Titel: | Das Schleifen und die Schleifmaschinen. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 715 |
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Das Schleifen und die
Schleifmaschinen.
(Fortsetzung von S. 415 d. Bd.)
Das Schleifen und die Schleifmaschinen.
Demoor's Hohlschleifmaschine.
Vom Atelier Demoor in Brüssel wird die in Fig. 88
nach
Engineering 1902 II 839 gezeigte Maschine zum Hohlschleifen von Lagerbüchsen,
Ausschleifen gerader Schlitze und zum Anschleifen gerader Kanten gebraucht. In den
Hauptteilen ist diese Maschine einer sog. Universalfräsemaschine ähnlich und auch zu
Werkstücken geeignet, die auf solchen Maschinen hergestellt worden sind. Am
Standfuss a verschiebt sich der Tischwinkel b und ist mittels Tragspindel c durch Hand einstellbar. Auf diesem gleitet, aber auch im Schaltgang
betätigt, der Kreuzschlitten d, auf welchem der
Langtisch f nur durch Handbetrieb eingestellt und im
Hube bewegt wird. Zum Hohlschleifen erhält die Schleifradspindel g, durch die Riemenrolle h
betrieben, eine Planetenbewegung, indem ein im Spindelstock i lagerndes Spindelrohr vermöge Riemenscheibe k gedreht wird. Weil nun die Schleifradspindel g zu diesem Spindelrohr exentrisch liegt, so entsteht eine Kreisbewegung
der Schleifradachse g. Um aber die Grösse dieser
Exentrizität abzuändern lagert die Schleifradspindel in einer Zwischenwelle l (Fig. 89) exentrisch
diese Zwischenwelle l aber wieder exentrisch im
äusseren Spindelrohr k.
Textabbildung Bd. 319, S. 715
Demoor's Hohlschleifmaschine.
Wenn nun, wie in (Fig. 88) die Einrichtung getroffen ist, dass, eine Verkupplung zwischen
Aussenrohr k und Zwischenwelle l vermöge eines auf l sitzenden
Schneckenrades in der Weise erreicht ist, dass eine relative Verdrehung entsteht, so
kann die radiale Exentrizität von Null (Fig. 89) bis auf den
Grösstwert 2 e der doppelten Exentrizität gebracht
werden, sofern die Zwischenwelle um 180° verdreht wird. Von der äusseren Rohrwelle
k wird ferner mittels Stirnräder m und Stufenscheiben n die
gelenkige Fernrohrwelle o und damit ein Wendewerk p getrieben, von welchem die selbsttätige
Schaltbewegung des Kreuzschlittens d mittels
Anschlagklötzchen q abgeleitet ist.
Für das Hohlschleifen grösserer Werkstücke stellt sich, bei Schleifwerken mit
liegender Spindel, das Aufspannen in senkrechter Ebene vorteilhafter dar, als auf
wagerechten Tischflächen, wobei ohnedies Winkelböckchen nicht zu vermeiden sind. In
Fig.
90 ist eine von Demoor in Brüssel gebaute
Schleifmaschine mit senkrechter Aufspannplatte vorgeführt.
Auf der Wange a ist das Böckchen b mit wagerechter Führungswange aufgeschraubt, auf welcher der
Kreuzschlitten c gleitet. Mittels Handradspindeln d und f wird die
Einstellung, des auf der senkrechten Spannplatte g
befestigten Werkstückes in beiden Richtungen ermöglicht.
Endseitig auf der Wangenbahn a verschiebt sich, in
selbständiger Hubweise der Schlitten h, auf welchem
mittels Handradspindels i der Spindelstock k für die Schleifradspindel l eingestellt wird. Der Hubbetrieb des Lagerschlittens h geschieht unmittelbar vom Deckenvorgelege aus durch
die Scheibe m, das Wendetriebwerk n, welches von den Anschlägen o durch die Schrauben-Spindel p eingestellt
wird, während bei ausgerückter Zahnkupplung r das
Handrad q zu Hubbewegungen dienen kann.
Rössler's Hohlschleifwerk.
Nach Engineering 1902, II S. 661 wird von den London Emery
Works die in Fig. 91 bis 95
vorgeführte Maschine gebaut, an welcher das Rösslersche
Hohlschleifwerk angewendet wird. Vergl. Pregél's
Schleifmaschinen 1892. S. 190 bis 201.
Die eigentümlich abgeknöpfte Wangenplatte a (Fig. 93)
trägt den Ständer b an dessen Seitenbahn der entlastete
Querbalken c durch Handspindel d getragen, gleitet. An der wagerechten Führungsbahn des Querbalkens ist
durch Griffspindel f, der Schlitten g mit Kreisnut stellbar, an dem die eigentliche
Aufspannplatte h Winkellagen gegen die Wagerechte
einnehmen kann.
Durch Stufenscheibe i wird ferner mittels Schneckenrad
k und Kegelradwendegetriebe l, durch Anschlagstange m, der
Textabbildung Bd. 319, S. 716
Rössler's Hoblschleifwerk.
Textabbildung Bd. 319, S. 716
Mayer-Schmidt's Hohlschleifwerk.
Textabbildung Bd. 319, S. 716
Progrés' Hohlschleifwerk.
Textabbildung Bd. 319, S. 716
Reinecker's Hohlschleifmaschine, stehender Bauart.
Lagerschlitten n in periodische Hubbewegung
gebracht, wobei die Schleifradspindel o durch
Riemenscheiben p q r s (Fig. 94 und 95)
betätigt wird, während das ganze Werk durch t in
dauernden Umlauf versetzt wird. Weil aber das Schleifradlager u um die Achse q r
Winkelverstellung durch Schraube v erhält, so führt das
Schleifrad die in (Fig. 96) gezeigte
planetarische Bewegung aus, sobald die Schleifradachse aus der Achsenrichtung p t geschwungen ist.
Mayer-Schmidts Hohlschleifwerk.
Mayer & Schmidt in Offenbach a|M. bauen ein ganz
besonderes Hohlschleifwerk, welches zu verschiedenen Sonderzwecken Verwendung
findet. Nach Engineerung 1902, II, S. 838, ist in Fig. 97 und 98 dieses
Werk besonders hervorgehoben.
Das Schleifrad a wird vom ersten Spindelteil b getragen, welches mittels freier Zahnkupplung an den
Spindelteil c angeschlossen ist, an welchem die
Antriebsscheibe d sitzt. Durch diese Teilung der
Spindel wird der seitliche Einfluss des Antriebriemens vom Schleifrad fern
gehalten.
Die Gesamtspindel lagert in einem Zylinder f, an dessen
vorderen Stirnfläche die Lagerbüchse g angeschraubt
ist. Dieser Zylinder f ist in schräger Achsenlage in
einem Zylinder h derart eingebaut, dass, sofern eine
Längsverschiebung von h vorgenommen wird, eine
exentrische Lagenänderung der Schleifradspindel b c die
Folge ist. Wenn nun diesem, in einem Lagergehäuse i
geführten Zylinder h, ausserdem eine Rotationsbewegung
gegeben wird, so entsteht ohne weiteres die gewünschte Planetarbewegung der
Schleifscheibe a. Die Längsverschiebung wird durch eine
drehbar an h angeschlossene Glocke k erhalten, welche mit ihrem Gewinde in eine mittels
Griffrad m drehbare Mutterbüchse l eingreift, die mittels Bord an das Lagergehäuse von
i gehalten ist. Dagegen wird die Drehbewegung durch
ein langzähniges am Zylinderumfang angefrästes Stirnrad erreicht, welches mittels
Räderzuges o, p von der Antriebsriemenscheibe q betätigt wird. Von dieser Scheibe q aus wird aber auch die Schleifradspindel durch p betrieben, wobei der Riemen durch eine Fensteröffnung
des Anschlussteiles von i geleitet wird. Je nach Lage
der Schleifradspindel muss dieser Kiemen entsprechend gespannt werden, wozu die
Stangengelenke r, s vorgesehen sind, welche das Lager
zur Riemenmscheibe q bilden.
Von der Stufenscheibe t und durch Wendegetriebe u, wird ferner die Keilnutwelle v betätigt, von welcher mittels Schneckenradwerkes w, das Zahnstangengetriebe z zur
Schlittenbewegung herangezogen wird. Im Schneckenrad w
ist endlich eine Reibungskupplung x eingeschlossen, die
durch einen Federknopf des Handrades y ein- oder
ausgerückt wird. Die üblichen Anschläge besorgen in bekannter Weise die Begrenzung
des Schlittenhubes.
Progré's Hohlschleifwerk.
Ein kleines selbständiges Hohlschleifwerk wird nach Engineering 1902, II, S. 770 von
der Firma Progrès Industrielle in Brüssel gebaut,
welches unter Umständen auch an Drehbänken, Fräsemaschinen, Rundschleifmaschinen und
dergl. angebracht Werden kann. (Fig. 99 bis 102).
Obwohl es im Prinzip mit den Vorbeschriebenen übereineinstimmt, so zeigt die
konstruktive Durchbildung doch davon Wesentlich abweichende Formen, so dass dessen
Beschreibung gerechtfertigt ist.
In einem Lagerböckchen a dreht sich mit der
Festscheibe b, deren zugehörige Losscheibe c auf den Nabenabsatz des Lagerbockes a frei geht, ein Zylinder d der zwischen Bund und Ringmutter f achsial
gehalten wird. Im breiten Bund durchquert eine Griffschraube g diesen Zylinder d und er fasst mit einem
Zonenabschnitt seines Schneckengewindes einen längeren exzentrisch gelagerten
Zylinder h, in welchem wieder exzentrisch in Büchsen
gelagert, die Spindel i durch besondere Riemenscheibe
k angetrieben läuft. Sowohl der Zylinder h, als auch die Spindel i
werden durch entsprechende Ringmuttern in der Lage gesichert. Die Spindel i besitzt neben einem konischen Zapfen noch einen
äusseren Führungskonus, auf dem die aufgeschraubte Spindelverlängerung l sich zentriert, wobei eine Ueberwerfbüchse die
Lagerstelle gegen Staub schützt.
Während der Zylinder h mit 50 minutlichen Umdrehungen
läuft, kreist die Schleifradspindel mit 4000, wobei die Exzentrizität denselben von
0 bis 16 mm eingestellt werden kann.
J. E. Reinecker's Hohlschleifmaschine, stehender
Bauart.
Um weit ausladende Schleifradspindeln von dem Einfluss des Eigengewichtes zu
befreien, auch die Einsicht zur Arbeitsstelle zu erleichtern und das Aufspannen des
Werkstückes bequemer zu gestalten wird die Bauart mit stehender Spindel gewählt, oft
auch derjenigen mit liegender Spindel vorgezogen.
Eine besonders schöne Gesamtanordnung zeigt die in Fig. 103 und 104
dargestellte stehende Rundschleifmaschine von der Firma J.
E. Reinecker in Chemnitz-Gablenz, deren Einzelheiten in D. P. J. 1901, 310, S. 480 eingehend beschrieben sich vorfinden.
Am Standfuss a ist eine Planscheibe b vorgesehen, welche von der Welle der Stufenscheibe
c, durch Vermittlung eines Wendetriebwerkes mittels
Winkelräder betrieben wird. Vom Winkelriementrieb d
wird ferner eine stehende Welle mit Trommelscheibe und von dieser aus, die
Schleifradspindel g betätigt. Weil aber das
Aufsatzstück i zu einer Drehverstellung befähigt sein
muss, um die erforderliche Exzentrizität der Schleifradachse zum Planscheibenmittel
b zu erhalten, so muss die Trommelwelle zugleich
zur Drehungsachse des Aufsatzes i gemacht werden. Dem
Schleifvorgange entsprechend muss das Schleifwerk g
eine senkrechte und periodisch verlaufende Hubbewegung ausführen, wozu ein
Zahnstangenwerk am Spindelschlitten mit eingelegtem Wendegetriebe mittels
Schneckenrad von der Trommelwelle aus abgezweigt wird. Diese Hubbewegung wird durch
Anschlagklötzchen in bekannter Art begrenzt, während ein über Rollen geführter
Gewichtszug k die Schlittenbewegung durch
Gewichtsausgleichung sanfter und gleichmässiger gestaltet. Um aber feine
Höheneinstellungen des Schleifrades, wie sie zum Anschleifen von Bandansätzen öfters
erforderlich werden zu ermöglichen, wird vermöge eines Schneckenradwerkes m, die Spindelhülse g im
Schlittenwerk l verschoben. Damit aber nach beendeter
Einstellung der Spindelexzentrizität beim Nachsehen der Arbeitstelle, also nachdem
das Schleifrad aus dem Werkstück gehoben worden ist, die frühere genaue Einstellung
ohne weitere Mühe wiederzufinden, sind Anschläge n
vorgesehen, bis zu welchen die Verdrehung für eine bestimmte Exzentrizität zulässig
ist.
(Fortsetzung folgt.)