Titel: | Schrotmühle mit nachstellbaren Mahlzähnen. |
Autor: | Viktor Thallmayer |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 709 |
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Schrotmühle mit nachstellbaren
Mahlzähnen.
Von Viktor Thallmayer, Professor an der
landw. Akademie in
Ungarisch-Altenburg.
Schrotmühle mit nachstellbaren Mahlzähnen.
Die Ansprüche, welche der Landwirt an Schrotmühlen stellt, sind verwandter Natur
mit jenen, mit welchen er an Sähemaschinen herantritt; ähnlich wie von letzteren
verlangt wird, dass sie zur Aussaat von verschiedenen Mengen sowohl grosser als wie
auch kleiner Körner geeignet seien, so verlangt man von Schrotmühlen, dass sie
kleine, harte Körner gleich scharf und ebenso gut vermählen wie grosse, weiche.
Obwohl gegenwärtig dem Landwirt ein ganzes Heer verschiedener Maschinen für das
Vermählen und Verschroten zur Verfügung steht, so gibt es doch wohl kaum eine andere
Gruppe unter den für den Landwirtschaftsbetrieb wichtigen Maschinen, über welche
mehr Klagen laut werden als wie gerade über die Schrotmühlen. Bald wird über zu
schnelle Abnützung der arbeitenden Teile geklagt, bald die Grösse, bald die Güte der
Leistung als nicht
genügend befunden. Obwohl sich die Fabrikanten Mühe geben, die arbeitenden Teile aus
härtestem Material herzustellen, so muss doch infolge der Inanspruchnahme durch
Reibung eine stetig zunehmende Abnutzung der Mahlkanten eintreten, was dann auf
Kosten sowohl der Güte als auch der Grösse der Leistung geht. Dieser schwachen Seite
aller Schrotmühlen mit metallenen Mahlscheiben, von welchen einige der
gebräuchlichen Formen in Fig. 1–3 abgebildet sind, kann eben nur durch häufiges
Auswechseln letzterer begegnet werden. Die Ursache der Klagen über nicht genügende
Leistung liegt aber oft beim Landwirt selber; bald ist das zu wenig häufige
Auswechseln der Mahlscheiben, bald die zu geringe Tourenzahl, bald zu schwache und
zusammengestückelte Riemen, bald die Unzulänglichkeit des Motors, bald der Umstand,
dass der Landwirt für eine Schrotmühle überhaupt nicht viel auslegen will, die
eigentliche Ursache der Unzufriedenheit. Bei Schrotmühlen besonders bewahrheitet
sich die Erfahrung, dass das Billigste zugleich das Teuerste ist. Eine Schrotmühle,
soll sie leistungsfähig sein, verlangt unbedingt genügend Kraft, scharfe Mahlkanten,
richtige Tourenzahl und richtige Behandlung.
Textabbildung Bd. 319, S. 710
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 319, S. 710
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 319, S. 710
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 319, S. 710
Fig. 4.
Um das Auswechseln der Mahlscheiben als Ganzes zu umgehen und das Scharfmachen der
Mahlkanten, wann immer es notwendig werden sollte, leicht zu ermöglichen, hat Johann Muschinek in Budapest bei der von ihm konstruierten Schrotmühle, die in Fig. 4 und 5
abgebildet ist und die an der hiesigen Prüfungsstation für landw. Maschinen seit
längerer Zeit in Verwendung steht, die Einrichtung getroffen, dass die in die
Mahlscheiben (Fig. 6) eingesetzten ringförmigen
Zahnreihen alle auf einmal mit einer unterhalb ihrer befindlichen
Stellkeilvorrichtung aus der Ebene der Mahlscheibe heraus um eine Kleinigkeit
gehoben und nachgeschärft werden können. Die Zähne selbst sind Stahlplättchen von
rechteckiger Form, wie aus Fig. 14 zu ersehen, in
welcher sie mit s bezeichnet sind.
Die Mahlscheiben m m, in Fig. 7 im Durchschnitte gezeichnet, sind tellerförmig vertieft und die
Mahlzähne ec ragen aus ihnen derartig heraus, dass ihre
oberen Kanten c1
c1, welche zugleich die
Mahlkanten sind, alle in einer wagerechten Ebene liegen.
Textabbildung Bd. 319, S. 710
Fig. 5.
Textabbildung Bd. 319, S. 710
Fig. 6.
Textabbildung Bd. 319, S. 710
Fig. 7.
Textabbildung Bd. 319, S. 710
Fig. 8.
Die Mahlzähne cc (Fig.
7) stecken mit ihrem Unterende in einer ringförmigen Bleiplatte oo, welche, wenn es zum Nachschleifen kommt, durch eine
auf sie einwirkende Rundkeilstellvorrichtung, die in Fig.
11 abgebildet und weiter unten beschrieben ist, gehoben werden kann, wobei
dann die Zähne aus der Ebene der Mahlscheibe um eine Kleinigkeit mehr hervortreten.
Die ringförmige Bleiplatte oo ist in eine ebenfalls
ringförmige Schale S2
eingelassen und auf deren Rand aufgeschraubt (Fig.
8). In Fig. 8 ist das ringförmige Gehäuse der
oberen Mahlscheibe mit S1 bezw. mit I, jenes der unteren mit II bezeichnet; der Raum a,
welcher zwischen dem Boden der Schale und der Bleiplatte bleibt, dient zur Aufnahme
der aus Rundkeilen bestehenden Hebevorrichtung. Das die Mahlscheiben aufnehmende
Gehäuse ist im Durchschnitte in Fig. 9 abgebildet.
Die untere Mahlscheibe, getrieben von der Spindel V,
bildet den Läufer; die obere, die Mahlscheibe aufnehmende ringförmige Schale ist mit
zwei Zapfen an den Ring rr befestigt, welcher
seinerseits wieder mit ebenfalls zwei Zapfen an den Deckel des Mühlgehäuses G befestigt ist; diese zwei letzteren Zapfen sind aus dem
Durchschnitte (Fig. 9) zu ersehen; die anderen zwei
sind unter rechtem Winkel zu diesen angebracht, so dass eigentlich die obere
Mahlscheibe nach Art eines Kompasses aufgehängt ist, und in der Richtung von zwei
aufeinander senkrecht stehenden Durchmessern etwas Beweglichkeit hat. Mit K ist in Fig. 8 eine
Kappe bezeichnet, welche die Schraubenmutter, mit der die Spindel V angezogen wird, bedeckt, O bedeutet in Fig. 9 Löcher, durch welche
hindurch beim Vermählen Luft zur Kühlung eingesogen wird. Durch das Rohr B gelangen die zu vermählenden Körner zwischen die
Mahlflächen; seine Höhe über der unteren Mahlplatte kann mit dem Stellrade C geregelt werden. Die Gosse A befindet sich unmittelbar über dem Rohr B.
Die Pfeile in Fig. 9 deuten die Richtung an, in
welcher die ringförmige Bleiplatte samt den in ihr eingesetzten Mahlzähnen zum
Nachschleifen in die Höhe gehoben wird.
Textabbildung Bd. 319, S. 711
Fig. 9.
Textabbildung Bd. 319, S. 711
Fig. 10.
Textabbildung Bd. 319, S. 711
Fig. 11.
Die die Mahlscheibe aufnehmende Schale ist in Fig. 10
perspektivisch dargestellt. In ihren zwischen B und K befindlichen ringförmigen Raum kommt zu unterst eine
ringförmige Platte S (Fig.
11), auf welcher sich vier keilförmige Zähne c befinden. Diese Platte ist an ihrem Rande teilweise gezahnt, um mit
einer in das Ansatzstück V (Fig. 10) eingeführten endlosen Schraube gedreht werdenzu können,
wenn die Zähne wegen Nachschärfens gehoben werden sollen. Auf die untere Platte 5
(Fig. 11) kommt die ringförmige Platte E (s. auch Fig. 12),
deren keilförmige Zähne nach unten zu gerichtet sind. Auf diese, aus den zwei
Keilplatten S und E (Fig. 11) bestehenden Unterlage kommt nun die
Mahlscheibe zu liegen, welche, wie aus Fig. 13 zu
ersehen, aus der Platte mm, in welche die Zähne
eingesetzt sind, und aus der eigentlichen Mahlplatte nn
besteht. Die in dieser Abbildung mit mm bezeichnete
Platte entspricht der in der Abbildung Fig. 7 mit
oo bezeichneten Bleiplatte; in ihr stekken die
Zähne (Fig. 13) und ragen selbige aus der oberen
Platte nn heraus, ferner ist die Platte nn festgeschraubt, die Platte mm hingegen vertikal verstellbar und zwar mit der
Rundkeilstellvorrichtung. Für sich abgebildet ist der die Mahlzähne S zusammenfassende Bleiring G in Fig. 14. Die Mahlplatte, in Fig. 15 besonders gezeichnet, hat Zähne von viererlei
Stärken. Diese sind in Fig. 6 mit a, b, c, d bezeichnet und dienen die inneren Zahnreihen
den äusseren als Vorbrecher.
Textabbildung Bd. 319, S. 711
Fig. 12.
Textabbildung Bd. 319, S. 711
Fig. 13.
Textabbildung Bd. 319, S. 711
Fig. 14.
Textabbildung Bd. 319, S. 711
Fig. 15.
Textabbildung Bd. 319, S. 711
Fig. 16.
Das Nachschleifen der Zähne geschieht mit der Schleifvorrichtung Fig. 16, die aus dem Hebel E und dem
an ihm befestigten Stück Karborundum K besteht; während
die nachzuschleifende Mahlscheibe rotiert, wird der Hebel in der Richtung der Pfeile
hin- und hergeführt und gleichzeitig an die Zähne angedrückt. Wenn nachgeschärft
werden soll, wird die Gosse und der Deckel des Mahlgehäuses abgenommen, der
Schleifhebel (Fig. 16) mit Hilfe der Hülse C in der richtigen Höhe an den Rand des Gehäuses
festgeschraubt und die Zähne mit der Stellvorrichtung etwas gehoben. Zuerst wird die
obere Mahlscheibe nachgeschliffen, in der Weise nämlich, dass man die Mahlscheibe,
welche den Läufer bildet, heraus aus dem Gehäuse hebt und an ihre Stelle die obere
setzt; ist letztere fertig geschliffen, so setzt man sie in den oberen Teil des
Gehäuses wieder zurück, setzt die untere Scheibe an ihren Ort, schärft sie nach und
belässt sie gleich dort. Das Einstellen des Läufers der Höhe nach geschieht in der
gewöhnlichen Weise mit Schnecke und Schneckenhandrad.
In der Oekonomie der hiesigen landw. Akademie ist die in Rede stehende
Schrotmühle, betrieben von einem 5 HP Benzinmotor, schon über ein Jahr im Gebrauch
und hat sich gut bewährt. Die Spindel macht 500 Umdrehungen i. d. Minute. Wenn sich
eine leistungsfähige Fabrik fände, welche die Fabrikation von diesen Schrotmühlen
sich zur Spezialität machen würde, so wäre damit den Zwecken der Schroterzeugung als
Futtermittel sehr gedient, Hirse kann mit dieser Mühle ebenso leicht vermählen
werden wie Mais. Die Zähne können etwa 40 mal nachgeschärft werden; dann erst muss
ein neuer Satz Zähne eingesetzt werden.
Charakteristisch an Muschineks Schrotmühle ist demnach
die ringförmige Bleiplatte mit dem in sie eingegossenen Zahnkranz, der in die
Mahlscheibe verschiebbar eingesetzt ist und sich so wegen Schärfens der
Mahlzahnkanten nachstellen lässt.