Eintragung von
Lanzierschussfäden zweckmässig ist.
In der gegebenen Beschreibung ist der Regulator in seiner allgemeinen Einrichtung
dargestellt, aus welcher durch entsprechende Einbeziehung bezw. Ausschaltung
einzelner Teilvorrichtungen seine spezielle Anordnung behufs stetig verlaufender
oder intermittierender Schaltung erhalten wird. Er kann nach Maassgabe des
herzustellenden Gewebes für die eine oder die andere Betätigung vorgerichtet werden
und da die Wirkungsweise als stetig; wirkender Regulator auf bereits erledigte
Feststellungen zurückgeführt werden kann, so möge zunächst diese kurz skizziert
werden.
1) Wirkungsweise als stetig wirkender
Regulator.
Wird die lösbare Kupplung p, n der Stangen t3 und t4 aus dem Triebwerke
ausgeschaltet, bezw. durch eine feste Verbindung dieser beiden Stangen, etwa durch
eine Verstiftung mittels eines durchgesteckten Schraubenbolzens ersetzt, der
Hebelarm x der Einwirkung des Kammfingers entzogen und
der Kamm selbst durch Verlegen des Angriffspunktes der Federn F2 auf den weiter
herausstehenden Hebelarmbolzen d2 kräftiger an die Ladenbahn angedrückt evtl. durch
eine Verschraubung in der Lade festgehalten, so erscheint das Triebwerk als ein
spezieller Fall eines zwangläufigen stetig wirkenden Warenbaumregulators, Die
Schaltung findet ununterbrochen – Schuss um Schuss – von der Ladenstelze L abgenommen statt, indem diese durch das Gestänge t2
l1
t3, t4, l2, l3 und t1 die Kulisse C und über R', R, z2, z1, k2, k1, s das Schneckenrad
S und somit den Warenbaum Wb antreibt.
Desgleichen kann man durch Abstellen des Winkelhebels x,
y und Festlegung des Kammes bei Gebrauchnahme der dann vom Kamm
unbeeinflussten Kupplung p, n eine stetige bezw. nach
Maassgabe der Betätigung des Hebels g regelmässig
unterbrochene Schaltung erzielen.
In beiden Fällen wirkt ersichtlicherweise das Getriebe als direkter
Schraubenradregulator, dessen Schaltgrösse durch entsprechende Einstellung des
Steines M bestimmt werden kann und durch die Anordnung
der Fühlwalze f und Kulisse C konstant erhalten wird.
Aus Fig. 84 ist ersichtlich, dass die Fühlwalze f ihre beim Anwachsen des Warenbaumdurchmessers stetig
erfolgende Anhebung direkt auf die Stange t1 bezw. den Stein der Kulisse C überträgt, indem t1 von einer lotrecht von dem Zapfenlager der
Walze herabgehenden Zugstange gefasst wird.
Da der Fühlwalzenhub ersichtlicherweise entsprechend der angewendeten
Hebelübersetzung verkleinert auf die Kulisse übertragen wird, so muss der
Anfangsradius der Kulisse in gleichem Verhältnisse kleiner sein als der
Anfangsradius des Warenbaumes.
Die grosse Anzahl der Schaltklinken, die im Umkreise des Schaltrades verteilt sind,
gestattet eine sehr kleine Schaltabstufung, das Getriebe ist insofern interessant,
als hier das Schaltrad angetrieben und die Klinkenscheibe von ersterem weiter bewegt
wird.
Die hier in Anwendung stehende Einrichtung eines aus zwei durch einen Stein
verbundenen Hebeln bestehenden Hebelsystems zwecks Aenderung der Schaltgrösse durch
Verstellung des gemeinsamen Steines wird auch bei Kettenbaumregulatoren (Fig. 49, S. 521) verwendet.
Wird der Webstuhl bei Schussfadenbruch oder Auslaufen der Schussspule durch den
Schussfühler abgestellt, so tritt die Ausrückung des Regulatorgetriebes durch die
Stange α, Hebel β und
Knagge h' wie oben bereits beschrieben in Funktion.
In der eben erörterten Anordnung charakterisiert sich der Regulator als ein stetig
schaltender zwangläufiger und direkt wirkender Warenbaumregulator, der eine
gleichstufige Schussanlage ergibt und dessen Schaltgrösse durch die Einstellung der
Hubgrösse des Schalthebels gegeben erscheint. Gegen die einfacheren Typen dieses
Systems von Warenaufwickelvorrichtungen, mit denen er die technologischen
Eigenschaften vollkommen teilt, unterscheidet er sich durch die Anwendung des
Kulissen-Fühlwalzenapparates einer Ausgestaltung, die durch seine direkte Betätigung
des Warenbaumes erforderlich wird. Der Entfall des das Getriebe sonst
vereinfachenden Sandbaumes ist durch seine Anwendung für Seidenwebstühle begründet,
die empfindlichen Gewebe würden durch den Sandbaum zu sehr leiden.
Desgleichen weicht er von den üblichen Einrichtungen in der Art der Hubverstellung
des Schalthebels ab und aus diesem Grunde möge hier im Anschlusse eine
Gegenüberstellung der verschiedenen Einrichtungen Raum finden, durch welche die
Schaltgrösse bezw. die erzielte Schussdichte geändert wird.
Es kommt hier neben der eben besprochenen Anordnung einer gleichzeitigen Aenderung
der Uebersetzung zweier Hebel (l2 und l3 durch Verschieben des Steines M) noch die einfache proportionale Aenderung der
Hubgrösse des Schalthebels bei Schraubenregulatoren der Type Fig. 66 und die Auswechselung eines Wechselrades in
Betracht.
Textabbildung Bd. 319, S. 606
Fig. 89.
Der einfache Stirnradregulator hat zwischen der erzielten Schussdichte und der
Zähnezahl des angewendeten Wechselrades die Beziehung ergeben (Gleichung 43)
n w = H =
konstant.
Graphisch stellt diese Beziehung eine gleichseitige Hyberbel H (Fig. 89) dar, wobei
die Abszissen die jeweiligen Zähnezahlen des Wechselrades w und die Ordinaten die zugehörigen Schussdichten n ergeben.
Die Abhängigkeit der Schussdichte von dem Klinkenschalthube bei
Schneckenradregulatoren wurde erhalten mit (Gleichung 45)
n = Hs
Textabbildung Bd. 319, S. 606
Fig. 90.
wobei s die reduzierte Zähnezahl
des Schaltrades vorstellt. Diese Beziehung ergibt graphisch dargestellt eine unter
dem Richtungswinkel a (Fig.
90) liegende Gerade G, wenn tg α = H gemacht wird. Diese direkte Proportionalität
zwischen der Schussdichte und der Variabeln s findet
nur in dem Sinne statt, dass letztere die Zähnezahl des auszuwechselnden Schaltrades
vorstellt und die Schaltgrösse der Klinke mit der jeweiligen Zahnteilung in Einklang
gebracht wird. Bezieht man dagegen die Schussdichte auf die veränderliche Länge des
die Schaltung abgebenden Antriebhebelarmes, etwa entsprechend der Anordnung Fig. 66, so wird die Schussdichte von diesem derart
abhängig erscheinen, dass wieder
n=\frac{A}{h}
hervorkommt, wobei A eine
Konstante und h den veränderlichen Hebelarm
bedeuten.
Es folgt dies einfach aus dem Umstände, dass die für ein Bewegungsspiel des Stuhles
abgezogene Gewebelänge dem Hube des Antriebshebels proportional ist; dieser Hub wird
mit einer bestimmten Uebersetzung etwa k an den
Sandbaum übertragen, daher ist, da das Ausmaass des Hubes von dem Hebelarme h direkt abhängt, die Gewebschaltung \frac{1}{n} eine
dem Hebelarme h proportionale Grösse, mithin
\frac{1}{n}=k\,\cdot\,h
woraus eben
n=\frac{1}{k\,\cdot\,h}=\frac{A}{h}
resultiert.
Es gilt also, bei dieser Voraussetzung, auch ein hyperbolisches Gesetz, n h = konstant, zwischen der Schussdichte und dem
Antriebshebelarm des Schaltwerkes; trifft dagegen die Veränderlichkeit einen
Hebelarm des Triebwerkes derart, dass dessen Einflussnahme die umgekehrte ist, die
Gewebeschaltung daher seiner Länge umgekehrt proportional ausfällt, nach
\frac{1}{n}=\frac{k}{h}
so wird
n=\frac{h}{k}=A\,\cdot\,h
erhalten und die Schussdichte ist dem veränderlichen
Schalthebel direkt proportional.
Textabbildung Bd. 319, S. 607
Fig. 91.
Strenge genommen haben diese Beziehungen in den Diagrammen Fig. 89 und 90 nur einen theoretischen
Ausdruck erhalten, da die Abstufung nur sprungweise und nur bei Anwendung eines
Klemmschaltwerkes stetig erfolgt. Statt der in den Figuren verzeichneten
kontinuierlichen Linienzüge H und G ergeben sich diskontinuierliche, da sowohl die
Abstufung der Wechselräder stets um zumindest einen ganzen Zahn – die Abszisse also
um eine Einheit – erfolgt, wie dies Fig. 89 andeutet
und bei Aenderung des Klinkenhubes die Schaltabstufung von der Teilung abhängig
ist.
Das dritte bei dem vorliegenden Regulator zur Anwendung gebrachte Verfahren den
Schalthub zu verändern, kennzeichnet sich dadurch, dass gleichzeitig zwei
aufeinanderfolgende Hebelarme, der die Bewegung abgebende und der die Bewegung
empfangende, geändert werden.
In Fig. 91 ist die Anordnung schematisch dargestellt.
Der um o drehbare Hebel o
a schwingt symmetrisch um eine Mittelstellung o
o' und nimmt hierbei durch den stellbaren Bolzen m den um o' drehbaren zweiarmigen Hebel b o' c mit, von welchem aus etwa bei c die Bewegung auf das Klinkengetriebe abgeleitet wird.
Durch Verstellung des Bolzens m auf Hebel o a wird der übertragende Hebelarm o m dieses letzteren und gleichzeitig der empfangende
m o' des Hebels o' b
und die Grösse des halben Ausschlages c c', dem der
Schalthub proportional ist, geändert.
Sind die Hebelarme verhältnismässig gross genug und der Ausschlagwinkel α klein, so kann c c' = y
angenähert folgenderart bestimmt werden:
y : o' c' = m m' : m' o'
y=\frac{o'\,c'\,\cdot\,m\,m'}{m'\,o'}
Wird o m' als Veränderliche x eingeführt, so ist
m m' = x
tg α
m' o' = o o' –
x und
y=\frac{o'\,c'\,\cdot\,x\,\mbox{tg}\,\alpha}{o\,o'-x} . . . . 47)
o' c' kann mit geringer Vernachlässigung als konstant
betrachtet werden, setzt man dann o' c' . tg α = p und o o' = q so übergeht Gleichung 47) in die Form
y=\frac{p\,x}{q-x} . . . . . 48)
d. i. die Gleichung einer Hyperbel, die in die Form
gebracht werden kann:
(y + p) (q – x) = pq . . . . 49)
Die Hyperbel H in Fig.
91 zeigt graphisch den Verlauf dieser Funktion. Man erhält diese Kurve,
wenn man im Abstande p die Abszissenachse A B parallel zu o o'
errichtet und die Ordinatenachse durch o' legt. Jene
mit diesen beiden Achsen als Asymptoten errichtete Hyperbel H, die durch den Punkt o geht, ist die
verlangte Kurve, denn sie genügt dem Gesetze (Gleichung 49)
(y
0
+ p) (q – x
0
)=p q.
Da nun die Schaltgrösse direkt proportional dem Werte y
ist, so erkennt man, dass angenähert gleichfalls ein hyperbolisches Gesetz zwischen der Schussdichte und der eingestellten
Hebelarmlänge besteht, mit welchem man die einzelnen Schussdichtenzahlen ermitteln
kann.
Die Hubverstellung y erhält man nach Gleichung 48)
mit
y=\frac{p\,x}{q-x},
ist wieder n die Schussdichte, so
ergibt sich die Abhängigkeit zwischen dieser und dem Schalthube in der Form
n=\frac{A}{y}
wenn A eine Konstante bedeutet.
Daher folgt weiter
n=\frac{A}{p\,x}\,(q-x)
n=\frac{A\,q}{p\,x}-\frac{A}{p}
Setzt man
\frac{A}{p}=k
einer Konstanten, so ist
n=\frac{k\,q}{x}-k
und
(n + k) x = k q . . . . . 50)
einem hyperbolischen Gesetze der Abhängigkeit zwischen n und x entsprechend.
Man könnte wohl den Hebel derart mit einer Skala versehen, dass die entsprechenden
Teilstriche mit den jeweilig sich ergebenden Schussdichten beziffert wären, doch
begnügt man sich meistens mit einer gleichmässig fortschreitenden und fortlaufend
bezifferten Einteilung und gibt dem Getriebe eine Tabelle mit, aus welcher für jeden
Stand des Steines die jeweilig entfallende Schussdichte zu entnehmen ist.
Wird die feste Verkupplung zwischen dem Regulatorgestänge durch eine fallweise
eintretende ersetzt, welche zwischen der Klinke p und
n stattfindet, wird ferner der Blattrahmen nur
federnd eingelegt und das Hebelsystem xy in seiner
Stellung von demselben abhängig gemacht, so kann der Regulator unter bestimmten
Voraussetzungen bezüglich des ihm zugeordneten Kettenablassgetriebes eine
intermittierende Schaltung und die Kompensation ungleich starker Schussfäden bei
anschliessender Schussanlage erzielen. Die technologische Wirkungsweise dieser
Auswertung des Regulators möge nachstehend behandelt werden.
(Fortsetzung folgt.)