Titel: | Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle. |
Autor: | Siegm. Edelstein |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 619 |
Download: | XML |
Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen
Webstuhle.
Von Prof. Siegm. Edelstein.
(Fortsetzung von S. 607 d. Bd.)
Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle.
2) Wirkungsweise als
intermittierend schaltender Regulator.
Wenn der Regulator seiner Aufgabe, die Ungleichheiten der Schussfadenstärke zu
kompensieren, gerecht werden soll, so muss seine Schaltung eine intermittierende
sein, und dieses setzt voraus, dass die Schaltbewegungder Kette überhaupt nur
eine nach Maassgabe seiner Tätigkeit bestimmte, nur von ihm abhängige, ist. Diese
Bedingung schliesst die Einschränkung in sich, dass das dem Kompensationsregulator
zugeordnete Kettenablassgetriebe ein passives sei, da
eine aktiv wirkende Kettablassvorrichtung den für die dichte Heranbringung der Schussfäden
notwendigen Stillstand der Kette beeinträchtigen
würde.
Wird dieser Bedingung Genüge geleistet und die Kette durch eine Bremse
zurückgehalten, so ergibt das eigentümliche Spiel des Regulators eine anschliessende Schussanlage, indem jeder neu eingelegte
Schussfaden erst dann einen Rückdruck auf den Kamm, behufs dessen Auslenkung
bewirken kann, bis er selbst an den vorangehenden herangekommen ist.
Das Maass dieser Herandrängung – die erzielte Schussdichte – ist von einigen
Umständen abhängig.
Ersichtlicherweise ist zunächst die Grösse der Kammfederspannung von Einfluss, da die Grösse derselben direkt als
Reaktion von dem sich bildenden Gewebestreifen aufgenommen werden muss. Da die sich
immer mehr, nach Maassgabe der Auslenkung des Blattes, dehnende Feder einen immer
grösser werdenden Widerstand der Auslenkung entgegensetzt, so erscheint es
zweckmässig, die letztere nicht zu gross werden zu lassen, um eine möglichst
gleichmässige Einwirkung auf die Schussfäden zu erzielen.
Aber auch die Spannung der Kette äussert einen Einfluss
auf die Schussdichte. Es ist begreiflich, dass eine stark gespannte Kette die durch
die Abbindung hervortretenden Ablenkungen der beiden Fadensysteme mehr auf das
Schussmaterial überwälzt und da die Kraftrichtung des Blattandruckes den Schussfaden
senkrecht auf seine Achse trifft, wird er sich längs der straff gespannten Kettfäden
leichter vorwärts schieben lassen, als wenn bei lockerer Spannung der Kettfäden
diese letzteren beträchtliche Abkrümmungen an der Bindestelle aufweisen. Das
andrückende Blatt wird im letzteren Falle den Schussfaden nur unter gleichzeitiger
Mitnahme einer entsprechenden Kettfadenlänge vorwärts drängen können, da die Abkrümmungen der Kettfaden einem Gleiten des
Schussfadens unter demselben einen umso grösseren Widerstand entgegensetzen, je
wesentlicher sie hervortreten und je näher der Schussfaden an den vorhergehenden
herankommt.
Das Resultat dieser Erscheinung wird also darin bebestehen, dass die Ware mehr als
gewünscht vorarbeitet, die Schussdichte sonach eine geringere wird, eine Tatsache,
die übrigens auch beim einfachen zwangläufigen Regulator insofern in Betracht
gezogen werden muss, als auch dort die Kettenspannung einen entsprechenden Betrag
erhalten muss, um ein Vorarbeiten der Ware zu verhindern.
Neben diesen durch die getroffene Einstellung der Stuhlvorrichtung gegebenen
Umständen haben auf die erzielte Schussdichte und Schussanlage noch die besondere Beschaffenheit des Schussfadens und die zu erstellende Bindung des
Gewebes Einfluss, insofern, als sich ein schwach gedrehter, weicher
Schussfaden schlüssiger an seinen Vorgänger anlegt, als ein härter gedrehter und
eine enge Abbindung die Schussfäden weniger nahe bringen lässt, als eine stärker
flottierende.
Die Tatsache, dass das Gewebe eine Zeitlang stille steht und die Heranbringung des
Schussfadens kraftschlüssig erfolgt, bringt es ferner mit sich, dass ein
herangeführter Schussfaden beim Warenrande nach oben oder nach unten ausweicht, wenn
es die Art der Abbindung gestattet. Es wird auf diese Weise eine Ueber- oder
Untereinanderlage bestimmter Schussfäden erzielt werden können, was für die
Herstellung von Geweben mit mehreren Schussfadensystemen von Wichtigkeit ist.
Was die Grösse der anzuwendenden Baumschaltung
anbelangt, so ist einleuchtend, dass das Ausmaass derselben auf die erzielte
Schussdichte nicht von Belang ist. Immerhin ist die
Grösse derselben keine ganz beliebige, sie ist an zwei
Grenzwerte gebunden.
Begreiflicherweise darf die Schaltung nicht unter jenenBetrag sinken, der der
Schussfadenstärke bezw. dem reziproken Werte der mittleren Schussdichte entspricht,
da sonst der Regulator entweder das entstehende Gewebe nicht aufnehmen oder im
günstigsten Falle ohne Kompensation, wie ein stetig wirkender Warenbaumregulator
arbeiten würde. Aber auch nach oben hin findet die Schaltgrösse eine Begrenzung. Sie
darf jenen Betrag der Gewebelänge nicht übersteigen, der zwischen der Normalstellung
des Blattes beim Ladenanschlage und jener Auslenkung desselben liegt, bei welcher
die Einkupplung des Schaltwerkes erfolgt, da sonst soviel Gewebe eingezogen würde,
dass der neu eingetragene Schussfaden nicht mehr den früheren Warenrand erreicht und
sich infolgedessen Schusstreifen ergeben würden. Die Schaltung wird daher einen
mittleren Wert einhalten müssen, von dessen Höhe dann die Häufigkeit ihrer
Einleitung abhängt.
Diese Bedingung ist aber weiter Ursache, dass der wegen der notwendigen Schonung der
Seidenkette nicht mit Riffelbaum arbeitende, sondern direkt wirkende Regulator
ebenfalls den Fühlwalzen -Kulisse-Apparat in Anspruch
nehmen muss, um der durch Anwachsen des Warenbaumdurchmessers stattfindenden
Vergrösserung des Gewebeeinzuges durch entsprechende Abnahme des Schaltwinkels
desselben entgegenzutreten.
Da dieser Regulator eine Warenaufwicklung nicht vornimmt, wenn kein Schuss
eingetragen wird, so können hier jene bei den zwangläufigen stetig wirkenden
Getrieben verwendeten Sicherungsvorkehrungen – Abstellvorrichtung bei
Schussfadenbruch oder Ablaufen der Schussspule, Expansionsklinke – entfallen,
desgleichen ist eine genaue Einstellung des Warenrandes nach etwa erfolgtem
Zurücknehmen bei Schussuchen nicht in jenem Maasse erforderlich wie bei stetig
arbeitenden Systemen, da sich das Ausmaass der ersten Auslenkungen des Kammes der
Gewebelage entsprechend einstellt.
Wie man erkennt ahmt dieser Regulator ziemlich genau die Warenschaltung bei
Handwebstühlen nach, indem bei Stillstand der Kette eine Zeitlang gewebt,
gleichmässig Schuss an Schuss dicht angeschlagen und dann nach Fertigstellung eines
entsprechenden Gewebestreifens dieser einfach aufgewickelt wird. Handwebstühle für
Seidengewebe mit Gegengewichtsbremse erhalten diesen Arbeitsvorgang um schlüssige
Ware zu bekommen, ihre Ausgestaltung für mechanischen Betrieb hat diese
Regulatorkonstruktion hervorgerufen, deren praktische Ausführungsform bei gleicher
prinzipieller Einrichtung natürlich auch wieder verschiedenen Aufbau zeigen
kann.
b) Kraftschlüssige Warenbaumregulatoren.
1. Allgemeine Anordnung des Regulators.
Diese Type von Warenbaumregulatoren kennzeichnet sich, wie an der Hand der
schematischen Fig. 63 (S. 541) bereits dargelegt wurde, dadurch, dass die zur
Aufwickelung des Gewebes benötigte Vorwärtsbewegung des Waren- oder Sandbaumes nicht
durch das Triebwerk des Webstuhles, zwangläufig, sondern durch den Zug eines
Gewichtes oder einer Feder hervorgebracht wird. Selbstverständlich wird auch hier
die Einwirkung der die Aufwickelbewegung einleitenden Kraft nicht unmittelbar an dem
Warenbaume selbst stattfinden, wie dies der Einfachheit halber bei Fig. 63 angenommen
erscheint, sondern es wird zweckmässig sein, dem Warenbaumrade ein Vorgelege
anzuordnen, an welchem eine entsprechende Zugkraft angreifen kann. Durch diese
Einfügung einer geeigneten Uebersetzung zwischen dem wirksamen Gewichts- oder
Federzuge wird nicht nur eine Reduktion desselben, sondern auch ein weiterer Vorteil
in der Hinsicht erzielt, dass die Schaltwege des Warenbaumes im gleichen
Verhältnisse als Teilbeträge des von dem direkt betätigten Angriffspunkte am Belastungshebel
zurückgelegten Kraftweges auftreten und die Schaltung sonach in kleinerem Ausmaasse
und stetiger erfolgt.
Nach dem Gesagten ist der prinzipielle Aufbau eines derartigen Regulators leicht
verständlich, behufs Erlangung einer entsprechenden Uebersicht möge der
systematischen Besprechung seiner Teilgetriebe die Beschreibung einer typischen
Ausführungsform desselben vorangehen.
Textabbildung Bd. 319, S. 621
Fig. 92.
Textabbildung Bd. 319, S. 621
Fig. 93.
Die beistehenden Figuren 92 und 93 stellen einen kraftschlüssigen Warenbaumregulator
in der Ausführung der Sächsischen Webstuhlfabrik
(Schönherr) dar.
Auf der Achse des Warenbaumes Wb ist ein Stirnrad z1 aufgesetzt, in welches das Vorgelegerad z2 eingreift. Dieses
empfängt seine Bewegung von dem mit ihm auf derselben Welle aufgekeilten ausserhalb
der Stuhlwand angeordneten Sperrade S, an welches die
Druckklinke k angelegt ist. Der Schwingbolzen dieser
letzteren ist an dem abwärts reichenden Arme des Winkelhebels w befestigt, während der horizontale Arm dieses Hebels
das Belastungsgewicht Q trägt, durch dessen Einwirkung
der Winkelhebel stets das Bestreben hat, die Druckklinke nach rechts (Fig. 93) zu verschieben und das Sperrad im Sinne der
Warenaufwickelung zu drehen. An der Ladenstelze ist ein Finger m angebracht, gegen welchen sich der lotrechte Arm des
Winkelhebels w anlegt, wenn eine entsprechende
Fortrückung des Sperrades und damit eine solche Senkung des Belastungsgewichtes Q stattgefunden hat, dass ein Wiedereinstellen des
letzteren erforderlich wird. Geht die Lade beim nächsten Hube nach links, so nimmt
dieser Finger an der Ladenstelze den Hebel mit nach rückwärts, wobei Q wieder angehoben wird und die Druckklinke k um ein entsprechendes Stück zurückwandert. Damit
während dieser Neueinstellung der Belastung das Sperrad nicht mit der Klinke k zurückgehe, ist noch eine zweite an der Stuhlwand
befestigte Gegenklinke g angeordnet.
Das Belastungsgewicht ist auf dem Winkelhebelarme nicht fest aufgesetzt, sondern
verschiebbar und seine jeweilige Stellung wird von dem Bewickelungsdurchmesser des
Warenbaumes dadurch abhängig gemacht, dass sich gegen den letzteren eine Fühlwalze
oder ein Fühlkopf F anlegt, der mittels des Gestänges
t1
t2 das Gewicht in dem
Maasse hinausschiebt, als der Durchmesser des Warenbaumes zunimmt.
Die Wirkungsweise dieses Triebwerkes ist leicht zu übersehen; treffen die zur
Ermöglichung seiner Betätigung notwendigen Voraussetzungen bezüglich des
Kräftespieles zu, d.h. ist der Zug der Hebelbelastung genügend gross, um den
Widerstand der Kettabwickelung zu überwinden,dann wird das Belastungsgewicht
die zur Aufwindung der Ware benötigte Arbeit abgeben, indem es sich entsprechend
senkt und durch die Druckklinke und das Rädervorgelege den Warenbaum vorschaltet.
Hat dann diese Senkung jenen Betrag erreicht, bei welchem der Winkelhebel in den
Schwingungsbereich des an der Ladenstelze befestigten Mitnehmers (Finger m) gelangt, so fin det die Wiederanhebung des Gewichtes
und seine Bereithaltung zum neuerlichen Schalten statt.
Der technische Arbeitsvorgang ergibt sich sonach als die Aufeinanderfolge zweier
prinzipiell verschiedener Tätigkeiten, der Vorwärtsschaltung des Warenbaumes und der
periodischen Neueinstellung desselben, es werden sich mithin auch zwei wesentliche
Teilgetriebe des Regulators entsprechend diesen beiden Aufgaben unterscheiden
lassen, eines, welches den zur Warenaufwickelung erforderlichen Impuls auf den
Warenbaum evtl. Sandbaum ausübt, indem es den Zug des Belastungsgewichtes auf diesen
vermittelt – das Zugwerk – und ein davon unabhängiges,
dessen Aufgabe in der Aufhelfung des Gewichtes oder Neuspannung der etwa statt des
letztern angewendeten Feder besteht – die
Aufhelfevorrichtung. Diese beiden Teilgetriebe können natürlicherweise
verschiedene technische Anordnungen aufweisen, welche dann bestimmend für die Bauart
der verschiedenen Regulatortypen werden;, die für ihre besondere Einrichtung
wesentlichsten Momente mögen nachstehend zusammengefasst werden.
Das Zugwerk.
Um die automatische Neueinstellung möglichst einfach vornehmen zu können, erscheint
es zweckdienlich, den Belastungshebel mit dem Warenbaume durch eine lösbare
Klinkenkupplung zu verbinden. Auf die Achse des Warenbaumes bezw. des Sandbaumes
wird zu diesem Zwecke ein Zahnrad aufgesetzt, in welches aus oben erwähntem Grunde
ein Vorgelege eingreifen gelassen wird, dessen Antriebsrad dann mit dem lose
sitzenden Belastungshebel durch die erwähnte Klinkenkupplung verbunden ist. Das Antriebsrad wird zu diesem Zwecke als
Sperrad ausgeführt, in welches eine Klinke, die an dem Belastungshebel angeordnet
ist, eingreift und eine feste Gegenklinke sichert die Lage des Rades, wenn die
bewegliche bei der Neueinstellung zurückgeführt wird.
Wie man erkennt, unterscheidet sich das hier angewendete Transportgetriebe äusserlich
gar nicht von jenem bei zwangläufigen Warenbaumregulatoren angewendeten, trotz des
wesentlich verschiedenen Arbeitsvorganges; auch hier kann der Antrieb des
Triebwerkes direkt auf den Warenbaum oder auf einen besondern Sandbaum erfolgen,
desgleichen kann die Uebertragung des Schaltimpulses durch ein Stirnrädergetriebe
oder mit Wurmradgetriebe stattfinden. Man wird dementsprechend auch hier direkt und
indirekt wirkende, ferner Stirnrad- und Schneckenradregulatoren unterscheiden können
und es werden sich auch hier bezüglich der einzelnen Arten einige speziell zu
berücksichtigende Umstände ergeben.
Es ist bereits angedeutet worden, dass die Schalttätigkeit des kraftschlüssigen
Regulators von dem Einhalten eines gewissen Kräftespieles zwischen dem
Belastungszuge und dem der Kettenabwickelung sich entgegenstellenden Widerstände
abhängt; bei der Untersuchung der technologischen Eigenschaften des Regulators wird
diese Erscheinung des nähern beleuchtet werden, allein es ist sofort einleuchtend,
dass zur Erzielung eines gleichbleibenden Arbeitseffektes die einzelnen Einfluss
nehmenden Grössen auch möglichst unverändert einwirken sollen und in dieser
Beziehung zeigen die beiden Anordnungen, der direkt wirkende und der indirekte
Regulator, ein verschiedenes Verhalten. Während bei dem letztern, infolge der
Anwendung des Sandbaumes, der vom Regulatorgetriebe auf das Gewebe zur Wirkung
kommende Zug stets konstant bleibt, weil sich der Hebelarm desselben nicht
verändert, würde die Zugkraft des direkt wirkenden Warenbaumregulators in dem Maasse
an Intensität verlieren, in welchem ihr Hebelarm – hier der Halbmesser des
Warenbaumes – an Länge zunimmt, und aus diesem Grunde erscheint es notwendig, in
gleichem Maasse, in welchem das Anwachsen des Warenbaumhalbmessers stattfindet, auch
eine Vergrösserung des Belastungsmomentes vorzukehren. Diese Absicht wird durch
Einschaltung des Fühlkopfapparates erreicht.
Ist Q das Belastungsgewicht und q dessen momentaner Hebelarm auf dem Winkelhebel w, Z der durch die Uebersetzung resultierende Warenzug am momentanen
Warenbaumdurchmesser d, so erscheint, wenn die
Uebersetzung des Triebwerkes etwa mit i bezeichnet
wird:
Z=i\,Q\,\frac{q}{d} . . . . . . 51)
Da Z konstant ausfallen soll und d einen veränderlichen Wert besitzt, so muss eine der Grössen des Zählers
gleichmässig mitgeändert werden. Gewöhnlich macht man q
variabel und es muss dann
\frac{q}{d}=\mbox{ konstant}
erhalten werden.
Sind wieder, analog wie bei den frühern Differentialgetrieben der Bremsen und
Regulatoren, q0 und d0 die Anfangswerte und
ihr Verhältnis etwa m, so ist
\frac{q_0}{d_0}=m=\frac{q}{d}
und aus
\frac{q}{q_0}=\frac{d}{d_0}
folgt annlog
\frac{q-q_0}{q_0}=\frac{d-d_0}{d_0}
\frac{q-q_0}{d-d_0}=\frac{q_0}{d_0}=m
Da nun d – d0 den doppelten Betrag des Anwachsens des
Baumhalbmessers vorstellt, und q – q0 den zugehörigen Verschub des Belastungsgewichtes,
so muss das Gestänge t1
t2 (Fig. 92 und 93) eine
Uebersetzung n zwischen dem Wege des Fühlkopfes und dem
Verschube des Belastungsgewichtes ergeben, derart, dass
i^1=\frac{d-d_0}{2\,(q-q_0)}=\frac{1}{2\,m}
erhalten wird. Wird etwa q_0=\frac{d_0}{2} ausgeführt, so ergibt sich
wieder
i^1=\frac{1}{2\,m}=\frac{d_0}{2\,q_0}=\frac{2}{2}=1
und nach Maassgabe dieses Verhältnisses müssen dann die das
Gestänge t1
t2 bildenden
entsprechenden Hebelarme gewählt werden.
Aus gleichen Gründen, wie sie anlässlich der Selbstregulierung der
Differentialbremsen besprochen wurden, treten auch hier durch die Aenderung der Lage
des Hebelwerkes Fehler in dem Verhältnisse der Uebertragung auf.
Was den Einfluss der Klinkenschaltung auf die Wirkungsweise des Regulators anbelangt,
so hängt diese derart mit dem technologischen Arbeitsvorgange des Gesamtgetriebes
zusammen, dass er zweckmässiger bei der Besprechung dieses letztern behandelt werden
soll.
Die Aufhelfevorrichtung.
Mit der fortschreitenden Eintragung von Schussfäden rückt das Gewebe immer weiter
vor, wobei sich das Belastungsgewicht immer tiefer senkt bezw. die Spannfeder immer
mehr entspannt, bis endlich ein Moment eintreten würde, in welchem diese und mit
ihnen der Regulator ihre Wirkungsfähigkeit einbüssen würden. Es erscheint daher
notwendig, eine selbsttätige Rückführung des Belastungshebels anzuordnen, die man
als Aufhelfevorrichtung bezeichnen kann.
In der praktischen Durchführung werden zwei Systeme derselben angetroffen, von denen
das eine allerdings veraltet ist und nurmehr theoretisches Interesse besitzt. Die
typische Anordnung der heute angewendeten Aufhelfevorrichtung besteht darin, dass
innerhalb des Ablenkungswinkels des Belastungshebels oder eines mit ihm fest
verbundenen Armes ein durch das Getriebe des Webstuhles konstant angetriebener
Bolzen schwingt, oder eine unrunde Scheibe rotiert, deren Bewegung so bemessen ist,
dass sie den Belastungshebel immer wieder zurückführen, wenn er durch seinen
Arbeitsgang in den Bereich derselben gelangt. Meist ist es ein Bolzen an der
Ladenstelze, dem diese Aufgabe überwiesen wird, doch kann die Ausführung natürlich
die mannigfachste Einrichtung erhalten, sie hat stets die prinzipielle
Eigentümlichkeit, dass eine so angeordnete Aufhelfevorrichtung unmittelbar den
Belastungshebel zurückführt im Gegensatze zu der oben erwähnten älteren Anordnung,
welche bei einer speziellen Bauart des Regulators und zwar bei jener Type in
Anwendung gebracht wurde, die bei älteren sog. Schönherrschen Federschlagstühlen zur
Warenaufwickelung dient.
Textabbildung Bd. 319, S. 622
Fig. 94.
Die prinzipielle Einrichtung des Getriebes zeigt in schematischer Skizze Fig. 94. An das Sperrad ist der durch eine Feder F gespannte Belastungshebel H durch Vermittelung eines Klinkensystems k1
k2 angelegt, wovon k1 ein ein- oder
mehrfache Druckklinke, k2 eine ein- oder mehrfache Zugklinke vorstellen. Diese Klinken sind auf
Bolzen a und b eines
dreiarmigen Hebels a o b c aufgesteckt, dessen
Drehpunkt o an H
angebracht ist und dessen mittlerer Arm o c eine Rolle
trägt, die in der mit dem Sperrade konzentrischen Tasche T gleitet, wenn der Belastungshebel H seine
Lage verändert. Diese Tasche erhält nun durch ein Gestänge vom Webstuhlgetriebe aus
eine schwingende Bewegung, wodurch der Bolzen c je nach
seiner relativen Lage grössere oder kleinere Ausschwingungen vollführt. Durch diese
Schwingungen wird das Klinkenwerk in der Art bewegt, dass es die relative Lage des Hebels H
gegen das Sperrad ändert, bezw. bei Festhaltung des letzteren den Hebel unter
Anspannung der Feder F im Sinne des Pfeiles I fortrückt und bei einer etwaigen Festhaltung des
Hebels H das Sperrad in der Aufwickelrichtung Pfeil II vorschalten würde. Ob die eine oder die andere
dieser absoluten Bewegungen tatsächlich eintritt, hängt einfach davon ab, welcher
derselben sich ein geringerer Widerstand entgegensetzt und da bei der meist zur
Herbeiführung einer anschliessenden Schussanlage üblichen Anwendung des Regulators
die Federspannung, wie später gezeigt werden wird, kleiner als die Warenspannung
gehalten werden muss, so ergibt sich, dass der Hebel die absolute Bewegung und zwar
im Sinne des Pfeiles I vornehmen muss, wenn das
Klinkengetriebe betätigt wird.
Das hierbei sich einstellende Spiel der beiden Klinkensysteme ist leicht zu
übersehen.
Bewegt sich c nach abwärts, so wird der Winkelhebel die
Klinke k2 gegen den vor
ihr stehenden Zahn drängen, während k1 zurückgeht. Von dem Augenblicke an, wo k2 zum Arbeitseingriffe
gelangt, verursacht eine weitere Abwärtsbewegung des Bolzens c eine Verschiebung des ganzen Winkelhebels bezw. des Belastungshebels H nach links, relativ gegen das Sperrad, sodass k1 um einen oder
mehrere Zähne zurückgleitet. Geht c nun wieder
aufwärts, so wechseln die Klinken ihr Verhalten,k1 spreizt sich, während k2 weiter ausholt und
der Hebel H wieder nach links zu gehen gezwungen wird.
Hierbei überwindet der letztgenannte Hebel den Zug der Feder F, diese neu anspannend. In dem Maasse, in welchem M durch die Arbeitstätigkeit des Regulators im Sinne der Warenaufwickelung
durch die Feder F nach rechts wandert, bewegt sich auch
die Rolle c in der Tasche T weiter auswärts und der zur Wiederaufhelfung des Hebels H stattfindende Hub derselben wird grösser: wird
infolge der Aufhelfebewegung H zurückgenommen, so
verringert sich der Klinkenhub, bis er unter den Betrag einer Teilung bezw. der
reduzierten Teilung sinkt, wodurch die weiteren Schwingungen der Rolle c unwirksam werden.
(Fortsetzung folgt.)