Titel: | Ueber die modernen Einrichtungen zur künstlichen Kühlung von elektrischen Maschinen und Apparaten. |
Autor: | Leo Lichtenstein |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 721 |
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Ueber die modernen Einrichtungen zur künstlichen
Kühlung von elektrischen Maschinen und Apparaten.
Von Leo Lichtenstein,
Berlin.
Ueber die modernen Einrichtungen zur künstlichen Kühlung von
elektrischen Maschinen und Apparaten.
In diesem Aufsatz sollen die mannigfachen Verfahren zur künstlichen Kühlung
grosser Generatoren, Transformatoren und Anlasser, die in der neuesten Zeit
besondere Verbreitung gefunden haben, im Zusammenhang dargestellt werden.
Die Anwendung der künstlichen Kühlung im Maschinenbau ist nicht neu;D. p. J. 1903, 318,
S. 270. bei dem Bau von Luftkompressoren hat man frühzeitig
gelernt, den Zylinder und Kolben durch Wasserzirkulation zu kühlen. In der
Elektrotechnik kam man zur Anwendung der künstlichen Kühlung, als man durch die Wahl
von immer grösseren Maschineneinheiten vor die Aufgabe gestellt war, beträchtliche
Wärmemengen ohne unzulässige Erwärmung der in Frage kommenden Maschinenteile
abzuführen. Wie gross diese Wärmemengen sind, lehrt folgende einfache Rechnung:
Drehstromgeneratoren von 3000 KW Leistung sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Der
Wirkungsgrad solcher Maschinen ist sehr hoch, etwa 0,95; der Verlust, d.h. die in
Wärme umgesetzte Leistung beträgt 5 v. H. der gesamten Leistung, d.h. 150 KW oder
etwa 204 PS. Dies entspricht einer abzuführenden Wärmemenge im Betrage von 36
Kilogrammkalorien i. d. Sekunde. Ein anderes Beispiel: Es soll für eine grosse
Förderanlage ein 600 PS-Motor gebaut werden. Der Motor ist mit einem Schwungrad
ausgerüstet, das bei normaler Umdrehungszahl von 400 U/M eine lebendige Kraft =
7,106 mkg hat. Der Motor wird leer, d.h. ohne
Last, in Betrieb gesetzt. Bis er die volle Umdrehungszahl erlangt hat, muss von den
Maschinen eine Arbeit von 7,106 mkg geleistet
werden. Bekanntlich geht beim Ingangsetzen elektrischer Motoren im Anlasser eine
beträchtliche Wärmemenge verloren. Geschieht das Anlassen bei konstantem Strom, d.h.
wird der vorgeschaltete Widerstand so reguliert, dass der Strom dauernd den
Normalwert behält, so geht im Anlasser eine Leistung in Wärme über, die der beim
Anlassen geleisteten Arbeit gerade gleich ist. Im vorliegenden Falle ist diese
Wärmemenge
7,10^6\mbox{ mkg }=\frac{7,10^6}{424}\mbox{ Kilogrammkalorien }=16500\mbox{ Kal.}
Dauert das Anlassen 12 Minuten lang, so muss entweder die Wärmeabgabefähigkeit des
Anlassers so stark sein, dass 23 Kalorien i. d. Sekunde abgeführt werden können oder
seine Wärmekapazität so gross, dass 16500 Kalorien ohne unzulässige Erwärmung des
Widerstandsmaterials aufgenommen werden können. Solche Wärmemengen durch natürliche
Strahlung der Oberflächen ohneübermässige Erwärmung des aktiven Materials, dort
des Anker- und des Schenkeleisens und der Wicklung, hier des Widerstandsmaterials,
abzuführen, ist nicht möglich. Man könnte wohl durch Herabsetzen der spezifischen
Belastung, d.h. durch Anwendung grosser Kupfer- und Eisenmassen, eine Erhöhung des
Wirkungsgrades bei gleichzeitiger Vergrösserung der abkühlenden Oberfläche erzielen;
dieses Mittel allein würde jedoch noch nicht genügen. Bei Vergrösserung der linearen
Abmessungen einer Maschine wachsen die Oberflächen im quadratischen, die Massen
jedoch im kubischen Verhältnis an; um die Oberflächen zu verdoppeln, müsste man also
die Massen nahezu verdreifachen. Mit der Menge von Eisen und Kupfer steigt aber der
Preis der Maschinen; dieses Mittel ist also aus technischen und wirtschaftlichen
Gründen nicht anwendbar. Die Entwicklung der modernen Elektrotechnik geht ganz im
Gegenteil dahin, durch grösstmögliche Steigerung der spezifischen Beanspruchung
wirksamer Materialien die Abmessungen der Maschinen und damit die Kosten und den
Platzbedarf nach Möglichkeit einzuschränken. Hand in Hand mit der Verminderung der
Abmessungen geht die Vereinfachung der Bedienung und Wartung, was weitere
betriebstechnische und wirtschaftliche Vorteile zur Folge hat. Diese Tendenz deckt
sich mit dem in neuerer Zeit im allgemeinen Maschinenbau deutlich zutage tretenden
Bestreben, durch stärkere Beanspruchung der Materialien und Erhöhung der
Umfangsgeschwindigkeit die Abmessungen der Maschinen auf das Mindestmass zu
bringen.
Da die Abführung der ganzen im Betriebe entstehenden Wärme durch einfache Strahlung
in ruhender Luft nicht möglich ist, so muss man zur künstlichen Kühlung Zuflucht
nehmen. Diese kann auf dreierlei Weise erfolgen: 1. durch künstliche Vergrösserung
der abkühlenden Oberfläche bei ruhender Luft, 2. durch Luft-, Wasser- oder
Oelzirkulation, 3. durch verschiedene Kombinationen der unter 1. und 2. erwähnten
Verfahren.
Gleich beim Entwurf elektrischer Maschinen muss man darauf bedacht sein, für die
Wärmeabfuhr genügende Oberflächen zu schaffen.
Ist O die in Wärme umgesetzte Leistung (also
Leistungsverluste elektrischer Maschinen) in Watt,
o die abkühlende Oberfläche in qcm,
τ die Uebertemperatur des aktiven Materials, so rechnet
man o aus der Formel
o=\frac{O}{\tau}\,\cdot\,k . . . . 1)
Hierin ist k ein Erfahrungskoeffizient, der je nach den
Abkühlungsverhältnissen, ob künstliche Luftzirkulation vorgesehen ist oder nicht, in
weiten Grenzen wechselt.
Die zulässige Uebertemperatur τ wird verschieden
bestimmt. Bei ortsfesten umlaufenden Maschinen und Transformatoren rechnet man mit
50-60° C als obere Grenze; nur dort, wo der Mangel an Raum höhere Beanspruchung der
Materialien notwendig macht, wie bei Strassenbahnmotoren, geht man bis auf 70–80° C
und darüber hinaus. Diese Uebertemperatur wird mit Thermometer gemessen; sie ist
also nur auf der Oberfläche vorhanden; in der Metallmasse ist die Temperatur höher.
Rechnet man die Uebertemperatur des Anker- oder Schenkelkupfers aus seiner
Widerstandszunahme, so findet man Zahlen, die im Durchschnitt 10–20° C höher sind,
als die aus den Angaben der Thermometer. Diesen Umstand darf man beim Entwerfen von
Maschinen nicht vergessen. Ist die Stärke der wärmeerzeugenden Metallschicht zu
gross, so kann die Uebertemperatur in der Tiefe eine Höhe erreichen, bei der die die
Isolation herstellenden Imprägnierstoffe weich werden, während die Thermometer auf
der Oberfläche die Uebertemperatur von 50° C womöglich noch nicht anzeigen. In
solchen Fällen muss man durch passend angeordnete Kanäle verstärkte Wärmeabgabe
bewirken. Bei der Untersuchung elektrischer Maschinen ist neben der direkten Messung
mit dem Thermometer die Bestimmung der Uebertemperatur aus Widerstandszunahme sehr
zu empfehlen.
Bei isolierten Leitern (Anker- und Schenkelkupfer), lameliiertem Eisen (Anker- und
Transformatorenblechen) ist die zulässige Erwärmung im wesentlichen durch die
Rücksicht auf die bei starker Erhitzung leidende Isolation (die bei unterteiltem
Eisen aus dünnem Papier besteht) gegeben. Bei isolierten Luftleitern bleibt man
jedoch mit Rücksicht auf den zulässigen Spannungsabfall weit unter dieser Grenze.
Die andauernde Uebertemperatur blanker oder isolierter Luftleiter übersteigt selten
10–15° C. Nur verschiedene Kontakt- oder Anschlusstellen erwärmen sich in der Regel
stärker, aber meistens nur dann, wenn sie nicht auf die Dauer in gutem Zustande
gehalten werden.
Im Gegensatz hierzu geht man bei Anlassern, Belastungswiderständen und dergleichen
mit der Temperatur bedeutend höher hinauf. Man bettet oft Widerstandsbleche in
Glimmer oder Asbest ein und erwärmt sie im Betriebe auf 200–250° C. Um Feuersgefahr
zu vermeiden, werden solche Widerstände stets völlig eingekapselt konstruiert. Die
Uebertemperatur auf den zugänglichen Stellen der äusseren Hülle wird aber auch hier
50° C nicht wesentlich übersteigen. Das gleiche gilt für alle Metall- und
Flüssigkeitsanlasser, Oeltransformatoren und dergleichen. Auf der Oberfläche darf
die Uebertemperatur etwa 50° C nicht übersteigen, während sie im Innern oft viel
mehr betragen kann. In diesem Falle und überhaupt dann, wenn im Innern der Maschine
oder des Apparates die Uebertemperatur an verschiedenen Stellen verschieden ist,
wird in die Formel 1) für τ der Wert eingesetzt,
welcher für die Oberfläche als zulässig angesehen wird. Den Besonderheiten der
betreffenden Maschine wird durch passende Werte von k
Rechnung getragen. Diese Zahlen liefert die Erfahrung; sie sind je nach der Art der
Abkühlung äusserst verschieden. Im folgenden sollen einige Grenzwerte angegeben
werden.
Bei eingekapselten Belastungswiderständen wird die Wärme vom aktiven Material durch
Vermittlung der eingeschlossenenen Luft und der Blechhülle nach aussen abgegeben.
Die Wärmeabgabe ist also nicht so günstig, wie bei einem nicht eingekapselten
Widerstand. In diesem Falle kann mit k = 1000–1800, je
nach der eingeschlossenen Luftmenge usw. gerechnet werden, wenn für r die höchste Uebertemperatur der Blechhülle eingesetzt
wird. In ganz analoger Weise geschieht die Wärmeabgabebei Oeltransformatoren,
bei in Oel getauchten Belastungs- und Anlasswiderständen und dergleichen. Die
Transformatoren für hohe Spannung (von 5000 Volt ab, aber auch darunter) werden
meistens in Oel gestellt und luftdicht eingekapselt. Dies geschieht vor allen Dingen
wegen der sehr hohen Isolationsfähigkeit von Oel. Bei 40000 Volt schlägt die
Entladung in Luft in Form eines Knallfunkens oder eines Lichtbogens bei einer
Entfernung der Elektroden gleich 50–100 mm über (je nach der Form der Elektroden),
in Harzöl erst, wenn die Entfernung auf etwa 20 mm verringert wird.
Grosse Anlasser, welche nur selten, z.B. ein- oder zweimal täglich in Betrieb gesetzt
werden, werden ebenfalls gern in Oel gestellt. Hier handelt es sich darum, grosse in
kurzer Zeit entwickelte Wärmemengen ohne unzulässige Erwärmung des aktiven Materials
aufzuspeichern, und dazu ist Oel seiner grossen Wärmekapazität und seines
verhältnismässig hohen Verdampfungspunktes wegen gut geeignet.
In dem eingangs angeführten Beispiel war die aufzunehmende Wärmemenge gleich 16500
Kal. Nehmen wir die zulässige Uebertemperatur von Oel gleich 70° C an und rechnen
wir wegen der ungleichmässigen Wärmeverteilung mit τ =
50° C, so bekommen wir bei einer spezifischen Wärme von Oel gleich 0,45 die
erforderliche Oelmenge =\frac{16500}{50\,\cdot\,0,45}=730\mbox{ l.}.
Diese Oelmenge lässt sich mit Leichtigkeit unterbringen, ohne dass der Platzbedarf zu
hoch wird; zu gleicher Zeit können wegen der vorzüglichen Wärmeabfuhr die
Widerstandselemente sehr stark belastet werden. Man kommt also mit einer
verhältnismässig geringen Metallmenge aus. Die aufgenommene Wärmemenge wird dann im
Laufe des Tages langsam ausstrahlen.
Bei eingekapselten Heizkörpern findet die Wärmeabgabe zwischen dem aktiven Material
und äusserer Blechhülle im wesentlichen durch unmittelbare Wärmeübertragung, durch
Strömungen in der Flüssigkeit oder der Luft statt. Oel überträgt seiner viel
grösseren spezifischen Wärme wegen in gleicher Zeit mehr Wärme als Luft.
Dementsprechend rechnet man bei Oeltransformatoren und dergleichen je nach der
Oelmenge und Beschaffenheit der Metallhülle mit k =
1000–1800, wenn für τ wie früher höchste
Uebertemperatur des Mantels gesetzt wird. Die höchste Uebertemperatur des
eingeschlossenen Körpers ist um 10–40°C höher. Enthält das Gefäss nicht Oel, sondern
Luft, so ist das Temperaturgefälle zwischen Gefässinhalt und Gefässwand viel höher
und übersteigt bei grosser Luftmenge leicht 100° C. Es ist also ein grosser Vorzug
der in einer Flüssigkeit eingebetteten Widerstände, dass bei ihnen die
Temperaturverteilung recht gleichmässig ausfällt und die Gefahr des Verbrennens
selbst bei hoher Strombelastung gering ist. In der Praxis kommt natürlich noch ein
Faktor hinzu – nämlich der Preis. Man spart bei Verwendung von Oel an
Widerstandsmaterial, hat aber dafür Oel und Gefäss zu bezahlen. Es ist also von Fall
zu Fall zu erwägen, welcher Konstruktionsgrundsatz bei gleicher Betriebssicherheit
zu den wirtschaftlich besten Ergebnissen führt.
Steht der wärmeerzeugende Körper frei, so ist seine Wärmeabgabe selbst bei
natürlichem Luftzug intensiver als bei Zwischenschaltung einer Metallhülle. Bei
Lufttransformatoren, „offenen“ Belastungswiderständen, d.h. Widerständen, die
in Gefässe aus perforiertem Blech eingeschlossen sind, rechnet man mit k = 600–1200.
Bei umlaufenden Maschinen, die durch die Drehbewegung stärkeren Luftzug erzeugen,
wird k kleiner.
Man rechnet bei natürlicher Kühlung mit k = 400 bis 1000
τ ist hierbei die maximale mit Thermometer
abgelesene Uebertemperatur.
Rechnen wir mit τ = 50° C., k = 800 die für die im ersten Beispiel genannte Maschine erforderliche
Abkühlungsfläche, so erhalten wir
o=\frac{150000}{50}\,\cdot\,800=240000\mbox{ qcm}=24\mbox{ qcm}
Eine Maschine von so grosser Abkühlungsfläche bei halbwegs annehmbaren linearen
Abmessungen zu schaffen, ist nicht möglich. Dazu kommt noch, wie wir bereits
hervorgehoben haben, die Unmöglichkeit, eine auch nur annähernd gleichmässige
Temperaturverteilung im Körper der Maschine herzustellen, wenn die Tiefenabmessungen
derselben ein gewisses Mass überschreiten. Bauen wir die Maschine als eine kompakte
Metallmasse von 24 qm Oberfläche, so bekommen wir auf der Oberfläche eine
Temperaturerhöhung von vielleicht nur 15 bis 20° C, während im Innern Temperaturen
von vielleicht 150° bis 200° herrschen würden. Die Wärmeabgabe erfolgt durch
Wärmeleitung in der Metallmasse und die Ausstrahlung von der Oberfläche. In unserem
Falle würden die Leitungswege zu gross ausfallen. Um sie zu verkleinern, müsste man
auch im Innern der Metallmasse ausstrahlende Oberfläche schaffen und um die daselbst
ausgestrahlte Wärme zu entfernen, künstlichen Luftzug anwenden. (Stagnierende Luft
ist ein vorzüglicher Wärme-Isolator!) Bei grossen Maschinen wird man also von selbst
auf eine weitgehende Unterteilung der Metallmasse, Anordnung von Luftkanälen und
künstliche Ventilation geführt. Künstliche Kühlung hat doppelten Wert. Zunächst wird
die Wärmeabgabefähigkeit der ausstrahlenden Flächen wesentlich gesteigert, was einer
Vergrösserung der Oberfläche bei normaler Wärmeabgabefähigkeit gleichbedeutend ist.
Hierdurch wird zweitens die zur Herstellung der genügenden Abkühlungsfläche nötige
Metallmasse und damit der Leitungsweg vermindert. Die wirtschaftlichen und
betriebstechnischen Vorteile der künstlichen Kühlung haben wir bereits vorher
gebührend hervorgehoben.
Einfache Vergrösserung der Abkühlungsfläche bei unveränderter Metallmasse ist das
einfachste Mittel, die Wärmeabgabefähigkeit der Körper zu erhöhen; sie wird auf
mannigfache Weise angestrebt und leistet bei mittelgrossen Maschinen gute Dienste.
Hierher gehört vor allen Dingen die Anwendung von verschiedenen
Rippenkonstruktionen, wie sie bei den Kühlkörpern von Automobilen benutzt werden.
Diese Konstruktionen sind jedoch in der Regel hässlich und kommen deswegen bei
elektrischen Maschinen selten vor. Eine sehr weite Verbreitung hat dagegen bei
elektrischen Maschinen ein anderes Konstruktionsprinzip erlangt – das der
weitgehenden Unterteilung des aktiven Materials zur Schaffung von abkühlenden
Flächen im Innern der Maschine. Diese Unterteilung ist deshalb unvermeidlich, weil
die Wärme in den meisten Fällen in allen Teilchen der Metallmasse, also auch im
Innern der Maschine erzeugt wird. Bei nicht elektrischen Maschinenelementen (z.B.
bei Lagern, Kolben usw.) findet die Wärmeentwicklung in der Regel nur auf der
Oberfläche statt. Bei nicht elektrischen. Maschinen geht die Wärme von der
Oberfläche in das Innere der Metallmasse durch Leitung über, der Metallkern wird
also stets kühler als die Oberfläche bleiben; bei elektrischen Maschinen ist das
Gegenteil der Fall. Zudem vertragen die mechanischen Maschinenteile im allgemeinen
eine viel höhere Temperaturzunahme als die elektrischen. Deshalb findet man im
allgemeinen Maschinenbau nur selten eine künstliche Kühlung vor, so bei
Gasmaschinen, Kompressoren, sehr grossen Lagern u. dergl. Häufig wird sogar eine
Heizung vorgesehen, z.B. bei Dampfmaschinen, während die Herstellung einer
genügenden Abkühlungsfläche die wichtigste Sorge jedes konstruierenden
Elektroingenieurs ist.
Die Unterteilung der Metallmassen bildet ein sehr beliebtes und fast durchgängig
angewendetes Mittel, die ausstrahlende Oberfläche zu vergrössern. So wird das
Ankereisen stets zu mehreren Paketen, die durch Metallstege in gleichbleibender
Entfernung von einander gehalten werden, zusammengebaut (Fig. 1). Durch die so gebildeten Luftschlitze l streicht die durch Drehung des Ankers mitgerissene Luft. In gleicher
Weise wird das Eisen von Transformatoren zusammengebaut. Dort werden die
Luftschlitze senkrecht angeordnet, damit die warme Luft (oder warmes Oel) darin
aufsteigen kann. So bildet sich eine regelrechte natürliche Ventilation aus. – Bei
niedervoltigen Maschinen, die hohen Strom zu liefern haben (es gibt Ausführungen bis
4000 Amp. und darüber), wird der Kollektor sich stark erwärmen, erstens infolge der
hohen Strombelastung, zweitens weil zur Abnahme eines so grossen Stromes viel
Bürsten gehören, also grössere Bürstenreibung unvermeidlich ist. Bei solchen
Maschinen wird der Kollektor oft geteilt und mit Längsschlitzen versehen (Fig. 2).
Textabbildung Bd. 319, S. 723
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 319, S. 723
Fig. 2.
Das Gehäuse von Oeltransformatoren wird nicht selten durch ein senkrechtes Rohrsystem
durchsetzt (Fig. 3). Hierdurch wird die wirksame
Abkühlungsfläche nicht unwesentlich vergrössert; ausserdem wirken die Röhren nach
Art von Schornsteinen und bewirken lebhaften Luftzug.
Textabbildung Bd. 319, S. 723
Fig. 3.
Misst man die Temperatur an verschiedenen Stellen eines im Betrieb befindlichen,
eingekapselten Oeltransformators (solche Messungen bilden den wichtigsten Teil der
in Versuchsräumen elektrotechnischer Fabriken nach der Fertigstellung grosser
Maschinen vorzunehmenden Prüfung), so findet man, dass diese nicht gleichmässig
verteilt ist. Auf dem Boden des Gefässes ist die stationäre Uebertemperatur von Oel
am niedrigsten, unter dem Deckel am höchsten. Der Unterschied kann mehr als 100 v.
H. betragen. Durch Anordnung einer einfachen Zirkulation kann man diesem Uebelstand
abhelfen. Durch eine kleine Zentrifugalpumpe wird das Oel am Boden des
Transformatorgehäuses eingesaugt und nahe am Flüssigkeitsspiegel wieder eingeführt.
Durch fortwährenden Umlauf wird das Oel durcheinander geschüttelt und nimmt in
seiner ganzen Masse dieselbe mittlere Temperatur an. Bei unveränderter maximaler
Uebertemperatur von Oel kann man durch Anordnung einer Zirkulation die abzuführende Wärmemenge nahezu
auf das Doppelte steigern. Handelt es sich um einen Transformator, so entspricht
dies bei unveränderter Spannung einer um 40 v. H. höheren Strombelastung. – Bei
Anlage einer Zirkulation muss natürlich für ausreichende Reserve der
Zirkulationsorgane gesorgt werden. Eine kleine Pumpe, die hierbei in Frage kommt
(Zentrifugalpumpe von vielleicht 150 bis 200 mm Durchmesser), ist ein empfindliches
Maschinenelement und kann versagen. Die Folge davon ist eine übermässige Erwärmung
des Transformators usw. Es wird immer gut sein, die Pumpe usw. doppelt auszuführen.
Einfache Zirkulation wird ausser bei Transformatoren noch häufig bei
Flüssigkeitsanlassern, in Oel gestellten Belastungswiderständen und dergl.
angewendet. Sie hat lediglich den Zweck, die Temperatur in der Flüssigkeitsmasse
gleichmässig zu verteilen, um das natürliche Abkühlungsvermögen der Oberfläche voll
auszunutzen und stellt insofern eine künstliche Kühlung noch nicht dar. Anders wird
die Sache, wenn wir die angesaugte Flüssigkeit durch ein Schlangenrohr mit vielen
Windungen führen. Rechnen wir die Oberfläche eines solchen Schlangenrohrs aus, so
finden wir, dass sie die eigentliche Abkühlungsfläche des betreffenden Apparates
oder der Maschine mehrfach übersteigt. Durch die Anordnung eines Schlangenrohrs
haben wir also eine wesentliche Erhöhung der Abkühlungsfläche erzielt. Die
Zirkulation sorgt dafür, dass die Temperatur in der Flüssigkeitsmasse überall
dieselbe ist. Die Temperaturdifferenz der zufliessenden und der abfliessenden
Flüssigkeit kann hierbei leicht 10 bis 15 v. H. betragen. – Stellen wir das
Schlangenrohr in ein Bassin mit Wasser, das durch stetigen Zufluss langsam erneuert
wird, so machen wir einen Schritt weiter zur Erzielung einer wirksamen künstlichen
Kühlung. Auch kann man das Schlangenrohr in einen schornsteinartigen Blechkasten
einschliessen und durch diesen mit einem Ventilator kräftigen Luftzug treiben.
(Luftgeschwindigkeit = 40 bis 50 m/Sek.) Der Energieverbrauch eines solchen Ventilators
oder einer Pumpe ist sehr gering und beträgt kaum mehr als ⅓ bis ½ PS. Wir haben
hier mit einer Wasser- oder Luftkühlung mit Zirkulation zu tun, die bei grossen
Transformatoren, Flüssigkeitsanlassern, in Oel getauchten Metallanlassern von
häufiger Anwendung ist. Luftkühlung ist wirksamer; doch wird aus konstruktiven
Gründen bei grossen Transformatoren meistens Wasserkühlung vorgezogen. Der
Wasserverbrauch ist nicht gross und beträgt selbst bei sehr grossen Maschinen, 1000
KW-Transformatoren, nicht mehr als 2 bis 3 cbm i. d. Stunde. – Konstruktiv wird
Wasserkühlung oft auch anders ausgeführt. Man legt in das das abzukühlende Oel
enthaltende Gefäss ein Rohrsystem und lässt durch dieses kaltes Wasser langsam
fliessen. Gleichzeitig lässt man durch passende Anordnung der Saug- und Druckstelle
das Oel so zirkulieren, dass den Wasserröhren fortwährend warme Flüssigkeit
zugeführt wird (Fig. 4).
Bei den bisher betrachteten Beispielen handelte es sich immer um die Abkühlung einer
Flüssigkeit, die entweder selbst der Sitz des Wärmeentwicklungsprozesses ist
(Flüssigkeitsanlasser, Wasserwiderstände) oder die Wärme von einem Metallkörper
abzuleiten hat (Oeltransformatoren, Anlasser usw.). Im letzteren Falle ist die
Wärmeübertragung folgende: Transformatorkörper – Oel – Rohrwandung – Wasser –
Atmosphäre. Bei umlaufenden Maschinen, Generatoren, rotierenden Umformern, Motoren
und dergl. ist die Flüssigkeitskühlung untunlichund auch nie versucht worden.
Sie würde bei den hohen Tourenzahlen, die in der Elektrotechnik die Regel bilden
(150 bis 3000 U/M, meistens über 750 bis 1000 U/M), entweder unzulässig hohe
Bewegungswiderstände hervorrufen oder aus konstruktiven Schwierigkeiten unanwendbar
sein. Bei umlaufenden Maschinen ist man also lediglich auf unmittelbare Luftkühlung
angewiesen. Diese ist oft durch die Betriebsverhältnisse selbst bereits gegeben. Bei
Strassenbahnen z.B. wird das Gehäuse der stets eingekapselten Motoren durch den beim
Fahren erzeugten kräftigen Luftzug gekühlt. Aehnlich geschah es bei den
Schnellbahnwagen mit den in den Wagen befindlichen Transformatoren.
(Luftgeschwindigkeit beträgt bei 200 km/St. Wagengeschwindigkeit rund 55 m/Sek.) Bei dem
Siemens-Wagen wurde durch geschickte Anordnung des Anlasswiderstandes eine äusserst
wirksame Luftkühlung der Widerstandsbleche erzielt. Diese befinden sich auf der
Aussenfläche des Wagens auf seinem ganzen Umfang jalousieartig verteilt.
Textabbildung Bd. 319, S. 724
Fig. 4.
Bei grossen Generatoren, namentlich Drehstromgeneratoren, wird die Luftkühlung
einfach in der Weise durchgeführt, dass der durch einen Ventilator erzeugte kräftige
Luftstrom durch passend eingerichtete Kanäle durchgeblasen wird. Bei
Drehstromgeneratoren wird der Luftstrom in die Luftschlitze des Stators auf der
Aussenseite eingeführt durchläuft diese in annähernd radialer Richtung und kühlt
noch das im Innern rotierende Magnetkreuz. Die Luftgeschwindigkeit in den Schlitzen
wechselt je nach der Weite der Kanäle und der Grösse des Ventilators in weiten
Grenzen. Die abzuführende Wärmemenge beträgt sicher gerechnet, das drei- oder
vierfache derjenigen, welche ohne künstlichen Luftzug abgeführt werden könnte. Bei
Anordnung künstlicher Luftkühlung ist streng darauf zu achten, dass wirklich alle
Punkte, in denen intensive Wärmeentwicklung stattfindet, von Luft umspült werden.
Jeder Verstoss gegen diese Regel würde sich durch Ueberhitzung der betreffenden
Teile unangenehm bemerkbar machen.
Auch Belastungs- und Anlasswiderstände mit Luftkühlung sind vielfach mit gutem
Erfolge ausgeführt worden. Je nach der Aufstellung des Ventilators und der Führung
des Luftstromes, der nicht selten unmittelbar gegen den Widerstandskörper gerichtet
wird, ist die abzuführende Wärmemenge sehr verschieden. In einzelnen Fällen kann man
durch zweckmässig eingerichtete Luftkühlung die Leistung, die in einem Widerstand in
Wärme umgesetzt werden kann, auf das vierfache erhöhen. Mit einem Apparat von kaum 2
cbm Volumeninhalt und 1 qm Grundfläche kann man leicht eine Energie von 100 KW in
Form von Wärme ableiten.