Titel: | Neuere Untersuchungen über die Wirkungsweise des Fritters. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 617 |
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Neuere Untersuchungen über die Wirkungsweise des
Fritters.
Neuere Untersuchungen über die Wirkungsweise des
Fritters.
Die Wirkungsweise der Frater. Ueber die
Wirkungsweise der aus Feilspänen gebildeten Fritter sind die Ansichten noch
ungeklärt, denn während eine Seite die Bildung leitender Brücken und das
Ueberspringen von Fünkchen zwischen den einzelnen Feilspänen behauptet, wird dies
von anderer Seite insbesondere von Tissot, welcher den
Fritter sehr eingehend untersuchte, entschieden bestritten, indem es ihm weder
gelungen ist, diese Brückenbildung und das Ueberspringen der Fünkchen unter dem
Mikroskope wahrzunehmen, noch ein Bild der Funkenbildung auf einer photographischen
Platte trotz mehrstündiger Einwirkung zu erhalten.
G. T. Hanchett hat nun in neuerer Zeit die
Fritterwirkung wiederholt unter dem Mikroskope beobachtet und hierbei Ergebnisse
erzielt, welche neues Licht auf diesen bisher noch ziemlich dunklen Gegenstand zu
werfen scheinen. Der von Hanchett hierbei eingehaltene
Vorgang ist folgender: Auf dem Objektträger eines Mikroskopes wurden zwei Drähte
mittels Schellack so befestigt, dass sie ungefähr 0,8 mm voneinander abstanden.
Einer dieser Drähte stand mit der Erde in Verbindung. Der andere Draht verblieb
entweder frei auf dem Objektträger oder wurde mit einem Luftleiter verbunden. Wurden
nun von einer zweiten Stelle in einiger Entfernung elektrische Wellen erzeugt und
die Drähte so vor das Mikroskop gebracht, dass dessen Brennpunkt auf den
Zwischenraum zwischen diesen beiden Drähten fiel, so konnte ein Strom von Funken
wahrgenommen werden, der von einem Draht auf den anderen überging und unter dem
Mikroskop sehr mächtig erschien. Wurden feine Nickelfeilspäne zwischen beide Drähte
gebracht, so zeigte sich unter der Einwirkung elektrischer Wellen eine ganz
deutliche Bewegung dieserSpäne, welche sich ordneten, wobei fortwährend Funken
sprühten. Nach kurzer Zeit der Welleneinwirkung hörte die Bewegung der Teilchen und
der Funkenübergang auf. Hanchett gelangt auf Grund
dieser Versuche zu der Anschauung, dass die Wirkungsweise der Fritter nur auf der
Einstellung der Feilspäne unter der Einwirkung elektrostatischer Kräfte beruhe,
wobei der Uebergangswiderstand der einzelnen Teilchen dadurch herabgedrückt wird,
dass sich die einzelnen Teilchen zusammenschieben und dadurch in engere Berührung
treten.
Dementgegen wendet John Härdén, Ingenieur der General Electric Co. ganz richtig ein, dass die
Anschauung, eine durch elektrostatische Kraft verursachte Bewegung führe eine
Widerstandsverminderung herbei, wenig Wahrscheinlichkeit für sich habe, da
mechanische Erschütterungen, welche eigentlich die Späne näher bringen sollten,
gerade die umgekehrte Wirkung hervorrufen. Ausserdem tritt ja auch die
Fritterwirkung ebenso gut zwischen schweren soliden Körpern auf, bei welchen eine
durch elektrostatische Anziehung verursachte Bewegung nicht in Frage kommen kann.
Nach Härdéns Ansicht erleichtert die Bewegung der
Metallteilchen das Uebergehen der Fünkchen, allein das Fritten selbst beruht auf
einem Zusammensintern der scharfen Ecken, somit auf einer Brückenbildung durch
losgelöste Teilchen. Nach den eigenen Beobachtungen trat der Funken und
Brückenbildung stets auf, wenn eine frittende Wirkung festzustellen war. Die
Fünkchen sind dabei aber oft so klein, dass sie nur mit vollkommen ausgeruhtem Auge,
in verdunkeltem Raume, bei ziemlicher Vergrösserung wahrzunehmen sind. Andernfalls
konnte wohl eine Bewegung der Späne ohne Funkenbildung, und ohne dass eine
Fritterwirkung auftrat, wahrgenommen werden. In diesem Falle war eben die
Spannungserhöhung nicht gross genug. Härdéns ist auf
Grund dieser Erfahrung der Ansicht, dass die Fritterwirkung zwischen festen und
flüssigen Körpern auf durch Funken hervorgerufener Brückenbildung beruhe. Bei
elektrochemischen Wellenanzeigern ist die Ursache des Vorganges jedoch anderer
Natur.
A. H. Taylor hat die sogenannten einkontaktigen Fritter
einer eingehenden Untersuchung unterzogen, und zwar nur in bezug auf solche Fritter,
welche unter der Einwirkung elektrischer Schwingungen eine Widerstandsverminderung
aufwiesen. Er unterscheidet hierbei zwei Arten von Frittern, und zwar solche, bei
welchen der Anfangswiderstand ein unendlicher ist und wieder solche, bei welchen der
Anfangswiderstand hoch aber endlich ist. Die Fritter der ersten Art lassen sich
ungemein schwer einstellen, da der Abstand der beiden Kontakte ein ganz bestimmter
sein muss, sich jedoch unter Einwirkung der Erschütterung beim Entfritten leicht
ändert. Bei diesen Frittern ist die Entfrittung stets eine vollkommene, aber sie
sind viel weniger empfindlich als die zweite Art der Fritter mit unvollkommenem
Kontakte, welche jedoch wieder den Nachteil haben, dass sie nach dem Entfritten nie
wieder in ihren Normalzustand zurückkehren.
Textabbildung Bd. 319, S. 618
Fig. 1.
Für die Versuche wurde als einkontaktiger Fritter ein Relais mit Nickelkontakten
verwendet, dessen Schaltung aus Fig. 1 zu ersehen
ist. Der Lokalstromkreis ist geöffnet, wenn der Anker des Relais R angezogen wird. Das Relais R, der empfindliche Fernhörer F und das
Trockenelement B sind durch den Anker G und den Kontakt D zu
einem Stromkreise verbunden. Ausserdem steht das eine Ende der in Serie geschalteten
Relaiswindungen mit dem Luftdrahte L, das andere Ende
mit der Erde E in Verbindung. Der Kondensator C ist zu dem Relais im Nebenschluss geschaltet und hat
den Zweck, die Signale durch die Gegenwirkung zu der im Relais auftretenden
Selbstinduktion schärfer zu gestalten. Ohne diese Kapazität würde diese
Selbstinduktion den Fritter, bei feiner Einstellung des Kontaktes in Tätigkeit
setzen. Als Relais gelangte ein Dosenrelais von 179 Ohm Widerstand zur Verwendung.
Der Fernhörer hatte einen solchen von 100 Ohm, und der Widerstand des Kontaktes bei
D schwankte zwischen 350 Ohm und 30 Ohm. Das Relais
wirkt bei gewöhnlicher Einstellung wie ein Unterbrecher, und wurden, um als
Wellenempfänger benutzt werden zu können, Anker und Kontakt so enge eingestellt und
die Ankerfeder so weit angespannt, bis das im Fernhörer auftretende, surrende
Geräusch eben aufhörte. Traf nun den Kontakt eine elektrische Welle, so hörte man in
dem Fernhörer ein rasselndes Geräusch, welches so lange andauerte, als die Welle
wirkte. Dieses Geräusch war je nach der Intensität der Wellen bezw. der Entfernung
des Senders vom Empfänger mehr oder minder kräftig. Der Apparat erwies sich so
empfindlich, dass er bereits durch den Unterbrechungsfunken eines etwa 30 m
entfernten Relais, oder den eines 10 m entfernten Weckers, welcher nur mit einer
Batteriespannung von 1,5 Volt betrieben wurde, zum Ansprechen gelangte. Durch den
Funken eines elektrischen Strassenbahnwagenswurde er bereits auf eine
Entfernung von 400 m in Tätigkeit gesetzt. Bei der Verwendung von Platinkontakten
war das Relais als Fritter nicht zu gebrauchen. Ein anderer einkontaktiger Fritter
wurde unter Benutzung eines Sphärometer (Instrument zum Messen der Stärke sehr
dünner Blättchen) hergestellt. Der wesentliche Teil dieses Instrumentes besteht aus
einer mit einem Dreifusse verbundenen, genau geschnittenen Mikrometerschraube. Zum
Messen der Stärke des zu untersuchenden Gegenstandes wird der Dreifuss auf eine
ebene Platte gesetzt und die Schraube bis zu dessen Berührung gesenkt. Wird nun das
in bezug auf die Dicke zu messende Plättchen unter die Spitze der Schraube
geschoben, so muss die Schraube um eine leicht zu messende Höhe gehoben werden,
damit sich das Sphärometer nicht bei einem leichten Anstoss um die Spitze der
Schraube dreht. Die gefundene Hubhöhe gibt dann die Dicke des Plättchens an. Zum
Zwecke der Herstellung des Fritters wurde auf die Spitze der Mikrometerschraube ein
kleines Stückchen Nickel als Kontakt gesetzt und auf die Metallunterlage, jedoch von
dieser isoliert, ein Nickelplättchen eingelassen. Durch die Mikrometerschraube
konnte der Abstand zwischen den beiden Nickelstücken bis auf 0,001 mm genau
eingestellt werden und soll dieser Fritter bei hinreichend genauer Einstellung ganz
gute Ergebnisse geliefert haben. Ein dritter von Taylor
hergestellter Fritter, welcher eine verbesserte Form des soeben beschriebenen
Fritters darstellt, ist in Fig. 2 zur Ansicht
gebracht. In derselben bedeutet Mh eine Messinghülse,
in welcher die Mikrometerschraube M und die eigentliche
Kontaktschraube K, und zwar letztere isoliert, geführt
wurde. U stellt die Unterlage dar, auf welcher der
obere Teil Mh einesteils mit der Mikrometerschraube M, anderenteils mit dem Zapfen S aus gehärtetem Stahl ruhte. T ist eine
Teilscheibe mit 100 Teilstrichen. Ein Teilstrich an dieser Scheibe gibt eine
Aenderung von 0,0037 mm im Abstande der Kontakte. Die rohe Einstellung erfolgte
hierbei durch Verstellen der Kontaktschraube K, die
feinere Einstellung hingegen durch die Mikrometerschraube M. Die empfindlichste Einstellung dieses Fritters wurde durch dessen
Einschaltung in einen Lokalstromkreis erreicht, deren Strom durch Veränderung der
Batteriespannung und des Widerstandes so einreguliert wurde, dass sich die
Stromstärke zwischen 0,0007 und 0,1 Ampère bewegte. Sodann wurde der Fritter durch
Drehen an der Mikrometerschraube so eingestellt dass der Strom an den Kontakten
annähernd 30 v. H. des vorher angegebenen Wertes betrug.
Textabbildung Bd. 319, S. 618
Fig. 2.
Die mit diesem Fritter ausgeführten Versuche ergaben folgendes: Der elektrische
Widerstand an den Kontakten des Fritters hängt von dem Abstande der Nickelkontakte
ab. Die Empfindlichkeit ist von der Batteriespannung des Lokalstromkreises abhängig
und darf diese Spannung nie mehr als 2 Volt betragen. Dieser Fritter wird von den
kleinsten äusseren elektrischen Störungen und von den leisesten mechanischen
Erschütterungen beeinflusst. Selbst wenn der Fritter auf einen massiven Eisenblock gesetzt und ganz
von Kupfer umgeben ist, lasst sich die Einwirkung des elektrischen Funkens eines
gewöhnlichen Weckers nachweisen. Nach Taylor sind in
diesem Falle die elektrischen Einwirkungen auf elektrische Impulse zurückzuführen,
die sich in den Zuführungsdrähten des Fritters ansammeln. Die Empfindlichkeit gegen
mechanische Erschütterungen ist daraus zu ersehen, dass das Knarren eines Stuhles,
sowie lautes Sprechen den Fritter in Tätigkeit versetzten. Um den Fritter gegen
diese Erschütterungen weniger empfindlich zu machen, wurde er auf eine feste
Unterlage mit einem Polster aus Baumwolle gesetzt, und ausserdem noch durch ein um
denselben gelegtes Gummiband G geschützt. Dessgleichen
wurden die aus dünnen, weichen Drähten bestehenden Zuführungsdrähte unbeweglich an
der Unterlage befestigt, um so eine Fortpflanzung der Erschütterung durch die Drähte
hintanzuhalten.
Textabbildung Bd. 319, S. 619
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 319, S. 619
Fig. 4.
Werden die Berührungsflächen zwischen den beiden Kontakten noch so klein hergestellt,
so sind in Wirklichkeit doch eine grosse Reihe äusserst kleiner Elementpaare
anzunehmen, die parallel zueinander stehen aber verschiedene Entfernung voneinander
haben, Demnach kann der Fritter unter dem Einflüsse elektrischer Schwingungen nicht
sofort die volle Empfindlichkeit erreichen und nimmt sie erst nach und nach an. Um
dies zu erweisen wurde die Anordnung (Fig. 3)
benutzt.
B ist eine mit einem Potentiometer D verbundene Sammlerzelle. Durch das Potentiometer
konnte die Spannung zwischen 0,05 bis 1,8 Volt nach Bedarf abgeändert werden, A ist ein Millivoltmeter, F der Fritter, R ein Widerstand. Der
Kondensator K mit einer Kapazität von 0,5 Mikrofarad
konnte mittels der Taste T entweder mit dem Fritter
odermit dem Galvanometer G verbunden werden.
Zwischen dem Kondensator und dem Fritter wurde ein Widerstand W von 36000 Ohm geschaltet, um plötzliche Schwankungen
des Potentiales zu verhüten. Mittels dieser Einrichtung stellte Taylor fest, dass der Fritter drei verschiedene Stufen
der Empfindlichkeit besitzt, Anfänglich findet nur ein schwacher Stromübergang über
den Kontakt statt. Allmählich steigt das Potentiale hoch genug um eine Leitung durch
metallische Jonen hervorzurufen. Durch längere Zeit bleibt hierauf das Potential
ziemlich gleichmässig, um dann schrittweise in das dritte Stadium überzutreten, in
welchem die Kontakte durch den Strom des Lokalkreises zusammengeschweisst werden,
von welchem Zeitpunkte an der Fritter gegen Welleneinflüsse unempfindlich bleibt.
Die in Fig. 4 und 5
dargestellten Empfindlichkeitskurven, wie solche auf Grund der Versuchsergebnisse
zusammengestellt wurden, zeigen das Verhalten dieses Fritters, und bezieht sich
Kurve I auf reine, II auf unreine Kontakte in Oel, III auf reine und IV auf
teilweise oxydierte Kontakte in Luft, V auf reine Kontakte in Oel nach zweitägigem,
VI auf reine Kontakte in Oel nach dreitägigem Stehen an der Luft, VII auf reine
Kontakte in Luft unter dem Einfluss grösserer Stromstärken und Kurve VIII auf reine
Kontakte in Luft unter dem Einflüsse grösserer Stromstärken, nachdem vorher ein
Strom von 0,5 Amp. durch die Kontakte gesandt wurde.
Textabbildung Bd. 319, S. 619
Fig. 5.
Aus diesen Kurven geht hervor, dass Fritter mit reinen Kontakten viel empfindlicher
sind, als solche mit teilweise oxydierten Kontakten und dass ein Schutz der Kontakte
gegen die Einwirkung der Luft dessen Empfindlichkeit erhöht. Dieser Schutz ist
jedoch nur solange wirksam, als die Schutzhülle, in diesem Falle das Oel, wie das
aus den Kurven V und VI zu ersehen, nicht von der Luft durch längere Zeit
beeinflusst wird. Es wird also bei Kontakten unter Oel das Oel häufig zu erneuern
und ausserdem für Reinhaltung der Kontakte Sorge zu tragen sein.
Die Stromstärken des Lokalkreises üben einen ganz bedeutenden Einfluss aus, und ist
daher die Anwendung kräftigerer Ströme tunlichst zu vermeiden. Die Ursache der
Erscheinung, dass die Fritter bei starken Strömen weniger empfindlich werden, ist
wohl darin zu suchen, dass die aufgewendeten Ströme hinreichend Wärme entwickeln, um
die Kontakte auszudehnen und hierdurch näher aneinander zu bringen.
(Schluss folgt.)