Titel: | Neuere Untersuchungen über die Wirkungsweise des Fritters. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 654 |
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Neuere Untersuchungen über die Wirkungsweise des
Fritters.
(Schluss von S. 619 d. Bd.)
Neuere Untersuchungen über die Wirkungsweise des
Fritters.
Textabbildung Bd. 319, S. 653
Fig. 6.
Philip Ely Robinson hat als Inaugural Dissertation, den
elektrischen Widerstand loser Kontakte und Resonanzversuche mit dem Fritter
behandelt. Der zu den vorangehenden Versuchen benutzte Fritter bestand (Fig. 6) aus zwei an Seidenfäden wagerecht
aufgehängten, mit dem einen Ende sich berührenden Metallstäbchen S1
S2, die nach unten
gerichtete, in Quecksilber als Zuleitung tauchende Metallstifte trugen. Durch
Verschieben der Holzklötze C1 und C2, an
welchen diese Stäbe S1
und S2 aufgehängt
waren, liess sich der Druck, mit dem die Stäbchen gegenseitig aneinander sich
pressten, beliebig abändern. Die Bestimmung des Widerstandes erfolgte mit
Gleichstrom und ergab sich hierbei folgendes:
Vor Eintritt der Fritterwirkung zeigte sich, dass der hohe Widerstand des
Fritters von einer zwischen den Fritterenden liegenden, schlecht leitenden und
unvollkommen elastischen Zwischenschicht herrührt, welche zeitliche Nachwirkungen
zeigt. Diese Zwischenschicht besteht in der Mehrzahl der Fälle aus einer die
Kontaktflächen bedeckenden Oxydschicht. Wird nun an die beiden Fritterenden eine
Potentialdifferenz angelegt, die kleiner ist als die kritische Spannung, bei welcher
die Fritterwirkung eintritt, so findet eine elekrostatische Anziehung zwischen den
beiden Fritterenden statt, wodurch sich auch die Dicke der Oxydschicht und hiermit
auch der Widerstand des Fritters verkleinert. Bei Abstellen der Potentialdifferenz
dehnt sich die Oxydschicht infolge der Elastizität wieder aus, und der Fritter nimmt
nahezu wieder seinen ursprünglichen Wert an. Es besteht sonach eine lineare
Beziehung zwischen der angelegten Spannung und dem Fritterwiderstande.
Ist die angelegte Potentialdifferenz grösser als die kritische Spannung, so tritt die
Frittung ein, d.h. die Zwischenschicht wird in der Weise beansprucht, dass sie nicht
mehr genügende Festigkeit besitzt, und daher nachgiebt, wodurch die inneren,
metallisch leitenden Teile des Fritters in unmittelbare Berührung gelangen. Der
Fritterwiderstand fällt hierbei auf einen sehr kleinen Wert, den er dauernd behält.
Die Grösse der kritischen Spannung ist von dem Drucke der Kontaktstellen aufeinander
und der Dicke der Oxydschicht abhängig und schwankt beispielsweise bei Eisen mit
einer Oxydschicht an der Kontaktstelle zwischen 0,25 bis 1 Volt.
Bei Gleichstromversuchen fällt der Fritterwiderstand nach Eintritt der Frittwirkung
auf einen Wert, bei welchem sich die Spannung an den Fritterenden auf einen ganz
bestimmten Wert einstellt, welcher als die Gleichgewichtsspannung bezeichnet
wird.
Dieser Vorgang wird jedoch erst nach einiger Zeit vollendet. Das Anlegen einer
grösseren Spannung bewirkt ein weiteres Sinken der Fritterspannung, so dass sich die
Gleichgewichtsspannung von selbst wieder herstellt. Diese Gleichgewichtsspannung hat
für jedes Metall einen charakteristischen Wert, welcher für Stahl bei 0,2 Volt
liegt.
Besteht ein Fritter aus mehreren hintereinander liegenden Kontaktstellen, so ist die
entsprechende Gleichgewichtsspannung der Zahl derselben proportional, die kritische
Spannung dagegen nicht.
Einfallende elektrische Wellen rufen nun eine Fritterwirkung hervor, die ihrer Natur
nach mit der durch Gleichstrom hervorgebrachten Wirkung vollkommen gleichwertig
ist.
Interessant ist die Beobachtung, dass durch längere wiederholte Beanspruchung eines
Fritters, Ermüdungserscheinungen auftreten, welche sich dadurch kundgeben, dass der
Fritter später weder so regelmässig noch so stark anspricht, wie zu Beginn. Diese
Ermüdung dürfte wohl einer Verstärkung, der die Kontaktflächen bedeckenden
Oxydschicht zuzuschreiben sein.
Jede Empfängerleitung, in die ein Fritter eingeschaltet ist, hat eine bestimmte
Eigenschwingung, und wirkt der Fritter hierbei entweder als Leiter oder als relativ
grosse Kapazität und übt daher auf die Grösse der Eigenschwingung einen bestimmten
Einfluss aus. Es wird dadurch möglich, die Erreger und Empfängerleitung in Resonanz
zu bringen, und wird diese Resonanz um so schärfer hervortreten, je weniger die
Eigenschwingungen des Erregers und Empfängers gedämpft sind.
Ferner wurde in Uebereinstimmung mit Taylor beobachtet,
dass sich Fritterwirkung auch durch Schall und auf mechanischem Wege hervorrufen
lässt, niemals aber so scharf und bestimmt, wie durch elektrische Einwirkung.
Diese Untersuchungen, so interessant sie auch sein mögen, bringen im allgemeinen
wenig Neues und ebensowenig volle Aufklärung über die Ursachen der Fritterwirkung.
Ja es scheinen dieselben sogar eine Reihe von Widersprüchen zu enthalten. So zeigen
die in den Fig. 4 und 5 (S. 619) gegebenen Empfindlichkeitskurven, dass die Fritterwirkung bei
reinen Kontakten eine viel bessere ist, als bei unreinen. Nach der von Robinson gegebenen Erklärung, soll aber das
Vorhandensein einer nicht leitenden Zwischenschicht an den Berührungsflächen
geradezu eine Bedingung sein. Es erklärt sich dies aller Wahrscheinlichkeit nach
jedoch damit, dass je dünner die nicht leitende Schicht ist, desto leichter deren
Widerstand überwunden wird. Eine solche nicht leitende Schicht wird sich aber selbst
bei den sorgfältigst gereinigten Kontakten fast immer finden, da der Zutritt von
Luft an offene Kontakte immer stattfindet und bei geschlossenen Kontakten für die
kurze Zeit des Einbaues, nicht vollständig gehindert werden kann, und ist diese Zeit
vollkommen ausreichend, um ein äusserst feines Oxydhäutchen zu bilden. Wie die
früheren Untersuchungen an Frittern mit Edelmetallen wie Gold, Silber und Platin
erweisen, zeigen diese Metalle die Fritterwirkung dann am besten, wenn denselben
leicht oxydierbare Metalle wie Kupfer und Nickel beigemengt sind.
Auch der Umstand, dass die Spannung des lokalen Kreises möglichst gering sein
soll, um die beste Fritterwirkung zu erzielen, lenkt die Aufmerksamkeit auf sich.
Anscheinend sollte ein Fritter um so empfindlicher sein, je mehr sich die vom
Lokalkreis angelegte Spannung jener kritischen Spannung nähert, bei welcher das
Fritten erfolgt, da dann der geringste Spannungszuschuss genügen würde, um das
Fritten herbeizuführen, Auch diesbezüglich lässt sich für diese den grundlegenden
Gesetzen anscheinend widersprechende Beobachtung eine Erklärung finden. Die Spannung
der oszillierenden Ströme, oder wie sie auch genannt werden können, Wellenströme,
ist eine in sehr kurzen Zwischenräumen in dem Sinne stets wechselnde, dass die
Polarität der Fritterenden stets umgekehrt wird. Die Polarität der durch Gleichstrom
elektrisch geladenen Fritterenden bleibt aber stets die Gleiche. Es wirkt sonach die
Spannung der Wellenströme in einem Augenblicke unterstützend auf die
Gleichstromspannung, im nächsten Augenblicke jedoch ihr entgegen, wodurch die
Gesamtwirkung jedenfalls geschwächt wird. Das Potentiale der Wellenströme muss
demnach so gross sein, um das Gleichstrompotentiale nicht nur zu überwinden, sondern
auch jenen Ueberschuss zu liefern, welcher zum Durchbrechen des Widerstandes
erforderlich ist. Dementsprechend wird bei hohem Gleichstrompotentiale, um ein
Fritten zu erreichen, die Energie der Wellenströme grösser sein müssen, als wenn die
Gleichstromspannung eine kleinere ist. Dass die Entfrittung bei hoher
Gleichstromspannung nicht so sicher erfolgt, wie wenn diese Spannung eine geringere
ist, ergibt sich wohl aus der Beobachtung des Frittvorganges von selbst.
Wenn von Hanchett und vollständig unabhängig von ihm
auch von Robinson angenommen wird, dass die
Fritterwirkung unter dem Einflüsse elektrostatischer Kräfte entstehe, so scheint
doch die Ansicht von Härdén, dass die Frittwirkung auf
einem Zusammensintern der scharfen Ecken, somit einer Brückenbildung beruhe,
wahrscheinlicher zu sein. Dieses Zusammensintern dürfte nur auf eine Wärmewirkung
zurückzuführen sein, Bei nicht metallischen Frittern wie bei dem Kohlefritter von
Tommasina, oder bei Frittern mit gemischtem
Materiale, wie bei dem Fritter von Solari bezw. Castelli, bei welchem die Elektroden aus Kohle oder
Eisen und das eigentliche Frittmaterial aus Quecksilber besteht, ist eine
Frittwirkung in dem angedeuteten Sinne wohl nicht anzunehmen, lässt sich aber aus
der Erwärmung der sich lose berührenden Teilchen leicht erklären. Die Ausdehnung der
einzelnen Teilchen bedingt eine innigere Berührung und somit eine Verminderung des
Leitungswiderstandes, die sich leicht so weit steigert, dass auch Schwachströme
denselben zu überwinden vermögen. Bei der folgenden Abkühlung löst sich diese
innigere Verbindung von selbst und der Fritter kehrt wieder in den früheren
nichtleitenden Zustand zurück. Hierfür spricht wohl die Tatsache, dass die Menge des
verwendeten Quecksilbers nur eine sehr geringe sein darf und einen halbkugelförmigen
Tropfen bilden soll. Ist der Tropfen zu gross, so findet eine Entfrittung nicht mehr
statt, allerdings erhöht sich hierbei die Empfindlichkeit, was ja dadurch erklärlich
ist, dass der normale Druck auf die beiden Elektroden hierdurch erhöht wird, und es
nur mehr eines geringen äusseren Anstosses bedarf, um eine vollkommen leitende
Verbindung zwischen den Elektroden und dem Quecksilber herzustellen. Die Bestäubung
des Quecksilbertropfens mit Kohlepulver bei dem Fritter von Castelli, durch welche derselbe empfindlicher werden soll, kann nur den
Zweck haben, die Adhäsionsfläche zu verkleinern und ausserdem das Quecksilber gegen
die Einflüsse der Atmosphäre zu schützen.
Der von Lodge konstruierte nachstehend beschriebene
Fritter entspricht, wenn alle die bei den verschiedenen Untersuchungen der Fritter
festgelegten Eigenschaften in Betracht gezogen werden, den Anforderungen wohl am
besten, da hier als nichtleitende Schicht zwischen den beiden Elektroden ein leicht
durchbrechbares Oelhäutchen zur Verwendung gelangt, welches ständig erneuert wird.
Diese Oelschicht bildet gleichzeitig einen guten Schutz des Quecksilbers gegen
äussere Einflüsse. Die zweite Elektrode wird fortwährend gereinigt, und gelangen
hierbei stets frische Teilchen zur Wirkung, so dass die beiden Elektroden stets
blank erhalten werden, was ja nach Taylor eine der
wichtigsten Bedingungen für eine gute Frittwirkung sein soll. Die von Robinson beobachtete Ermüdung kann, da eine Oxydation
der Elektroden kaum stattfindet und auch stets neue Partien der einen Elektrode zur
Wirkung kommen, hier wohl auch nicht oder nur in sehr geringem Maasse auftreten.
Aus den bisherigen Untersuchungen geht jedoch hervor, dass das Entstehen der
eigentlichen Frittwirkung noch nicht vollständig geklärt ist und die Anschauungen
sich in vieler Hinsicht widersprechen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat man es hier
mit einem einfachen mechanischthermischem Probleme zu tun, und dürfte die
elektrostatische Anziehung nur einen sehr geringen Einfluss üben, indem sie bei
massiven Körpern, welche die Frittwirkung in gleichem Maasse besitzen, kaum zur
Geltung gelangen kann.
Weitere Forschungen werden, wie zu hoffen baldigst eine vollkommene Klärung dieses
noch dunklen Punktes bringen.
Textabbildung Bd. 319, S. 655
Fig. 7.
Textabbildung Bd. 319, S. 655
Fig. 8.
Der neue Fritter von Lodge. Lodge verwendet in neuerer
Zeit für sein System der drahtlosen Telegraphie einen selbstentfrittenden Fritter
von grosser Empfindlichkeit, der in seiner Ausgestaltung vieles abweichende von den
bisher bekannten Fritterformen aufweist, und bei welchem die Nachteile der
mechanischen Entfrittung durch Stösse oder Schläge beseitigt erscheinen. Im
Grundprinzipe an den Fritter von Solaris und Castelli anschliessend, beseitigt derselbe doch die
Empfindlichkeit dieser Fritterformen gegen atmosphärische Einflüsse insbesondere
aber gegen die Feuchtigkeit. Fig. 7 und 8 stellen diesen Fritter in Querschnitt und
Draufsicht dar. Die kleine Stahlscheibe m, welche von
einer Quecksilbersäule h nur durch ein dünnes
Oelhäutchen getrennt ist, dreht sich von einem Uhrwerk getrieben mit stets
gleichbleibender Geschwindigkeit ununterbrochen um ihre Achse. Werden nun durch die
einhängenden Wellen Schwingungen im Resonator hervorgerufen, so steigt durch die
angesammelte Wirkung, die Potentialdifferenz zwischen Scheibe und Quecksilber auf
solche eine Höhe, dass durch sie das Oelhäutchen zerrissen wird, wodurch eine
leitende Verbindung zwischen der Scheibe und dem Quecksilber eintritt. Durch die
Drehung der Scheibe wird jedoch diese leitende Verbindung, indem sich
dasOelhäutchen stets vom Neuen bildet, sofort wieder aufgehoben und somit der
ursprüngliche nichtleitende Zustand wieder hergestellt. In den beiden Figuren
bedeuten ausserdem t das Quecksilber haltende Gefäss,
p eine in das Quecksilber hineinragende
Platinspirale, deren unteres Ende mit der Verschlussschraube s in Verbindung steht, k ist eine
Kupferbürste, welche die leitende Verbindung zwischen dem Scheibchen m und dem Resonanzkreise herstellt. Die Feder f, an deren Ende ein kleines Stückchen Filz r befestigt ist, ruht mit letzterem leicht auf die
Scheibe m auf und hat den Zweck, die Scheibe m trocken zu halten und von fremden Teilchen zu
reinigen. Um eine möglichst gute Isolation der Stahlscheibe zu erhalten, ist sie zum
Zwecke der Bewegung mit einem Ebonitrade e (Fig. 8) versehen, in welches ein zweites mit dem
treibenden Uhrwerke in Verbindung stehendes Ebonitzahnrad eingreift. In den lokalen
Kreis dieses Fritters wird ein Syphonrekorder, ein galvanisches Element, ein
regulierbarer Widerstand und ein Millivoltmeter eingeschaltet. Das Millivoltmeter
hat den Zweck die konstant zu haltende Spannung in diesem Stromkreis stets
kontrollieren zu können, wogegen der regulierbare Widerstand zur richtigen
Einstellung auf die erforderliche Spannung dient. Diese Spannung darf je nach der
Einstellung der Apparate nicht mehr als 0,3 bis 0,5 Volt betragen, da schon eine
Spannung von 1 Volt genügt, um das Oelhäutchen zu zerreissen.
Dieser Fritter soll um so besser arbeiten, je langsamer die einwirkenden Schwingungen
sind. Langsame Schwingungen sind aber das Ergebnis von langen elektrischen Wellen,
die sich leichter beugen lassen und weniger der Absorption ausgesetzt sind als kurze
Wellen. Es sind sonach alle Bedingungen für ein sicheres Arbeiten gegeben.
Dieser Fritter soll ausserordentlich empfindlich sein, indem schon die schwächsten
Schwingungen das Oelhäutchen zum Zerreissen bringen, dabei aber ebenso zuverlässig
wirken wie jeder Teil des übrigen Apparatensatzes.
Die Empfindlickeit der verschiedenen Wellenempfänger.
Ueber die Empfindlichkeit der verschiedenen Wellenempfänger, wurden von Fessenden vergleichende Untersuchungen angestellt,
welche erweisen, dass der Fritter durchaus nicht jenes feinfühlige Instrument ist,
wie ursprünglich angenommen wurde. Nachstehende Tabelle gibt die von Fessenden festgestellten verschiedenen Wellenempfänger
um zum Ansprechen zu gelangen:
1.
Der Nickel-Silber-Quecksilber-fritter von Marconi
4,000
Ergs
f.
d.
Punkt
2.
Ein Fritter bestehend aus einerLegierung von 95 v. H.
Goldund 5 v. H. Wismuth
1,000
„
„
„
„
3.
Der Fritter von Solari
0,220
„
„
„
„
4.
Der auf magnetische Hyste-reris beruhende
EmpfängervonMarconi
0,100
„
„
„
„
5.
Der auf Wärmewirkung be-ruhende Wellenempfänger
vonFessenden mit dünnem
Platin-draht (s. D. p. J. 1903, 318,
327)
0,080
„
„
„
„
6.
Der neue gleichfalls auf Wärme-wirkung beruhende
Wellen-empfänger von Fessenden
mitFlüssigkeitssäule, Barretter ge-nannt
0,007
„
„
„
„